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Weißeritz-Zeitung : 13.07.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-07-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-189507131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-18950713
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-18950713
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWeißeritz-Zeitung
- Jahr1895
- Monat1895-07
- Tag1895-07-13
- Monat1895-07
- Jahr1895
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 13.07.1895
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Vor fünfundzwanzig Jahren. 13. Juli. Nachdem die Nachricht von der Entsagung des Erbprinzen von Hohenzollern aus die spanische Thronkandi datur der französischen Regierung Seitens der spani schen Machthaber amtlich mitgetheilt worden war, stellt der französische Botschafter Graf Benedettt an den in Bad Ems weilenden König von Preußen Namens seines Souveräns die Forderung, ihn zu autorisiren, nach Paris telegraphiren zu dürfen, daß der König sich verpflichtete, niemals seine Zustimmung zu geben, wenn Hohenzollern auf die spanische Kron kandidatur wieder zurückkommen sollte. König Wilhelm hat es darauf abgelehnt, den französischen Botschaster nochmals zu empfangen und demselben durch den Adjutanten vom Dienst sagen lassen, daß Se. Majestät dem Botschaster nichts weiter mitzutheilen habe. Diese auf dem elektrischen Draht die Welt durcheilende Nach richt ruft in ganz Deutschland einen Jubelsturm her vor, aber zugleich auch die Ueberzeugung: Das ist Krieg! 14. Juli. Die französische Armee wird mobil gemacht und die Truppen in Bewegung gesetzt nach der Landes grenze zu, um zwischen Diedenhosen und Belfort auf- zumarschiren. Es sammeln: das I. Korps unter Mar schall Mac Mahon in und bei Straßburg, das II. Korps unter Frossard in und um St. Avold, das III. Korps unter Marschall Bazaine in und bei Metz, das IV. Korps unter L'Admirault bei Diedenhosen, das V. Korps unter de Failly bei Bitsch, das VI. Korps unter Canrobert im Lager von Chalons, das VII. Korps unter Douay bei Belfort und die Garde unter Bourbaki bei Nancy. Das I., III. und VI. Korps war 4 Divisionen stark, das II., IV., V. und VII. zählte je 3, die Garde 2 Divisionen. Jedes Bataillon hatte 6 Kompagnien. Zu jedem Korps gehörte eine Kavallerie-Division zu je 2 bis 3 Brigaden (16 bis 18 Eskadrons), außerdem standen 3 Reiter-Reserve- Divisionen zu je 16 Eskadrons bereit. Jede In fanterie- und jede Reiter-Division hatte 12 Geschütze, di: Infanterie-Division überdies noch 6 Mitrailleusen oder Kugelspritzen, von denen man Wunderthaten in Vernichtung des Feindes erhoffte. Das französische Infanterie-Gewehr (Chassepot) war dem der Deutschen .(Zündnadel) überlegen. Den Oberbefehl übernahm Kaiser Napoleon III.; sein Generalstabschef war der Marschall Leboeuf. — Der General Frhr. v. Moltke, Ches des Großen Preußischen Generalstabs, trifft Abends in Berlin ein. 15. Juli. König Wilhelm von Preußen reist nach Berlin zu rück. Die Fahrt dorthin von Ems glich einem Triumphzug. Der König erläßt als Bundesfeldherr des Norddeutschen Bundes den Befehl zur Mobilmachung der Truppen. Die durch Schutz- und Trutzbündniß mit Preußen verbundenen süddeutschen Fürsten thun während der folgenden Tage das Gleiche. Es rücken in Deutschland die Truppen zunächst in ihren Stand quartieren zusammen, um dann am Rheine versammelt zu werden. König Wilhelm übernimmt den Ober befehl, sein Generalstabschef ist der Freiherr v. Moltke. Die deutschen Truppen bilden 3 Armeen: die I. (71600 Mann und 270 Geschütze: 1., 7. und 8. Armeekorps, sowie 1. und 3. Kavallerie-Division) befehligt General v. Steinmetz, sein Generalstabschef ist General von Sperling; die II. (200200 Mann und 630 Geschütze: Gardekorps, 2., 3., 4., 9., 10. und 12. — königl. sächsisches — Armeekorps, sowie 5. und 6. Kavallerie- Division) befehligt Prinz Friedrich Karl von Preußen, isein GeneralstabSsches ist General v. Stiehle; die III. (140100 Mann mit 522 Geschützen: 5., 6., I I., 1. und 2. — bayrisches — Armeekorps, wücttembergtsche Feld-Division sowie 2. und 4. Kavallerie-Division) be fehligte Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen, sein Generalstabschef ist General v. Blumenthal. Das deutsche Feldgeschütz war dem der Franzosen überlegen. Eine Verordnung des Grafen Bismarck berust den Reichstag des Norddeutschen Bundes für 19. Juli nach Berlin. Sächsische». — Kommenden Sonntag, den 14. Juli, findet -das Gauturnfest des Mittelelbegau statt, welches diesmal in Kötzschenbroda abgehalten wird. Die An meldungen sind außerordentlich zahlreich eingelaufen. ES sind 2100 Turner bis jetzt gemeldet, wovon 1600 an den allgemeinen Freiübungen und 116 Riegen an dem Vereinsweltturnen theilnehmen werden. Demnach wird dieses Gauturnen das größte, das der Mittel elbegau bis jetzt veranstaltet hat. Der Festort trifft die umfassendsten Vorbereitungen, um die Turngäste freundlich zu empfangen. Den Schützenplatz, auf welchem das Fest abgehalten wird, umfassen Fahnen masten und Guirlanden, eine große Zuschauertribüne ist errichtet und das Schützenhaus ist durch herrliche Dekorationen in seiner umfangreichen Festhalle auf das Prächtigste verschönt. Das Fest beginnt am Sonn abend Abend mit einer geselligen Vereinigung und Concert im Schützenhaus; am Sonntag folgt das Vereinswettturnen, ein Festzug durch die bekränzten Straßen KötzschenbrodaS, die Freiübungen, Keulen schwingen, Sonderausführungen, Kürturnen und Spiele, Sodann am Abend Verkündigung der Siegervereine und anschließend Festkommers. Am Montag findet Frühschoppen, ein Ausflug in die landschaitlich reizende Umgegend und Abends Festball statt. Ueber das Fest selbst, über den Festort rc. unterrichtet eine mit 15 Illustrationen erschienene Festzeitung. Dieselbe ist für 10 Pfg. im Festorte allenthalben zu haben. Der Fest ausschuß hat nichts Unterlasten, was den Turnern aus dem Mittelelbegau das Fest so angenehm als möglich machen könnte. — Es wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Postverwaltungen von Nordamerika, Argentinien, Brasilien, der britisch-australischen Kolonie (ausge nommen Queensland), von Kanada, der Kapkolonie, von Ecuador, Guatemala, Mexiko, Natal, Paraguay, Peru und der südafrikanischen Republik z. Z. eine Ersatzpflicht für Einschreibsendungen noch nicht über nehmen. — Die nach Claußnitz (Bez. Leipzig) — bei Burg städt — Amtshauptmannschaft Rochlitz, gerichteten Postsendungen werden häufig nach der im Ober postdirektionsbezirk Dresden, Amtshauptmannschaft Freiberg, gelegenen Postagentur Clausnitz (Erzgeb.) fehlgeleitet, was zum großen Theil darauf zurückzu- sühren ist, daß diese Sendungen unzureichend mit Claußnitz (Sachsen) bezeichnet werden. Zur Vermei dung von Verzögerungen ist es daher unerläßlich, den Bestimmungsort stets in der oben bezeichneten Weise anzugeben. — Der obersten Postbehörde sind in den letzten Jahren durch die Bezirksbehörden vielfach Klagen darüber zugegangen, daß es den Unterbeamten auf dem Lande nicht immer möglich sei, an ihrem Be schäftigungsorte eine Wohnung zu erlangen. Der Staatssekretär des Reichspostamtes hat die Klagen nach eingehender Untersuchung als begründet anerkannt und angcordnet, daß überall, wo sich ein Mangel an Wohnungen sür Unterbeamte auf dem Lande fühlbar macht, mit dem Bau reichseigener Wohnhäuser vor gegangen werden soll. Es ist möglichst darauf Bedacht zu nehmen, daß zu den ausreichend großen Wohnungen je ein Stück Garten zugegeben werden kann. Unter keinen Umständen darf die Miethe den Betrag des Wohnungsgeldzuschusses für den betreffenden Ort über steigen. — Vielfachen Zweifeln zu begegnen, hat das NeichSpostamt verordnet, daß den Avantageuren, sowie den Kriegsschülern dieselben Portovergünsti gungen zustehen wie den Militärpersonen bis zum Feldwebel oder Wachtmeister einschließlich auswärts. — Seit einiger Zeit findet man an und um die Stämme der Obstbäume kleine weiße schwarz getipfelte Falterchen sitzen. Es dürfte wohl wenig bekannt sein, daß diese Schmetterlinge ihre Eier vorzugsweise an Pflaumen- und Apfelbäume, Weißdorn rc. legen und daß die im Frühjahr sich entwickelnden Räupchen die Erzeuger der lästigen Gespinnste, der sogenannten Raupennester sind. Nimmt nun jeder Gartenfreund Anlaß, jetzt tagtäglich die Stämme seiner Objibäume zu untersuchen und zerdrückt die daran schlafenden Falter, dann hat er die Gewißheit, mit jedem getödteten Weibchen ein Raupennest vertilgt zu haben. Diese Methode ist jedenfalls wirksamer als das bisher an gewandte Ausräuchern der Nester, denn bei diesem Verfahren schnellen die Räupchen auseinander oder lassen sich behende an Fäden auf andere Zweige herab und beginnen ihr zerstörendes Werk aufs Neue. Vertheilung der Gewitter auf der Erde. Diejenige Gegend, wo am häufigsten Gewitter vor kommen, scheint Java zu sein, denn dort zählt man im Jahre 97 Gewittertage. Danach kommt Sumatra mit 86 Tagen, dann Hindostan mit 56 Tagen, Borneo mit 54, die Goldküste in Afrika mit 52 und Rio de Janeiro mit 51 Tagen. In Europa nimmt Italien mit 38 Gewittertagen die erste Stelle ein, es folgt Oesterreich mit 23, das Großherzogthum Baden, das Königreich Württemberg und Ungarn mit je 21, Holland, das Königreich Sachsen, die Provinz Bran denburg mit je 18, Frankreich und Südrußland mit je 16, Großbritannien und die Schweiz mit je 7, Norwegen mit 4 Gewittertagen. I» der Türkei und in den Polargegenden sind Gewiltererscheinungen äußerst selten, die nördliche Grenze der Zone, in der man noch Gewitter wahrnimmt, geht durch Island, Nowaja-Selmja und die Küste von Sibirien; im höheren Norden sind die Nordlichter die einzigen elektrischen Naturerscheinungen. Weißenborn. Von einem bedauerlichen Unfall wurde die Familie Kaden Hierselbst am Montag Abend betroffen. Das etwa I'/»jährige Kind derselben lief gerade in dem unbewachten Augenblick, als der von Auswärts kommende aus Lichtenberg stammende Geschirrführer 3t. mit seinem leeren Langholzwagen die Kurve am Gasthof passirte, direkt in die Pferde hinein und wurde, trotzdem die Thiere sofort zum Stehen gebracht wurden, derartig an den Kopf ge troffen, daß eS eine schwere Gehirnerschütterung er litt, an deren Folgen es wenige Stunden daraus ver storben ist. Dem Geschirrsührer dürfte, wie Augen zeugen bemerkten, keine Schuld treffen. Sayda. Am 15. Juli 1889 verschwand der von hier gebürtige, bei dem Gutsbesitzer Fischer in Grün hainichen im Dienste stehende Heinrich Gustav Berndt plötzlich, ohne daß irgend eine Spur von ihm entdeckt worden wäre. Der damals im 25. Lebensjahre stehende junge Mann war ein äußerst sparsamer Mensch. Ec hatte sich schon eine hübsche Summe gespart, die er jeweilen an freien Sonntagen nach Hause brachte und in die Sparkaffe zu Sayda legen ließ. Für den Sonntag nach seinem Verschwinden hatte er wieder seinen Besuch zu Hause angekünoigt, da er wieder lOO THlr. gespart habe. Ueber die letzten Stunden des Verschollenen wissen die Angehörigen desselben Folgendes: Berndt hatte am 15. Juli eine Lastsuhre geführt, war früh ganz zeitig fortgefahren, am Spälvormittag wieder gekommen, halte ein wenig gegessen und zum Kleinknecht gesagt: „Ich habe Nachmittags eine Spazierfuhre, damit ich da nicht auf dem Bocke einschlafe, will ich mich jetzt eine Stunde niederlegen, wecke mich Nach mittags um 1 Uhr." Von diesem Schlafengehen an ist Berndt nicht mehr wiedergesehen worden. Als es Zeit zum Anspannen gewesen, und der Herr nach Berndt gefragt, war und blieb er verschwunden. Der Klein knecht theilte die Aeußerungen Berndt's von dem Schlafengehen mit, erzählte aber später: „Der werde wohl sortgelausen sein, weil ihn etwas vom jungen Herrn verdrossen habe." Daran, daß Berndt in die weite Welt gegangen sei oder einen Selbstmord ver übt habe, ist nicht zu denken; man kann nur annehmen, daß an ihm ein Verbrechen verübt worden sei. Es ist zwar damals eine Untersuchung eingeleitet worden, aber mangels jeden Verdachts gegen eine Person er- gebnißlos verlaufen. Jetzt auf einmal soffen die Angehörigen des Verschollenen Hoffnung, daß Licht in die Sache kommen könnte. Der Kleinknecht, der damals mit dem Großknecht Berndt zusammen bei Fischer diente, hieß Felber und war aus Görsdorf, und die Angehörigen des Verschollenen wollen be stimmt wissen, daß jener Felber und der gegenwärtig wegen des Verdachts des Mordes in Olbernhau ver haftete Felber eine und dieselbe Person ist. Sie haben diese ihre Wahrnehmung sofort der Behörde mitgetheilt und um Wiederaufnahme der Untersuchung über das Verschwinden ihres Angehörigen gebeten. Sie haben auch mitgetheilt, wie sie sich erinnern, daß der Verschollene geklagt, es gefalle ihm im Dienste nicht mehr so recht, da der Kleinknecht sehr neidisch sei, weil er (Berndt) als Großknecht die Spazierfuhren mit den hübschen Trinkgeldern habe, während der Kleinknecht mehr die Lastfuhren zu besorgen hatte, auch versuchte, ihn beim Herrn zu verklatschen. Wie gesagt, fassen die Angehörigen Berndt's Hoffnung, daß nun vielleicht Licht in die Sache kommen könne. Sie
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