Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.04.1865
- Erscheinungsdatum
- 1865-04-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186504214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18650421
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18650421
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1865
- Monat1865-04
- Tag1865-04-21
- Monat1865-04
- Jahr1865
- Titel
- Dresdner Journal : 21.04.1865
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
.tUdrlict»: 0 Ddlr. — io I»e1»»«u > Im Ln»1»i>ä» '^Mrl.r 1 „ „ (tritt kost uuä '1c>ll»tlict> io vr,sä«>: 15 ktxr ( 8teioz>«1rn- t3m«Ii>« Hummern! 1 d<xr. 1 »cdl»x diuro Saseratrnprelsr: kür ä«o 8»um einer xe«^»Iteneo 2eI1e: 1 dt^i linier „Linxesenäi ' <ii« 2eilv: 8 kixr. Lrschetnrn: li^Ued, mit Luinekm« cker kenn- nvck reiertex^ -bsnä» kiir äen koljsenäen D»x Vres-nerZMuml. Verantwortlicher Nedactcur: I. G. Hartmann. o -njeratrnannayn» au»waN> -«>kr>8 l«. NirniKirurr«», OuminismouLr <iee Dreeilner ckouruul»; -Ueuga».. Ii li. Il.i.u»x; llnwdur^-iilron» Voui.uuj LerUu: «Oioi-i. « r>».i>r- Üuuli Is,.r» u» ri^ü'« I!ni«-un; Vremca: i). 8our.orr>:j Irs^!.in> i, »><.> >,; rr»uvlurr i>. ^1: .l^i-o^n'sr-U" Kolo: .it vi.r !!Xr>r «> u U»ri»: v. «»>:>.« nie <>e >><>u- enl'.m»,, ! u. liiilti.l, »'» Uuoliti. Vieu Coui^rvir >1. ir. ii'i>>uvr/.> 8!vlLUüj>l. 80'., Herausgrvcr: itoni^i. L»pe<iiiic>n ü«, vreeäoe» ^ournet», Dre»<ien tck»r»«n,lr»i>i» kio. 7. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Ttl»onwk-!<cte 4t! ckr ä>t,n Zeitungtschau. (Ungarische und Wiener Blatter über die ungarische DerfassungSfragc. -- Englische Blätter über die Räumung Richmonds ) ragttgrscdichte. Wien: Militärisches. — Berlin: Mlttärdrputationen nach Schleswig. Kammcroer» Handlungen. Der Handels- und Zollvertrag mit Oesterreich. — Köln: Zur Erzbischof-wahl. — Hagen: Geschenk für den Abgeordneten Harkort. — Znowratzlaff: Emissäre verhaftet. — München: Befinden des Königs. Dementi. Duell. — Lübeck: Senator Müller fi. — Paris: Die internationale Tclegraphenconvention. Unterstützung unbeschäftigter Arbeiter in Lyon. Aus Mexico. — Turin: Begczzi nach Rom. Aus dem Senate und der Deputirten- kammer. — Lissabon: Neues Ministerium. — Madrid: Truppenzusammenziehung. Unruhen in Barcelona. — London: Proceß Pelizzoni. Frei- willigenmustcrung. — Kopenhagen: Die Königin und Prinzessin Dagmar nach Nizza. — New-Bork: Pom Kriegsschauplätze. Rede Seward'S. Neueste Post. Schleswig - Holstein, (ve. Fricke'» Schrift „Zur Lage des Lande-". Preußische Scesoldaten nach Friedrichs- ort. Delegirtenversammlung in Rendsburg. Verhaf tungen in Apenradc. Denkmal bei Düppel.) Dretdmr Nachrichten. «vrovinzialnachrrchten (Leipzig..) Eingesandtet. Feuilleton. Inserate, Tugeskalender. Börsen Nachrichten. Lcltgrnphische rluchnchlrn. Wien, Donnerstag, 2st. April. Der Heldzeug- meister Gral Eoroniai ist des Postens eine» com- mandirenden (General- für Ungarn auf sein An suchen enthoben und pensionirt worden. Zu seinem Nachfolger ist der zeitherigc Inhaber des Lande-- genrralcowmanboS für das Banat und die serbi sche Wojwodschaft, General der Cavulerie Friedrich Fürst zu Liechtenstein, ernannt, dessen Stelle dem bisherigen Seneralinspector der Gendarmerie, Aeld- »arschalllentnant Krrihrrrn v. Steininger über tragen wurde. St. Petersburg, Mittwoch, IS. April, Nach mittags. (Direkte Mclvung.) Die neuesten Nachrich ten auS Nizza über das Befinden des Großfür sten Thronfolgers lassen leider nur wenig Hoff nung Der Kaiser drgiebt sich direct