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Dresdner Journal : 29.10.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-10-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186510295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651029
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651029
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-10
- Tag1865-10-29
- Monat1865-10
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 29.10.1865
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O252. 186S. Sonntag, den 29. October Ldmmr*ntt-pre«sr: 7»K-Iici>: « l'Ulr. — Kxr iu > Im jt Mrl.: I „ 1b „ .. » stritt kott umt ttoll»tlicl> i» vr»^«o' iS k'xr. I 8temp«>- Kummeru: 1 Kxr. /ru»cblsg biilru. Inferateirpreilr: klir ä«n 8»um «ioer x«»p»!t«neii 2eil«: 1 Xgr. Hüter „LiogviLnät" äiv 2sUe: it Kxr. Lrschrimil' H^Iiel», mit XuinLdlne 6or 8ona- nnä ksiutt-g«, ilbeutl» kür äeu kelxeuüeu lujx. — > Zres-nerZonrnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. >nsrratenamrahme auawärta: l^tp-tg: 1'» n»aao»r«rr«», 6ommi„i«»>lr <t«» Oreickosr ^ourn»I»; »b«o<t»-.: II. k. Ii.i-oei«; S»wdurA-iUt»Q»: L Vc>0l.ü»^ L«rltn: O»oi»iv»'i,cüs ttucb- k-näl, liLrrxüre«'» tturesu; Lremeo: L. 8v»l.orr»; Lr»»l»u: I-ov!», 8rzxoL« ; kruolkurt «. H.: vucbb.; Köln: ^ooc.r Naorxiii,^ k»rti v L,ö«n»rrl.» (28, rue<ie»bo»»eut«o»); kri^: 1«.üucbk.; Vi»a: 6owptoir ü. ü. VVieoer 2-ituox, 8tek«ll»pl. Sö7. Herausgeber: Länigl. L»p«6itioii äs» Oresäoer äourlliä», Orssäsii, Claris ustr»»»s Ko. 7. Abonnements - Einfadung. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate November und December werden für Dresden in unsrer Expedition, für alle übrigen Orte im Bezirke der k. sächsischen Postverwaltung bei den zu nächst gelegenen Postanftalten angenom men. vür Dresden beträgt der Preis auf diese beiden Monate I Thlr., für auswärts (innerhalb Sachsen) I Lblr. 32 Ngr. DieJnsertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Petitzeile oder deren Raum im Jnserateatheile t Ngr., unter „Eingesandt" 3 Ngr. Köaigl. Erptdiliou des Dresdner «Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Nichtamtlicher Tlwtt» Uei-erstcht. rel,graphische Nachrichten. Z-ttllNgsschuu (Provinzialcorrespondenz — DolkS- Aettuna. — Ost Deutsch: Poft. — Pccsse.) ragetgeschichtk. Wien: Die Frankfurter Depeschen. Herr ». Hübner und die Concordatsangelegenhcit. Die Misston dc» Grafen Bcmbo. — Triest: Abnahme der Cholera. — Berlin: Untersuchungen wegen deS HruSeinsturzcS. Beurlaubungen. Herr v. Forckenbcck über die Hcrzogthümerangilcgenhei'. — Kassel: Die Ministerkrists. — Karl-ruhe: Da» Au-schriden de» Geb. Raths KnicS. — Frankfurt: Urwahlcn zur gesetz gebenden Versammlung Rouge. — Pari»: Befinden Thouvencl's. Unwohlsein de- Erzbischoss. Nachrichten au» Al ertcn. GrafBismaick— Bern: Eröffnungdrr eid genössisch:« Rälhe. Körperliche Züchtigung. — Nom: AbschiedstagcSbcfcbl Msgr. Merode'». — London: Prlmerston's L-ichenbegänzniß. — Kopenhagen: Vermischte-. — Au» Livland: Eintritt des Win ter-. — Moskau: Vorschriften bezüglich der Juden. — Athen: Di« Marinercduclton. ä chlelwig Holstein (Tagesbericht. Ergebniß der Un tersuchung bezüglich der Vorgänge in Eckernförde.) Dresdner Nachrichten. Proviazialnachrichten (L-irzig. Chemnitz. Zwickau. Werdau. Bubtjsin. Cnmmitz chau. Pirna. König-Hain.) Lingrsandtrs. Lclrmttphische Usiililichtstt. Kiel, Sonnabend, 28 October. Aus Schles wig wirb der „Kiel r Zeitung ' ein durch die Vor gänge in Eckernförde dervorgerufener Erlaß deS Freiherr» v. Zedlitz mitgetheilt. La« Schluffe d«ü sclden werden die Oderbeawtru aufgrfordert, wo sie bou der Tüchtigkeit und Zuverlässigkeit ter Lo- caldeamten nicht vollständig überzeugt seien brbufs der Remedur ihre Bedenken einzureichen, rrsp. An träge zu stellen Hamburg, Sonnabend, 28. October. Bei den gestrigen Wahl.