Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.11.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-11-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186511037
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18651103
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18651103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-11
- Tag1865-11-03
- Monat1865-11
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 03.11.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W255. Ikdrtivb: « >rklr. — kl^r. U» —o^-«. 1 „ lk „ „ „ itoo»tlied io vr««6»« 1k -lxr Li»»«Io« kiuaiiosro. 1 -l^r. lm »a»t«WS» tritt?o»t ru>S 8t«wp«I- «u»ckl»^ kio»o. rnserntenpreise: kitr äeo ltnuw «io«r »»Ip»lt«o«o 2«il«: 1 Kxr. V»t«r ,,LioU»»»oat" <ti« 2«il«. Z kkxr. Lrfchrtnen: UtGllvti, loit ^o,o»do>« ä«r 8ono- oack k'iiirt»^», ^ksocii Nir <i«o salx,o<t«o 1'»?. Frkitag, deu S. Novfn'ber. Dns-nerImriml. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann. I8«a. Lnskralrnannahmt auswiirt«: 1'« »«»»oirirriei«, 6»mmi»»i»»itr 6«s I)re»äovr ^ournsl«; sdonll«« : 1l t-lüui.»:», li.,.<»«»; 8Loidllrx-^lroo»r Kc Voui.» v«rlm: O»urili«'»c>io Niick- l>»u<il, N»ri!>«>iri>ii'» Kore«»; Lrsmsu: ti. 8e»l.»rr»; Lr»»I»o: 1,0! HrLxonx; kr»»kkurt». H Luet>b.; Ivio: ^ool.r ItXi'tixü«; k«ri,: r. 1,ö>v«»rr.l.i (29, rue<lo»d»n»vi>s>tii»)^ kr»z: 1«.Lnoi-loo » Uuekk.; Viio- 6oioptoir ll. k.tVivuer 2eitoux, 8tef»uspl. 867. Herausgeber: tkvoigl. kipsllitioo <is» I)r«»äner ^ouro»I», vr»»6so, K1»riouslr»»5» -ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, r November. Ihre Majestäten der König und dt« Königin nebst Ihrer Kaiserlich Kö niglichen Hoheit der Erzherzogin Antoinette, Prin zessin von Toscana, haben heute Mittag Schloß Weesen stria verlassea und das hiesig« Königliche Refidenzschloß bezogen. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und dir Frau Prinzessin Georg stab gestern von Höchstihrer Billa in Hosterwttz aus dem Garten-Palais in der Langenstraß« eiugrtrosfea. Dresden, 28. October. Seine Majestät der König haben allergnädtgst geruht, die Secrrtär« Buch heim bei der Kretsdirrction zu Dresden, Kämpft, Heyne und von Bosse bei der Kretsdirrction zu Zwickau und Witgen stein bei der Krrtsdirection zu Leipzig, ingleichen den mit Versehung der Serrrtariatsfunction bet der zu letzt genannten KreiSdirection interimistisch beauftragten, zeitherigen Polizeiactuar vr. Schmidt zugleich zu Re ferendaren zu ernennen. Dresden, 2. November. Seine Königliche Majestät hat dem Dirigenten de» hiesigen Hauptsteueramte», Ober- zollrath Earl Gustav BreSciu», die nachgrsuchte Ent lassung von seiner Function und aus dem Ctvtlstaat»- dienst mit der gesetzlichen Pension zu bewilligen aller- -nädtgst geruht. Nichtamtlicher Tkeil. Ue-ersicht. rele,rnPhtsche Nnchrichteu. gritva-sschav. (Schlesische Atg. — Neue Preußische Ztg. — National-Aeitung. — Frankfurter Postztg. — Kölnisch« Blätter. — Norddeutsch« Allgemeine Atg. — Journal des D-bats.) ka-es-rschichtr. Wien: Gesetz bezüglich der Porto- fretheit. Begnadigungen. Aufhebung der Wuchrrgesetze sür di« Ereditavstnltrn. — Pesth: Vorbereitungen zum Empfange des Kaiser». — Berlin: Die Frankfurter Depeschen. Aussicht auf Verbesserung der Volksschul- lehrrrgehalte. Die Arbeiterverhältnifse. — Witten berg: Enthüllung des Melaachthondenkmais.