nach Nizza. Auch die Königin von Dänemark und die Prin zessin Dagmar (die Verlobte des Großfürsten-Thron folgers) sind nach Nizza abgrrrist. (Vergl. unter „Tagesgeschichte"). St.Petersburg, Donnerstag,2S.April, Mor gen». Rach den Meldungen der heutigen hiesigen Leitungen ist der kaiserliche Leibarzt vr.Zdeckaurr am Dienstag Abend in Nizza angelangt Der selbe constatirce, daß beim Großfürsten-Thronfol ger Rückenmarkentzündung und Gehirnentzündung ringetreten ist. Die Entzündungssymptome hatten sich vermindert, da- Fieder uns die Verminderung der Kräfte dauerten fort. Gestern früh war nach einer schlaflosen Nacht das Fieber in Zunahme, dir Geoirndrucksymptome waren dagegen in Ab nahme, dir Bewegung der Glieder frei. Befürch tung existirt. New Aork, 8. April, Abends. Am Abende deS 5. April sind die Conföderirten von Danville- Noad nach Lynchburg gedrängt worden. Der Wechselkurs auf London stand 161; Gold agio 48N; Baumwolle 3s; Bonds 107. Feuilleton. Dresden, 20 April. Die diesjährige Concertsaison sand gestern ihren würdigen Schluß mit der letzten Soiree für Kammermusik, in welcher ein reizendes l) ckur.-Quar- Ult von I. Haydn (Nr. 31 Dresdner Ausgabe), das große X-moll-Quartett von Beethoven op. 132 und Mozart'» Quintett v-ckor zu Gehör kamen. Das mott > Quartett zählt zu jenen letzten Werken Becthoven's, die zuerst und für viele Hörer noch heute, nur eine musikalisch-mystische Räthselschrist schienen. Der Hörer kann nicht schon mit sich zufrieden sein, wenn er nur die Macht eines zwin genden Genius geahnt, sich von ihm in eine Stimmung gezogen und gefesselt gefühlt und den Drang zum Wic- derhören davon getragen hat. Wer dergleichen Werke schrieb, muß von der Indifferenz seiner Zeitgenossen da gegen gewiß eine sehr vollständige Ueberzeugung gehabt haben und konnte von ihnen nichts hoffen; aber es muß auch daS Bewußtsein in ihm rsge gewesen sein, daß dem Geiste, welcher ihn zu solchen Schöpfungen drängte, über Leben und Tod hinaus in der Kunst die Unsterblichkeit wird. Man machte diesen Dichtungen den Vorwurf der tnnern Verwirrung, der unklaren Struktur eines in sich zerfallenen Geiste». Dem ist nicht so. ES sind Kunst werke einer in sich festen und organischen Gliederung, eben so meisterhaft in der technischen Führung, als ge nial und erhaben in der Idee, aber die geistigen Bah nen derselben find ungewöhnlich, schwindelnd, an die letzten Fragen der Unaussprechlichen in uns anstreifend. Herr Concertmeister Lauterbach hat sich eine innig be- stelle, fein mpfundene Auffassung diese» Quartetts zu eigen gemacht, und sein schöner Vortrag wird jetzt durch den Besitz eines herrlichen Instrument», einer Stradivari- Geige unterstütz», deren außerordentlich edler, kerniger und durchgeistigter Ton voll Energie und Eolorit die Dresden, 21. April. Die Verhandlungen des Wiener Abgeordneten hauses über die ungarische Angelegenheit haben von Un garn auS bedeutsame Antworten gefunden, denen die Wiener Blätter inSgcsammt ihre Aufmerksamkeit zutven- dcn. Ein Führer der Beschluß- und ein Führer der Adreß- partei lassen sich hören. Herr TiSza Kalman, bekannt als der Hauptsührer der radikalen Partei, spricht sich im „Hon" über die Rede des Staatsministerö dahin aus, daß er an Herrn v. Schmerling gerade die Meinungs festigkeit und die Consegucnz der Anschauung achtungS- werth finde. Er erklärt die sogenannte principiclle An erkennung der 48er Gesetze, ohne ihnen auch praktische Folge zu geben, für ganz unlogisch und findet es in dem Falle weit richtiger, sich auf