« in daS Bürgrrschaftscollr- giom haben die Demokraten in allen Bezirken gesiegt- Kopenhagen, Sonnabend, 28 Oktober. Die Gerüchte von einer theUweisen SXinisterkrisiS ge winnen au Festigkeit. Es heißt der Finanzmini- strr werde ausseyeiden, sofern keine Conferenzen mit dem Gemeiuausschuffe der beiden Thinge zu Stande kommen sollten Heute sinder eine Au«- schußsitzung statt. ..Dagbladet" erfährt, Monrad werde nach den BerfaffungSverhandlungen sein Mandat nitdrrlegrn und über England nach Neu- seeland abreiseu. — Ein Mmisterialrrscript ordnet dir Anlegung von Cholerahäusern an Orten Feuilleton. Dresden. Freitag d«n 27. d. begann Herr Ernst Schulz seine mimisch-phystognomtschen Soireen im Saale deS „Hotel de Pologne". E» war vor drei Jahren, al- Hr. Schu'z zum ersten Male hier durch eigenthümliche Sp cialitär seiner humoristischen Produc- ttonen da» Publicum überraschte und erheiterte. Die kunstfertig sichere Ausbildung in Beweglichkeit und Be herrschung all seiner einzelnen GesichtSlhcile setzt eben so sehr in Erstaunen, al» die feine Beobachtung deS Leben» und der satirische Scharfsinn in Auffassung der markirt -arakteriflrenden Züge und Gegensätze für den Ausdruck der verschiedensten phyflognomischcn Ericheinungn. Leicht und schnell läßt er ,ein Gesicht — nur mit virtuosem Mukkelspiel in Stirn, Auge, Mund, Nase — die h> te legensten Wandlungen auSsühren und stellt unS die man- nichsachstrn Charaktere und Gcsichtstypen, auch besondere Stimmungen und Affecte der Seele voll drastischer, tref fender Wahrheit vor Augen: so die verschiedenen Tem peramente und andere entgegengesetzte Au-drucksformen in Charakteren und Eigenschaften — den Gelehrten, den Dummen, den Geldstol.en, t n Pietisten, den Etillgemüth- lichrn — dir Mehrzahl derselben mit meisterhafter Vol lendung. Pikant und witzig wirkt die Naturgeschichte der Bärte, mit sinnreicher Vorrichtung eine» Schattenspiel» auSgesührt, lebensvoll rin mit Humor gewähltes Bilder album, bet welchem gemalt costümirte Bilder die Rah- men abgeben, in welche Hr. Schulz dir entsprechende Physiognomie rinfügt. Neu, höchst cffcctuirend und vir- tao«, mit einfachsten Hilfsmitteln auSgesührt, war dir Darstellung verschiedener Lölkerracrn der Erd« in ihren uatürlichrn Farben, Nationaltrachten und sonstigen cha rakteristischen Abzeichen. Hr. Schulz hat sich in der Ausübung seine» eigenthümlichen Talent», d«» jetzt auch innerhalb eines Umkreises von 4 Meilen von Ko penhagen an. Warschau, Sonnabend, 28. October. Ja voriger Nacht iS der Erzbisthnmsverwrser Rzemski wegen systematischer Opposition gegen die Regie rung verhaftet und von hier obgeführt worden. Er soll in Astrachan Wohnung angewiesen erhalte«. Aus New Dork, 18. October, bat der Dam pfer , Perfia" Nachrichten überbracht. Stephens erklärte, die Politik des Präsidenten unterstütze» zu wollen — In Baltimore und Tüdcarolina haben Kollisionen zwischen weißen und Regertrup- pen statt-'rsunden. Die Regierung ergreift Prä- v.ntivmapregklu. — Ortega ist wearn Zahlungen für mexicanische Werbungen verhaftet worden. — Ein unverbürgtes Gerücht spricht von Niederlagen der kaiserlichen Truppen in Mexico — Der Wech- selcours auf London stand 158; Goldag-o 46; Bonds 104N; Baumwolle 60; Geld knapp. Dresden, 28. Oktober. Die ncucste Nummer der Berliner „Provinzial- Korrespondenz" enthält in Bezug auf die nach Frank furt ergangenen österreichisch-preußischen Noten folgende, ol» „ernste Mahnung" bezeichnete Mitthelluna: .Dir Bestrebungen des jüngst in Frankfurt a. M. abgehal tenen sogenannten kbgeordnclentageS sind an dem wieder erwachten oesmrden Linne der großen Mehrzabl der Bevölkerung zumal in Prcuß-n gescheitert. Nichl-destowemger bat die preußi sche ebenso wie die österreichische Regierung die befremdliche That- sachc nicht unbeachtet lassen können, daß der Frankfurter Senat die dortige Stadt, den Sitz der Bundesregierung, ungehindert zum Sitz einer festen und dauernden revolutionären Organisation, zum Herd und Ausgangspunkt gemeingefährlicher politischer Pläne und leidenschaitlichcr L »griffe gegen die beiden ersten deutschen Bun» dk-staalcn machen läßt. Der klägliche Verlauf des Adgeordnelen- tages und ähnlicher Versammlungen kann die Nachsicht gegen die Bellrebungen derselben und oegen die Maßlosigkeit ihrer Kund- ' oebungen nicht rechtfertigen. <-re Regierungen der beiden deutschen i^ryßstaaten hielten cs daher in voUkomnuncr Urbcreinstimmung sür angemessen und nothwendig, dem Senat die bestimmte Er wartung auszulprcchen, daß derselbe durch eine ernste Handhabung der Gen Ke und in Erfüllung seiner Bundcspflichten die beiden Mächte der Nothrvendigkeit überhebcn werde, ihrerseits auf Schritte Bedacht zu nehmen, welche die nicht zu duldende Wiederkehr von Vorgängen der erwähnten Art verhindern können." Nach dieser Auslassung hätten wir wenigstens eine Errungenschaft von den Frankfurter Depeschen zu erwar ten. ES ist etwa» Neues, daß ein preußisches osficiellcs Organ in der Bundesversammlung »ine Bundesregie rung erblickt. Wir werden vielleicht Gelegenheit habest, an die Bedeutung diese» Worte» zu erinnern. In der „Volks-Zeitung" finden wir unter der Aufschrift „Zur Charakteristik der gegenwärtigen Lage" eine Beleuchtung des Neformplans Oesterreichs vom Jahre 1863, die bet der bekannten Stellung dieses Blattes bcachlenswcrth erscheint. Nach Darlegung der Grundzüge dieses Neformplaus schließt die „V.-Z." ihren Artikel wie folgt: „Die- ist der Kern des Nesorm- plans, dessen Bedeutung wohl von selber einleuchtet, wenn man >hn mit dem Zustand Deutschlands vergleicht, wie er war und wie er gegenwärtig in Aussicht steht. Wir können uns rn dieser tatsächlichen Darstellung jedes weitern Urlheils über denselben um so mehr enthalten, al» wir nunmehr drei Urihetle über denselben historisch vorzuführcn haben. Wir wollen für heute nur da» Eine sagen, daß der Reformplan in Bezug auf die zwei For derungen der deutschen Nation, aus Einheit und Frei heit, zwar in dem einen Punkte, der Einheit, viel, ja zum Thcil sogar Alles zu wünschen übrig ließ; in dem andern Punkte, der Freiheit, indessen Bürgschaften ent hielt, nach welchen wir voraussichtlich noch lauge, lange Zeiten werden zu schmachten haben." Der gestern mitgcthcilte Artikel der „Wiener Abend post" über Oesterreichs deutsche Stellung wird von den deutschen Blättern mit einer sehr scharfen Klitik der Regierungspolitik beantwortet. Die „Ost- Deutschc Post" sagt: „Muß