Dresdner Journal : 11.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608115
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660811
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660811
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-11
- Monat1866-08
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- Dresdner Journal : 11.08.1866
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.V 184. Somabrnd, den 11. August. 18««. 7lb»»»r>»r»t, preise: tritt patt o 8r«ll>p»t- LUacUi»^ Uinmn. ^Tkrlick i ü I'iilr. — ttgr ^j»t>rll°ki 1 „ Ik „ S1o«»tlivl> — „ 1« „ Liaisl», Summen»! 1 r»serate»prrtse: r«r 6«o«.um «in«r x«»p»It«->«o r«u«: 1 «gr. Dut«r ckle Teil»: 8 di^r. Lrschrtnrn: INxliek, mit Xn»o»kw» ä«r 8oon- voä k'eiert»^», Lbeoä» kür ck«o tolxenckoo 4 DrrMerImrml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Laseralrnannahme auowürt«: : 4 » l)on>a>i»»ionRr äe» Dresäoer ckonro»!»; «kenä»,.: II bwoi« fair: S«wdar» L«rUr>- Vi«o-Vr«ok4Urt ». N : t Voell.»«: Lerlia: Oaucioi'scbe IlueUU, Itrrixilr»»'» Itiire»»: Lr»w»» 4^. 8cul.orr»; 8rv»I»o: I..8r>«or.in'»Xunonc«l>liure»ii, ckii-a« L KxitKion^vi!«»; Vnmkwtt i-. N :ckuxa«»'»ok« ttuelib.; Löl»: ^r>. öüv»«««; k»rr,; tt^vu», Hvl.l.mil L6o., I«, kl««« 6« l« üoilr»«); kr»^: k» Lo»l.lv»'» Iluvkb j Vi»n: >tr. Orrm-r». Herauogebrr: Löni^I. kip«<iitioo <ie» vreeäosr ck«ncn«I», vreockso, Ick»ri«ll»tr»»e« Ho. 7. Michtamtlichrr Theil. Ue-ersicht. Telezriphifch» «achrichten. Tag»«gkschichte. Dresden: Zu den FriedenSverhand- lungen. StaatSminister v. Friesen nach Wien. — Berlin: Bildung einer Nattonalinvalidenstiftung. Landtagsangrlegrnhciten. Zu den FriedenSverhand- lungen. Die deutsche ParlamentSsrage. — Wien: Die Verhandlungen bezüglich Venetiens. Der KriegS- kostencredit gedeckt. — Brünn: Zur Anwesenheit des Königs von Preußen. — Prag: Der Eisenbahn- unsall bei Wildenschwert. — Krakau: Unsicherheit, jp Landwehrorganisation sistirt. — Bamberg: Ruhe störungen.—W ürzburg: Widerspenstigkeitv. Reserve mannschaften. — Aschaffenburg: Einquartierung. Preßangelegenheiten. — Hannover: Wiedererschrinen einer Zeitg. angeordnrt. — Emden: Schreiben d.Grafen v. Bismarck. — Stuttgart: Truppen aus Mainz. — Frankfurt: ZwangSauleihc. — Bern: Frei- willigencorp». — Brüssel: Der König erkrankt. Freisprechung. Die Kaiserin von Merieo erwartet. — Florenz: Zu den Friedensverhandlungen. Waffen ruhe verlängert. — London: Cholera. Parla- mentsverhandlungen. Der „Great Eastern". — Konstantinopel: Observationscorps in Bosnien. Die Explosion in der Pulverfabrik. Die rumänische Armee. — China: Sieg über Rebellen. — New- Aork: Zum Procch Davis. Modifikation der Neu- tralitätsgesehe. — Meri co: Neueste Nachrichten. Krieg»nachricht»n. (Aus München, Nürnberg, Lissa und Florenz.) Ernennung»«, Versetzungen re. i« iffentlich»« Dienste. Dresdner Nachrichten. Prsvinzialanchrichten. (Leipzig. Pirna.) Vermischtes. Eingesandt»«. Statistik u. Volkrvirthschaft. Fenillrtan. Inserate. Tageskalender. Börsrnnach- richten. Telegraphische Nachrichten« Paris, Dannnerstag v. Anguss Adrnd». (W. T B.) Wie der „Adendmoniteur" meldet, find die italienischen Truppen aus Tirol üder den Taglia- mento aus die Demarkationslinie zurückgezogen, welche Oesterreich behufs weiterer Verhandlungen übrr den Waffenstillstand verlangte. E« ist Grund anzunrh- men, daß hiermit dir Schwierigkeiten, welche eine Vereinbarung verhindertem, gehoben sind, und der Waffenstillstand demnächst abgeschlossen werden kann. — Tie Kaiserin von Mexico ist hier eiugetroffen. Tagesgeschichte. Dresden, 10. August. Der wirkliche Geh. Rath Gras Hohenthal Exc., welcher nach Berlin gesendet worden, um sich dort über Zeit, Ort und Modalität der bevorstehenden Friedensverhandlungen mit dem Herrn Ministerpräsidenten Grafen Bismarck zu be nehmen, ist heute zurückgekehrt. — Die Berliner „National-Zeitung" enthält die — aus ihr auch in sächsische Blätter übergegangene — Mittheilung, daß der Minister v. Friesen nach Wien gehe, „um die Entlassung des Herrn v. Beust zu er reichen und durch diese Concession Preußen für Sachsen günstiger zu stimmen". Der StaatSminister Freiherr v. Friesen ist allerdings heute nach Wien gereist, aber natürlich nicht zu dem von der „National-Aeitung" angegebenen Zwecke, sondern weil er von Er. Majestät dem König von Sachsen dorthin berufen worden ist. DresdkN, 10. August. Mehrere auswärtige Zei tungen beschäftigen sich gegenwärtig, gewöhnlich in aus Dresden datirten Korrespondenzen, sehr angelegentlich mit der künftigen Stellung Sachsens. So ließ sich jüngst dir „Gchles. Atg." aus Dresden schreiben: es seien hier „positive Nachrichten über die Ansprüche ein getroffen, welche Sachsen in seinen Friedensverhand- lungen mit Preußen erhebt". Sachsen nehme eine sehr entschiedene Haltung an und suche die Winke des Wohl wollens, die ihm von Paris kämen, bramarbasirend aus- zunutzen. Oesterreich secundire ihm dabei. Daß die vollständige Integrität des Territorialbestandes verlangt wird, verstehe sich von selbst. Aber auch die Krone solle ungeschwächt und im Vollgenusse der Souveränetät erhalten bleiben u. s. w., worauf der Artikel sodann mit folgenden Worten schließt: „Da cs einmal bei Preußen feststeht, um Sachsens willen das Fnedcnswcrk nicht zu stören und auf die Einverleibung desselben vorderhand zu verzichten, so ist die preußische Regie rung entschlossen, das Land ganz sollen zu lasten und mit Auf- geben jeder bundesstaatlichen Beziehung zu ihm insbesondere leben Zollvcrband mit ihm vollständig zu lösen. Es ist jetzt an der sächsischen Regierung, zu entscheiden, ob sie ihrer alten Handelspolttik treu bleiben will, durch.welche das Land wohl habend und glücklich geworden ist. oder ob sie es vorziekt, ihre zwei Brigaden für österreichische Zwecke zur unbeschränkten Ver fügung zu behalten, unbekümmert um den Ruin des Landes, der bei den engen Beziehungen zu Preußen nothwendig daraus hervvrgehen muß " Zur richtigen Bcurtheilung dieser angeblichen „positiven Nachrichten über Sachseus Ansprüche" wird es genügen, daran zu erinnern, daß Sachsen, wie wir aus bester Quelle versichern können, noch gar nicht in der Lage gewesen ist, irgendwelche Ansprüche in seinen Friedens- Verhandlungen mit Preußen zu erheben, indem die Frie densunterhandlungen zwischen Preußen und Sachsen noch gar nicht begonnen haben. * Berlin, 9. August, Abends. Der soeben erschie nene „Staats-Anz." veröffentlicht in seinem amtlichen Theile folgenden Erlaß Sr. k. Hoheit des Kronprinzen, die Gründung einer allgemeinen National-Inva liden st iftuna betreffend: „Zahlreiche Vereine haben sich gebildet zur Unterstützung der Armee im Felde, zur Pflege der Verwundeten, zur Linde rung der Noth der ohne Ernährer zurückgebliebenen Familien. Wie unser ganzes Volk durchdrungen war von Hingebung und Opserfreudigkeit in dein großen Kampfe für Preußens Ehre und Deutschlands Neugestaltung, so durchdringt jetzt das ganze Vaterland ein und derselbe patriotische Wetteifer, die vielen Wunden, welche der Krieg geschlagen, nach Kräften zu lindern und zu heilen. „Aber diese Leiden reichen weit über die Gegenwart hin aus, und es thut darum Noth, schon heute der Zukunft zu ge denken. Die Fürsorge des Staates kann diese Ausgabe allein nicht lösen; Pflicht des Volkes ist es daher, in freier Liebes thätigkelt dafür einzutreten, daß die Zukunft der tavfern Söhne unsers Vaterlandes, welche für uns geblutet und durch ihre Wunden erwerbsunfähig geworden, nach Krästen gesichert, daß für die Familien der Gebliebenen in ausreichender Weise ge sorgt werde. „Mit Genehmigung Sr Majestät des Königs beabsichtige Ich Mich an die Spitze einer allgemeinen National-Jnva- lidcnstistung zu stellen, welche die Erreichung dieses Zieles verfolgen soll. Ich werde ungesäumt Männer des allgemeinen Vertrauens berufen, um zur Gründung eines Eentralcomi- Iss in Berlin zusammenzutreten, welchem der Entwurf der Statuten, die Berathung der weiter zu ergreifenden Maßre geln, der erforderliche Verkehr mit den Behörden und die fcr- ncre Leitung der ganzen Stiftung obliegen wird. Gleichzeitig mit diesem Centralcom-t« werden aber schon jetzt Comit«s in allen Provinzen des Reiches sich bilden können, um für die Entwickelung und Förderung vieler nationalen Sache thätig zu sein. Nur den vereinten Kräften des ganzen Volkes kann sie gelingen Möge Keiner es an sich fehlen lasten, möge je- der Einzelne dazu beitragen, daß auch jene Tapsern, die ihre beste Kraft dahingaben für die Ebre und den Ruhm des Va terlandes, daß auch die ihrer Stützen und Ernährer beraubten Familien mit uns Allen über die Leiden und Opfer deS Krie gcs hinweg auf die Thaten unsers HeereS mit Stolz und Ge- nugthuung blicken können! Brünn, den 3. August l8«6. Friedrich Wilhelm, Kronprinz." — Der „St.-A." bringt heute den Wortlaut der zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt abgeschlos senen Waffenstillstandsconventionen, deren In: halt unsern Lesern bereits bekannt ist. — (N. Pr. Z.) Die A d r e ß c o m m i s s i» n des tz e r - renhauses hatte gestern Abend eine längere Sitzung, der al- Regierung-commissar der wirkl. Legationsrath v. Keudell beiwohnte. Heute soll die Adresse in der Commission definitiv festgesteüt und dann am Sonn abend oder Montag im Plenum berathen werden. — 'Das Mitglied des Herrenhauses, dessen Brief wir gestern erwähnten, Graf Clemens v. Westphalen, wohnhaft zu Haus Lasr bei Meschede, ist Landrath a. D. und Erbküchenmeister des Fürstcnthums Paderborn. Er hat einen erblichen Sitz im Herrenhause. — Ihre kaiserl. Hoheit die Großfürstin Helene von Rußland trifft morgen früh auf der niederschlesisch - märkischen Eisen bahn hier ein und wird im kaiserl. russischen Gesandt schaftshotel auf einige Tage Wohnung nehmen. — Be hufs der Friedensverhandlungen sind aus Bayern gestern der StaatSminister Freiherr ». d. Pfordten, der bayersche Gesandte in Wien Graf Bray, der geh. Le gationsrath Baron v. Bibra und der Legationssecretär v. Niethammer, aus Hessen Darmstadt der Ministerprä sident Frhr. v. Dalwigk, der geh. Legationsrath Hoff mann und der Gesandtschaftssecretär Jaide hier einge- troffen und im „Hotel Royal" abgestiegen. — Die ministerielle „Nordd. Allg. Ztg." spricht in ihrem gestrigen Blatte die Hoffnung aus, daß bis zum Zusammentritt des norddeutschen Parlaments die Ge- müther sich etwas mehr beruhigt, die Ideen sich etwas mehr noch geklärt haben werden, „denn sonst laufen wir Gefahr, in diesem Parlament, daß dazu berufen sein soll, die Einheit zu bringen, einem Chaos der ver schiedensten und widersprechendsten Wünsche zu begeg nen". Zur Erhärtung ihres Ausspruchs führt sie drei verschiedene Kundgebungen an, welche über die vor handenen Stimmungen und Wünsche Aufklärung geben. In Luxemburg spricht sich der dortige Particularismus in naiver Weise dahin aus, daß es am besten wäre, Luxemburg bliebe was cs ist, Preußen übernähme die Lasten der Vertheidigung, und die Luxemburger sprächen ihren Dank dafür dadurch aus, daß sie die Vortheile des Zollvereins mit genießen helfen. Aus Schleswig- Holstein gehen dem ministeriellen Blatte Einsendungen zu, welche den dringenden Wunsch nicht nur eines voll ständigen politischen Anschlusses der Herzogthümer, son dern auch des Aufgehens derselben in Preußen aus sprechen. In Hannover endlich ringt der die Erhal tung des frühern Standes wünschende Particularismus in einigen Theilen des Landes mit dem Wunsche und Streben nach vollständiger Einverleibung desselben in Preußen, ivelcher in andern LandeSthrilen laut und offen kundgegeben wird. Die „Nordd. Allg. Ztg." sagt in Bezug darauf: „Wenn man bedenkt, daß nicht nur diese drei politischen Richtungen, sondern noch manche andere sich in dem Parlamente treffen, daß in demselben auch die innern Parteien, Conservative, Liberale und Radi- calr vertreten sein werden, so ist dringend zu wünschen, daß man sich klarer als bisher um das preußische Pro gramm gruppire, wenn das Parlament wirklich eine segensreiche Thätigkeit entwickeln soll." * Wien, 7. August. Die „Deb." bringt „aus einer sehr beachtcnswerthen diplomatischen Quelle" die Nach richt, daß der Kaiser derFranzosen persönlich dem Könige Victor Emanuel („W. T. B." meldete irrthümlich: an den Kaiser von Oesterreich) geschrieben: wenn er, der Kaiser, auch den Einbruch der Armee Cialdini's in das ihm von Seiten des Kaisers von Oester reich zur Verfügung gestellte Venetien geduldet habe, so finde er sich doch veranlaßt, zu constatiren, daß dieses eigenthümlichc (inqualiliable) Vorgehen kein Präjudiz bilden könne für die bevorstehende Friedensvcrhandlung. Jene Cession habe für Frankreich ein Recht begründet, welches durch di« Florentiner Regierung beseitigen oder ignoriren zu lassen der Kaiser keineswegs gesonnen sei. (Vgl. unter Florenz.) — (Pr.) DerAcceptationScreditvondreißig Millionen ist gestern in einer Sitzung der bethcilig- ten Firmen, welche in der Creditanstalt stattgefundcn hat, zur Genüge gedeckt worden. Es handelte sich hier bei nur um Einzeichnung eines Restes von 550,000 Fl., die noch nicht übernommen waren. Dieser Betrag wurde Feil illeton. «in» Judtnoper in Amsterdam. (Aus der Wiener „Presse".) (Fortsetzung au» Nr. I8S.) Außer den materiellen Vortheilen übte dieses Er gebniß auch noch einen wohlthätigen Einfluß auf die Mitglieder selbst aus. Sie hatten jetzt ihre Kräfte er kennen und abschätzen gelernt; »on dieser Epoche an traten neue unverhältnißmäßige Fortschritte hervor. Das Repertoire wurde erweitert und abgerundet, die Anlagen de» Ganzen auf eine größere Entfaltung angelegt. Das musterhafte, sittliche Verhalten der Künstler in ihrem Verkehr mit der Welt trug dazu bei, die guten Ein drücke zu befestigen und die Anstalt in den Augen des Publicum» zu heben. Dir Vorschriften der Religion wurden auf» Strengste beobachtet und in den Wochen der Betstunde die Darstellungen eingestellt. Die Sänger trugen in ihrem Gebahren keine geniale Lüderlichkeit zur Schau, man fand sie nicht al» Stammgäste in den Kneipen; fic hielten »ielmrhr ihre Einnahmen sorgfältig zu Rathr und führten einen durchaus unbescholtenen Lebenswandel. Noch weniger konnte man den Damen etwa» Ueble» nachsagen. Die dunkeln Augen der Schnitzler und die »ollen weißen Arme der muntern Fratic hatten zwar manchem patricischen Jünger des Mercur rS der maßen angrthan, daß er vermittelst schwer wiegender Anträge rin traute» heimliche» Verhältniß anzuknüpfen versuchte ; allein die Künstlerinnen verstanden in solchen Fällen dte Gluth der Liebhaber auf derb Holländisch zu löschen, und hatten dadurch ähnlichen Raubrittern ein- für allemal den Muth zu Angriffen auf ihre weibliche Tugend benommen Dir Grsrllschaft bestand um diese Zeit au» sechs Sängerinnen, von denen vier für Charakter- und Neben ¬ rollen bestimmt waren, aus drei Tenören und drei Bas sisten, einem Chor von sechs männlichen und ebensoviel weiblichen Mitgliedern; dazu kamen noch ein Orchester von ungefähr dreißig Musikern mit dem Dirigenten, der Administrator Senator, der Direktor Ezechiel und ein Souffleur Orgel Moses. Dank der umsichtigen Ver waltung war die Garderobe zweckmäßig ergänzt und vervielfältigt, eine stattliche Opernbibliothek gesammelt worden, und neue Decorationen standen schon für die nächste Saison bereit. Nach langem Mühen hatte der Administrator einen schöner», obschon für den Zulauf nicht ausreichenden Theatersaal erlangt. Hier begannen die Wintervorstellungen mit dem-„Doctor und Apotheker" von Dittersdorf. Dieses Singspiel verdunkelte die arme „Nina" gänzlich und schlug so durch, daß man sich damit an ein ^bonnomont euspvncku, oder wie es damals ge nannt wurde, ein Ertracollega wagen durste. Neuig keiten folgten jetzt aus Neuigkeiten. Von Tag zu Tag verbreitete sich der Ruf der Judrnoper; noch in dem selben Jahre wurde sie nach dem Haag berufen, um dte Geburtstagsfeier d-t ErbstatthalterS durch ihre Vor stellungen zu erhöhen. Schmeichelhafte Einladungen von Magistraten verschiedener großen Städte ließen eben falls nicht lange aus sich warten, und dabei versehlte die Truppe fast nie, neben den alten Sachen etwa» Neues mitzubringen. So war unter steigendem Wohlstände und Ruhme da- Jahr 1793 herangenaht, welche» den ersten Schat ten auf da« Glück dieser Unternehmung werfen sollte. Was man längst befürchtet hatte, wurde zur Thatsache; schon in den ersten Monaten brach der Krieg mit der Republik Frankreich auk. Auf Befehl der Obrigkeit mußten jetzt alle Theater geschloffen werden, denn nicht weltliche Belustigungen, sondern Buße und Gebet ziemte sich für eine Zeit solcher Prüfungen, so predigten die Domins. Bald indeß schwand die Gefahr, und mit ihr die Ursachen de» Verbotes; dennoch durften die Theater nickt geöffnet werden. Die französische Ope rette löste sich aus, die deutsche Gesellschaft hatte sich schon längst verabschiedet; das holländiscke National theater aber gab im Sommer »on vornherein keine Vorstellungen. Auf ein Gesuch des Directors gestattete endlich der Bürgermeister ausnahmsweise und gewisser maßen als Beweis der Achtung den jüdischen Operisten, ihre Thätigkeit wieder zu beginnen, doch mit der Ein schränkung, daß nur aller 14 Tage gespielt würde. Desto größer war der Zudrang des Publicym». In dieser Zeit entfaltete die Truppe eine ungemeine Viel seitigkeit und führte neben dem „Gutsherrn" von Dit tersdorf, der „schönen Müllerin" von Palfiello, dem „Talisman" von Salieri und viele» andern Neuigkei ten den Holländern zum ersten Male die Blüthen deut scher Kunst in „Figaro's Hochzeit", „der Entführung" und „So machen es Alle" von Mozart mit größtem Erfolge vor. (Schluß folgt.) * In Bezug auf den in unsrer gestrigen Nummer erwähnten Artikel der „Kölnischen Blätter" geht un» heute folgende Mittheilung zu: „DaS „Dresdner Journal" hat in seiner gestrigen Nummer (Nr. 183) eine Mittheilung der „Köln. Bl." über das neueste Echriftchcn de» Professors Heinrich v. Trritschke wiedergcgcben. Gegenüber dieser Aeuße- runz eine» Blatte», welche» notorisch einen ganz speci- fisch ultramontancn Parteistandpunkt vertritt, darf nicht verschwiegen werden, daß nach dem Urthril unbefange ner deutscher, besonder» liberaler Stimmen die Fähig keiten, der Charakter und die politische Stellung des Pros. Treitschke eine von den „K Bl." durchau» »hi in der Weise gedeckt, daß die Creditanstalt die Summe ihrer ursprünglichen Betheiligung um 300,000 Fl. er höhte, die Bodencreditanstalt und das Haus Rothschild in die fehlenden 250,000 Fl. sich theilten. Am Schluß der Sitzung sprach Sectionschef v. Beke den Versam melten den Dank und die Anerkennung der Regierung au». Brünn, 5. August. (Deb.) Seit einigen Tagen sind die Preußen im vollen Rückmärsche, und die sich unter unsern Augen vollziehenden Thatsachen müssen auch das ungläubigste Gemüth von der eingetretenen fried lichen Wandlung der politischen Situation überzeugen. Brünn selbst wild diesmal von Truppenmärschen sehr wenig heimgesucht, da der Rückmarsch auf den kürzesten Wegen stattfindet. Der König von Preußen, der Kronprinz und der Prinz Friedrich Karl haben nach ihrer Abreise aus dem Hauptquartier Nikolsburg zwei Tage hier verweilt. Am Dahnhofe hatte sich eine De putation der Stadtrepräsentanz unter Führung des Hrn. Bürgermeisters 0c. Giskra zur Begrüßung Sr. Majestät eingefunden. In seiner an den König gerichteten An sprache betonte der Herr Bürgermeister namentlich, daß Se. Majestät gewiß die Ueberzeugung mit sich nehmen werde, die Stadt Brünn habe, ohne ihrer althergebrach ten Treue und Loyalität für das angestammte Herrscher haus das Mindeste zu vergeben, Alles gethan, waS in ihren Kräften lag, um den an sie gestellten Anforder ungen Genüge zu leisten. Se. Majestät sprach in dieser Hinsicht seine »ollste Ueberzeugung und Anerken nung aus, beifügend, diese Anerkennung den Bewoh nern der Stadt Brünn in besonderer Weise noch kund geben zu wollen. Prag, 6. August. Ueber den Eisenbahnunfall bei Wildenschwert, welcher von einigen Zeitungen als ein Werk des Fanatismus bezeichnet wurde, be richtet die Prager „Bohemia": In der Nacht »om 5. zum 6. zwischen 1 und 2 Uhr Morgens fand vor der Station Wildenschwert bei dem aus etwa 50 Waggons bestehenden Lastzüge, welcher mit dem k. preußischen Marstall von Brünn nach Prag fuhr, ein Unfall statt, bei welchem 8 Waggons gänzlich zertrümmert und viele stark beschädigt wurden. An Mannschaft blieben 4 Mann todt und gegen 14 wurden mehr »der minder verwun det. Von den Pferden des königl. Mckrstalles bliebeu 6 sogleich todt oder erlitten solche Beschädigungen, daß sie noch an Ort und Stelle getödtet wcrben mußten, und 20 andere, darunter auch Trainpferde, wurden stark beschädigt. Auch einige königl. Kaleschen wurden zer trümmert. Wie Bedienstete de» königl. Marstalles, welche mit diesem Zuge fuhren, erzählten, soll der Unfall da durch entstanden sein, daß in geringer Entfernung von der Station Wildenschwert, wo die Bahn ein starkes Gesälle hat, in der Mitte des Zuges ein Waggon ent gleiste, wobei die mit voller Kraft nachrollenden Waggon- theils zertrümmert, theils aus den Gleisen geschleudert oder übereinander geschoben wurden. Die Verwundeten wurden vorerst in ein in der Nähe befindliches Gast haus gebracht, wo ihnen von schnell herbeigeholten Aerzten aus Wildenschwert die erste Hilfe zu Theil wurde. Wie dieselben Augenzeugen erzählen, soll die entstan dene Verwirrung, vermehrt durch die rabenschwarze Nacht, grenzenlos und das Geschrei der Verwundeten herzzerreißend gewesen sein. Der Zug langte mit den unversehrt gebliebenen Waggons erst gestern um 1 Uhr Nachmittags hier an. — Ueber ein zweites Bahnunglück schreibt man der „Boh." aus Reichenberg unterm 5. d.: Einen Militärzug mit Verwundeten traf gestern der schwere Unfall, in der Nähe von Jose pHsthal, zwischen Jungbunzlau und Turnau, zu entgleisen. Der Sturz mehrer Waggons über einen ziemlich hohen Damm soll schwere Verletzungen im Gefolge gehabt haben. We nigstens wurde sofort von Pier aus ein Hilfstrain mit Aerzten und Rettungsmannschaft dahin entsendet. Krakau, 2. August. Die amtliche „Krakauer Ztg." schreibt: „Wir können leider nicht umhin zu constati ren, daß die öffentliche Ordnung und insbesondere die Sicherheit des Eigenthums auf dem flachen Lande gegenwärtig mehr denn je Gefährdungen und weichende Beurtheilung verlangen. Gewiß hieße e» billige Lorbeeren pflücken, wenn man nach den öster reichischen Niederlagen und nach den ersten gewaltigen Schritten, welche auf der Bahn der Neuentwickelung deutscher Zustände geschehen sind, anfangen wollte, den Deutschen zu erzählen, daß die deutsche Kleinstaaterei und die österreichische Suprematie sich überlebt habe, daß nur durch Beseitigung Beider Heil sür unser deutsches Vaterland, Sicherheit und Bedeutung dem Auslande gegenüber, Hebung der moralischen Kraft de» deutschen Volkes zu erwarten sei. Gewiß wäre es leicht und verlangte nicht eben be sondere Geistesgaben, solche Einsicht nach den großen preußischen Siegen zu gewinnen. Aber abgesehen davon, daß es in unsern Augen immer als rin »erdicnstvolles Werk erscheint, klar Er kanntes in einer vollendeten Form zur Anschauung zu bringen, so hat es mit den politischen Ansichten des Prof. v. Treitschke noch die besondere Bcwandtniß, daß sie keineswegs jetzt, also nach den Ereignissen, entstan den sind, sondern daß schon geraume Zeit vor den Er eignissen die sichere Voraussicht eines genialen Kopfes diejenige Entwickelung deutscher Zustände, wie sie sich jetzt anbahnt, als die allein segcnbringende vorgrzrich- net hat. Die „Kölnischen Blätter" citiren da» Urtheil des Proseffor» Wuttke über »ie akademische Wirksamkeit des Proseffor» v. Treitschke in Leipzig. Wir find über diese Leipziger Wirksamkeit nicht näher unterrichtet. Wenn c» aber dem Proseffor Treitschke zum Vorwurf gemacht wird, bi» jetzt mit einem größern Geschicht»werk nicht vor da» gelehrte Publicum getreten zu sein, so setzt ihn dieser Umstand in unsern Augen nicht herab. Man les« die „historisch politischen Aufsätze" desselben, wtlche i« Berlage von Hirzel in Leipzig bereit» mehrere Auflagen
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