—T h orn: verurthrtlung eines polnischen Hängegrndarmen. — Insterburg: Verhandlungen wegen Anstellung eine» Poltzeibeamten. — Stuttgart: Abgeordneteneingabe an den ständischen Ausschuß. — Au» Mecklenburg- Schwerin: Zustimmung zu den Frankfurter Depeschen. Ernennungen. — Wiesbaden: Kammervrrhandlgn. — Frankfurt: Anerkennung — Paris: Die Be suche der Majestäten in den Hospitälern. Cholera. Jahresbericht der Wohlthttigkeit-anstalten. — Lüt tich: Student! nvrrsammlung. — Turin: Ankunft der portugiesischen Majestäten. — Madrid: Progres- fistenvnfammlung. — Warschau: Die Verhaftung des Erzdi-thumsverwesrr». — Athen: Mintsterkrists. — New Uork und Mexico: Neueste Nachrichten. Schleswig-Holstein (vermischtes.) «rvenunnqeu, Versetzungen re. tu» öffrutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Proviuzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Meißen. Pent». Slollberg.) Grrichtsverhandlnugen. (Leipzig.) verwischtes vetriedsüberficht der Gtaatseisrudahue« pro Sep- trmber. Statistik uud Bolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Lageskalender Börsen- Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Kiel, Donnerstag, 2. November. Di« „Kieler Zeitnug" meldet, da-der Statthalter von Holstein, Freiherr v. Gablenz, de« Herzog Arirdrich einen länger» Brsach adgestatret hat. Feuilleton. --- Meißen, 29. Oktober. Gestern sand da» erste der diesjährigen Wintereoneert« unter Leitung des Herrn Mufikdir. Hartmann in» Theater statt. Die Gäste des Abend» waren: dir kgl. Hofschauspirlertn Fräulein Henriette Wolff und Fräulein Elvir« Kleinjung (Schü lerin der Frau Börner-Sandrini). Zur Aufführung kamen: Ouvertüre zu „Leonore" (Nr. 3) von Beethoven; Arte „O zitter« edler Jüngling nicht re." au» der „Zauber- stöte" von Mozart; Abendlied von R. Schumann (sür Orchester arrangirt); zwei Gedichte von Bahn und Lindau, und Cavattne: „uni roc« pooo tt" au» dem ,,Barbier" von Rossini; in» zweiten Lhetl« die vollstän dige Musik zur „Preetosa" mit verbindendem Tert von E. O. Sterna«. Fräulein Kleinjung zetgte durch die Ausführung der von ihr gewählten Arien gute Stimm mittel, namentlich in den obern Registern, kunstgemäß« Tonbildung, Sicherheit in der Technik (vorzüglich gelang ihr da» Starcato in der Art« au» der „Aauberflöte") so wie richtige» Berständniß, und erwarb sich durch den Vortrag beider Arien gerechte Anerkennung. Fräulein Wolff, bet ihrem Auftreten von dem Publicum auf da» Herzlichste begrüßt, erfreute uns durch de« Vortrag der oben erwähnten zwei Gedicht«; vorzüglich aber gelang ihr dir Deklamation in der „Preetosa". Urberhaupt war dir Wiedergabe des letztgenannten Werks in allen Theilen rin« gelungene. Fräulein Wolff sprach de« verbindenden Tert mit außerordentlichem verständntß und warmer Em pfindung (wofür ihr der reichste Beifall zu Theil wurde), Lhön and Orchester leisteten ebenfalls sehr Lobenswrr- thes. Auch die Berthooen'sch« Ouvertüre so wie das Abendsted von R. Schumann wurde« von unser« Or chester tu auerkenuunzBwerther Weis« erernttrt. * Hamhnrg, vounerstaa, 2 November. Die „Hamb. Ztg." berichtet, die Nctenstücke, »elche das Ergebnis der polizeilichen Untersuchung der Bor gänge in Eckernförde uud Borbye durch die schles- «igscheu Behörden enthalten, seien nach Wien übersandt worden, und der Statthalter von Holstein, Keldmarschallleutuaut Arhr. v. Eablenz, habe in folge dessen von Wien aus die Weisung erhalten, allen Demonstrationen zu Gunsten de- Herzogs Friedrich eutgegenzutreteu. Loudon, Mittwoch, 1. Novbr. Ein Tele gramm aus Halifax vi«New-Dork vom 2«. Ok tober meldet, da- der Dampfer „Circasfian", mit SIS Passagieren am 1. Oktober von Bremen direkt nach Ne»-Dort abgrgaugen, bei Breton-Island verloren gegangen ist Ladung uud Passagiere find gerettet. — Politische Nachrichten von Belang find mit dem Dampfer „Rorth American" nicht einge- gangen. Der Wechselcours auf London stand in New- tzork am 21. Oktober Abends ISS; Goldagio 162; Bonds ISSA; Baumwolle S7, weichend. Kopenhagen, Mittwoch, 1. November Abends. Das Kröhnke sche Projekt einer direkten Eisen bahnverbindung zwischen Kopenhagen und Ham burg wird als vollkommen gescheitert betrachtet uud ist jedeufalls für jetzt aufgegrbru. Die Regie rung hat dir vorläufig deponirten 2V,VVS Pf. St. heute zurückgezahlt. St. Petersburg, Donnerstag 2. November. Durch kaiserliches Dekret vom 26. Oktober wird eine vom IS. Januar bis zum IS. Februar 1866 abzuhaltende Recrutirung »n beiden Reichszonen, und zwar auf vier vom Tausend, augeordnrt. Dresden, 2. November. Ueber da» nur in einzelnen Partien au»zügltch ver öffentlichte Gutachten de» Berliner Kronsyndtkats sagt ein gut-preußische», gemäßigtes Blatt, die „Schle sische Zeitung": „Indem wir die- merkwürdige Akten stück mtithetlen, sind wir der Ueberzrugung, daß dasselbe das Unheil über die Rechtsfrage in irgend einem wesent lichen Punkte nicht verändern werd«. Ueber die Rechts- ailtigkeit de» Londoner Protokolls und des dänischen Thronfolgrsrtzes gegenüber dem schleswig - Holstetusch«« Landesrechte hat dt« Rechtswissenschaft in so überzeugen der Weise entschieden, daß die in dem „Gutachten" des Kronsyndikat» ausgestellten Lehren den rechtlichen Stand punkt nicht zu beirren vermögen. Wir können jedoch den Sah unterschreiben: daß König Christian „die ihm gebührenden Rechte an den Herzogthümern auf die Kronen Preußen» und Oesterreich» übertragen hat." Ob da» im zweiten Theil« dargelegte neue Staat-recht (wo nach dir Rechte Dritter bei Eroberungen hinfällig sein sollen) den Beifall der Realpolitiker finden werd«, müssen wir abwarten." In der Frankfurter Depeschenangelegenheit bereiten jetzt die preußischen ofstciösrn Blätter auf eine preußisch« Schwenkung vor. Da» angedrohtr „eigene Eingreifen" und „Nichtdulden", woran Oesterreich er klärte, keinen Theil haben zu wollen, ist aufgegrben. Di« „Neue Preußische Zeitung" sagt: „Nach der ablehnenden Antwort de» Frankfurter Senate», welche eine Nichtderücksichtigung der preußisch österreichischen Vor stellungen erkennen läßt, werden natürlich die deutschen Großmächte sich über weiter« Schritte zu verständigen haben, wir vonBunde»wegen die Unabhängigkeit der Regierungen gegenüber den Beschlüssen politischer Ver eine, dir in Au-schüsien und leitenden Comite» concen- trirt sind, zu wahren sei." — Die „National-Ztg.", »elche allzeit unermüdlich ist, großpreußische Conjecturen zu machen, meint: gegen diese Coneesfion Preußen», die Sach« an den Bund zu bringen und dort eine reaktio näre Politik einzuleiten, würden die übrigen deutschen Bundesstaaten die Herzogthümer an Preußen überlassen! Dir „National Ztg " wetteifert, wie man sieht, mir der „Köln. Ztg." und den Pariser Blättern, originelle Ent schädigung-Vorschläge aufzufinden. Wr» sie in den amt lichen Blättern von Bav:rn, Sachsen, Baden, Weimar u. s. w. gelesen hat, sollte ihr doch den Eindruck hinter lassen haben, daß außerhalb der mit Preußen „enger verbündeten" Staaten sich