es unS nicht auch eine eigenthümliche Empfindung erwecken, wenn unS die „Mie det Denen, wo man cS am natürlichsten suchen sollte — bei den Schauspielern — selten geworden ist, offenbar roch vervollkommnet: sowohl in Bezug auf psychologische Begründung und Erweiterung, als in praktischer und gcschmrckvoller Behandlung, um den Zuschauern eine in teressante und heitere Unterhaltung zu gewähren. Seine einzelnen illustrirten Vorträge sind abgerundeter geordnet, seine Erläuterungen sind, ohne die Würze mancher Sar- kaSmen zu entbehren, kurz und einfach gehalten. Die folgenden mimisch-phystognomischen Soireen seien der Thetlnahme de» Publicum- warm empfohlen. B. Dresden. Im naturwissenschaftlichen CykluS hielt am 23. d. MtS. Herr ve. Hcymann einen sehr interessanten Vortrag über daS Auge Nachdem er den Bau deS AugeS in seinen wesentlichen Thrilen beschrieben, beantwortete er die Frage: wie geschieht daS Eintreten de» Lichtes in dasselbe? Gegenüber den verschiedenen Theorien über da» Licht bezeichnete er al» einzig haltbar die Wcllcniheorie. Scharfe Bilder von nahen Gegen fi Inden weiden dadurch erzeugt, daß die Sehlinse eine stärkere Wölbung bekommt vermittelst eine» dieselbe um fassenden MuSkel», den wir willkürlich bewegen können, ohne e» zu fühlen. Diese Fähigkeit geht mit den Jah ren oft verloren und c» entsteht dadurch die Weitsichtig keit. DaS Auge ist an sich so gebaut, daß e» gut in die Ferne ficht. Ist da» Licht zu stark, so verengt sich zum Schutze dagegen die bewegliche Regenbogenhaut. Eine andere Quelle der Bewegung ist, wie eben erwähnt, die größere Nähe eine» Gegenstand«». Oft ist e» schwierig, diese beiden Ursachen zu unterscheiden. Der häufigste Fehler ist die Kurzsichtigkeit. Bei einem solchen Auge befindet sich die Netzhaut zu weit hinter der Lias«, da» Auge ist nach hinten au»gebuchtet. Wir nehmen nicht da» Bild auf der Netzhaut wahr, welch«» übrigen» dort ner Abcndpost" erst Etwa» versichern muß, was man al» selbstverständlich vorau-setz.n sollte? Gewiß, e» ist viel geschehen, um den Glauben zu begründen, daß Oester reich auf seinen deutschen Beruf vergessen und denselben wie ein nicht mehr rentable» Gewerbe zurückgelegt habe. Im Innern und nach außen sind solcher Handlungen genug zu verzeichnen, welche den Glauben an die Stel lung Oesterreich» in Deutschland auf da» Tiefste erschüt tert haben., Gut Monaten ist der Zielpunkt der gegen wärtigen Bewegung, den Deutschen Oesterreich» jene Stel lung zu entziehen, welche ihnen ihr politisch-historischer und kulturgeschichtlicher Beruf anwcist; und da» Ministerium weilt mit wohlgefälligen Blicken bei dieser Strömung und läßt sich von ihrem Wellenschläge schaukeln! Glaubt c» Wirklich, die jahrtausend alle Verbindung mit Deutsch land könne ungcluckert fortbestehen, wenn die Stellung der Deutschen m Oesterreich pretsgegeben wird? Der Halt Oesterreichs in Deutschland beruht auf dessen un antastbarem staa'Srechtlichcm Conner und auf der deut schen HauSmacht. Ist e» aber nicht bereits so weit ge kommen, daß die Aufrechthaltung deS staatSreLilichcn Verbandes aller zum Deutschen Bunde gehörigen Länder daS besorgte Streben aller besonnenen Deutschen gewor den ist und die Abwehr gegen die Aertrümmcrungslen- denzen gewisser nationaler Parteien im politischen Credo jede» Deutsch OestcrreicherS eine Rolle zu spielen beginnt? Mit welchem Rechte spricht die „Wiener Abendpost" den Satz auS, daß daS Verhällniß zu Deutschland für den gesammten Weltgang Oesterreich maßgebend sei, wenn da» innere politische System so sehr geeignet ist, diese in ihrer Wichtigkeit erkannte deutsche Stellung Oester reichs zu erschüttern? Oder entspricht etwa da» äußere System der Regierungspolitik den theoretischen Ausein andersetzungen, die uns heute das halbamtliche Blatt vorträgl? Das praktische Leben hat in letzterer Zeit den Beweis geliefert, daß die Präsidialmacht eine Schat- tenmacht geworden und eine andere Macht dem Einflüsse nach die Leitung übernommen hat, oder sie im besten Falle mit Oesterreich theilt. Seit der Gasteiner Con vention haben die Regierungsorgane keine Ursache mehr, auf die „Präsidialmacht" zu Lychen. Die Präsikialmacht hat sich nicht dadurch zu bcthätigen, daß sie die Einla dungen zu den BundcstagSsitzungen erläßt, sondern da durch, daß sie in die Machtvcrhältnisse Deutschlands ent scheidend etngreift. Und wer greift thätig und entschei dend ein? Wir sehen cS ja mit jedem Tage, e» ist Herr v. Bismarck, nicht aber Graf Mensdorff! Deutschland, da» bin ich! — diese» hohe Wort wird an der Spree nicht lange mehr auf sich warten lassen. Wahrlich, wenn wir nicht wüßten, daß die „Wiener Abendpost" im vol len Zusammenhänge mit der amtlichen „Wiener Zeitung" steht, wir mühten glauben, dieses Blatt gehöre der Op position an. Denn beinahe jeder Sah des Artikels ist eine Anklage gegen die Regierung-Politik. Alles, was seit zwei Jahren geschehen, um den Deutschen Bund um sein Ansehen zu bringen und seine Stellung zu compro- mittircn, von der Beleidigung der deutschen Bundcsmacht in der Afsaire von Rendsburg bis auf die Gasteiner Convention, bis aus die unglaubliche Mitwirkung Oester reichs zur Einschüchterung und Bedrohung der freien Stadt Frankfurt: alles DaS hat unsre Stellung in Deutschland unterwühlt und Oesterreich bei dem „deut schen Volke" verhaßt gemacht. Aber wer hat denn diese Politik gemacht? Wer hat die Gasteiner Convention, die Note an den Frankfurter Senat concipirt? Wer ? Wer? Wenn wir nicht läi.gst überzeugt wären, daß unscrm Ministerium der rolhe Faden für seine Gesammtpolitik abgeht und daß es sporadisch und al- Essayist bald dies, bald jenes herbeizieht, um als Regierungsmittel zu be nutzen, so würde der wie aus den Wolken geschneite Lea der der heutigen „Abendpost" uns einen neuen Beweis dafür liefern. Dualismus — Föderalismus und Ger manismus — Reim' Dich, oder ich fress' Dich!" — Die „Presse" giebt eine Enthüllung, wonach der in Rede stehende Artikel der „Wiener Abendpost" allerdings wie „aus den Wolken geschneit" aussteht. Sic behauptet „daß dem Artikel mehr Aufmcrkamkeit geschenkt wird, als er wirklich verdient." Sie sagt darüber: „Man darf unendlich klein und umgekehrt erscheint, sondern daS von dem Gegenstände ausgehende Licht. ES kommt aber auf die punktförmig genaue Darstellung deS Bilde« an, da für unser Bewußtsein eben der Gegenstand selbst so er scheint; de-halb endigt auch in der Netzhaut Punkt für Punkt eine Nervenfaser. Aber nur eir: Stelle steht am feinsten, und zwar ist diese so eng umgrenzt, daß man nicht zwei Worte neben oder über einander mit voller Deutlichkeit lesen kann. Darum ist zum deutlichen Schcn Bewegung de» Auge» nöthig, und diese Bewegungen sind sehr mannichfaltig, zart und fein, ja wir pflegen fort während mit dem Auge kleine zuckende, gleichsam tastende Bewegungen zu machen. — An seinen Vortrag