Dresdner Journal : 29.11.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186411297
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641129
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-11
- Tag1864-11-29
- Monat1864-11
- Jahr1864
-
1157
-
1158
-
1159
-
1160
- Titel
- Dresdner Journal : 29.11.1864
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»ritt ko»t waä ^iLLU. ^IbrUob: 0 Tblr. — »ssr. l» r 1 ,, 10 „ ,, ,, KlonnrUrb io 1b Ikgr. Ltn»«ln» 8nnu»«n>: 1 Kssr. ruseratnlprrist: rür ä-o L»LW -ill«r 2-U-! 1 dl^r. Vnt«r „Liox«»»uat" äi« L«»I»r 2 ö,xr. «rschrtvn: r»»UoL, -rit LoZo«iii»« 6«r So»»- nnä ^d,llä- Nir ä»o tvl^«oä«ll Verantwortlicher Nedacteur: G. Hartmann. «i »nseratrnamuch« «l-win«: Lotxil,: t », Itm-oir-rr", Lomiuiniooll, «I«» Orvoüuvr Oournul»; «bevfii-,.: Ni;. Iil-nii«; S»»dnrx - Ltron» Hn-i-niri-ix L Vuui.rn^ L,rlia: rinoriv»'». b« Ibioli- t»»o<II., NLriti,'« Iiurv>.u i Sr«»«a: tl. 8, uc.vrr>!j >r«»lL«: I.uvii kr»»Ieturl ». H.: .1^» o» öuebli.; L8io: .Vl-ui.V UXio-.x-n; k»ri»: v. 1,0«-in'«!.» (28, ru« <i« kou, <-ns-»u->; kr»x: tu. l,u«l.it:n'» Uuctltl.; 4^iOo: Oow^ioir U. l-."rVj« uv, /«ilun^, 8roti-o»pl. 86?. chrraurgrdrr: Uiäoi^I. Lxp«<iitiuu <1«, l>r^»do»r Oivsdro, -a«e>»o»ri»,»» kio 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung de- Ministerium- drS Innern, die Gerstk.amp'sche Stiftung betreffend. Herr Johann Heinrich Gerstkamp, sürstl. reußischrr CommtsfionSrath, in Dresden, hat durch rin im Februar d. I. errichtetes Testament nebst damit in Verbindung stehender StlftungSurkunde eine Stiftung zu Unter stützung weniger bemittelter junger Leute, welche ihre Ausbildung auf der hiesigen poly technischen Schule suchen, errichtet. Nach den eignen Worten der EtiftungSurkunde ist dies geschehen, weil der Stifter eS für seine Pflicht halte, sich gegen sein zweites Vaterland, in welchem er sich eine- so günstigen Erfolges seiner Thätigkett zu er freuen gehabt habe, durch eine größere Stiftung dankbar zu erweisen, und weil er in einem industriellen Lande gerade durch eine Stiftung dieser Art am meisten zu nützen und eine wirkliche Lücke auSzusüllen glaubt. Je begründeter und anerkennenSwerther diese Motiven sind, da sich der sonst so große WohlthätigkeitSsinn unserer Mitbürger in dieser Richtung bisher nur wenig thätig erwiesen hat, um so dankenSwerther ist die seltene Li- beralrtät, mit welcher der Stifter die zu Erreichung des Zwecke- bestimmten Mittel bennssen hat. Es sind näm lich bereits zehntausend Thaler erngezahlt, mit deren Zinsen die Wirksamkeit der Stiftung zunächst zu begin nen hat. Zu diesen zehntausend Thalern sollen aber, in verschiedenen Raten, je nach dem früheren oder spä teren Eintritte deS Toves des Herrn Stifters, seiner Ge mahlin und seine- einzigen Sohnes, noch neun zigtausend Thaler hinzukommen, dergestalt, daß nach dem Tode sämmtlicher drei genannter Perso nen da» grsammle Stiftungskapital hunderttausend Thaler, unter gewissen Voraussetzungen togar möglicher weise noch etwa« mehr betragen wird. Es wird somit den sich der höheren technischen Ausbildung widmenden weniger bemittelten jungen Leuten in Sachsen die Mög lichkeit einer Unterstützung in einem Umfange in Aus sicht gestellt, welcher sich mit den bei älteren humanisti schen Instituten bestehenden Einrichtungen vollständig messen kann. Nachdem das Ministerium des Innern mit Allerhöch ster Genehmigung nach dem Wunsche