Dresdner Journal : 28.04.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186504282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650428
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-04
- Tag1865-04-28
- Monat1865-04
- Jahr1865
-
389
-
390
-
391
-
392
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
: » 1°KIr. — Kssr. io lo» «LsUcrl.; 1 „ 1» „ „ „ (trittKott- o»ä »lvuttUod io Vr—U«: 1b Kxr. ( 8t»o»p«l«o- t.1or«lo« lioouooro: 1 Kgr. 1 iöoio. Inseratenpreise: KLr <i«o 8»vm eio«r »«»polttoeo 2«U«: 1 kixr. Victor ,^!io^e,»oat" <ii» 2«iio: 8 klxr. «rscheftu« Llpllel», mit Lunucbw« ä«r kooo- 006 Koiortnp«, ^d«o<i» Nir Loo kolssoockso l'TU. DreÄMrIourml. ^Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Onsrraienanaaymr auiwürt, c^tpiip: K». Loixoirrrr», 6ammi»»ioultr <ie» Iire»<in«r ^ourool«; »deoii»,.: kl. knoi.r.1», i-t. Iii-ori«; Lrundirrx-LIroll» L Vool.t:i»i LsrUo: s<>ro>-iii»'»< Ii« I u^Ii k«o<II., lirrrokririi'l I!ur<?«u; Lremso: ki. 8olil.vrr> Sr«»lLo: 1>uri» 8iL»vL»i; I>»ll>ikrrrr ->. Ll.: .ixr:ai 8ue8I>.; Loio: ^i>oi.r . i»ri»: v. r:r» <28, ru« <Ie bno» rossns); 1«. Niiui,!,.»'» Uuckk. Vt«o: 6owptoir <i. k. VVivoer Arituvj;, Ltokouipl. 86'- Hrrausgebrr: Köoipi. Lrpeäitioo ä«> vr«,6o«r soariatt», vrooäeu, Li»rj«ll»tr»»»« öio. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 27. April. Ihre Majestät die Königin Marie sind gestern Abend ^12 Uhr von Charlotten- bürg wieder hier eingctroffen. Dresden, 27. April. Ihre Kaiserliche Hoheit die Frau Kronprinzessin von Brasilien und Höchst- deren Gemahl, der Graf von Eu, Königliche Hoheit, sind gestern Abend H11 Uhr von Coburg hier eingrtrofsen und auf dem Garten-Palais Seiner Königlichen Hoheit de- Prinzen Georg abgetreten. Dresden, 6. April. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Kammerherr vonNostitz- Wallwttz auf Reichenau da« von Heiner Majestät dem Könige von Bayern ihm verliehene Comthurkreuz de» Königlich Bayrrschen Verdienstorden- vom heiligen Michael annehme und trage. Dresden, 21. April. Se. Königliche Majestät haben allergnädtgst geruht, dem auf dem Rttlergute Brauns dorf als Verwalter dienenden Gottlieb Schulze in Rück sicht auf seine langjährige treue Dienstleistung bei einer und derselben Familie die zum Albrechtorden gehörige silberne Medaille zu verleihen. Nichtamtlicher Theil Uebersicht. Telegraphische Nachrichtrv. ZritvugSschan. (AritungSstimmen über die Kieler Ha- fenangelegcnheit.) kagkSgeschichte. Wien: Oesterreichs Haltung in der Kieler Hafenfrage. Der Handelsvertrag mit dem Zoll verein.- Zur Gleichstellung der Universitäten. Kein Rücktritt deS BanuS. Kammerverhandlungen. — Ve rona: Militärreduction. — Berlin: Landtagsver handlungen. Hohr Gäste. Vertretung deS Geh. Raths Jllaire. — Königsberg: Bürgermeisterbestätigung versagt. Submarineingenieur Bauer. — München: Unwohlsein deS Königs Kammerverhandlungen. — Kassel: Von der Etändeversammlung. — Darm stadt: Au- der Kammer. — Wiesbaden: Die Sitzungen der Zweiten Kammer sistirt — Paris: Da» Attentat im russischen Gesandtschaft»« horel. Neue städtische Anleihe. Die mrricanische An leihe abgeschlossen. — Turin: Proceß gegen Räuber. Kammcrvcrhandlungen. Vom Hofe. — Rom: Ve» gezzt vom Papst empfangen. — Madrid: Senat»« Verhandlungen. — Kopenhagen: ReichStagSdepu- tirte