85 O, wohl bewahrheitet sich in jedem einzelnen Falle Schillers Wort, das er dem Heldenjüngling Max in den Mund legt: Denn wenn die Kugel los ist aus dem Lauf, Ist sie kein totes Werkzeug mehr; — sie lebt. Des so jung vom Schauplatz seiner Taten abgerufenen Moritz Sohn, Albrecht, war schon als Kind gestorben; seine Tochter Anna wurde 1561 die unglückliche Gemahlin Wilhelm des Schweigsamen von Oranien. Das Kurfürstentum kam an Moritz' Bruder August. Kulturgeschichtliches. in. Kurhut und Kurmantel schmücken Friedrich den Streitbaren, beide Attribute in Natur von purpurrotem Sammet, mit Hermelin aufs reichste verbrämt. Das Reichsschwert, jenes so außerordentlich wichtige Stück der Reichs insignien, dem Kaiser vorzutragen, gehörte zu den Obliegenheiten des Reichs erzmarschalls, dessen Ehrenamt schon zu früher Zeit dem jeweiligen Herzoge von Sachsen zustand. (Der Sachsenspiegel erwähnt dieses Rechtsverhältnis schon zur Zeit seiner Abfassung, also um 1230, als althergebracht.) Dieses Erzamt istbekanntlich aus dem uralten Begriffe inar686nl6U8-Rossebesorger^) herausgewachsen und wurde, wie alle Feudalämter ursprünglich Lehen von Kaiser und Reich, gleich den meisten derselben, später erblich. Die noch in der Epoche der Karolinger mit dem Marschallamte ver bundene oberste Leitung erst des Marstalles, dann des Oberbefehles über die Reiterei ging allmählich in den Begriff „Befehlshaber der Heeresmacht überhaupt" über und lebt im „Feldmarschall" noch heute fort. Der Erzmarschall des Reiches, der übrigens auch der Schutzherr aller Heerpauker und Feld trompeter in deutschen Landen war, übte die nächste Stellvertretung des Kaisers aus und war in dieser Eigenschaft von beinahe noch größerem Einflüsse wie als Träger der Kurwürde, obwohl er beides vereinte. Als bedeutungsvolles Zeichen führte der Kurfürst-Erzmarschall im schwarz-weiß geteilten Felde zwei gekreuzte rote Schwerter neben seinem angestammten Wappen/'") Bei °°) Ähnlich wie hier aus INS.I- und 8oaUr, nämlich Roß und Knecht, die Bezeichnung )ür einen an Bedeutung und Vornehmheit immer mehr gewachsenen, mit besonderer Ehrung verbundenen Begriff entstanden ist, so haben dieselbe Ableitung vom Roß und der Be schäftigung mit diesem edlen Tiere die Begriffe scru^sr von sguus und ouria (Pferd und Hof) oüsvatisr von vüsval oder eadaltus und oavallus (Pferd) sowie vonns- tadls von ooin68 8taduti, das heißt Verwalter des Stalles. Leider hat bei der endgültigen Aufstellung des Königlich Sächsischen Wappens im Jahre 1889 jene so vieles erzählende ruhmreiche historische Reminiscenz keine Berücksichtigung erfahren, obwohl dieselbe — und zwar nach Vorgang und Beispiel zahlreicher sogenannter Erinnerungs- oder Gedächtnis-Wappen — einen Ehrenplatz dortselbst gar wohl verdient