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Dresdner Journal : 05.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186411055
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-05
- Monat1864-11
- Jahr1864
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- Dresdner Journal : 05.11.1864
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Dres-nerMmml. Verantwortlicher Redaeteur: I. G. Hartmann. »nseratenatmahme aurwärt,: k». LowmiisiooLr <Ie» tarssäu«« llouruul»; ebevä»-.: L. LLwkurx-LIlo»» S: Voui L»; Larlilu Oiroi ro-t ueli kitnckl., ji>sr>:»nrvr.,i', Ii»r<>->u; Lr-bM«»: 1^. 8riil.vrr>:; Sr«5t»u: l.vr i, 8rix<>^!<; rr«oklurt ». >l.: .Ix»:or:r,'«vt>- Lu»:l>l>.; Xol»: äval.? l v. 1>ö» (28, ru« <Iv bau, ans^u,); krax: l». i:u>il.lc.ii'» I!uab>>. z Mi»»: Lomjitoir ä. k. ZViauar Xaituu^, 8tvluu-j>I. 867. chrraurgrbrr: ^öoi^I. 8rp«äiiioQ U-» lara-arrer äonruillA, Lrsiäeo, IU»-t,u,t>«„, 7, schwemmungcn. Ausammeukunft von Flüchtlingen, be schlagnahme. — London: Neuer Lordstatthalter für Irland. Garibaldi lehnte Geschenke ab. Verheerungen in Ostindien. Ein Kreuzer der Conföderirtcn wcgge- nommen. — Kopenhagen: ReichsrathScinberufung. NeichStagSvertagung. — St. Petersburg: Ne« Gefechte mit den Khokanzen.— Von der polnische« Grenze: Katholische Stiftung zu Gunsten PoleW. — Konstantinopel: Steuerverweigerung auf Ka«» dia. Tscherkesseneinwanderung. — Athen: Von der Nationalversammlung. Schleswig-Holstein. (Eindruck deS Friedensschlusses, Vermischtes. Die Lage Jütlands.) Erurnnuuge»,, Versetzungen re im öffentl. Dienste. Drrttnrr Nnchrtchtev. Provinzialnr.chrichten. (Leipzig. Zwickau. Freiberg. Zittau. Löbau. Riesa. Sebnitz.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden ) Vermischtet. Tri egrap M!se iichnch! kn. Hamburg, Donnerstag, 3. November, AbeadS. Die hier eingetroffene » Flensburger Norddeutsche Zeitung" veröffentlicht daS amtliche Budget des Herzogthum« Schleswig für da» Finanzjahr vom 1 April 1864 bis dahin 1865. DaS Budget weist einen Urberschuß von 2,013 274 Mark Cour, nach Hierbei sei jedoch in Betracht zu ziehen, daß unter den Ausgaben die Posten für die Cioilliste, die Apanggrn und daS Kriegswesen weggrfallen seien. Flensburg, Freitag, 4. November. DaS gestern veröffentlichte Budget für da» Herzogthum Schleswig sieht die Einberufung der Stänvevrr- sammlung bi» zum Marz k. I. vor. Die Kosten dafür sind mit 60000 Mark in Ausgabe gestellt. Die „Aarhuuser AmtSzritung" bringt eine Be kanntmachung deSMilitärgouverueurSvon Jütland, General-Vogel v Falckenstein, vom 2. d. M., welche mit der Bemerkung schließt: Die in den letzten Tagen von ihm verfügten Erleichterungen seien nur in der Voraussetzung eingetreten, daß binnen der gegebenen Frist (von drei Wochen) der Friedent abschluß in Kopenhagen ratificirt werde. Tollte wider Erwarten die Ratification verzögert werden, so würden alle Verordnungen nach Ablauf dieser Frist in verschärftem Maße sofort wieder in Kraft gesetzt werden. Bern, Donnerstag, 3. November, Mittags. Von de« SO infolge der Genfer Unruhe« zur Un tersuchung gezogenen Personen sind 14 in Anklage stand versetzt, darunter 12 Radicale und 2 Inde pendenten; sämmtliche Angeklagte befinden sich jetzt auf freiem Fuße, die Asfisenverhandlungen werden in Genf stattfinden. Turin, Donnerstag, 3 November. In der heutigen Sitzung der Deputirtrnkammer erklärte der Abgeordnete Boggio, die vorgelrgten diploma tischen Aktenstücke seien ungenügend, und forderte die Mittheilung sämmtlicher, seit der ersten Note ViSconti Venosta s zwischen Italien und Frankreich autgewechselten Noten. Der Ministerpräsident La- marmora entgegnete, die Regierung sei hierzu nicht verpflichtet. Auf eine Anfrage Petronelli's, ob die mitgetheilte Nigra'sche Note wirklich in vorliegen der Gestalt eristire, erwiderte der Minister Lanza, daß et unschicklich sei, auf blose Jourualangabcn hin rin förmliches Aktenstück zu bezweifeln; die vorgelegte Note sei durchaus correct. Hierauf be richtete MoSca im Namen der Commission über die Verlegung der Hauptstadt. Ferrari machte den Vorschlag, vorerst darüber die DiScussion zu er öffnen, ob die Gesetzvorlage eine ausdrückliche Bil ligung der Convention nothwrndig mache. Nach kurzer DiScussion wurde die Erledigung dieser Frage bis zum nächsten Montage, wo über die Verlegung der Hauptstadt ditcutirt werden soll, vertagt. Der CommissionSbericht über die Verle gung der Hauptstadt geht dahin, die Annahme die ser Gesetzvorlage ronform der von ter Regierung vorgruommrnrn Redactlvn der Kammer zu em pfehlen. Kopenhagen, Donnerstag,3. November, Nach mittags. Der Ausschuß deS VolksrhingS, welcher für die Bille'scht Angelegenheit nievergesetzt war, empfiehlt, daß daS Tdiug seine Zustimmung zu der gerichtlichen Verfolgung deS Abgeordneten Bille erthrilrn möge. Der Reichstag wird morgen vertagt werden. Die Eröffnung deS ReichsratdS wird wahr scheinlich nicht durch den König in Person erfolgen. Tllgesgeschichte. Wien, 2. November. Die „Gen.-Corresp." enthält folgende (gestern bereits erwähnte) Note: Die Tages presse wird nicht müde, sich fortwährend mit der Mi nisterkrisis zu beschästigen und das weitere Ausschei den von Ministern in nächste Aussicht zu stellen. Wir sind in der Lage, auf das Bestimmteste zu erklären, daß die Ministerkrists seil dem Ausscheiden des Hrn. Grasen Rechberg geschlossen und jede Miltheilung über be vorstehende fernere Acnderungen im österreichischen Ca- binet als in das Gebiet der Erfindungen gehörig zu be trachten ist. — (W. Abdpst) Ein erhebender Act ging heute Vormittag im k. k. Garnisonspitale Nr. 1 vor sich. Sc. Majestät der Kaiser geruhte den drei Matrosen Johann Martinolich, Anton Gasparo und Joseph Vin cenz Pcnso, sowie den beiden Soldaten des Marine- Infanterieregiments, Hrinko Balaban und Alexander Hasczuk, die im Seegefechte bei Helgoland am 9. Mai d. I. schwere Verletzungen erlitten und welchen Se. Maj. in Anerkennung ihrer in diesem Gefechte bewiesenen Tapferkeit die silberne Tapferkeitsmedaille erster Klasse allergnädigst verliehen hat, dieses Ehrenzeichen allerhöchst eigenhändig zu übergeben und die Wackern Männer mit gnädigen Worten zu beglücken. Dem Ban dagisten Herrn Georg Schlecht, der sich sowohl durch die Tüchtigkeit seiner Erzeugnisse, wie durch seine wiederholt an den Tag gelegte Uneigennützigkeit verdient gemacht hat, geruhte Se. Maj. bei dieser Gelegenheit allergnädigst daS goldene Verdienstkreuz einzuhändigrn und den an wesenden Bürger Herrn Franz Anton Danninger, der auch gegenüber den Verwundeten der k. k. Marine wieder ..szjnen unermüdlichen Wohlthätigkeitsstnn bewährt hat, deS Ausdruckes der allerhöchsten Annerkennung huldvoll zu würdigen. Se. Maj. geruhte dann noch die übrigen Lokalitäten des Spitals und besonders die Klinik in Begleitung des Herrn Professors vr. Ritter v. Pitha in Augenschein zu nehmen. — (Botsch.) Die Nachricht, daß der ungarische Parteiführer Franz Deak in Wien eingctroffen, scheint auf einer Personenvcrwechsclung zu beruhen. Unsers Wissens wird Deal in Pesth erwartet und weilt derzeit im Eisenburgcr Eomitate. Freiherr v. Eötvös befand sich nur auf der Durchreise von München, wo er dem Begräbnisse einer ihm nahe verwandten Person beige wohnt Hal, nach Ungarn in Wien, hielt sich nur 24 Stunden daselbst auf und ist bereits gestern wieder ab gereist. Seine Anwesenheit entbehrte jeder politischen Bedeutung. — Ueber den mißlungenen Putsch, der in Spi- limbcrgo und Maniago versucht wurde, lesen wir in der ,,Gazz. di Venezia": Die Reste der Bande, die sich am 16. October in Spilimbergo und Maniago gezeigt hat, haben sich derart vermindert, daß kaum noch zwan zig Individuen beisammen sind, die umhcrirrend irgend einen Zufluchtsort in den unwirthlichen Schluchten der Berge suchen und den Patrouillen nicht entgehen können, von denen sie in jenen unbewohnten Gegenden aufgesucht werden. Mehrere, die sich gleich in den ersten Tagen von der Bande losmachten und den Patrouillen entgingen, haben sich den Behörden freiwillig gestellt. Werden zu diesen auch Jene gezählt, die nach ihrer Rückkehr von der mißlungenen Zusammenrottung bei B.Uuno verhaftet Wurden, so befinden sich bereits über sünszig in den Hän den der Behörde. Das dclegirte Gericht ist an Ort und Stelle in voller THLtigkeit. Aus den Aussagen der Ver- hafletcn, aus den Daten, welche die angestellicn Nach forschungen auch bezüglich der Vorbereitung der That- sachen ergaben, und aus der Entdeckung einiger Waff n- und Munitionsdepots wird es hinlängliche Materialien entnehmen, um auch die cntfernren Schuldigen eruiren zu können. Constalirt wurde, daß seit den Vorgängen vom 16. October an keinem Orte, weder im Gebirge noch in der Ebene, auch nur das entfernteste Symptom ähnlicher Versuche vorgckommen ist. — Dasselbe Blatt thetlt ein, von der k. k. Statt halter« an die Proviuzialdelegaten des lombardisch-vene- tianischen Königreichs erlassenes Circular mit, welches den Sachverhalt zur Widerlegung beunruhigender Gerüchte auscinanderscht. — Der Mailänder „Pungolo" meldet, daß bei Montefaleone in Illyrien ebenfalls eine starke Bande von 450 Minn sich gezeigt habe, welche, wie im Bcllu- nesischen, in Garibaldiuniform und von einem Garibal- diner commandirt seien und die nämlichen Heldenthaten gegen die öffentlichen Kassen ausführtcn. Z Prag, 3. November. Wie es heißt, werden die Bezirksgemeindcn im Kronlande Böhmen nicht überall zugleich inS Leben treten. Sie werden zueist in jenen Bezirken ausgeschrieben werden und nach ihrer Coustiluirung ihre Wirksamkeit entfalten, wo die neuen Gem.indeivahlen durchwegs vollzogen sind. Die Aus schreibung der Bczirkswahlen wird also nicht für daS ganze Land auf einmal, sondern für jeden Bezirk beson ders erfolgen. Sowohl der LanLeoausschutz wie die Statthallcrci ist angelcgentlichst damit beschäftigt, das Gesetz über die Bezirkevertretuogen in Vollziehung zu bringen. — An der Spitze des deutschen Wahlcomitös für die hiesigen Gemein dcw