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Weißeritz-Zeitung : 19.08.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189308192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18930819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18930819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1893
- Monat1893-08
- Tag1893-08-19
- Monat1893-08
- Jahr1893
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 19.08.1893
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«38 leithe mit seiner vorzüglichen Fernsicht, sind durch Wegweiser und farbige Strichs bezeichnet. Die festen Granitwege entwickeln wenig Staub und werden im Regenwetter nicht schlammig. In den anmuthigen, mit Fichten und Buchen bewachsenen GebirgSthälern nach dem Kamme des Erzgebirge« hin laden einfache und saubere Wirthschaflen zur Einkehr ein. Oschatz. Ein kleines Sümmchen hatte sich ein Oschatzer Einwohner mit vieler Mühe zusammen gespart und verwahrte es in Form von Papiergeld im Ösen. Seine Frau sollte nichts davon wissen und die Verheimlichung gelang so gut, daß die Frau noch ganz ahnungslos war, als sie jüngst Abends Feuer anbrannte, um für einen spät eingetroffenen Besuch Kaffee zu kochen. Das Geld ging in Rauch auf. Wurzen. Der hiesige Gastwirth Hehme, welcher seinen Saal zu sozialdemokratischen Versamnilungen hergegeben, ist aus dem Kriegerverein, dessen Mit begründer er war, ausgeschlossen worden. Leipzig. Nachdem die städtischen Kollegien den Ankauf der Pleißenburg durch die Stadt genehmigt haben und auch der Reichstag der Vermehrung des Reichsheeres zugestimmt hat, sind die Vorarbeiten für die hier zu errichtenden Militärbauten sofort begonnen worden. Zwar können sie vor zwei Jahren nicht fertig werden, aber wenigstens ist nun dafür gesorgt, daß sie alle nahe bei einander liegen, wie das in Dresden schon seit langer Zeit der Fall ist. Für die Verpflegung der Truppen ist das von besonverem Werthe. Auch die Arbeiten zur Bebauung des Pleißen- burggrundstückes, die schon von der entscheidenden Stadtverordnetenverhandlung manche gute Unterlage durch die von privater Seite entworfenen Bebauungs pläne erhalten haben, sollen in nicht zu ferner Zeit vorgenommen werden, damit womöglich schon vor der Abtragung der alten Burg ein bestimmter Plan als maßgebend anerkannt ist. Greiz. Unser diesjähriges Schützenfest, welches, vom herrlichsten Wetter begünstigt, sich eines sehr starken Besuches, namentlich Auswärtiger, zu erfreuen hatte, hat leider zwei Unglücksfälle zu verzeichnen, wovon einer tödtlich verlief. Nachdem bereits am 6. d. M. ohne weiteren Unfall ein Böller beim Schießen geborsten war, ereignete sich am 13. August Abends derselbe Fall nochmals mit einem hierauf von der Schützengesellschoft zu Pohlitz entnommenen und vor her von Sachverständigen geprüften Böllers. Der Fall hat sich folgendermaßen zugetragen: Als während des Zapfenstreiches der Schützen die üblichen drei Böller abgeschossen werden sollten, zersprang beim ersten Schuß der eine, wobei durch Sprengstücke das mit der Be dienung und Abfeuerung dieser Büller beauftragte Schützenmitglied, der ehemalige Bäckermeister Heinrich Hofmann von hier, tödtlich verletzt wurde. Dem Un glücklichen wurde die untere Gesichtshälfte vollständig abgerissen, so daß er kaum noch kenntlich war; außer dem waren ihm beide Beine ebenfalls ganz zerschmettert, so daß der Tod sofort eintrat. Hofmann war Wittwer und hinterläßt drei erwachsene Kinder. Die Spreng stücke flogen weit umher und verletzten auch einen Herrn aus Plauen, der sich in einem Schankzelt auf hielt, am rechten Oberarm. Die Verletzung soll glück licher Weise eine leichte sein, weil das Sprengstück erst ein Bret durchschlug. Eine schlimmere Verletzung erlitt