den Boden der VcrwirkungS- thcorie zu stellen; nur, meint er, müßte dann Herr v. Schmerling, wenn das Abgeordnetenhaus in seiner Majorität ihm nicht auf diesem Wege folgen will, sein Portefeuille niederlegen. — Minder streng konsequent als der Stimmführer der Beschlußpartci ist jener der AVrcß- partci im „Pesti Naplo". Man glaubt darin die Stimme des Herrn v. Deak zu hören, cS erkennt die Wichtigkeit des festen Bestandes der Monarchie an, geht dabei auf die pragmatische Sanktion zurück, will aber in letzterer blos den gemeinsamen Herrscher und die Pflicht der gemeinsamen Verthcidigung erkennen. Das gewichtigste Wort aber, das „P. N." heute ausspricht, ist der Schluß satz deS Artikels, der folgendermaßen lautet: „Wir kön nen — sagt „Naplo" — unsre verfassungsmäßige Selbst ständigkeit nicht aufgeben, weil die Erblande eine neue Verfassung erhalten haben; aber man soll uns allezeit bereit finden, auf legalem Wege unsre eigenen Gesetze mit den Bürgschaften des festen Bestandes der Monarchie in Einklang zu bringen — nie werden wir der verfassungs mäßigen Entwicklung der Länder jenseits der Leitha im Wege stehen." — Wiener Blätter sehen in diesen Acuße- rungen ein gewisses Entgegenkommen ungarischerscitS und gründen darauf mehr oder weniger Hoffnungen. Die „Ost Deutsche Post" begrüßt Deak's Erklärungen mit Genugthuung und fügt hinzu: „Daß sich auf diesem Boden verhandeln läßt, das hat der Skaaisminister selber am 2. Decembcr anerkannt. Deak's Organ betritt mit diesem Schritte den Boden, den Baron Eötcös im Au gust 1859 einnahm, als er in der Broschüre „Die Ga rantien der Macht und Einheit Oesterreichs" ein Ccu- tralparloment verlangte, und den er erst ein Jahr später mit demjenigen der reinen Personalunion vertauschte. Wenn aber, so wie die Dinge heute liegen, Deak sich auf denselben stellt, sind wir geneigt zu glauben, daß damit ein bedeutender Schritt vorwärts zur Beseitigung der Hindernisse geschieht, die einer Lösung der ungarischen Frage noch cntgcgrnstchen!" — Minder sanguinisch äußert sich die „Constitutionellc Oester. Zeitung": „Nicht durch Schwäche und Zaghaftigkeit — sagt dies Blatt — nur durch fisten Muih und Beharrlichkeit erzwingt man sich Achtung, und insofern war eS von großer Bedeut samkeit und hat sehr dazu bcigelragen, das Gleichgewicht wieder herzustellcn, daß d-r Slaatsminister in seiner Rede vom 31 März wieder den Boden der Verfassung als den allein möglichen für eine Vereinbarung festhielt." Dem „Hon" gegenüber sagt die „C. Oe. Ztg.": „Wir sind ebenfalls der Ansicht, daß, wenn zwischen Ministerium und Abgeordnetenhaus die principieüe Verschiedenheit so groß wäre, daß letzteres die Anerkennung der 48er Ge setze in Ungarn foidern würde, entweder das Ministerium oder das Haus weichen müßte. Wir sind aber auch fer ner überzeugt, daß cs mit dem konstitutionellen System in Oesterreich dann ein Ende haben würde. Bisher aber hat das Abgeordnetenhaus nicht erklärt, man möge die 48er Gesetze in Ungarn anerkennen. So widersprochen haben die Abgeordneten ihrer frühcrn Haltung nicht und wir sind überzeugt, daß, im Falle cs zu einer Abstim mung käme, sich noch immer, mit geringen Ausnahmen, das Haus einstimmig für die Reichseinheit aussprech.n würde. Wir können auch andererseits nicht darin über cinstimmen, daß man, um die 48er Gesetze nicht anzu erkennen, sich auf die Basis der VerwirkungSthcorie stellen müsse. Es giebt eben Ansprüche, die, obwohl nicht ver ¬ wirkt, dennoch nicht als rechtskräftig anerkannt werden, weil sie unmöglich sind. Daß die 48er Gesetze mit dem Bestände der Gcsammtmonarchie nicht vereinbar seien, das hat eben die Folge bewiesen und sie wird es wieder beweisen, wenn man sie heute wieder Herstellen würde." Auf Deak's Artikel antwortet die „C. Oe. Z.": „Fast könnte man glauben, darin eine Bereitwilligkeit zu sehen, auf eine Modifikation der 48er Gesetze cinzugehen. Leider aber wird so oft und so viel in dem gedachten Artikel von Ncbcneinanderbestehcn der beiden Hälften der Mo narchie gesprochen, werden sogar die gemeinsamen Ange legenheiten ganz negirt und wird die Selbstständigkeit Ungarns derart betont, daß wir uns wieder in Zweifel befinden, ob die Partei des „P. N." wirklich bereit sei, Demjenigen Rechnung zu tragen, was der Gejammtstaat verlangt. Dir ganze Erklärung der Partei Deak macht den Eindruck, als habe man etwas sagen müssen, wolle aber nichts sagen, wodurch nur im Geringsten der reinen Personalunion etwas vergeben werden könnte, und wir werden daher am besten thun, dem gegenüber den Stand punkt der Februarverfassung festzuhalten, dabei uns jedoch bereit zu erklären, jeder Modifikation die Hand zu bieten, wodurch der Autonomie Ungarns auf dem Gebiete der innern Legislation und Verwaltung Rechnung getragen werden kann." Ueber die bedeutungsvolle Nachricht aus Amerika, die Räumung Richmonds, bemerkt die „Times" unter Anderm: Der erste (?) Act des amerikanischen Krieges hat mit einem furchtbaren Finale geschlossen. Richmond und Petersburg sind in der Gewalt des Nordens, und obgleich Lee mit dem Reste seines Heeres sich in guter Ordnung zurückgezogen hat, kann man unmöglich erwar ten, daß er seinen Widerstand lange fort sehen wird. Der Süden hat nur eine g-oße Armee behalten und diese ist jetzt halb aufgeriebcn. War dies furchtbare Drama ein fach ein Krieg, oder ist cs eine Revolution? Im erstecn Falle muß daS Ende nahe sein. Im zweiten werden die Mühsalc des Nordens jetzt erst reckt beginnen. — Die „Poft" hegt gar keinen Zweifel darüber, daß die Schwie rigkeiten des Nordens jetzt eist beginnen werden. Der Norden werde die Weißen im Süden weder ansrotten noch versöhnen können. Die Sklaverei sei nur auf dein Pa piere abgcschafsr, denn 'Niemand wisse, wie die vier Mil lioncn Neger des Südens ihren Lebensunterhalt gewinnen sollen. Die alte Union sei eben so gewiß untergcgangen, wie weun Grant und Lee vernichtet worden wären, und die Conföderirten auf dem Washingtoner Capitol die Frir- densbrdingungcn dictirt hätten; aber die Schöpfung einer neuen Union sei unausführbar. — „Daily News" dagegen sagt, man solle die moralische Bedeutung des Schlage» nicht unterschätzen; die Rebellion sei aufs Haupt geschlagen. Der „Star" ist derselben Meinung. LlMSgcschich^t Wien, 19.April. Dem„Dotsch."zufolgc gestalten dievb- waltenden Verhältnisse nicht, die für die lästerliche Ar mee in Italien beschlossene Reduktion des Infanterie standes in der Ausdehnung, wie cs bestimmt war, schon fitzt durchzuführen. Um daher den über die in Aussicht genommenen Ersparnisse sich ergebenden Aufwand auszu gleichen, soll daS Uebungslager bei Bruck für dieses Jahr gänzlich unterbleiben. 0 Berlin, 19. April. Heute find die Deputationen der Regimenter, welche den letzten Feldzug mitgcmacht haben und hierher eingcladen waren, um der Feier ter Grundsteinlegung zu dem Siege« den km al bcizuwohnen, mit einem Ertrazuge nach Hamburg gereist, um sich zu gleichen Feierlichkeiten nach Düppel und Alsen zu begeben. Darunter befindet sich auck eine Anzahl von Generälen und Stabsoffizieren; auch der FcldmarschaU Graf v. Wrangel und der Prinz Friedrich Karl begeben sich zu diesem Zweck nach den Herzogthümern. — In der morgenden Sitzung des Abgeordnetenhauses wird der Finauzminister die Zusammenstellung der Kriegskosten vorlegcn und außerdem den Vercinszolltarif cinbringcn. Die letztere Vorlage ist bereits gedruckt und zwar in einer Anzahl von Exemplaren, welche die sofortige Verthcilung an die Abgeordneten ermöglicht. Ebenso soll der Han delsvertrag mit Oesterreich zur schleunigen Erledigung vorgclegt werden. Diese beträchtliche Erweiterung des Materials, welches dem Abgeordnetenhaus«: jetzt zugeht, wird die Diät mindestens bis Ende Mar hmausziehcn. Von den 17 oder 18 Berichten über die einzelnen Theile des Budgets liegt etwa der vierte Theil gedruckt vor und ein einziger Bericht ist erst erledigt. Hinsichtlich der Ma- rmevorlage dürfte sich die Milthcilunq bewahrheiten, wo nach man beabsichtigt, die erforderlichen 10 Millionen auf den Staatsschatz anzuweiscn, die Kriegskosten dürfte man als Etatsübersckreitung genehmigen. Für die mor gende Sitzung ist nur ein Petitionsbericht auf die Tages ordnung gesetzt. Berlin, 19. April. Die „Nat. - Zeitung" theilt heute den Handels- und Zollvertrag zwischen den Staaten des deutschen Zoll - und Handclsvcreins und Oesterreich wörtlich mit. Im Eingänge heißt cs, daß die hohen Contrahenten, „von dem Wunsche geleitet, den Handel und Verkehr zwischen ihren Gebieten durch aus gedehnte Zollbefreiungen und Zollcrmäßigungcn, druck vereinfachte und gleichförmige Zollbehandlung und durch erleichterte Benutzung aller Verkehrs rnstalten in umfas sender Weise zu fördern, und in der Absicht, ihre Zoll einnahmen zu sichern und die allgemeine deutsche Zoll einigung anzubahnen, über die Erneuerung und entsprechende Abänderung und Erweiterung des zwischen ihnen bestehen den Handels- und Zollvertrags vom 19. Februar 1853 Unterhandlungen eröffnen" ließen. Wir heben heule nur aus den 27 Artikeln die folgenden drei principiellen In Halts hervor: „Artikel 1. Die vertragenden Tbcile verpflichten sich, den gegenseitigen Verkehr zwischen ihren üandcn durch keinerlei Ein fuhr-, AuSsuhr- oder Dnrchsnbrvcrdote zu hcinnren. Ausnahmen hiervon dürfen nur stallflnoen: u) bei Tabak, Latz, Schießpul ver, Lpicltartcu und Kalendern; b) aus GcsundhcUspolizenück sichten; c) in Beziehung auf KriegLbedürfnisse unter außerordent lichen Umständen. Artikel 2. Hinsichtlich des Betrags, der Sicherung und der Erhebung der Eingangs- und Ansgangsabgaben, so wie hinsicht lich der Durchfuhr dürfen von keinem der beiden vertragenden T heile dritte Staaten günstiger, als der andere vertragende Lheil behandelt werden. Jede dritten Staaten in diesen Beziehungen cingcräumlc Begünstigung ist daher ohne Gegenleistung dem an dern vertragenden Theile gleichzeitig cinzuräumcii. Ausgenommen hiervon sind nur diejenigen Begünstigungen, welche die mit einen, der vertragenden Theile jetzt oder künslig zollvercrnten Staaten genießen, sowie solche Leuünstigungen, welche andern Staaten durch bestehende Verträge zugestandcn sind und ausdrücklich von der Anwendung obiger Bestimmung ausgeschlossen werden. Diese Begünstigungen können denselben Staaten für die nämlichen Ge genstände in nicht höhcrm Maße anch nach Ablauf.dieser Ver träge zugestanden werden. Artikel 25. Der gegenwärtige Vertrag tritt vom 1. Juli 1805 an Stelle des Vertrags vom 1!>. Februar 1853. Seine Dauer wird auf die Zeit vom I. Juli t8»5 bis zum 31. De ccmbcr 1877 festgestellt. Beide Theile behalten sich vor, über wei tcrgehende Verkebrserlcichterungen und über möglichste Annäherung der beiderseitigen Zolltarif und demnächst über die Frage der all gemeinen deutschen Zollcinigung »n Verhandlung zu treten. So bald der eine von ihnen den für die Verhandlung geeigneten Zeit punkt sür gekommen erachtet, wird er dem andern feine Vorschläge machen und werden Eommissare der vertragenden Theile zum Behufe der Verhandlung zusammenlretcn. Es wird beiderseits anerkannt, daß die Autonomie eines jeden der vertragenden Theile in der Gestaltung seiner Zoll- und Handclsgesetzgebung hierdurch nicht hat beschiänkt werden wollen." Köln, 19. April. Im Gegensätze zu den Mitthei- lungen der Augsburger „Allg. Z.", von denen wir in Nr. 85 Notiz nahmen, vernehmen die „K. Bl.", daß vom h. Later dem hiesigen Domkapitel das Wahl recht zurückgegebcn worden ist; man hat also dem nächst einer neuen Wahl für den erledigten erzbischöflichen Stuhl cntgegenzusehcn. -Hagen, 17. April. (Rhein. Z.) Dos von den Wahl männern des hiesigen Kreises für ihren Abg. Friedlich Har kort gelegentlich seiner Verurl Heilung in Düs seldorf (wegen seiner Kritik der preußischen Marinever waltung) bestimmte Geschenk wurde Letzterm bei einem großen Banket durch Rechtsanwalt Geck überwiesen. Das trefflich ausgesührte Kunftwe-k ist aus Silber gefertigt. Auf einem brericn FußgestcUc liegt eine Votivtafel. Aus der Mitte derselben erhebt sich die römische Rvstra mit vit vier Schiffsschnäbeln; auf derselben die porlrätähn: liche Statuette Harkorl's, als Redner auf cincn Ankc^ Wirkungen seiner meisterhaften Behandlung vervollstän digt. Die vorzüglichen Leistungen der Herren Grütz- macher, Hüllweck und Göring vollendeten die Gc- sammtgestaltung. Das Spiel der Künstler zeichnete sich durch meisterhafte Ausführung der ungemeinen technischen Schwierigkeiten, durch Feinheit der Gliederung, durch eine klare, von geistigem Ausdruck belebte Nüancirung der verschlungenften Tongebilde, und ein prägnantes, in schönem Ebenmaß abgerundetes Zusammenwirken aus. Nach dem Eindrücke des Bcethoven'schcn düster geheim- nißvollen, ergreifenden und leidenschaftlichen Seclengc- mäldes gewährte Mozart's frisches, lichtvolles Quintett (bei dem noch Herr Mehl Hose mitwirkte) einen be ruhigenden und lebensfroh stimmenden Abschluß dieser echt künstlerischen und poetischen Tongcnüsse, von denen wir nun mit aufrichtigem Danke auf längere Zeit scheiden. C. Banck. Drei Biographien deutscher Tondichter. (Fortsetzung auS Nr. 87.) II. Fra») Schubert. Die Darstellung de- Leben- dieses genialen Tondich ters hat unS 0r. Heinrich Kreisle von Hellborn (Franz Schubert, Wien C. Gerold) gegeben. Schon vor drei Jahren trat derselbe mit einer kleinen biographischen Skizze über Fr. Schubert hervor, dir zu vielfachen neuen Mittheilungen und manchen Berichtigungen Veranlassung gab, wodurch diese erweiterte Ausführung möglich wurde. Noch lebende Freunde Schubert'- erklärten zwar auS nicht unbegründeter obschon zu einseitiger Erwägung, eine Biographie Schubert'- für ein unausführbare» Un ternehmen, weil sich dessen Leben in so ruhigen, einfachen und ereignißlosen Bahnen bewegt habe, und seine äußere Exi stenz so sehr von Allem losgelöst sei, wa» geistig in ihm thätig war, daß nur seine Werke allein ein richtiges Bild von ihm geben könnten. Aber wir müssen dem Verfasser dankbar sein, daß er sich dadurch nicht von seinem Vor sätze abhalten ließ und mit mühevollem Flciße dem Bc- dürfniß zu genügen suchte, eine Vorstellung von dem Leben und Schaffen eines Genius zu erhalten, dessen Tonpoesicn immer mehr unsre Liebe und Bewunderung gewonnen haben. Denn in nicht feiner Zeit, wenn auch die wenigen noch lebenden Zeugen von Schubcrt's Eristenz geschieden sind, würde sich eine solche Biographie über haupt nickt mehr fertigen lassen. Die Ereignisse und Umstände, die auf Schubcrt's inneres Seelenleben von Einfluß sein mochten, ergeben sich ohnedies nach außen hin so unscheinbar und unbedeutend, daß sic sich selbst im Gedächtniß seiner Freunde leicht verwischt-n und je nach Auffassung und mündlicher Ucberlicferung der ent fernter Stehenden der Unsicherheit verfielen. Um so mehr schien für diese bescheidene Künstlerlauf bahn, der auch die beunruhigenden Impulse der Eitel keit und deS Ehrgeizes fern blieben, ein gedrängte» Le ben»- und Charakterbild mit Ausscheidung alles Unwe sentlichen geboten: eine Aufgabe, die mit künstlerischer Behandlung und kritischer Sicherheit allerdings nur von einem, Schubert eng befreundeten Zeitgenossen gelöst wer den konnte. Der Verfasser zog es vor, all' sein gesammeltes Ma terial, in chronologischer Folge geordnet, nach Möglich keit zu einem Ganzen zusammenzufassen. Er hat uns aber dabei, wie es scheint, auch nicht die kleinsten Details des selben vorenthalten und in ihrer pünktlichen Verzeichnung das nothwendigc Maß überschritten; um so mehr mußte durch Verschiedenheit der Mittheilungen auch die kritische Feststellung mancher Einzclnheiten behindert wer den. Zudem hat er sich leider auf eingehend« Berichte über größere Werke Schubert'» (Opern, Oratorien rc.) eingr asfin, die, weil sie nicht den Schwerpunkt von Schubert'- Sckaffcn bezeichnen, unedirt und uujerm Zeitgeschmack entrückt sind, einer allgemeinen Theilnahmc fern stehen, auch wenn wir der ausgesprochenen kritischen Würdigung vertrauen wollten. Auch zahlreiche Anmerkungen belasten den Tert. So ist denn das Werk unvcrhältnißmäßig breitschweisig und zerstreut in der Form geworden, da« Interesse der Schilderung vielfach unterbrochen, und die Verbreitung desselben wird dadurch mehr in Frage gestellt werden, als wir wünschten Denn daS Verdienst der mit licbcvollcm Eifer gefertig ten Arbeit bleibt trotzdem unbestreitbar. Die mit Intelligenz und Wärme ciugehcndc und mit möglichster Sorgfalt ohne überschwängliche Phrase stilisirte Darstellung ist so an- crkennenswerlh, wie die im Allgemeinen künstlerisch vcr» ständnißvolle und psychologisch wahre Auffassung des ge gebenen Lebensbildes Außerordentlich dankenswerth sind die Mitteilungen aus eimm Tagcbuchc Schubcrt's und mancher seiner Briese. Wir lernen dadurch den Denker Schubert, sein poetisches tiefe- Erfassen der Nalurschönheit, sein gemüthvolles, herzlich treues und schlichtes Naturell kennen. Vortreff lich und lebenswahr sind die Charakteristiken einiger, Schubert befreundeter Persönlichkeiten, z. B. de» Sängers Vogl und namentlich auch die Schubert'» selbst; gelungen ist auch die „Ueberschau" seiner lyrischen Schöpfungen. Wir wollen gern annehmcn, daß Kreisle keine Quelle sür sein Material unbenutzt ließ; doch scheint er die Möglichkeit nicht erschöpft zu haben, sich von Herrn v. Schober vollständige Mitteilungen zu verschaffen. Und gerade dieser, der bekanntlich Schubert — als dieser noch völlig unbekannt war — seinem drückenden Verhältnisse als Schulgehilfe entriß, indem er ihn zu sich nahm, der sein Genie voll erkannte und für die Kunst rettete, möchte der Einzige sein, der Schubert'- Sein und Schaffen au-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite