Dresdner Journal : 24.06.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186606247
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660624
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660624
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-06
- Tag1866-06-24
- Monat1866-06
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- Dresdner Journal : 24.06.1866
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^143 Sonntag, dm 2L Juni. 186t, Ildannementixreise: ^»kirNck?' - Kxr. L— ^jitkrUvd: 1 „ I» „ > »ritt Po,» u. 8t«i»p«I- «1oo»tlioh? — „ 1k „ I ^»ckl,x kin»u. LluLsIue ktummrro: 1 „ 1 SaftMEUpreiser p»r ä«.> K»nm elnor «sp-tlt-nrn Leil«: 1 K^r. Ilutor „ gj, Leit«: z üj^r. L^chKur«: l'l^Iick, mit >n»i>»km« ^,r 8onW- «n<l peiert»^«, Lbooii» Mr 6rB folxvng»v 1^,8 VreMerIourml. Verlmtwortlicher ^ldoLtpur I A. Hartnwnn. Snseratenannahme an «wärt»: L«ip^U: p«. ü»L»l»r«r^>l», L'ommi^onlr <1«, Orooänor 4v,iro»Ii; rbooäoi.: N »<,l.„, Kein»» pa»r; Lundor, U,rU»- Vi«»-Pr»okturt « U.: 11t-d,i»,ri!>» t V»oi.i»t -,r!u»: Onorivi'ick« Unekk., Kariuerii«', ttureau^ Lr«M«»t I?. 8cm.orr«; Nr„I,»i I,. 8r„o»i«'iXiinonv«i>bur«,», ^rxr» t ; pr^-kkur» ». U.: 4a-x»u'»ed« ttocbk. i Läio.^v. t r^i»t Lvi-i.ii» L6o., <8, P1»oe äo I» Lour»«); kr»^ b ». L»»l.ic»'» Üuekk.; Vivo t ^i. Orri-l.1». Herausgeber: ILLuigl. klrpeäitioo ä«, I)ro,<1orr ckoarnul«, vrvsäon, KMri«i>,tr»„o klo. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Gewährung von Vorschüssen auf Anlaß der gegenwärtigen Handels- und Gewerbcknsis rc. betr. vom 13. Juni 1866. Mit allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät de« Königs und in Uebereinstimmung mit den von den Stän den aus dem gegenwärtigen außerordentlichen Landtage gefaßten Beschlüssen wird hierdurch bekannt gemacht: 1) Bei allen auf Anlaß der gegenwärtigen Han dels- und Gewerbcftockung oder der bei der Landwirth- schaft durch die Spätfröste des vorigen Monats ein- getretenrn Ealamität aus der Staatscasse, von Gemein den oder aus zu diesem Zwecke errichteten DarlehnS- cassen, nicht minder durchHandelscorporationen oder Vor schuß- und Crrditvereine gewährten Darlehen, findet eine gleiche Befreiung von der Stempelabgabe statt, wie durch die Bekanntmachung des Finanzministeriums vom 30. Mai dieses Jahres der Leipziger Darlehnscasse be reits zugestanden worden ist, und wird diese Befreiung auch auf die hierbei etwa vorkommenden Hypotheken geschäfte ausgedehnt. 2) Hinsichtlich der für die unter 1 gedachten Dar lehen bestellten Faustpfänder gelten folgende Bestim mungen: ») ein Verbot gegen Ausantwortung dieser Pfänder oder eine HülfSvvllstreckung in selbige findet ebenso wenig statt, als die Vindication oder ein sonstiges Ver langen unentgeldlicher Herausgabe derselben aus irgend einem Grunde (vergl. aber unter o.); b) versällt der Verpfänder in Cvncurs, so ist der Pfandgläubiger nicht verpflichtet, das Pfand anders, als gegen Bezahlung der Schuld zur Concursmasse aus- zuantwortcn, vielmehr berechtigt, daS Pfand zu seiner Befriedigung zum Verkauf zu bringen und nur gehal ten, den nach Tilgung seiner Forderung etwa verblie benen Ueberschuß des Erlöses zur Concursmasse ver abfolgen zu lasten. c) Ist eine Sache durch Raub, Diebstahl, Unter schlagung oder Verlieren abhanden gekommen, und deren Verlust vor ihrer Annahme als Pfand dem Darleiher mit genauer Angabe solcher unterscheidender Kennzei chen, durch welche dir sichere Erkennung der Sache mög lich wurde, angezeigt, gleichwohl aber die Letztere in unveränderter Gestalt von dem Darleiher als Pfand angenommen worden, so kann der Eigenthümer dieselbe ohne Entgeld zurückfordern. Dresden, am 13. Juni 1866. Die Ministerien des Innern, der Finanzen und der Justiz. v. Friesen. It. Schneider. Fromm. Bekanntmachung. Mit Genehmigung des Königlichen Finanz-Ministe riums wird hierdurch zur Kenntnißnahme des correspon- direnden Publikums gebracht, daß sowohl die durch Bekanntmachung des Königlichen Finanz-Ministeriums vom 18. dieses Monats ausgesprochene, als auch die durch Bekanntmachungen der Postanstalten aus Grund der tz. 36 des Passgesetzes vom 7. Juni 1859 erklärte Ablehnung der Gewährleistung für Postsendun gen sich nur aus solche Verluste oder Beschädigungen erstrecken soll, welche mittelbar oder unmittelbar durch kriegerische oder unabwendbare Naturereignisse herbei- geführt werden. Leivzig, den 22. Juni 1866. Königliche Ober-Post-Direktion, van Zahn. Feuilleton. Nordische Briefe. Von vr. Mehwal» l. Gothenburg, 10. Juni 1866. Wie bekannt, haben dir Eisenbahnen in Deutschland und den angrenzenden Ländern der Reiseromantik ein Ende gemacht. Das Posthorn elektrisirt nicht mehr die Reiselustigen; der „Schwager" ist von seiner frühern komischen Figur zum steifen Staatsbeamten avancirt; der stets muntere Conducteur reißt keine schlechten Witze mehr und die Reiseliteratur aus und über die Pepiniöre der Freiheit und Gleichheit —> den Postwagen — ist veraltet und all' die schönen Anekdoten über im Post wagen versteckte Möpse, über geschlossene Verliebungen und Verlobungen in den dunkeln „Beiwagen", über verlorene und wiedergefundrne Männer und Frauen sind verschollen und selbst „33 Minuten in Grüneberg" ziehen nicht mehr. In dieser Verlassenheit strömten die frühern Posttouristen in die Schweiz und machten diesen ruhigen Winkel zum allgemeinen Stelldichein für Rei sende. Dadurch wurde aber auch dort die Reiseromantik vertrieben; denn der Ueberfluß an Reisenden schuf den Mangel an ruhigem, behaglichem und billigem Genießen der Naturschönheiten und zeigte an Stelle dc» frühern Stilllebens eine unruhige Touriftenhatze, bei welcher jeder Schritt mit schwerem Geld« bezahlt werden mußte. Seitdem nun vollends der Dampfwagen alle Berge über steigt und alle Thäler beräuchrrt, ist's in der Schweiz mit der Poesie des Reisens vollends zu Ende. Des halb habe ich mir schon vor vielen Jahren die 14,000 Ouadratmeilen große skandinavische Halbinsel mit ihren großartigen Erscheinungen und ihren liebenswürdigen Nichtamtlicher Theil. lltdersickt Telegraphische Nachrichten. TagrSgeschichte. Dresden, Leipzig u. Chemnitz: Nachrichten von den preußischen Truppen. — Ber lin: Vom kgl. Hofe. Großfürstin Marie. WaffenauS- fuhrverbot. UrwLhlerversammlung. Stadtverordnelen- sitzung. Die Darlehnskasfenscheine. — Görlitz: Dar- lehnskassenscheine. Löbauer Deputation beim Prinzen FrirdrichKarl. —Neiße: DieKönigin. GrasWrangel. Görbersdorf: Grenzverkehr. — Saarlouis: Verkehrsstörungen. — München: Der König. Kammerverhandlungen.— Karlsruhe: Militärische Maßregeln. — Gera: Vom Landtage. — Frank furt: Preußische Unterthanen unter dem Schuhe des englischen Gesandten. — Bremen: Hannöversche- Telegraphenamt wieder eröffnet. — Paris: Das französische Budget. Choleranachrichten. — Bern: Militärisches. Verordnung betreffs der Neutralität. — London: Oberhausbeschluß. Der Auslieferungs vertrag mit Frankreich. Verurteilung Ende der Arbeitseinstellung. — St. Petersburg: Aus Bo- khara. — Warschau: Die Generalpolizeimeisterstelle. Militärisches. — New-Porl: Einbruch der Fenier in Canada. Schleswig-Holstein (Aus Altona und Schleswig.) Vom Kriegsschauplätze. (Vermischte») Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Wilsdruff.) Vermischte». Eingesandte». Statistik n. Bolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. vorsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. Emden, Freitag, 22. Juni. (W. tel. B.) Die hannöversche Garnison hat dir Waffen gestreckt und die Stadt nebst den Batterien an der Nefferlandrr Schleuse durch Kapitulation unter den Stader Be dingungen an den Kommandanten de« kauigl. preu ßischen Kanonenboote» „Tiger", Leutnant zur Ser Stenzel, übergeben, nachdem e» preußischerseit» ge glückt war, die Strandbatterien auf der Knocke bei Emden zu vernageln. Die Mannschaften der Besatzung find bereit» in ihre Heimath entlasten, die Offiziere können mit Bei behaltung de» Seitengewehr» in allen Ehren nach eigenem Ermessen ihren Aufenthalt nehmen. Paris, Freitag, 22. Juni, Morgen». (W. tel. B.) Ter heutige „Moniteur" enthält eine amtliche Be merkung in Betreff solcher Personen und Journale, welche falsche Nachrichten über KrirgSereigniffe sowie über industrielle und Creditgrsellschastrn verbreiten. Florenz, Donnerstag, 21. Juni, Nachmittag». (W. tel. B.) Der Gesetzentwurf, betreffend die außer ordentlichen Machtbefugnisse der Regierung, wurde gestern durch den Finanzminister Seialoja in seinem ganzen Umfange vorgelegt und mit 153 gegen 42 Stimmen von der Drputirtenkammer angenommen. — Rach einer Mittheilung de» Präsidenten war diese Sitzung aller Wahrscheinlichkeit nach die letzte. — Ter König ist heute Morgen um 5 Uhr zur Armee adgegan- grn. — Au« Mailand wird vom gestrigen Tage gemeldet, daß eine Kompagnie österreichischer Jäger rin aus lombardischem Gebiete befindliche» Gebäude oecupirt hat. Alexandrien, Mittwoch, 20. Juni. Der Vice- köuig von Aegypten ist aus der Rückkehr von Kon stantinopel hier eingetroffen. Menschen als Reiseziel ersehen und verlebe gegenwärtig den vierten Sommer hier oben im Norden. Zwei Dinge sind mir auf der Reise bis hierher be sonders ausgefallen: die Folgen der jüngsten deut schen Politik und die Folgen des letzten Maifrostes. Wie traurig sah es in den preußischen Ostseehäfen, namentlich in Stralsund aus! Außer zwei größern Schiffen lag der ganze Hafen voll Küstenfahrer gänz lich müssig, weil nicht ein Centner Ladung zu bekom men war, und an den Ufern und Wellenbrechern lagen und saßen die sonst so fleißigen und mühsamen Schiffs leute in gezwungenem Müßiggänge und klagten laut und jammerten um Weib und Kind und brachen wohl auch in Verwünschungen und derbe Worte aus. Wie ganz anders war es auf der andern Kante der Ostsee! In dem netten Hafen von Malmö wie in der geräumigen Bucht von Madt lag Alles gedrängt voll Schiffe, aber nicht wie an der preußischen Küste müßig, sondern mit Löschen und Laden derartig eifrig beschäf tigt, daß Zuschauer nicht Raum sanden, ruhig stehen zu können. Ueberall Leben, — überall heitere, kräftige und thätige Menschen! Deutlicher kann der Spruch: „Friede ernährt, Unfriede verzehrt", nicht illustrirt werden, al- durch die einander gegenüberliegenden schwe dischen und preußischen Häfen. Der letzte Maifrost — dem ich entgegen, oder nach gereist bin, wie man will — erscheint al» ein ganz besonderes Phänomen, denn er zeigt seine Wirkung nicht, wie eS doch scheinen sollte, nach Norden zuneh mend, sondern umgekehrt: je weiter nach Süden, desto größer sind seine Zerstörungen gewesen. In Sachsen, wie in den brandcnburgschen Marken zeigen sich seine Wirkungen nur strichweise, so daß die eine Gegend gar nicht, die andere sehr stark gelitten hat. In Pommern ist nur wenig und in Schweden gar nicht« von Froft- Lvndon, Freitag, 22. Juni, Vormittag» (W. tel. B.) Dir Königin wird rrst am nächsten Dirn»tag nach Schloß Windsor zurückkehren. Wie man ver nimmt, hat dieselbe dem Earl Russell die Erlauduiß ertheilt, da» Parlament auszulösen; ob von dieser Erbaubniß Gebrauch gemacht werden wird, ist noch unentschieden. „Reuter'» Osfier" meldet: New-Port, 9 Juni, Abend». 3000 Fenier befinden sich in Buffalo und warten daraus, wieder heimwärts befördert zu wer- deu. UnionSfahrzeuge patrouiüiren aus dem Niagara- stro« und den benachbarten Gewässern, doch glaubt man nicht, daß dir Fenirr noch rinrn Versuch zur Urberschreitung drr Flüssr machrn wrrdrn. Tngesgeschichte. Dresden, 22. Juni. Der Johanniterorden, der, seinem edeln Zweck nachkommend, bereits bei frühern Gelegenheiten sich der Sorge für die Verwundeten und Kranken unterzogen hat, wird, wie wir hören, auch in den jetzigen drangvollen Zeiten wieder helfend und unter stützend' zur Seite stehen und Hospitäler errichten. Die Gebäude, welche von dem Johanniterorden zu diesem Behufe eingerichtet werden, tragen dessen Flagge, ein rothes Kreuz im weißen Felde. Wenn also Bewohner unsrer Stadt eine solche Flagge wehen sehen, so wissen sie, welche Bedeutung ihr beizulegen ist. Dresden, 23. Juni. In dem Stande der hier be findlichen k. preußischen Truppen hat sich seit gestern wenig geändert. Das Generalkommando (Herr Ge neralleutnant v. d. Mülb«, Erc.) hat seinen Sitz im „Hotel Bellevue", der Vorpostencommandeur (Herr Oberst v. Suchten) im „Victoria-Hotel". Erster Kom mandant der Stadt ist Herr Generalmajor v. Bentheim (im Cadettenhause), zweiter Kommandant Herr Oberst leutnant v. Renz (im k. Gouvernementsgebäude). — In der Altstadt ist das Gebäude der Hauptwache heute von den preußischen Truppen besetzt und ein Posten vor demselben ausgestellt worden. — Bor den öffent lichen Gebäuden stehen noch die von hiesigen Mit gliedern der Vereine ehrenvoll entlassener Militärs ge stellten bewaffneten Civil wachen. — Aus dem Leipziger Bahnhöfe sind heute starke Militärtransporte, von Berlin her kommend, angelangt und theilweise auf der Verbindungsbahn nach der schle sischen Bahn zum Weitertransport übergeführt worden. — Aus Oesterreich fehlen alle Nachrichten. Seit 6 Tagen sind uns weder Telegramme, noch Briefe, noch Zeitungen von dort zugckommen. — Die heute fälligen Berliner, sowie die Leipziger Blätter sind uns richtig zugegangen, mit alleiniger Ausnahme der „Leip ziger Zeitung". — Vom Chemnitzer „Tageblatt" ist die Freitagsnummer heute eingetroffen. — Der „Dresdn. Anzgr." vom 22. Juni — wel cher durch Zufall uns gestern nicht zu Gesicht gekommen ist — enthält Folgendes: „Bekanntmachung. Nachdem gestern Abend in hiesiger Stadt mcbrlach Lebensmittel, Cigarren re leiten einzelner Truppenabtheilungeu unmittelbar von den betreffenden Gcwerb treibenden reqmrirt worden sind, baden wir uns für verpflichtet gehalten, hie, gegen sosort Vorstellung bei dem königl. preuß. perrn Civilcommiffar zu thun. Derselbe Hai de» seiner heutigen Anwesenheit im Rathhause sein Bedauern über diese Vorsalle ausgedrückt und di« Zusage ertheilt, bah der Wiederholung der selben nach allen Kräften werd« vorgebeugt werden. Wir läu men nicht, diese beruhigende Erklärung hierdurch mit dem Hin- zusügen zur öffentlichen Keuntniß zu briugeu, daß durch Er weiterung von Magazinen und sonst Einrichtungen getroffen worden und, welche zu ordnungsmäßiger Befriedigung der von der Stadtgemeinde zu leistenden Militärbedürfnisse beitragen werden Dresden, am 21. Juni 1866. Der Rath zu Dres den. Pfotenhauer, Oberbürgermeister." Leipzig, 23. Juni. (L. Bl.) Laut allerhöchster Ca- binetsordre Sr. Maj. des Königs von Preußen vom 21. Juni 1866 ist Sr. Ercellcnz der General». Gly- czinski zum Commandanten von Leipzig ernannt und folgen zu sehen. Ich bin von Pstadt bis Jönköping hinauf und dann nordwestlich hierher nach Gothenburg gereist, habe aber überall die Getreide- und blühenden Rapsselder im besten Stande, die Obstbäume und Krüh- lingsgebüsche im reichsten Blüthenschmucke gefunden. Namentlich ist dies hier in dem reizenden Gothenburg der Fall. Gothenburg — die reichste und wichtigste .Handelsstadt Schwedens — liegt nämlich in einer eiför migen ehemaligen Bucht, welche Meer und Götaelv nach und nach mit GruS und Erde gefüllt und noch füllen, und ist ringsum mit mäßig hohen Bergen um geben, welche der Stadt immer näher kommen, da sich die Stadt immer weiter ausbreitet. Da der Grund um Gothenburg sehr fruchtbar ist, so wachsen und ge deihen alle Bäume, Sträucher und Gebüsche auf den Boulevards, Promenaden, in Gärten und^Parks außer ordentlich und hüllen sozusagen die ganze Stadt in ein grüne- Gewand. Dieser anziehenden Außenseite ent spricht vollkommen das glänzende Innere. Da Gothcn- burg von den Holländern angelegt wurde, ist » selbst verständlich, daß Alle» sür Erhaltung der Reinlichkeit, Sauberkeit und Annehmlichkeit berrcknet wurde. Die außerordentlich breiten Straßen, welche sich sämmllich rechtwinklig schneiden, haben in der Mitte einen breiten, mit kleinen Seeschiffen fahrbaren Canal, wel-ber mit sauber bearbeiteten Graniten au-gesrht ist. Sämmtliche Brücken über sämmtliche Canäle sind auß:rvrdentlich zierlich von Eisen gearbeitet und mit leicht handlichen Vorrichtungen zum Durchlässen der Schiffsmasten ver sehen. Au beiden Seiten der Canäle laufen aus dem Straßrnniveau erst Granitsteige, dann krippenartig ge arbeitete Rinnsteine von rothem Sienit, dann dre mit behauenem Porphir gepflasterten breiten Fahrdämme; dann wieder Gienitrinnsteine und dann längt der bei den Häuserreihen breite Bürgersteige, belegt mit großen gestern Abend '^6 Uhr auS Berlin hier ringetroffen. — Am 20. Juni Nachmittags und am 2l. früh fand sich ein preußischer Offizier in Begleitung eines höhern preu ßischen Postbeamten im hiesigen königlich sächsischen Ob er Postamt ein und nahm in den betreffenden ver schiedenen Büreaur die Bestände der Postkassen auf. Der Militär, sowie der Civilbeamte traten dabei mit der größten Humanität und Delicatesse auf. Al» ihnen der Stand der verschiedenen Kassen vorgelegt Ivar — in manchen sollen sich nur ganz geringe Summen, in andern größere Beträge vorgefunden haben — und sich herausgestellt batte, daß die Baarvorräthe kaum ent behrlich sein dürften, wenn anders die Post fortfahren sollte, ihre Thätigkeit auszuüben, wurde dem Oberpost- dtrector v. Zahn und dem Oberpostmeister Röntsch von den preußischen Beamten eröffnet, daß es keineswegs beabsichtigt werde, den Postbetrieb zu unterbrechen oder zu stören, und daß auch jene Gelder unter Bedingung der betreffenden Behörde unverkürzt verbleiben sollten, daß dieselben nur zu eigentlichen Dienstzwecken verwen det, nicht aber ohne Erlaubniß des königl. preußischen Kommandos an irgend eine andere Finanzstelle abgr- führt würden. Jener preußische Offizier war, wie ver- iautet, der Leutnant Wesenmcyer, der Postbeamte aber der Oberpostcommiffar Wagener aus Westfalen. Beide erhielten ihre Weisungen von dem mit größter Huma nität auftretenden derzeitigen Stadtkommandanten Oberst leutnant Ritter v. Conta (bekannt aus dem deutsch-dä nischen Feldzuge von 1864). — Wie die „D. Allg. Ztg." berichtet, hat der auf dem bayrischen Bahnhose (wo 250 Mann preußische Infanterie und eine Anzahl Dragoner cam- piren) commandirende Hauptmann v. Knesebeck den dor tigen Bahnbcamten vorgestern eröffnet, daß sie jetzt unter preußischem Kriegsreckt ständen und daß sie sich ruhig den dermaligen Verhältnissen fügen möchten. Uebrigens hat auch das Direktorium der Bahn seinen Beamten Vermeidung jeden Widerstandes anbefohlen. — Die vorgestern von Altenburg rc. hierher zurückgekehrten und hier einquartierten 225» Mann sind gestern früh aus der Dresdner Bahn wieder von hier abgegangen. Auf der bayerschen Bahn ist der Betrieb gänzlich sistirt. Alle Wagen sind preußischerseits in Beschlag genommen, nach dem Berliner Bahnhos übergeführt und von dort weiter geschafft. Auch die von hier südwärts fortge- schafsten Wagen (angeblich 11 Lokomotiven und 300 Waggons) wurden, wie man hört, von den Preußen noch erlangt und zurückgebracht. Aus Chemnitz tragen wir zu dem gestern Mitgr- theilten nock Folgendes nach. Das dortige „Tageblatt" schreibt (wie wir aus andern Zeitungen ersehen, da uns die betreffende Nummer des ,,KH. Tgbl" nicht vorliegt) vom 18. Juni Nachts 12 Uhr: Heute Abend waren wieder, wie gewöhnlich, Tausende von Menschen in der Nähe des Bahnhofes. Um A lO Uhr kamen die Dresdner Straße herein drei preußische Dragoner ge sprengt, als gerade mehrere Lokomotiven abfuhren. Das Volk war natürlich sehr erregt: man hörte vielfache- undeutliches Schreien. Die drei Reiter begaben sich in dir Stadt vor die Hauptwache, wo sie sich über die Verhältnisse befragten. Herr Bürgermeister Müller hielt eine Ansprache an die versammelt« Menge, zur Ruhe mahnend und namentlich vor jeder Insultation der preußischen Krieger warnend. Dieselben verließen hierauf die Stadt auf demselben Wege, auf dem sie gekommen. Zahllose Sckaaren von Menschen bewegen sich jetzt noch auf der Dresdner Straße. Um Mitter nacht haben die preußischen Truppen den Bahnhof besetzt. — Ferner vom 19. Juni: In Betreff der Ereig nisse voriger Nacht haben wir ergänzend und berichti gend zu bemerken, daß von Len drei Dragonern, welche zuerst die Dresdner Straße hereingekommen, einer vor der Stadt wieder umgekehrt ist, jedenfalls, um Bericht zu erstatten, bis zur Hauptwache aber zwei geritten sind, welche daselbst Erkundigungen eingezogen. Auf dem Bahnhofe ist nur ein Tbeil der Truppen gewesen, wäh rend der größere in Hilbersdorf geblieben. ^Geschoffen Quadraten von gesägtem, eissarbigem Muschelkalk. Wenn durch Regen diese Steine rein abgewaschen sind, erscheinen sie fast durchsichtig, und dann kann man sich auf jedem Steine längere Zeit unterhalten; denn die Kalkmasse ist förmlich überfüllt mit Muscheln aller Art, mit zahllosen ganzen und gebrochenen Schwertern vom Schwertfische, mit gewundenen Narvallbörnern aller Größen und hundert andern Arten von Seethieren. — Mag man an jeder beliebigen Straßenecke nach allen vier Krcuzrichtungen hinauskehen: an jedem Straßen- ende sieht man über einen schönen grünen Mittelgrund nach den entferntern grau-grünen Bergen. RingS um die innere Stadt läuft ebenfalls ein mit dem Meere in Verbindung stehender SchiffScanal, an welchem die Märkte, namentlich der unbeschreiblich reiche Fischmarkt, liegen. — Alle Häuser in Gothenburg sind groß und herrschaftlich gebaut und sehen immer so neu und blank aus, als ob man gestern erst mit dem Putzen der gan zen Stadt fertig geworden wäre. Indem ich die im edelsten Stile gebauten Kirchen, Theater und Amts- gebäude nur erwähne, sowie den von der Stadt unter haltenen großen und großartigen botanischen Garten nur nenne und über die vielen Felsenfestungen schweige, bemerke ich, daß all' LaS Große und Großartige, wa« man in Gothenburg geschaffen, um diese« zu einer der schönsten Städte zu machen, auf dem großen und weit- gestreckten, von der Natur gebildeten und geschützten Hafen bafirt. Ein Bild von dem Leben und Treiben an den weitgedehnten Hasrnufern zu geben, würde ver gebliche Mühe fein, we-halb ich auf ein weit abliegrn- drs Feld — dir Mode — «inlenke. In Schweden war seit undenklichen Zeiten der Haarbeutel in allgemeiner Mode; die Krauen und Mädchen machten flcd denselben, und die Männer tranken sich denselben an. Diese alt- Mode ist auf doppelte Weise zerstört worden: bei de»
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