Dresdner Journal : 02.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186605029
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-05
- Tag1866-05-02
- Monat1866-05
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- Dresdner Journal : 02.05.1866
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^99. Mittwoch- den 2. Mai. 18««. Admnu«n>t«vrtist: I» dXkclieb! S 1'klr. - »ssr Z4jtlirl>cd: 1 ,, 1» ,, Xouutlivk:— ,, 1» „ iliuLvIuv ötummvra: 1 ,, l» ü»»l»od» tritt ko,t u. 8t«mp«l- »u»otll»g lüu»u. rnserattnprrise: L-ür den k»um «iuer ge»p»Iteo«u 2«il«: 1 K^r. lauter di« LvU«: 3 ölgr. erschein«»: TAgNoti, mit Xnioukm« d«r 8vvo- und keisrluxo, Xb«nd» kür den kolbenden 1^»^- DresdnerÄMmal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. Snstratenanuahmr aurwürt,: l.«Ip«tS'. i » , 6oluwi»»ion>r de» Dresdner dourn»!»: ed«nd»».: D kuor.»», Lvo,» koir; S»mdurg >»rU»- Vt,n-kr»nlltllrt ».N.: t Vool.«»; Lorliu: Oliorlvs'svks Ituokk., kürsxsr»!,', Dur«»u: Irem»»: bl. 8c.ur.orr»; Ir»«I»o: D. 8v»«o»»',Xononcenbure»u, d««»» L 8^»»iau»li»»i«; kr»»>rturt ». N : dL»a»»'»cb« Uuebk.; Lölu: Xo. Lto»»»»; k»ri»: Lvr.l.1»» L6v., (8, klae« d« I» Lvurie); kr»^: k'». Lu»l.rvu's üuebb.; Vien: ür.. Orrini». Herausgrdrr: LLuixl. Llpedition des Dresdner dovrnsl«, Dresden, H»rienstr»»»s Ao. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 25. April. Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Oberforstmeister Carl August Curtius zu Schwarzenberg vom 1. Mai dieses Jahres an die nachgesuchte Entlassung mit der Erlaubniß zum Forttragen der Uniform der Obersorstmcister zu bewil ligen und von derselben Zeit an den zeitherigen Forst vermessungsdirector, Oberforstmeister Carl Wilhelm Blase, zum Vorstände des Forstbezirks Schwarzenberg, inzleichen den bisherigen Professor an der Akademie zu Tharandt, Cmil Friedrich Christian Roch, ebenfalls vom 1. Mai d. I. an, zum Director der Forstvermes sungsanstalt mit dem Dienstprädicate „Oberforstmeister" zu ernennen. Dresden, 30. April. Se. Königliche Majestät haben dem Oberbergrath vr. Reich zu Freiberg das Comthur- kreuz zweiter Classe des Verdienstordens zu verleihen geruht. Dresden, I. Mai. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Leutnant Vagd vom 1. Rciter- Regimente die nachgesuchte Entlassung aus der Armee zu bewilligen. Verordnung, die Tarasätze von Zucker betreffend, vom 27. April 1866. Einer unter sämmtlichen Zollvereinsstaatcn getrof fenen Vereinbarung zu Folge wird, mit Allerhöchster Genehmigung, hierdurch bekannt gemacht, daß vom 1. Juni dieses Jahres an, die tarifmäßige Tara für Rohzucker und Farin (Zuckermrhl) ») in Kisten von 8 Crntnern und darüber auf 13 Pfund, d) in außereuropäischen Rohrgeflechten — Canassers, CanjauS — auf 8 Pfund und o) in Ballen auf 4 Pfund vom Centner Bruttogewicht feftgestellt worden ist. Hiernach haben sich die Zoll- und Steuerbehörden und alle Betheiligte zu achten. Dresden, am 27. April 1866. Finanz - Ministerium. Frhr. von Friesen. Schäfer. Nichtamtlicher Theil. Ucbersicht. Drlegraphische Nachrichten. AeitungSschan. (Aeitungstimmen in der Kriegsfrage.) TageSgeschichtk. Dresden: Eine preußische Depesche. — Wien: Zur Kriegsfrage. Paßrevision. — Ve nedig: Frcmdencontrole. Gewaltthätigkcitcn gegen Sicherheitsorgane. Emissäre verhaftet. — Berlin: Näheres über den Vorgang vor dem k. Palais. — Königsberg: Der Empfang der Deputation der Kaufmannschaft in Berlin. Preßproceß.' — Han nover: Eisenbahnvorlage. — Darmstadt: Pscrde- aufzeichnung. Einverleibung der hessen-homburgschen Truppen. — Karlsruhe: Kammerverhandlungen. Mannheim: Ovationen für Staatsrath Lamcy. — Gotha: Antwort auf eine Interpellation im Landtage. Paris: Donaufürstenthümrrconserenz. — Florenz: Die Gerüchte vvn einer Ministerkrisis. — London: Lord Glenelg 's. Die Gefangenen in Abyssinien. Parlament-Verhandlungen. — China: Der Sieg über die Taipings. Nachrichten aus Japan. Schleswig-Holstein. (Versetzung eines Telegraphen- beamten. Befestigung Sonderburgs.) Ernennungen, Versetzungen,e. im öffentlichen Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Chemnitz. Meerane.) Eingesandte». Statistik und Bolkswirthschast. Feuilleton. Inserate. Tagestalender. Borsennach- richte». Telegraphische Nachrichten. Paris, Montag, 30. April, Abends. Der „Abend- Moniteur" meldet, daß heute ein Ministerrath statt- gesunden hat. Die „Presse" glaubt zu wissen, daß derselbe durch den Vorschlag des österreichischen Bot schafter«, Fürsten Metternich, einer gleichzeitigen Ent waffnung Oesterreich» und Italien» (vergl. vorige Nummer) veranlaßt worden ist. Paris, Dienstag, 1. Mai. Der heutige „Con- stitutionnel" enthält einen von Paul Limayrar un terzeichneten Artikel, in dem es heißt: Der bonfliet habe zwar bedauerliche Verhältniffe angenommen, in dessen dauerten Symptome fort, welche aus jeder Seite Zeugniß ablegten von den bedenklichsten Zögerungen vor der Verantwortlichkeit eines ersten Angriffs. Diese Situation laste sür Rathschläge zu Ausgleichungen noch eine Thür osten. Breche der Krieg au», so sei Frankreich keineswegs verantwortlich; es bewahre seine Neutralität, erhalte sich die Freiheit der Aktion und könne durch keinen Zwischenfall gegen seinen Willen sortgeriffrn werden. Aus dem Boulevard wurde gestern Abend die 3^ Rente 65,45 notirt. London, Montag, 30. April, Nachts. In der heutigen Unterhaussitzung erklärte der Schatzkanzler Gladstone, daß er, nachdem das Princip der Erwei terung de» Wahlrechts Billigung gesunden, nächsten Montag Resormbills sür Schottland und Irland, so wie eine Retributionsbill (Bill wegen Vertheilung der Parlamentssitze) rinbringcn werde. Dresden, 1. Mai. Die von Oesterreich im Süden vorgenommenen Rüstungen haben der Situation wieder ein ziemlich gespanntes Aussehen gegeben. Wiener Blätter er klären, daß Oesterreich durch das Verhalten Italiens zu Vorkehrungen dieser Art gezwungen sei. Die Befesti gung CremvnaS, die Errichtung eines befestigten Lagers bei Bologna, die Dislocirung großer Truppenmassen aus dem südlichen nach dem nördlichen Italien, die Ein stellung von Hunderten von Offizieren, die Armirung der italienischen Flotte, das durch Norditalicn ziehende Krirgsgeschrei, der neulich veröstentlichte Vortrag deS Kriegsministers an den König in Bezug auf die Stärke der italienischen Armee, die Sendung des Generals Gavone nach Berlin — Alle» da» seien sckwerwlcgenoe Symptome dafür, daß Italien beabsichtige, bei nächster Gelegenheit Oesterreich anzugreifen. Die Wiener Blätter sprechen ferner den Verdacht aus, daß zwischen Preußen und Italien ein Bündniß bestehe, wonach Italien, wie einst dem Grafen Cavour gegenüber Frankreich, die Nolle zufalle, den Krieg, für welchen Preußen einen Grund in den deutschen Verhältnissen nicht auffinden könne, ohne sich die ungünstigste Stellung in Deutsch land und dem Auslande gegenüber zu bereiten, herbci- zusühren. Die von den preußischen officiösen Blättern beobachtete Haltung erscheine nur geeignet, dies Raisonnement zu unterstützen, da sic offen erklä ren, daß der Beginn eines Krieges zwischen Oesterreich und Italien Preußen gleichfalls zum kriegerischen Auf treten gegen Oesterreich veranlassen müßte, damit nicht rin für spätere Fälle zu verwendender preußischer Bun desgenosse von Oesterreich vor der Zeit unschädlich ge macht werde. Namentlich gegen diese Auslassung der Berliner Blätter richteten sich die Angriffe der Wie ner Blätter, welche darin eine dem Wiener Cabinete von Preußen zugemuthcte „Vasallenschaft" sehen. Auch mitteldeutsche Blätter folgern aus jenem Auftre ten der preußischen Blätter, daß die Absicht, Krieg zu führen, ein feststehender Gedanke der Politik des Gra fen Bismarck sei und daß die dagegen noch in Preußen bestehenden gewichtigen Bedenken durch stete Herbcischaf- fung neuer Jncidenzfälle, welche Ehre und Interesse Preußens engagirt barstellen sollen, abgestumpft wer den sollen. Nach Richtung der „liberalen" Partei scheint dies bereits zum großen Theile erreicht zu sein, da, wie die Haltung von Parteiversammlungen und ein Theil der „liberalen" Presse beweist, die kriegerische Vergewaltigung Deutschland-, sei es mit welchem Bun desgenossen auch immer, ob mit Hilfe revolutionärer Parteien oder des Auslandes, als die dringendste For derung der preußischen Politik von jener Seite bezeich net wird. Andererseits messen jene preußischen Blät ter Oesterreich die Absicht bei, zum Kriege gegen Preu ßen entschlossen zu sein und sich für einen solchen auf einem andern Terrain, als dem, wo cs jetzt infolge des Abkommens mit Preußen dic Rüstungen rückgängig machen müsse, rüsten zu wollen. Sie stellen zugleich den Zusammenhang der italienischen mit der preußischen Politik in Abrede und trauen Oesterreich zu, daß cS im Sinne habe, zugleich in Deutschland und Italien die Suprematie erkämpfen zu wollen. Diesen Insinuatio nen der Berliner Blätter, in denen sich namentlich die „Ndd. Allg. Ztg." und „Nat.-Ztg." auszeichnen, wird freilich feiten der gesummten deutschen Presse kein Glau ben geschenkt. Die Meinung, daß Oesterreich den Frie den sehr gern nach allen Seiten erhalten wolle, wirb in Deutschland vielmehr überall getheilt. Dem Au Stande schien die Gefahr einer Friedensstörung zwischen Oester reich und Italien sehr drohend zu sein. Sowohl in Frankreich, als in England hat man ein lebhaftes Interesse daran, daß Italien sich nicht den Gefahren eines Krieges aussetzt, der seinen Bestand aufs Tiefste erschüttern könnte. Uebrigens sieht man dort den Zu sammenhang, welcher sich zwischen der italienischen und preußischen Politik zu bilden schien, und seit Wochen haben die französischen und englischen Blätter um die Wette Italien zu Gemüth geredet, daß cs sich auf derartige ge wagte Allianzen und Unternehmungen nicht einlassen soll. DievonOesterreich ernstlich genommenen italienischen Vor bereitungen zu einem Kriege mußten natürlich in Paris u. London sofort die Besorgniß erwecken, daß dadurch dic Partei der Actionspolitik in Italien sich sehr gestärkt sühlen und den Versuch machen würde, Italien zum Vorgehen gegen Oesterreich Hinzureißen. Dem entsprechend ist denn auch die Haltung der Pariser und Londoner Blätter. Die officiösen Zeitungen „France", „Pays" und „Constitutionnel" bringen Artikel, in denen aus- einandergesetzt wird, daß Italien nicht Krieg anfangen werde wider den Rath Frankreichs, daß Italien bis jetzt nicht sür einen solchen gerüstet habe und allein sicher keinen Krieg gegen Oesterreich anfangrn werde. Da *sie. Ke«tgSbcfürchlungen iu Deutschland nunmehr durch Oesterreichs Friedensliebe beseitigt, so fehle auch Ita lien der Impuls zu einem Kriege, und Oesterreich könne sich von dieser Seite her nicht bedroht fühlen. Sie fü gen hinzu, daß Oesterreich unter diesen Umständen ge wiß auch in Italien seinen Militärstand auf den »wlu, quo »nie zurücksühren werde. Englische Blätter, wie „Daily News" und „Post" äußern sich in ähnlichem Sinne. Alle diese Erörterungen stützen sich freilich aus den Gedanken, daß von Berlin her keine Kriegsgefahr mehr für Oesterreich drohe, und in diesem Punkte sind die Wiener Blätter wenigstens ganz anderer Ansichten. Man sühlt sich dort burck die gegenseitige AbrüstungS- modalität keineswegs aus die Dauer beruhigt, und ver mißt, wenn Oesterreich von seinen Vorsichtsmaßregeln gegen Italien abstchcn sollte, jede Garantie dasür, daß Italien sich nickt dic Pause zu Nutze machen sollte, um im passenden Augenblicke durch eine Invasion nach Venetien Oesterreichs anderweitige Gefahren zu vermehren. — Die „Wiener Abendpost" sagt in Bezug aus das (gestern mitgetheilte) Rundschreiben La mar mora's: In Oesterreich weiß man, was man von derartigen Sätzen zu halten hat; man weiß, daß sie aus völliger Umkehrung und Verdrehung des Sach verhalts beruhen. Man braucht sich wahrlich nur auf keine andere Zcugenschaft als die der italienischen Presse, die officiöse mit eingeschlossen, zu berufen, um nachzu- weisen, daß die Priorität der Rüstungen Ita lien zufällt, und daß diese Rüstungen nicht blos durch die Thatsache ihrer Priorität selbst, sondern auch durch ihren militärischen Charakter den unverkennbaren — Fenrlleton. Die neue Kreuzschule. (Schluß au« Nr. S8.) Was zunächst das Treppenhaus betrifft, so zieht sich in demselben, in der Querachse des Planes, dem Haupt- eingange gegenüber die Haupttreppe in der Breite von lZ Fuß auf die Höhe der ersten Etage empor. Dort mündet sie in einer Treppenhalle, welche von zwölf, aus acht Mittel- und den nöthigen Wandschäften ruben- den Kreuzgewölben geschlossen wird. Sechs große Fen ster geben der Halle reichliches Licht. Die Treppen- perspcctive wird oben durch eine Nische mit einer Figur abgeschlossen, welche, mit Buch und Fackel in den Hän den, die alte Devise der Kreuzschule: „sckow ernei», sekals luoi»^ versinnbildlicht. Diese Dekoration, dic durch- brochencn Balustraden, die zierlichen, als Schaftbündcl mit Blättercapitälen der mannichfachsten Art behandel ten Gewölbestützen, das in schön geschwungenen Linien aufwärts strebende Rippenwerk macht in seiner sorg fältigen Ausführung in reinem Sandstein einen recht stattlichen Eindruck, ernst vorbereitend glricksam auf die Hallen der Wissenschaft, in welche der Eintretende ein- geführt werden soll. Da nach der Bestimmung de» Programm? die Schulzimmcr nach Osten und dem Garten zu kommen sollten, so konnte die Aula nach vvrn und nach dcm Platze zu verlegt werden; ihre Anlage bildet, wie »ben bereits angedeutet, den eigentlichen Kernpunkt dc» Baue» nach innen und außen. An der Außenseite dc» Grbäu- dcs gestaltet sich der Aulabau als kräftige Vorlage, die.im Parterre als offene Halle da» Gebäude al- ein öffentliche» kennzcichnet, zu einem reich gegliederten Fagadenbau. Die großen Verhältnisse, die hohen, spitzbogigen Fenster, welche dem mit Fialen gekrönten und durch steilansstei- gende Giebel verbundenen Strcbepfeilerbau entsprechen, sind von guter Wirkung, dic durch die plastische Aus stattung noch gesteigert wird. Poesie, Geschichte, Gram matik und Mathematik, ferner Luther und Melanchthon beleben den Faoadcnbau und schmücken das Acußerc der Aula. Die genannten Sculpturen sind unter der Lei tung des Prof. l>r. Hähnel von Schwenk, Hultsch, Kundmann, Fritsche und Strecker zweckentsprechend aus geführt worden. Das Innere der Aula, das al» der Glanzpunkt des Baues zu bezeichnen ist, erweist sich schon durch seine Größe wirksam; der Saal ist ca. 46 Ellen lang, 19 Ellen breit und 14'/, Ellen hoch. Mit Tribünenanlagen auf den beiden Sckmaalseite» imponirt der Raum aber besonders durch die architektonische Ge- sammtconccption, durch glückliche Maßverhältnisse, ein reiches, künstlerisch durchgcführtcs Detail und Orna ment. Die aus Sandstein ausgrsührten vergoldeten Capitäle und Schlußstücken sind aus Elementen der ein heimischen Flora geschickt componirt, ebenso sind Rippen- wcrk, Gurtbögcn u. s. w. auf gefällige Weise zerlegt und gegliedert und mit Phantasie- und stilvollem Or nament und wohlthuendcn Farbcnscalen belebt. Ueber all ist Abwcckselung und Mannichsaltigkeit in den Mo tivcn angestrebt. Dem vorherrschend aus Goldgrund sarbig ausgrsührten, mit Liebe und Verständniß com ponirtcn Ornament liegen ebenfalls Elemente der hei mischen Pflanzenwelt zu Grunde. Dabei ist dic orna mentale Malerei, Vorbildern des italienischen Mittel alters consorm, streng architektonisch gehalten, und bei allem Farbcnreickthum doch Ruhe und Ernst erstrebt. Wie der Architekt die Bildnrrei an der Außenseite zu Hilfe genommen, so hat er im Innern der Aula der dritten Schwester der Baukunst, der Malerei, einen würdigen Platz zur wirkungsvollen Entfaltung ihrer Kräfte eingeräumt. Maler A. Dietrich, aus dcr Schule Schnorr's v. Carolsfeld hervorgegangen, ist beauftragt, die Aula mit Fresken zu schmücken, und bereits sind dessen Vorarbeiten so weit gediehen, daß unmittelbar nach dcr Einweihung der Schule die Ausführung der Malereien beginnen soll. Auf den vier größern Fel dern an der Langwand des Saales sollen die vier Haupttugenden, Liebe zu Gott, zum Vaterland, zur Wahrheit und geistiger Muth dargcstcllt werden und zwar in folgenden Beispielen: das Opfer Abraham s, der Opfcrtod deS Marcus Curtius, dcr Tod des So krates und Luther aus dcm Reichstag zu Worms. Fer ner soll in acht Fricsbildern dic Culturgcschichtc in ihren hervorragendsten Vertretern zur Darstellung kommen: dic mythische Zeit, die mosaische Zeit, die Zeit des klassischen griechischen Alterthums, dic Zeit des klas sischen römischen Alterthums, die Zeit Christi, das Mittelalter, das RcsormationSzeitaltcr nnd die Neuzeit. Endlich über dem Haupteingang noch eine allcgoriscke Figur dcr Schule, welche dem Jüngling lehrt, den Tu genden nachzuftrcbcn. Dieser Gcmäldecyklus, dessen Herstellung auf 11,000 Thaler vcranscklagt ist, soll in ungefähr drei und ein halb Jahren vollendet sein, und erst dann dürfte uns dcr volle Eindruck der schon ge genwärtig so wirkungsvollen schönen Anlage werden. Schon jetzt läßt sick erkennen, daß in würdiger, Stim mung gebender und erhöhender Formcnsprackc eine cha rakteristische Gestaltung der Bedeutung dcS OrtcS, als eines Ortes ernster und zugleich froher Feier, erz.clt worden ist. Nockmals das Acußcre des Baues bctracktend, so ist nock zu bemerken, daß die Fcnstcrbildung der Haupt- räumc (d. i. nack dcm Platze dic Aula, nach dcm Gar tcn zu dic Sckulzimmerfront) aus dcr Dcckcnform kon sequent entwickelt ist; wie die Fenster bei dcr gewölb ten Aula mit Bogen, so sind bei den Sckulzimmcrn Stempel der Offensive an sich trugen. Die österrei chische Regierung hat keinen lcbhaftern Wunsch, als die Erhaltung des Friedens, Nichts liegt ihr ferner als der Gedanke eines Angriffs auf Italien. Sie hat den herausforderndsten Regierungserklärungen, Kam merreden und Agitationen die größte Ruhe und Ge lassenheit entgegengestellt. Erft nach unzweifelhaften Beweisen gewaltiger Kriegsanstrengungen feiten der Florentiner Regierung hat sie sich verpflichtet gesehen, ihrerseits auf Vorkehrungen zu ihrer Vertheidigung be dacht zu sein. Aber auch nur zu ihrer Vcrthei- digung und zu nichts Anderm. Kann es «in klareres Verhältniß geben? Ist jemals die Politik ei nes Staates ungerechter angegriffen worden, welche sich innerhalb der Schranken größter Zurückhaltung bewegt, und dic durch die Pflicht dcr Selbsterhaltung und Ver« theidigung auferlegten Grenzen nicht in einem einzigen Punkte überschritten hat oder zu überschreiten gedenkt? mit wagercchtcr Decke die Fenster auch mit wagerechter Linie oben geschloffen. Die Seitenfaoaden treten ver mittelnd aus und behalten oben, um in der Gesammt- ansicht den Aulabau nickt zu sehr zu isolircn, die Bo- gcnform bei. Bei der organiscken Entwickelung dcr Favadcn aus dcr ganzcn Anlage spricht sich die Be stimmung der Räume auch im Aeußcrn deutlick auS. Die Ausführung des großen Baues in reiner Sandstein arbeit, wie dic solide und tüchtige Durchführung des Ganzen erhöht und sichert dic Monumentalität des Werkes. Die Kosten werden sick dcm Vernehmen nach, mit Einschluß des künstlerischen Schmuckes an Sculpturen und Malereien, wie der gesammten Einrichtung für Sckul- und wohnliche Zwecke, auf 140,000 Thaler be laufen; eine mäßige Summe im Hinblick auf das Ge leistete, das als zweckentsprcckcnd, erfreulick und somit als dankenswcrth zu bezeichnen ist. Von Interesse dürfte noch das Urtheil des jetzt be kanntlich als Autorität für den gothischen Baustil gel tenden Oberbauraths Schmidt aus Wien sein, welche- in einem an einen hiesigen hochgestellten Staatsmann ge richteten Bries desselben enthalten ist und folgendermaßen lautet: »Bei meiner Anwesenheit in Dresden war ick nickt wenig überrascht. «in große« Gebäude im gothischen Stile ausgeführt zu sehen, von welchem mir vorher keine Kunde geworden war. Es gereicht mir zum Vergnügen, meine Ansicht über diesen Ban aussprechen zu können. „Was zunächst die Anordnung des ganzen Gebände» be trifft, so kann ich nicht umhrn, derselben im Allgemeinen meine volle Anerkennung zu zollen. Die Anlage der Borhalle mit dem Treppenhause und dem großen Saale ist lehr schön nab richtig gedacht. Ebenso erscheint mir die Disposition der übri gen Räume ihren Zwecken vollkommen entsprechend. „Hinsichtlich der Architektur muß ich mutz mit der Wahl des gothischen Baustil- au und für sich ganz einverstanden er klären. Tagesgeschichte. Dresden, 1. Mai. Mehrere Zeitungen bringen in Berliner Telegrammen und Correspondenzen Angaben über eine wegen der angeblichen Rüstungen SachsenS nach Dresden ergangene preußische sogenannte Som- mationSdepesche. Es ist richtig, daß eine solche Depesche am 27. April von Berlin an den hiesigen k. preußischen Gesandten ergangen und am 28. von Herrn v. d. Schulenburg hicrselbst übergeben worden ist. Die k. sächsische Regierung hat diese Depesche un- term 29. April beantwortet, und wird die diesseitige Ant wort heute in Berlin bereits übergeben worden sein. Da wohl mit ziemlicher Sicherheit anzunchmen ist, daß in den nächsten Tagen der volle Inhalt dieser beiden Schriftstücke zur Kenntniß deS Publicums gelangen wird, so halten wir es für räthlich, bis dahin von einer Berichtigung der in den oben erwähnten AeitungS- angaben enthaltenen Unrichtigkeiten abzusehen. Wien, 1. Mai. (C. Oe. Z.) Ein hiesiges Blatt hat melden zu können geglaubt, daß Oesterreich damit um gehe, den kaiserlichen Gesandten in Berlin ah- zuberufen und an Preußen und Italien eine Som- mation zur Rückkehr auf den Friedensstand zu erlassen. Wir dürfen aus verläßlicher Quelle diese Meldung voll inhaltlich als gänzlich unbegründet erklären. Die „Const. Oest. Ztg." schreibt an der Spitze ihres gestrigen Blattes: Die Lage hat von ihrem Ernste nicht- verloren. Wir ergänzen die neuesten Telegramme, welche die Rüstungen Italiens und ihren Umfang bereits klar hervortreten lassen, einfach durch eine schon ältere Meldung, die fast noch verständlicher spricht. Man schreibt uns von sehr verläßlicher Seite aus Flo renz vom 24. April: Machen Sie sich aus umfassende „defensive" Maßregeln ge faßt, denn vor der Oeffcntlichkeit können wir uns zunächst nur defensiv geberdcn, feit aus Paris neuerdings dic ernste Mah nung hierher gekommen, daß dic Regierung sich dic in der Septcmberconvcntion auf die Dauer von zwei Jahren einae- gangenc Verpflichtung gegenwärtig halten möge, naht blos selbst Rom und Venedig nicht anzuqreisen, sondern auch die Actions partei im Zaume zu halten. In einem vor einigen Tagen abgchaltenen Kriegsrathe sind dic entsprechenden Anordnungen getroffen worden. Zu Zwecken dcr „Defensive" werden zu nächst die 'M» Millionen verwendet werden, welch« das Parla ment vor 14 Monalen votirte, um Bologna und die Paffe der Appenninen zu befestigen; es wird davon der Ausbau der Festungswerke von Bologna, die Neubefestigung von Cremona, der Ankauf von Pferden, die Ausstellung eures Lbservations- corps bei Bologna und die Etablirung zweier Uedungslager bei Piacenza und Brescia bestritten werden Als Corpscom- Mandanten sind die Generäle Cialdini, Prinz Humbert, Cuchiari und Brignone dcsigmrt. Gleichzeitig sind dic Befehle zur voll ständigen Armirung der Seemacht gegeben: dic Admiräle Al bini und Pcrsano sind zu Flottencommandanten ernannt. Eben falls im Interesse der „Defensive" endlich ist die Aussöhnung mit der Actionspartei, und zwar wesentlich nach Maßgabe der Bedingungen, welche Garibaldi in seinen Verhandlungen mit dem Minister ChmveS gestellt, ru Stande gebracht; ein Mit- alied der Actionspartei wird als Stabschef der militärischen Detastkanzlci zugethcilt, die Bildung von Freisckaoren wird bewilligt und die Führer dieser Freischaarcn hat Garibaldi zu ernennen. Wir haben im Uedrigrn nur noch zu erklär«», daß
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