beim König. Militärisches. — New-Bork: Zur Einnahme Richmonds. LchltSwig - Holstein. (Versammlung in Rendsburg. Zur SländceinberufungSfrage.) Dresdner Nachrichten. Prov.nzialtU chrichtrn. (Leipzig. Freiberg. Löbau ) Verwischtes. Statistik und LolkSwirthschaft. (Leipziger Meßbrricht.) Keuilleton. Inserate. LageSkaleuder. Börsen- nachrichten. TtlMnphische Aachrilljttlr. Berlin, DonnrrStag,27 April. Ja der gestrigen Sitzung der Marinecommission waren der Mini sterpräsident, der Krieg-Minister v. Roon und der Coairradiniral Jachmann anwesend. Herr v. BtSmarck äußerte: Die in der Thronrede zugeiagte Vorlage über die Kricgskosten werde bald er scheinen. Zugleich suchte derselbe den Nachweis für die Nothwcndigkeit der Kriegführung ohne Bewilligung der Kriegsmittel zu führen, und gab eine Darstellung der FeniUrton. Der 7. Juni 1815. AuS den Papieren eine- ehemaligen Leipziger Studenten. (Fortsetzung aus Nr. 95.) Ich lasse nun hier zunächst einige charakteristische Stellen meines damals nur ganz kurz geführten Tagebuches fol gen: „31. Mai. In einer Proklamation unser» König» ward die Abtretung der sächsischen Provinzen, die zunächst an Preußen liegen, bekannt gemacht; der brave Fürst nahm sehr rührenden Abschied; er sagte, daß nur die Fürsorge für da» Wohl seiner Untrrthanen seine Hand lungen geleitet habe, daß aber der Erfolg aller mensch lichen Unternehmungen in der Hand Gottes ruh«. — 1. Juni. Man sah heute schon neue sächsische Cocar« den, grün mit Silber; ich kaufte mir eine. — 2. Juni. Ich traf heute den Magister Nobb«, der mir sagte, daß eine Menge Burschen zur Rückkehr de» König» nach Dresden ziehen wollten. Ich ging noch diesen Abend auf die Kneipe (der Landsmannschaft „Earonia") und encou- ragiite dir Kerl» dort zu einem gemeinschaftlichen Zuge, so daß sie zuletzt Alle begeistert wurden. Auch zu Böttger, Hrymann und Heyder (Dresdner Studen- trn) ging ich Hist noch, sagte ihnen davon und fordert« sie auf, eS morgen in den theologischen Kollegien bekannt zu machen. — 3. Juni. Um 9 Uhr gingen wir «rü dem Lormonioo auf den Paulinerhvf zur Berathung. Mann (Senior der Lusatia) war zugegen und überhaupt viel Lausitzer, die Sachsen fast Alle. Auch interesstrten sich viel« Adlige für die Sache. Da aber di« Versamm lung zu schwach war, so besprachen wir, daß morgen um 11 Uhr rin« andere gehalten «erden sollte. Böttger und Heyman» hatten in ihren Co Hegten subscribtren lasse«, und e» waren genug Reiselustige vorhanden, über- Haupt «ar Alle- von de» Gedanke» begeistert. — völkerrechtlichen Lage der Sache. Die preußische Regie rung sei Mitbesitzer Kiels, die Hrfcnerwerbung sei eine unerläßliche Nothwendtgkeit, und darüber sei Preußen mit Oesterreich in Einvernehmen getreten. Er hoffe, daß e» gelingen werde, den Kieler Hafen für die preußische Flotte und damit zugleich für die deutsche Flotte zu gewinnen. Für die Forderung de» Kieler Hafen» sei der Landtag enlwedey eine bedeutende Hilfe, oder ein bedeutende» Hin- verruß; denn wenn die Kosten nicht bewilligt würden, so sei der Hafen ein werthloser Besitz. Er hoffe, der Land tag werde erklären: Kiel muß gewonnen werden. Di« Regierung müsse wissen, wie wett die Landesvertretung hinter ihr al» Stütze stehe. Dann sei e» die Absicht der Regierung, daß die Erwerbung d«S Kieler