wenig Neigung für die öster reichisch-preußischen Anforderungen an Frankfurt ge zeigt hat. Die am 29. Oktober in Frankfurt stattgehabte Ge neralversammlung de» Nationalvrretns zeigt, wie in ihrem Verlaufe, so auch in den Besprechungen, welche ihr die Zei ungen widmen, daß nur sehr mühsam und rein äußerlich die Existenz der bisherigen „bun desstaatlichen" Partei gewahrt wurde. Die „Frank furter Postzeitung" schreibt die Fristung der Existenz allein dem Umstande zu, daß die Majorität von Darm stadt und Nassau gestellt wurde. Sie sagt: „Von den 8000 preußischen Mitgliedern war den Herren Dun kler, Schulze-Delitzsch, Löwe nur eine Zahl von 17 ihrer Landsleute nach der Mainstadt gefolgt. Die L Millionen Bayern hatten außer Herrn Brater nur noch zwei Pfäl zer aus Neustadt a. d. H. gesandt, und au» ganz Würt temberg fizurirt nur ein einziger Schwabe im Mitglieder verzeichnisse. Au» dem sonst politisch so rührigen Baden hatten sich nur Herr Moritz Müller mit 13 Mitgliedern «ingefundrn, Kurheffen glänzte, mit Ausnahme Bocken- heim-, durch fast vollständige Abwesenheit, nicht einmal Hanau war vertreten. Die bei den Abstimmungen ent scheidende Mehrheit bestand auS, unter der Leitung der naffauschen und darmstädtschen Fortschrittsführer anwesen den Bürgern und Bauern der genannten beiden Länder, welche sämmtltch wir rin Mann sich erhoben, wenn den Herrtn Mctz oder Lang aufzustehen beliebte und sich in keiner Weise bei der langen DtScusston betheiligten. Die naffauschen und darmstädtschen Parteimänner waren e», welche die wenigsten» äußerlich den preußischen Wünschen entsprechenden Resolutionen durchbrachten. In den Aus schüssen und hinter den Coulifsen wurde natürlich von den Führern die Hauptsache abgemacht. Mögen auch die wun derlichen auf Wenn- und Aber» bastrten Resolutionen noch so sehr den Riß verkleistern, so haben doch dir Herren Löwe und Genossen dt« Ueberzrugung sicher in ihre preu ßische Heimath zurückgebracht, daß sich im südlichen und westlichen Deutschland kein Boden für ihre Bestrebungen bietet, wenn auch die förmliche Auslösung de» Verein» bei den «och vorhandenen, die materiellen Interessen vieler Führer, Angestellter und Schriftsteller stark berührenden sehr ansehnlichen Geldmitteln um so inopportuner erscheint, al» die regierungsfeindlichen Oppositionsparteien der darm- städtschrn und naffauschen Landtage sich in ihrer Ent stehung und Fortentwickelung auf die Organisation deS Nationalvrrrirr» gründeten und mit dessen Zerfall der eigenen Auslösung schwerlich entgehen würden." —Die „Kölnischen Blätter" sagen: „War die gestrige Ge> neralversammlung dts Nationalvrrcin» seine letzte? Man empfing in der That von den Verhandlungen den Ein druck seiner vollendeten innern Auflösung, welche durch sein Zurückgehen von 25,000 auf 17,000 Mitglieder, worunter über 3000 BeitragSrestantrn, im abgelaufenrn Jahre auch äußerlich illustrirt wird. Dazu ein Ausschuß antrag zur deutschen und Herzogthümerfragr, welcher die uaausfüllbaren Gegensätze nur im Eiertanz unberührt zu lassen vermag, anstatt sie zu versöhnen; welcher selbst vom „Frankfurter Journal" al- „schwergeborncS OpuS" bezeichnet und von Herrn Braunfels mit unerbittlicher Logik als Conglomerat unausgleichbarer Widersprüche zergliedert wurde; den Hr. Mctz anstatt mit Gründen, mit kläglichen Bitten zur Annahme empfahl; dem die Berliner Fortschrittsführer ebenso, wie manche Andere, nur mit Mentalreservattonen