Suche löschen...
Dresdner Journal : 04.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186411040
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-04
- Monat1864-11
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 04.11.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^§257. " Freitag, den ä. November.1864 IbmnmnmttMNkftr Flkrliob - « H>Ir. — X^. in —'»>»» i «Ls»brl.: 1 „ 1» „ „ .. ! Llol>»tli<:k io vr—L«: 1b X«r- I t,4n»«1n» Xuuuuern: 1 Xssr. Im a»»In»ä« tritt?<xt uuä ttt«wp«Ira- »ebtnx binriu, »nseraten-reist: rar Seo L.NM einer -«^-u«nea, reite: 1 Xxr. vot«r „vinx«»»oüt M» 2«>Is: 2 I>xr. erscheinen: Ilelleb, mit La»»»bw« cker Sonn- vvä keiert»^«, Xdenli» Nir Leu koljxvoäeo Dez. DreMMomMl. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. Insrratrarrmrahme «lrwärt«: r». ItL^xoiriirrL», Oommieeionllr Le» Vre»L»«r ckonruet»; »denL»«.: kl. kxa^Li», ti. 1l.l.n>«; Lumdurb - LItov» XaL»vx»^»iu L Vooi.rit; Lerttn: Ou»i>iv»'«l Ii« ttuvti- l>»o<il., iixriiotivxn', liure.iu; Lremeu: I). tionvorr«; >r»»t»u: I.c>: i» 8rauut:»; kranilkurt ». H.: :u'»o>>" öuodll.; Uvin: ^noi.r x,»^ k»ri>: v. (28, ru« Le von» eok»Uü>; 1«. i:ill<viou» Ituotili. z Vioo: OomptoirL. k. rViou«? /.oilun^, 8roinu«pl. 867. chrraurgebrr: Löatssi. XrpeLitiun 6«» 0ee,Lo«r ckourunla, vreiLen, Ll»ri,o,tr»»», Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 3. November. Seine Königliche Hoheit der Prinz Gustav von Wasa ist gestern Mittag Ut Uhr nach Wien abgereist. Dresden, 3. November. Ihr« Majestät die Kö- nigin Marie haben heute Vormittag Allerhöchstthr« WetnbergS-Billa bei Wachwitz verlassen und da» König liche Palais auf der AugustuSstraße bezogen. Ihre Kaiser lich Königliche Hoheit die verwittwete Frau Großher zogin von ToScana und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Amalie find gleichzeitig von dort im hiesigen Königlichen Refidenzschlofse rtngetroffen. Dresden, 29. Oktober. S«. Majestät der König haben allergnädigst geruht dem ersten Casscn Assistenten bei der BrandvrrsicherungS-Cafle, Calculator Carl Friedrich Meister auf Anlaß seine- 50jährigen Dienstjubiläums da- Ehrenkreuz vom Verdienstorden zu verleihen. Nichtamtlicher TIM. llebersicht. Telegraphische Nachrichten Zritnngsschau. (Botschafter. — Presse. — Allgemeine Zeitung. — Journal de» DebatS. — Constitutionnel.) Lagksgtschichte. Wien: Die Ministerkrist» geschlossen. Großfürst Nikolaus erwarte». Bankausweis. Deal. — Triest: Admiral v. Tegetthoff angekommen. — Berlin: Ankunft deS Kaisers von Rußland und des Großfürsten Konstantin. Abschiedsaudienz des fran zösischen Botschafters. — Glogau: Die Angelegen heit der Agnes Sander. — München: v. Kiliani-f. — Eisenach: Generalversammlung des Nationalver- einS. — Oldenburg: Vom Hofe. Die BegründungS- schriftnach Frankfurt.—A lteaburg: Budgetvorlage. — Paris: Unterstützung für polnische Flüchtlinge. — Turin: Verzicht auf einen Thril der Civilliste. Der venetianische Comite. Erklärung Massimo d'Azeglio'S bezüglich der Convention. Indische Post durch Italien. — London: Franz Müller. Hofnachrichten. — Kopenhagen: Vom ReichSrath«. — Christian!