Hafen» die Grundlage bilde zu jeder Verständigung. Abg. v. Saucken-Julienfelde erklärt sich wegen Mangel» an Vertrauen zu dem gegenwärtigen Ministerium gegen die Vorlage. — Abg. Virchow fragt: ob die Re gierung den ganzen Hafen von Kiel oder nur einen Theil desselben erstrebe? — Herr v. Bismarck erwidert: Die Regierung verlange die Strecke zwischen Holtenau und FriedrichSort, nebst den gegenüberliegenden Ortschaften. Auf die Frage: ob diese Forderung eventuell zwangsweise durchzuführen sein werde, könne er aus Rücksicht auf auswärtige Mächte hier nicht antworten. Nachdem die Vertagung der Debatte angenommen war, erklärte Herr v. BtSmarck noch: cs sei richtig, daß Oesterreich besorgt habe, in seinen MilbesitzcrSrechten durch die Marinevorlage und die Verlegung der Flottenstation nach Kiel beschränkt zu werden. Die Marinevorlagc aber sei eine innere Angelegenheit zwischen zwei preußischen Behörden, also kein Gegenstand einer diplomatischen Ver handlung; die Verlegung der Flottenstation überschreite nicht da» Mitbesitzer-recht und stütze sich überhaupt auf die Hoffnung einer leicht zu erzielenden Verständigung mit Oesterreich. Die Regierung werde bei Dem stehen bleiben, wa» sic gcthan, sich durch keine Einsprache Zwang anthun lassen, andererseits gegen völkerrechtliche Ver pflichtungen in keiner Weise verstoßen. Turin, Mittwoch, 2«. April, Abends. Dir Deputirtenkamwrr hat den die Aufhebung der reli giösen Körperschaften betreffenden Gesetzentwurf mit großer Majorität angenommen. Loudon, Mittwoch, 26 April, Nachmittags. Ausführlichere Berichte auS New-Dock vom 15. April Mittags pr. „Nova Scotian" über die Ermordung deS Präsidenten Lincoln sagen, daß derselbe 1.» seiner Loge im Theater ermordet, daß der Mörder namens Bootb darauf von der Loge auf die Bühue gesprungen und nach Baltimore geflohen, dort aber gefangen sei. Zu gleicher leit habe sich etn Bruder deS Booth in daS Kranken zimmer deS Staatssekretärs Srward begeben und diesen, wie den herbeieilenden Sohn desselben, Friedrich Seward, lebensgefährlich verwundet. Der Letztere sei bereits gestorben, die Wiederherstellung Srward'S unwahrscheinlich. General Grant, der mit dem Präsidenten der Theatervorstellung bei wohnen sollte, war zu einer Minifterberathung ab berufen worden. Bom Kriegsschauplätze verlautet, daß General Tbrrwau vorrücke. Die Räumung RalrighS be stätigt sich. London, Mittwoch, 26. April, Abends. Der Gesandte der Bereinigten Staaten von Nordame rika veröffentlicht eine, ihm vom Secretär des Krieges, Stanton, auS Washington zugrgangene amtliche Depesche, welche die (bereit» gemeldeten) Berichte von den meuchelwördrrischen Attentaten auf den Präsidenten Lincoln und den StaatSsecre- tär Srward, denen der Erstere bereits zum Opfer gefallen, bestätigt. Der Obergeneral Grant ent ging den Mordpläuen wahrscheinlich nur durch seine zufällige Abwesenheit. Beweise einer Rrbel- lenverschwörung zur Rachenahme und Unterstützung deS Südens, mit dem Mord als Ausgangspunkte, liegen laut dieser Depescke vor. Virchow: DaS Volk sei besorgt wegen deS Zusam mengehens mit Oesterreich. Man habe von Compensa- tionen gesprochen und Beruhigung hierüber sei wünschen-- werth. Herr v. BtSmarck: Ein Vorschlag sei weder gemacht noch angenommen, wodurch die Rechte preußischer Unter- thanen verletzt oder die Geschicke de- preußischen Staat» auf lange Zeit beeinflußt werden könnten. Dresden, 27. April. Die Kieler Hafenangelegenheit ist noch nicht völlig klargestellt, doch aber läßt sich der bisherige Verlauf erkennen. Die Sache wurde in Berlin derb genug angefaßt. Der Befehl wegen Transfcrirung der Marine nach Kiel, der von Herrn v. Zedlitz erlassene Befehl an die Landesregierung und die bekannte Er klärung des Herrn v. Roon im Abgeordnetenhaus« sind Zeuge dafür. Wer dem Allen gegenüber etwa noch in Zweifel sich befinden konnte, wie die Sach« gemeint war, konnte ausreichende Belehrung in den officiösen Blättern und Korrespondenzen schöpfen, deren unzwei deutige Aeußerungen in dem Satze gipfelten, daß dem preußischen Vorgehen in der Marineangelegenheit „fast dieselbe Bedeutung bcizulegen sci, wie seiner Zeit dem Rückzüge der Bundestruppen." Die in den letzten Tagen au» Wien eingegangcnen Nachrichten stellen nun aber die Sachlage so dar, daß der erste Versuch Preußens, sich, ohne London, Donnerstag. 27. April. Unterhaus- mitalirdrr aller Parteien haben dem hiesigen Ge sandten der Bereinigten Staaten, AdamS, auS Anlaß der Attentate auf Lincoln und Seward BeileidSadrrffen überreicht. WilkeS Booth, angeb lich ein Sohu deS englischen Tragöden JvliuS BrutuS Booth, war selbst ein Bühneuliebling deS LpmtsO ür Mobile. Die Anhänger der Sudstaa- M Mnuiku Booth einen wahnfiuvigru Abolitionisten. auS Rom zufolge, hält sich der heutige „Moni teur" zu der Annahme berechtigt, daß die auf Be seitigung der Schwierigkeiten betreffs Wiederein setzung der Bischöfe bezüglichen Unterhandlungen zwischen dem Cardinal Antonelli und Barou Be- gezzi (aus Turin) auf gutem Wege seien. Bern, Mittwoch, 26. April, Nachmittags. Die Berhandlungea der HandelsvertragSconfrrenz in Stuttgart find vertagt; man hofft, daß dieselben am 16. Mai wieder ausgenommen werden können. In einer gestern Abend hierselbst stattgehabten Ver sammlung wurde eine Glückwunschadrrsse an die Nordstaatrn von Amerika auS Anlaß der letzten Siege über die Conföderirtrn beschlossen. Brüssel, Mittwoch, 26. April, Nachmittags. DaS Befinden deS Königs ist weniger günstig DaS heute Mittag auSgrgebrne Bülletin meldet, daß der König in der vergangenen Nacht an Brustdeklem- mungcn gelitten habe, die jedoch heute Morgen nachließen. Brüssel, Mittwoch, 26. April, Abends Die Deputirtenkamwrr beschloß eine Commission zu er nennen, welche die auS Anlaß deS Duells zwischen dem Kriegsminister Cbazal und dem Deputirten Delart erhobenen konstitutionellen Fragen unter suchen soll. Der Justizminister erklärte in Neber- einstimmung mit dem Generalprocurator: Die Mi nister müßten, nachdem die Kammer die Verwei sung auSspräche, vor dem CaffationShofe erscheinen. Oesterreich, den Bund und die Herzogthümcr zu berück sichtigen, in den Herzogthümcrn festzusetzcn, mißlungen ist. Oesterreichs Reklamationen dagegen hätten Erfolg ge- gehabt. Wiener Blätter versichern, daß Preußen im Priucip anerkannt habe, keine Verfügung dürfe ohne österrcichsche Zustimmung in den Herzogthümern von ihm erlassen werden, sowie daß eS mit der Stalionirung einiger Schiffe in Kiel keine Besitzergreifung irgend einer Art ausüben wolle. Oesterreich habe nach dieser Erklärung die Statio- 4. Juni. Um 11 Uhr