ein hier anwesender Handelsmann, den ein solches Stück am Hals, in der Nähe des Kehlkopfes traf, so daß er in seine Wohnung gefahren und in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Die Ursache des Unglücks ist kaum sicher zu ermitteln, es wird wohl die bei Unglücken mit Böllern ost vorhandene gewesen sein, daß, zur Verstärkung des Knalles, der Pulverladung zu starke Pfropfen unter Mitverwendung von Rasenstücken aufgekeilt worden sind. (Fortsetzung des Sächsischen in der Beilage.) Hagesgeschichte. Berlin. Dem Vernehmen nach konnte dem deut schen Kaiser, als er dieser Tage die Arbeiten am Nordostsee-Kanal besichtigte, von der Bauleitung die bestimmte Versicherung ertheilt werben, daß der Kanal an dem von Anfang an in Aussicht genomme nen Zeitpunkt, nämlich im Jahre 1895, dem öffent lichen Verkehr übergeben werden wird. Der Kaiser nahm wiederholt Gelegenheit, seine hohe Befriedigung über den günstigen Stand der dortigen Arbeiten aus zusprechen. — Von verschiedenen Seiten kommt die Nachricht, daß Mitte September in Berlin eine zweite Zusammen kunft der deutschen Finanz Minister stattsinden soll. — Auf einem Berliner Holzplatze brach am 17. August eine Feuersbrunst aus, wobei durch eine ein- stürzende Mauer 3 Feuerwehrleute und ein Civil'st schwer verletzt wurden. — Die jetzt im Wortlaut bekannt gewordene Denkschrift des russischen Finanzministers Witte über den deutsch-russischen Zollkrieg erweist sich als von dem Bestreben diktirt, Deutschland allein für den Ausbruch des Zollkrieges verantwortlich zu machen. Von diesem Standpunkte aus ist die gesammte, überaus tendenziös gefärbte Darstellung Witte's gehalten, und daß sie ihren Zweck, der öffentlichen Meinung Rußlands Sand in die Augen zu streuen, erfüllt, beweisen die zustim menden Aeußerungen der tonangebenden russischen Blätter. Gestützt auf diese Zustimmungen, könnte demnach das Petersburger Kabinet auf seiner zoll politischen Position gegenüber der deutschen Negierung noch weiter verharren, wenn nicht die beginnende Noth- lage der russischen Landwirthschaft es wäre, welch' letztere den einstweiligen Verlust ihres deutschen Absatz gebietes infolge des Zollkrieges mit jedem Tage empfindlicher spürt. Vielleicht wird man sich an maß gebender Petersburger Stelle nicht mehr lange den Klagen der einheimischen Landwirthe verschließen können. — Von den drei in Berlin an der Cholera er krankten Personen sind bereits zwei gestorben. Die Untersuchung hat ergeben, daß die Erkrankung durch den Genuß von Eßwaaren, welche sich einer der Er krankten aus Russisch-Polen hat kommen lassen, her- beigesührt wurde. Eine Quarantänestation wurde er richtet. Der Obstverkauf ist in Folge der Berliner Cholerafälle bedeutend zurückgegangen. Man erwartet in allernächster Zeit eine Verfügung des Polizei präsidiums, womit der Obstverkauf auf den Straßen verbo en wird. Schweiz. Der internationale Sozialistenkongreß in Zürich mit seinen Lärmscenen hat in der öffentlichen Meinung Europas weit mehr Beachtung gesunden, als dies von den gleichzeitig in Zürich abgehaltenen inter nationalen Gewerkschaftskongressen gelten kann. Den noch dürsten die Beschlüsse der letzteren sich bald fühl bar machen, im Gegensatz zu den langathmigen, in der Praxis aber fast werthlosen Resolutionen des Sozialisten kongresses. Namentlich wird der Beschluß der gewerk schaftlichen Kongresse, internationale Arbeitersekretariate zu schaffen, in seinen Wirkungen nicht zu unterschätzen sein. Denn bei der vielseitigen Aufgabe, welche den internationalen Arbeitersekretariaten zufallen soll, er scheinen dieselben wohl geeignet, zu Mittel- und Ver einigungspunkten für die Arbeiterschaft zu werden und dergestalt das Solidaritätsgefühl der Arbeiter der ver schiedenen Länder zu heben. Bereits haben eine ganze Reihe von Arbeiterkategorien, wie die Schuhmacher, die Metallarbeiter, die Holzarbeiter, die Textilarbeiter u. s. w., durch ihre nach Zürich entsandten Delegirten beschlossen, solche Institutionen internationalen Charak ters zu errichten. Frankreich. In Frankreich stehen am nächsten Sonntag die Neuwahlen zur Deputirtenkamwer be vor, nachdem die AmtirungSperiode des im Herbst 1888 gewählten Parlaments im Juli abgelaufen ist. Von einer besonders heftigen Wahlbewegung in der franzö sischen Nation ist indessen bis jetzt noch nicht viel zu spüren, sieht man vielleicht von der Hauptstadt Paris ab, wo das Moore'sche Revolverattentat gegen den radikalen Deputirten Lockroy und die Mißhandlung des bonapartistischen Deputirten Mitchell, sowie auch noch andere Vorfälle, von einer gewissen Erregung zeugen. Es herrscht meist eine unverkennbare Wahl müdigkeit, die vielleicht damit zusammenhängt, daß es an großen Schlagworten für die Wahlbewegung und weiter auch für manche Parteien an dem nöthigen Gelds fehlt; an Kandidaten für die 581 Deputirten- kammersitze ist freilich kein Mangel, es sollen deren weit über 2000 vorhanden sein. Bezüglich des Wahl aussalles geht die Meinung dahin, daß die monar chistischen Parteien eine erhebliche Schwächung erleiden werden, nur bleibt noch abzuwarten, welche von den republikanischen Gruppen hieraus den meisten Vortheil ziehen wird. Rußland. In russischen landwirthschastlichen Kreisen hegt man, wie der „Nat.-Ztg." geschrieben wird, für den Fall, daß der deutsch-russische Zoll krieg andauern sollte, die ernstesten Befürchtungen. Die Produktionskosten für ein Pud Roggen betragen beispielsweise in Russisch-Polen durchschnittlich 72 Kopeken, während der Noggenpreis sich gegenwärtig auf 75 Kopeken per Pud beläuft. Bei dieser geringen Differenz liegt die Besorgniß nahe, daß der Preis bald unter die Produktionskosten herabsinken wird, was bei einer durchschnittlichen Jahresproduktion von 34,7 Millionen Pud in Polen allein den Volkswohl stand schwer treffen würde. Die Stimmung der Guts besitzer in Süd-Rußland ist entschieden gegen die er folgte Erhöhung der russischen Zölle, soweit sie Deutsch land betreffen, da deren nachtheilige Wirkung durch den Zollausschlag, den Deutschland begreiflicherweise auf russisches Getreide gelegt hat, sich schon jetzt sehr fühlbar macht. Dem Finanzminister wird kein Loblied gesungen. Durch die Mißernte im vorigen Jahre ist die Mehrzahl der Gutsbesitzer in ihren Geldmitteln sehr beschränkt, die Preise sämmtlicher Getreidearten sind augenblicklich stark gefallen, Vorschüsse sind schwer zu erhalten und zu Abschlüssen von Getreidelieferun gen mit Anzahlungen, wie sonst üblich, sind die Ge treidehändler nicht geneigt. Italien. Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, ist am 16. August Abends auf dem Hauptbahnhofe in Genua eingetroffen und von König Humbert, dem Kronprinzen und den Behörden empfangen worden. England. Der Stand der Bergarbeiter-Be wegung in England gewährt augenblicklich ein schwan kendes Bild. Während auf manchen Punkten des Ausstandsgebietes, so in den Grafschaften Lancashire und Dorkshire, die besten Aussichten auf eine Ver ständigung zwischen den Grubenbesitzern und ihren streikenden Arbeitern bestehen, verschlimmert sich die Lage in Wales. Die Bergleute im ganzen südlichen Theile von Wales haben sich der Streikbewegung an geschlossen, welcher Vorgang sich namentlich in den englischen Nhedereikreisen bald fühlbar machen wird, da Südwales fast sämmtliche Echiffskohlen für das Land liefert. — Die angebliche nochmalige Erstürmung der ehemaligen Sultansstadt Witu in Ostafrika durch die Engländer bewahrheitet sich nicht. Die Expedition der englischen Landungskolonne galt vielmehr der Ver jagung einer Räuberbande, die sich in einer Beste bei Witu eingenistet hatte; das Vorgehen der Engländer war vom besten Erfolge gekrönt. — Die seit Jahren zwischen England, Rußland und Nordamerika spielende Streitfrage wegen der Nobbenfischerei im Behringsmeere ist durch den soeben gefällten Urtheilsspruch des Pariser Schieds gerichts beseitigt worden; der Spruch kommt den An sprüchen beider streitenden Theile in ausgleichender Weise entgegen, allerdings denen Englands am meisten. Nordamerika. Die Niederlage der Silber freunde in der gegenwärtigen außerordentlichen Ses sion des amerikanischen Congreffcs kann als feststehend gelten. Im Senate ist den Londoner „Daily News" zufolge, eine kleine Mehrheit für die Abschaffung der seinerzeit im Interesse der amerikanischen Silberkönige erlassenen Shermann-Bill vorhanden. Südamerika. Der Bürgerkrieg in Argentinien steht anscheinend vor seiner Entscheidung. In La Plata, der Hauptstadt der aufständischen Provinz Buenos Ayres, finden Straßenkämpfe zwischen den Negierungstruppen und den Insurgenten statt; auch in der Bundeshauptstadt Buenos Ayres selbst ist die Lage sehr gespannt geworden. Britisch-Ostindien. Die auf indischem Boden ausgebrochenen Unruhen enthüllen einen Zustand leidenschaftlicher Spannung zwischen den beiden Haupt elementen der Bevölkerung Indiens, Mohammedanern und Hindus, welcher eines ernsteren Hintergrundes nicht ermangelt. Wie jetzt Bombay der Schauplatz schlimmer Ausschreitungen gewesen ist, so kam es schon vor etwas länger als Monatsfrist in Rangun und in Azimgurgh, letzeres ebenfalls eine in der Provinz Bombay gelegene Stadt, zu gewalsamen Zusammen stößen zwischen Angehörigen dec beiden erwähnten Religionen, wobei das Blut in Strömen floß. Die Muselmänner hatten vor einem Hindutempel eine Kuh geschlachtet, ein Thier also, welches den Brahmanen für heilig gilt. Das wurde von den Hindus als eine offene, absichtliche Herausforderung betrachtet, und die Folge davon waren Auftritte, wobei die wildesten Instinkte der Menschennatur freies Spiel hatten. Die in den letzten Tagen in Bombay vorgekommenen Ruhe störungen gingen von den Mohammedanern aus, welche dadurch, daß die Hindus bei der Feier eines ihrer zahlreichen religiösen Feste das Tamtam etwas zu aus giebig vor einer Moschee bearbeitet hatten, den Zorn der Allahgläubigen erregten. Alle diese Geschehnisse, deren weitere Konsequenzen hintanzuhalten Polizei und Militär ihre gesammte Energie einsetzen mußten, deuten auf einen gewissermaßen krankhaften Ueber- reizungszustand der Massen beider herrschenden indischen Religionsbekenntnisse hin, auf den England ein scharfes Augenmerk lenken muß, soll es nicht eines schönen Tages selber in die Zwickmühle gerathen. Denn es ist eine alte Erfahrung, daß vec zwischen 2 Streitenden zur Rolle des Friedensstifters Berufene riskirt, beide Parteien gemeinsame Sache gegen den dazwischen tretenden Dritten machen zu sehen. Und daß der Ausbruch ernsterer Schwierigkeiten in Indien, dessen Staatspolitik und Erwerbsleben durch den Kurssturz der Rupie ohnehin an den Ranv einer schweren inneren Katastrophe geführt worden sind, von den guten Freunden, welche England an der Seine und Neoa besitzt, mit herzlichem Wohlgefallen betrachtet werden dürste, kann kaum einem Zweifel unterliegen, so wenig sich anderer seits auch nachweisen läßt, daß bei Schürung des Neligions Hasses in Indien russische oder französische Ränke im Spiele seien. Einstweilen haben ja die ein geborenen Truppen den Engländern bei Unterdrückung der Unruhen willige Heeresfolge geleistet, aber die Erinnerung an den Sepoyausstand der fünfziger Jahre
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