über die Empfindung reihte Herr ve. Erdmann am 27. Octbr. einige Mittheilungen über Bewegung. Alle» Leben ist Bewegung; Bewegungen bringen auch unsre Kund gebungen nach außen, Stimme und Sprache hervor. Abgesehen von der Flimmerbewcgung durch Schwingungen von Fasern oder Wimpern, welche mit dem Wogen eine» Saatfeldes verglichen werden kann, vollzieht sich die Be wegung durch Zusammenziehung von Fasern der Muskeln. Zu unterscheiden sind die glatten und die quergestreiften organischen Mutkclfasrrn. Sir sehen sich nicht dirrct al» Faserbündel, sondern vermittelst flechsiger Sehnen an die Knochen an. Durch Contraction werden sie kürzer und dicker, aber nicht eigentlich fester. Die Irritabilität ist nicht den Mutkeln eigenihümlich. sondern rührt von den sehr fein darin verthetlten Nerven her. Durch eine gewisse Spannung unterscheiden sich die MuSkcln de» lebrnden von denen de» tobten Mensch:» und wiederum die de» wachenden von denen deS schlafenden. Diese Verschiedenheit ist für den bildenden Künstler wichtig. Ueberhaupt ist da» Mienenspiel mehr al» da» Auge der Spiegel der Seele. Der Vortragende schied sodann dir unwillkürlichen und dir willkürlichen Bewegungen und nicht vergessen, daß die Redaction der „Wiener Abend post" seit dem 15- d. M. vollständig getrennt ist von der der amtlichen „Wiener-Zeitung", und daß daher den Au»- lassungen dc» erstgcdachten Organ- kcineSweg» mehr die Bedeutung bctgemessen werden darf, die sie vor dem br« zeichneten Tage hatten. Von wohlunterrichteter Seite wurde mir nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß di« Redaktion der „Abendpost" diesmal ganz auf eigene Frust gehandelt haben dürfte. Der wie au» den Wolken ge fallene Artikel der „Abendpost", ter übrigen» — so fügt man natü lich nunmehr bei — den Anschauungen der maßgebenden Kreise vollkommen entspreche, könnte im jetzigen Augenblicke dahi.r gedeutet «erden, al» sei die Re gierung im Begriffe, in Betreff der Angelegenheit mit dem Senate von Frankfurt eine Schwenkung au-zuführcn. Dem sei jedoch nicht so. Im Gegcntheil, das hiesige Cabinet halte an seiner ursprünglichen Anschauung bezüglich der fraglichen Angelegenheit fest, befinde sich dabei im vollen Einversiändnisse mit Preußen, und werde im Vereine mit lchtcrm die weitern Schritte beim Bunde verfolgen, und zwar gestützt auf da» Bundesvereinsgesetz vom Jahre 1854, demzufolge eine Vereinigung verschiedener politischer Ver eine nicht stattfinden darf, ebenso wenig als der in einem Staate deS Bundes gestattete Verein da» Recht hat, sich auf andere Bundesstaaten auszudchnen." Dasselbe Blatt, welches anfangs dem neuen Ministerium nicht ungünstig sich zeigte, spricht heute mit großer Härte über den neue» sten politischen Verlauf. „Seitdem die „neue Aera" her« eingebrochen und herrschend geworden, sind di« Acte von Salzburg, Madrid und Frankfurt möglich geworden! WaS man auch sage: tagte heute die Reichsvertrctung, Graf Mensdorff hätte wohl gezögert, die Frankfurter Note zu rrlassen. Der Finanzmtnistcr hätte gewußt, daß die Bewilligung seiner Anleihe an Bedingungen geknüpft worden wäre; diese kleine Belästigung kann jetzt dem Grafen Mensdorff nicht in den Weg treten. Wir sürch» ten, daS gegenwärtige System werde in dieser Richtung noch manche leidige Erfahrung machen. Aber wir wün schen die Umkehr, ja wir flehen darum." — Die mini steriellen Blätter fahren übrigen- auch heute fort, her« vorzuhcben, daß die österreichische Depesche nach Frank furt erheblich abweiche von der preußischen. Tagesgerichte. Wien, 27. October. Die „Deb." enthält die (ge stern bereit» telegraphisch erwähnte) Mittheilung, daß die deutschen Großmächte, bevor sie einen Antrag am Bunde einbringen, beabsichtig:n, sich nochmal» an den Frank furter Senat zu wenden, um von demselben in einer identischen Note ein Eingehen auf da» Militärische ihrer Depeschen vom 6. resp. 8. October zu verlangen, da die Rückäußerung des Frankfurter Senat» nur einen allge mein gehaltenen Protest, aber weiter nicht» enthalte. Erst dann wollen sie, entsprechend dem Art. 25 der Wiener Schlußacte, an den Bund gehen. Jedenfalls werde Oester reich diesen von dem BundcSrechte vorgeschriebenen Weg cinschlagen und hoffentlich gelinge cs ihm auch, Preußen zu sich hcrüberzuziehen. — (A.Z.) Mit großer Entschiedenheit wird behaup tet: der neue kaiserliche Botschafter in Rom sei instruirt, die ConcordatSangeleg. nheit wieder in die Hand zu nehmen, während Andere behaupten, er habe in Be zug auf das Concordat gar keine Aufträge erhalten, und diese Angelegenheit werde daher durch den Personenwech sel in der Vertretung Oesterreichs am heiligen Stuhl nicht berührt werden. ES darf angenommen werden, daß beide Versionen zu w it gehen und daß da» Richtige in der Mitte liegt. Frhr. v. Hübner scheint allerdings keine bestimmten Aufträge erhalten zu haben, die seit der Ab reise deS vr. Feßler, jetzt Bischof» von St. Pölten, au» Rom auf sich beruhende ConcordatSverhandlung alsbald wieder auszunehmcn, wohl aber die Vollmacht, bei sich darbictender Gelegenheit die Sache aufs Neue anzuregen, wobei da» Wann und Wie seinem bewährten Tact über lassen bleibt, und auch selbstverständlich die Art und Weise, wie die römische Frage sich gestalten wird, in Be- bcschricb tie wichtigsten derselben unter Vorzeigung voa Präparaten. —b—. -f Dresden. Die ästhetischen Vorträge, welche l>5. Sc ml er in den letzten Jahren hier abgehalten hat, er freuten sich einer zahlreichen Theilnahme feiten de» Pu blicum». Wir machen darauf aufmerksam, daß vr. Sem- ler auch für diesen Winter wiederum einen CykluS von Vorträgen über deutsche Literatur angckündigt hat. Die sieben Vorträge behandeln: Reineke Fuch», da» deutsche Volkslied im 15. und 16 Jahrhundert, die Fastnachts spiele von Han» Sachs, Goethe'S Götz von Berlichtngen, Egmont und Tasso, Lessing'» Nathan der Weise, Kleist'» Prinz von Homburg und zerbrochenen Krug. Die Vor lesungen finden Sonnabend von 7 bi» 8 Uhr im „Ho tel de Pologne" statt. Die erste fällt auf den 4 Novbr. s Die am 28. October auSgegebcne Nummer der bet I. I. Wider in Leipzig erscheinenden „Illustrirten Zeitung" bringt da» Portrait Lord Palmerston'». Außerdem dürfte noch unter den Illustrationen ein Btld- niß F. A. V. Diesterweg'S, wenigstens für pädagogisch« Kreise, von Interesse sein. « Schiller'» „Don Carlos" ist kürzlich in Madrid, wo bekanntlich der Schauplatz diese: Tragödie ist, gegeben worden, aber in arger Verstümmelung, wie sich erwar ten ließ * Der Wiener Männergesangvrrein, der gegenwärtig 233 ausübende und 465 unterstützende Mitglieder zählt, besitzt für den Schubertmonumrntfond beinah« di« Summe von 25,000 Gulden. « Der Dtolinvtrtuo» Bazztni, der sich vor einigen Jahren auch in Dresden hören ließ, hat rin« Oper schrieben,,welche „Jtranda" betitelt ist.
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