ging ich in die Versammlung in das Paulinum. Heute hatte sich die Begeisterung etwas abgekühlt, denn Prof. Beck (damaliger Rector der Universität) hatte den Wunsch geäußert, wir möchten lieber eine Deputation nach Dresden schicken, und dazu auch schon einen Grafen, drei Adlige und acht Bürger liche erwählt. Er schickte un» das Namensverzeichniß zu und wir bestätigten es auch endlich, aber das Alle» er regte Unwillen. Auch schien Mann heute die Reise hintertreiben zu wollen. ES blieb aber dabei, sie zu unternehmen. Um 12 Uhr ging ich mit Graf SolmS, v. Schönberg, v. Mangold, v. Schreckenstein, Ranft und Mertens erst zu dem Domherrn Tschir ner, dann zu dem Prof. Krug, endlich zum Ordinarius Biener, um zu bitten, daß die Kollegien auf acht Tage auSgesetzt würden. Krug allein weigerte sich. — Um 4 Uhr wieder zu einer Versammlung in- Paulinum. wo für» Erste andere Deputirte erwählt wurden. Zu Zug anführern wurden Damm (Senior der „Saronia") und Mann erwählt; da diese aber nicht mitgehen wollten, so wurden eS Steinert und MertenS (die Eubsenioren gedachter Landsmannschaften). An Htnkel'S Stelle, der auch nicht Anthril nehmen wollte, ward ich gewählt. Da der Polizeipräsident v. Wrrthern, wie wir erfuh ren, wieder Spähne machte und keinen Zug zum Thore hinauölaffen wollte, so wurde beschlossen, einzeln au» den Thoren zu gehen und wir bestimmten für morgen früh 4 Uhr die „grüne Schenke" zum Sammelplätze." Den folgenden Morgen versammelten wir un» denn an dem gedachten Platze, wurden aber doch bi» Uhr nur etwa» über 200 Köpfe stark. Wir wußten jedoch, daß viele zu Wagen, oder zu Pferd« theil» schon fort waren, theil» un» Nachkommen würden. Steinert er wählte mich zu seine« Adjutanten. Bom schönsten W«t- trr begünstigt und in einer so fröhlich«« Stimmung, »t« sie die unsre Herzen begeisternde Idee und das freie Be wegen in zahlreicher Gesellschaft gleichgesinnter jugendlicher Genossen mit sich bringen mußte, kamen wir um 11 Uhr in Wurzen an. DaS Gerücht hatte unsre Ankunft be reits verkündigt und wir wurden daher, als wir mit dem Oauäsamus einzogen, von dem Stadtpfetfcr und seinen Gesellen mit Musik, von der zahlreich versammelten Ein wohnerschaft aber mit Vtvatrufen begrüßt, was wir mit einem Lebehoch für den König und daS königliche HauS erwiderten. Auf dem Markte lagerten wir uns und ver zehrten da» auS den Gasthäusern herbeigeholte MittagS- brod. Viele hatten nun aber schon die Lust zum Mar» schtren verloren; eS wurden daher Kutschen und Leiter wagen, so viel sich nur auftreiben ließen, herbeigeschafft, in denen sich etwa die Hälft« von uns bis Oschatz fah ren ließ, doch ward vorher die Verabredung getroffen, daß wir in Meißen sämmtlich wieder uns zusammrnfin- den wollten. Bon Oschatz traten wir, jedoch in einzelnen Haufen von 20 bi» 30, den Fußmarsch wieder an, da der Abend, wenn auch noch etwas heiß, wunderschön war. Ich kam mit meinen Begleitern etwa gegen 11 Uhr de» NachtS bis gegen Klappendorf, al» plötzlich etn fürchter liche» Gewitter loSbrach. Wir rannten aus allen Kräf ten nach dem Dorfe, erreichten völlig durchnäßt den Gast hof, fanden ihn aber verschlossen und sollten, al» nach langem Rufen und Klopfen endlich Jemand an einem Fenster de« ober« Stockwerk» erschien, nicht einmal ein gelassen werden. Da» war un» aber doch zu bunt, und wir brachen daher mit den Ziegenhainern rrnen Fenster laden auf und stiegen in da» Trockne rin. E» erschien eine Art von Hau»knecht, der un» mit der verdrossensten Miene sagte, wir könnten nicht» zu essen und zu trinken bekommen. Doch setzten wir e- durch, daß er Stroh zum Lager und Wasser hrrbeischaffte. Wir fielen todtmüde auf die Streu und sehr bald in gesunden, tiefe« Schlaf. nirung einer beschränkten Anzahl preußischer Schiffe in Kiel zugestanden, dagegen nicht die Anlage von Wer ken und Vorkehrungen zur Unterbringung von Mann schaft und Material am Lande. Was die Haltung der preußischen officiösen Blätter be trifft, so ist sie sehr reservirt. Die „Neue Prcuß. Zeitung" versteigt sich sogar bis zu der Bemerkung, je „gröber" man die Sache östeireichscherscitS anzufassen scheine, desto „zu vorkommender und bundesfrcundlicher" solle sich Preu ßcn bezeigen, — ein Rath, den von dieser Seite zu ver nehmen wahrhafte Ueberraschung erregen kann! Die „Nordd. Allg. Z." sucht die Sache so darzustcllcn, al» handle eS sich lediglich um die Zulassung preußischer und Ssterreichscher Kriegsschiffe in den Kieler Hafen und Einquartierung der Mannschaften, während Vie Frage doch offenbar durch die Verlegung der Hauptmarinestation von Danzig nach Kiel und die Marine-Anleih eine viel weitere Proportion genommen hatte. Man weiß daher auch nicht recht, was das Dementi der „Nordd. Allg. Zeitung" den Wiener Blättern gegenüber zu bedeuten hat, indem sie versichert: „Preußen habe allerdings Höf lich, aber bestimmt nach Wien erklärt, baß das gesummte Vorgehen Preußens in der Angelegenheit wegen Anl.gung einer Marinestation sich innerhalb des Rechts des Mit besitzes der Herzogthümcr bewege und zu einer juri dischen Reclamation keinerlei Anlaß darbiete. Es babe die Gleichberechtigung Oesterreichs zu einer ähnlichen Verfügung anerkannt und zugleich bemerkt, baß es ent fernt gewesen sei, irgend ein Recht Oesterreichs durch sein Verfahren zu verletzen." In der Form einer Wie ner Corrcspondenz führt ferner die „Norddeutsche Allge meine Zeitung" aus, daß die Stalionirung preußischer Schiffe im Kieler Hafen ein Ausfluß des CoudomiuatS- rcchts sei, während über die Anlegung von Marine etablissements und Befestigungen im Hafen erst mit Oesterreich zu verhandeln sein würde, wenn die preußische Regierung die Mittel dazu erhalten haben werde. Das Letztere ist freilich vor der Hand nicht sehr wahrschein lich, jedenfalls giebt die „Norddeutsche Allgemeine Zei tung" damit zu, daß Preußen anerkennt, bei Anlegung von Marincetablissements sei Verständigung mit Oester reich nöthig. Während die officiösen Blätter so im Allgemeinen versichern, Preußen habe keinen Rück zug angetreten, ohne sich dabei freilich auf nähere Erörterungen etnzulaffen, geben die oppositionellen preu ßischen Zeitungen zu erkennen, daß ihnen die Sachlage für Preußen nicht günstig erscheint. So sagt die „Na- tional-Zeitung": „Obwohl nach den officiösen Kor respondenzen von hier die Verhandlungen mit Oesterreich noch schweben, so geht doch aus Allem hervor, daß die preußische Politik sich auf dem Rückzüge befindet. Wenn die scharfe Zurückweisung des letzten Bundesbeschlusses, die Ankündigung, mit welcher Herr v. Roon die Ma- rincvorlage begleitete, die Uebersiedclung der Hauptmarinc- station und das Rescript des Herrn v. Zedlitz sich einem politischen Plane einfügrn sollten, so konnte es nur der sein, gewisse vollendete Thatsachen in den Herzogthümcrn zu schaffen, welche Oesterreich zu einem Abschlüsse im Sinne der früher nach Wien gesandten und dort abgewic senen Forderungen drängten. Oesterreich befand sich nicht in der Lage, die Dinge zu einem offenen Bruche zu trci den; wie es scheint, hat es aber das hiesige Terrain hin reichend gekannt, um sich versichert zu halten, daß bei einem einigermaßen entschiedenen Auftreten diejenige Strö mung die Oberhand behalten werde, von welcher es bei Betonung der Solidarität der conservativen Interessen in Berlin zu allen Zeilen getragen worden ist. Es hat denn auch keiner sehr großen Anstrengung bedurft, um die Marinevorlage des Herrn v. Roon in einen Zukunsts plan zu verwandeln, dem vorerst noch jeder Boden in der Welt der wirklichen Dinge fehlt. Statt Oesterreich durch die Entwickelung der Dinge selbst zu einem für Preußen möglichst günstigen Abschluß zu treiben, hat man vielmehr Oesterreich in die angenehme Lage versetz;, eine Pression aus die schleunige Erledigung aller Haupt fragen üben zu können, indem es von derselben seine Er- laubniß zu der verfrüht angekündigten Festsetzung im Kieler Hafen abhängig macht." Als wir uns aber nach Tagesanbruch ermunterten, fan den wir die Thüren und Fenster der Wirthsstube mit einer großen Zahl von Bauern und Bauernkncchten, mit Dreschflegeln, Heugabeln und Stangen bewaffnet, besetzt! Der Wirth hatte die Nachbarn des Dorfes in aller Stille aufgebotcn und einen reitenden Boten zu dem, in einem erntfernten Orte wohnenden Gendarm entsendet. Wir waren also gefangen, und keinem von uns wurde, selbst nicht der dringendsten Bedürfnisse halber, der Austritt auS der Stube »erstattet. Mehrere hatten große Luft, sich durchzuschlagen, obgleich der Erfolg offenbar sehr zweifelhaft gewesen sein würde. Da uns aber zudem Alle» daran gelegen sein mußte, die Besorgnisse, welche man in Leipzig vor Ercessen, die wir vielleicht begehen möchten, gehabt und ausgesprochen hatte, als ungerecht fertigt erscheinen zu lassen, so mahnte ich zur Ruhe und fragte nach dem Richter. Dieser präsentirte sich und küu digte uns an, daß wir bis zur Ankunft des Gendarmcn nicht sortgrlaffen werden könnten, weil wir hier G wall verübt hätten. Unmittelbar darauf erschien denn auch der Gendarm, informirte sich draußen durch Befragung de» Wirthe» und de» HauSknechtcS über den Thatbcstano trat sodann zu un» herein und erklärte, er müsse yns, weil wir LandfricdcnSbrecher wären, sämmtlich nach Meißen tranSportiren. Ein allgemeine» Gelächter brach aus uno e» ertönten die Rufe: „Das ist herrlich! Dahin wollen wir ja eben! Wenn wir nur in der verwünschten Kneipe erst einen Kaffee bekommen könnten!" u. s. w. Meiner seit- suchte ich den Gendarm über die Motive unsrer Tdat zu verständigen; er sagt« aber, da» werde sich Alle- schon in Meißen finden. Zugleich forderte er un» auf, un,rc Hieber und Ziegenhainer abzulegcn, und ging hinaus, um weitere Anordnungen wegen unser» Transporte» zu er theilen. Nun wurde die Sache doch unangenehm, brt,m aber plötzlich eine ganz andere Wendung. Unter Hellem
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht