Dresdner Journal : 31.05.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186605315
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660531
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660531
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-05
- Tag1866-05-31
- Monat1866-05
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 31.05.1866
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.V122. DomnKag! den SI. Mai 18««. Atzmnwmrittspretse: i» AGo^»«»r 3»krltut>> «rblc. — Kgr ^jtkrlick: 1 „ 1b „ ÜovTtliok:— ,, lb „ Iia»»lo« Huwursro! 1 „ ruseratrnprets«: rür 6«n L»um «io«c ee»p»It«lleo L«il«: 1 Vv»«r „Liuxe,«uät'' äi« 2«U«: 3 «xr. LrschtlNtn: 'kilglteb, mit Xu»n»bin« ävr 8ouu- uoä k'siertAg«, Xbsuä» kür äeo tvlbeuäeu 1'»g. 1« tritt?o,t- u. 8t«mp«l- ru»eüi»b lüuuu. Dres-nerSournal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »nseralr»-llil-h«t «l-würt«: b« v»L»o»r»^r»», 6oo>iiii,iioui1r äs« vr««äo«r ckourn»!«; kl. Luol.»», Lvoi» kour; L»wdar,-L«rU». Vt«Q-rr»»KNue ». lt.: t Vv0l.»u L«rU»: Oiorivi'icb« kuekk., Kiriuic»»'» Hure»»; Lr«m«»: L. 8o»r.orr»; Lr»,t»n: L>. 8,^»<»»>,',^nliooe«odur«»«, ck SxmioiiLv»«»; kr»nKLurt«.H.:3^-o»»'»<:b« Lucdb.; »S1o: ^o. Ltoiir»;k»rt»: Lvl.i.l»» L 6o., (S, ?I»o« 6« I» Sour»«); k», S»»i.io»'» Luobk.; Viiu: O»^»l,n. cherausgrber: Liiulgl. LipeLitiou ä«, vr«,äu»r ^ouru»I», vr«»ä«u, L1»ri«u,tr»»»« So. 7. Abonnements - Einladung. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden für Dresden in unsrer Expedition, für aus wärts bei den zunächst gelegenen Postan- stalten angenommen. Gür Dresden und alle Orte im Bezirke der k. sächsischen Post- verwaltung beträgt der Preis für diesen Monat 15 Ngr. L-sigl. Erpt-ittlm des Dresdner Journals. (Marienstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dre-den, 3V. Mai. Se. König!. Majestät haben sich bewogen gefunden, den Prinzen Friedrich August, König!. Hoheit, aus Anlaß Höchstdessen Geburtstages, unter dem 25. d. M. zum Chef der vacanten II. In fanterie-Brigade allergnädigst zu ernennen, dergestalt, daß letztere hinführo dessen Namen zu führen hat. Bekanntmachung, eine Abänderung der Telegraphen-Ordnung vom 28. November 1865 betreffend, vom 28. Mai 1866. Die Bestimmung in Alinea 2 des Zusatzes zu 8- 9 der Telegraphen-Ordnung für die telegraphische Kor respondenz im deutsch-österreichischen Telegraphenvereine, sowie für den innern telegraphischen Verkehr vom 28. No vember 1885 (Ges.- und Brrordn.-Bl. v. 1865, Seite 662), wonach Chifferschrift bei Privatdepeschen gestattet ist, wird hiermit bis aus Weiteres außer Wirksamkeit gesetzt. In Chifferschrift geschriebene Privatdepeschen werden daher von den sächsischen Telegraphenstationen nicht weiter angenommen und ankommende nicht bestellt. Dresden, am 28. Mai 1866. Finanz - Ministerium. Frhr. von Friesen. Schreiner. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Tage»geschichte. Wien: Einladung zu den Pariser Conferrnzen. Vortrag der Staatsschuldencontrolcom- mission. Ausgabe neuer Zehnkreuzermünzscheine. Kö nigin Olga. Keine zweite Recrutirung. — Inns bruck: Kaiser Ferdinand. Landesvertheidigung. — Berlin: Die Truppenconcentrirung nicht ststirt. Die Klingebeutelaffairr. Disposition für die HeereSauf- stellung. Der Herzog von Koburg. Vermischtes. — Köln: NahrungSlostgkeit. Friedenspetitionen. — Aus Rheinvreußen: Haltung der rheinischen Presse. Urwählerversammlung. — Kaldenkirchen: Schlä gerei mit preußischen Militär. — München: Keine Ministerentlassungsgesuche. Vom Landtage. — Stuttgart: Eindruck der Thronrede. — Han- novser: Hohe Gäste. Vom Landtage. — Karls ruhe: Militärcredit bewilligt. — Koburg: Landtag. Werthhrrabsetzung österreichischer Kreuzer. — Hamburg: Ein englisches Kriegsschiff. — Pa ri»: Zur Congreßsrage. Großfürstin Marie. — Florenz: Brofferio f. Berliner Auslassung über die Lage Italien». Anwerbung von Freiwilligen ge schlossen. — Madrid: Das Bombardement Valpa raisos. Austritt des Finanzministers. — Lissabon: - Hohe Gäste. — London: Parlamentsverhandlungen. Prinz Alfred. - Kopenhagen: Vom Hofe. Eingehen der Reitergarde. — Stockholm: Vermischtes. — Schanghai: Japanische Zollregulirung. — New- Vork: Congreßverhandlungen. Proceß Jefferson Davi»'. Vermischtes. Feuilleton. K. Hoftheater. Dienstag den 29. Mai wurde L. Angely's „Reise auf gemeinschaftliche Kosten", komisches Gemälde nach dem Französischen, neu einstu- dirt gegeben. Angely erwies sich seiner Zeit bei den Bemühungen, das frühere Königstädter Theater in Ber lin zu einem Volkstheater zu gestalten, sehr geschickt thätig, namentlich durch Localisirung französischer Vau deville». Sein bestes eigene» Stück, das bekannte „Fest der Handwerker", ist ein treue» Genrebild aus dem Volksleben. Uebrigens ließ er sich vom guten Geschmack nicht beeinflussen und seine Komik erging sich gern ins Triviale und Gemeine, was dem Publicum der König- städter Bühne sehr wohl behagte. Die neu einstudirte Posse enthält in dem gutmüthigen Philister Liborius und seinem alten Diener Brennike zwei sehr wirksame Chargen, aber die Wiedergabe solcher veralteter Lebens bilder bietet unüberwindliche Schwierigkeiten. ES fehlen den Darstellern für diese unsrer Gegenwart bereits fern liegenden Genregrmälde die Anschauungen und Vorbil der au» der Wirklichkeit des Leben», und die Frische, charakteristische Wahrheit und eigenthümliche Komik der Gestaltung, welche frühere Schauspieler mit solcher Hilfe vollendet geben konnten, bleibt ihnen unerreichbar. Wenn man in solcher Erwägung die Forderungen ge rechter Weise beschränkt, so wurde da» Stück von Sei ten aller Mitwirkenden vortrefflich und mit anerkennen»- werthem Bemühen gegeben, und namentlich die Herren Ja ff» und Räder zeichneten sich in den beiden ge nannten Hauptpartien durch lrben»volle, drastische Komik au». Nur Frl. Guinand blieb ihrer Rolle durchaus fremd, aber ohne ihre Schuld; denn die prätenflöse Berliner Eommerzienräthin in individueller Leben»wahr- hett wiederzugeben, war eine für ihr Talent gänzlich Schleswig-Holstein. (Schlägerei zwischen Oestrrreichern und Preußen. Bon der preußischen Flotte. Soldaten toaste in Schleswig.) Drr»dner Nachrichten. Proviazialaachrichtra. (Leipzig. Grimma.) Eingesandte». Telegraphische Nachrichten. Chemnitz, Dienstag, 29. Mai, Nachmittags 5 Uhr.*) In der heutigen Generalversammlung der Börse zu Chemnitz erstattete die von hier nach Dresden an da» Ministerium gesendete Deputation auSsühr- lichrn Bericht über den Erfolg ihrer Mission. Dieser Bericht wurde mit allgemeiner Freude und sichtlichem Beifall ausgenommen und einstimmig eine Dankadresse an Sr. Majestät den König brschloffen. — Die Ver sammlung brachte auf Borschlag de» Vorsitzenden, um der Stimmung der heutigen Sitzung volle Geltung und Ausdruck zu geben, auf da» Wohl Sr. Majestät de» Königs und auf das gesammte uns so wohl ge sinnte Ministerium ein dreimaliges Hoch. *) Wiederholt, weil gestern nur in einem Theile der Auf läge enthalten. Frankfurt a. M., Dienstag, 29. Mai, Nach mittags 3 Uhr. (Directe Meldung.) Die Bundesver sammlung nahm in ihrer heutigen außerordentlichen Sitzung die Einladung zu Bethriligung an Konferenz- Verhandlungen in Pari» zu Aufrechthaltung de» Frie den» entgegen Es wurde ein Ausschuß uck koe nie- dergesetzt, bestehend aus Oesterreich, Preußen, Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg und Großherzog- thum Heften; Baden und die großherzoglich und her zoglich sächsischen Häuser wurden als Stellvertreter gewählt. (Nach einem Frankfurter Telegramm an „Wolff'S Telegr.-Büreau" in Berlin wäre nicht Groß- herzogthum Hessen, sondern Kurhessen in den Ausschuß gewählt worden. Nach Vorlegung der fast gleichlau tenden Noten England», Frankreichs und Rußlands wurde der Beschluß gefaßt, dieselben ungesäumt zur Kenntniß sämmtlicher Bundesregierungen zu bringen. — In den Ausschuß für die ltmburgsche Angelegen heit kamen Oesterreich, Preußen, Bayern, Hannover und Baden.) Wien, Mittwoch, 30. Mai. Die „Wiener Z." veröffentlicht heute in ihrem amtlichen Theile ein Ge setz vom 25. Mai, welches eine Zwangsanleihr von 12 Millionen Gulden für Lombardo-Venetien verfügt. Die Einzahlungen haben in sechs gleichen Monats raten, die für die Provinzen Venedig, Vicenza und Belluno Ende Juli, für die übrigen Provinzen Ende Juni beginnen, in Silber oder Gold zu erfolgen. Pesth, Dienstag, 29. Mai, Abend». Der Bür- grrauSjchuß hat in seiner heutigen Sitzung eine Loyali- tät»adrefte an den Kaiser beschlossen. Geldspenden zur Unterstützung verwundeter Ungarn werden ge sammelt. Berlin, Mittwoch, 30. Mai, Nachmittag». Der König hat heute Mittag einer mehrstündigen bonseil- fitzung präsidirt. Der Kronprinz ist von Breslau wieder hier eingetroften. Preußen hat in den Vorverhandlungen seine Theil- nahme an der Pariser Konferenz nur unter der Vor aussetzung zugesagt, daß eine Einmischung in die innern Angelegenheiten des Bundes nicht beabsichtigt werde. Die Mächte sind zugleich daraus aufmerksam gemacht worden, daß die preußischen Vorschläge zu einer Bunde-reform jeden Anlaß zu fremder Inter vention vermeiden. Hamburg, Mittwoch, 30. Mai. Die „Hamb. Börsrnhalle" enthält rin Telegramm aus Lima vom 27. April, demzufolge die spanische Flotte daselbst angekommrU ist. Admiral Mendez Nunez notificirte die Eröffnung der Feindseligkeiten zum 1. Mai und den Anfang der Blokade zum 3. Mai. Dir Waaren- vorrithe wurden in Sicherheit gebracht. ungeeignete Aufgabe. Von dieser Rolle abgesehen, wirkte die Komik der Figuren und Situationen un widerstehlich und erregte in vielen Momenten besonder» durch Liborius und Brennike da» heiterste Gelächter, abwechselnd allerdings mit weniger angenehmen Ein drücken der Veraltung, Leerheit und ordinärer Elemente. Dem Stücke ging da» Holbein'sche Lustspiel „Der Verräther" vorher, mit Frl. Wolff al» Clärchen, die sich in ihrer gewandten und ansprechenden Darstel lung solcher Partien vor einem zu derben, pikant mar- kirten Farbenauftrag hüten muß. C. Banck. Im Halbdunkel. (Fortsetzung au» Nr. >21.) Meine Frau, mit der Richard auf dem Fuße ge genseitiger Freundschaft stand (wie er überhaupt der Liebling fast aller verheiratheten Frauen war), behaup tete steif und fest, daß Richard nicht allein nie verliebt war, sondern daß er auch nie heirathen werde. „Und woher kommtDir diese feste Ueberzeugung, wenn es sich um einen Mann handelt, der dazu geschaffen ist, die Zierde dieses ehrenwerthen Standes zu werden", frug ich, als die Gefährtin meiner Freuden und Leiden zum ersten Male ihre Ansichten über diesen Gegenstand kundgab; „ist mein Freund nicht ausnehmend gesellig in seinen Gewohnheiten, ist nicht sein Wesen voll Zu neigung und seine Natur eine besonder» zärtliche? Warum sollte er also der Liebe unfähig und von den Freuden des Ehestände» ausgeschlossen sein?" „Ich habe nicht gesagt, daß er unfähig ist zu lie ben—, o nein!" antwortete Mrs. Northcote, „obgleich ich glaube, daß er nie heirathen wird. Jedenfalls ist eS ein Verlust für die Frauen, denn Männer wie Mr Mowbray — Männer, die mehr zugrthan al» leiden schaftlich, mehr treu al» heftig find, werden immer Tagesgeschichk. ch Wien, 28. Mai. Die drei identischen Depeschen, welche zur Pariser Conferenz einladen, sind so ge halten, daß Oesterreich der Conferenz beitreten kann, ohne die geringste Reserve im Vorhinein machen zu müssen. Nicht nur, daß der „Venetianischen Frage" keine Erwähnung geschieht, cs ist überhaupt jeder Aus druck vermieden, der auch nur entfernt al» eine Partei nahme der neutralen Mächte zu Gunsten der Ansprüche Italien» gedeutet werden könnt«; es ist daher weder von der „Sicherheit und Consolidirung des Königreich» Italien" noch von einem „österreichisch-italienischen Zer- würfniß" die Rede. Die Formel: „Prüfung der italie nischen Angelegenheit" wurde von dem russischen Ca- dinet vorgeschlagen, von Oesterreich angenommen. Ue- brigen» hat das österreichische Cabinet nicht einen Con- grrß, sondern nur eine europäische Conferenz angenom men, und zwar ohne ein im Vorau- festgestelltes Pro gramm. Diese Bedingungen sind angenommen worden. Die formellen Einladungsdepcschen werden, nachdem heute die noch rückständige russische Depesche erwartet wird, feiten der Vertreter der drei Mächte morgen hier überreicht werden. * Wit», 28. Mai. Das amtliche Blatt hat jetzt den lange erwarteten Vortrag der Staatsschuld en- controlecommission für das Jahr 1865 veröffent licht. Am Schluffe ihres Vortrags fügt die Commission folgende „Erwägungen aus Anlaß der Finanzlage" bei: „Die treugehorsamste Commission hat in pflichtschuldigster Befolgung der Bestimmungen des Gesetzes vom 27. October 1865 in dem gegenwärtigen allerunterthänigstev Vortrage ihre Wahrnehmungen bei den einzelnen Fragen und Gegenständen selbst niedergelegt. Dieselbe will in eme weitere Erörterung der in dieseiy a. u. Bonrage geschilderten Maßregeln, welche io letzter Zeit von der Finanzverwaltung ergriffen wurden, so sehr dieselben eine solche hcrvorzurufen geeignet sind, angesichts der Verhältnisse, in welcher sich das Vaterland derzeit befindet, nicht eingchen. Sie würde aber ihrer patriotischen Verpflichtung und dem ihr allergnädigst zu Theil gewordenen allerhöchsten Vertrauen nicht entsprechen, wenn sie jene Wahrnehmungen nicht zu Ew. Majestät Kenntniß brächte, zu welchen eine un befangene Würdigung der Finanzlage und der Entwickelung der österreichischen Creditverhältnisse seil acht Monaten mit zwin gender Nothwendigkeit führen muß. Das Anlchenaus Grund des Gesetzes vom 23. November 1865 war das erste, welches seit der Sistirung des Grundgesetzes über die Reichsvertretnng und ohne die in demselben, sowie in dem allerhöchsten Hand- schreiben vom 17. Juli 1860 und Art. II des Diploms vom 20. October >860 geforderte Zustimmung des Reichsraths con- trahirt wurde. Die Abichließuna dieses Anlehcns, welche zu einer Zeit geschah, wo der Friede noch nicht bedroht erschien, erfolgte zu den ungünstigsten und lästigsten Bedin gungen und hatte sofort eine wesentliche Herabdrückung der Course sämmtlicher Staatspapiere zur Folge, welche eine all gemeine Erhöhung des Zinsfußes und Werthvermlnderung aller andern Effecten, und damit eine weitere Verschlimmerung des volkswirthschastUchcn Leiden» des Reiches nach sich zog. Wenn sich schon hierdurch die Ueberzeugung aosdrängen mußte, daß rn Oesterreich die Mitnnrkungdcr Volksvertretung, deren Wirksamkeit von Ew- Majestät ohnehin nur zeitweilig suspendirt wurde, bei der Verwaltung der Reichsfinanzen durch längere Zeit ohne die schwer sten Nachthelle nicht mehr entbehrt werden könne, so wird diese Ueberzeugung geradezu unwiderstehlich angesichts der Verwickelungen, welche gegenwärtig den Frieden bedrohen, und der im Drange der Verhältnisse ergriffenen finanziellen Maß regeln. Die treugehorsamste Commission hält cs daher für ihre Pflicht, dieser ihrer Ueberzeugung an den Stufen des aller höchsten Thrones offen und unumwunden Ausdruck zu geben. Sie hält sich hierzu um so mehr berufen, weil bei der gegen wärtigen Lage der Verhältnisse das alsbaldige Eintreten des Zeitpunktes, mit welchem die Reactivirung emer aus der Wahl der Reichsvertretung hervorgegangenen StaatSschuldencontrole- commission ermöglicht sein und bis zu welchem sic die Gcbarung im Staatsschuldenwesen zu überwachen haben wird, als noth wendig und unaufschrebbar erscheint. Denn die Com mission muß in Uebereinstimmung mit den im a. u. Vortragt vom 18. October 1865 ausgesprochenen Grundsätzen die Bemer kung wiederholen, daß ihre Wirksamkeit, welche tue Finanzmaß regAn als vollendete Thatsachen binzunehmen hat und sich auf die Ueberwachung beschränken muß, daß mit der Staatsschuld im Sinne der allgemein kundaemachten Bestimmungen gebahrt werde, nicht auf eine Linie gestellt werden kann mit jener einer Corporation, welche das der Reichsvertretung zustehende Recht der Controle über die Staatsschuld zu üben und darüber zu wachen hat, daß die Vermehrung der Staatsschuld nur im ver- saffuogsmäßiaen Wege erfolg», welche also jede finanzielle Maß- regel von diesem Standpunkte zu prüfen und falls die Prü- musterhafte Ehemänner, diese sind es, die ihre Frauen nach der Hochzeit mehr lieben als vorher, und denen Haus und Herd heiliger ist, als die ganze übrige Welt." „Auf meine Ehre — bemerkte ich etwas erstaunt über den ganz besonders milden und weichen Ton, in dem meine Frau sprach —, Du scheinst Mr. Mowbray zur Studie gemacht und nicht wenig Nachdenken und Ueberlegung auf ihn verwendet zu haben!" „Ueberlegung! gar nicht, mein Lieber", erwiderte sie lächelnd, „Frauen fühlen instinctmäßig den Werth eines solchen Mannes wie Richard Mowbray. Doch gehört er nicht zu Jenen, die den meisten Frauen ge fallen." „Wirklich! und wie läßt sich wohl ein solcher Wi derspruch vereinigen, wenn ich fragen darf. Wenn Richard alle möglichen Tugenden besitzt und Frauen diese instinctmäßig erkennen, warum ist er nicht der gewürdigte Gegenstand ihrer Auszeichnung? Oder ist das so zu verstehen, daß das weibliche Gemüth hier und da eine Portion Laster vorzieht, sei es auch nur, um die Tugenden in glänzenderm Lichte zu sehen." „Da» gerade nicht", antwortete Mr». Northcote zögernd, „aber ich glaube, daß Frauen im Allgemeinen eine — kühnere Art und Weise — vielleicht ein ent- schiedneres Auftreten bewundern. Zu lachen brauchst Du deshalb nicht." Aber ich lachte doch. „Natürlich thun sie das, und der arme Richard wird dadurch zum Opfer einer gleichgiltigrn Frauenwelt." „Da» meine ich auch nicht, Robert; aber davon bin ich überzeugt, daß ein Mädchen, Willens Mr. Mowbray zu heirathen, e» ihm auf die deutlichste Weise zu ver stehen geben muß, sonst würde er nie daran glauben." „Gut mein Kind, dann laß uns hoffen, daß er ein solche» Wesen finden möge, da» seinen Werth völlig sung verneinend ausfällt, ihre Mitwirkung »u verweigern «nd dadurch die Maßregel selbst zu verhindern berechtigt wie ver- pflichtet ist. Wenn eine solche Institution für einen Staat, dessen Credit geschwächt ist. uuter allen Beihältoiffen von Hoher Wichtigkeit erscheint, so wächst ihre Wichtigkeit, ja sie wird ge- radezu unentbehrlich in Zeiten, wo an den Patriotismus und die Opferwilligkeit der Völker die schwersten Anforderungen ge stellt werden." — An den Vortrag der StaatSschuldencontrolecom- Mission anknüpfend, bemerkt die amtliche „Wien. Ztg.": Die Controlecommission hat gewiß nur in patriotischer Absicht zu politischen Erörterungen sich bestimmt ge funden und auf die Nothwendigkeit einer unverweilten Berufung des ReichsratheS hingewiesrn. Wenn die Controlecommission auf die Mitwirkung der ReichSver- tretung bei der Verwaltung der Staatsfinanzen beson deres Gewicht legt, so giebt sie nur Gedanken und Wünschen Ausdruck, welche die Regierung wiederholt als vollkommen berechtigt anerkannt hat. Allein, was die Controlecommission anzuführen unterließ, soll hier ausgesprochen werden, daß nämlich die Möglichkeit eine- lebensfähigen Verfassungszustandes nur durch die Eini gung der Völker gegeben ist und die- nimmermehr durch das Zurückgreifcn auf Formen erzielt wird, welche that- sächlich den Zwiespalt der Völker genährt haben. Da» ersehnte Ziel ist nur auf dem bereits betretenen Wege der Verhandlungen erreichbar, welche dort begonnen werden müßten, wo rin älteres Verfassungsrecht dir Ausgleichung mit den Forderungen der Gegenwart und der Machtstellung des Reiches erheischt. Ein Verlaffen dieses Weges müßte im Interesse de» Reiches umsomehr beklagt werden, als der bei den Verhandlungen sich kundgebende Geist die Hoffnung aus das Gelingen wohl begründet erscheinen läßt. — Eine kaiserliche Verordnung erhöht die Ausgabe der Zehnkreuzermünzscheine von 4 auf 12 Mil lionen. (Bon den ursprünglich ausgegebenen 12 Mil lionen waren zufolge Gesetzes vom 17. November 1863 8 Millionen eingezogen worden. Nach dem eben er schienenen Vortragt der Staatsschuldencontrolecommis- sion waren Ende 1865 3,653,023 Fl. 70 Kr. im Umlauf.) — Die „Ab end post" vom 29. Mai erklärt in Bezug auf die sächsische und die bayersche Thronrede: Ueberall in Deutschland, wo im Gewirre einseitiger Parteibe- strrbungen der Sinn für Recht und' Bundeserhaltung noch nicht untergegangen ist, werden diese königlichen Worte mit voller und ungetheilter Zustimmung begrüßt werden. — Königin Olga von Württemberg verläßt am 30. d. Wien. Wien, 29. Mai. (Boh.) Königin Olga von Württemberg hat ihre hiesige Anwesenheit um zwei Tage verlängert. — Fürst Ghika ist in einer Specialmisston von Bukarest hier eingetroffen; er überbringt die No- tification von der Thronbesteigung des Prinzen von Hohenzollern. Morgen hat derselbe Audienz beim Kaiser. — Die zweite Recrutirung soll, wie es heißt, sistirt werden wegen des bedeutenden Andranges von Frei willigen. Falls doch die zweite Recrutirung stattfinden sollte, würde dann dir Altersklasse von 1846 aufgrru- fen werden. Innsbruck, 26. Mai. (A. Z.) Heute um 6 Uhr Abend» ist Kaiser Ferdinand hier angekommen und hat unter dem lebhaftesten Zurufe de» dichtgedrängten Volkes durch dir im Feftschmuck prangrnde Stadt srinen Einzug in die Hofburg gehalten. Seine Gemahlin, die Kaiserin Marie Anna, war schon Morgens um ^6 Uhr «ngekommen und hat den Weg vom Bahnhof in die Burg zu Fuß zurückgelegt. Erzherzog Karl Ludwig, für den ebenfalls die Gemächer in Bereitschaft gesetzt sind, wird nach neuern Mittheilungen die Hauptstadt des Reichs vorläufig nicht verlaffen, und man hört, daß er für den Fall des Krieges als ^Iter ego für Civil- angelegenheiten in der Nähe de» Throns bleiben werde. — Die Vorbereitungen zu kräftiger Verthridigung nehmen den erfreulichsten Fortgang; Wünsche, Beschwer den und politische Zwistigkeiten treten angesichts der äußern Bedrohung zurück, und in ruhiger Entschlossen heit arbeitet man an der Organisirung aller verfügbaren zu schätzen weiß und Muth und Offenheit genug be sitzt, den Zustand ihres Herzens Dem kund zu thun, für den es schlägt; geschieht das nicht, vermuthe ich, müssen wir sein Schicksal al» besiegelt betrachten." „Mr. Mowbray wird nie Diejenige zur Frau neh men, die auch nur im Entferntesten Anstand oder weib liches Zartgefühl vergessen könnte," entgegnete meine Ehehälfte mit Würde. „Dann mögen ihm die Götter beistehen; wenn ich Dich recht verstehe, können cs Menschen nicht", sagte ich, da» Gespräch endigend. Nun muß ich gestehen, daß obgleich ich meiner Frau Ansichten mit Ironie behandelte, um pflichtschuldig meine natürliche Ueberlegenheit und meine Herrschaft an den Tag zu legen, ich doch im Grunde mit ihr überein- stimmte. Ich hatte Richard immer zu den Hagestolzen gerechnet, trotz seiner Vorliebe für die Gesellschaft von Frauen. Es ist allerdings wahr, daß er immer Die vorzog, die schon mit Männern versehen waren. Die Dämmerung hatte sich längst in die durchsich tige Dunkelheit einer Sommernacht verwandelt, und wir verfielen beide in tiefe» Stillschweigen, wir be obachteten da» Licht, da» aus den weitgeöffneten Fen stern de» anstoßenden Salons kam und die langen Schat ten der Bäume und Sträucher im Garten mit seinen sanften Strahlen erleuchtete. Die leisen Abendlüste wisperten den Bäumen zärtlich zu, die liebende Ant worten zurückfiilsterten. AuS unsrer Träumerei geweckt hörten wir plötzlich Klänge, die ganz zu unsrer Stim mung paßten. — „Einsam bin ich, nicht allein". Ich glaube, wir hielten Beide unsern Athem an, al» eine jugendliche, klangvolle Stimme die begeisternde Melodie Karl Maria v Weber » zu uns herübertrug, jene Töne voll klagendem Kummer und leidenschaftlicher Sehnsucht. Nach einigen Minuten boz sich Richard
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