Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.06.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186406171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640617
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-06
- Tag1864-06-17
- Monat1864-06
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 17.06.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
DreMlerIournal Verantwortlicher RedaHeur: I. G. Hartmann. Iw tritt ?a»t- uoä ktewpelrn- »cdl»8 üio»u. Lnsrratrnaimlchme auswärts: Lsipriz: t». It«^xv»rirrri!», Linmmissiooilr 6«» I>rvs<inor ckauroulx; «beoit»».: It. ^'.xai-üir, I-:. Ir,i.l>Lx; 8uwdarx-LIl0ll»: tL Vnai.»:«. LsrUo: «>uni>ii üueli- kinlli., lixriiri^rün'» Iiu>v->u; Lr«m»a: I). 8<,ii.<nrt:; LroilLU! I.ol i« 8e^x<»:x; I'rLnickllrl. a. tl.: tiutiiiii.; Lola: ^voi.r litnxx»«: karis: v. (28, rii« <Ie i>oo» ent»«-»); kr»F: t u. t)ni!i.i< «'« liuclik.; Visa: 6onij>toir »I. I». VVi, ncr X» iluu^, 8c«!litn»t»I. 887, Hrrauvgebrr: Könissl. Lrpoäition <is» Itn iilner ckoiirn»!», Dresüeo, >1»ri«in>trn«,s Ko. 7. 2lb»»«mr»tZprrift: cktdrUey: S TKIr. — Kxr. io >»«L»«a.t „ 1» „ „ ,. 1 »onntlied io vrssLsp: tü Kxr. t.inr«Io« Kitiiuiisro: 1 Kxr. ) Snseratenpreise: I'iw a«o Kaum einer ^e»p»itenen 2eil«: 1 Kxr, Vater „Livgesnnär" äi« Xeiis: 2 Nxr. «rschrtnra: Hl»Ueb, mit Lnsnekm« 6«r Sonn- noä k'eiertex«, Xbsoä» für ckea kei^sacken T»^. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Juni. S«. Majestät der König haben allrrgnädigst gestattet, daß die nachgenannten Offiziere die ihnen verlirhrnrn königl. hannöverschen Orden an nehmen und tragen dürfen, und zwar: Generalleutnant von Hake, Kommandant der Bundes-ErecutionS-Trup- prn in Holstein, da- Großkreuz d.S Guelphenordens, Oberster von Fabrice, Chef des Generalstabes beim BundeS-ErrcutionS-Corps, daSCommandeurkreuz2. Classe desselben Orden- und Oberleutnant von Cerrini di Monte Varchi II., Divisions Adjutant bei genanntem CorpS, den Guelphenorden 4. Classe. Äichtaintlicher TIM. Ueb erficht. Telegraphische Nachrichten. Tagesgrschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Wien: Abreise des KaiserpaarS. Beurlaubung deS Krieg-Minister-. — Krakau: Ein Capitän der Hänge gendarmen verhaftet. — Lemberg: Preßproceß. — Hermannstadt: Vom Landtage. — Berlin: Er- satzmannschaften nach dem Kriegsschauplatz«. Porto, ermäßigung. Polenproceß. Artillerieschießversuche. — Hannover u. Kassel: Kammerverhanblungen. — Darmstadt: Volksversammlung. —Koburg.Vom Landtage. — Paris: DembinSki -s. Baron Bud berg nach Kissingen. Genugthuung von Marokko. Nachrichten auS Algier. — Genf: Comitss zur Un terstützung Verwundeter. — Turin: Aus den Kam mern. Galeerensträflinge. Demonstration. — Ma drid: Von den CorteS. Nachrichten aus Peru. — London: DaS Befinden deS Herzog- von Newcastle. Di« Canalflotte. Ein spanischer Commissar aus Peru. Rom: Die Abberufung v. Kisseleff's— Stockholm: Der König zurück. — St. Petersburg: Stellver tretung Gortschakofs's. Balabin abberufen. Armee- reduction. — Warschau: Bürger zum Statthalter b^schirdrn. Deportirte. Neue Ernennungen. — New- Bork: Vom Kriegsschauplätze. Anleihe. Juarez. Schleswig-Holssetn. (Von der Conferenz. Ein Eng länder über die Hrrzogthümerangelegenheit. Disloka tion der hannoverschen Truppen. Vermischtes.) Landt agsverhandlungeu. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Leipzig, Donnerstag, 16 Juni. In der heu tigen Generalversammlung der „Allgemeinen deut schen Treditanstalt" waren 126 Personen anwrsrnd, welche 3875 Aktien mit 324 Stimmen vertraten. Es wurde einstimmig der Rechnungsabschluß und 4A, Dividende genehmigt. Berlin, Donnerstag, 16. Juni. Ein „die Regierung und der Landtag" überschriebener Ar tikel der officivsen „Provivzialcorresp." schließt: Es sei auzunehmen, daß dir erhebenden Eindrücke der jüngsten Zeit zur Milderung des traurigen Zwiespalts der letzten Jahre helfen werden und da- dasselbe Abgeordnetenhaus, welches früher ent schieden „Nein" sagte, die Regierung in Erfül lung ihrer wichtigen Aufgaben für Schleswig-Hol stein, Preußen und Deutschland unterstützen wird. Sollten vollends noch kritischere Momente als ge genwärtig nntrrten, so würde die Regierung ge wiß nicht die Erschöpfung aller Vorrarhe abwar- ten, um die LandrSoertretung vertrauensvoll zu thatkräftiger patriotischrrUnterstützung aufzurufen. Paris, Donnerstag, 16 Juni. Der heutige „Conftituttonnel' enthält einen Artikel von Li- mayrar, welcher darlegt, daß für Frankreich keine der Nothwendigkeiten vorhanden sei, welche bei einem Scheitern der Londoner Conferenz England zu einer Theilnahme an de« Conflicte zwingen könnten. Der „Konstitution«»!" freut sich, daß dadurch eiu allgemeiner Krieg vermieden werde London, Mittwoch, 15. Juui, Abends, (lieber Berlin.) Die für morgen bestimmt gewesene Sitzung der Conferenz ist abermals und zwar auf nächsten Sonnabend verschoben worden. St. Petersburg, Donnerstag, 16. Juni. Die deutsche „St. Petersburger Ztg " von beute enthält ein Mitgethetlt, welches nachzuweisen sucht, daß die Behauptung der Augsburger „Allg Ztg.": Rußland strebe die Herstellung der Personalunion Schleswig-Holsteins mit Dänemark unter dem Sceptrr vrS GroßherzogS von Oldenburg, di« Ab dankung deS jetzt regierenden Königs Christian von Dänemark und die Entschädigung de» Erb prinzen von Augustenburg an, eine Absurdität sei. Tngesgeschichte. Dresden, 16. Juni. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde zuvörderst die gestern wegen Stimmengleichheit unentschieden gebliebene Abstimmung über einen, bei Berathung des EinnahmebudgetS einge- brachten Antrag des Herrn Abg. Mammen (s. umste hend) wiederholt, wobei sich bei Namensaufruf wiederum 31 Stimmen für und 31 gegen denselben ergaben, so daß, da in solchem Falle die Stimme des Präsidenten entscheidend ist und dieser hier mit „Nein" gestimmt hatte, der Mammen'sche Antrag als abgelehnt zu be trachten war, worauf sodann der betreffende Antrag der Deputation von der Kammer angenommen wurde. Auf der Tagesordnung stand die fortgesetzte Berathung über das Einnahmebudgct, welche heute bis zu Pos. 9 vor geschritten ist. Wien, 14. Juni. (Pr.) Ihre Majestäten der Kai ser und die Kaiserin sind heute Abend '^6 Uhr mit Ertratrain nach München abgereist, woselbst die aller höchsten Herrschaften einen Tag verweilen, um sodann die Reise nach^ Kissingen fortzusetzen. Im Gefolge Sr. Majestät befindet sich der Minister des Aeußern, Graf Rechberg, sowie Legationsrath Frhr. v. Altenburg, Hof- sccretär Frhr. v. Werner, und der Adjnnct des Erpedits, Herr v. Ascher. Am 19. oder 20. dies, beabsichtigt Se. Majestät, wie wir vernehmen, bereits in Karlsbad cin- zutrcffen, wo mittlerweile Se. Maj. der König von Preu ßen angekommen sein wird. — Während der Abwesen heit de» Grafen v. Rechberg wird der Staatssekretär Baron v. Meysenbug die Geschäfte des Ministeriums des Aeußern führen. — Kriegsminister Ritter v. Frank ist gestern mit fünfwöchcntlichem Urlaub in das Bad Rohitsch in Steiermark abgereist. Die Geschäfte im Kriegs ministerium wird während dieser Zeit FML. Baron Schiller führen. — Die „Neue Frankfurter Zeitung" enthält eine Mittheilung aus Wien, nach welcher die österreichische Creditanstalt und die Darmstädter Bank mit dem öster reichischen Staatsministerium, als Vertreter des Hospital- fonds und der Nudolphstiftung, eine Anleihe von zwei Millionen Gulden abgeschlossen haben; diese Anleihe ist hypothekarisch sicher gestellt und in Zchnguldennoten zu emittiren. Krakau, 12. Juni. (C. Oe. Z.) Die Verhaftung des Schneiders Kozlowski, Mörders des Insurgenten Fell ner, machte gleich anfangs in der Stadt großes Aufsehen und erscheint nun um so wichtiger, als, wie man erzählt, in Kozlowski der Capitän der Hängegendarmen erkannt wurde. Er selbst ist einer der verwegensten Hängegendarmen gewesen. Schon sollen mehrere seiner Mitschuldigen gleichfalls im Verhafte sich befinden. Lemberg, 14. Juni. (W. Z.) Nach dreitägiger gehei mer Schlußverhandlung wurde in dem Proccssc gegen Xaver d'Abaucourt, Redakteur, und Heinrich Rewako- wicz, Mitarbeiter des ehemaligen hiesigen polnischen Journals „Dziennik Polski", das Urtheil verkündet. Ersterer wurde wegen des Verbrechens der Störung der öffentlichen Ruhe und des Vergehens der Aufwiegelung zu zweijährigem schweren Kerker, dem Verluste de» Adels und 2000 Fl. Cautionsverlust, Letzterer wegen des Ver gehens nach tz 305 zu dreimonatlichem strengen Arrest verurtheilt. Hermannstadt, 14. Juni. (W. Ztg.) LandtagS- fitzung. Tagesordnung: 8 4 des Commisstonsberichtes über die achte k. Proposttion. Dieser Paragraph betrifft die Competenz de» obersten siebcnbürgischen Gerichtshofes. Abg. PuScariu stellt daS Jurisdiktionsrecht der sächsischen Nation in Abrede. Hierüber entsteht eine animirte De batte, an welcher sich die Abg. ve. Deutsch, ComeS Kon rad Schmidt rc. rc. betheiligten. Es kam zu keiner Be schlußfassung. Berlin, 15. Juni. Gestern Abend ist Sc. kgl. Hoheit der Prinz Friedrich Karl auf den Kriegs schauplatz zurückgckehrt. Alle dort befindlichen Regimen ter werden durch Ersatzmannschaften an Stelle der Verwundeten, Erkrankten und Gebliebenen dauernd er gänzt. So find seit den letzten Tagen circa 700 Mann dahin abgegangen und zwar für das 60. Regiment 170, -für das 81. Leib-Grenadier-Reg. 200, für die Jäger, Artillerie und Pionniere deS 3. Armeecorps, für die 7. Art.-Brig. und das 4. Garderegiment ca. je 70 Mann. Uebrigens lauten dir Nachrichten über den Krankenstand der Armee in Schleswig und Jütland günstiger. Die Zahl der Erkrankungen beläuft sich jetzt auf circa 5?o. — Es bestätigt sich, daß das Briesbestellgcld mit dem 1. k. M. gänzlich in Fortfall kommt und erneute Por- toermäßigungen beabsichtigt werden, doch dürften die lehtcrn noch nicht in nächster Zeit eingeführt werden. — Freunde und Angehörige der angeklagten Polen, deren Proccß im nächsten Monat hier verhandelt werden soll, haben sich zu einem Comitö zusammengethan und eine erhebliche Summe aufgebracht, um die Kosten für die Vertheidigung rc. zu tragen. Man hat sich mit den namhaftesten Advocaten und Juristen, welche nicht die Advocatur betreiben, wegen Uebernahme der Vertheidi- gung der Angeklagten in Verbindung gesetzt. — Für den durch den Tod des Prof. W. Rose erledigten Lehrstuhl der Chemie soll Prof. Kopp aus Heidelberg berufen wer den. — Bei den am 14. Juni abgchaltcnen Artille rieschießversuchen in Tegel (bei Berlin) gegen imi- tirte Wände von Panzerschiffen waren zwei Scheiben aus gestellt, jede mit 3 Panzerplatten von 15 Fuß Länge, A Fuß Breite und 4^ Zoll Dicke. Von diesen 6 Plat ten waren 2 von dem Hause Petin Goudet u. Comp. in Rive-de-Gier, 2 von Marel Frbres ebendaselbst und von I. Brown u. Comp. in Sheffield geliefert. Es wurden 7 Schüsse auS 48-Pfändern auf 1250 Schritt Distanz und 8 Schüsse aus 24 Pfändern auf 625 Schritt mit konischen Stahl- (Voll-) Kugeln gethan. Die ge walzten Platten der Fabrik von Petin Goudet wider standen sehr gut und splitterten nicht, auch die der Fabrik von Brown, dagegen zeigte eine der gehämmerten Plat ten von Marel Frdres nach dem ersten Schuß aus einem 48-Pfündcr einen Sprung. Von den geschossenen 15 Kugeln blieben 13 in den Panzern stecken, ohne jedoch durchzudringen und die Holzwand zu durchbohren; zwei sprangen ab. Die Geschosse selbst (120 und 55 Pfd. wiegend) waren gleichfalls aus verschiedenen Fabriken. Am nächsten Dienstag sollen die Versuche auf dieselben Platten in verschärfter Weise (48-Pfünder auf 625 Schritt) fortgesetzt werden, um fcstzustellen, ob der Panzer oder die Kanone den Sieg davonträgt. Hannover, 14. Juni. (F. I.) In der schlcswig-hol- steinscheu Angelegenheit hat die Conferenz beider Kam mern sich endlich zu einem Vorschläge geeinigt, der wohl in beiden Kammern die Mehrheit erlangen wird. Der selbe lautet: „Ta nach den am 6. d. M. in beiden Kammern von Mit gliedern der Regierung abgegebenen Erklärungen dieselbe nicht länger Bedenken getragen hat, sich für die Lostrennung der Her- zogthümer von der dänischen Krone und sür deren «»getrennte Bereinigung in einen unabhängigen, dem Deutschen Buudc ein- zuvcrleidcnden Staat unter der erblichen Souveränetät des Erb prinzen von Augustenburg auszusprechcn, und somit keine Ver anlassung mehr vorhanden ist zu Befürchtungen, wie solche durch die Veröffentlichung des englischen s. g. Blaubuchcs in weitern Kreisen entstanden waren, daß die Politik der Regierung in die ¬ ser nationalen Angelegenheit nicht immer ausschließlich durch das Recht der Herzogtümer und die damit innig verbundenen In teressen Deutschlands geleitet werde, Stände vielmehr mit Zuver sicht erwarten, daß die k. Regierung auf dem gewonnenen Rcchts- ftandpniikte mit Festigkeit beharren und »amenilich eunr Lvei- lung Schleswigs mit Energie widerstreben nnrde; so beschießen sie, über die in dieser Sache eingegangenen Petitionen nunmehr zur Lagesordnung übeizugchen." In der Elsten Kammer ward dieser Vorschlig heute angenommen, nachdem sich Graf Borries wegen des in demselben enthaltenen Protestes gegen die Theilung Schleswigs dagegen, Minister v. Hammcistein aber dafür erklärt hat. Voraussichtlich wird morgen auch in Zwei ter Kammer der Conferenzoorschlag genehmigt. Kassel, 14. Juni. (Zr. Pstztz.) Als in der heuti gen Kammersitzung zur Revision des Gesetzes über das Obcrappellationsgericht übergegangcn werden sollte, verlas der Landtagscommissir namens der Regierung eine längere Erklärung, in welcher zwar bereilwllligst aner kannt wurde, daß der Gesetzentwurf, wie er aus der ständischen Berathung hcrvorgegangcn, wesentliche Vor züge im Vergleich zu dem Gesetze von 1848 enthalte, daß aber gleichwohl das dem ständischen Vomchlagsrechte substituirtc Recusalionsrecht dem erster» im Effecte gleich komme und der weiter darin aufgenommene Grundsatz der Unversetzbarkeit der Oberappellationsgerichtsrälhe ge gen 8- 57 der Vcrfassungsurkunde verstoße — weshalb eine Promulgation der also umgestalteten Gesetzvorlage nicht stattfinden werde. Dieser Erklärung setzte der Berichterstatter Abg. Oetker II. noch einmal den Stand punkt der Kammer zu dieser Frage in kurz n Zügen aus einander, indem er zugleich darzulezen versuchte, wie die Ständeversammlung durch eine solche offene Zurückwei sung ihres Entgegenkommens sich nicht abhalten lassen dürfe, ihrerseits die formale Behandlung bis zu Ende zu führen. Es wurden demnach noch einige unwesent liche Redactionsverbesserungen gutgeheißen und nach noch maliger Verlesung der einzelnen Bestimmungen das Ganze in geheimer Abstimmung mit 48 gegen 4 Stimmen an genommen. — Hierauf rcferirtc der Abg. Harnier na mens des Ausschusses für Schleswig-Holstein über eine Anzahl von Eingaben verschiedener Gemeinde» und Ver eine, welche gegen ein jedes Theilungsproject protcstircn, und wodurch der gedachte Ausschuß eine Veranlassung gefunden, auch seinerseits der Släiidcvcrsammlung vor zuschlagen, die Slaatsrcgierung aufsordcrn zu wollen, dahin zu wirken, daß den von den sogenannten neu tralen Mächten proponirten Theilungspläncn mit aller Entschiedenheit cntgegengetreten werde. Lieser Vorschlag wurde von der Kammer einstimmig genehmigt. — Nun mehr kam daS NcligionSgesetz wieder an die Reihe und mit ihm entspann sich eine Discussion, welche allein über drei Stunden in Anspruch nahm. Vorzugsweise waren es die dem Ausschüsse zu nochmaliger Prüfung überwiesenen Bestimmungen, beziehungsweise die zu den selben gestellten Amendements, über die Ehescheidung und über die religiöse Erziehung der Kinder, die aber mals zu langwierigen Auseinandersetzungen führten. In Betreff der Ehetrennungsfrage wurde von der Versamm lung Folgendes beschlossen: „Für die streitigen Ehesachen der Katholiken, wenn beide Theilc katholisch sind, ist auch das bischöfliche Domcapitel zu Fulda zuständiges Gericht, sobald der klagende Thcil sich an dasselbe wen det. Diese Zuständigkeit des Domcapitels ist auf die Entscheidung über die Nichtigkeit oder Trennung der Ehe beschränkt. Ucber die rechtlichen Folgen der Entschei dungen des Domcapitels steht nur den bürgerlichen Ge richten das Erkenntniß zu." In Betreff der confessio- nellen Erziehung der Kinder wurde beschlossen: „ Das im 8- 3 des Gesetzes vom 29. Oktober 1848 dem Va ter und bczl. der Mutter hinsichtlich des Glaubensbe kenntnisses der Kinder eingeräumte Bestimmungsrecht er lischt mit dem vollendeten 14. Lebensjahre des Kindes rc. Tritt nach diesem Zeitpunkte und vor vollendetem 18. Le bensjahre des Kindes der Vater, bezl. die Mutter zu einem andern religiösen Glaubensbetenntniß über, so soll cs dem Kinde frcistehcn, mit überzutretcn." Darmstadt, 14. Juni. (Fr. Pstztg.) jEine von dem hiesigen Schleswig-Holstein-Comitv zusammcnberufene Feuilleton. j- Ausstellung von Gewinnen der KünstlerhauS- Bau-Lottrrie. Die Ausstellung der Gewinne der Künst- IrrhauS-Bau-Lotterie im Doublettensaal auf der Brühl'- schrn Terrasse neigt sich ihrem Schlüsse zu. Dieselbe ist im Laufe der letzten Woche noch durch viele werthvolle Werke bereichert worden. Zunächst, wie bereit» hier be richtet, durch eine Reihe sehr interessanter Photographien nach Originalen des Dante-Albums Sr. Majestät deS Königs, Blätter, welche neben ihren kompositionellen Schönheiten durch die Treue photographischer Nachbil dung den vollen Reiz der Handzeichnung gewähren. Fer ner hat die Ausstellung durch Gaben Düsseldorfer Kunst genossen erfreulichen Zuwachs erhalten; besonders sind darunter hübsche Genrebilder und Landschaften; von letz ter» nennen wir Arbeiten von Oswald Achenbach, Keß ler, Bode, Weber. Ueberhaupt ist da» landschaftliche Darstellungsgebiet trefflich vertreten, so durch Sleffan, Kirchner und Stange in München, Dreßler und Pose in Frankfurt. Von den Landschaften, welche au- Dres den eingegangen, heben wir die von Arnold, Fiebiger, W. Schneider, Prof. L. Richter, Geh.-Rath l)e. Caru», Thesfel, Res«, Prof. R. Kummer, Höninghaus, v. Ley- pold, Georgi, B. Mühlig, Rau, Reinhardt, Hohneck, Lichtenberger, Seidel, Oehme, VenuS, Mohn hervor. Auch dir Skulptur hat sich auf die regste Weise an dem Unternehmen brtheiligt; wir finden in dem Dcrzeichniß der Gewinne Arbeiten von Hähnrl, Rirtschrl, Widmann, Schaller, v. Hoyer, Schilling, Broßmann, Dorer, Donn- dorf^ Kietz, Christophani, Schwenk, Hultzsch u. s. w. Ebenso eröffnet sich in der langen Reihe von Kupfer stichen, Radirungrn, Lithographien, Holzschnitten und Photographien, welch« von Künstlern wie von hiesigen und auswärtigen Kunstverlegern de« Unternehmen ge widmet wurden, die lockendste Aussicht auf Gewinn. Mögen diese wenigen Andeutungen genügen, um zu einem Besuche der Ausstellung, welche bereits am 19. Juni ge schlossen wird, anzuregen, wie überhaupt das ganze Un ternehmen nochmals den zahlreichen Freunden der bilden den Kunst zu wärmster Theilnahme empfohlen sein mag. Biographien zweier Tondichter. Von unbedingtem Werth und nachhaltiger Bedeutung ist die literarische Neigung in unsrer Zeit für Biogra phien, für die Darstellung des Lebens berühmter Per sönlichkeiten, zumal aus der künstlerischen Welt des Schaffens. Etnestheils freilich hat sich diese Neigung bei vielschreibenden Routiniers als Fabrikation biogra phischer Romane etablirt und belastet unsre Literatur mit unreifen, flachen und wahrheitswidrigen Producten, in denen der erwählte allgemein bekannte Held nur als Mittel eines ausgiebiger» Interesses in leichtfertiger Weise benutzt wird. Andererseits aber ist eine edlere Tendenz thätig, mit Hilfe sorgfältigster Forschung in wahrheits treuen; charakteristischen und zugleich culturwissenschafilich eingehenden Schilderungen Leben, Entwickelung und Wir ken hervorragender Geister uns vor Augen zu führen und für dieselben «in bildendes Vcrständniß und volle Würdigung auch den größer» Leserkreisen zu eröffnen. Zu solchen Werken gehören die beiden folgenden, von denen zuerst da- „Lebensbild Karl Maria v. We ber-"*), unser» vielgeliebten echt deutschen und popu lärsten Operncomponisten, verfaßt von seinem Sohne Mar Maria v. Weber, genannt sei. Au den besonder» Schwierigkeiten und Bedenken, die sich der Arbeit des Autor» entgrgenstellten, gehörte leider der von ihm selbst bekannte Umstand, daß er als ein in der Musik Ungelehrter einer mufikwiffenschaftlichen Dar- *) Leipzig, bei S. Keil. stcllung des Schaffens seines genialen Vaters in keiner Weise gewachsen sei, und wir können seinem Raisonnc- ment von der mindern Bedeutung dieser Thatsache keines wegs beipflichtcn. Denn das innere Leben des Künstlers, sein Fühlen und Denken enthüllt sich vorzugsweise in sei nen Werken; in ihnen liegt sein Werden in seiner Zeit, seine individuelle Geistesentwickelung, jene volle Offen barung seiner Seele ausgesprochen, wodurch auch das Bild des Menschen vervollständigt wird. Nach dieser Seite hin konnte daher die Aufgabe nicht vollkommen gelöst werden; aber der Verfasser hat Alles aufgeboten, um sür diesen Mangel möglichsten Ersatz zu gewähren. Er hat das Material, welches ihm vorzugsweise durch Aufzeich nungen, Briefe und mündliche Ueberlieferungcn zu Ge bote stand, mit uncimüdlichem jahrelangem Bemühen vervollständigt, und jede Lücke darin durch eifrige For schung und erlangte Mittheilungen noch lebender Zeit genossen K. Maria v. Weber's auszufüllen gesucht. Die gesellschaftlichen, kunstgeschichtlichcn, auch staatlichen Zu stände, mit denen der Tondichter in viclbcwegten LebenS- vcrhältnissen in Berührung kam, sind großentheils mit Geist und interessantem Kolorit geschildert, viele Persön lichkeiten der Literatur und Kunst mit treffenden Zügen und Schärfe charakterisirt und eingehende Betrachtungen wurden den Einflüssen und Folgen zugewendet, die aus Lebensstellung, Umgang und Beschäftigung sür die künst lerische und rein menschliche Entwickelung und Bildung seines Helden hervorgingen. Nur der Sohn konnte dem vorliegenden Stoffe eine so hingebende und begeisterte Liebe widmen, wie das Werk darlegt, und nur ihm konnte es trotz der Unmöglichkeit, die dabei vorliegende musikalische Aufgabe zu beherrschen, noch gelingen, mit so viel allgemeinem künstlerischem Verständniß und mit psychologischem Blick da- geistige Schaffen seine- Vater» zu beleuchten, dessen innere- Wesen zu erfassen. Aber eine treue Erzählung der äußern und innern Ereignisse im Leben des Tondichters, mit realistischer Detailmalcrei und strenger Berücksichtigung aller thatsächlichen W hr- heit zu geben, mußte grade dem Sohne wieder unendliche Erschwerungen bieten. Nur die spätere, wenigstens scheinbar ruhigere Pe riode des kurzen Lebens Weber's war bisher bekannter. Erst diese Biographie zeigt uns ein rastlos bewegtes und unter den traurigsten Umständen umhergeworfencs Ju- gendlebcn, in dem ein abenteuernder, mehr als leichtsin niger Vater zur nicderdrückenden Last statt zur sichern Stühe ward. Dies ruhelose Wanderleben und ein un ablässiges Ringen um die Eristenz in verzweifelten Lagen, das Weber schon aus nationalen Gründen nicht erspart war, konnte seiner kunstgcmäßen musikalisch-technischen Ausbildung nicht vorthcilhafl sein. Seine künsilersiche Bahn zeigt lehrreich und klar, wie sich sein Tongenie mit mancherlei Verlust für volle Beherrschung großer und klassischer Formen und der Kunfttechnik überhaupt ent wickelte; er traf dafür den deutschen Volkston im lyri schen Gcfühlsausdruck mit Ursprünglichkeit, inniger Em pfindung und subjektivster Eigenthümlichkeit, und jene Schwäche wurde von einer hohen Originalität, von dem volkSthümlichen Geiste seiner Erfindung, von dem freien und begeistert aufstürmenden Schwünge seiner Phantasie bei seinen Opernwerkcn glänzend verdeckt. Eine früh ge übte BühnenprariS unterstützte ihn dabei. Aber während in den erwähnten ungünstigen und bedenklichen Verhältnissen und Lebcnscvnflicten die Seele des Künstler- dem Ideale und dem gereisten Schaffen nachstrebte, ergaben sich die Sinne des leichtlebigen und empfänglichen Sanguinikers den Lockungen der Außen welt, den Reizen und Irrungen der Leidenschaft, und seine sittliche edle Natur gelangte nur nach schweren Kämpfen zum Siege.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite