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Dresdner Journal : 05.05.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186405056
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-05
- Tag1864-05-05
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- Dresdner Journal : 05.05.1864
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4S0 amten zur Bereisung Galizien- und endlich über angeb liche Verhandlungen betreff» der Aufhebung de» Be lagerungszustandes in Galizien, durchaus unbe gründet und au» der Lust gegriffen sind. Pesth, 1. Mai. (Ll.) Großes Aufsehen hat daS gestern hier angemeldete Falliment der Firma Gabriel Kabelburger u. Sohn (Tuchhandlung) in allen Krei sen der Handel»- und Finanzwrlt erregt. Die Passiva belaufen sich auf beiläufig 400,000 Fl., zu denen die Acliva in einem so verschwindenden Verhältnisse stehen, daß die Gläubiger wenig Aussicht auf Deckung ihrer Forderungen haben. Die Waarcnvorräthe sollen so ziem lich ganz für Wechsrlfordcrungen gepfändet sein. Berlin, 3. Mai. Der „StaatS-Anz." berichtet: Ihre Maj. die Königin ist nach Weimar abgereist und wird sich von dort nach Koblenz begeben, von wo Allerhöchst- dieselbe mit Sr. Maj. dem Könige am 8. in Düssel dorf zur Taufe in der fürstl. hohenzollernschen Familie zusammenzutrrffen beabsichtigt. Am 9. wohnen beide königl. Majestäten der Feier der Einweihung der Kob lenzer Brücke bei. Nach einer Cur von einigen Wochen in Baden wird Ihre Maj. die Königin die Sommerrefi- denz Schloß Babelsberg beziehen. — Der „St.-An;." publicirt den Vertrag mit der Herzog!, anhaltischen Re gierung wegen Erweiterung der Eisenbahnverbin dung zwischen Preußen und Anhalt vom 30. Januar 1864. Danach verpflichten sich die preußische und die anhaltische Regierung, wechselseitig nachstehende Eisen bahnen zuzulassen und zu fördern: 1) von Wegeleben über Aschersleben nach Halle, 2) von Aschersleben über Güsten nach Bernburg, 3) von Güsten nach Straßfurt zum Anschluß an die dort mündende Magdeburg-Leip ziger Eisenbahn, 4) von der Strecke Aschersleben-Wege leben über Ermsleben nach Ballenstedt. Die Magdeburg- Halberstädter Eiscnbahngesellschaft unternimmt den Bau und Betrieb der bezeichneten vier Eisenbahnverbindungen. — Die „Berl. Ref." meldet, daß die Aufforderung, an ' der mehrerwähnten Protesterklärung deutscher Abgeordneten gegen unberechtigte Einmischungen der Lon doner Conferenz in die schleswig holstcinsche Frage theil- zunchmen, von einigen Mitgliedern der Linken des preußischen Abgeordnetenhauses ablehnend be antwortet worden. Sie weiß dies vorläufig von den Ab geordneten Waldeck, Mellien, v. Valentini zu berichten. Der Abg. Mellien hat sein Nein mit einer Motivirung begleitet, der wir Folgendes entnehmen: „Nach meinem Erachten fordert «die Ehre Preußens, daß das deutsche Brudrrland Schleswig-Holstein nicht wieder an Däne mark überliefert wird; es fordert das Interesse Preußens und Deutschlands, daß die Herzogtümer, mit Ausschluß der dänischen Districte Schleswigs, Preußen, sei es für jetzt provisorisch oder definitiv, einverleibt werden." — Bor einiger Zeit machte die Nachricht in den Zeitungen die Runde, daß ein preußischer Hauptmann, wel cher mit seinen Truppen an der polnischen Grenze eine Streifrecognoscirung gemacht und aus Unkenntniß der Oertlichkeit die Grenze überschritten hatte, von einer überlegenen russischen Militärmacht entwaffnet und auf Geheiß des C ommandeurs derselben mit Schlägen gcmißhandelt worden sei. Die „Ndd. Allg. Z." be richtet nun: „Der Fall war so unerhört, daß die preu ßische Regierung sofort Genugtuung in St. Petersburg nachsuchte. Ehe jedoch das ofsiciclle Gesuch unsrer Re gierung nach St. Petersburg gelangte, hatte der Kaiser von Rußland bereit» von dem Vorfälle Notiz genommen. Wenigstens ist d,r russische Obrckst, welcher sich jene Roh heit erlaubt hatte, in der Garnisonstadt der preußischen Compagnie erschienen und hat vor versammeltem Offi- ciercorps Abbitte geleistet. Ferner ist derselbe seines Commandos enthoben, aus der Liste der Armee gestrichen und zu weiterer Veranlassung nach Warschau gebracht worden, wo er den weitern Entschließungen des Kaisers entgegensieht. Der rohe Mensch hatte sich damit ent schuldigt, er habe geglaubt, die preußischen Soldaten seien Insurgenten, eine Entschuldigung, die für einen russi schen Offizier an der Grenze, der die preußischen Ab zeichen kennen muß, ganz unhaltbar ist." — Die „Pos. Atg." meldet: Der Beschluß de» An klagesenals des StaatSgerichtshcfes in dein Hochvcr- rathsproccß gegen die Polen liegt gegenwärtig vor. Derselbe erstreckt sich auf etwa 250 Personen, gegen welche förmliche Voruntersuchung geführt worden war. Von diesen ist gegen 136 der Anklagestand ausgesprochen, und zwar gegen 127 Angeschuldigte wegen vollendeten Hochvcrraths, bez. Thcilnahme. daran, und gegen 9 An geschuldigte wegen vorbereitender hochverräthcrischcr Hand lungen. Gegen die übrigen ist, in der überwiegenden Mehrzahl nach den Anträgen der Staatsanwaltschaft, das weitere Verfahren eingestellt und dieselben sind außer Verfolgung gesetzt worden. Die Monstreverhandlungen dürften der Voraussicht nach wohl kaum vor Ende des kommenden Monats ihren Anfang nehmen. — Die Ver waltungen dcS norddeutschen Eiscnbahnverbande» haben auf Veranlassung der preußischen Negierung beschlossen, während der gegenwärtigen Kriegsverhältnisse, Getreide und Hülsenfrüchte, welche von de« Ostseehäfen nach den Seehäfen Amsterdam, Rotterdam, Emden und Leer gehen, zu sehr ermäßigten Fahrpreisen zu befördern. So mit wird die Blokade der Ostseehäfen weniger empfindlich für den Handel sein. Hannover, 2. Mai. (Nat.-Z.) In der Zweiten Kammer wurden heute fünf Petitionen um Wiederher stellung des V-rfassung-zustande- von 1848 überreicht. Justizminister Windthorst übergab ebenfalls eine Petition auS feinem Wahlkreise Papenburg, -en schutzlosen Zu stand der deutschen Handelsflotte betreffend, und bemerkte dabei, -aß, wenn die Regierung auch nach wie vor be müht sein werde, jeden Anlaß zu benutzen, um Deutsch land wehrhaft zur See zu machen, rS vielleicht ganz an gemessen sein werde, wenn die Ständeversammlung auf Grund dieser und anderer Vorstellungen den Anlaß nähme, ihre Bereitwilligkeit auszusprechen, die Regierung in die sem Streben zu unterstützen. — Bürgermeister Grumb- recht erkundigte sich nach dem Schicksal des hannoverschen Antrags am Bunde über die Wegnahme deutscher Kauf fahrer durch dänische Schiffe. Justizminister Windthorst erwiderte, Hannover habe den Antrag dringend zu schleu niger Annahme empfohlen, doch sei er an den Ausschuß verwiesen und von dort noch kein Bericht erstattet. Karlsruhe, 30. April. (K. Z.) Die Zweite Kam mer erklärte heute, indem sämmtliche Mitglieder vom Sitze ausstanden, ihre freudige Anerkennung der Thatcn der preußischen Truppen vor Düppel. Abg. Knies, der den bezüglichen Antrag stellte, sagte bei diesem Anlaß: ...„Möge den tapfern preußischen Kriegsmänncrn, welche so fröhlichen Sinnes den Soldatentvd in diesem Kampfe gefunden haben, die Erde leicht sein, und ihre trauern den Angehörigen der Gedanke trösten, daß das rothe Blut von Düppel das Siegel bilden mußte für den, so Gott will, ewigen Schcidebrics zwischen Schleswig-Hol stein und Dänemark!" Paris, 2. Mai. (K. Z.) Heute früh 6 Uhr ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, Meycrbecr gestorben. Er war allerdings in seiner Wohnung, Rue Montaigne, längere Zeit unwohl, aber nicht so krank gewesen, daß man für sein Leben hätte fürchten können. In den letz ten Tagen war aber sein Zustand sehr bedenklich und seit gestern höchst gefährlich geworden. Der Kaiser hatte sich jeden Tag mehrere Male erkundigt und einen seiner Aerzte ans Lager des Kranken gesandt. Mcyerbeer starb an einer Unterlribskrankhcit. Er legte sich erst, am letz ten Sonnabend. Vor acht Tagen hatte er noch seine Vorbereitungen zu einer kleinen Reise getroffen. Wäh rend seiner kurzen Krankheit behielt er sein volles Be wußtsein ; nur gegen das Ende wurde er von einer Schwäche ergriffen, die nichts Schmerzliches hatte. Sein Tod war höchst sanft. Seine Töchter trafen noch zur rechten Zeit aus Baden ein, um seinen letzten Seufzer zu empfangen. Meyerbeer hatte genaue Instructionen darüber hinterlas sen, wie seine Beerdigung stattfindcn soll. In Paris werden seine sterblichen Ucberreste drei Tage ausgestellt bleiben und dann auf eine von ihm im Voraus festgesetzte Weise nach Berlin gebracht werden. — Am 27. April hat die Generalversammlung der Aclionäre des Crcdit- Foncicr stattgcfundcn Die Dividende pro 1863 wurde auf 45 Francs festgesetzt Der „Moniteur" veröffent licht heute den Rechenschaftsbericht des Verwaltungsraths. — Es sind beim Militär zahlreiche Beurlaubungen erfolgt, die sich jetzt schon auf 45,000 Mann belaufen. — Den Zeichnern der mexikanischen Anleihe iH-die Mittheilung gemacht worden, daß sie den ganzen Betrag ihrer Zeichnungen erhallen würden. Demzufolge steht das Anlchen jetzt schon 3^8 unter dem Emisfionscours. — Aus Algerien meldet der „Abend-Moniteur": „Man ist im Süden seit der Vereinigung der Truppen Deligny's und Martineau's Herr der Lage. Der die Division Algier commandirendc General marschirt auf Laghuat. Die Aufregung, die in einigen Tribus herrschte, hat sich vollständig gelegt." Die Ruhe war, wie der „Abend-Moniteur" weiter meldet, in der Division Con stantine nicht gestört worden; die Stämme an den Gren zen von Tunis waren vollständig ruhig. Die Fregatte „Gomcr" war am 27. Abends in Algier mit einer Ab- theilung des 87. und einem Bataillon und zwei Com pagnien des 77. Regiments angekommcn. Aus Tunis vom 29. April melden die Marseiller Blätter Folgendes: „Die Insurgenten, 15 bis 20,000 Mann stark, haben sich der Städte Kcf-Badgia, Kirian und aller andern auf ihrem Wege gelegenen Orte bemächtigt. Kef machten sie zum Sih ihrer Regierung und schickten von dort Truppen gegen die Städte Massur und Biscrte. Einige vereinzelte Mordthatcn und Diebstähle ausgenommen, die Marodeurs in der Umgegend von Tunis ausübten, haben die Insurgenten bis jetzt das Eigenthum und das Leben der Europäer rcspectirt. In Tunis herrschte nur an einem Tage großer Schrecken. Eingebornc Verbrecher wollten in Gemeinschaft mit elenden Maltesern und ita lienischem Raubgesindel die Stadt plündern. Das Com- plot, welches in der Nacht vom 22. auf den 23. auS- brechen sollte, wurde entdeckt. Man nahm Verhaftungen Paris aus, wo er vor einigen Jahien im Hippodrom besonders durch seine Erercitien mit einem riesigen Polar bären Aufsehen erregte; Hcrmaun's Bekanntschaft mit den Löwen, welche er gegenwärtig im Circus Suhr verführt, ist noch keine zwei Monate alt und daher sein Ercrci- tium jedesmal «in sehr gewagtes, wenigstens Vorsicht verlangendes. 0. 6l,s. * Der provisorische Comite für den ersten deutschen Journalistentag veröffentlicht soeben die Einladung zu demselben, und zwar soll er am 22. d. M. in Eise nach stattfinden. Als Tagesordnung ist ausgestellt: 1) Die bestehenden Mißverhältnisse zwischen den Postbehörden und Zeitungsverlegern (Berichterstatter: v,eat); 2) Abschaf fung b«S ZeitungsstcmpclS (Herr L. Svnnemann aus Frankfurt a. M.); 3) Bundesprcßgesrtzgcbung (Hr. Prof, vr. Biedermann aus Leipzig); 4) Lebensversicherung u. Altersversorgungsanstalten für Journalisten (Hr. Giebe auS Frankfurt a. M.); 5) Antrag, Beauftragung eines Ausschusses zur Entgegennahme der Stcllegrsuche und An erbietungen von Nedacteuren betr. (Herr vr. M.Wirth aus Frankfurt a. M ); 6) Antrag über Nachdruck (Hr. vr. L. Braunfels au» Frankfurt a. M.); 7) Wahl deS definitiven Ausschusses und Wahl des nächstjährigen Orte» zur Ver sammlung de» Congreffe». Anmeldungen zur Versamm lung, zu der die Redakteur«, Herausgeber, Mitarbeiter und Verleger von deutschen Zeitungen und Zeitschriften Zutritt haben, erbittet sich die Redaction deS „Frankfur ter Journals" spätesten» bi» zum 18. d. M. » Einer der trefflichsten und kcnntnißreichsten Män ner ist au» dem schönen Kreise der wissenschaftlichen Di- rectorrn zoologischer Gärten und Museen geschieden. .Ter Militärkommandant M. Loche in Algier wurde ein Opfer he» dort -rassirenden, immer lebensgefährlichen Sumpf siebers, welches ihn nach seiner wiederholten wissenschaft lichen Untersuchung der Teiche im S'vah und des Lac- Fatzara ergriffen. Die ganze Bevölkerung Algiers nimmt innigen Anthcil an den Schmerzen der trauernden Witwe, und der Kaiser hat durch seine Administration dieser hoch gebildeten Dame die Direktion der von ihrem Gemahl geschaffenen naturwissenschaftlichen Anstalten übertragen, ein seltenes und in seiner Art ganz neues Acugniß für die hohe Anerkennung der speciellen Sachkenntniß und deS regen Eifers, mit welchem beide Gatten dieselben ausgestattct und durch taktvolle Erleichterung der Zu gänglichkeit derselben den Sinn für die Natur in der Bevölkerung Algiers, welche diese Verfügung auf das Dankbarste erkennt, verbreitet haben. Der grenzenlosen Hingebung des M. Loche an seine Wissenschaft und sei ner unermüdeten Thätigkeit, auch andere und selbst unsre deutschen Museen mit Algiers Produkten auszustatten, hat es auch das k. naturhistorische Museum in Dresden zu verdanken, daß die früher durch den Generalstabsarzt vr. Guyvn begründeten Sammlungen aus Algier durch ihn fortgesetzt und vervollständigt wurden. Reiche Samm lungen für Zoologie, vorzüglich Bälge, Skelete, Spiri tuosen, Conchylien und Eier befinden sich noch als Dou- blettrn in den Magazinen deS naturhistorischrn Museum» in Algier und sind von da unter billigen Bedingungen leicht zu erlangen. Dieselben werden gewiß schon als Erinnerung an einen ausgezeichneten Naturforscher für manche Museen oder Privatsammlungen wünschrnswrrth sein. Auch seltene europäische Naturalien nimmt al» Tauschartikel daS naturhistorische Museum in Algier unter Adresse an di« „vieoetrico cke l'erpoaition peema- u»nl« »l öu Koos« «l'kiiioieo naturoll« ck'^tgsr" nach vor heriger Uebereinkunft gern in Empfang. li. s In Hannover ist Ende April rin namhafter Archi tekt, der Oberhofbaudirector Labe», gestorben. v»r und tr-f Borficht-maßregeln. Gegenwärtig ist die ^tadt ruhig; die Karawanen circuliren ruhig auf den Landstraßen. Die aufständischen Beduinen scheinen nur gegen den Bep aufgebracht zu sein. Der Bey leistet noch Widerstand, aber man glaubt, daß er nachgeben wird, da bereit» ein Theil seiner Truppen abgrsallen ist und da» nöthige Geld fehlt, um die übrigen zu bezahlen." Pari», 3. Mai. (K. Z.) Nach leidenschaftlicher De batte, namentlich zwischen Jule» Favre und Olltvicr, hat der gesetzgebende Körper gestern Abend mit 232 gegen 25 Stimmen da» Coalitionggesetz angenommen Bukarest, 27. April. (Pr.) Soeben (4 Uhr Abends) ist die Volksvertretung von dem Fürsten Kusa aufgelöst worden, der an der Spitze der ganzen bewaffneten Macht von dem Palaste in das Gebäude der Kammer ritt. Die Rede, welche der Hospodar dabei hielt, läßt sich kaum ins Deutsche übersetzen. Sie ist voll der beleidigendsten Ausdrücke. Es wird Ihnen be kannt sein, daß der Fürst und sein Minister Kogolnitschano einen Gesetzentwurf nach dem Muster des letzten russischen Ukases für das Königreich Polen an die Kammer hatte gelangen lassen, welcher den bisherigen Pächtern das Grundeigenthum zusprechcn sollte, das sie in Bestand haben. Vorgestern hatte die Versammlung dieses voll kommen kommunistische Projekt (das sogenannte Rural gesetz) mit ungeheurer Stimmenmehrheit verworfen. Sie hatte nämlich ein Mißtrauensvotum beschlossen, in wel chem es heißt: „In Erwägung aber, daß sich da» Ministerium nach zahl reichen Provvcalionen des RuralgrsetzeS als einer Waste bedient zum Umsturz der bestehenden Ordnung und zur Anfachung eines Kampfes zwischen den Gutsherren und Bauern; in Erwägung ferner, dah das Ministerium durch einen solchen Vorgang die Vertreter der Nation zu einem Kampfe zwingt mit der Erecutive, in allen Klassen der Gesellschaft Mißtrauen verbreitet und Auf regung, den öffentlichen Eredit untergräbt und Zwiespalt und Hast zwischen dem besitzenden und dem besitzlosen LheUe der Be völkerung in solcher Weise anfacht, dah bereit- Gebete veröffent licht und auf den Dörfern colportirt werden, in welchen Gott angcflcht wird, die Gesellschaft zu nivelliren, die Hohen zu er niedrigen und die Niedrigen zu erheben: hat die gesetzgebende Kammer in gerechter Befürchtung, sich durch Stillschweigen zum Mitschuldigen au Unordnungen zu machen, die bald einzutreten droben und deren Anzeichen bereits jetzt schon bemerkt werden, in ihrer Sitzung vom Freitag IO. (22.) April, gelegentlich der Ereditfordernng von 8 Millionen Piaster zur Errichtung de- Lagers, mit großer Majorität und in genügend verständlicher Werse ihr Mißtrauen gegen das actnelle Minrstcruim ausgesprochen. Heute aber, da das Ministerium infolge dieses Votums -noch immer nicht zurückgclrcten ist, erklärt die Kammer, daß sie mit diesem Ministerium, welches ihre vollständige Miß billigung verdient, nicht länger mehr verhandeln könne." Gestern Abend nun veranstaltete unser Polizcipräsect Marquitoman einen Pöbelauflauf. 3—400 Zigeuner und entlassene Sträflinge, gefolgt von einer Zahl Männer und Weiber aus der Hefe des Volkes, durchstreiften mit brennenden Fackeln die Stadt, brüllend: „Es lebe Ko golnitschano! Es lebe Marquitoman! Fort mit den De putaten!" Diese ekelhafte Manifestation war die „mo ralische" Stütze für die heutige Regicrungsmaßregel. Allgemeines Stimmrecht (hier zu Lande, wo um einige Paras per Kopf Tausende von Stimmen zu haben sind), Gütcrverthcilung, Despotie auf Anarchie gepfropft: das ist das Programm einer Regierung, welche, wenn nicht an der Spitze, so doch — im Gefolge der Civilisation zu marschiren vorgiebt und die sich anmaßt, verächtlich auf die Türkei herabzuschen. Athen, 28. April. (K. Z.) Das neue Ministerium ist folgendermaßen zusammengesetzt: Balbi, Ministerprä sident und Finanzminister; Aagerino, Inneres; Popa- zophiropulos, Justiz und Kultus; Zimbraü ki, Krieg; Kanaris, Marine; Koligos, Auswärtiges. New Dort. Der Dampfer „Pcruvian" hat Nach richten aus New-Bork bis zum 23. v. M. nach London- derry gebracht. Nach denselben halte die Regierung ver boten, Nachrichten von dem Kriegsschauplatz in Virginien zu verbreiten. Man glaubte, daß die Armeen unter Lee und Grant in Bewegung seien. Es ging das Gerücht, daß die Armee Lce's zum Bor rücken aus zehn Tage Rationen erhalten hätte. Ein Panzerschiff der Consödcrirten hat bei Plymouth in Nord- Carolina drei unionistische Kanonenboote in den Grund gebohrt. — In New-Bork war Sbr Cours auf London 193, Toldagio 77, Baumwolle 80. Aus Rio-de-Janeiro kommt über Lissabon die Nach richt, daß der Minister des Auswärtigen, PavS Barreto, gestorben und durch den bisherigen Marincmi- nister, Dias Vieina, erseht worden war, während dessen Portefeuille der ehemalige Präsident der Provinz St. Catharina, Brusque, übernommen hatte. Schleswig'Holstein. Kiel, 30. April. (Z. f. N.) Aus bester Quelle kann ich Ihnen mittheilcn, baß hier verschiedene Akten stücke vorbereitet werden, welche die Abgeordneten der schleswig-holsteinschcn Stände der Londoner Con ferenz entweder direkt oder durch Vermittelung des Ver treters des Deutschen Bundes, Herrn v. Beust, zur Kcnntnißnahme unterbreitet werden sollen. Ein Augenzeuge hat der „Epen. Ztg." folgende Mit- thcilung gemacht: Als Se. Majestät der König von Preußen, in Begleitung Sr. k. Hoheit des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Karl, am 23. v- M. unter Anderm auch das schwere Feldlazarcth zu Rinkenis besuchte und an die schwer verwundeten Helden anerken nende und tröstende Worte richtete, wurde Gr. Majestät durch Se. k. Hoheit den Prinzen Friedrich Karl auf den schwer verwundeten Unteroffizier Reiß der 3. Compagnie des 60. Infanterieregiments aufmerksam gemacht, wie derselbe, nach dem Berichte seines Compagniechcfs, mit der größten Unerschrockenheit der Sturmcolonne voran eilend, der Erste auf der Schanze Nr. 2 gewesen, dort mit unglaublichem Muth und wahrhafter Todesverach tung mit dem Kolben gekämpft, mehrere seiner Feinde niedergeschlagen und sogar noch, nachdem er zwei Schüsse durch das linke Schienbein erhalten, auf einem Bein stehend, einen nach ihm geführten Hieb parirt und den Feind zu Boden geschlagen habe, und daß der Unter offizier Reiß wegen seines heldenmüthigen Verhalten- der höchsten Auszeichnung würdig sei. Se. Majestät reichte dem tapfern Unteroffizier die Hand, lobte sein rühmliche- Verhalten und fragte ihn, wie viel Feinde er erlegt habe, der Tapfere antwortete tief bewegt: „Majestät, ich glaube, 1 Offizier und 6 Mann habe ich mit dem Kolben er schlagen, wie viel ich aber erschossen habe, weiß ich nicht, e- hätten mehr werden können, aber — auf seine Wun den zeigend — der Fuß hinderte mich daran." Se. Ma jestät sagte hierauf zu seinen hohen Begleitern: „Wenn man einen 60er oder 35er trifft, den möchte man küssen," und auf den Unteroffizier zeigend, „der Mann erhält das Kreuz erster Klaffe." Tags darauf wurde dem Tapfern von Sr. k. Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl höchst eigenhändig dir »erliehrne Auszeichnung im Krankenbette auf der Unterjacke festgrsteckt. Auch ist dem Unteraffizier, da er der Erste auf der Schanz war, rtue Geldprämie von 50 Thlr. zugesichrrt worden. — Datz heldenmütige Benehmen de» PionnierS Klinkt, welcher derdieSchanze Nr. 2 von Düppel stürmenden Colonne den Weg bahnte und bald nachher «inen ruhmvollen Tod fand, hat all gemeine und verdiente Anerkennung gefanden. Au» bester Quelle kann die „N. Pr. Z." die Zusicherung geben, daß die Zukunft der Witwe und der Kinder diese- Braven voll kommen sichrrgestellt werden wird. Ucber da- bereits erwähnte Seegefecht, da- dir preußische Corvett« „Dinrta" am 30. v. M. mit den dänischen Blokadeschiffen bei Danzig bestand, berichtet die „Westpr. Z." folgendes Genauere: Die „Dineta", welche feit einigen Tagen durch da» stark gefallene Wasser auf Grund gelegt war, verließ nach 2 Uhr Mittag» den Hasen und wendete sich gegen da» etwa drei Meilen nord ostwärts liegende dänische Linienschiff, da» ihr entgegen kam. Es fand ein kurzer Geschützkampf statt. Di« „Vineta" feuerte aus den Heckgeschützen; die Schüsse de» Dänen trafen nicht. Die beiden andern dänischen Schiffe (Fregatte und Schooner) hatten sich indessen dem Lande genähert, und es war offenbar ihr« Absicht, di« „Dinrta" vom Hafen abzuleiten und rventuell abzuschneidrn, wäh rend die „Vineta" den Kampf nur näher dem Lande und mit Unterstützung dcr Strandbattericn ausnrhmen konnte. Nach einem erneuerten Geschühgcfcchte mit dem Linicuschiff kehrte die „Vineta" bei Dunkelwerden in den Hafen zurück. Tondern, 29. April. (B.-H) In unsenn Amte ist im gegenwärtigen Monat eine Abstimmung über die Kir chen- und Schulsprache durch unsre Behörden vor genommen, die von allgemeinem Interesse sein wird, da sie Districte betrifft, welche unter dem Regiment deS Herrn v. Tillisch, obwohl sie seit undenklichen Zeiten deutsch gewesen, als „gemischte" erklärt, aber bei dem bekann ten System dieses berüchtigten Regiments al- rein dä nische behandelt wurden. Die ossicielle genaue Liste dcr einzelnen 10 Kirchspiele, sowie dcr 35 Schuldistricte le gen wir bei. Nach derselben stellt sich folgendes Resul tat heraus. In Aventoft, Humptrup, Klixbüll, Leek, Südcr-Lügum, Braderup, Karlum, Ladelund, Uberg u. Medeldye ist die Zahl dcr sämmtlicken Hausväter 2079. Von diesen erschienen 1373, und es stimmten für rein deutsche Kirchcnsprache 1190, sür rein dänische Kirchen sprache 11, für abwechselnd deutsche und dänische Kir- chenjprachc 172. Die 34 Schuldistricte in denselben Kirch spielen ergaben durch dieselben Hausväter folgende» Re sultat: für rein deutsche Schulsprachc 1254, sür rein dänische Schulsprache 13, sür deutsche u. dänische Schul sprache 100, zu fremden Distrikten gehörig 6, zusammen 1373. — In der Stadt Tondern ist die Zahl der sämmr- lichen Hausväter 660, von diesen erschienen 509, und eS stimmten für rein deutschen Unterricht 508, für rein dänischen Unterricht 1. Bedenkt man, daß cs verboten war, deutsche Privatschulen zu errichten und nicht ein mal erlaubt wurde, wenn mehrere Familien sich eii-en deutschen Privatlchrcr halten wollten, so ist die Befrie digung der Bevölkerung über die eingetrctrne Umwand lung heilloser Zustände wohl erklärlich. Kopenhagen, 30. April. DaS Kriegsministerium berichtet, daß gestern und heute bei den einzelnen Ab- thcilungen der Armee nichts Nenncnswcrthes vorfiel. — Ucber die Bewegungen der Verbündeten in Jütland berichtet die „Randers Avis" vom Donnerstag: Gestern Nachmittag 2 Uhr hat der Feind Skandcrborg mit einer Streitmacht, meist Infanterie, besetzt, welche verschledent- lich zu 1—2000 Mann veranschlagt wird. Etwa 6 Uhr kamen die preußischen Fourierschützen nach Aarhuu» und bestellten dort Quartiere für 3000 Mann ans allen Waffengattungen, welche heute eintrcffen sollten. Die Fourierschützen, cin Offizier, 2 Unterosfieicrr und 16 Ge meine, waren von dem Grcnadierregimcnt Königin Eli sabeth , und meinten, daß noch im Laufe des Übend em CorpS nach der Stadt kommen würde, nm nähere Bestimmungen zu treffen. In Viborg, wo für 4400 Mann Quartier bestellt worden war, rückten 6000 Mann cin, wovon cin Regiment nach Holstebro dirigsrt wurde. In Viborg sind sür zwei Tage folgende Requisitionen gemacht worden: 2700 Pfd. Reis, 380 Flaschen Wein, 2100 Flaschen Branntwein, 3000 Cigarren, 1500 Pfd- Tabak, 7000 Pfd. Erbsen, 39,200 Pfd. Brod, 700 Pfd. Salz, 5500 Pfd. Speck, 56 Ochsen, 750 Pfd. Kaffee und 642 Tonnen Hafer. Von dem Kirchspiele Orum wurden ferner bis Abends 8 Uhr verlangt: 1000 Pfd. Brod, 500 Pfd. Stroh, 1000 Pfd. Heu und 20 Tonnen Hafer, für den Weigerungsfall würde der Feind selbst Rath schaffen. Vormittags 11 Uhr ist der Feind mit 1400 Mann in Aarhuu» eingcrückt. — Einer zweiten Meldung desselben Blatte» zufolge wird die nach Viborg und Umgegend gelangte Truppenstärke mit 12,000 Mann in Anschlag gebracht und hinzugefügt, daß der Feind von Viborg au- in der Gegend nach Thisted vorrücktc. Kopenhagen, 1. Mai, 3 Uhr Nachmittags, (Hamb. Nachr.) Der Feind hat Freitag Mittag Hobro besetzt und Patrouillen nordwärts bis Rold-Skov (2'/k Meilen nördlich von Hobro, an der Landstraße nach Aalborg) ausgesandt, wo ein Zusammenstoß mit den dänischen Truppen stattgcfunden haben soll. Details fehlen. — Randers ist dem Vernehmen nach gestern Mittag besetzt worden, zu welcher Zeit dcr Feind wenige Meilen von Aalborg stand. — Von Alsen nichts Neues. — Die Regierung hat in neuerer Zeit sehr strenge Vorsichtsmaßregeln ergriffen, Mittheilungen von Kopen hagen zu verhindern. So wird dort bekannt gemacht, daß wegen der Zcitverhältnisse die Privatcorrespondenz vermittelst dcr Telegraphen folgenden Einschrän kungen unterworfen ist: I) Privattclegramme dürfen nicht chiffrirt sein. 2) Wenn in einem Privattelegramme Zahlen oder Verkürzungen vorkommen, so muß au- dem übrigen Tert deutlich hervorgehen, wa» Zahlen odrr Ab kürzungen bedeuten. 3) Die Absender müssen es sich ge fallen lasten, daß ihre Telegramme von Militär- oder Civilbehörden durchgesehen werden. Landtogoverhandlun-en. Sitzung vom 4. Mai. (Der Schlußbericht über die Sitzung vom 3. Mai befindet sich in der Beilage.) A»etr, Kammer. Beginn der Sitzung Vormittag- 10 Uhr. Anwesend find: Staat-Minister »r. v. Falken stein, Geh. Rath ve. Hübel und geh. Kirchenrath vr. Gilbert. Tagesordnung: Fortgesetzte Drrathung de» De- putation-brricht- über daS Budget für da- Departe ment de« Cultns und öffentlichen Unterricht». (Referent Abg. Oe. Hertel.) Pos. 66b. Für dir Gelehrten- und Realschu len: 52,788 Thlr. (17,706 Thlr. mehr, züm größten Theil für Gehaltserhöhungen der Lehrer) empfiehl dt
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