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Dresdner Journal : 19.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186605197
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660519
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660519
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-05
- Tag1866-05-19
- Monat1866-05
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 19.05.1866
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M113 Sonnabend, den 19 Mai. 186«. Aboanemrutopreise: In >»ck»«0! »tt>rllcl>: 6 kblr. — Kxr ^jtkrlivk: t „ lü „ Uonoilieb:— „ lb „ Limolue Kummern: 1 „ Iw »u«I»oä» tritt kost o. 8t«mp«I- ruocdlox lüuou. rultratenplttk: kür äen Kaum einer ge»p»Iieneo 2«ii«: l Kxr. Unter „Linxe,»oät" äi« /eile: 3 Kxr. Lrschrinen: TL^Iiek, mit Xnevniiws cker 8onn- unö keiertex», ^beock» für äeu kvixenäen 1?»x Dres-nerImnnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratcaannahnu «»»wart«: I-eixet?: k» kn^nnirir-r»», kowmiieionlr äeo vreeäoer ckournal»; ebeuä»,.: lk. knoreit, Lvoin k'oor; Kawdur^ LorU»- Vien-^renkknrt»H.: t Voa^,»: >«rit»! Onorivi'eeii« kuckk., Rerrniren » 8ure»u; Lrewen: L. 8c»rnrr»; Lreiinu: L,. 8rt!«oen'»^nnoooent>ur«»u, L 8i»nl<iULv»«ii; ^r»ulcturt ». H.: ck^ooiu ieb« kuebb.; Löt»-. Xo LLo»«»:»: k»rt«: Lv^r.,»« L6o., (8, Piece öe I» Nour»«); kr»^: p», Luauicu'» öuckk.; Vien: Xr. Oi>e»l.r«. Herausgeber: Löuigl. Lrpeäition äe, Vre,6n«r ckouraol», Oreeäen, 11»rieu»tr»»»« Ko. 7. Nichtamtlicher Theil. llebersicht. rele,r>phischt Nachrichten. ZeitnngSfch.u, (Berliner Volkszeitung. — France. — Russische Correspondenz. - Schlesische Zeitung.) r,ge»,eschichtk. Wien: Aussicht aus Ausgleichung mit Ungarn. Die landwirthschaftliche Ausstellung eröffnet. Eisenbahnverkehr beschränkt. Preßproceß beigelegt. — Prag: Adresse der städtischen Behör den an den Kaiser. Unterslützungsfond. — Pesth: Vom Landtage. — Berlin: Zur schleswig-yolstein- schen Frage. Verhandlungen mit Hannover. Kirchen- katechisationen. Prcßproccß. Congrcßgerüchte. Cre ditinstitut. Städtische Anleihe. — Elbing: Wäh- lrrversammlung. — Danzig: Adresse an den König. Marienburg: Tumult. — Elberfeld und Dortmund: Friedensdeputationen nach Berlin. — Breslau: Adresse der Stadtbehörden an den König. Frankenthal: Volksversammlung. — Stuttgart: Rüstungen. — Kassel: Dienstbereitschafl angeordnet. Neuer Kriegsminister. — Rostock: Journalistische Schwenkung. — Karlsruhe: Kammerverhandlungen. — Hamburg: Sitzung der Bürgerschaft. — Paris: Der „Abcndmoniteur" über Deutschland. Flocon -s. — Florenz: Garibaldi. Der König noch nicht abgereist. — London: Congreßprogramm. Suspendirung der Bankacte. Parlamentsverhand- lungen. — Jassy: Rüstungen. Telegraphische Nachrichten. Frankfurt«. M-, Freitag, 18. Mai. (Ueber Berlin.) Die Mittelstaaten werden in der morgen stattfinden den BundrStagSsitzung Oesterreich und Preußen über da» Motiv ihrer Rüstungen befragen. Die Antwort Preußen» würde wichtige Entscheidungen veranlassen. (Diese Meldung ist ungenau. Wir sind zwar nicht in der Lage, den in Bamberg vereinbarten Antrag seinem Wortlaute nach mitzutheilen, können aber versichern, daß derselbe in einer Weise gefaßt sein wird, die einer friedlichen Lösung und Verständigung noch die Wege öffnen kann. D. Red. d. Dr. Journ.) Wien, Frritag, 18. Mai. (Ueber Berlin.) Fol gender Armeebefehl de» Feldzeugmeister» Benedek ist erschienen: „Hauptquartier Wien, 12. Mai. Unser allergnädig- ster Kaiser und Kriegsherr haben allerhöchst zu befehlen geruht, daß ich das Commando der aufzustellenden Nord armee zu übernehmen habe. Mein Hauptquartier wird mit dem 15. d. M. vorerst in Wien fornurt sein, und mit demselben Tage treten dir zu dieser Armee gehöri gen k. k. Herren Generäle, Truppen, Branchen und An stalten unter mein Commando. Als treuer und ergebe ner Soldat bewährt, weiß ich jedem kaiserlichen Befehle mit Freude zu gehorchen. Mein freudiges Pflichtgefühl wird aber auch diesmal durch da» Bewußtsein beseelt, daß jeder Einzelne der unter meinem Befehle sich ver einigenden Armee die größte Hingebung mitbringt zur Abwehr und Bekämpfung jedes Feindes, der es wagt, ungerecht und muthwillig unsern angestammten Kaiser und Herrn, Sein durchlauchtigstes Herrscherhaus und Seine Monarchie, unser theurcs Vaterland, zu bedrohen. „Die Armee wird in Kurzem versammelt sein, in Allem geordnet, mit Allem ausgerüstet, schön, tüchtig und brav, getragen und gehoben von dem allerbesten Geiste der Ordnung und Disciplin, der Ehre und Treue, der Tapferkeit und unbedingten Hingebung. Des Kaisers Auge und Sein edles Herz werden der Armee überall hin folgen, die Opserwilligkeit und der Enthu siasmus aller Völker Oesterreichs werden unS geleiten, die Theilnahme, die Erwartungen und Hoffnungen uns rer Landsleute und unsrer Lieben werden mit uns sein, auch wenn es zur Entscheidung kommen sollte für des Kaiser» und Vaterlandes heiliges Recht. „Die k. k. Armee wird aber m jedem Kampfe mit Begeisterung und altöstrrreichischer Zähigkeit in Treue Feuilleton. K Hoftheater. Donnerstag, den 17. Mai, begann die Vorstellung mit dem neu einstudirten kleinen Lust spiel Fr. v. Holbein's „Der Verräthcr", in welchem Fräul. Kathinka Herrmann von hier das Clärchen als ersten theatralischen Versuch gab. Es sei gern aner kannt, daß die junge Anfängerin sich die Partie nach guter Anleitung mit regstem Eifer und Fleiß ange eignet hatte und auch mit warmer, richtiger Empfin dung voll löblichstem Bemühen wiederzugeben suchte. Das noch Unfertige und Ungenügende der Leistung in Sprache, Bewegung rc. entschuldigt der erste Ver such; aber er bot auch zu der Bemerkung Anlaß, daß Fräulein Herrmann durch ihre natürlichen Mit tel, namentlich durch ihr wenig klangvolles Organ nicht in Wünschenswerther und ihrem Wollen entsprechen der Weise unterstützt wird. Es wäre unverantwortlich, die» zu verhehlen und ihrer Neigung für die Bühne lohnende Ziele in verlockende Aussicht zu stellen. Es scheint vielmehr Pflicht, Fräulein Herrmann zu neuer ernster Erwägung der Anforderungen einer künstleri schen Laufbahn zu veranlassen, welche ihren Hoffnun gen und Bestrebungen nur schwer eine befriedigende Erfüllung gewähren möchte. Jedenfalls möge ein letz ter entscheidender Entschluß erst von weitern theatra lischen Versuchen abhängig gemacht werden. Die bei den andern Rollen des Lustspiels wurden von den Herren Fallend ach und Seiß befriedigend gegeben. ES folgte Benedir' Lustspiel: „Die zärtlichen Verwandten", in welchem jetzt Herr v. Strantz mit gutem Erfolge den Schummrich giebt. E. B. Drr»he». In der Versammlung de-VereinSfür Erdkunde am 4. Mai, welcher auch Damen beiwohn- und Ehre zu siegen, in Treue und Ehre zu sterben wissen für Kaiser und Vaterland. „Soldaten, dazu bringe ich mein ganzes warmes S -ldatenherz, bringe Euch meinen eisernen Willen, mein höchstes Vertrauen auf Euch, mein demüthigstes Vertrauen auf unsern allmächtigen Herrgott und das Vertrauen auf mein altes Soldatenglück. „Mit Gott also begrüße ich Euch, Soldaten, die des Kaisers Wille und Befehl meiner Führung und Für sorge anvertraut hat, begrüße Euch mit der festen Ueber- zeugung, daß unsrer gerechten Sache, unsrer Treue und Tapferkeit, unsrer Ausdauer und Standhaftigkeit Gottes Segen nicht fehlen wird. Benedek." Berlin, Freitag, 18. Mai. Preußen verlangte in Wien Grnugthuung wrgen der Grenzuberschreitung bei Klingedrutel, wa eine österreichische Patrouille einen preußischen Zollbeamten festnahm und ausfragte. Se. Majestät der König empfing heute Vormittag den Besuch de« Kronprinzen, welcher dem Vernehmen nach da» fünfte und sechste Armeekorps rommandiren wird. Herzog Wilhelm von Mecklenburg ist zum Kom mandeur der Avantgarde ernannt und heute Morgen nach Sorau abgegangen. Altona, Freitag, 18. Mai. Die „Alt. Nachr." melden: Es verlaute, daß da» österreichische Ober kommando mit der Stader Tampfschifffahrtsgesellschaft die eventuelle Neberführung der schweren Armeegegen- stände nach der hannöverschen Küste vereinbart habe. Pari», Freitag, 18. Mai. Lie „Patrie" meldet, daß die Botschafter Rußlands und Englands, Baron Budberg und Lord vowley, sowie der franrösische Minister des Auswärtigen, Herr Trouyn de LhuyS, die Grundlagen eines Programms festgestellt hätten, welches eine definitive Regelung der Angelegenheiten Venetien», der Elbherzogthümer und der deutschen BundeSreform umfasse. Herr Trouyn de LhuyS redi- gire eine Depesche, welche morgen dem Baron Bud berg und dem Lord Cowley vorgrlegt und dann nach Berlin, Wien und Florenz geschickt werden würde. Brüssel, Freitag, 18. Mai. Die „Jnd^prndanre belge" bringt Folgendes als angeblich authentische» Programm Frankreich» für den Kongreß: TieLösung der Herzogthümerfrage, ausgenommen die näher zu bestimmenden Details, wird den Bevölkerungen über lassen; eine Reform dos Deutschen Bundes, soweit sie da» allgemeine europäische Gleichgewicht berührt, ist zu vereinbaren; Oesterreich tritt Venetien gegen Ent schädigung ab und anerkennt das Königreich Italien; letztere» garantirt dem Kirchenstaate seine gegenwärti gen Grenzen. Florenz, Donnerstag, 17. Mai, Abends. Die Teputirtrnkammer hat in ihrer heutigen Sitzung mit 14s gegen 14l Stimmen die Rentensteuer genehmigt, jedoch nur für das zweite Semester dieses JahreS. Dresden, 18. Mai. Mehrere preußische und gothasche Blätter gaben sich in neuerer Zeit mehr und mehr der Erwartung hin, die preußische Politik Deutschland und den Herzogthü- mern gegenüber werde durch eine „liberale" Umbil dung des preußischen Ministeriums unter dem Grafen BiSmarck das bisher vermißte Vertrauen in der öffentlichen Meinung erwerben können. Die „Kölnische Atg." sah im Geiste dann die „Kaiserschaft" Preußens über Deutschland gesichert, und wenn ähnlich gesinnte Blätter auch nicht so weit gingen, so glaubten sie doch fest daran, daß ein „liberales" Ministerium, vom Gra fen Bismarck gebildet, die größten Schwierigkeiten der Lage für Preußen beseitigen könnte, ja, die Leipziger „Deutsche Allg. Ztg." äußerte hierbei eine speciclle Vor liebe für Herrn Graf Bismarck, den sie „um seiner Energie willen" nicht gern in dem neuen „liberalen" Ministerium missen möchte. Die Berliner „Volks- Zeitung" — welche sich durch klare Beurtheilung der preußischen Politik in der Herzogthümerfrage stets aus gezeichnet — bemerkt zu diesen Combinationen: „Man ten, gab Herr Oberleutnant Woldemar Schultz eine Skizze aus seinem Tagebuche: die Reise von der Küste der brasilianischen Südprovinz 8»ni« Ooibsrin» nach dem Hochlande von k»r»na. Mil lebhaften Farben schilderte er die reiche Vegetation des nördlichen Küstenstriches der erstgenannten Provinz, von welchem aus in der Pracht des überraschend schnell erwachenden Tages die Reise über das durch die Mannichfaltigkcit seines Baue- sich auszeichnende Randgebirge des brasilianischen Binnen landes, die 8err« äo mm-, angetreten ward. Nachdem das Einsangen, Satteln und Beladen der Pferde und der meist „harten", d. i. mit Mucken be hafteten Ku!«», die über Nacht freigelassen worden wa ren, um ihr Futter in dem zarten Laube der hohen Bambussträucher oder in den Stauden und Sträuchern des brasilianischen Urwaldes zu suchen, beschrieben und der vielfgchen Benutzung der Bambusen zu Flechtereien und Gefäßen gedacht worden war, begann die Schilde rung deS Weges, eines durch den üppigen Urwald frisch geöffneten Streifens; Palmen, Museen, Laprusarten, Leguminosen, Bromelien, Orchideen, besonders aber viel knorrige Wallbäumc bilden, durch thauartige Oipo» und unzählige, langgesponnene, blattreiche Luftpflanzen fest- verstrickt, ein großes, ziemlich undurchdringliches Ge webe, welches fast nur von Reptilien und Vögeln be wohnt wird. Von den letztern fanden besondere Erwäh nung der im Nestbau geschickte Oossicu», von den Ein- gebornen äupu», genannt, die gefräßigen Papageien, die drolligen Psefferfreffer, da» pfeifende Waldhuhn, der emsig kreischende korrmro und der melodisch schlagende 8c»kii, dessen Weise an die unsrer Goldamsel erinnert; er wird durch ein in aller Brasilier Munde leben des Lied des kürzlich verstorbenen Dichter- Gonsalvez Dia- gefriert, welche» in deutscher Uebersetzung etwa lautet: hat so lange daS „ohnmächtige Oesterreich" und das „lächerliche Deutschland" bespöttelt, bis man nunmehr den Ernst der Gefahr nicht mehr fortleitartikeln kann. Da muß man natürlich Oesterreich und die deutschen Staaten der wilden Kriegslust zeihen, deren Feigheit und Ohnmacht man so sicher auszumalen verstanden. Jetzt tastet man nach allen Winkeln herum, um nur die Verantwortlichkeit für die gegenwärtige Lage von sich abzuweisen, welche man sehr dienstgefällig gefördert hat. Jetzt erfindet man zum Trost die neue Selbstent täuschung, daß eine Ergänzung des Ministeriums im liberalen Sinne Alles schnell wieder gut machen würde! Leider müssen wir dem gegenüber Folgendes sagen. Dem Experiment, neben Herrn v. Bismarck ein libe rales Ministerium ausfindig zu machen, wollen wir gewiß nicht entgegentreten. Wir halten es zwar für unlösbar; allein unser Schaden wirds nicht sein, wenn man den Versuch anstellt und keine Männer findet, welche die Verantwortlichkeit für alles Kommende auf sich und die liberale Partei nehmen. Welche Männer dies aber auch sein mögen, auf die man sein Augen merk richtet, wir wollen nicht auch diese der Selbst täuschung zum Opfer fallen lassen, und darum sprechen wir es offen aus: neben Herrn v. Bismarck wird selbst die sorgsamste Auswahl nichts mehr fruchten! Nach unsrer Ueberzeugung beschwört nicht die Fortsetzung der zeitherigen Leitung, sondern die vollste Umkehr von der selben möglicherweise noch die Gefahren. Justizminister, Finanzminister, Minister des Innern, des Handels und der Landwirthschaft mögen sein, wer sie wollen; so lange Herr v. Bismarck die auswärtigen Angelegenheiten in Händen hat, glauben wir nicht, daß ihm eine Volks vertretung die Hunderte von Millionen bewilligt, die zum Kriege nöthig sein würden! Die Herren Braß und Compagnie mögen noch so heilig versichern, daß man bereit sei, so volksthümlich zu werden, wie sie sel ber sind; e» wird Jeder dergleichen zu würdigen ver stehen. Die Verlegenheit ist groß; allein sie wird da durch nicht vermindert, daß man Denen, welche dieselbe herbeigeführt, die Mittel in die Hand giebt, ihre Kunst fortzusetzcn! Dieselbe Liebe zum Vaterlande, welche uns durch die ganze Zeit den gefährlichen Selbst täuschungen entgegenwirken ließ, dieselbe Liebe gebietet uns heute, lieber den schwächsten Schimmer einer Frie denshoffnung festzuhalten, als den Plan mit einem von Herrn v. Bismarck ergänzten Ministerium — es zeige Namen, wie es wolle — auf Kriegshoffnungen einzu gehen. So lange die Krankheitsursache nicht entfernt ist, wird dem Uebel nur neue Nahrung durch gesunden Stoff zugeführt und die Heilung nur erschwert." Tonangebende französische Blätter, welche eine Zeit lang, als Oesterreich im Süden seine Rüstungen begann, aus Besorgniß wegen einer Entzündung des Krieges zwischen Oesterreich und Italien die österreichi sche Politik mit einigermaßen mißtrauischen Blicken be trachteten, sind jetzt, nachdem Frankreichs Vcrhältniß zu einem eventuellen Konflikte zwischen jenen beiden Mäch ten klar gestellt, in den deutschen Angelegenheiten wie der völlig auf Seite Oesterreichs getreten. So bringt die „France" in ihrer neuesten Nummer einen längcrn Artikel gegen die jetzige preußische Politik, in welchem sie erklärt, daß eine Allianz zwischen Frankreich und Preußen nicht allein mit den Grundsätzen der fran zösischen Politik unverträglich sei, sondern auch nicht die geringste Sicherheit darbiete. Der Gras Bismarck sei isolirt und verlassen und verletzte das öffentliche Gefühl in allen seinen Gestalten; ihm bleibe nur noch ein Hilfs mittel, und das sei die Rcvvlution. Wer sich aber auf die Revolution stütze, der müsse daraus Verzicht leisten, Frankreich zum Bundesgenossen zu haben. Die Haltung Rußlands gegenüber dem öster reichisch-preußischen Conflict wird von der offi- ciösen „Russischen Correspondenz" in folgender Auslassung prognosticirt: „Die feindlichen Regierungen wollen nur noch eine letzte Grnugthuung der öffentlichen Meinung geben, indem eine die andere für die Rüstungen verantwortlich macht. Aber, weil sie den Krieg vorbe- Meine Heimath ziert die Palme Und da schlägt der 8c»t>iL, Alle Vögel die hier singen, Anders singen sie, wie da. Unser Himmel hat mehr Sterne, Jede Pflanze frischre Triebe, Jede Wiese weit mehr Blumen, Unser Herz fühlt wärmre Liebe. Wenn ich nächtlich einsam weile, Welche Wonn' empfind' ich da Unter meiner Heimath Palme Bei dem Lied des 8oblä. Gott verhüte, daß ich sterbe, Ed' ich meiner Heimath nah', Eh' ich jenes Glück empfinde, Das mein Herz bewegt nur da, Wo im Laub der stolzen Palme Singt sein Lied der 8e»diä. Nach mühevoller Uebcrschreitung deS reißenden Gebirgsflüßchens Iro» Karra», ward ein schmaler, ge pflasterter, von Felsmassen begrenzter und steil auf wärts führender Saumpfad verfolgt, der jeden falls schon von dem kühnen spanischen Eroberer Alvar Nufiez, genannt Cabeya de Vaca (Kuhkops), bei dem von ihm im Jahre 1541 nach dem heutigen Paraguay unternommenen Zuge geöffnet worden ist. Der am Mittag erreichte Rastplatz, etwa 3000 Fuß über dem Meeresspiegel, zeigte zwar in einer kühlern und trocknern Luftschicht eine weniger reiche Vegetation, als da» Tiefland, den sogen, kardinal (mannshohe Myr- then- und Lorbeergrbüsche, sowie hochstenglige Kräuter- und Blattpflanzen), bot aber ein entzückende- Panorama über da- mit Recht als Paradies von Brasilien bezeich nete, buchtenreiche, dichtbewaldete und von glitzernden Wasserläufen durchschnittene Festland von 8,ma Oatka- rin», begrenzt nach Osten durch die dunkelblauen Wo gen de« südatlantischen OceanS und nach Westen durch reitet, finden sie sich in der Nothwendigkeit, ihn zu unternehmen. Die Gcmüther sind zu aufgeregt, die Eifersüchteleien sind zu geschickt in Scene gesetzt, al» daß nicht hier oder dort bald die ersten Flintenschüsse gehört werden sollten. Bei diesen Centraleuropa theilenden Verwickelungen jeder Art, die die dänische Frage noch schärfer beleuchten, ist übrigens der Frieden unmöglich geworden, weil er auf keinem Princip, auf keiner höher» Idee beruht. Durch Gewalt wird entschieden, wessen Vortheil gelten soll. Nichtsdestoweniger ist es außer allem Zweifel, daß die Völker der Ruhe bedürfen und daß ihre wichtigsten Interessen untrennbar von der Er haltung deS Friedens sind. Es muß also vorausgesetzt werden, daß von einer Seite her der Krieg gesucht und durch einen Zustand der Unbehaglichkeit und Verwirrung unumgänglich vorbereitet wurde. Die gegen Oestorreich vorgebrachten Beschuldigungen sind zu unwahrscheinlich, um geglaubt zu werden. Denn wer wollte wirklich an nehmen, daß dieser Staat bei seinen zerrütteten Finanzen und inner» Verlegenheiten, aus denen selbst zahlreiche Zugeständnisse ihn nicht zu ziehen vermochten, die Ab sicht haben kann, sich noch zwei mächtige Feinde im Norden und Süden zu schassen? Der preußische Vor schlag einer Bundesreform ist jedenfalls gegen Oester reich gerichtet, aber die von der österreichischen Regie rung gegebenen Beweise einer versöhnlichen Stimmung konnten vermuthen lassen, als ob jener berühmte Vor schlag durchaus nicht als unmittelbare KriegSursache von ihr betrachtet würde. Außerdem hatte diese Vorlage die Zustimmung der Mittelstaaten noch nicht gefunden, Oesterreich hatte also Zeit zum Ueberlegen und konnte durch Temporisiren Alles wieder gewinnen. Italien hat seinem alten Hasse und Ehrgeize gehorcht. ES ergriff die erste Gelegenheit, um sich zu rächen und zu ergänzen. Aber handelt es auch umsichtig und erlauben seine Fi nanzen, das Spiel der vorbereiteten großen Partie zu übernehmen? Wollen wir auch die Richtigkeit seine- Calcüls zugeben, so wird man ihm doch immer den Vorwurf machen können, daß es durch seine Haltung den Krieg und dessen verderbliche Folgen in Europa gefördert, welches für Italien nur Sympathien hatte. Das von uns über die preußische Politik schon öfter Bcigebra hte wollen wir nicht wiederholen. Dieselbe ist und bleibt offenbar jedem Gerechtigkeitsbegriff ent gegen. Die letzten Aussorderungen zum Äbrüsten sind eben so wie die jüngsten Beschuldigungen eben so viele Kriegs herausforderungen. Herr Bismarck sucht einen allgemeinen Umsturz, um seine Pläne nach außen und innen durch» zusetzen. Bald wird sein Ziel erreicht und Europa den Wechselfällen des Zufalls preisgegeben sein. Was wird er unter den von ihm aufgehäuften Trümmern finden? — Bei diesem allgemeinen Unglück ist es ein Trost für Rußland, nicht im Geringsten zu den Erfolgen einer durchaus persönlichen Politik beigetragen zu haben, und daß cs berechtigt ist, außer dem Bereiche der Europa untcrwühlenden Aufregung zu bleiben. Welche Gründe sollten uns auch bestimmen, aus unsrer Neutralität hcrauS- zutreten?" — Die „Schlesische Zeitung" fügt diesem Artikel deS russischen Blattes hinzu: „Von einer Macht, die in ihren officiösen Organen sich so vernehmen läßt, dürften wir jedenfalls keine Unterstützung zu gewärtigen haben." Tagesgeschichte. ch Wien, 16. Mai. Aus Ungarn kommen sehr günstige Nachrichten. Die Stimmung der maßgebenden Persönlichkeiten 'm Abgeordnetenhause ist für die mög lichste Beschleunigung der Ausgleichsangelegenheit angesichts der großen Krisis, in welcher sich das Reich befindet. Die Regierung ihrerseits kommt mit wichtigen Zugeständnissen dieser Stimmung nach Möglichkeit ent gegen. Die Verhandlungen über die gemeinschaftlichen Angelegenheiten dürsten unter diesen Umständen sehr bald zu einem erfreulichen Ergcbniß führen. * Wien, 17. Mai. (Tel.) Der „Wanderer" schreibt in seiner Abendausgabe von angeblich verläßlicher Seite, das in einer Länge von 200 geographischen Meilen sich erstreckende, das Littoral vom hohen Tafellande tren nende Küstengebirge. Nach einem kärglichen MittagSmahle, bestehend au» dem holzigen Mandiokmchle und Wasser, welches letztere aus Reisen in Brasilien in die 6u»md„ (Trinkhörne.) beim Passiren der Flüsse vom Sattel ausgeschöpft und daselbst aufbewahrt wird, begann der schwierige Theil des Wegs, ein durch die steilen, den Kamm der 8«rr» bildenden Hügel führendes Defil»; der Weg, welcher anfangs noch stellenweise gepflastert und leidlich pasfir- bar war, ging zunächst in einen steilen Naturpfad auf felsigem Boden über, bald aber trat an des letztern Stelle rother Lehm, ein durch die Zersetzung von Gra nit und Gneis entstandenes Verwitterung-product, und es mußte nun auf einzelnen Felsstückcn, welche durch den Regen stufenartig herausgewaschen waren, mühsam aufwärts geklommen werden. Die Schwierigkeit derartiger Communication läßt es erklärlich erscheinen, daß viele Theile des Hochlan des fast außer allem Verkehr mit der nahen Küste und deren trefflichen Häfen sind, und daß in ziemlicher Nähe von solchen Orten, welche Ueberfluß von landwirthschaft- lichen Producten haben, oft drückender Mangel an den selben herrscht. Der Kamm des Gebirge» liegt etwa 4000 Fuß über dem Meeresspiegel, und während der Boden wenige Tausend Fuß tiefer seine productive Kraft in dem Wu chern deS üppigsten Pflanzenwuchse- selbst am nackten Felsen zeigte, war oben der Boden nur spärlich mit dürren Farren, die einzelnen Felsblöcke aber kaum mit einigen Flechten bedeckt, und somit ward .n einem schma len Streifen ein neutrale- Gebiet zwischen den beiden, durch dir 8«rr, getrennten, in vielen physikalischen Be»
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