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Dresdner Journal : 28.03.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186603282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660328
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660328
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-03
- Tag1866-03-28
- Monat1866-03
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 28.03.1866
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M 71, Mittwoch, dell 28. März. 2lb,n»r«r«t«prrlsi: Htd rU«!».: « 1'Llr. — 8er iu I lm : l .. IS i tritt S1uu»rUck io vr—ä«»: td 8xr. I Lu»«Ill. 8nww«r»- l 8er. I.n.ckl»« d.nin. -nscralenpreise: rllr a-o »»UNI -in«r xe»p»IteneQ 1 8er ^lutor „8ii>ic»»»nät" 4>« 2«Uo: 3 8er. Lrschrine«: lü^livl», ">it cker 8onn- nnä ksiort»^, ^t»«uä» kllr äsn ko>e«Qä«il "r^e DrrMerHmrml. Verantwortlicher Redackenr: I. G. Hartmann. 1866. -nstrattaanmchllu «„wärt,: l^lpitg! 8». k«-cno»r»rr»it, 6«wwi»»ionilr äs» Vrsiäovr äourosl»; »dsoä»».: U L»ol.»»> L Liundar^-Sttoo»: 8^»»»»r»i» L Voai.»»; IsrUo: Onooioiied« Lued- d»n<U, , liurssu; Irswso: 8. 8onl.orv»; Lrs»t»u^ r,ov« 8r^«as» 8r»iftl1Utt ». N : äL«o»«'»cti» vnckd. i Löta: Xool.» üto»»»»; k»rt»: v. (SS, ru«ä«»boQ»suk»»»); kr»^i 8». 8n»l.io»'» Lucdk.; Visa: 6owptvir ä. K.VsisLsr Lettnox, 8t«s»n»pl. SS7. Herausgeber: Xdnlgl Lapsäitioo äs» Drvsäner äoarast», Oraiäsa, Itarisititr»»»« 8«. 7. Ämtlichcr Theil. Dresden, 26. Märj. Allerhöchstem Befehl zu Folge ist wegen erfolgten Ableben- Ihrer Majestät der Kö nigin Marie Amalie, Wittwe weiland Seiner Ma jestät Ludwig Philipp, Königs der Franzosen, eine Trauer auf drei Wochen, von heute an bis mit dem 1b. April, am Königlichen Hofe angelegt worden. Dresden, 19. März. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Bürgermeister vr. Carl Wil helm Otto Koch zu Leipzig das Ritterkreuz vom Ver dienstorden zu verleihen. Dresden, 24. März. Sr. Königliche Majestät haben dem Gutsauszügler und Kirchenvorsteher Karl Gottfried Hertel in Dittersdorf die zum Verdienstorden gehörige silberne Medaille zu verleihen allergnädigst geruht. Dresden, 2S. März. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Eommandanten deS Eadetten- corpS, Oberstleutnant von Montbö, das Annehmcn und Tragen de- von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Meinungen ihm verliehenen ComthurkreuzcS ll. Elaste deS Sachsen-Ernestinischen HauSordens zu gestatten. Dresden, 26. März. Se Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, den Roßarzt de- 2. Reiter-Regi ment-, charakterisieren Oberroßarzt Jacob, zum Ober roßarzt der Armee zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Ucbersicht. Telegraphische Nachrichten. geitnngSschau. (National-Zeitung. — Schlesische Ztg. — Const. Oesterr. Ztg. — Spener'sche Zeitung. — Presse. — France.) TageSgeschichte. Dresden: Hofconcertansage. — Wien: Abgeordnetenversammlung —T eplih: Ehren- bürgerrechtsverleihungen. — Pesth: Bartal nach Wien. — Agram: Konferenzen. — Berlin: Zur Situation. Preßproceß. Vorträge beim König. Eisen- bahnverträge mit Hannover.- M ünchen: Die Kriegs gerüchte. — Aus Baden: Aus der Ersten Kammer. — Aus dem Anhaltischen: Der Landtag über die Postverträge mit Preußen. — Paris: Herr Eloin. — Florenz: Die Deputir- tenkammer über die Wahl Mazzini'». Brrathungen zur Verbesserung des Credit». — London: Parla ment-Verhandlungen. Stephen». Nachrichten vom Eap. St. Petersburg: Die astatische Politik Rußlands. — Bukarest: Kammersesfion verlängert. Parlamen tarische Commission. Dir Hungersnoth in der Mol dau. — Rio-de-Janeiro: Vom Kriegsschauplätze. Günstige Baumwollenernte. Schleswig-Holstein. (Dir königl. Geburtstagsfeier beim General v. Manteuffel. Da» Deputirtencollcgium in Seegeberg.) Provinzialnachrichten. (Leipzig.) Vermischte». Statistik und Bolkswirthschast. Feuilleton. Inserate. TagrSkalender. vörsennach- richten. TtltiU'nplMjt Nachrichten. New Port, 17. Mär;. (Per „Asia".) Wegen einer befürchteten Invasion der Fenier wurden unio- nistische Truppen nach Buffalo gesandt. Es heißt, Admiral Bruce habe da» westindische Geschwader nach Halifax beordert. Der Wrchsrlrour» aus London stand 140'4; Gold agio 30^; Bond» 103 A; Baumwolle 40'4, flau. Au» Beraeru; vom 3. Mär; wird gemeldet, daß der französische GtaatSrath Langlai» gestorben ist. (Derselbe war angeblich zum Finanzminister deS mrri- canischen Kaiserreichs auSersehen.) Feuilleton. Pariser Briefe. Pari», 22. Mär, I8NS. Das besprochenste Ereigniß des Augenblicks ist daS neue Stück von Emil Augier, „I» konisgiun", das im Theater des Odeons zur Ausführung gekommen ist. Das Publicum war natürlich auf dies neue, schon längst verkündete und erwartete Product de- geistreichen Ver fassers der „tllrovtö»», des „M, äs kiboxvr" u. s. w. sehr gespannt, und man lebte der Ueberzeugung, daß die französische Theatcrliteratur ein neue« Meisterwerk zu begrüßen haben werde. Inwieweit nun diese Erwar tung gerechtfertigt war, werde ich sogleich untersuchen; zunächst aber habe ich einer ziemlich energischen, wenn auch an sich ganz unschuldigen Demonstration zu ge denken, deren ebenso unfreiwillige als unvermuthete Veranlassung diese theatralische Vorstellung war. Man wußte, daß der Kaiser, der von Augier's Ta lent mit Recht eine hohe Meinung hat, der ersten Vor stellung des neuen Stücke- beiwohnen werde. Die hie sige studirende Jugend beschloß diesen günstigen Umstand zu benutzen, um bei Sr. Majestät eine Demonstration zu Gunsten des noch immer gefährdeten Lurembourg- gartenS zu wagen. Diese brennende Gartenfrage, die den Parisern so sehr am Herzen liegt, habe ich bereit- früher an dieser Stelle einmal besprochen; zum bessern Verständniß meine- heutigen Berichte» bleM mir nur noch hinzuzufügen, daß das Theater de» Odeon» mitten im Quartier-Latin und dem Garten de- Lurembourg gerade gegenüber gelegen ist. Lange schon vor der zum Beginn der Vorstellung angesetzten Stunde hatte sich der ziemlich geräumige Platz vor dem Theater dicht, dicht mit Menschen gefüllt; eine große Mengt von Studtntrn machte sich in der DrcSdtn, 27. März. In den preußischen Blättern macht sich nichts we niger als ein großer Enthusiasmus für den Krieg bemerkbar. Von der „Kölnischen Zeitung" haben wir in Nr. 69 an dieser Stelle geredet. Wie sie, wenn auch manche etwas zurückhaltender, andere dagegen wieder um so dringlicher, äußern sich alle jene „liberalen" Blätter, welche früher eine kriegerische Behauptung der annerionistischen Politik ziemlich leicht und gefahrlos zu nehmen pflegten. Auch die „National-Zeitung", welche sich in der bisherigen Krist- vorwiegend referirend verhalten hatte, findet jetzt, obschon die Entscheidung der deutschen Frage einmal zwischen Oesterreich und Preußen ausgekämpft werden müsse, doch die gegenwär tige Lage zu ungünstig, um preußischerseits einen Krieg zu beginnen. Sie sagt: „Nun ist es kaum denkbar, daß durch einen isolirten Kampf zwischen den beiden deutschen Großmächten unter dem Zuschauen Europas eine durchgreifende Umgestaltung Deutschland» herbei geführt werden könnte. Viel wahrscheinlicher ist die Befürchtung, daß ein solcher Kamps schließlich die Ent scheidung in die Hände des Kaisers von Frankreich geben wü^de, und die Möglichkeit, daß diese Entschei dung sich gegen un» wenden könnte, läßt die Gefahr des Verlustes unendlich viel größer erscheinen als den Gewinn de- SiegeS." Für das Beste hält sie daher, wenn Preußen keinen Krieg um die Annexion anfinge und sich wieder die Rückzugslinie auf die — von der „National-Ztg." lange Zeit für einen überwundenen Standpunkt ausgegebenen — Februarforderungen sicherte. — Die „Schlesische Zeitung" bringt einen langen Artikel, der „den Bewohnern unsrer Provinz zur Be ruhigung gereichen" soll, welcher ehrenwerthe Zweck durch die Erörterung zu erreichen versucht wird, daß nicht Schlesien, sondern das Königreich Sachsen das Kriegs- theater abgeben würde. Zur „Beruhigung" der Schle sier läßt das Blatt natürlich keine Neutralität Sachsen- gelten, nimmt vielmehr an, daß die preußische Armee gar nicht erst das Betreten de» sächsischen Boden- seilen eine- österreichischen Heere» abwarten, sondern sofort da- Krieg-theater bis an die böhmischen Berge in Be schlag nehmen würde. Wenn die Schlesier sich wirklich „beunruhigt" fühlen sollten durch die Nähe einer öster reichischen Armee, so zweifeln wir, daß sie au- diesen für Sachsen so wohlwollenden Bemerkungen volle Be ruhigung schöpfen werden. Das aber wissen wir, die selben werden in Sachsen keine Beunruhigung Her vorrufen. Die officiöse „Constitut. Oesterr. Ztg." sagt: „Wir halten die Schwenkung, mit welcher die preußische Presse neuestens die Rüstungen Preußens als eine voraussehende Nothwehr gegen eine durch die mili tärischen Vorkehrungen Oesterreichs documentirte aggres sive Tendenz darzusteüen — zu entschuldigen, „wenn das besser klingt" — bemüht ist, nicht für übertrieben geschickt. Aber wir wollen in dem Eifer, mit welchem man jenseits jeden Verdacht einer Provocation von sich abzuwälzcn beginnt, gern den Durchbruch der Erkennt- niß begrüßen, daß es gerathen sei, den Rechtsboden nicht unter den Füßen zu verlieren und sich auf Vor theile zu beschränken, welche, weil sie die Rechtssphäre des Deutschen Bundes nicht beeinträchtigen, Preußen anstreben kann und darf und welche eben deshalb Oester reich ihm nicht mißgönnen wird." Man giebt sich hin und wieder — fährt dasselbe Blatt fort — den Anschein, auf eine eventuelle bun desmäßige Action des Bundes in dem schwebenden Conflict vornehm geringschätzig herabsehen zu können. Wir glauben, daß nicht blos die österreichischen Poli tiker den Vortheil, auf dem Rechtsboden des Bundes zu stehen, sehr hoch anschlagen. „Es wäre, sagt in dieser Beziehung ein fast jederzeit besonnenes preußisches Blatt, die „Spener'sche Zeitung", es wäre eine sehr oberflächliche Anschauung, wollten wir sagen: sobald der Krieg zwischen Preußen und Oesterreich ausbricht, ist die ganze Bundesacte Maculatur, also brauchen wir uns um alle diese Bestimmungen wenig zu kümmern. Masse ganz besonders bemerkbar. Endlich kamen die kaiserlichen Equipagen unter der bei diesen Gelegenheiten üblichen militärischen Escorte, im raschen Trabe ange fahren. Beim Anblick dieser gewaltigen Menschenmenge befahl der Kaiser, Schritt zu fahren; lauter Jubel be grüßte die Majestäten, aber neben dem enthusiastischen Rufe: „Vivo l'kmporsur!" erschallte ebenso laut und ebenso enthusiastisch der Ruf: „Vivo Io lmxomkourx!" Langsam durchzog nun der kaiserliche Zug diese beweg ten Menschenwogen; die Kaiserin, die mit Diamanten in den Haaren, eingehüllt in einen Hochrothen Mantel, wahrhaft prächtig aussah, beugte sich mehrmals zum Wagenschlage herau» und grüßte sehr freundlich; die Rufe: „Vivo Io Luxembourg!" wurden immer lauter und verklangen nicht eher, al- bi- der letzte kaiserliche Wa gen unter dem Portale des Theaters verschwunden war. Während der ganzen Dauer des Schauspiel» stationirte die Menge ganz unverdrossen, heiter, lachend und sin gend auf dem Platze vor dem Theater, ohne daß der geringste Erceß vorgekommen und ohne daß die Ein mischung der Polizei irgendwie nöthig geworden wäre. AIS nach dem Schluffe de» Stückes die kaiserlichen Ma jestäten die Rückfahrt nach den Tuilerien wieder an traten, wurden sie abermals mit denselben Zurufen be grüßt, die sie bewillkommnet hatten; die Wagen fuhren wieder ganz langsam, verschwanden jedoch bald in eine Seitenstraße, und ruhig und friedlich, wie sie gekommen war, verlief sich die Menge wieder. Dies war die De monstration; e» bleibt nun zu erwarten, ob sie Früchte tragen wird. Das neue Stück selbst, um welche« herum so viel Lärm gemacht worden war, ist weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben, die man von dem aner kannten Talente seines Verfasser» hegen durfte. ES ist höchsten» ein äemi suces». Der Titel schon „I, cvnw gion" weist auf die Idee hin, die der Autor vertreten Im Gegentheil, e» ist vorauSzusehen, daß, wenn der Conflict zwischen den beiden deutschen Hauptmächten eine ernstere Gestalt gewinnen sollte, die oben angesührten Bestimmungen des deutschen Bundesrechtes eine große Rolle spielen werden. Vor Allem werden die Mittel und Kleinstaaten ihre Stellung nach diesen bunde-recht- lichen Bestimmungen zu nehmen suchen, und Oesterreich wird es vielleicht in seinem Interesse finden, diese Be stimmungen anzurufen und mittelst derselben die andern deutschen Staaten auf seine Seite zu ziehen. Die Bun desversammlung ist selbst, wenn sie nicht von einem der streitenden Theile angerufen wird, selbst wenn Thät- lichkeiten nur zu besorgen sind, besugt, vorläufige Maß regeln zu ergreifen, um der Selbsthilfe vorzubeugen (Art. 19 der Schlußacte); doch wollen wir annehmen, sie werde von dieser Befugniß bei einem Conflicte ihrer mächtigsten Glieder keinen Gebrauch machen. Aber die Bundesversammlung kann auch von einem der streiten den Theile augerufen werden. Ja, die BundeSacte Art. 11 schreibt eS beiden Theilen ausdrücklich vor. Sie sollen sich unter keinerlei Vorwand bekriegen, noch ihre Streitigkeit mit Gewalt verfolgen, sondern sie bei der Bundesversammlung anbringen. Derjenige Theil, der dies thut, wird auf seiner Seite den Vortheil des Bundesrechts und des Beistände- der Bundesstaaten gegen Denjenigen haben, welcher, ohne die Vermittelung de» Bundes nachgesucht zu haben, ohne Weiteres zur Gewalt schreitet. Es gewinnt ganz den Anschein, als wolle sich Oesterreich zunächst in eine wohlgerüstete Po situr setzen, um den Mittel- und Kleinstaaten Zuver sicht einzuflößen und die Streitigkeit dann vor den Bund zu bringen. E» wird ohne Zweifel da- Bundesrecht auf das Pünktlichste erfüllen, um mittelst desselben sich deS Beistandes der Staaten zu versichern, die bis her unter allen Umständen und bei allen drohenden Conflicten sich unter das schützende Dach des Bundes rechtes zurückgezogen haben. Es wäre daher von uns (von Preußen) ein großer Fehler, wollten wir über die bundesrechtlichen Bestimmungen uns leicht hinweg- setzcn, Das Bundesrecht eristirt noch in voller Kraft, so viel wir auch daran auszusetzen haben und so sehr es Preußen in seinen Bewegungen hindern mag; auch das Ausland hat keinen andern officiellen Maßstab zur Beurtheilung der Vorgänge in Deutschland, als die Bestimmungen des Bundesrechtes. England und Frank reich werden sehr eifrige Verehrer des deutschen Bun desrechtes sein. Alle deutschen Staaten werden sich um so fester daran klammern, je drohender der Conflict wird und je schwerer sie bei einem Kampfe der deut schen Großmächte gefährdet sind. Denn das Bundes recht hat länger als ein halbe- Jahrhundert den Frie den in Deutschland bewahrt und Collisionen überwin den Helsen, die von Zeit zu Zeit in europäischen Fra gen zwischen den deutschen Großmächten auftauchten. Das Bundesrecht in den Vereinigten Staaten, obgleich auch nur einige Jahrzehende älter, al- das deutsche Bundesrecht, hat einen vierjährigen Krieg bestanden; ja, das Bundesrecht auf seiner Seite zu haben, war vielleicht die stärkste moralische Stütze für den Norden der Union, stärker jedenfalls als die Idee der Scla- venbefreiung. Unser deutsche» Bundesrecht ist auch keine unbedeutende und verächtliche Sache, es ist die einzige reale Institution zur Verbindung Deutschland-, mag immerhin deren Repräsentation im Einzelnen fehlerhaft sein. Darum wollen wir ja daraus sehen, daß wir nicht das Bundesrecht unter den Füßen verlieren, daß wir es für un- und nicht etwa gegen un- haben. Denn es wird eine» der bewegenden Momente für Deutschland in dem Conflicte werden, wenn er weiter sortschreiten sollte'. Wer zuerst an die Gewalt appel- lirt, der wird der Gegner mehr al» genug haben." Ueberhaupt wird ^n der deutschen Presse das Bestre ben Oesterreichs, die Tagesfrage vor den Deutschen Bund zu bringen, vielfach erörtert. Die Freunde einer Annexions- und Compensationspolitik treten dagegen mit der äußersten Anstrengung auf. Daß die „Kölni sche Zeitung" darin den allcrunglücklickstcn Ausgang der Sache sieht, sollte freilich darauf schließen lassen, daß wollte: e» handelt sich um die Ansteckung böser Bei spiele. Ein Mann, dessen höchstes und einzige- Ziel ist, um jeden Preis Millionär zu werden, und der mit einer liebenswürdigen und verführerischen Persönlichkeit aus gestattet ist, bewirkt durch sein böses Beispiel, durch sei nen empörenden CyniSmus großes Unheil und führt eine Reihenfolge mehr oder minder unwahrscheinlicher, oft geradezu verletzender Scenen herbei. Der Beifall des Publicums war denn auch sehr gethrilt, und trotz der unermüdlichen Thätigkeit einer wohldisciplinirtcn Claque, ja sogar trotz der Anwesenheit des Kaisers, wurden schon während der ersten Vorstellung verschie dene Pfiffe laut. Die beiden eigentlichen Löwen des Tages aber sind: Liszt mit seiner Messe und Victor Hugo mit seinen „I'«iv»iIIvur» äs I» mer"; freilich in ganz entgegengesetz tem Sinne; während man Victor Hugo's Werk bis in die Wolken hebt, versagt man der Tondichtung des Herrn Abbö schlechterdings den Beifall; die bedeutendsten hie sigen musikalischen Kritiken kommen hierin mit rühren der Harmonie überein. Die sogenannte „Zukunftsmu sik" hat ein für allemal keine Aussicht, in Frankreich Anklang zu finden. Der Beifall aber, den man dem Komponisten Liszt so entschieden versagt, zollt man dem Clavierspieler Liszt um so freigebiger. Der große Künstler hat sich in einigen der ersten hiesigen Salon» hören lassen, unter Andcrm bei der Fürstin Metternich, bei der Gräfin Mercy d'Argenteau u. s. w. und man findet kaum Worte genug, um den Jubel und die Begeisterung zu schildern, die das noch immer un vergleichliche Spiel de- genialen Künstler» hervorge bracht hat. (Forts, folgt.) DreStze». Nachdem in der Hauptversammlung der „Isis" am 15. März eine Reihe neuer Mitglieder er für den ihr entgegengesetzten Theil der beste wäre. Dagegen wird dieser Weg nicht nur lebhaft von Blättern empfohlen, die stets dem Rechte der Herzogthümer treu gesinnt sich gezeigt haben, sondern auch von Wiener Blättern, die vor Allem einen ehrenhaften Ausgang der Krisis für Oesterreich ins Auge fassen. So sagt die „Presse": „Der in der letzten Zeit oft citirte Artikel 11 der Bundesacte lautet in seinem einschlägigen Theil: „Die Bundesglieder machen sich verbindlich, einander unter keinerlei Vorwand zu bekriegen, noch ihre Strei tigkeiten mit Gewalt zu verfolgen, sondern sie bei der Bundesversammlung anzubringen. Dieser liegt als dann ob, die Vermittelung durch einen Ausschuß zu versuchen; falls dieser Versuch fehlschlagen sollte und demnach eine richterliche Entscheidung nothwendig würde, solche durch eine wohlgeordnete Austrägalinstanz zu be wirken, deren Ausspruch die streitenden Theile sich sofort zu unterwerfen haben." Der hierher gehörige Art. t9 der Wiener Schlußakte bestimmt: „Wenn zwischen Bun desgliedern THLtlichkeiten zu besorgen oder wirklich aus geübt worden sind, so ist die Bundesversammlung be rufen, vorläufige Maßregeln zu ergreifen, wodurch jeder Selbsthilfe vorgebeugt und der bereits unternommenen Einhalt gcthan werde. Zu dem Ende hat sie vor Allem für Aufrechthaltung des Besitzstände» Sorge zu tragen." Kann es etwas Klareres geben, als diese Bestimmungen? Und Oesterreich sollte zögern, diesen Weg zu betreten, der nicht blos durch Bundesrecht, sondern durch Bun despflicht vorgezeichnet ist, sobald die Lage es erheischt? Wir begreifen die neue freie Theorie nicht, welche Oester reich von dem Betreten dieses Weges abhalten möchtk, weil — da- Wort: trotz wäre besser am Platze — die „Köln. Ztg." davon abräth." Ein Artikel der officiösrn Pariser „France" vom 25. März, überschrieben: „O e st erreichund Preußen", beginnt mit einer Anklage gegen Dänemark, das „ein kleiner Staat, der vergeben» heroisch war", genannt wird, den — „l-ttl, »psciscls!" zwei Großmächte zwi schen nahmen, um sich hinterher selber die Zähne zu zeigen und „ihre wahren Absichten in Gastein zu ver- rathcn". Oesterreich jedoch hätte nur den einen Fehler begangen, daß es zu harmlos sich mit solchen Genossen in eine so traurige Geschichte einließ; es hätte vorher sehen können, wre es ihm „in Compagnie mit Herrn v. Bi-marck in den Herzogthümern gehen werde", denn Preußen, „unersättlich in seinen Einverleibungsgelüsten, bedaure, daß cs einen Theil der Beute hergeben solle"; es wolle „kühnlich Alles behalten", es mache „Ansprüche auf den Löwenantheil". Oesterreich „hatte nrcht gemerkt, daß es Preußens Spiel mache und dem maßlosen Ehr geize, der sich in Berlin regte, Dienste leiste, als cs das Bundesrecht bei Seite ließ und mit Preußen allein Dänemark mit Krieg überzog". Oesterreich merkte „zu spät, daß es sich eine Nase hatte drehen lassen, cs möchte nun seinen gefährlichen Partner gern zum Stehen bringen und zu seinen alten Freunden zurückkchren", davon aber wolle Preußen nichts wissen. Preußen wolle in Deutsch land den Herrn spielen. „Alle diese Regungen", heißt es dann weiter, „kommen ihm übrigens von dem Streite, den es gegen die Vertreter und da» Gefühl des Lande» unternommen hat. Dieser innere Hader, den das Ab geordnetenhaus und das Volk mit einer Geduld, Mäßigung und Ehrfurcht vor Gesetz und Recht führen, wie sie in den stürmischen Jahrbüchern der modernen Nationen wohl noch nicht da waren, ist die direkte Ur sache aller dieser Unternehmungen des Hrn. v. Bismarck in der auswärtigen Politik." Die „France" sürchtet „trotz des kriegerischen Scheine», den sich Hr. v. Bis marck giebt", nichts für den Frieden, denn „Deutsch land will nicht aufgeschreckt und Europa nicht beunruhigt sein in seinen friedlichen Interessen und dem Gleichge wicht der modernen Gesellschaften." Tagesgeschichtt. Tretden, 27. März. Laut Ansage des königl. Ober- hosmarschallamtes findet Montag, den 2. April, Abend» 8 Uhr, Hofconcert in den Sälen der zweiten Etage ausgenommen worden war und sich wiederum eine An zahl Herren zum Beitritt hatte anmclden lasten, wurde u. A. über die Bestätigung der neuen Statuten und über neu angeschaffte und eingesendete Schriften Bericht er stattet. — In der Sitzung der zoologischen Scction am 22. März erfreuten besonders zwei in der Trichinen kunde als Autoritäten bekannte Herren, Herr Medicinal- rath vr. Küchenmeister und Herr vr. Fiedler durch ihre Vorträge die Anwesenden. Erstgenannter sprach unter Hinweis auf die vorliegenden Instrumente über die bei der Untersuchung lebender Geschöpfe auf Trichi nen bisher angewandten, von Middeldorf, Küchenmeister und Duchrt de Boulogne construirten Harpunen. Hier auf hielt Herr Vr. Fiedler einen längern Bortrag über Trichinen, in welchem er eine Uebersicht über die Ge schichte ihrer Entdeckung und weitern Beobachtung bot, dann ausführlicher über ihre Natur, ihre Wanderung, die durch sie hervorgerufene Krankhcitscrschcinung und ihre Einkapselung sprach, worauf er die nach seinen Angaben von Krantz gezeichneten und von Schwendler photographirtcn Bilder und mehrere bunte Abbildungen von durch diese mikroskopischen Geschöpfe bewohnten Muskeln erklärte, einen getrockneten trichinösen Muskel, wie auch verschiedene Präparate, darunter eins mit Trichinen aus dem Leibe des verstorbenen Bürgermei ster» zu Hadcrslebcn, zur Ansicht bot. Höchst interessant war die von dem Herrn Vortragenden vorgenommene Untersuchung eine» kurz vor der Sitzung gctcdteten Kaninchen». Herr Medicinalrath vr. Küchenmeister verlas sodann ein aus der Gegend von Köthen an ihn gerichtetes Schreiben über eine dort aufgetretene Epi demie und die dabei gemachten, zum Theil neuen Be obachtungen, öffnete ein beigefügtes Paket und bewies durch ein sogleich auS dem Inhalte desselben bereitetes Präparat, daß da» Krankheit und Tod bewirkt habende
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