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Dresdner Journal : 07.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660607
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660607
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-07
- Monat1866-06
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 07.06.1866
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§§128 1866 Donnerstag, den 7 Juni LLmmewntt-rrttse: DreMerImmml Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. d. ft. o u ,1 8 Weiß. r geht «sch heute zui der Prinz Friedrich ^ur Hauptarmre nach Schlesien ad; Karl folgt ihm morgen. Dresden, 6. Juni. Wie wir erfahren, sind die Ver handlungen der XVI. Generalzollconferenz im Laufe der vorigen Woche sistirt worden, da von der königl. preu ßischen Regierung ein Antrag auf Vertagung der Kon ferenz eingebracht worden war. Seiten der sächsischen Re gierung ist dieser Antrag den übrigen Vereinsregierungrn vorgelegt worden, und da eine allseitige Zustimmung in Aussicht steht, so dürfte in nächster Zeit die förmliche Vertagung der Konferenz zu erwarten sein. I. i Für den Minister: Kohlschütter. en !N I« »n st- in 7 k r z k politischen Bedürfnisse gewissen Einschränkungen unter worfen werden, allein es bei Seite schieben wollte und konnte eine österreichisch - preußische Abmachung nicht, ohne die Ziele des gemeinsamen Vorgehens gegen Dä nemark zu verläugnen, ohne in den Herzogthümern eine neue Vergewaltigung an die Stelle jener zu setzen, zu deren Beseitigung man die Waffen bis an die Nord spitze Jütlands getragen, ohne dir zerstörende Hand an die Grundbedingungen des Deutschen Bundes zu legen. Jede natürliche und unbefangene Auffassung und In terpretation der Verträge führt daher zuletzt wie von selbst auf die Verweisung der Frage an den Bund. Wäre das Recht auf die Herzogthümer von vornherein unzweifelhaft klar gestellt gewesen, wären namentlich Preußen und Oesterreich im Sinne dieses Rechtes über die Grundlagen des Definitivums einig geworden, dann allerdings hätte es vielleicht des Bundes nicht bedurft, um auf der Basts des durch den Wiener Frieden ge schaffenen DiSpositionsrcchtes der Großmächte zu einer Entscheidung zu gelangen. Allein alle Versuche Oester reichs, Preußen für die Lösung zu gewinnen, die das Wiener Cabinet im Einklänge mit fast ganz Deutsch land als die dem Recht entsprechende anerkennen mußte, sind gescheitert. Was konnte natürlicher sein, als daß Oeslerreich sich entschloß, die ältern Rechte deS Bundes, die durch die Vereinbarungen mit Preußen nicht in Frage gestellt werden konnten, frei walten zu lassen, dem Deutschen Bunde die Entscheidung der Sache an heimzustellen? Preußen aber, so scheint es, könnte um so weniger eine gegründete Einsprache gegen das Vor gehen Oesterreichs erheben, als es in seiner Stellung zur Frage geradezu durch Alles ün den Bund gewiesen ist. Durch Jahre hindurch hat eS nicht als europäische Großmacht, sondern als Glied des Deutschen Bundes an der schleswig-holsteinschcn Frage hervorragenden An theil genommen, zur Bundescrecution ist es in den Kampf gegen Dänemark gezogen, ehe dieser durch die Halsstarrigkeit Dänemarks den Charakter eines Krieges angenommen. Es behauptet Ansprüche auf die Herzog thümer, bezüglich deren cS unmöglich sich allein als Richler betrachten kann. Bestimmen nicht sein souveräner Wille und die augenblicklichen Vortheile, die eS anstrebt, die obersten Grundsätze seiner Haltung, hat es sich noch einen Rest von bundestreuer Gesinnung bewahrt aus der Politik der Militärconventionen, der Einzelbünd- nisse, der Zetteleien mit fremden Mächten, dann wird eS sich der Entscheidung des Bundes fügen, wie Oester reich sich ihr zu fügen entschlossen ist. Nicht die Riva lität gegen Oesterreich, die Quelle mehr als einer Ver wickelung, kann heute seine Entschlüsse bestimmen. Denn Oesterreich hat sich individuell, ohne ein Recht Preußens zu verletzen, ohne der Schlußentscheidung zu präjudici- ren, von der Weiterführung des Streites zurückgezogen. ES hat der Erhaltung des Friedens eine neue Bahn gebrochen. Weigert Preußen sich sie zu betreten, so ist diese Weigerung gegen den Bund gerichtet, es zerreißt das Band, das es an Deutschland fesselt, wenn cs der Entscheidung des Bundes die Unterwerfung versagt. Möge man sich in Preußen über die Consequenzen klar sein, welche die nächsten Schritte des Berliner Cabinets nach sich ziehen müssen, mögen diese Schritte von wahr haft deutscher Gesinnung dictirt werden, frei von jener Leidenschaftlichkeit und jener falschen Auffassung des preußischen StaatSberufeS, die zu lange schon die Po litik des Berliner Cabinets bestimmt haben." ü t- »e « Bekanntmachung. Die kaiserliche Etatthalterei zu Prag hat mit Er laß vom 1. dieses Monat» angeordnet, daß die unlängst an der k. k. österreichischen Grenze aufgehobene Paß- revision längs der ganzen böhmischen ReichS- grenze sofort bis auf weitere Weisung wieder einge- führt werde, und ist die größte Strenge in der Hand habung dieser Paßrevision anbefohlen worden. Um Reisende, welche von hiesigen Landen au» die k. k. Grenze zu überschreiten beabsichtigen, vor den Un annehmlichkeiten zu bewahren, welche sich aus dem Man gel einer Rriselegitimation unausbleiblich für sie er geben würden, wird dies hierdurch zur öffentlichen Kennt- niß gebracht. Dresden, den 5. Juni 1866. Ministerium des Innern. Dresden, 6. Juni. Der gestern telegraphisch erwähnte Artikel der halb amtlichen „Wiener Abendpost" lautet vollständig: „Durch die Erklärung, welche die kais. österreichi sche Regierung in der Bundestagssitzung vom 1. d. M. abgegeben, ist die weitere Entwicklung der schleswig-holsteinschen Frage, soweit Oesterreich aus dieselbe einen direct bestimmenden Einfluß zu neh men berechtigt war, den Entschließungen des Deutschen Bundes anhcimgestellt worden. Die Motive dieses Schrit tes der österreichischen Regierung sind bekannt: sie be ruhen einfach auf der durch die Ereignisse völlig aus reichend begründeten Erkcnntniß der Unmöglichkeit, sich mit Preußen über ein dem allgemeinen deutschen und dem Landesrechte der Herzogthümer entsprechendes De- finitivum zu verständigen. Ziehen wir die Consequenzen des Vorgehen» der österreichischen Regierung, so sehen wir in erster Linie, daß dabei festgehalten wird an den ursprünglichen und unzweifelhaften Voraussetzungen der gemeinsamen preußisch-österreichischen Action sowohl, als der gemeinsamen preußisch-österreichischen Vereinbarun gen. Beide konnten nur auf der principiellen Basis des deutschen Rechts beruhen. Oesterreich negirt nicht die rechtlichen Grundlagen des Wiener Friedens, e» ist fern davon, den provisorischen Satzungen des Gafteiner Ver trags ihre Giltigkeit bis zum Definitivum zu bestreiten. Die Einberufung der holsteinschen Ständeversammlung giebt dafür Zeugniß. Die Sache liegt indeß so. Der Wiener Friede übertrug den beiden deutschen Mächten das Dispositionsrecht über die Herzogthümer, aber wahr lich nicht für eine Disposition, die dem Rechte zuwider lief. E» erschöpft da» Wesen der Sache nicht, bezeichnet es aber in einem entscheidenden Punkte, wenn man sagt, die Verträge gaben Preußen und Oesterreich das Recht zur Durchführung des Rechts. Dies Recht mochte in Würdigung der Mitverdienste Preußens um die Be freiung der Herzogthümer, in Würdigung seiner poli tischen Stellung im Norden Deutschlands und seiner > tritt k»,t u. Strwpsl- »uicdl«^ kivLU. eS s- u. !N rnserateuannahme auswärts: Uiixriz: k». Luoo-ruro», Lowwi,»io»Lr 6«« I)r«»än«r ^ouru»I»; : N Luoi.»», Lvao Lour; L«rU>- ». N.: t Voai.»»; S«rU»: liuekk., ktsrioeo» öurs»u L. 8c«i.»rr»; Sr,,I»u: l,.8roo«l»'»Xniiou<:«llt,uio», t ItriuU^urt ». N.: - önokd i Low: Xo. KLom» k»rti: ttivo, Lvi.1.10 t Oo., (S, kl»c, <i, l» üonr„)i ^r»U: k». Lol.lv»'» Luvkk.; Vwo: Xr. Orr»l.lU. Herausgeber: » LSoigl. Lipsältton I)r«iäo«r ckouruals, I)r»»ü<u, tso. 7. ^«belieb > S IAIr — Hier j-Mrli-b: 1 IS „ Kootllob: — „ iü „ Hu»«1v« 8umm«ru: 1 „ Amtlicher Theil. Dre»Lea, L. Juni. Sc. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dir Adjutanten der Artillerie, Haupt mann West mann und Hauptmann Hammer, wegen deren Eintritts in die Linie der Adjutantenfunction zu ent heben, sowie den Divisions-Adjutanten der 2. Infanterie- Division, Oberleutnant von Zeschau I., den bisher S l« »aite der Armee gestandenen Oberleutnant Richter und den Oberleutnant und Adjutanten von Zeschau, letztere Bride von der Artillerie, zu Hauptleuten, die Oberleut nant« der Artillerie Keysselitz, Krutzsch, von «recker- Drostmar, von Loeben ». und Leutnant von Schlie ben zu Adjutanten im Artillerie-Corps, die Leutnants Flemming von der Artillerie, Rühle von der Infanterie bisher t w »uit« der Armee —, Eras, Lauterbach, Fiedler, v. Scheibner, v. Rohrscheidt, Dzondi, v. Carlowitz und v. Tümpling vom Artillerie-Corps zu Oberleutnants zu ernennen, auch dem Proviantvrrwalter der Festung Königstein, Leutnant Arnold und dem Pro viantoffizier Leutnant Wackwitz den Oberleutnantscharakter zu verleihen. er de m n. it, n. ne »b r- l» ie Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 6. Juni, Mittag». St. Ma jestät der Kania empfing heute Vormittag den Prin zen Friedrich Karl und den Generalstab. Letzterer »aseratrnpretsr: »Ar ä«n L.um «lo«r : 1 Agr. v-wr <tl« 2«U,: , Agr. Lrschrtnrn: 7AgN»b, »ü« Xuiobm« ä«r Svan- ovä L-Wrt»««, XbOuä» tür ävu tolgevltOll Kiel, Mittwoch, 6. Auni. Lie „Sieler Ztg " ent halt La» vom 5. Juni Latirte Einberufung-patent für Lie lwlsteinfchen Stande. Statthalter v. Gablenz beruft im Auftrage Le» Kaiser» von Oesterreich dir StänLe- Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Delegraphifche Nachrichten. AeU»ag»fchau. (Wiener Abendpost.) Lage»gefchich1e. Dresden: Vertagung der General- zollconferenz. — P r st h: Vom Landtage —Berlin: Ultimatum nach Wien. Enthüllungen des „Staats- AnzeigerS". Ein Fußfall vor dem Könige. Arbeiter- zusammenrottung. — München: Hosnachricht. Vom Adreßausschuß. Ruhestörungen. — Nürnberg: Volksversammlung. — Stuttgart: Kammerverhand lungen über den Militärcredit. — Weimar: Hoher Besuch. — Paris: Scheitern der Konferenz. Gchle»wig-Holstriu. (Die Etändeeinberusung. General v. Kalik.) LandtagrverhanLlungrn. Beilage. Erueunungeu, Versetzungen re. i« öffentlichen Dienste. Eingesandte». Statistik «. voltSwirthfchaft. Inserate. »ersammlung Holstein- zum 11. Juni zusammen. Die Abgeordneten oder deren Stellvertreter haben sich am genannten Tage in Itzehoe einzufinden und ihre Ver handlungen so einzurichten, daß dieselben binnen drei Monaten beendigt find. Altona, Mittwoch, S. Juni. Die gestern Abend hier abgehaltene Bolt-vrrsammlung war von eirra SOW Personen besucht, und wurden die vorgelegten Resolutionen einstimmig angenommen. Dieselben dan ken Oesterreich für Lie am Bunde abgegebene Erklä rung, verleihen dem Wunsche Au»druck, au- der auf, gedrungenrn Passivität herau-zutreten, und sprechen La» Festhalten Le» LanLe» an dem GelbstbestimmungS- rechte au», zum Zwecke der Herstellung eine» selbst ständigen Staate» unter Lem Herzog von Augusten burg. London, Dirn»tag, 5. Jnni, Nacht». In der brütigen Sitzung de» Unterhauses erwiderte auf eine Interpellation de» General» Peel der Schatzkanzler Gladstone: Da» englische Labinet stimme mit dem französischen darin überein, daß Oesterreich» Bedin gungen, denen zufolge eine eventuelle Gebietserwei terung oder Machtvergrößerung einer der eingeladenen Mächte von dem Conferrnzprogramm au»grschlofsen sein soll, die Confereazrn unmöglich machte«. Dieselben seien leider al» dadurch gescheitert anzusehen. Bukarest, Montag, 4. Juni. Nach zuverlässigen Nachrichten au» Jbraila hat daselbst eine sehr be- deutende Meuterei der Grenzer (?) stattgefunden. Die selben widersetzten sich mit Gewalt dem Befehle, zur Armee in Bukarest zu stoßen, verjagten ibre Offiziere und verlangten in ihre Heimath zurückzutehren. Dir Negierung machte zwar den versuch, den Aufstand Lurch reguläre Truppen zu unterdrücken, mußte aber, da die Bevölkerung für die Meuterer Partei nahm, denselben nachgeben. Pesth, 4. Juni. (Dcb.) Der SubcomitS des Deputittcnhauses für die gemeinsamen Angelegenheiten hat heute über die Behandlungsform der gemeinsamen Angelegenheiten Berathung gehalten. Deal hat einen erschöpfenden au-gleichsfrrundlichen Vorschlag einge bracht, der im Wesen nicht neu ist. Derselbe wurde von der Majorität sofort acceptirt, während die Linke einen Tag Bedenkzeit forderte. * Berlin, 5. Juni, Abends. Es läßt sich nicht läugnen, daß die Aussichten auf Krieg sich in den letzten Tagen sehr vermehrt haben. Das Zustande kommen der Pariser Konferenzen ist so gut als gänz lich gescheitert zu betrachten. Dann aber, waS noch ungleich wichtiger ist, wird heute als feststehend ange nommen, daß von hier ein Ultimatum nach Wien entweder bereits abgegangcn ist, oder doch abgehen soll, in welchem die diesseitige Regierung von Oesterreich die Zurücknahme der Einberufung der holsteinischen Ständeversammlung verlangt, indem dieselbe durch die ses Vorgehen des kaiserlichen Cabinets sowohl den Ga- steiner Vertrag als auch eine zwischen Preußen und Oester reich im Januar 1864 abgeschlossene geheime Conven tion (vgl. unten) für verletzt erachtet. Berlin, 5. Juni. Der „Staats-Anzeiger" enthält Folgendes: „Zwischen Preußen und Oesterreich ist unter dem 16. Januar 1864 eiue Convention zu Berlin unterzeichnet wordeo, um den gemeinsamen Gang in der Angelegenheit der Herzogthümer zu regeln. Artikel d derselben lautet: „„Für den Fall, daß es zu Feindseligkeiten in Schles wig käme und also die zwischen den deutschen Mächten uud Dänemark bestehenden Vertragsverhältnisie hinfällig würden, behalten die Höse von Preußen und Oesterreich sich vor, die künftigen Verhältnisse der Herzogthümer nur im gegen seitigen Einverständuiß sestzustellen. Zur Erzielung dieses Einverständnisses würden sie eintretenden Falles die sachgemäßen weitern Abreden treffen. Sie werden jedenfalls die Frage über die Erbfolge in den Herzogthümer» nicht anders als im gemeinsamen Einverständnisse entscheiden."" Es bedarf keines Beweises, daß durch die Erklärung Oester reichs iu der Bnudestagssiyuog vom 1. d. M. sowohl die an geführten Bestimmungen der Vereinbarung vom 16. Januar 1864, als auch diejenigen der Gafteiner Convention verletzt worden sind." Ueber diese „Enthüllungen" des „StaatS-Anzeigers" wird noch mehr zu sprechen sein — Se. Majestät der König empfing heute Mittag den weimarschen Hauptmann v. Kiesewetter, der ein Handschreiben des Großhcrzogs überbrachte. — Der Baron Karl v. Scheel-Pless en ist am Montag früh aus Holstein hier eingetroffen und wurde schon im Laufe des Vormittags vom Ministerpräsidenten Grafen Bis marck empfangen. — Der Evangelische Oberkirchen- rath hat an die sämmtlichen Konsistorien einen Erlaß gerichtet, der sich in folgendem Satze gipfelt: „Nicht unter einander hadernde Parteien, sondern ein in Einigkeit starkes Volk soll ein Feind Preußens finden." — Als der König — erzählt die „Börsenzeitung" —. gestern Vormittag vor seinem PalaiS durchmarschirende Truppen besichtigte, stürzte plötzlich ein offenbar irr sinniger Mensch (man sagt, es sei ein Schreiber auS einem hiesigen Büreau) vor dem Könige nieder, um klammerte fest dessen Knie und erklärte, daß er auf Geheiß der ihm erschienenen Jungfrau Maria den Kö nig beschwöre, keinen Krieg anzufangen. Der Vorfall machte momentan großes Aufsehen, doch gelang eine baldige Entfernung des Wahnsinnigen, dcr zunächst in Polizeigewahrsam gebracht wurde. — Bor dem Ber liner Rathhause und in den benachbarten Theilen dcr Königsstraße fand, wie wir in demselben Blatte lesen, gestern Vormittag eine nicht ganz unbeträchtliche Zusammenrottung von Arbeitern Statt, welche die Absicht zu haben schienen, von den städtischen Be hörden Beschäftigung zu verlangen. Es wurden die angesammelten Menschen schließlich jedoch ohne ein wei teres ernstliches Einschreiten wieder zerstreut. München, 4. Juni. (N. k.) Ihre Majestät die Kö nigin-Mutter wird sich am Mittwoch ober Donners tag dieser Woche nach Hohenschwangau begeben, um Feuilleton. Dresden. Der hiesige Tonkünstlerverein hat seinen elften Jahresbericht au-gegeben, der den Beweis liefert, wie der Verein seinem wahrhaft künstlerischen Zwecke in reger Thätigkeit mit rühmlichstem Eifer treu geblieben ist. Auch in der letztverflofsenen Saison hielt der Vorstand jede Einseitigkeit von den musikalischen Productionen fern und war bemüht, durch treffliche Ausführungen älterer unbekannter, sowie neuerer Werke zur Erweiterung der Kunstanschauungen, zur Läuterung und Bildung des Geschmacks in dankenswerther Weise beizutragen. In 14 UebungS- und 4 ProductionSaben- den wurden 48 Jnstrumentalwerke von 27 Komponisten ausgeführt, darunter 27 zum ersten Male. Unter lctz- tern find die Namen S. Bach, Fr. Bach, Haydn, Hän del, Kaiser, Mszart, Muffat, Pergolese, Caldara, Por- psra vertreten, unter den neuen Komponisten finden wir A. Reichel, Raff, Kiel, A. Rubinstein, Schumann, Leonhardt, Meinardus, Reinecke rc. Bier neue Ehren mitglieder wurden ernannt, so daß der Verein jetzt l3 Ehrenmitglieder, 9 au»wärtige, im Ganzen 166 ordent liche und 67 außerordentliche Mitglieder zählt. Für dir Zahl der letztem wäre eine Verstärkung wünschenswerth. E« erscheint uns sür die Kreise der hiesigen gebildeten Musikfreunde al» eine angenehme Pflicht, durch ihre Theilnahme als genießende Hörer die au-gezeichneten Leistungen de» Verein» zu lohnen und so zugleich durch Vermehrung seiner pekuniären Mittel der Thätigkeit desselben eine erleichternde Förderung zu gewähren. C. B. Im HiltLunkel. (Fortsetzung au« Nr. 127.) VII. Kapitel. „Ich weiß nicht, ob Du Dich auf meine Schwester Henriette entsinnst, Robert, vielleicht nicht, denn Du kannst sie nicht oft gesehen haben. Ich wohnte immer bei meiner Tante in Percywood, und Henriette lebte, nachdem sie die Schule verlaffen hatte, in Somerset- shire bei ihrem Vormund. Wir standen so ziemlich allein in der Welt, und das war wahrscheinlich der Grund, daß wir so viel auf einander hielten — jeden falls weiß ich, daß ich meine kleine Schwester sehr liebte." „Und sie dachte, in der ganzen Welt gebe es keinen Bruder, der sich mit dem ihrigen vergleichen ließe, und hörte nie auf, von ihm zu sprechen", fügte eine Stimme an meiner Linken hinzu (Richard war an meiner Rechten). „Ich hörte sie aber auch von einer Miß Ellmore reden und denke noch daran, wie ich lachte", sagte Richard, „al- Henriette eine» Tages ihre Vollkommen heiten herausstrich und ich ihr rieth, mich ihr vorzu- strllen, da ich vielleicht der Glückliche sein könnte, der diese» Muster zur Frau bekommt. Diese muthwillige Bemerkung war e» vielleicht, die meine Schwester auf derartige Gedanken brachte, obgleich ich e» sehr bald wieder vergaß, denn e» war nicht lange danach, daß Henriette leidend wurde, und ehe mehrere Monate ver gingen, wußte ich, wir würden sie in kurzer Zeit ver lieren." Hier hielt Richard inne. Als er den Faden seiner Erzählung wieder ausnahm, war seine Stimme beweg ter, und Isabella verbarg ihr Gesicht an meiner Schulter. „ES war eine traurige Zett und ich denke nicht gern daran. Ihr« Krankheit machte schnelle Fortschritte, bi» fi« sich «ine» Tage» ein Blutgefäß sprengte; von La an waren wir auf da» Schlimmste gefaßt. Sie wußte es selbst und sehnte sich so sehr nach ihrer Schul freundin Isabella Ellmore, daß ihr guter, alter Vor mund eiligst nach London ging, um für Miß Ellmore die Erlaubniß auSzuwirken, mit ihm zurückkehren zu dürfen und dem armen sterbenden Kinde Lebewohl zu sagen." „Ich habe nie den Tag vergessen, wo Du ankamst und wo ich Dich zuerst sah", fuhr Richard fort, indem er seine Worte nur an Miß Isabella richtete und seine Stimme in den sanften Ton verfallen ließ, der für den Zuhörer so vielsagend ist. „Oft genug, wenn ich in Australien in meiner Hütte saß, habe ichs wieder und wieder erlebt. Das Sonnenlicht, das in- Krankenzimmer fiel und an der Wand über dem Sopha flackerte, wo Henriette lag, ihr liebes Gesicht verwelkt und verzehrt; neben ihr Dein frisches, rosiges Gesicht fest an das ihre gedrückt, wo sich Drin goldenes, lockiges Haar mit ihrem dunkeln mischte. Zur Zeit dachte ich nicht viel daran, aber eS mußte einen tiefen Eindruck gemacht haben. Ich habe mich später oft genug daran erinnert, aber damals dachte ich an nichts Andere», als an meine arme Hen riette. Deine Ankunft schien ihr neue» Leben einge haucht zu haben, vorher hatte sie tagelang kaum ge sprochen, jetzt lachte und scherzte sie wieder so heiter, daß ich fast wieder zu hoffen anfing. Ich weiß noch, wie ich^ Dir dankbar war und Dir sagte, daß Du der beste Arzt seiest, da noch keiner so viel wie Du zu Stande gebracht hat. Ich dachte, einige Tage in Dei ner Gesellschaft würden Wunder thun. Aber dann — Du erinnerst Dich:" — „Ja", flüsterte Isabella. „Aber ich erinnere mich nicht", konnte ich mich nicht enthalten zu bemerken. „Ach, verzeih mir, Robert", erwiderte Richard saft erschrocken, „ich hatte ganz vergessen, daß ich Dir er zähle." „So scheint-, aber fahre fort". „Denke Dir also, lieber Robert, Henriette als einsehr junges, liebevolle- und romantisches Wesen, durch den be vorstehenden Tod dem alltäglichen Leben vielleicht noch mehr entrückt. Stelle Dir auch vor, daß es ihr schwer wurde, mich zu »erlassen, der ich nur Wenige hatte, die um mich Sorge tragen würden, und Du wirst dann viel leicht begreifen, wie Alles kam; daß, wie sie ihrer Freundin Hände in den ihrigen hielt und sie bat, ihr etwas zu versprechen, Isabella, „ja, gern, All s!" aus rief. Dann sah Henriette mich an und frug, ob ich dasselbe thun wolle Wie konnte ich ahnen, woran sie dachte? Ich antwortete also wie Isabella. Dann mit glänzenden Augen und lächelndem Munde sagte sie un», Das, was sie von uns verlangt hatte, Das, wonach sie sich sehnte, Das, waS ihr am meisten am Herzen läge, wäre, daß wir Zwei uns heirathen sollten. Wir hätten ihr versprochen, ihren Wunsch zu erfüllen, und da» wäre der Wunsch." (Schluß folgt.) Der am 26. Mai in Verbanella am Lago-Mag- giore verstorbene italienische Deputirte Angelo Brof- ferio (geb. 1802 in Castelnuovo) nahm, wie man der „A. Z." auS Genua schreibt, eine hervorragende Stel lung in der italienischen Literatur al- Dichter und Ge schichtsschreiber ein. Seine Jugendarbeiten bestanden in einigen Tragödien, und «in im Jahre 1830 erschienener Band Gedichte politischen Inhalts in piemontesischer Mundart trug ihm sogar den Namen eines „italie nischen Bsrangrr" ein. f Infolge der hohen Taren, denen in den Bereinigte« Staate» Büchermaterialien gegenwärtig unterworfen find, lassen vielt dortige Verleger in London krucke«.
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