ah le» steht Herr Professor vr. Herbst, den tschechischen Wahlcomite leitet vr. Brau ner. l)r. Meyer und l>r. Palazki scheinen durch ander weitige Geschäfte abgchalten zu sein, den Berathungen der tschechischen Partei, bezüglich der Gemeindcwahlen, in hergebrachter Weise zu präsidiren. — Von dem städtischcn Anlchcn, welches zur Errichtung einer neuen Gas anstalt und zum Bau einer dritten Brücke über die Moldau bestimmt ist und das im Ganzen 1 Million be trägt, sind 600,000 Fl. zur Zeichnung auf dem hiesigen Platze aufgelegt worden. Heute ist diele Summe bereits vollständig gedeckt und es dürfte somit eine Ueberzeichnung in namhafter Höhe cintreten. Der Erfolg der Sub- scription hat die gehegten Erwartungen bei Weitem über troffen. — Am 8. November, welcher zugleich der Jahres tag der Schlacht am weißen Berge ist (1620), an welchem vor zwei Jahren die tschechische Agitation eine demon strative Trauerfcierlichkeit in die Scene zu setzen versuchte, wird von tschechischer Seite eine F ier für den verstorbenen PublicistcnHawlilschek abgehaltcn werden. — Der Antrag des Vicepräsidenten der Handelskammer, Herrn R Dotzauer, Sc. Majestät um die Ernennung eines Hande lsministers mit durchaus selbstständigem Ressort durch eine Deputation zu bitten, dürfte mit Nächstem zur Ausführung gelangen, da sich auch der Comitö, dem der Vorschlag zugewiesen worden, mit Stimmcncinhelligkeit für denselben ausgesprochen hat. n Berlin, 3. November. Der Ministerpräsident hatte heute Morgen eine Audienz bei Sr. Majestät dem Kaiser von Rußland, welche längere Zeit währte.— Heute haben die officicllen Mintsterberathungen über die innern Fragen begonnen, nachdem die vertrau lichen Besprechungen über den Gang der Berathungen zu Ende gediehen sind. Bei lctztcrn ist, wie bekannt, kein Protokollführer zugegen und das Ganze trägt den Cha rakter des gegenseitigen Meinungsaustausches. — Zur Grcnzrcgulirung in Jütland wird hier demnächst eine Commission von österreichischen und preußischen Militärs zusammentretcn und sich an Ort und Stelle der Arbeiten nach dem Abkommen des Fricdenstractates Ldmnmtmttnprrift: 5UrrI!°b - 0 H>le. — Kgr. m .) !-» '4^l.:1 .. 1» »oo»tUel> io vr—4»: Id kixr. I tttewpelru- Lior.lo. Nnwmern: 1 »gr. "bl^ inoio. »oseratenpretst: rite a«o «.um -i°-r -e,p»>t«°«° 1 k^r. v°t»r „Lioe-»»nät" äi. 2 Ngr. Erscheinen: Vllgllek, mit Lo»o»bw« ä»r Koon- nnä kVi«rt»xv 4d»ock» tUr 4«o tv>tk«oa«o Amtlicher Theil. DreSdtv, 29. Oktober. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Gemeindevorstande Carl Gottlob Schumann zu Altmittweida in Anerkennung seine- langjährigen verdienstlichen Wirkens in obiger Function die zum Verdienstorden gehörige goldene Me daille zu verleihen. Bekanntmachung, Maaßregeln zu Verhütung der Einschleppung der Rinderpest betr., vom 2. November 1864. Mit Rücksicht auf den bereit- mittels Bekanntmachung vom 17. vorigen Monats zur öffentlichen Kenntniß ge brachten neuerlichen Wiederausbruch der Rinderpest in Böhmen findet sich das Ministerium deS Innern veran laßt, die durch die Bekanntmachung vom 25. Juli dieses JahreS theilweise aufgehobenen Bestimmungen der in Be zug auf die wegen der Rinderpest getroffenen Eperrmaaß- regeln erlassene Bekanntmachung vom 17. October 1863 hierdurch wiederum in Kraft zu setzen. Hiernach gelten bis auf Weitere- wieder folgende Vorschriften: 1) die Einfuhr und der Eintricb von Steppenvieh (podolischem, ungarischem, galizischem Rindvieh) aus Böhmen ist verboten, insoweit nicht in einzelnen ganz unbedenklichen Fällen von dem Ministerium des Innern auf etwaiges Ansuchen Ausnahmen durch besondere Ver ordnung gestattet werden. 2) Rindvieh deS böhmischen Landschlages darf im Großhandel und mittels der Eisenbahn über die Grenze nur dann eingelassen werden, wenn durch beige brachte ortsobrigkeitliche Certificate nachgewiesen ist, daß die nach Stückzahl und sonst näher zu bezeichnenden Thiere aus Böhmen stammen oder wenigstens sich schon feit vier Wochen daselbst befunden haben. 3) Dagegen ist daS Einbringen von Rindvieh des LandschlagS im sogenannten kleinen Grenzverkehr, in gleichen daS Einbringen von Schaafen, Ziegen und Schweinen au- Böhmen nach Sachsen mit der alleinigen Beschränkung gestattet, daß das mittel- Bekanntmachung vom 17. vorigen MonalS erlassene Verbot des Eintrieb- und der Einfuhr von Schaafen aus Böhmen längs der Grenze deS Regierungsbezirks Budissin zur Zeit noch in Kraft bleibt. Auf Grund der allerhöchsten Verordnung vom 16. Januar 1860 wird dies unter Verweisung auf die in K 3 derselben enthaltenen Strafbestimmungen andurch zur Nachachtung bekannt gemacht Alle Zeitschriften der 8 21 deS Preßgesctzes vom 14. März 1851 gedachten Art haben vorstehende Be kanntmachung nach Maaßgabe § 14 »ub b der Aus führungsverordnung zu ersterem zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 2. November 1864. Ministerium des Innern. Frhr. von Beust. Schmiedel. Nichtamtlicher T!M. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten TageSgeschichte. Wren: Keine weitern Veränderungen im Cabinet. Verthrilung von Tapferkeitsmedaillen durch den Kaiser. Deak nicht in Wien. Der Putschversuch in Friaul. — Prag: Gemeindeangelegcnheiten. Haw- litschekseier. Handelsministerpetition. — Berlin: Vom Hofe. Ministerberathungen. GrenzregulirungScommis- fion für Jütland. Vermischtes. — Breslau: Ent lassung wegen einer Ehrensache. — Hannover: Eiscn- bahnconccsstonirung. — Eisenach: Wahlen für den NationalvcreinSausschuß.— Frankfurt: Bundestags sitzung. — Pari-: Tagesbericht. Nachrichten aus Merico. Friedrnsanerbicteu der Japanesen. — Tu rin: Militärreduction. Ein Geldtransport über fallen. Propaganda für den Putsch in Friaul. Uebcr- F e ullle to «. Die Octobertage in Nizza. In den Nachmittagsstunden des 21. Octobers wurde der Nizzaer Bahnhof für das Publicum geschlossen. Nur die vornehmsten Glieder der dasigen russischen Colonie, mit Eintrittskarten versehen, die Spitzen der örtlichen Be hörden und einige Gendarmen fanden sich daselbst ein. Die Anwesenden mußten lange auf den Zug warten, der sich um eine Stunde verspätete, da man sehr langsam fuhr au- Furcht, der Regen möchte die Erdwälle der neuen Bahn erweicht haben. Um 5 Uhr endlich langte die rus sische Katserfamilie dort an und begab sich, nachdem die üblichen Begrüßungen ftattgefunden, unter strömendem Regen zu den bei einander liegenden Billen Peillon und Bermond. Am andern Tage erschien der Kaiser Alexander in der Uniform seine» Garde-Jäger-RegimentS, ungeachtet d«S ungünstigen Wetter», auf dem MarSfelde und hielt eine Revue über die al- Ehrenwache der Kaiserin Marie au- Paris hergesandten Gardejäger ab. Das Lachen und Plaudern der Soldaten in Reihe und Glied mag ihm nicht wenig ausgefallen sein, allein gerade in der fran zösischen Garde läßt die DiSciplin Manches zu wünschen übrig. Die Manöver gingen trefflich von statten, nur merkwürdigerweise gerade die Hauptsache für Jäger nicht besonder», da» AuSschwärmrn nämlich, wobei die Rufe der Offiziere den Hörnrrstgnalen stark Nachhilfen muß ten. Am Schluffe der Parade versammelte der Kaiser einige Unteroffiziere um sich, mit denen er sich ganz allein und ohne daß Offiziere zugegen gewesen wären, über ihre Bekleidung, ihre Waffen »c. unterhielt. ES war eine Freud«, zu sehen, wie anstand-voll und doch ungenirt ihm die Leute antworteten. Mit leuchteudea Augen tra ten sie in ihre Reihen zurück. Ll» sich der mit der Ehren legion gezierte Adler d«S Regiment» vor dem Kaiser neigte, erwicdertc derselbe diese Begrüßung in ausnehmend ach tungsvoller Weise. Nachher gab er den Soldaten ein Festmahl in ihrer Caserne, bei welchem er sich durch den Fürsten Wittgenstein vertreten ließ. Am Abende desselben Tages erschien Alexander II. im französischen Theater mit dem Baron Budberg, dem Fürsten Dolgoruki, Chef der Gendarmerie, und dem Grafen Adlerberg» mit denen man ihn auch an allen andern Abenden seine- Nizzaer Aufent haltes theilS im gedachten Schauspielhaus«, theils in der Oper sehen konnte. Doch gab er der Comödie den Vor zug vor der nur mittelmäßig besetzten italienischen Oper, so daß zur lauten Unzufriedenheit des hiesigen, an Eti kette nicht gewohnten Publicum- die Franzosen auch in letzterer zwischen einzelnen Acten der „Somnambula" und „Traviata" spielten. In einem Vaudeville ereignete eS sich, daß eine Schauspielerin cs in des Zaren Gegen wart für unschicklich hielt, zu sagen, ihr Mann, ein alter Militär, habe sich in Rußland die Nase erfroren. Statt diese» Landes ließ sie die Nase in — Spanien verun glücken, was ungläubig Oh! Oh! im Parterre erschal len ließ, während die Majestät eifrig am Schnurrbart drehte, um ihr Lachen zu verbergen. Als später dasselbe Stück: „Iw kourreiu llen orSav»" (der Tapfer» Tapfer ster) vor den beiden Kaisern nochmals gegeben wurde, trat Rußland in seine eisigen Rechte wieder ein und Alerander erwähnte deS Quiproquos gegen seinen kaiser lichen Nachbar, der herzlich in sein Lachen einstimmte. Am Sonntag nach ihrer Ankunft erschien die Kaiser- Familie in der hiesigen russischen Kirche, und die Zarin machte trotz ihrer sichtlichen großen Schwäche keinen Ge brauch von dem für sie ausnahmsweise hingestelllen Ses sel. Dem griechischen Gottesdienste wohnt man näm lich stehend bei. Nach der Messe fuhr da» hohe Paar durch Massen von Neugierigen zu seiner Villa zurück, und der kleine Großfürst, der, nach dem langen Gottes ¬ dienste hungrig, so tapfer in seine Semmel biß, gefiel den Zuschauern ganz besonders. Aber auch der Kaiser Alexander selbst, dieser so schöne, freundliche Mann mit den leichten, gewandten Bewegungen, aus denen man wohl den besten Stoßfcchtcr seines Reiches erkennt, hat sich durch die schlichte, von jeder Ostentation entfernte Weise, in der er hier mit seinen Kindern umherwandelt, Aller Herzen im Fluge erobert. Die leidende Kaiserin hat man bis jetzt nur auf Spazierfahrten gesehen, allein abgesehen von dem Rufe großer Herzensgüte und ihrer Abneigung gegen Pracht und Cercmoniel vcrchrcn die Nizzaer in ihr die Fee, wrlch: den Schaden der vorjähri gen mißglückten Saison wettmachcn soll. Uebrigcns wäre sie auf ein Haar mit ihrem Gemahl und ihrer Tochter in der Bai von Villasranca verunglückt. Dort liegen zwei russiichc Kriegsschiffe und die französische Jacht,.Aigle", welche der Kaiser Napoleon zu der Zarin Beifügung ge stellt hat. Die See ging hoch u. d der steuernde Offizier machte einen Fehler, infolge besten die Schiffstreppe da kaiserliche Boot so tief ins Wasser drückte, baß der Kiel desselben unsichtbar wurde. Die kleine Großfürstin stieß einen Angstschrei aus, den man am Lande deutlich hören konnte. Glücklicherweise kam gleich eine zweite Welle, hob da- Schiff und gestattete so, das Boot loszumachen. Mit durchnäßien Kleidern wurde nun die Besichtigung der Schiffe vom Kaiser nichtsdestoweniger vorgrnommen, während seine Gemahlin im Boote sitzen blieb. Donnerstag, 27. Oktober Abends, befand sich der russische Kaiser in der Oper, als man ihm um 9 Uhr die Ankunft Napoleon'- meldete, zu dessen Begrüßung er sofort den Grafen Adlrrberg absandte, selbst bi- zum End« der Vorstellung beiwohnend. Am andern Vormit tage schickte sich der Kaiser der Franzosen eben an, zur Villa Peillon zu fahre«, al» der Zar so unerwartet bei ihm erschien, daß er kaum noch Zeit fand, da» Andrea»« band umzulegcn. Zwanzig Minuten blieben die beiden - Monarchen allein beisammen. Gleich darauf erschien Na poleon beim russischen Kaiserpaar. Dann hielt er in einer regcnfreien Stunde — das schlechte Wetter dauerte fort — eine Revue ab und vertheilte Kreuze an einige Soldaten. Sein Aussehen ist das eines kräftigen, durch aus nicht zu wohlbeleibten Mannes zwischen 50 und 60 Jahren, seine Gesichtsfarbe gesund, auch seine Aug.n haben, wenn er sie in guter Stimmung weit öffnet, nicht besonders Matte-. Die Uniform übrigens scheint weniger für ihn zu Pasten, als dir gewöhnliche schwarze Kleidung, in der er — entfernte er seinen Schnurr- und Knebel bart — sicherlich mehr nach einem hervorragenden Ge lehrten, als nach etwa- Anderm aussehcn würde. Mit einem Gelehrten hat er auch Da- gemein, daß ihn häufig, selbst auf der Parade oder im Theater, seine Gedanken augenscheinlich übermannen und wcit vom Platze weg führen, an dem er sich körperlich befindet. Daß ein Mann, mit Geschäften überbürdet, wie er, dennoch seine Muße zu Schriftstelleret verwendet, diese geistige Elasticität und Rührigkeit ist an dem so merkwürdigen Herrscher wohl der merkwürdigste und j.dcm Denkenden am meisten sym- pathi,che Zug in seinem Chirakter. Nach der Revue fuhr er mit dem Präfekten Gamni au-, um die vielen durch Lctzlrrn in- Werk gesetzten Verschönerungen und Verbes serungen, die man in Nizza vorgenommen. in Augenschein zu nehmen. Sie müssen ihm sehr gefallen haben; we nigsten- sah er, als er im Schritt dir englische, mit Menschen bedeckte Promenade entlang fuhr, sehr zufrieden au-. Er speiste bei den russisch n Majestäten und dann besuchten beide Monarchen die Oper. Zuerst erschien Na» poleon allein; man empfing ihn mit lebhaften Acclama« tionrn und da» Orchester spielte k»rt»nt pour I, 8>eia. Dann gab man den ersten Act der „Traviata" und dis Nizzardea zischten wieder ihre schöne, aber oft detynirend«
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