«: Reiterstatue deS König- Karl Johann. — Warschau: Abmarsch des konischen KosakrnregimentS. — Kon stantinopel: Eine neue Provinz errichtet. Cirkas- sische Emigranten. — New-Bork: Vermischtes. — Peru: Die Angelegenheit der Chincha-Jnseln. (Au» dem Kreedensvertrag«'. Brr. mischte-.) Lrnrnnllugeu, Bersetzungen rc im öffentl. Dienste. Jubelfest deS Geh. Ruthes vr. Carus. dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtev. (Leipzig. Glauchau. Waldheim.) Statistik und Bolkswirthschast. Aeuillrtov. Inserate. Lageskalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Aus Wien vom 3. November wird der „Reuen Arankfarter Zeitung" telegraphirt, daß Oberst leutnant Schönfeld zur Durchführung der im Krie- deustractat enthaltenen Greuzbestimmuugen als Militärbevollmächtigtrr nach Schleswig abgereist ist. Aus Wiesbaden vom 3 November bringt da- „Frankfurter Journal" ein Telegramm, welches meldet, daß die Ständrversammlung wegen ihrer Haltung aufgelöst worden ist. Die Anordnung der Neuwahlen sei Vorbehalten. Frankfurt, Donnerstag, 3 October. Die oldenburgische Rechtsbegründungsschrift wird in der heutigen Sitzung der Bundesversammlung vorge- legt werden. Kopenhagen, Donnerstag, 3. October. „Fly- vepostrn" will authentisch wissen, baß der Aus marsch der Preußen aus Aalborg morgen seinen Anfang nehmen werde. Feuilleton. Dresden, 3. November. Gestern fand im Saale deS „Hotel de Sare" die erste Trio-Soiree der Herren Kammermusiker Seelmann, Schlick und Pianist Roll fuß statt. Die Ausführungen der tüchtigen Spieler ver dienen die Thrilnahme der Musikfreund«, denn sie brin gen mit musikalisch verständigem Bortrage und correctem, fleißig studirtem Zusammenspiel ältere Clavtercompofitionen mit Begleitung tn lebendige Erinnerung und gewähren wünschenswerthr Bekanntschaft mit neuern derartigen Wer ken. Den angenehmsten Eindruck gewährte die in schlich ter einfacher Vortragsweise trefflich gelingende Wiedergabe de» vorwaltend ernsten sinnigen L-Lur Trio» von I. Haydn. Mendelssohn - Bartholdy's Sonate für Pianoforte und Violoncello verlangt einen mannichfaltiger und schärfer gefärbten, geistig belebter» Vortrag und eine virtuosere Behandlung de» CrlloS. Die gute Vorführung de- Trio» von W. Bargtel Op. 6 muß um so mehr anerkannt wer den, da defsen Gehalt die Mühe der Spieler so wenig lohnt. Dem Compontsten, der Schumann und Mendels sohn nacheifert, fehlt r« durchaus nicht an künstlerisch respectablem Streben. Er bemüht sich, gediegen und form gerecht auSzuarbeiten, geistreich zu sein, in kleine Detail geheime Intentionen zu bergen; aber er vermag nicht, von Gefühl und Geist erfüllte Gedanken — wenn er deren hätte — klar und wirkungsvoll, formell und mu sikalisch schön auSzusprrchen und zu gestalten; er weiß un» nicht von seinem Wissen mitzulhetlrn, wa» wir bet dieser Musik empfinden und denken könnten; ihr Orga« nt-mu» ist nervö» schwächlich, krankhaft; und «an ver mißt mit Bedauern beim Compontsten den Sinn für Lvnwohlklang. C. Baack. Turin, Mittwoch, 2. November Einer Mit- theiluug der „Perseveranza" gegenüber behauptet die „Opiaiove', Cardinal Lutouelli Hube nicht beschlossen, die päpstliche Armee aufzulösrn, son dern die Liuieutruppen in Gendarmerie umzn- wandeln. London, Mittwoch, 2. November, Nackmitt. Rach den vom Dampfer „Jura" überbrachten Nach richten aus Rew Aork, welche bis zum 22 Ok tober Abends reichen, ist der General Sheridan am Cedar-Creek von den Conföberirten angegrif fen worden. Anfänglich zwar tn Lerwirrung ge bracht, schlugen die Unionisten später die Confö- drrirten, nahmen denselben 2V Kanonen ab, mach ten 16W Gefangene und verfolgten den fliehenden Feind. Laut Nachrichten ans Mexico bestätigt sich die Besetzung von Matamoras durch französische Truppen. St. Petersburg, Mittwoch, 2. November, Abends. Der „Invalide" sagt in Erwiderung auf eiuen Artikel der „France" über die Zusammen kunft in Nizza, daß Rußland ebensowenig wie Frankreich eine Allianz suche und es vorzirhe, die Freiheit der Action sich zu wahren. Die Begeg nung der beiden Kaiser in Nizza sei lediglich eine Sache der Courtoifie gewesen und habe mit der Politik nichts zu schaffen gehabt. Der Rath, deu dir „France" der französischen Regierung gebe, einer intimen Annäherung von Seiten Rußlands auszuweichen, sei also unnütz, da rin Versuch zu einer solchen Annäherung von Rußland nicht aus gehen könne. Dresden, 3. November. Ueber die entgegengesetzten Urlheile, welche in der Presse bezüglich der Bedeutung des österreichischen Ministerwechsels sich vernehmen lassen, bemerkt heute der „Botschafter": „Der österreichische Ministerwechsel beschäftigt die Journale Deutschlands und des Auslandes. Die verschiedensten Meinungen kreuzen sich, jedes Blatt legt dem Eintritte des Grasen Mensdorff in das Mi nisterium eine andere Bedeutung bei. DaS ist ganz na türlich und in der Sachlage begründet. Aber wundern müssen wir an- über die preußischen Stimmen. Wir hätten in der That nicht gedacht, daß bi« Allianz mft Oesterreich in Berlin so hoch geschätzt wird. ES scheint, man denkt in Berlin, man könne sie durch den Rücktritt deS Grafen Nechberg verlieren und klammert sich nun um so fester daran. Das gilt freilich nur von der mi nisteriellen Presse, die liberale macht es umgekehrt. Beide Parteien aber schildern den Grafen Mensdorff als einen Russenfreund, die Feudalen, um ihn als ihren Freund zu begrüßen und von der festen Fortdauer der preußisch, österreichischen Allianz zu schwärmen; die Liberalen, um Oesterreich gehörig zu verschwärzen." — Die „Presse" sagt: „Wir wären geneigt, denjenigen Stimmen am meisten Gehör zu schenken, welche sagen, Oesterreich habe „freie Hand" gewinnen wollen, um, ledig aller persönlichen diplomatischen Beziehungen, in der veränderten politischen Lage Europas je nach der Opportunität die neuen Wege seiner auswärtigen Politik wählen zu können. Herr Graf Mensdorff ist rin bomo novu» unter den Staatenlenkern Europas, und erst seine Schritte werden die Aussicht er öffnen auf jene Ziele, nach denen er strebt, und ein Ur iheil darüber zulassen, waS man von ihm zu hoffen oder zu fürchten hat." —Der Augsb. „Allgem. Zeitung" schreibt ein Wiener Corrrspondent am Schluffe eines länger» Artikels: „AvS diesen Gründen möchten wir für das schöne und zukunftsreiche Oesterreich Nichts mehr für angezeigt halten, als eine Periode der häuslichen und wirthschaftlichcn Zurückgezogenheit und ein Zurückweisen der Gesichtspunkte auswärtiger Politik hinter die segens reichen Motive der Bolkswirthschast. Das Wort „Oester reich sammelt sich" würde mit Freuden begrüßt werden, Pariser Briefe.*) XIII. (Schluß au» Nr. 256.) Pari», 27. Oetober 1864. Da wir unS einmal im Palais-Royal befinden, so wollen wir r- nicht verlassen, ohne in sein vielberühmtes Theater wenigsten- einen flüchtigen Blick zu werfen, um so mehr, al« wir diesem Tempel der allerhettersten Muse bisher noch keinen Besuch abgestattet haben. DaS Theater deS PalaiS Royal ist unstreitig eine- der besten und felg- lich auch eines brr glücklichsten von ganz Paris; es ist fast immer zu klein für den gewaltigen Andrang des Publikums, weil man gewiß weiß, daß man sich daselbst vortrefflich amüstren wird; will man also einen guten Platz haben, ist man gezwungen, ihn schon lange vorher zu bestellen. Ich habe in diesem vielbesuchten Theater gestern rin neue- Stück von Bictorien Sardou, dem be kannten dramatischen Schriftsteller, gesehen. Herr Sar dou versuchte sich mit diesem Stücke zum ersten Male auf dem Gebiete der Posse und dieser Versuch ist ihm außerordentlich gelungen. DaS Stück heißt: „DeS Nach bar» Aepfel." Die Tendenz ist einfach die, daß unser» Nächsten Gut immer etwa» Verlockende» für un- hat ; diese Neigung offenbart sich schon bet Kindern, daher da» Sprichwort: „Fremder Leute Brod ist Kindern Kuchen!" Der Held de» Stücke» ist ein ehrsamer Advocat der Stadt Dijon, ein wahrer Tugrndspiegrl, rin zweiter keuscher Joseph, von der ganzen Stadt geliebt und hochverehrt, steht er auf dem Punkte, eine sehr gute Anstellung im »Staatsdienste zu bekommen und sich zu verheirathen. Da, zu seinem Unglück«, erblickt er in seine» Nachbars Gar ten ein holde» Eva-Töchterlein, deren Reize ihm unwider stehlich sind, obgleich er weiß, daß sie dem Nachbar an- *) vergl. Nr. »7, «8, 106, 116, 132, 16«, 166, 16«, 186, 18«, L87, ISS, ISS, 167, 242 243 und 25«. und wenn die Völker dann erleben sollten, daß sie durch fremde Invasionen muthwillig bei ihrer Fiiebensarbcit gestört würben, dann möchten sie dem Angreifer einen unangenehmen Empfang bereiten. Die Erwartungen, mit denen wir dem neuen Minister des Auswärtigen ent- gegenkommen, sind also ziemlich leicht zu befriedigen. Schon für blosc Enthaltsamkeit sind wir dankbar. Herz liche Beziehungen zu Süddcutschland, friedliche Beziehungen zu aller Welt, Verlegung des Schwerpunkts unsrer Po litik aus dem Auswärtigen in das Gebiet der inner» Reorganisation, und namentlich der Bolkswirthschast — daS sind die Wünsche, die wir bei dem jetzigen Mrnister- Wechsel aussprechen." Zur französisch-italienischen Convention ist ein Meinungsaustausch zwischen dem „Journal deS Dsbats" und dem „Constitutionnel" hervorzu- hrben. Das „Journal deS Döbats" stellte die vorwitzige Frage, was geschehen werde, wenn angesichts der Con vention vom 15. September der heilige Stuhl bei der bisherigen Politik beharren sollte. Der „Constitutionnel" erwidert darauf, daß dieser Fall in der Convention nicht vorgesehen ist uud nicht vorgesehen sein konnte — daS Eintreten dieses Ereignisses würde eine neue Sachlage schaffen und neue Engagements bedingen. Außerdem verweist Herr Paulin Limayrac das „Journal de» Dö- bats", Frankreich betreffend, auf die kaiserliche Politik, die sich nicht einen Augenblick untreu geworden sei, und hinsichtlich Italiens auf die berühmte Tagesordnung vom 27. März 1861, nach welcher die römische Frage nur „im Einverständniß mit Frankreich" gelöst werden könne. — Diese osficiöse Note erscheint den andern Blättern eine Art von Aufmunterung für das non possumu», ein Veto gegen die Pläne der Turiner Regierung, ein den Inter pretationen des italienischen Parlaments vorgeschobener Riegel. Tagesgeschichte« Wie», 1. November. (W. Bl.) Der Großsürst- Thronfolger von Rußland wird wahrscheinlich nach Wien kommen und dürfte Mitte November hier eintreffen. --- Nach dem Monatsausweise der Bank beträgt die circulirende Notenmenge mit Ende des abgelaufenen Monats 388Vz Millionen, um 2Vz Millionen weniger als Ende September. Das Wechjelportrseuille ist in Wien von 78Vs aus 74V» herab-, in den Filialen hingegen von IS'/w aus 20Vi» hmausgegangen. Der Lombard hat eine Stergerung von 48Vz bis fast 52'/u» erfahren; beide Po sten zusammen betragen gegenwärtig 147Vz Millionen. Auf die Kaufschtllingsraten der Staatsgüter ist Mill, abgezahlt; die realistrbaren Effecten sind A Million ge ringer, die Hypothekardarlehen 1^ Million niedriger. Die Saldi laufender Rechnungen übersteigen bereits 2 Mill. — Dem Vernehmen nach ist Herr Franz Deal aus Pesth heute hier angekommen. Wien, 2. November. Die „Generalcorrespondcnz" erklärt auf das Bestimmteste, die Minister krisis sei seit dem Ausscheiden Rcchberg's geschlossen, und jede Mittheilung über bevorstehende fernere Cabinetsänderungen gehöre ins Gebiet der Erfindungen Triest, 31. October. (W. Bl.) Heute Morgen ist der Contreadmiral v. Tegetthoff hier angekommcn. Zu seinem Empfange hatten sich die Admiräle Anton Freiherr Bourguignvn und Ritter v. Pöttl und G.-M. Ritter v. Ujcyski, das gesammte Marineoffiziercorps un ter der Führung des provisorischen Marinecommandan- tenvcrtreters, LinienschiffscapitLns Wilh. Breisach, eine nicht unbedeutende Anzahl Capitänc des österreichischen Lloyd und der Handelsmarine, an deren Spitze der hie sige Hafencapitän stand, und einige Mitglieder der hie sigen Börsendeputation cingefunden. Nach kurzer freund licher Begrüßung richtete der Vertreter der Marine einige Worte an Herrn v. Tegetthoff, brachte demselben zu dem glorreichen Gefechte bei Helgoland im Namen des gan zen Offiziercorps den Glückwunsch und Dank dar und schloß mit einem Hoch auf den Sieger von Helgoland, welches Admiral v. Tegcthoff tief gerühr- mit einigen Worten deS DankeS erwiderte. gehört. Die aufkeimcndc Neigung verwandelt den armen Advocate», den sonst so geordneten, stillen Mann in einen wahren Don Juan: er begeht Thorheit auf Thor- heil, Verbrechen auf Verbrechen: schlägt Thürcn ein, er bricht Schlösser, stiehlt ein Schmuckkästchen, vergiftet einen Gastwirth, schiebt eine Frau tn einen Backofen u. s. w., so daß er nach seiner eigenen Berechnung und noch dazu unter Berücksichtigung mildernder Umstände, mindestens 140 Jahre Galeeren, 25 Jahre Zuchthaus und 30 Jahre polizeilicher Ueberwachung verdiente. Dieser Unglückselige ist daS Opfer der allerkomischsten Verkettungen, die sich nur denken lassen; endlich löste sich natüilich Alles zur allgemeinsten Befriedigung auf, nur für ihn nicht, denn er verliert nicht nur die Anwartschaft auf die gute Stelle, die man ihm zugesichert hatte, sondern auch seine Braut und seinen KeuschhettSruf, der ursprünglich so fest be gründet war, daß seine Mitbürger ihn sämmtlichen jun gen und leichtsinnigen Gelbschnäbeln des OrtcS zum Bei spiel und Muster aufgestellt hatten; aber nun ist die Unschuldskrone von seinem Haupte gefallen — da» find die Folgen, wenn man de» Nachbar» Aepfeln nicht wider stehen kann! DaS Stück gefällt so, daß man ihm rin paar hundert Vorstellungen prophezeiht. Da wir un» nun einmal in daS Theater de» Palais- Royal gewagt haben — ich sage gewagt, weil diese» Theater im Allgemeinen und ohne daß man so recht sagen kann, warum, tn Bezug auf seine Moralität tn einem etwa» zweideutigen Rufe steht. Da wir unS aber nun einmal auf diesen schlüpfrigen Boden gewagt haben, so erdretste ich mich, noch einen Schritt weiter zu gehen und schlage eine kleine Umschau in den hiesigen öffentlichen Bällen vor. Erschrecken Sir nicht, meine Damen! Ich verspreche Ihnen mit der Spitze meiner Feder Alles zu entfernen, wa« Ihnen anstößig erscheinen, oder Sic ver letzen könnt«. tt Berlin, 2. November. Heute war am kgl. Hofe zu Potsdam großes Diner zur Begrüßung des Groß fürsten Konstantin, welcher auf Einladung Er. Maj. des Königs an der morgen stattfindenden Hubertusjagd Thcil zu nehmen hierher gekommen ist. Der Großfürst, wie der Kaiser, welcher heule Abend erwartet wOb, togirt im russischen Gesandtschastshotcl — Geh. Rath v. Balan wird in den nächsten Tagen von Wien hier zurückerwar- tet; mit ihm kommt der diesseitige Gesandic am Wiener Hofe, Baron v. Werther. Der erstgenannte Diplomat wird demnächst einen der vacanten Posten erhalten. — Wie man hört, wird da» gesummte Postwcsen wieder ein selbstständiger VerwaltungSzweig unter einem Gene- ralpostmeister werden, wie dies vor der Zuerthcilung dieses Ressorts zum Handelsministerium der Fall war. Zum Gencralpostmeifler soll der jetzige höchste Postbeamte, Gcneralpostdirector Philippsborn, designirt sein. — (B. Bl.) Der Kaiser von Rußland und der Großherzog von Weimar trafen heute Nachmittag '^4 Uhr auf der Wildparkstation in Potsdam ein und wurden daselbst von Er. Maj- dem Könige, dem Groß fürsten Konstantin und den königl. Prinzen empfangen. Das Diner sand in Sanssouci statt. Um '^7 Uhr kamen die hohen Herrschaften nach Berlin und wohnten der Vorstellung im Opcrnhause bei. Der Kaiser von Rußland hat, wie die „Nat.-Ztg." meldet, die Ein ladung des Königs zur Lehlinger Jagd angenommen, welche am Freitag und Sonnabend in dem dortigen Forst abgehalten wird. Am Sonnabend Abend wird der Kat-, scr die Rückreise nach St. Petersburg antretcn. — Dem bisherigen französischen Botschafter am hiesigen Hofe, Baron v. Talleyrand-Perigord, ist gestern von Sr. Maj. dem Könige der schwarze Adlerordcn verliehen worden, dessen Insignien derselbe auch bereits angelegt hatte, als er Sr. Maj. dem Könige in einer Audienz sein Abberrusungsschreiben gestern überreichte. Glogau, 31. October. Wegen mehrer, bezüglich de» bekannten Todesfalles der Agnes Sander im „Nie- derschl. Anz." enthaltener Artikel hat, wie die „Brest. Ztg." meldet, der Staatsanwalt die Voruntersuchung ge gen die betreffende Nedaction beantragt und haben des halb die verantwortlichen Vernehmungen stattgefunden. Bekanntlich war vr. Pollack der einzige Civilarzt, wel cher bei dem traurigen Ereigniß zugezogen worben ist. Ein Artikel der „Schles. Ztg." behauptete nun jüngst, daß vr. Pollack sich abweichend von dem Splittgerbrr'- schen Bericht, und zwar in sehr bedenklicher Weise über den Fall geäußert habe, und provocirte den Vr. Pollack zu einer Erklärung. Mit Bezug hierauf hak nult vr. Pol lack folgende Erklärung in der „Breslauer Ztg." ver öffentlicht: „Infolge der in Nr. 499 der „Schles Ztg." enthaltenen Auf forderung bekenne ich mich gern und frei von jedem volitischen oder persönlichen Einflüsse zu der Ucberzeugung, daß die Agne- Sander ohne Verschulden einer andern Person an Kodlenorvd- gasvcrgisiung verstorben ist. Abweichend von der Darstellung de» Herrn DwisionsaudileurL Splittgerber füge ich hinzu, daß bei der Besichligung der Leiche unirügtrche Zeichen, die ich hier nicht näher ausluhren kann, für eine slattgehadtc Cohabitation sprechen. Glogau, 28. Oetober. vr. Pollack. München, 1. November. (A. Z.) Der General staatsanwalt am obersten Gerichtshöfe und Staatsrath im ordentlichen Dienste, v. Kiliani, ist gestern Abend plötzlich gestorben. Eisenach, 1. November. In der heutigen Sitzung der Generalversammlung des NationalveretnS kam zuerst die schleswig-holsteinsche Frage zur Berathung. Be richterstatter Miquel. Den Debatten entnehmen wir Sü den Mitthcilungen der Leipziger Blätter Folgendes: Der Ausschußantrag ist schon mitgetheilt. Er wurde vom Berichterstatter motivirt. Die Interessen der Legitimität fielen hier mit den Volksintcressen zusammen. Der Red ner erklärt sich gegen die Anncctirung der Herzogthümer an Preußen. Dagegen würden die Herzogthümer gewiß den allgemeinen nationalen Interessen Deutschlands die jenigen Zugeständnisse machen, welche für letztere noth- wendig und ersprießlich wären. Der Ausschuß hat sich auf die Forderung eines maritimen und eines handels politischen Anschlusses beschränkt, als das unbedingt Noth- Paris war von jeher die Wiege der Tanzlust, unb die Zahl der hiesigen öffentlichen Bälle ist Legion, von dem berühmten, oder wohl fast berüchtigten lerllin Xs- dillv und ObLtoau <iv» stour» an, wo die Damen der Lomi- monäv unumschränkt herrschen und ihre verführerischen Netze aufstcllen, bis herab zu den Barrierenbällen, wo «in sehr lauteS, manchmal zu lautes Wort gesprochen, oder gesungen wird, und wo nicht eben selten da- Faust recht noch zur Geltung kommt. Die Franzosen tanzen fast ohne Ausnahme sehr gern. Aber die Tanzkunst selbst, die edle Tanzkunst, ist, zu meinem Leidwesen muß ich es bekennen, gar sehr tn Verfall gerathen. Chicard, der „große Chicard" wie ihn die Menge nannte, der Held deS Tivoli, des ChSleau-Rouge und anderer ähn licher Orte, ist bereits seit 1830 der unbedingte Ton angeber auf den öffentlichen Bällen und heute noch tn seinem 60. Jahre tanzt er mit der Leichtigkeit und Ge wandtheit eine» jungen ManncS und führt erstaunliche Dinge auS; aber die Schule (daS heißt die Tanzkunst- Schule) die er gegründet hat, ist nicht schön zu nennen. Durch ihn ist, wenn ich mich so ausbrücken darf, der choreographische Sk pticismus zur Geltung gekommen, eine verzerrte, grimma sirende, krampfhafte Tanzait.dieallrnbes sern Traditionen Hohn spricht. Ein gewisser Monsieur Bridldi, auch ein sehr renommirter Tanzkünstler der öffent lichen Bälle, hat versucht, der Schule Chicard'- Oppo sition zu machen und dem Ecepter deS guten Geschmack» wieder Anerkennung zu verschaffen, aber umsonst! Dt« Doktrinen Chicard'» haben dir Oberhand brvalien. Indessen ist mir auf den öffentlichen Bällen doch eine Erscheinung ausgefallen, dir jedenfalls eine ganz beson dere Erwähnung verdient. ES ist ein Tänzer, der, ohne r» zu wissen, vielleicht gar ohne r« zu wollen, bereit» eia großer Künstler ist und der, wie jede Berühmtheit, auch schon seine Feind« und seine Widersacher, sein« Freunde
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite