Suche löschen...
Dresdner Journal : 04.08.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186408043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18640804
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18640804
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-08
- Tag1864-08-04
- Monat1864-08
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 04.08.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.V178 DomirrStaq, dr» t Auquft. AtzmnrrmrniOPtttPr 3IU>rUob: 0 rklr. — Is-r. j» I»,»—» i I» 1 „ 1» ,, „ „ I tritt ko,t Mick 1lc>ll»tlick io vr«««i«o: 15 Isssr. I 8temp«Iru- tNo»«to« kiuoooero: 1 Hgr. 1 »vdl»^ biuro. »nstralenprrise: kür 6«o k«om «io»r se,,-»It«o«o Seile: 1 ktgr. Voter „LioxeeoE" äi« Seile: 2 Xgr. «rschrtnrn: IlssUoi», »tt ^o«i»üw« üer Koon- ooä kolortoU«, ^donü» kir äeo kvlzeoüeo 1'»^. DresdiirrZomiml. Verantwortlicher Nedacteur: I. G. Hartmann. « " -— -- : 1864. »nseratrnannahme auswärts. t'u, Ux-i-o-iilrririi, t'omwi«»ionitr <Iee i>rvsllnsr 3o'iri>:tls; «b«nü»,.: ti I!. ll.l.'ik:xi llL-ndarx-XUon» II»L»-ei«r».i.> k V-.: i >i: «.»..ei, ,'>!«!». I'UUÜI-, I>»1 ft > l> "in; Lr^nisu: !'. t'i »I.»>r>ii Lr^rl.tu: i.>>! >, v»>i» LI.: >> ft »<» ft i,'>»>.'>> - Kncbll.; üvlu: ,ri>o:.ft Nftft ft ft. ftltri«: V. 1. ^Vftftftfti.8 >2^, nie tie Uoift« efti^ft- ; 17-ft^: l ,1. I Iiftl.1«: ft liuelili.; Vivo: <-'c>inj,toir lt. !.. jener /.eiturr^, ^lei:tftft,>I. ^t>7. tserausgebrr: Xöaigl. klrpeilitiuu <!<>, Oreeclner ^ooro»I», vreeüea k>l»riso»tr»»»s kio 7. _ , ' ^77777^77 Nichtailltticher TheU. Uederstidt. Zrltuagtschau. (Presse. — Botschafter. — Ost-Drutsche Post. — Wiener Abendpost.) ^«sff*<geschichte. Dresden: Kammerverhandlungen. — Wien: Die FriedenSverhandlungen. — Karlowitz: Borberettungen zum Serbencongreß. — Salzburg: Abänderung deS HerresergänzungSgesrtzrs abgewirsen. — Berlin: Zum Polrnprocrß. Keine Seepässe an Eeedienstpflichtige. Verhaftung Nannr's. — Mün chen: Volksversammlung. Ministerwechsrl. Bayerns Standpunkt bezüglich der Vorgänge in Rendsburg. — Wiesbaden: Von der Ständeversammlung. — Frankfurt: Von der CivtlproceßordnungScommiision. Bern: Confiict am Polytechnikum. — Kopenhagen: ReichSrath rinberufen. Recrutirung. Staatsanlchcn. — Stockholm: Der König nach Schonen. — Von der polnischen Grenze: Proclamationen Berg's und Murawjeff'S.— Belgrad: Urtheil in dem Vcr- schwSrungSprocesse. — New-Bork: Vom Kriegs schauplätze. Sebleswlfl-Holsteiu. (Zur Einnahme der Insel Svlt. AuS Skagen. AuS Jütland.) Lavdtagtverhandlllugrn. Erurnnunfiev Protziazialnachrichten. (Leipzig Budisfin) (kingesaudtet. Keuilltto». Inserate. La-etkalender. Börsen- vatbrichtev. Dresden, 3. August. Den Betrachtungen der Wiener Blätter über den ab geschlossenen FrirdenSprältminartractat entnehmen wir drSFolgende. Die „Presse"sagt darüber: „DieFrie denspräliminarien mögen al» der Friedensschluß mit dem äußern Feinde angesehen werden. Aber um Frieden zu schließen mit dem eigenen Volke, muß noch Manches ge schehen, über dessen Ausführung wir heute weit mehr im Dunkeln sind, als über die Auseinandersetzung mit Däne mark. Oesterreich und Preußen haben sich die dreiHer- zogthümer abtrrten lassen, welche ihnen selbst nicht ge hören und nie gehören dürfen. Es handelt sich jetzt darum, den Fürsten für sie zu finden. Die Aufgabe ist keine schwere, aber sie wurde bisher mit künstlichen Schwie rigkeiten umgeben. Der Fall ist wahrscheinlich, daß am Ende der rechtmäßige Fürst gegen die Hindernisse obsiegen wird, welche man gegen ihn ausführt. Aber von der äußersten Wichtigkeit ist es, daß dieses Ende schnell ge funden werde. Die Zögerung verdirbt vielleicht Einiges dem Auslande gegenüber, aber ganz gewiß Vieles und Wichtiges gegenüber dem deutschen Volke. Der ungeheure moralische Erfolg des Sieges gegenüber der deutschen Nation verflüchtigt sich ganz und gar, wenn der selbstischen Jntrigue Raum und Zeit gegönnt wird, sich auszubreiten. Der größte Sieg, den, so lange der Deutsche Bund be steht, die Regierungen gewonnen haben; die Ehrenret tung, welche ihre Stellung glorreich macht und befestigt; die milde und glückliche Stimmung,ßwelche erbitterte Par teien sänftigt und veredelt — all'zzdieseS wird aus daS Spiel gesetzt, wenn der Verdacht, es könne das Recht ge krümmt, oder durch Verschleppung geschwächt werden, sich an die Fersen des Erfolgs heftet. Was aber immer ge- — Feuilleton. Verona und Mailand. Aeiseskiizen von M. S. Lindau. (Fortsetzung au» Nr. 174.) ES ist keine leichte Aufgabe, sich ohne Führer durch da» Straßenlabyrinth hindurchzufinden; dennoch folgte ich auch hier meiner Liebhaberei, mich bei den ersten Wan derungen durch eine fremde Stadt dem glücklichen Zufalle zu überlassen. Ein nasser unangenehmer Herbstnebel hatte meine ursprüngliche Absicht vereitelt, zunächst den Domthurm zu besteigen und mich an dessen weltberühm ter Aussicht zu erfreuen; ich ging daher, nachdem ich in dem am Piazza del-Duomo gelegenen Cafs-Prrmolli, wo ich die „Kölnische Zeitung" fand, meinen Morgenkaffee eingenommen hatte, gerade au» durch den Corso-Littorio Emanuele nach der Porta - di > Venezia, wo sich in den glänzenden Kaufläden, welche diese Straße schmücken, die erste Rührigkeit deS Tages entwickelte. Der seit 1859 wesentlich vergrößerte und verschönerte Giardino-publico am äußersten Ende dieser schönen Straße war noch in der Morgentoilette begriffen; einige Arbeiter kehrten und fegten da» herbstlich« Laub zusammen, während die Bäume, soweit sie noch grün waren, ihre Blätter im Ncbelthau badeten, um zum Empfang der nachmittägigen Gäste blank und geputzt zu erscheinen. Die prächtigen und geschmack vollen Anlagen dieser Gärten sollen drei Millionen FrcS. gekostet haben! Don hier aus mich link» wendend, ge langte ich auf dir Straß« ,chella-säte« bene-Fratelli", so genannt nach de« gleichnamigen hier befindlichen Hospi tal, nnd stand bald nachher vor dem Castell. Diese» umfänglich« Gebäude mit seiner nächste« Umgebung er zählt ein Stück Geschichte der Stadt, vormal» di« Burg der vt»eonti» und Sforza», wurde «» später zur Cita- dell« befestigt und diente dann, nachdem Radetzky 1849 schrhen möge von Preußens Seite, e» erhebe sich jede Stimme, die in Oesterreich Kraft und Geltung hat, um unsrer Regierung zuzurufen, daß ihr Handeln für da gute Recht nicht entschlossen, nicht schnell genug sein könne. Mit Preußen vereint gewesen im Felde, wollen wir nicht als reiner gelten, wie dieses, wenn Preußen rein ist, nicht als gerechter, wenn es sich gerecht zeigen will. Wir wün schen Nichts sehnlicher und aufrichtiger, als daß die deutsche Nation sage, daß beide Großmächte ihre Redlichkeit und Uneigennützigkeit mit gleichem Glanz und gleicher Rasch heit bekundet haben. Aber wenn ein Zauder», ein Be denken, ein Ueberlegen bei Preußen eintritt, ob eS ge recht sein, ob es den legitimen Fürsten von Schleswig- Holstein anerkennen, ob cS ihm gestatten wolle, sein eigenes Heer zur Vertheidizung seine- eigenen Landes zu bilden, da schiebe Oesterreich seine Thaten nicht auf. Es giebt keine Pflicht der Kameradschaft, welche die Pflicht gegen das Vaterland aushebcn oder in den Hintergrund drängen darf. Die schleSwig-holstcinjchc Frage, von Dänemark- Einsprache gelöst, ist nur halb gelöst. Aber nur die ganze Lösung ist der Triumph, der das deutsche Volk beglückt und beruhigt." — Der „Botschafter" äußert sich fol gendermaßen: „Wir wünschen, daß die gros ^hatsache der Lostrennung der drei Hcrzogthümer auchv Deutsch land jene Würdigung finden möge, welche sd verdient. Sie wurden fürDeutschland erobert, sic wurden fürDeutsch- land abgetreten. Wenn auch heute die Richtigkeit der Mittheilung bezweifelt wird, daß in den Friedenspräli minarien selbst ein Vorbehalt enthalten sei, nach welchem die Hcrzogthümer nicht im Besitze der deutschen Groß mächte bleiben dürfen, so wird doch auch ohne jeincn sol chen Vorbehalt bas schließlich faktische Resultat kein an deres sein, als: die Abtretung der Herzogtümer an ihren legitimen Souverän. Von Oesterreich ist cs wohl hin länglich bekannt, daß es keinen Ländergewinn anstrrbe, aber auch Preußen wird eben durch seinen Bundesge nossen, mit welchem eS glänzende militärische und diplo matische Vortheile errungen hat, in jenen Schranken er halten werden, welche das legitime Recht Deutschlands in dieser Angelegenheit zieht. Es wird an dem Deutschen Bunde sein, milzuwirkcn, daß die Sache zum guten Ende geführt werde, und Oesterreich wird sicher in gleicher Rich tung zu wirken sich beeilen. Ist doch die Angelegenheit eben durch die deutschen Großmächte jetzt so weit gediehen, daß sie ihren europäischen Charakter verloren hat und wieder eine interne deutsche Angelegenheit geworden ist!" — Die „Ost-Deutsche Post" bemerkt: „Der Friede, der, wie man von allen Selten hört, unter Bedingungen'"'«, hergestcllt wurde, die ebenso günstig als ehrenvoll sind, wird in Deutschland große Sensation erregen. Er sollte allenthalben freudig, ja enthusiastisch ausgenommen wer den. Nichtsdestoweniger findet dieses große, nicht erst seit sechs Monaten, sondern seit Jahren erhoffte Ereigniß, wie Niemand verkennen wird, das deutsche Volk verstimmt, niedergeschlagen und mißmuthig. In den Kammern der vier Mittelstaatcn werden Resolutionen gefaßt, die eine tiefe Kränkung des nationalen Bewußtseins verrathen. Nach außen erweitert und gestärkt, nach innen zerfallen und moralisch geschwächt: das ist das Bild, welches Deutschland in dem Momente des Friedensschlusses bietet. Es liegt in der Hand der beiden deutschen Großmächte, dieses Mißverhältniß zu lösen und den Frieden mit Däne mark zu einem wirklichen Frieden für Deutschland zu ge stalten. In dieser Hinsicht sind die Friedenspiäliminaricn wirklich blos Präliminarien des Friedens. Es ist nichts geschehen, wenn man eine Provinz mit 300,000 bis 400,000 Menschen erobert und dafür Millionen deutscher Herzen sich entfremdet. Der erste Abschluß des Dramas ist den beiden diplomatischen Autoren gelungen; aber bevor wir das Ganze beurthcilen können, müssen wir das Ende abwarten. Und dieses heißt: Friede mit Deutsch land!" Die ofsiciöse „Wiener Abendpost" schließt einen länger» Artikel über den Abschluß der Friedensprälimi narien mit folgenden Worten: „Die deutschen Großmächte halten sich keineswegs von der Desercnz entbunden, die sie den Meinungen und den Beschlüssen des Gcsammt- organs des Deutschen Bundes bcreitwiüigst erweisen, noch deren Außenwelke und Glacis rastrt hatte, den Oester reichern, wie jetzt den Piemontesen, zur Kaserne. Ihm gegenüber, jenseits des ungeheuer» ErercirplatzeS (Piazza- d'armi) erhebt sich ein anderes Denkmal aus der Zeit wechselnder Herrschaft, der sogenannte Arco - della-Pace, der aber seit mehr als einem halben Jahrhundert eben nur der Wandelbarkeit deS Geschickes der Stadt und des Landes zur Verherrlichung gedient hat. Zunächst ward er 1806 von Seiten der Stadt zur Feier der Vermählung des Vicrkönigs Engen BcauharnaiS mit der bayrischen Prinzessin Augusta bestimmt, wurde aber schon im fol genden Jahre als „Arco-di-Sempione" gleichsam das Schlußwerk der hier einlaufendcn Simplonstraße oder ein Triumphbogen Napoleon s zur Verherrlichung seiner Siege über die Oesterreicher, und dann wieder, nach den Ereignissen von 1813—1815 als „Arco-della Pace" ein Denkmal der Siege über Napoleon, während man ihn seit 1859 wenigstens durch neue Inschriften den Siegen Napoleon'- III. und Victor Emanuel'S geweiht hat. Es ist ein stattlicher, den römischen Triumphbogen nachge ahmter, auS weißem Marmor aufgesührter Bau mit drei Durchgängen, der seine jetzige Gestalt und Ausschmückung, nach dem Plane des 1833 verstorbenen Baumeisters Luigi Cagnola, vorzugsweise dem Kaiser Franz I. verdankt und Millionen Lire - austriache gekostet haben soll. Auf der Plattform, zu welcher man emporstcigen kann, prangt eine, auf einem von sechs Pferden gezogenen Wagen stehend« Friedensgöttin in Erz von San Georgis und an jeder Ecke eine Victoria zu Roß; vier zunächst der Platt form auf der tnnern und äußern Seite befindliche kolos sale Halbliegende Figuren von Caeciatori und Pompes Marchesi stellen die Flüsse d«r Lombardei (Po, Ticino, Adige und Tagliamento) dar, während unter dem großen Gefimms« auf der innern und äußern Seite zahlreiche, vorzugsweise von dem Mailänder Bildhauer Marchest soll durch die — infolge deS Krieges herbeigeführte — Thatsache der formalen Abtretung der Hcrzogthümer von Seiten Dänemarks an die Souveräne von Oesterreich und Preußen in diesseitiger Auffassung an den wohlbegründc- ten Rechten und Befugnissen des Bundes und der Bun- desbehördc in Bezug auf die Herzogthümcr irgend ein Abbruch geschehen. Dem ruhmvollen Frieden mit dem bisherigen Feinde wird zuverlässig ein freies, bundcsge- nössisches Versiändniß unter den Regierungen Deutsch lands folgen, zur Sicherung der Nechtszustände der Her zogthümcr, zur Verstärkung der Sicherheit und des An sehens Deutschlands, zur frohen Befriedigung des Gc- irmmtvaterlandcs." Lugesgoschtiiile. Dresden, 3. August. Die Erste Kammer beschäf tigte sich in ihrer heutigen Sitzung mit einer Beschwerde des Gasthof-bcsitzers Zentzsch in Tolkewitz über das Ver fahren des k. Ministeriums deS Innern in einer Schank- concessionssache und hat nach einer längcrn Debatte den Antrag ihrer Deputation, diese Beschwerde, resp. Pe tition auf sich beruhen zu lassen, angenommen. — Die Zweite Kammer hat heute einen Gesetzentwurf zur Erläuterung einer Bestimmung des Gcwerbegesetzes be rathen und sodann noch drei Depntationsberichte über vorliegende Petitionen erledigt (vgl. umstehend). K Wien, 2 August. Wenn die Correcten es bedauer ten, daß der Bund nicht in der hiesigen Konferenz vcr- lreten fei, so dürften sie doch bald die Befriedigung ha ben, daß die Scklußbebandlung der Hcrzogthü mer frage auf einem durch die beiden Großmächte ein- zuschlagcndcn Wege durch den Bund zu ihrem lebten Abschlüsse gebracht wird. Gestern sind die Friedensprä liminarien unterzeichnet worden. Ihr Inhalt wird schon zu Ihrer Kenntniß gelangt sein. Da die Ausführung zunächst für Deutschland bei den beiden deutschen Groß mächten ruht und diese Mitglieder des Deutschen Bundes sind, so wird die Initiative zu einer letzten Mitaclion des Bundes von ihnen ausgehcn. Wie verlautet, so hat Oesterreich diese Frage schon angeregt. Hr. v. Bismarck ist noch hier. * Wien, 2. August. In Bezug auf die Resultate der gestrigen Confercnzsitzung beschränkt sich die amt liche „W. A." heute auf folgende Meldung: „Gestern Mittag sind die Friedenspräliminarien und ein nutlichei^'WassenIt-lttftnmd zwischen de» k. k. österreichischen und den k. preußischen Bevollmächtig ten einerseits und den k. däniscken andererseits in dem k. k. Ministerium des Aeußern unterzeichnet worden." — Nach der „Ostd. P." begann die gestrige Konferenz sitzung, die Schlußsitzung der gegenwärtigen Präliminar verhandlungen, bereits um 10 Uhr Vormittags und währte bis nach 2 Uhr. Sie trug einen solennen Charakter, und wurden derselben neben den eigentlichen Confercnz- mitglicdern auch andere Personen von Rang zugezogen. So Sc. Erlaucht der Gras Kucsstein, der das Friedens instrument auch mit gefertigt hat; wir wissen nicht, ob in seiner Eigenschaft als Obersthosmarschall, oder als Senior der österreichischen Diplomaten. Unmittelbar nach Schluß der Sitzung empfing Sc. Maj. der Kaiser den Minister des Aeußern Grafen Rechberg, um sich über den Abschluß der Präliminarien Bericht erstatten zu lassen, und übersandte hierauf seine persönlichen Glückwünsche zu dem glücklichen Ereignisse dem Könige von Preußen, der dieselben alsbald erwiderte. Außerdem war der Tele graph nach allen Richtungen hin thätig, um die frohe Nachricht nach allen Wcltgcgcnden zu verbreiten. Herr v. Bismarck verließ bereits Nachmittag 4 Uhr mit dem Couricrzuge Wien, um sich zu seinem königlichen Herrn nach Gastein zu begeben. Die dänischen Bevollmächtigten verweilen noch hier und werden, wenn überhaupt vor Abschluß des definitiven Friedens, Wien erst in einigen Tagen verlassen. Karlowitz, 29. Juli. (Pr.) Morgen dürften be reits sämmtliche Bischöfe der gricchisch-nichtunirten Kirche nebst den Deputirten für den bevorstehenden illvrischen ausgeführte Reliefs angebracht sind, die ohne chronolo gische Zusammenstellung allerlei wichtige Momente aus der Zeit von der Schlacht bei Kulm bis zum Einzüge der Verbündeten in Paris und bis zum Einzüge des Kai sers Franz in Mailand (1825) — darunter auch die Uebergabe von Dresden — darstellen. Diese die Nieder lagen Napolcon's I. verkündenden Bilder sind geblieben, die frühere Inschrift aber, in welcher, wenn ich nicht irre, die „glückliche Lombardie" Fran; I. als den Wie- derherstellcr und Erhalter des Friedens pries, ist seit 1859 durch eine andere verdrängt worden, die sich auf den Ein zug Napoleon's III. und Victor Emanuel s in Mailand (8 Juli 1859) bezieht und außerdem die bekannten prun kenden Worte „Frei bis zur Adria" enthält. Wenn die Inschrift auf diese Weise seit Entstehung des Bauwerkes vier bis fünf Mal verändert worden ist, so dürste die Vermuthung verzeihlich sein, daß die Geschichte noch nicht zum letzten Male mit ihrem Griffel vor dieser Schreib tafel gestanden habe. Ist somit der alte Arco-di Sem- pione, welchen sich Napoleon I. zum Triumphbogen er kor, in dem FriedenSbogen Franz' I. aufgegangen, so ist dagegen dem Kaiser Napoleon in dem auf der rechten Seite deS Platze- von ihm errichteten CircuS (Arena) ein anderes Denkmal seines modernen Römerthums er halten geblieben, da» freilich, seinen Umfing abgerechnet, mit den Arenen der alten Römer verglichen, nicht viel zu bedeuten hat. Von hier mich südlich wendend, gelaugte ich auf den Corso-di-Vercellina. Während hier rin Gebäude, wenn ich nicht irre, der Palazzo-drl Duca Litta, meine Aufmerk samkeit fesselte, trat «in ältlicher Mann an mich heran und fragte mich in gutem Deutsch, ob ich Santa Maria- delle-Grazie und S. Ambrogio sehen wollte; «S sei Bei de» in der Näh« und er wolle mich führen. Ich fühlte mich in meiner Verlassenheit durch di« deutschen Laute Rationalcongreß hier versammelt sein. Ein großer Thcil derselben ist bereits hier, und die Besprechung über die an die Tagesordnung gelangenden Congreßgegenstände ist äußerst lebhaft. Wichtige Gegenstände dürften zur Verhandlung kommen, was unter Anderm auck' der Um stand andeutet, daß sämmtliche Bischöfe der griechisch- uichiunirtcn Kirche hierher berufen wurden und ihre An kunft angczcigt haben. Auß r dem hier residirenden Wer- schctzer Diöcesanbisckof und Verweser des Metropoliesitzcs, Geheimrath Mafierewitsch, werden hier neun Bsichöse versammelt sein. Von der herkömmlichen Dcputirtcnzahl von 75» werden bei dem kongrep diesmal zwei fehlen, da in der Arader Diöcese die durchaus rumänischen Ge meinden deS Großwardeiner Consistorialpresbyterivms die Vornahme der Dcputirtenwahl, beziehung-weise die Be schickung des illvrischen Nationalcongrcsses verweigerten. Diese 73 Deputirten werden 24 aus dem geistlichen, 25 aus dem Militär- und 24 aus dem Eivilsiande zählen. Karlowitz, 1. August. (W.Bl.) Die Einzugsfeier des k. k. Kommissars wurde bei schönstem Wetter und unter Andrang und Jubelrufen einer immensen Volks menge begangen. Außer den mit Jubel aufzcnommencn Reden des k. k. Hofcommissarö wurde besonders jene des BischofsMasiricwilschdurch oftmalige anhaltendeAcclama- tionen unrerbrochen. 'Nach der Empfangsfeierlichkeit über reichten die rumänischen Deputirten unter Anführung des Bischofs Joakowitsch eine schriftliche Petition. — Rach einem Telegramm der „Politik" wurden am 31. Juli Abends von der gesammten „Nationaljugend" und von den Volksmasscn dem B«cser Bischof Athanazkowitsch groß artige Ovationen dargebracht. Die Polizei wollte die selben verhindern, allein es gelang ihr nicht. Die Er bitterung gegen den Rcgiernngscandidaten Bischof Mastrie- witsch sei allgemein. Salzburg, 30. Juli. (Salzb. Z.) Auf Grund einer Petition der Gemeinden des Bezirks Tamswcg hat der Landtag des Herzogtums Salzburg in seiner zweiten Sitzung am 3. März d. I. das Staatsministerium um eine solche Abänderung des gegenwärtig in Geltung stehenden HeerescrgänzungsgesetzeS zu bitten be schlossen, daß bei der Verthcilung des Rcichscontingcnts auf die einzelnen Kronländer nicht allein auf die Bcoöl- tcrungsziffer, sondern auch auf die Leistungsfähigkert der einzelnen Länder Rücksicht genommen werde. Hiermit war das Ansuchen verbunden, einen bezüglichen Gesetz entwurf dem Rcichsralhe in der nächsten Session vorzu- 1«Mu. Da- Staatsm»»istrUum hat mit Erlaß vom 12. Juki d. I. hierauf eröffnet, baß es nicht in der Lage sei, diesem Einschreiten des Salzburger Landtags Folge zu geben. Berlin, 2. August. (B. Bl.) In der Anklageacte, die bei dem Beginne des sogenannten Polenprocejses verlesen worden ist, findet sich eine Stelle, wonach der Beichtstuhl von katholischen Geistlichen benutzt wor den sei, den für den thäligcn Anschluß Gewonnenen „im Voraus Absolution zu crlhcilen." Die „Spen. Ztg." berichtet jetzt: Gegen diese letztere Annahme soll nun von der zuständigen geistlichen Seite Verwahrung eingelegt werden, da nach katholischem Grundsatz eine Absolution im Voraus gar nicht ertheilt werde und crtheilt werden könne. — Die „N. Sk.-Z." meldet: Durch eine Mini- sterialbestimmung war angeordnet worden, daß eine Er- theilung von Seepässen an die Scewehr ersten Auf gebots bis auf Weiteres nicht mehr stattfinden solle. Wie wir erfahren, ist jetzt durch eine neuere Verfügung be stimmt worden, daß nicht allein an die Seewehr ersten Aufgebots, sondern auch an die ganze zweite Klasse der Scedienstpflichtigcn Seepässe nicht ertheilt werden sollen. — Der hannöversche Premlcrlcutnant a. D. Ra n ne, zur Zeit in Berlin, ist vom königlichen Amtsgerichte (Ab- theilung für Strafsachen) in Hannover wegen der von ihm herausgegcbcncn Broschüre: „Briefe aus den wel- fischen Landen im 19. Jahrhundert" zur Untersuchung gezogen und dieserhalb seine Verhaftung verfügt. Nach hiesigen Blättern wäre die Auslieferung beanstandet wor den und die Sache läge dem Ministerium znr Entschei dung vor. ganz angenehm überrascht und entschloß mich sogleich, die Führung des deutschen Landsmannes vor der Hand für S. Ambrogio anzunehmen, um nach der Beschauung des alten Castells und des FriedenSbogen» zunächst bei den historischen Merkwürdigkeiten der Stadt zu bleiben. S.- Ambrogio ist, wenigstens in Bezug auf ihre Gründung, die älteste Kirche der Stadt, die Stätte, wo sich vor Al ters longobardische und deutsche Herrscher mit der eiser nen Krone krönten. Für den Besuch von S.-Maria- delle-Grazic, der Kirche eines aufgehobenen Dominicaner klosters, in dessen Refektorium sich das weltberühmte Abendmahl Leonardo da Vinci's befindet, sowie für den Besuch der Gemäldesammlung der Brera hatte ick ohne dies einen besonder» Vormittag bestimmt, und der heutige war mir zu düster, als daß ich mich hätte verleiten las sen können, von meinem ursprünglichen Plane abzugehen. Auf dem Wege nach S. Ambrogio fragte ich meinen Führer, ob er in mir sofort den deutschen Landsmann erkannt hätte. „Gewiß", erwiderte er. „In der Hei- math kann man sich wohl dann und wann verleiten las sen, einen Deutschen für einen Engländer oder Italiener zu halten, in der Fremde aber schärft sich der Blick und läßt sich so leicht nicht täuschen." Ich hatte eS mit keinem gewöhnlich drcssirten Cicerone, sondern mit einem gebildeten Manne zu thun und auf meine dadurch ver anlaßte Frage, wie er dazu kommmc, da» Geschäft eine» Führers zu betreiben, erzählte er mir, daß er schon seit vielen Jahren in Mailand lebe, sich früher mit Sprach unterricht beschäftigt und sein gute» Auskommen gefun den habe, gegenwärtig aber darauf angewiesen sei, jeden zufälligen Verdienst mitzunrhmen, — „denn", fügte er hinzu, „man scheint jetzt den Deutschen hier kaum noch für gut genug zu halten, seine Sprache von ihm zu ler nen — und ich bin kein Oesterretcher". (Fertsetzung felgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite