Dresdner Journal : 12.07.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-07-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
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- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186607120
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660712
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660712
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- LDP: Zeitungen
- Saxonica
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-07
- Tag1866-07-12
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- Dresdner Journal : 12.07.1866
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Teltgr»phischt Nachrichten. L,ge»grschichtt. Dresden: Veränderung in den Be- satzungSverhältnissen. Die Chemnitzer Redactrure frei- gelassen. — Leipzig: Durchzug preußischer Truppen. — Chemnitz: Erlaß des Militärkommandanten. WErcesse. — Freiberg: Wassenablieferung. — Lö- Abau: Erleichterung betreff« der Requisitionen. Ge fangene und Verwundete. — Wien: Die Verhand lungen wegen eine« Waffenstillstände«. Ministerkrists. Ungarische Freiwillige — Berlin: Antwort der Königin auf ein Beglückwünschungstelcgramm. Die Offizierstellen im zweiten Aufgebot der Landwehr. Commissarische Stadträthe für Berlin ernannt. Die Cholera. — Stettin: Die Cholera. — Paris: Der Prinz Napoleon nach Italien. Hand schreiben de« König« von Preußen eingetroffen. — Florenz: Gesetzespublication. Die „Italic" über die Abtretung Venetiens. — London: Parlaments Verhandlungen. Das neue Cabinet. Die Brutto einnahme des letzten Finanzjahres. — Kopenha gen: Der Reichstag eröffnet. Gchle«»ig«H<lflet». (Aus Kiel, Rendsburg u. Eckern förde.) Krieg»»»chrichte«. (Vermischtes.) Er»en«»»ge», Versetzungen rr. im öffentlichen Dienste. Dre»duer Nachrichten. Pr»vi»zi»ln»chrichttn. (Leipzig. Chemnitz.) Grricht»»erh»ndl»nge». (Leipzig.) «ermischle». Gt-tistik «. Lolk«wtrthsch»ft. Fenilletua. Inserate. Lagr-kalender. vörseunach- richten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwsch, 11. Juli. Der ^Sta«t»-Au- zeigrr" ist zu folgender Erklärung ermächtigt: ver tragsmäßige Verpflichtungen zwiAen Preußen und Italien machen einen einseitigen Waffenstillstand und Friede» mit Oesterreich unmöglich. Hierdurch ist Italien »rrhindert, auf die Friedentwünschr Oesterreich«, durch A»»»h«e Venetien« al» Geschenk, riuzugehen und ein- ieitig den Krieg zu breude». Erodrrung»s«cht ist Pre»- ßev fern; e» will die edelsten nationale« Güter er« adern und verlangt Garantien für die territoriale Sicherheit feiner Zukunft und für Le«tschla»d Her- stellung einer staatlichrn Einheit, wenigsten» unter der Mehrzahl seiner Staate». Wien, Dienstag, 1V. Juni. (W. T. B.) Fol gende» Manifest de» Kaiser» ist erschienen: „Da» Un glück, welche» die Rordarmer drtroffrn, Hot mein Herz rief erschüttert; ader mein vertrauen aus die Hinge bung «eine» Volke», auf den Muth der Armee, auf Gott und «ein gute» Recht hat nicht gewankt. Ich hade «ich au den Kaiser der Franzosen gewendet, um eine» Waffenstillstand in Italien herdeizuführrn. Der Kaiser ist dem nicht nur auf da» Eifrigste entgegen- gekommrn, sondern hat sogar noch au» eigene« An triebe seine Vermittelung angeboten, um emrn Waf- teastillftand mit Preußen und Unterhandlungen über Friedenipräliminarien herbrizuführen. Ich habe die« Anerbieten angenommen und bin bereit, einen ehren haften Frieden adzuschließen. Aber ehr ich einem Friedr« mri«e Zustimmung grbe, der die Grundlagen der Macht meine« Reiche« erschüttern könnte, bin ich i» eine« Kriege auf Lrbrn und Tod entschloßen. Alle disponibel« Truppen sollen ronrentrirt werden, Rrrrutirung und Freiwilligr werden die Lücken aut- füllen. Die österreichische Armee ist hart geprüft, aber nicht e«tm»thigt und gebeugt. Nirmal« habrn dir Völker Oesterreich» sich größer gezeigt al» i« Unglück." Au« Pesth do« gestrigen Tage wird gemeldet, daß dir Kaiserin daselbst eingetroffrn ist. . . > i > — Feuilleton. Kunst und Oekonomie. Unter dem Titel „Freie Studien" hat Ludwig Pfau im Verlag von E. Ebner in Stuttgart eine Sammlung von Abhandlungen herausgegebrn. Dieselben find zu verschiedenen Zeiten für verschiedene Journale geschrieben und können diesen Ursprung nicht verläugnen, dennoch liegt den Theilen ein gemeinsamer Gedanke, dem Ganzen eine abgeschlossene Weltanschauung zu Grunde. Kann man den leitenden extremen Ideen auch nicht immer zustimmen, so wird man doch da« in einem glänzenden Stile geschriebene, geistvolle und anregende Buch mit Interesse lesen. Die Abhandlungen find mit Au-nahme von drei, über christliche Cultur, Proudhon, und bre tonische Volkslieder, der bildenden Kunst gewidmet. Von Interesse darunter ist eine Geschichte de- Louvrr- baue», ebenso die Abhandlung über die zeitgenössische Kunst in Belgien, weniger orientirt zeigt sich der Vrr- safser in der französischen Kunst, welche er unter der Urberschrift „Französische Maler und Bilder" bespricht. Das, wa« Pfau über „die Kunst im Gewerbe" sagt, ist neuerding« öfters und noch eingehender erörtert wor den. In einer Abhandlung „die Kunst im Staate" be leuchtet der Verfasser die Beziehungen der Kunst zur Philosophie, Geschichte, Moral, Politik und Oekonomie. Mit einer Wärme, welchc das Herz der hohen Finanz politik erweichen muß, nimmt er die Kunst gegen die vornehm« Geringschätzung der Herren Utilitarier in Schutz und zeigt, wie sie im Schaffen von Wrrthen jede andere Industrie übertrifft. Wenn man den Werth der Gemälde berechnen wollte — sagt Pfau —, welche da« kleine Holland hervorgebracht hat, so würde man eine ungeheure Summe finden. Wie viele Millionen wären «othwendig, «m nur die Bilder Rcmbrandt'S Wir«, Mittwoch, 11. Juli. (W T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" meldet osfieiö«: Seiten de» Kaiser» der Franzosen seien neuerding» sehr ener gische Schritte zur Herbeiführung eine« Waffenstill standes grthon worden. Dir französische Flotte segle nach Venedig ab. General Leboeuf sei zum französi schen Comunffar defignirt, um auf venetianische» Ge biet zu gehen, und General Froffard gleichzeitig in da« preußische Hauptquartier gesendet worden, um die bewaffnete Vermittelung Frankreichs zu notifirtrrn. E» sei der ausgesprochene Wille de« Kaiser« der Fran zosen, daß die Macht Oesterreich« nicht geschwächt werde. Die österreichische Südarmee habe die Räumung Ve netiens begonnen und marschire nordwärts. Toulon, Dienttag, 10. Juli. (W.T.B.) Da« französische Panzrrgeschwader ist in den Hasen zurück- gekrhrt, und Ordre hier eingetroffen, noch zwei Kriegs schiffe sowie ein Transportschiff auszurüsten. Florenz, Dienstag, 10. Juli. (W.T.B.) Die der Ueberschreitung des Po folgenden Bewegungen Cialdini'S haben tue Oesterreicher bewogen, in voriger Rocht Rovigo aufzugebt». Tie Brücken über die Etsch wurden zuvor von ihnen abgebrannt. Florenz, Dienstag, 10. Juli. (W.T.B.) Preu ßen soll hier amtlich erklärt Haden, Italien dürfe nicht einen Waffenstillstand annehmen, welcher auf der Schenkung Venetien» beruhe und einem Separatfrieden gleichkomme zu Preußen« Rachthril uns Oesterreich» Vorthril. 150,000 in Italien stehende Oesterreicher sollen degagirt und nordwärts abgcgangen sein. Ri- rasoli hat sich zu Garibaldi begeben. London, Mittwoch, 11. Juli. (W.T.B.) Die „Time»" meldet, angeblich als authentisch: Italien habe zu den Vorschlägen de» Kaisers Napoleon sol- gende Zusatzbedingungen gestellt: daß die definitive Abtretung Venetien» an Frankreich durch keine Be dingungen in Betreff Roms beschränkt sein dürfe, und daß die Frage wegen des Trienter Bezirk« al» eine zu di»cutirende anerkannt würde. Der Passagierdampser „O»prry" ist zwischen Li verpool und Antwerpen durch den Zusammenstoß mit einem andern Schiffe verunglückt. Neun Passagiere sind ertrunken. Tagesgeschichte. 7 Dre»de«, 11. Juli. Der commandirende General des k. preußischen Reservecorps und dcrmaligr Gou verneur von Sachsen, Herr Generalleutnant v. d. Mülbe Ercellenz, ist heute Nachmittag mit seinen Truppen nach Prag von hier abgerückt, woselbst gestern bereits 6000 Preußen eingezogen sein sollen. Die hiesige Besatzung besteht jetzt aus heute eingerückten Truppen des zwei ten Reservrcorps. Als künftiger Gouverneur von Sach sen wird der Herr General der Infanterie v. Schack bezeichnet. — Die am 2. d. M. hier eingebrachten beiden Chem nitzer Redacteure, Herren Professor Lamprecht und Liebig, sind gestern Nachmittag freigelaffen worden. Die von ihnen bis zu ihrer Abführung von Chemnitz redi- girtrn Blätter: „Chemnitzer Tageblatt" und „Chemnitzer Nachrichten" sind bekanntlich seitdem verboten worden. Wie wir hören, beabsichtigen die beiden Herren vor ihrer Abreise von hier bei dem Herrn MilitLrgouverneur um Aufhebung dieses Verbotes nachzujuchen, und da ihre Freisprechung ohne jede beschränkende Bedingung erfolgt ist, so steht zu hoffen, daß dieses Gesuch nicht ohne Berücksichtigung bleiben werde. — Umstehend geben wir heute auch ein Verzeich- niß der in den hiesigen Lazarethen untergebrachten ver wundeten preußischen und österreichischen Of fiziere. Leipzig, 10. Juli. (D. A. A.) Ein reges kriege risches Leben entfaltete sich heule auf dem Magdeburger aufzukaufen! Allerdings wurden die vielen holländischen Gemälde, die sich im Auslande zerstreut haben, ur sprünglich nicht mit dem Preise bezahlt, den sie beute gelten: wenn aber auch dem Producenten nicht der voll ständige, durch seine Arbeit geschaffene Gewinn zu Gute kam, so ändert das nichts am Werthe des Products und ebenso wenig an der Bedeutung der ökonomischen Frage. Belgien besitzt gegenwärtig in runder Zahl 1200 Künstler, deren jährliche Arbeit den durchschnitt lichen Erlös von fünf Mill. Fres, ergiebt — eine Summe, die für rin Land von fünf Millionen Ein wohnern sicherlich nicht zu verachten ist. Es hesteht schwerlich in Belgien oder sonstwo eine Industrie, die mit der Arbeit von 1200 Menschen, und ohne Beziehung de« Capital-, zu solchen Resultaten gelangt. Denn die ökonomische Wichtigkeit des künstlerischen Erzeugnisses springt noch viel mehr in dir Augen, wenn man be denkt, daß e« fast keine Kosten außer dem Unterhalt deS Arbeiter» verlangt, während jede Industrie die Mit wirkung finanzieller Hilf-mittel verlangt. Da- ist aber nicht Alle«: die Kunst producirt überdies einen blei benden Werth, gewisirrmaßen ein Grundstück, das mit der allgemeinen Bildung von Jahr zu Jahr zunimmt und seinrn ursprünglichen Preis verdoppelt und ver dreifacht, während der von der Industrie erzeugte Wrrth von Tag zu Tag abnimmt, um zuletzt gänzlich zu verschwinden. Man wird sagen, die Werthzunahme de« Kunstwerk« stelle nur den angesammelten Ains dr« zu seiner Erwerbung verwendeten Capital« vor. Aber diese Behauptung wäre unrichtig; denn da« artistische Product zahlt die Interessen seines Capitals durch die Dienste, dir r« leistet, so gut wie da« industrielle Pro duct. Nur legt letztere- da« Capital mit Verlust de« Grundstock« an, während da« Kunstwerk da« Capital bewahrt. Uebrigen« läßt sich dir moralischr Rrntr, und DreSdurr Bahnhofr. Auf denselben bewegten sich nämlich dir Maunschaftrn de« in drei Ertrazügen hier durchpassirten 20. preußischen Landwehrregi- ment«, welches, von Magdeburg kommend, nach Dres den dirtgirt wird. Di« erste Abtheilung, au« 044 Mann mit 10 Offizieren bestehend, traf um 11 Uhr hier rin, wurde im Güterschuppen de- Dresdner Bahnhofs ge speist und !ü1 Uhr weiter nach Dre-drn brfördert. Hier auf folgte ein zweiter Ertrazug mit 771 Mann und 14 Offizieren, die dritte Abtheilung endlich besteht aus 726 Mann und l2 Offizieren. Ehtmuitz, 10. Juli. Das heutige „Amtsblatt" ver öffentlicht folgenden Erlaß des k. preußischen Mili tärkommandanten: „Mit beute übernehme ich die Oberleitung des hiesigen Militär« und richte dabei folgend« ernste Worte au alle hiesi ge» Einwohner: „Zum Schutze Deutschlaud- Aufklärung und seiner Indu- strie steht Preußens Heer siegreich im Felde. Alle Bewohner desselben hoben blS jetzt mit Ruhe uud Würde die Folgen der augenblicklich unvermeidlichen Störung des Handel- und Ver- kehrS getragen. Leider sind hier aus Unüberlegtheit Aufläufe vorgekömmco, deren Wiederholung das größte Unglück für Chemnitz Hervorrufen müßte. „Zur Vermeidung desselben befeble ich daher wie folgt: 1- Alle Zusammenrottungen auf Straßen und Plätzen sind auf das Ernsteste untersagt. Nach 8 Uhr Abends dürfen nicht mehr als drei Personen zusammen stehen. 2) Von U Uhr Abends an sind sämmtlichr Hausthüren uud Einfahrten verschlofsen. ») Bou 10 Uhr Abends au ist aller Verkehr auf den Straßen untersagt. Aerzte, Chirurgen, Hebammen erhalten nach Legitimirung bei mir eine Nachtpaßkarte. Beamte im Dienste, die sich als solche legitimirtn können, vassiren frei. 4) Alle Schuß-, Hieb- und Stechwaffen ohne Ausnahme sind im Lause des heutigen Tages bis 7 Uhr Abends entweder an daS Militär am Bahnhöfe oder der Caseroe, oder aber auch in der städtischen Polizeiwachtstube abzuliefern. ») Tauzmlisikeu aller Art, sowie öffentliche Versammlungen sind bis auf Weiteres im ganzen Gerichtsamtsbezirke un tersagt. „Ich vertraue dem intelligenten Sinne aller Chemnitzer, eine Wiederholung der früher» Exceffe wird nicht nachfolgen, bemerke aber dabei, daß alle Unterbefchlsbaber strengstens au- gewiese» find, ihren Aufforderungen bei Versagung des Gehor sam- sofort die Waffengewalt folgen zu lasten. Chemnitz, den >0. Juli 18VS. Gyns v- Rekowski, Oberstleutnant, Comwaudenr 1». Laudwehrregimeuts." — Der „D. A. Z." wird bezüglich der in vorstehen der Bekanntmachung erwähnten Ercesse aus Chem nitz unterm 9. Juli berichtet: „Der gestrige Abend war ein sehr unruhvollrr, bewegter. Auf allen Straßen wogLn neugierige Schaaren auf und ad. Am stärksten dabei war die Jugend, sowohl männlichen als weiblichen Geschlechts und größtentheils den untersten Ständen angehörig, vertreten. „Die Bayern kommen!" hieß es allgemein. Dadurch, daß unsre Einquartierung die Hauptwache geräumt, mehrere größere Patrouillen Lie Stadt durchstreiften, daß ferner die Regimentsfahne vom Hotel „zum römischen Kaiser" wieder in die Ka serne gebracht worden war, daß die in Concerten und an öffentlichen Orten anwesenden Militärs sehr zeitig sich verabschiedet und die in Prioathäusern logirenden Offiziere die Caserne des Abends noch bezogen hatten, daß letztere endlich in allen Räumlichkeiten erhellt war, durch Alles dieses erhielt jenes grundlose Gerücht Nah rung und anscheinende Bestätigung. Hunderte von Neu gierigen begleiteten die Patrouillen, und zu Tausenden hatte sich das Volk vor der Caserne postirt, um da« Ausrücken der Preußen „abzuwarten". Sicherlich hat jedoch der Gedanke einer beabsichtigten Demonstration fern gelegen. Daß bei einer solchen Menge mit unter laufender roher Elemente und bei der herrschenden, durch die Arbeitslosigkeit erzeugten Bitterkeit manches Wort fällt, worüber der Besonnene erröthet und sich entsetzt, das darf unter Berücksichtigung aller hier einschlagen den Verhältnisse nicht Wunder nehmen. Wie sehr dies zu beklagen ist, empfindet jeder Einsichtsvolle, am meisten unsre Behörde. Dir Hauptschreier wurden ohne Weitere- in Beschlag genommen. Der Belästigung vor der Ca- serne machte man endlich durch Absperrung der betref fenden Hauptstraßen ein Ende. Das Verhalten des Mi litärs war rin durchweg ruhiges, gemessenes und Ach- Welche das Kunstwerk dem Beschauer bezahlt, vermittelst einer Ausstellung in klingende Münze verwandeln. Aber die Einkünfte, die es gewährt, sind hiermit nicht er schöpft, denn eS trägt vermittelst der Nachbildung und Vervielfältigung mehr als Wucherzinsen. Die Kunst ist also durchaus nicht im Rückstand dem Gläubiger Staat gegenüber: im Gegentheil! und die Oekonomisten, wenn sie nachrechnen wollten, würden staunen über die fabelhaften Summen, welch« die Kunst mit Hilfe der von ihr ernährten artistischen Industrie hervvrbringt. Wo will man die Industriellen hernehmen, die bedeuten dere Geschäfte machen al- die Hrn. Shakespeare, Goethe, Schiller oder die Hrn. Mozart, Beethoven, Mendelssohn oder die Herren Buonarotti, Raphael, Rubens u. s. w. Das sind solide Häuser, deren Credit mit jedem Jahr hundert wächst und die keinen Krieg fürchten. Aber die Kunst ist nicht allein eine Industrie, sie ist die hohe Schule einer Masse von Industrien, die sie mit ihrem Hauche belebt und die sterben ohne sie. Wir sprechen j-tzt nicht mehr von jenen artistischen Professionen, welche sich der Nachbildung oder Darstellung von Original werken widmen, sondern von den gewerblichen Künsten, im eigentlichen Sinne de» Wortes. Die formschönen Mzeugniffc der höher» Schreinerei, Töpferei, Glaserei, Gießerei, Echmiederei, Weberei — kurz aller Gewerbe, weiche der dekorativen Kunst angehöre», gedeihen blo- untrr der Bedingung, Laß die große Kunst lebe, wachse und ihnen ihr Feuer und ihren Geschmack mittheile. Werfen wir einen Blick in die Geschichte. „Wie konnte Attika — sagt Diardot — ein Land, das schmal felsig, beinahe unfruchtbar war, da« weder Fruchtfelder, noch Wiesen noch Wälder, weder Eisen, noch Hanf, noch Wolle, noch Leder besaß; da- Nahrung und Kleidung, Ge- räthe und Metalle, Pferde und Sklaven von außen bezog; tza« gegen so viele fremde Erzeugnisse Richt« al« da« tung fordernde«." (Wie un» au- sehr glaubwürdiger Quelle mitgetheilt wird, ist es nur der Energie und großen Kaltblütigkeit de« Commandirenden und der übrigen preußischen Offiziere, sowie der Ruhe und Be sonnenheit der preußischen Truppen überhaupt zu dan ken, daß nicht gefeuert und somit großes Elend von Chemnitz abgewandt worden ist. D. Red.) Freiberg, 0. Juli. Der heutige „Anz." enthält eine Bekanntmachung des hiesigen Preuß. Commandan- ten, Herrn Hauptmann- v. Kienitz, wonach im Laufe deS heutigen Tages und spätesten- bi- morgen Mittag 12 Uhr die Ablieferung aller im Besitz von Privat personen sich befindenden Waffen — als Schuß-, Hieb» und Stoßwaffen — desgleichen aller Pulverräthe, Pa tronen re. für die Stadt Freiberg stattzufinden hat. 0 Löb«», 9. Juli. Daß unsre Stadt als Eisen bahn- und Hauptstraßenknotenpunkt die Drangsale deS Krieges vor vielen andern Städten am meisten würde empfinden müssen, war wohl voraus zu sehen; daß aber bei aller Aufopferung der Behörden der Stadt und ihrer Bewohner und bei aller nur möglichen Un terstützung feiten der hiesigen k. Amtshauptmannschaft durch dir bei gegenwärtigen Verhältnissen allerdings nicht zu vermeidenden tagtäglichen Anforderungen die vor handen gewesenen Kräfte in der kurzen Zeit seit dem Ausbruche deS Kriege« vollständig erschöpft werden wür den, dies lag wohl außerhalb der Berechnung mensch licher Voraussicht. Unsre Stadt ist fertig, die« können wir mit gutem Gewissen sagen. Um so dankbarer müssen wir es aber dahingegen anerkennen, daß das k. preußische Militärgouvernement im Einvernehmen mit der k. sächsischen Landescommission sich bewogen gefun den hat, in Anerkennung der Calamität unsrer Stadt und rrsp. des amtshauptmannschafllichen Bezirks ein dirsfallsiges Gesuch des StadtrathS als in höchster Billigkeit beruhend zu erachten und deshalb verschiedene Erleichterungen anzuordnen sich bewogen gefunden hat. — Außer den vielen Eisenbahnzügrn mit Ge fangenen und Verwundeten kamen gestern Nach mittag zu Fuß circa 1050 Mann gefangene Oester- reicher und heute wiederum circa 2400 Mann der gleichen und gegen 130 Sachsen hier an, die in der St. Johannskirche, der heiligen Geistkirche, dem Ge wandhause und in verschiedenen Scheunen untergebracht und verpflegt wurden, dann aber in der Richtung nach Dresden zu weiter befördert werden. In unserm Stadtarmenhaus« find bereit- zwischen 40 und 50 Ver wundete, die wegen ihrer schweren Leiden nicht weiter befördert werden konnten, untergebracht. Der Mangel an Landärzten ist bereit- sehr fühlbar und daher dringend wünschenswerth, hierunter baldigste Unterstützung von auswärts zu erhalten. ES giebt ja so viele Gegenden unsers Landes, die von der Schwere des Krieges noch nicht so viel gefühlt haben; möchten auch diese zur Hilfeleistung für die armen verwundeten Krieger da- Jhrige nach Möglichkeit beitragen. Wien, 9. Juli. (F. Pz.) Der Kaiser genehmigte die Deckung des ungarischen RecrutirungScon- tingents durch Freiwillige. Eine Masse früherer Honvrdoffiziere hat an den Kaiser eine Eingabe ge richtet, worin sie als Zeichen ihrer Ergebenheit für den Thron und die Sache deS Reiches, welche auch die Sach« der Ungarn sei, den Monarchen um Dienste in der Armee bitten. — Die Sendung Gablenz' durch Benedek in das preußische Hauptquartier am Abend der Schlacht bezweckte selbstverständlich nur ein militärisches, nicht ein politisches Arrangement, eine Suspension der Waf fen, nicht einen Waffenstillstand. Diese Verhandlungen mußten aber Thatsachen höherer Ordnung weichen, der von Frankreich zur Anbahnung des Friedens und einleitenden Waffenstillstands dargebotenen, von Oester reich und Preußen angenommenen Vermittelung. Nur Frankreich verhandelt augenblicklich, und diese Ver handlungen sind noch nicht abgeschlossen. — (F. I.) Es gehen starke ^Gerüchte von einer Ministrrkrisis. Man spricht von der Demission Bel» Oel seiner Oliven, den Honig des Hymettus und den Marmor des Pcntrlikon auszutauschen hatte — wie konnte Attika gleichwohl auf seinem dürren Boden eine Bevölke rung von 50,000 freien Bürgern und 400,000 Eclaven er nähren? Wie konnte cs eine Flotte erschaffen, Colonien gründen, die unzähligln Horden deS PerserkrirgS besiegen, Alexander Trotz bieten und Sulla Widerstand leisten? Nur dadurch, daß es in Ermangelung deS Ackerbaues die hohe Industrie hatte ; daß e- in allen Arten schöner Dinge die besten Manufacturrn von ganz Griechenland, d. h. der bekannten Welt besaß. Und diese Ueberlcgenheit in der Industrie, wodurch eS nach einander Aegina, Sikyon, Rhodos und Korinth überflügelte, verdankte eS seiner Ueberlegenheit in der Kunst. Perikles hatte demnach nicht nur ein schöne- Werk ausgeführt, sonder» auch ein gutes Geschäft gemacht, als er unter der Leitung de« Phidias 4000 Talente (22 Mill. Frcs.), dreimal soviel al- die gesummten Einkünfte der Republik be trugen, für Architektur, Sculptur, Malerei und für Belohnung berühmter Künstler verausgabte. Er schafft« seinem Vaterland Macht und Reichthum durch Glanz und Größe." Solche Thatsachen bedürfen keine- Com- mentar«. Allerding- galten im Alterthum die Werke der Kunst einen Preis, den unsre zeitgenössischen Arbei ten noch nicht erreicht haben. Plutarch und Plinius thrilen un« mit, da« Nikia« die hübsche Summe von 60 Talenten (324,000 Frc« ) verschmähte, die ihm für eine« seiner Bilder geboten wurde; daß Cäsar für dir zwei Bilder Timomrch«, die rr in dem Tempel der Venu« Genitrir aufstrllte, 80 Talent« (432,000 Frc» ) bezahlte; daß ein Bild de« Aristide« um 100 Talente (540,000 Frc») verkauft wurde, und daß di« Stadt Sikyon durch Verkauf der zum Gemrindevermögen ge hörigen Gemälde ihre Schulden bezahlt«. In Rom war«« 12,000 Frc». unser« S«ldc« d-r gewöhnlich«
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