beistimmten; dem endlich bet der Abstimmung nur die Büreauentschcidung, nicht die Abzählung einer Mehrheit zusagt, nachdem vorher das radikale BürgerS'sche Amendement eine kaum gerin gere Zustimmung gefunden hatte, die vom Büreau al» Verwerfung bezeichnet ward. Der Ausschußantrag stopft alle Lücken der Undcnkbarkeitcn und Unmöglichkeiten mit unerfüllbaren „Wenn" aus, während er die Zerklüftung mit jener Kunst der Sprache überkletstert, welche den Wor ten jede beliebige Deutung unterzulcgen gestattet. Man ging ermüdet auseinander auf Lange-nichl.Wiedersehen." — Da» dem Nationalverein nahe stehende „Frankfurter Jour nal" tröstet sich damit, daß wenigsten- der Verein nicht zu Grunde gegangen sei. — Die „National - Zei tung" tadelt den Beschluß wegen Festhalten- an der Berliner Vereinbarung; der „um das Leben ringende Ver ein" könne aber eine besondere Auctorität in dieser Frage nicht mehr beanspruchen. — Obgleich die Beschlüsse einen preußcnfreundlichen Sin« zeigen, verhöhnt doch die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" folgender maßen die erste Resolution: „Nicht zu übersehen ist die erste Stelle, wonach, „wenn das preußische Volk bereit ist, sich der Centralgewalt zu unterordnen, und wenn die preußische Regierung Deutschlands Interesse wahrnehmen wird", die Centralgewalt an das Ober haupt des größten rein deutschen Staates erfolgen soll. Das ist nach allen geographischen Handbüchern offenbar Bayern, denn selbst wenn wir die Auffassung de-„Deutschen Wochenblattes" von den „Nordslawen" noch nicht ganz theilen, können wir in Preußen nicht darauf Anspruch machen, daß Preußen, so lange cs im Besitze der pol nischen Provinzen ist, ein rein deutscher Staat sei." Bekanntlich halte die in den französischen Blättern erörterte „Idee dcS Herrn Grafen v. Bismarck" über eine in Deutschland bevorstehende Annexionspolitik zur Folge gehabt, daß die französische Presse schr ver nehmlich einer solchen Eventualität gegenüber französische Ansprüche auf Entschädigung stellte. Während ein Theil der Blätter die letztere am Rhein suchte, warf ein an derer Theil, um Preußen nicht zu sehr zu incommodircn, daS Auge auf Belgien. Ein belgischer Staatsmann, Herr DeSchamp, fühlt sich dadurch beunruhigt und schrieb eine Broschüre gegen die Annexionspolitik im Allgemeinen. Diese Broschüre giebt nun dem „Journal des Do li atS" Anlaß, sich in einem längern Artikel über die Möglichkeit einer Annexion Belgiens auSzusprcchcn. E» glaubt versichern zu können, daß Niemand in Frankreich an eine solche Annexion denke, fügt aber hinzu: „für jetzt und bet der gegenwärtigen Situation Europas". Ueber die Art und Weise, wie ein derartiges Ereigniß herbeigeführt werden könnte, läßt sich daS genannte Blatt folgendermaßen vernehmen: „Der Fortbestand Belgien- als eine» unabhängigen-Staates hat außer der Furcht, welche der Krieg gleich fthr dcn Völkern wie den Regie rungen einflößt, und dem FrtedenSbcdürfniß, daS ihnen nicht minder nothwcndig ist, die unerläßliche Interven tion und Protection Europas als Bürgschaft. Die Ge fahren, von denen man spricht, sind offenbar nicht so wahr, nicht so dringend, wie man eS angiebt. Allein die Zukunft könnte alle Situationen, die von Europa sowohl wie die von Frankleich und Belgien, durchgreifend ver ändern. Wenn jemals im Mittelpunkte Europa- Umgestaltungen etnträten, die im Stande wären, sein Gleichgewicht bedenklich zu stören, so müßte, da eine gerechte Vcriheilung der Kräfte und Hilfsmittel zwischen den einzelnen großen Staaten immer, was man auch thun möge, eine wesentliche Bedingung der Fortdauer des Friedens sein wird, das Gleichgewicht wieder herge- stcllt werden, und die» würde wahrscheinlich durch eine Anwendung der neuen Regeln und Prtncipien des Staats rechts in Verbindung mit der offenkundigen Tendenz der öffentlichen Meinung geschehen, die durchgängig der Auf hebung kleinerer Staaten und ihrer Verschmelzung zu einer großen nationalen Einheit geneigt ist.... Nehmen wir nun an, daß in einem solchen Augenblick die Belgier, eingedenk, daß sie dieselbe Sprache wie wir reden, sich zu derselben Religion bekennen und dieselben Sitten und Gebräuche haben, es für vorthcilhafter fänden, sich mit Frankreich zu vereinigen, und diesen Wunsch kundgäben: so würde Belgien gewiß an Frankreich annecttrt werden, und man darf wohl vorauSsetzen, daß diese gerechte und gerechtfertigte Vereinigung keine größere Opposition er regen würde, als im Jahre 1860 die Annexion Savoyens und Nizzas. Allein, wie gesagt, cS handelt sich um ein so fernliegendcS Ereigniß, daß man es kaum vorauSsehen Literatnr. Di« Bibliothek ausländischer C las- sikrr (Hildburghausen, bibliographische» Institut) ent hält in ihrem 8.—10. Band« eine neue Uebersrtzung von Dante'» „Göttliche Comödte" von Karl Eitner. Kein Werk eines klassischen oder modernen Dichter» ist so universell, al» die „Göttliche Comödie"; sie ist da» „Epos de» Menschen". Sie wird dauern, so lange man italienisch reden wird, denn Dante ist zugleich der Bild ner, ja Schöpfer dieser Sprach«. Er hatte den Anfang seine» Gedicht» bereit» in der damals zum Dichten noch gebräuchlichen lateinischen Sprache begonnen, aber er ent schied sich für seine Volkssprache au» innerstem Triebe der Nationalität, au» natürlicher Lieb« zur Muttersprache Er sagt: Wir der Sohn dem Vater, wie jedem Menschen sein Land am nächsten steht, weil er damit am innigsten verbunden ist, so ist die Muttersprache Jedem da» Nächste, ja da» Allernächst«, indem er mit ihr am innigsten ver knüpft ist und sie ihn mit den nächsten Personen, näm lich mit den Leitern, mit den Mitbürgern und mit seinem Volke verbindet.... E» find vrrabscheuung»würdig« schlechte Italiener, welch« ihr« köstliche Muttersprach« herabsetzrn und für eine schlecht« halten, die nur insofern eine schlechte ist, al» sie au» dem faulen Munde dieser Verfälscher kommt! — Und mit Dante'» hohem Patriotismus, mit der begeisterten Erhebung seiner Nationalität verträgt sich sehr wohl sein Ghibellinrnthum, seine feste Ueberzrugung für die Herrschaft de» deutschen Kaiser». Dieser war ihm kttn deutscher, sondern rin römischer; die römische Welt herrschaft erschien ihm prädesttnirt und rechtmäßig, da» Kaisertum rin ebenso göttliche» Institut, al» dt« Kirche, und nothwendig zum Wohle der Menschheit. Da» Kai- serthu« ist ihm Inbegriff eines großen geordneten Staats lebens, der Kaiser der oberste Vertreter des menschlichen Rechts, sein Amt die Ausübung von Fried«, Gerechtig keit, Freiheit als Grundlage« für das Wohl der Mensch ¬ heit. Er wollte eine weltliche Universalmonarchie. Aber ihr« Einheit sollte die Mannichfalttgkett der Nationen, der Staaten und Etaatsformen nicht au-schließcn. Denn er sagt in seinem Buche „Von der Monarchie": Wenn ich behaupte, da» menschliche Geschlecht kann uur durch einen »bersten Herrn regiert werden, so