deS Stifters diese Stiftung angenommen, die Verwaltung derselben ange treten, auch alle spetiellen auf die Ausführung der Be stimmungen der EtiftungSurkunde bezüglichen Anordnun gen getroffen und die Wirksamkeit der Stiftung mit dem 1. October diese- Jahre- begonnen hat, wird dieses Alles nunmehr unter dem öffentlichen Ausdrucke des Dankes zur allgemeinen Kenntniß gebracht. Diejenigen Bestimmungen der Stiftungsurkunde, welche sich auf die Ausführung beziehen und von allgemeinem Interesse sein möchten, sind in der Beilage unter D ab gedruckt. Dresden, am 23. November 1864. Ministerium des Innern. Krhr. von Beust. Demuth. s 8 2 Die Zinsen des Stislungskapiial- sollen nach Abzug der noth- wendigen Verival'.ung-kosien unter den in § 3 genannten Vor bedingungen und aus die in § 5 näher bezeichnete Weise zur Un terstützung von jungen Leuten verwendet werden, welche aus der hiesigen Königlichen polytechnischen Schnle ihre Studien machen und Angehörige deS Königreichs Sachsen sind. 8 » Unterstützungen ans den in 8 2 genannten Zinsen können nur solche der am Schlüsse von 8 2 genannten jungen Leute erhallen, welche die solgenden drei Bedingungen erfüllen: ») sie müssen sür den vollen Unterricht entweder des Vor- brreitungscursuS oder eine« der Fachcurse eingeschrieben sein; d) dieselben dürfen nicht ohne geistige Begabung sür ihr Studium sein und müssen sich durch Fleiß und gutes Betragen einer Unterstützung würdig zeigen; e) sie müssen ihre Bedürftigkeit durch glaubhafte Zeugnisse nachweisen. Im Falle der Competenten so viele wären, daß nicht alle Berücksichtigung finden können, sollen bei zweifelloser Bcdürstig- keit die Söhne König!. Sächsischer Beamter, Offiziere und Lehrer zuerst berücksichtigt werden. 8 4 Gesuche um Unterstützung aus der genannten Stiftung sind an die Direktion der Königlichen polytechnischen Sauft« zu rich ten; jedem Gesuch« ist der in 8 3o verlangte Nachweis beizu legen. Die Bewilligungen ersolgrn durch das Königliche Ministerium des Innern aus Grund der durch das Lehrercollegium der König lichen polytechnischen Schule zu machenden Vorschläge entweder auf ein Jahr oder aus die Dauer des ganzen 6urlus, immer unter der Voraussetzung, daß die in 8 3 genannten Bedingungen fortbestehen. Tritt der entgegengesetzte Fall ein, so kann die ausgejprochene Bewilligung zurückgezogen werden. 8 b. Die Unterstützung ist in einer der folgenden Formen zu bewirken: ») Bewerber, welche bei ihren Eltern oder sonstigen Ver wandten ihren Mittagslisch haben, können eine Gelounterstützung (sogenanntes Ltipendrum) ei hallen, im Betrage von in der Regel mindestens 4 Thalern und höchstens 8 Thalern monatlich; aus nahmsweise können jedoch tn besonderen Fällen auch geringere oder höhere Stipendien gewährt werden. d) Bewerber, welche keinen solchen Mittagstisch sür alle Tage der Woche baden, können freien Mittagslisch sür alle oder einige Tage der Woche bei einem Spersenurlh erhalten, mit welchem von Seiten der Direction der Königlichen polytechnischen Schule em hierauf bezügliches Uebereinkommen zu treffen ist. Während der Ferien wird in drr Regel kein Freitisch gewährt, jedoch kann die- ausnabniswerse gesch.lun, sobald der Fieittsch- rnhader den Nachweis führt, daß er zufolge dringender Veran lassung (zum Beispiel wegen einer ärztlich verordneten Brunnen kur) seine Ferien ganz oder theilweis« in Dressen verleben muß. Die Direction der Königlichen polytechnischen Schule möge darauf sehen, daß die Frertftchmhabcr von den betreffenden Speise- wirthen eine den Verhältnissen angem ssene und nahrhaft« Kost, wie solche etwa beispielsweise nach jetzigen Preisen sür 5 Ngr. zu erlangen sein würde, erhalten. e) Die vorgenannten beiden Arten der Unterstützungen können in besonders geeigneten Fällen auch verbunden werden. <I) Später, wenn dre Mittel der Stiftung durch die Unter stützungen nach » bis o nicht ganz in Anspruch genommen wer den sollten, können auch einzelnen und besonders talentvollen und fähigen jungen Leuten nach ihrem Abgänge von bei Schule Uu- tcistützungen zu weiteren Studien oder Reisen zu fernerer Aus bildung gewährt werden. 8 «. Sollten in späterer Zeit, wo die StistungSmittel reichlich fließen, Fälle eiutieten, wo die sonstigen Umstände es jungen Leuten, die einer der am Schluss« von 8 4 genannten bcvorzngttn Classcn angehören, nolhwendig mache», ihr« höher« gewerblich« Bildung nicht aus der polytechnischen Schule in Dresden, son der» auf der hö Heren Gewerbschul« in Ehemnitz zu suchen, so soll das Königliche Ministerium des Innern ermächtigt sein, bei besonderer Bedürftigkeit und Fähigkeit auch solchen jungen Leuten, unter sonst analoger Anwendung von 8 2, 3, 4 und 5 dieses Statuts Unterstützungen aus den Zinsen der Stiftung zu gewähren. RWamtlicher TheiU— llebersickt. Telegraphisch« Nachrichten Zeitungsschau. (Zeitungsstimmen über die Bundes truppen in den Herzogthümern.) Tage-sikschichte. Dresden: Feldmarschalllrutnant v. Gablenz. — Wien: Aus dem Abgeordnetenhause. Der Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen. Die neue Anleihe. Die Zollverhandlungen. Aus Lombards- Venetien. — Prag: Die Gemeindewahlen und die tschechische Agitation. Die aus Schleswig zurückkeh renden Truppen. Tschechisches Nationaltheater- — Berlin: Die österr. Truppendurchzüge beendigt. Land- wirthschaftliche Lehrstühle an den Universitäten. Rück kehr des Königs von Minden Zcitungsverbot. Zoll- vereinsangelegenheit. DasCivil-u.Strafproccßrccht. — Stettin: Eiscnbahnunfall. — München: Die Mi- nisterkrisis. — Aus Bayern: Agitation der klein deutschen Partei. — Kassel: Aus der Ständever sammlung. — Frankfurt: Bundestagssihung. — Paris: Der schweizerische Handelsvertrag. -Preß angelegenheiten. Aus Algier. Der preußisch franzö sische Handelsvertrag. Herr Mocquard. — Bern: vr. H. Dcmme. —Brüssel: Kammerverhandlungen. — Turin: Aus dem Senate und Abgeordnetenhaus«:. Die Vorausbezahlung der Grundsteuer. Die Vor gänge im Friaul. General Türr. — Rom: Die Convention. — London: Lord Lyons. Richard Spooner -j-. Ein Dampfer gestrandet. — St. Pe ¬ tersburg: Die „Moskauer Zeitung" über die vene- tianijAe Frage. Einnahme von Taschkent. — Von der/kölnischen Grenze: Jnsurgentenbanden. — Ath«- und Konstantinopel: Neueste Poft. — TuiH-: Die R-bellen. — New^ork: Vom KricgS- schanmatzc Die Präsidentenwahl. Schlr-Mg-Holstein. (PreußischeErbansprüche anSckleS- wig Holstein. Die Crecutionskosten. Bundestruppen nach Rendsburg zuiückkchrcnd. Die lauenburgische De putation in Berlin General v Kalik) Erurvtiungru, Lkrsetzungen rc. im öffeutl. Dienste. DreO ner Rachnchtrn. Prov u-iallli ch ichten (Leipzig. Chemnitz.) Statistik und Volklwirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tage«kalender. Börsen- Nachrichten. Telegraphische Unchrichtcn. AuS Wien wird dkr „Franks. Postzeitung" vom 2K. November telezraphirt: Die österreichische Negiertzrig bat angeordnet, daß alle bei den gali- ztscheu Ptrlitärgertchten schwebenden Untersuchun gen wegen Steuerzahlung an die revolutionäre Rrgierang nirdrrgefchlugrn werden. München, Montag. 28. November. Die heu tige „Bayr. Ztg." meldet daß Krdr. v d. Pfordten nach Münch«« v-rusen sei und bi» zum 1. Drcem- drr dorr erwartet werde. Altona, Sonntag 27. November. Vormittags. Rach Irr heut gen , Schleswig-Hvlsteinschen Zei tung" ist den hiesigen betr.ffenden Behörden vte ofsicielle Anzeige zugegangen, daß der Rückmarsch der preuß schen Truppen sistirt worden, und daß in Lstem 6 Bataillone Infanterie, 1 Husarenre- giment und der St<b der Brigade bi» auf Weitere» hier verbleiben werden. Wie e« heißt, würde Prinz Friedrich Karl mit seinem Stabe heute hier eintreffen. Dre gestern nach Hamburg abgegungr- nen preußischen Truppen sind heute hierher zurück gekehrt. Rendsburg, Sonntag, 27. November, Nach mittag» 2 Uhr Soeben sind l Bataillon Han nover^ner und 2 (Compagnien Sachsen mit einem Pimstrschen Mufikchvr an der Spitze und von dem prkußrschen Stabe empfangen, hier eingerückt und beziehen Quartiere im Neuwerte. St. Petersburg, Montag, 28. November. Der „Russische Invalide" bringt ein kaiserliches Decket bezüglich drr Aufhebung der Klöster ,m Königreich« Polen. Dasselbe bestimmt: Dämmt- liche katholische Manner- und Frauenklöster, welche weniger al» acht Mitglieder zählen, also den kano nischen Vorschriften nicht genügen, desgleichen die jenigen Klöster, welche sich notorisch, oder bewie- senrrmaßen an dem Aufstande betheiligt haben, werden sofort geschlossen. Die Mitglieder solcher Klöster dürfen in andere Klöster eintreten, oder können mit Unterstützung de» Staate» in» Aus land reisen. Die Verbindung der bestehen blei- bendrn Klöster m t den Ordenöprovinzialen und mit den OrdenSgeneralen ist untersagt. Das con- siscirle Klostervrrwögen wird auSschli ßlich zu kirch lichen, Unterrichts und Wohlthätigkeitszweckrn ver wendet. Dresden, 28. November. Die ofsiciösen preußischen Blätter enthalten fol gende halbofsiciclle Mittheilung: „Den preußischen Truppen, so we»t sie den Boden der Herzogthümer noch nicht verlassen haben, ist der Befehl zugegangen, bis auf Weiteres dort zu verbleiben. Die l 3 Division, welche bei Minden concentrirt ist, soll dort stehen bleiben, die 6. Division, welche großicnlhcils schon auf preußischem Baden angelangt ist, w>rv b«> Berlin con centrirt." Die „Neue Preußisch« Zeitung" fügt noch hinzu, daß sie die Bedeutung dieser Belchlüssc d r Staats regierung nicht erst ht>vo>zuheben brauche. Ankere Ber liner Blätter, welche der sog. „ForlschnttSpritel" ange hören, sind redseliger mit Erklärungen über die Bedeu tung jener officiözen Nachrichten. Wir wollen heute nicht Weiter auf die Absichten eingehen, welche in den betref fenden Artikeln der preußischen Regierung beigemesfen werben. Die Sache wird ohnehin großes Aufsehen ia Deutschland, ja in Europa machen, und die nächsten Tage werden schon in der Zeitungspresse rin mannich- faltigereS Bild bieten, als dies heute, wo nur erst die Berliner Blätter daS Wort haben, zu Tage tritt. — Die einzige Bemerkung, welche wir in einem nichtpreußischen Blatte über diese Angelegenheit finden, ist du der Wie ner „Presse", welche zu dem betreffenden Telegramm aus Berlin die Worte hinzufügt: „Unsre telegraphische Nachricht, daß die preußllche Regierung ihren Truppen, welche im Begriffe waren, aus Holstein zurückzukehren, Halt geboten hat, ist geeignet, Aufsehen zu erregen. Wahrscheinlich will man durch diese Maßregel die Ere- cutionSliuppen aus Holstein verscheuchen. Der Schreck schuß wird hoffentlich seine Wirkung verfehlen." — Zur österreichischen Auffassung der Herzogthümerfrage bringt das, mitunter zu osficiöscn Mittherlungcn benutzte Wierur „Fremdenblatt" einen bcachtrnswcrlhen Bei trag, indem es eine Analyse der Depesche miltheilt, die als Antwort auf die preußischen Vorschläge nach Ber lin abgegangen. Nach dem „Fiemdenblatl" ist der Inhalt derjelben etwa folgender: „Nur der Souverän Holsteins könne Verfügungen mit dem Lande treffen. Dieser Sou verän ist noch nicht gesunden. Wenn nun Preußen den Titel bekämpfe, unter welchem der Bund mit Holstein verfüge, so könne der Bund seinerseits auch den Titel bestieiten, auf Grund dessen diese beiden Staaten ein Verfügungsrccht über Holstein in Anipruch nehmen. Es sei richtig, daß die Erecution eiloschen sei, nicht aber auch, daß dies bezüglich des Rechtes deS Bundes, bis zur Regelung der Erbsolgefragc an der bestimmenden Einwirkung auf Holstein zu participiren, der Fall sei. Wenn heute der Bund den Beschluß fassen würde, die Trupven aus Holstein zurückzuzichen, weit die Erecution erloschen sei, so müßte er sogleich den Beschluß fassen, die Truppen haben wieder einzurücken, um daS Land z« segucstriren. Nichts könne den Bund hindern, diese Be schlüsse gleichzeitig zu fassen, d. h. unter Einem daS Auf hören der Erecution und zugleich die Sequestration zu beschließen. Um nun diesen Gegensätzen ein Ende zu machen, sei es da- Zweckmäßigste, den Bund gleichzeitig, wenn er das Aushören der Erecution beschließe, in den Stand zu setzen, über die Erbfolge zu entscheiden und das Land dem legitimirten Souverän zu übergeben." Tagesgeschichte- Dretdrn, 28. November. Vorgestern Nacht '^12 Uhr traf Se. Ercellenz der Feldmarschalllrutnant v. Gablenz aus Schleswig, über Berlin kommend, hier ein und nahm im „Hotel de Sare" Quartier. Gestern Mittag nach 12 Uhr hatte derselbe Audienz bei Er. Majestät dem Könige, Abends 5 Uhr reiste er über Löbau rc. nach Reichcnbcrg. * Wien, 25. November. In der heutigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses brachte der Präsident zur Kennt» niß, daß ihm gestern folgende Interpellation deS Abg. Bachofen v. Echt und 20 Genossen an Se. Erc. den Hrn. Marincminister überreicht worden sei: ,Jn mebrcrn Journalen, so inöbcsondcre in der .Triester Ztg" vom 2t. November 1884, werden Schilderungen über die Art und Weise gebracht, in welcher der erste Transport der in Oesterreich lür Merico geworbenen Freiwilligen auf dem ,Boli viern" cingeschiffl wurde und denen zufolge beinahe «ine doppelte Anzahl Mannschaft, welch« nach den üblichen Tran-portregeln aus dem genannten Schisse untcrgcbracht werden könnte, in dasselbe Feuilleton. K. Hoftheattk. Die Vorstellung am Sonnabend den 26- d. wurde durch vier kleine Stücke gefüllt, wo runter drei neue und ein neu einstudirteS. Das letztere „Ein ungeschliffener Diamant" nach dem Englischen, ist «ine etwas carrkirte Variante deS „Lorle", mit Geschick und einer guten Grundidee (nach „Erziehungsresultate") gemacht und von anspruchloser hertrrer Wirkung, wenn die Hauptrolle Margarethe eine günstige Vertretung findet; Fräulein Wolff gab dieselbe mit entschiedenem Talente; ihr naiver, frischer, bald herzinniger, bald der ber Ton und ihre schalkhafte Drolerie gewannen mit Recht allgemeinen Beifall. Von den Neuigkeiten erwies sich Feldmann'- Lustspiel „Der 30. November" al- gut gewählt. Die Situation deS armen Hauslehrer-, der in der Noth alle Mittel erschöpft, um daS fällige Stunden geld zu erlangen, ist der Wirklichkeit des Lebens entnom men, mit trefflichen Wendungen und Witz entwickelt und zum Schluffe geführt, und die Figur jene» Hauslehrer selbst ist voll Wahrheit und feiner LebenSdrobachtung gezeichnet. Mit ebenso natürlicher Wahrheit, Einfachheit, Mäßigung und fein charakteristrendcn Zügen führte der Darsteller Herr Jauner die- Lebensbild auS. Mit etwas Kürzung einiger zu breiten Wiederholungen und einer kleinen Acnderung der unmotivirten Eifersucht d«S Ma jor- — die theilweise schon in drr Gewalt des Spieler- liegt — würde da- Stück, da« zu den besten kleinen deutsche« Lustspielen drr Gegenwart zählt, von Schwächen frei sein. Den unerquicklichsten Gegensatz von Unwahr- heit und Unnatur ergab rin langweiliger Scherz Sig mund Schlesinger'-, in dem rin geschmackloser Einfall mit schematisch arbeitender Routine, ohne Witz, aber mit viel »«Hagen und etwa» Frivolität geschmacklos auSge- fpoanen wird. Daß so journalistisch construirte Figuren den Darstellern keine dankbare Aufgaben bieten können, ist selbstverständlich. Daß das letzte Stück „Eine stille gcnrüthlichc Woh nung", Schwank von Görner, an Aufwand von Gemein heit und deren plattester Ausbeutung ein erschreckendes Beispiel ist, wie tief die deutsche Production für die Bühne in unsrer Zeit sinken konnte, darüber kann kein Zuschauer von Bildung und Sitte anderer Meinung sein, und die Kunstkritik hat damit folglich Nichts zu thun. DaS Publicum verhielt sich mit gerechter Entrüstung ab weisend gegen diese nur auf den Pöbel speculirende Zu- muthung des Herrn Görner. Sonntag den 27. d. wurde Boieldieu'S „Weiße Dame" neu einstudirt gegeben. Das Bestreben, diese herrliche Oper durch eine fast vollständig neue Besetzung in mög lichst bester Weise vorzusühren, ist in hohem Grade an- rrkennen-wcrth, und in erfreulichster Weise entsprach der Erfolg der guten Absicht. Diese fleißig einstudtrte Vor stellung gehört nun in ihrer Gesammthelt zu den vorzüg lichsten unsrer Bühne; alle Mitwirkenden erwarben sich einen lobenSwerthen Antheil am Gelingen der Gesangs- au-sührung und einer belebten Darstellung, nicht minder trefflich war daS Spiel der Kapelle. Eine Leistung ersten Ranges war der George des Herrn Schnorr v. CarolSfeld. Daß Naturell und Mittel drS Sänger- dieser Partie an sich ferner stehen und dem leichtlebigen, kecken don enkmt eine etwa- schwerere, ern stere Färbung geben müssen, ist zweifellos, um so mehr aber ist dir Vollendung anzurrkennen, welche Herr Schnorr mit wahrem und begabtem Künstlersinn erreichte. Außer von Roger — der aber damals bereit- nicht mehr über seine Stimme sicher diSpomren konnte — habe ich in neuerer Zeit überhaupt den George Brown nicht mit so viel Liebenswürdigkeit, jovialer Natürlichkeit, mit feiner, ja poetischer Empfindung und geistvollem drama tischen Leben wicdergcbcn schen. Des Künstlers Gesang war durchaus schön; maßvoll und meisterlich beherrscht, voll Zartheit und Grazie, und zum innigen, öfter fast zu tief anklingendcn Gefühl gesellte sich mildernd und ausgleichend ein humoristischer, fein erfaßter Ausdruck. Eine andere ausgezeichnete Leistung war die Wirthin Jenny, in welcher Partie das Talent der Frau Jauner- Krall zu voller individuellster Geltung kommt. Von rei zender Wirkung war das Duett mit George. Fräulein Hänisch sang die Anna, mit Rücksicht auf die Befan genheit, welche ein erstes Auftreten in dieser Rolle für Talente voll künstlerischer Strebsamkeit und Bescheiden heit mit sich bringt, sehr lobenswcrth und angenehm. Persönlichkeit und Stimmmittel sind ganz geeignet, der richtigen Auffassung der Sängerin einen noch vorzüg- lichern Erfolg zu sichern, wenn noch weitere Studien des Spiels und Dialogs wie des Gesanges eine freiere Be herrschung der Aufgabe fördern. Namentlich sei eine spirituellere Behandlung der Rythmik und Accentuation empfohlen, und Sicherung der Intonation tn der Arie und im Duett im dritten Acte. Auch eine äußere kleine Aenderung wäre richtig; ein weißes AtlaSkleid im An fang deS zweiten ActS ist weder ein passender, noch zur Charakteristik günstiger Anzug für Gavcston's Mündel, die auf Schloß Aoencl zu Hause ist. Der alte Sünder Gaveston — der nur zu jung aussah — wurde von Herrn Scaria sehr brav gesungen und charaklrristrt, wa- sehr wesentlich zum Gelingen der Vorstellung beitrug. Aber auch die gcblikbencn ältern Rollcninhaber, Herr Rudolph, Frau Krebs Michalcst und Herr Weiß leisteten Treffliches und für daS Ganze Förderndes. Die Jn- scenirung war mrt Fleiß und Geschmack arrangirt. C. Banck. Literatur. Kunst und Künstler des 16 , 17. und 18. Jahrhunderts. Herausgegeben von A. Wolfgang Becker. Leipzig, Verlag von E A. Seemann 1864. — ES ist bereits früher an dieser Stelle auf dieses treffliche, reich illustrirtc und überhaupt elegant auSzestattete Werk aufmerksam gemacht worden, welches in lebendiger an regender Weise Kunst und Künstler der letzten drei Jahrhunderte schildert. Gegenwärtig liegen die ersten sieben Lieferungen des Ul. Bandes vor, welche, mit gründlicher Kcnntniß der hier einschlagcnden Literatur, die italienischen und deutschen, cnglijchen und franzö sischen Künstler der sogenannten Zopfzeit, ebenso Louis David, seine Schüler und Zeitgenossen behandeln. Ob gleich wir Deutschen uns gern sür „Kosmopoliten" auS- gebcn, die mit dem geistigen Leben anderer Völker, namentlich der Engländer und der „einseitigen Franzosen", bester vertraut sind, als sie mit dem unsrigen, so kann man doch täglich und selbst in Künstlerkreisen die Erfahrung machen, daß die Kenntniß wenigstens bezüglich der eng lischen und französischen Kunst eine sehr mangelhafte und die Bcurtheilung der lehtcrn daher meist «ine sehr schiefe ist. Nach dieser Richtung hin ist die Bccker'sche Arbeit eine sehr schätzbare, indem ste mit sorgsamer Be nutzung zahlreicher und werthvoller, dem größcrn Publi cum unbekannter und auch unzugänglicher Monographien die Bekanntschaft mit der englischen und französischen Kunst in anziehendster Form veimittclt. Möge eine hübsche Anekdote hier Platz finden, di« Wolfgang Becker (nach Deleclug.) zur Charakteristik Louis David's bcibringt. David, der starre Republika ner, wurde bekanntlich ein begeisterter Anhänger Napo- leon's. Als er dessen bekanntes Rcfterbild malte, waren, um daS Werk schnell zu fördern, einige seiner vertrau testen Schüler ihm dabei behilflich. Um im Aeußern di« historische Treue zu bewahren, auf die drr Merster mit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht