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Dresdner Journal : 04.12.1864
- Erscheinungsdatum
- 1864-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186412042
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18641204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18641204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1864
- Monat1864-12
- Tag1864-12-04
- Monat1864-12
- Jahr1864
- Titel
- Dresdner Journal : 04.12.1864
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2V282. 2ld«nm>mit«»rrtst: ckttdrlicb: 6 Tblr. — Kxr. io S»»d»«o.i lm LoilooL. '/LMrI.: 1 „ 1» „ „ „ stritt koit- ooä Üoo»tlick io vr,»ck«o: 1b l ktewpelru- Llursla« Kuwmern: 1 1 icdlox iiioro. »ostratenpreist: k'ür ckeo Roum einer eeis olteoco Zoils: 1 K^r. Vot«r „Lioxs»»E" äis Leils: 2 Kxr. Erscheinen: T«-Iiet>, mit Xo»o»tlm» 6er Koon- ooä k'eiertex«, ^deoä, kllr äeo kol^eoäeo r»x. Sonntag, den 4. December. 1864 DresdnerÄMMt Verantwortlicher Redakteur.- I. G. Hartmann. - »nleratenaanahme auswärt«. I?,. 6ommi»8iooitr clk, I>re»6ner ckoura«!»; edeoäns.: N. i). Iii-a«»; 8luodorß-Litoo»! Si Vucii.»:». Lerlio: (iooplve'ol'Iiv l!ueb- bamtt., ti^n »II I'.III, Lremeii: koiil-orr^; Lrs-laii' I-.n >« 8r-!<it> rr.ioilkurtL.Kl.: o»:«'80>>" tiuokli.; Kolo: ,V»oi.r v. b,»>v»:»k'»:l.8 (28, ruv <Iv du08 i-nk»ni - krix: I «. Hiiitl.10»', Uuolil».; Vieo: Oouizitoir 6. il. tVil i>, r Zoituuj», ktetLULpI. 867, Herausgeber: Löoi^i. kipeäitioo 6«, Nr«,6oer ^oarn»!«, vreeäeo, Lt»ri«o»tr»„« Ko 7. Richtmntlicher Theilo Ueberstcht. Trlegraphiscb» Nachrichten. Zeituugtschau. (Volks-Zeitung.) TageSgeschichtr. Wien: Adrchdebatte des Abgeordneten hauses. Donauhandelsgesellschaft concessionirt. — Triest: MericanischeFreiwillige. — Venedig: Ans itz Hebung des Standrechts in Friaul. — Berlin: An gekaufte Kriegsschiffe. Die Angelegenheit der Bundes- A erecutionStruppen. BcstLtigungsverweigerung. Polen- proceß. — Oletzko: Flüchtige Polen ausgeliefert. — s: Kassel: Landständische Adresse an den Kurfürsten. — Koburg: Preßproceß gegen Streit. — Paris: s^L. Dayton 's. Mocquard. Aus Merico. — Bern: . Zur Angelegenheit Demme's. — Mailand: Ent- lassungSgesuch Türr's. Volksversammlung verboten. — London: Entführung einer Nonne. — Kopen hagen: Proclamation an die Bewohner Jütlands. Volksthingsverhandlungen.— Von der polnischen Grenze: Vermischtes. — Ostindien u. China: Aus der neuesten Post. Schleswig-Holstein. (Aus der Instruction der Bun- descommissare. Vermischtes.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz.) EingesandteS. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Kassel, Freitag, 2. December, Nachmittags. Inder auf heute Mittag anberaumten außerordent lichen geheimen Sitzung der Ständeversammlung ist dem Vernehmen nach die Antwort deS Kurfür sten auf die letzte Adresse der Stände (vgl. unter „Tagcsgcschichte") witgrthrilt worden. Den Ständen soll rn sehr ungnädiger Weise bedeu tet worden sein, daß sie aus den ihrer Stellung und Wirksamkeit gezogenen Schranken herausgetrctcn seien. So weit die Zusagen des Junipatentes nicht erfüllt seien, liege die Schuld nicht an der Regierung, sondern an den Ständen. Ein Abschluß der Verfassungswirrcn und eine wirksame Fürsorge für die materiellen Interessen des Lan des seien erst möglich, wenn eine andere Wahlordnung und eine andere Zusammensetzung der Stände eingetre- ten sei. Die Minister hätten das volle Vertrauen des Kur fürsten, und von den Ständen werde erwartet, daß sie sich künftig solcher Schritte enthielten, die mit der lan desherrlichen Autorität unvereinbar seien. Das Vorhan densein der in der Adresse berührten Mißstände soll in der Antwort mit keinem Worte bestritten worden sein. Die Stände werden in öffentlicher Sitzung über diese Eröffnungen Beschluß fassen. — Die „KlruSburgrr Norddeutsche Zeitung" bringt rin Circular der Civilcommissare vom 29. v. M. an kämmtliche schleSwigsche Beamten. Das selbe sagt seinem Hauptinhalte nach: Einzelne städtische Beamte haben sich infolge erhal tener Aufforderung und aus Holstein gegebenen Bei spiels daran beiheiligt, aus Anlaß des Friedensschlusses den Erbprinzen von Augustenburg in Kiel unter Ucber- reichung einer Adresse als Landcsherrn zu begrüßen. Da Feuilleton. Dresden, 3. December. Gestern gab Herr Lud wig Hoffmann ein Concert im „Hotel de Sare", in welchem er sich dem Publicum als Componist bekannt machte. Die vorgesührten Werke waren: Ouvertüre und Arie aus einer Oper, Scherzo für Orchester, ein Trio für Piano, Violine und Violoncello, mehrere einstimmige und vierstimmige Chorlieder. Sämmtliche Composttionen leg ten ein ehrendes Zeugniß ab von Herrn Hoffmann'S guter und solider musikalischer Durchbildung und Richtung, weniger indeß von einem bedeutenden Gedankeninhalt, dem jene löbliche Errungenschaft nur zum gelungenen fertigen Ausdruck diente. Keineswegs zwar tritt in gedanklicher Hinsicht Flachheit und Fadheit hervor, sondern vielmehr rin inneres regeS Gefühlsleben — am günstigsten und entschiedensten in den Liedern und Gesängen —, das sich indcflen selber musikalisch mehr genugthut, als dem Hö rer, weil es in einer zu bescheidenen, gleichmäßigen und nüchternen Ausdrucksweise beharrt, ohne geistige Indivi dualität, ohne Schwung, Kraft und Steigerung. Dazu kommt, daß die technische Behandlung — z. B. namentlich im Trio — an Veraltung leidet, und die Beherrschung der Instrumentation und der größer» Formen einer wirk samen, künstlerisch fertigen Gestaltung der Intentionen nicht genug förderlich ist. Am ansprechendsten erwieS sich das Talent d«S Concrrtgebers durch Innerlichkeit der Auffassung und Wärme der Empfindung in den von Fräulein Alvsleben und Herrn Scharfe vortrefflich vorgetragenen und vom Componisten recht discret beglei teten Liedern und in den wohlklingend gesetzten vierstim migen Gesängen, welchr von Mitgliedern de« Ehorgesang- vereinS höchst gelungen ausgrführl wurden. Von den übrigen Composttionen sei noch die Introduktion der Ouvertüre, der erste Satz det Scherzo- — in dem nur die Verwaltung Schleswigs auch nach dem Friedens schlüsse durch die alliirten Mächte so geführt werden soll, daß die Erbfolgefrage dadurch in keiner Weise präjudi- cirt wird, so müssen die Commissare von allen Beam ten des Herzogthums Schleswig nach wie vor die Ent haltung von der Theilnahme an politischen Demonstra tionen überhaupt und insbesondere an solchen, welche der Erbfolgefrage präjudicircn, als unerläßliche Bedin- gung des Zusammenwirkens fordern. Bern, Sonnabend, 3. December. Der Bun- deSrath macht beute bekannt, daß Baden, Würt temberg und Bayern die Abordnung von Dele gieren zu Verhandlungen über einen Handelsver trag mit der Schweiz officiell zugrsagt haben. St. Petersburg, Freitag, 2. December Einem heute an der Börse verbreiteten glaubwür digen Gerüchte zufolge würde Ende der nächsten Woche eine innere, mit Lotterie verbundene neue Anleihe von 100 Millionen zu Eisenbahnzwecken aufgelegt werben. Dresden, 3. Deccmbcr. Unter der Aufschrift: „Die Machtfrage vor der Bundesversammlung" bringt die Berliner „Volks- Zeit ung" folgenden Artikel: „Die Bundcstagssitzung vom 29. November ist so charakteristisch für die jetzig: Lage der Dinge, daß wir cs für Pflicht halten, dieselbe in ihrem wahren Lichte zu zeigen und dadurch manch falschen Schein und manch leere Illusion in ihr Nichts zurückzuweisen. Bekanntlich hat das preußische Cabimt die Bundeserccution in Holstein für erledigt erklärt und auf Grund der Erecutionsordnung die sofortige Entfe - nung der Bundestruppen gefordert. Die osficiösen Machi- fragegehilfen, wie die nicht osficiösen Halbgeister, welchr von jeder neuen Situation aus dem Gleise ihrer natü - Lichrn Vorstellungen gerissen werden, haben sofort ", Action" gewittert. Sic ließen zwar noch zweifelhaft, eN Sachsen zum Frühstück und Hannover zur Vesper, oder umgekehrt verzehrt werden sollen, aber das war absolut ausgemacht, daß wir pure Blut und Eisen sind, wovon denn Oesterreich todtenbleich vor Schrecken wird und aus ruft: Nimm sie, die Kleinstaaterei, und thue mit ihr nach deinem Wohlgefallen. Was hat sich nun in Wirk lichkeit hiervon begeben? Wie jetzt officiell bestätigt wird, hat die preußische Regierung an Sachsen und Hannover die Aufforderung gerichtet, ihre ErecutionStruppen zurück zuziehen, ohne auf einen dahin lautenden VundcSbcschluß zu warten. Was ist hierauf erfolgt? Die sächsische Re gierung hat die Forderung zurückgewicscn und erklärt, daß nur der Bund berechtigt sei, die ErecutionStruppen zurückzurufen oder den verlängerten Aufenthalt zu miß billigen. Diese Antwort ist vollkommen correct und zwar aus folgenden zwei unumstößlichen Gründen. Der Artikel 13 der Bundeserecutionsordnung bestimmt: .Sobald der Bollziehiiiigsanslrag vorschriftsmäßig erfüllt ist, hört alles weitere Erccutionsverfahren aus und die Truppen (ErecutionStruppen) müssen ohne Verzug aus dem mit der Erc- cution belegten Staate zurückgezogen werden." >> „Hiernach ist es ausgemacht, daß, wenn kein Zweifel darüber obwaltet, daß der Auftrag der Erecutionsarmee bereits erfüllt ist, dann auch die Truppen das Land räu men müssen. Daraus aber folgt mit eben solcher Be stimmtheit, daß, falls diese Erfüllung des Auftrags noch zweifelhaft ist, die Entscheidung darüber keinem ein zelnen Bundesgliedc, auch nicht einmal der Erecutions- regierung, sondern dem Bunde, dem Auftraggeber, an heim gestellt werden müsse. Sobald nun die sächsische die Violinen in tiefer Lage zu ungünstig verwendet sind — und der Schlußsatz des Trios herauSgehobcn, das der Concertgcbcr und die Herren Scelmann und Schlick spielten. Die schwierigen Orchcsterstückc wurden vom Witting'schen Musikchorc recht wacker crccutirt. C. B. AuS dem Wiener Leben*). (Somnambule oder Künstlerin?) (Schluß aus Nr. 28t.) In der zweiten Abtheilung wurde die Herrschaft über die Somnambule jedem beliebigen Zuschauer überlassen, der die nöthige Kraft dazu „zu haben glaubt und aus üben will und kann". Es fand sich auch sogleich ein Herr, welcher nicht nur „glaubte, wollte und konnte", sondern fertig italienisch sprach. Es ist begreiflich, daß sein Dirigiren der Dame durch seine Willenskraft die Zahl der Gläubigen im Saale nicht vermehrte. Nun wurde die Dame so gesetzt, daß sic dem Publicum den Rücken zukehrte, ihr Führer sammelte allerlei Kostbarkeiten, Hand schuhe, Necessaires u. dergl. ein, und Fräulein Filomcna erkannte die Eigenthümer derselben am Gerüche. Näm lich so. Sie nimmt einen von den Gegenständen, tritt mit geschlossenen Augen vor den ersten Zuschauer hin, be riecht die Sache sehr genau und hierauf die Hand des Betreffenden. Der Vorgang erinnert so sehr an die Lei stungen treuer HauSthierc in diesem Genre, daß cs durch aus nicht befremden würde, wenn die Berührung die Illu sion vervollständigte; aber man fühlt die warme weiche Haut eines menschlichen GcruchSorganS. Auffallender weise erkannte sie Goldgegenständc am schnellsten und 'sichersten, rin Handschuh machte schon größere Schwierig keiten, obgleich man annrhmen sollte, daß auf daS Leder der unterscheidende Geruch seine« Träger« sich viel leich- *) Aus der »Wiener Abendpost". Regierung erklärt, daß sie nicht glaube, cs sei der ihr vom Bunde crtheiltc Auftrag erfüllt, hat sie die Pflicht, den Bund hierüber zu befragen, und bis dieser entschie den hat, ob sein Auftrag erfüllt sei odcr nicht, darf die sächsische Regierung keiner andern, wenn auch wohlbe gründeten Anschauung Folge leisten. Nicht minder un umstößlich als dieser Grund ist auch der folgende. Selbst wenn man annrhmen wollte, daß Preußen der alleinige rechtliche Besitzer von Schleswig-Holstein wäre, daß ein Oesterreich als „Mitbesitzer" gar nicht cristirc, und daß demnach Preußen ein volles Recht hätte, wegen verlän gerten Aufenthalts der ErecutionStruppen zu klagen, so stände demnach bundcsrcchtlich nur für Preußen der Weg der Beschwerde am Bunde zu, keineswegs darf cs hiernach irgend eine Gewalt brauchen. Dies bestimmt ganz unumstößlich derselbe Artikel 13 der Bundeserccu- tions-Ordnung, auf welchen unsre Osficöscn sich berufen. Es lautet die betreffende Stelle folgendermaßen: »Entstehen wegen eines verlängerten AnsenthaltS (der Ere- cutionstruppen) Beschwerden, so hat die Bundesversamm lung über den Grund derselben und die daraus erwachsenen Ent schädigungsansprüche zu entscheiden." „Hiernach ist es wohl sonnenklar, daß bundes rechtlich die sächsische Regierung nur wegen „verlänger ten Aufenthalts" bei der Bundesversammlung verklagt werden könne und jede Art von Selbsthilfe bundcsrecht- lich verboten sei, auch wenn die Beschwerde die gerecht fertigtste von der Welt wäre. Die sächsische Negierung hat also vollkommen correct gehandelt, als sic die An gelegenheit dem Bunde zur Entscheidung anheimstclltc, und für uns ist es eine zweifellose Thatsachc, daß auch damit alle Illusionen von der großen Action gründlich ins Wasser gefallen sind. Und wie stellte sich Oesterreich in dieser verunglückten Episode? — Vor Allem muß von Wien aus der Befehl nach Frankfurt ergangen sein, daß eine außerordentliche Bundcssitzung anbcraumt werden solle. Das heißt mit andern Worten: Oesterreich machte die Angelegenheit sofort zum Gegenstände eines Bundes beschlusses, wie es Sachsen wünschte, und offenbar also haben die Regierungen von Sachsen und Oesterreich hierin im vollen Einverständnisse gehandelt. Die Bundesver sammlung hat dann in gewohnter Weise die Frage, ob die Erecution erledigt sei odcr nicht, einem Ausschüsse überwiesen. Hiermit ist denn die Frage über Auslegung des Artikels 13 der Erecutionsordnung ganz im Sinne Sachsens und gegen Preußen entschieden. Und Oesterreich hat hierin für Sachsen und gegen Preußen gestimmt. Hierauf folgte der Antrag von Bayern, daß die Bundesversammlung den General v. Hake anweiscn solle, die gegenwärtigen Stellungen in Holstein bis auf Weiteres nicht zu verlassen, und dieser Antrag wurde wiederum mit Majorität angenommen, und Oester reich hat demselben zugcstimmt. Damit, erachten wir, ist denn auch der erste Act des großen Damas von der Machtfrage in ein regelrechtes Conversationsstück in den Bundesausschüssen verwandelt, und wir werden von Glück sagen können, wenn Oesterreich sich dazu versteht, die Beschleunigung eines Beschlusses hcrbeizuführen und für irgend ein Zugeständniß ein Stückchen Conccssion zu einem anständigen Ende zu begünstigen. Was aber ist der tiefere Kern dieses Vorganges in der Bundesver sammlung? Man werke cs wohl: Der „alliirtc Mit besitzer" läßt Preußen Vorgehen und die Cabinctc Deutsch lands ins Lager Oesterreichs jagen; dann läßt man Preußen in der Minorität gegen Sachsen und Bayern und steht mit dem Bunde ein, daß die Machtfragc nicht die Barrieren des Bundesrechtes überschreite! Das ist es, was wir neulich mit den Worten gemeint haben: „Zurück in den Bund, ist Oesterreichs Losung." — Und das wird das Ende des genialen Dramas sein!" TlMögeschichtt, Wien, 1. December. (O. P.) Di? ungarische Frage bildete den Mittelpunkt der heute im Abgeordnetcn- 1er übertragen müßte, als z. B. auf die Kapsel einer Uhr, und ein eiserner Schlüssel gelangte erst nach wie derholten Rundgängcn und rcgulircnden Zurufen des Mei sters an seinen rechtmäßigen Eigenthümer. Das Eisen habe kein magnetisches Fluidum, erklärte Herr Mcrrig- gioli. Ist dem so? Wir erinnern uns, gelesen zu haben, daß bei Mesmcr's Apparaten eiserne Leiter eine wichtige Nolle spielten. Ein direkter Jrrthum, indem eine Sache Jemandem zuerkannt worden wäre, dem sie nicht gehörte, kam übrigens nicht vor. Die „Angabe des Temperaments und Charakters an wesender Personen", von welcher man sich einige Erhei terung hätte versprechen können, wurde ohne Angabe des Grundes vom Repertoire gestrichen. Aber Haare Ab wesender setzten die Hellseherin in den Stand, anzugcbcn, ob die Personen sich in Wien, oder außerhalb befänden, in welchem Stockwerke des Hauses, ob allein odcr nicht und dergleichen. Die Frage nach dem Befinden eines der Betreffenden beantwortete der nicht ganz auf der Höhr der Situation stehende Dolmetscher: „Der Gesundheits zustand ist verboten". (Ein Dolmetscher ist nothwcn- dig, da Herr Meriggioli nur italienisch spricht.) Uebrigens wird der Somnambule von italienischen Aerztrn bestätigt, daß sie Krankheiten erkannt habe, welche ihnen selbst un erklärlich geblieben waren. Daß sie Zeugnisse dieser Art auch in Deutschland erhalten könnte, wenn nicht „der Gesundheitszustand" verboten wäre, dafür leisten die Be sitzer von Geheimmittcln hinlängliche Bürgschaft. Die Zeugenschaft der Zuschauer, welche vorsorglich fremde Haare mitgebracht hatten, und deS Herrn, welcher in Ge danken den Zeitpunkt bestimmte, mit welchem daS Er wachen der Dame eintreten solle, schien von dem übrigen Auditorium nicht recht respeetirt zu werden. Aber dar auf muß, wie gesagt, Jeder gefaßt sein, der bei solcher Gelegenheit al- Mithandelnder austritt. Hause begonnenen Specialdebatte über die Ad resse. Drei Ansichten walteten in dem Hause. Die- cine, vom Ccntrum ausgehend, war gegen das vom Adreßausschusse gewählte Epitheton „unerläßlich" bei der Einberufung des ungarischen Landtags gerichtet, weil sie in demselben eine Einschränkung des der Krone zu stehenden Rechts der Einberufung der Vertretungskörper- schaftcn sah. Diese Ansicht ist jedoch unrichtig, da die Adresse keinen entscheidenden Einfluß in dieser Richtung ausüben, sondern nur Ansichten und Wünsche aussprcchen kann. Eine zweite Meinung — und diese vertrat auch Iw. v. Kaisersfcld — ging dahin, daß, wenn die Einbe rufung des ungarischen Landtags erst nach Schluß der Thätizkeit des Gesammtreichsraths erfolge, der Zusammen tritt des Landtags doch in viel späterer Frist möglich sei. Da nun der vom Adreßausschusse beantragte PassuS in Zweifel läßt, ob darin die Einberufung des ungari schen Landtags oder dessen Zusammentritt gemeint sei, so wollten die Anhänger der zweiten Anschauung von einem Termine der Einberufung abgesehen und diese möglichst bald geschehen wissen. Die dritte Ansicht wollte einfach die Einberufung des Landtags ohne Frist bestimmung. Dieser Ansicht war ein großer Dheil des Hauses und auch die Ministcrbank. Das KaiserSfeld'sche Amendement bot einen Ausweg, allen drei Anschauungen gerecht zu werden, und daher rührt auch die fast ein stimmige Annahme desselben. Im Ganzen bot das Ab geordnetenhaus heute ein kaum minder interessantes Bild als vorgestern. Man könnte beinahe sagen, es habe durch die Theilnahme der Minister an der Discussion, durch die Gründlichkeit dieser selbst, durch das lebhafte Interesse, welches die Zuhörer im Saale und auf der Galerie an der Debatte nahmen — das Letztere ging so weit, daß der Präsident sich zu der geschäftsordnungs mäßigen Rüge veranlaßt sah — sogar gewonnen. Die Aufmerksamkeit des Hauses fand zwei Momente, an die sie sich besonders klammerte; die Rede des Abgeordneten v. Kaisersfcld und die Vcrtheidigung des Staatsministers v. Schmerling. Beide Male drängten sich die Abgeord neten um die Sprecher. Allein während Herr v. Kaisers feld eine der schwungvollsten Reden hielt, die das Haus noch bisher gehört hatte, beschränkte sich der Staatsmi nister auf eine Antwort, die in ziemlich geschästsmänni- schem Tone gefaßt war und beinahe nur auf die ungarische Frage sich beschränkte. Was die Vorredner gegen die Verwaltung in den deutsch-slawischen Ländern vorbrachten — und die Anklagen dieser Art sind gerade nicht die geringfügigsten gewesen —, wurde von dem Herrn Staats minister übergangen. Der Abgeordnete für Tirol, ?. Grcuter, hielt heute seine Jungfernrede, in einem ge wissen Sinne nicht ohne Erfolg; denn er wurde wieder holt von der Heiterkeit des Hauses unterbrochen. Die Rede hat jedoch einen ernsten Hintergrund. In dem Abgeordnetenhaus« wurde durch den Abgeordneten Greuter heute eine ganz neue Art der Opposition gegen die Ver fassung bekannt, einer Opposition, die sich nicht auf historische Dokumente und Verfassungstraditionen basirt, die überhaupt keine Grundlage hat als eine Agitation, die nicht gegen die angeblich ccntralistische Tendenz des Februarpatcnts gerichtet ist, sondern gegen den Libera lismus der Verfassung. Es wird wohl noch Gelegenheit geben, namentlich im cngern Reichsrathc, diese Art von Opposition zu würdigen; gut aber ist cs, zu constatiren, daß auch sic die Verfassung bedroht. Erklärlicher Weise hat der Herr Staatsministcr die ihm gewordene sehr zweideutige Vcrtheidigung von dieser Seite ignorirt. — Der „Botsch." sagt in Bezug auf die Rede des Staats ministers über die ungarische Frage: „Nicht ein un garischer Landtag überhaupt, nicht ein wohlfeiles Expe riment mehr, sondern ein Landtag, der Erfolg verspricht, ist das Ziel der Regierung. Der Landtag soll nicht etwa verschoben werden, bis die Regierung der Majori tät sicher ist — dieses Märchen hat Herr v. Schmerling widerlegt. Wohl aber will die Regierung soweit Einfluß gewinnen, daß Männer gewählt werden, welche das Ge fühl hegen, der Landtag müsse den Ausgleich zwischen Ungarn und Oesterreich zu Stande bringen. Der Staats ministcr conftatirte vor dem Hause, daß die Stimmung Zum Beschluß wurde der Einfluß der Musik auf die ekstatische Dame gezeigt. Sic begleitete die Töne eine- im Nebenzimmer stehenden Pianofortes mit rhythmischen, in der That recht ausdrucksvollen und schönen Bewegun gen, wobei das Auge starr, aber voll Glanz war. So wie die Musik schwieg, beharrte das Fräulein in der eben angenommenen Stellung, und diese voraus zu bestimmen, wurde den Zuschauern überlassen. Hiermit in Verbindung traten völlig crcentrische, dem Gesetze der Schwere total widersprechende Stellungen. Das leistet jeder Gymna stiker auch, meinte Jemand, übersah aber den Umstand, daß die letzter» sich mit aller Anstrengung im Gleich gewicht halten, während Fräulein Filomcna nicht nur Sekunden lang unbeweglich blieb, sondern auch durch Berührung, veränderte Richtung der Arme rc. durch An dere nicht im Mindesten gcnirt wurde. Und das Ergcbniß? Wir sagen mit Herrn Merig gioli: „Die Lösung dieses Räthsels begabtcrn Geistern überlassend, bringe ich nur thatsächliche, unwiderlegbare Erscheinungen vor das Publicum, die Gcmüther von allen thörtchlcn Ucbertrcibungen und Irrungen abzulenken und eine wissenschaftliche Erklärung dieser Phänomene inner halb der Grenzen der Naturkräfte anzubahncn." Literatur. „Wie gen kl äuge von August Lub- recht, Pastor zu Sudcrburg. Mit Originalillustrationen von Emil Sachße. Holzschnitt von W. Werthmann. Dresden, Druck und Verlag von C. C. Meinhold und Söhne, k. Hofbuchdruckerci." — Unter diesem Titel bringt ein geschmackvoll auSgestattctcs Büchlein eine Reihe ent sprechender, von August Lubrecht gedichteter Wiegenlieder, welche, wenn auch, bei der großen Anzahl der Lieder, nicht alle von gleichem Werth, doch in der Mehrzahl al- recht gelungen zu bezeichnen sind. Da» Buch ist „deu treuen Müttern" gewidmet und dürfte diesen auch rin»
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