ist da» nicht so zu ver stehen, al» ob die kleinsten Rechishändcl eines jeden Städt chen» von ihm allein unmittelbar entschieden werden soll ten; denn Völkerschaften, Reiche und Verfassungen haben Eigrnthümlichkeiten, die nicht durch gleiche Gesetze zu regeln find; sondern der Sinn ist der, daß das mensch liche Geschlecht im Interesse der allgemeinen Wohlfahrt von ihm regiert und durch ein« gemeinschaftliche Regel von ihm geleitet wird." Mit Dante'S Weltkatserthum verbindet sich ein wesentlich idealer Begriff. Wa» die Deutung der „Göttlichen Comödie" in Be treff ihrer Allegorien betrifft, wie ja daS Ganze selbst schon ein« große Allegorie ist, so haben sich in den sechs Jahrhunderten des Bestehen» dieser Dichtung bekanntlich di« verschiedensten Geister auf die verschiedenartigste Weise daran versucht. Den größer« Kreis de» gebildeten Pu blicum» möchten wir in dieser Hinsicht auf F. Chr. Schlos ser'» Worte verweisen: „Die vielfachsten Deutungen eine» so umfassenden Gedicht» können zu gleicher Zeit für ganz verschiedene Geister und Gemüthrr wahr sein, und es kommt sehr wenig darauf an, wa» der Dichter selbst ge dacht und gemeint, denn er ist nur Organ deS höher», in der Menschheit lebenden und in und durch Einzelne erscheinenden Geiste», und sein Werk ist al» freie Schöpfung vieldeutig, wie die göttlichen Schöpfungen der Außen welt!... Dante knüpft immer die Darstellung seiner per sönlichen Schicksale, seiner Gestalten und der Zeitereignisse ganz genau an dir Darstellung der Liebe und ihrer Wir kung, der Vernichtung de» Göttlichen in und durch die Sinnlichkeit, und der Seligkeit einer verständigen Beschau lichkeit.... DaS Merkwürdigste ist, daß, so schr die dem Gedichte zu Grunde liegende Allegorie auch den Kenner entzückt, doch mit wunderbarer Kunst Alle- so eingerich tet ist, daß der Leser, der die Allegorie nicht sucht und will, Alles bloS als Geschichten, poetische Darstellung der menschlichen Natur und des menschlichen Lebens betrachten und bewundern muß." Nach der Anregung, welche die hohe Verehrung de» erhabenen Dichters durch dessen Jubelfeier in diesem Jahre wieder erhalten hat, wird diese neue Uebcrsetzung die all gemeinere Kenntniß seine» unsterblichen Werke» wesent lich fördern helfen. K. Eitner hat die strenge Wieder gabe, die Form in seiner Ucbersetzung aufgcgeben ; er hat bei den Terzinen den musikalischen Reiz dcs Reime», in dem allerdings auch die kettenartigr Verschlingung und künstlerische Bindung der Form liegt, geopfert, um den „Vortheil der treuer» Wiedergabe deS J-idividuellern", die zwanglosere wörtliche Verdeutschung zu gewinnen. Da» Hauptgebot seiner Uebcrsetzung ist daher: möglichst treuer Anschluß an die Eigenthümlichketten de» Originals, so weit die» nur irgend mit dem Genius der deutschen Sprache verträglich ist. Zur Erklärung der historischen und mythologischen Per sonen und Beziehungen findet dec Leser da» Nothwen» digste in brigrsügten Anmerkungen kurz und sachgemäß erwähnt. Der siebente Band der „Bibliothek" enthält „Ro bert Burn»'" Lieder und Balladen in einer guten, mit sorgfältiger Beachtung des Originalrythmu» gearbeiteten Urbersetzung von K Bartsch. — v — Periodische Dchriftea. Professor Ritscher » „Dra maturgische Blätter" (Dresden, Meinhold u. Söhne) enthalten im dritten Hefte rin Drama von L. Rieben au« der Cäfartfchen Zett „Cato von Uttka", Stretfzüge
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite