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Dresdner Journal : 10.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608107
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-10
- Monat1866-08
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- Dresdner Journal : 10.08.1866
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736 uover, mehrer Erzherzöge und de» sächsischen Gesandten. Abends brachte die Musikkapelle der k. sächsischen Bri gade Kronprinz Ihrer Mas. der Königin ein Ständchen. — (K. Oe. Z.) Wir haben gestern die Meldung der amtlichen Florentiner Zeitung von der Zustimmung Ita lien- zu dem Abschluß de» Waffenstillstand» rich tig gestellt: man will bei dieser Richtigstellung, gegenüber der Meldung desselben Blattes, daß „die bedingung lose Vereinigung Venetiens mit Italien nunmehr ge sichert sei", eine „Beruhigung über die Bedingungen der Abtretung" vermissen. Es scheint uns, daß die „Beruhigung" in der von uns dargelegten Sachlage bereit» enthalten ist. Die Modalitäten der Abtretung Venetien- gehören dem Frieden an, der Waffenstillstand hat damit Nichts zu schaffen; und wenn wir zu consta- tiren in der Lage waren, daß noch nicht einmal der Waffenstillstand zum Abschluß gekommen, so versteht sich von selbst, daß eine Vereinbarung über jene Modali täten seither noch nicht erfolgt sein kann. (Vergl. unter Pari».) — Die „Deb." ergänzt ihre gestrigen Mitthri- lungen heute wir folgt: Nicht in Pari- und unter Ver mittelung Frankreichs, sondern direct zwischen Oester reich und Italien durch beiderseitige militärische Be vollmächtigte, die heute im Friaulschen zusammengetre- ten sind, wird über einen Waffenstillstand verhan delt Nicht aber gleichzeitig (wie in NikolSburg) über Friedenspräliminarien. Zu letzter» sind die österreichi schen Commisflare nicht ermächtigt. Sollten also die Italiener daraus bestehen, nur unter der Bedingung, daß gleichzeitig eine FriedcnSbasiS festgestellt werde, auf einen Waffenstillstand einzugehen, so dürfte die bereits bestehende Waffenruhe, wenn selbe nicht unterdessen noch mals verlängert würde, am Freitag Morgen 4 Uhr zu Ende gehen. * Prag, 7. August. Eine Bekanntmachung des k. preussischen Herrn Civilcommissars bringt zur Kennt- niß des schifffahrttreibendrn Publikums, daß auf An ordnung des k. preußischen Ministeriums der auswär tigen Angelegenheiten der Verkehr österreichischer Fahrzeuge auf der preußischen Elbstrecke wäh rend der Dauer des Waffenstillstandes nicht gehindert wird. — Se. k. Hoheit Prinz Friedrich Karl von Preußen, welcher vorgestern Nachts um 11 Uhr hier eingetroffen war, ist gestern Nachmittag mitseinemGefolge und dem Stabe des Hauptquartiers der 1. Armee aus dem Graf Clam'schen Palai» in das Graf Waldstein'sche Palais in der Kleinseite übersiedelt. Im Laufe des gestrigen Vormittags nahm der Prinz die Vorstellung des Herrn Generalgouverneurs Bogel v. Falckenstein und aller in Prag stationirten höhern k. preußischen Offiziere und Beamten entgegen. Die Dauer der An wesenheit Sr. k. Hoheit und des gesammten Hauptquar tiers soll vorläufig noch ganz unbestimmt sein. Den gestrigen Nachmittag widmete Se. k. Hoheit der Besich tigung der kaiserlichen Hofburg am Hradschin. München, 7. August. (B. A.) Der kgl. StaatSmini- ster de» Aeußrrn, Frhr. v. d. Pfordten, ist heute Morgen über Stuttgart und Frankfurt zu den Friedens verhandlungen nach Berlin abgereist. In seiner Be gleitung befinden sich die k. Legationssecretäre v. Niet hammer und Frhr. v. Bibra. Der zum Mitbevollmäch tigten Bayerns bei den Friedensverhandlungen ernannte k. Gesandte Gras v. Bray-Steinburg wird sich ebenfalls heute auf der Ostbahn über Regensburg nach Berlin begeben. Als Bevollmächtigter Sr. Majestät des Groß- herzogS von Hessen bei den bevorstehenden Friedensver handlungen in Berlin ist der Staatsminister Frhr. v. Dalwigk bestimmt und ist derselbe heute von hier abgereist. Augsburg. Die „Allg. Ztg." veröffentlicht folgende „officielle Mittheilung über die Bundestagssitzung vom 4. August": Es wurde eine Anzeige Sr. k. Hoh. de» Prinzen Karl von Bayern über Abschluß des Waffen stillstandes zwischen Preußen und den Regierungen von Oesterreich, Bayern, Württemberg, Baden, Großherzog- thum Hessen vorgelegt; desgleichen ein Schreiben des gedachten Prinzen, wonach derselbe die ihm durch Bun desbeschluß vom 27. Juni d. I. übertragene Stelle eines Oberbefehlshaber- der Bundestruppen, insbesondere im Hinblick ans den abgeschlossenen Waffenstillstand und die hieran sich knüpfenden Folgen, niedergelegt. Braun schweig erklärte seinen Austritt aus dem Bunde, nach dem infolge der neuesten Ereignisse, insbesondere nach dem Preußen und mit diesem eine Mehrzahl deutscher Regierungen aus dem Bunde getreten sei, es demselben an den nothwendigen Voraussetzungen des Fortbestan des fehle. Gegen diesen Austritt wurde der auch in früher» Fällen erhobene Protest ausgesprochen. Sodann wurde beschlossen, dem Rückmärsche der norddeutschen Truppen aus den BundeSfestungen in ihre Heimath in Anbetracht der notorischen thatsächlichen Verhältnisse kein Hinderniß in den Weg zu legen. Hannover, 7. August. Wie man der „Nat.-Ztg." schreibt, sind die Polizeidirectoren von der hiesigen Katholiken, Preußen, so viel an ihm liegt, unpopulär zu machen. Befreundete Zeitungschreiber geben sich gleich zeitig alle Mühe, ihn in den Ruf eines tüchtigen Hi storiker- und Politikers zu bringen." Nachdem der Referent der „K. Bl." das Urtheil des Prof. Wuttke über die Leipziger akademische Wirksamkeit de- Herrn v. Treitschke citirt und bemerkt hat, wie der dortigen philosophischen Facultät eine alte Satzung vorschreibt, daß Niemand zum Professor gemacht werden soll, der nicht in der Wissenschaft, für die ihm ein Katheder ge geben wird, ein Hauptbuch veröffentlicht hat, schließt er seine Kritik mit folgenden Bemerkungen: „Herr v. Treitschke hat bis zur Stunde noch kein wissenschast- licheS geschichtliches Werk veröffentlicht, und es würde von richtiger Selbsterkenntniß zeugen, wenn er die aka demische Laufbahn ganz aufgeben und sich auf die Re daction der „Preußischen Jahrbücher" beschränken wollte. Einer seiner Vorgänger in der Redaktion dieser Zeit schrift wurde von dem Minister Bethmann-Hollweg zum Professor in Halle befördert. Damals meldete die „Kreuzzeitung", der alte Leo habe gegen diese Ernen nung protestirt: er finde es ganz in der Ordnung, habe er gesagt, daß die Regierung ihr geleistete journali stische Dienste belohne; aber das brauche nicht durch Verleihung einer Professur zu geschehen; die Regie rung habe ja auch andere einträgliche Posten zu ver geben, z. B. in der Steuerpartie." Wie die „Bayr. Zeitg." meldet, soll da» neue Opernhaus zu Pari» u. A. auch noch mit dem Mün chener Stadtwappen grschmückt werden, und zwar zu Ehren de» herzoglich bayerschen Hofkapellmeister» Or lando di Lasso (1530—1599). Im Kroll'schen Etablissement zu Berlin errang die einactige Blüette „Auf dem Marsche", Gelegen- heit»schwank von Aareh Dilberian, einem gebortnen preußischen Eivilbehörde für aufrührerische Bewegungen persönlich verantwortlich gemacht worden. Hilde»heim, 2 August. (Z. f. N.) Die städtischen Kollegien haben zwei ihrer Mitglieder an den preußi schen Civilcommissar in Hannover geschickt, um die Be- feitiguug des Lauddrosten Wermuth herbeizuführrn. Die Bewilligung ihre» Gesuche- ist für eine nahe Zu kunft in Aussicht gestellt worden. Darmstadt, 7. August. (Fr. I.) Ministerpräsident v. Dalwigk ist unerwartet heute Nachmittag hier ein- getroffen. — (D. Z.) Auf Befehl de- GroßherzogS tritt die großherzoglichr Division, nebst den Ersahtruppen, baldigst den Marsch nach der Provinz Rheinhessen an. Auch soll die in Mainz stehende großherzogl. Belage rungsartillerie die Festung verlassen und mit der Di vision in der Provinz Rheinhessen dislocirt werden. Mainz, 4. August. (F. I.) Der Gouverneur der Festung ist seine- dem ehemaligen Bundestag geleisteten Eides entbunden worden und wird, wie es heißt, an den Verhandlungen, welche zwischen Preußen und den süddeutschen Staaten bezüglich de» Frieden» und infolge dessen de» gemeinschaftlichen Besitze-, wie der hiesigen Festung, stattfinden, entsprechenden Antheil neunen. In der kurhessischen Division sowie bei den bayerschen Truppen stehen Beurlaubungen in größern» Maß stab bevor. Karlsruhe, 6. August. Heute Nachmittag fand der Einmarsch der badenschen Felddivision statt. Die Stadt hatte sich mit Fahnen geschmückt und die Behör den so wie die Einwohnerschaft wetteiferten miteinander, den Heimkehrenden einen gastlichen Empfang zu bereiten. — In Betreff der leitenden Grundsätze sür die innere Landesverwaltung hat das neue Ministerium ein Rundschreiben erlassen, welches nach der „KarlSr. Ztg." im Wesentlichen folgenden Inhalt hat: „DaS neugebildete Staatsministerin!» habe die Grundsätze der allerh. Proklamation vom 7. April l8ÜV als die auch fortan in unserm Staatsleben zu befolgenden adoptirt. ES sei hier nach den großh. Behörden die sorgsamste Pflege der durch die neue Verwaltungsorganisation geschaffenen und schon in kurzer Erfahrung erprobten Institute namentlich zu empfehlen. Vor Allem werde die großh. Regierung an dem Ausgangspunkt der Grundsätze der Proklamation vom 7. April IE, an der Selbst ständigkeit der Kirchen iu ihren iuneru Angelegenheiten und an ihrer gesetzlichen Unterordnung unter den Staat iu allen äußern Beziehungen mit größter Entschiedenheit festhalteu Leider habe der über die praktische Durchführung dieses Grundsatzes ent brannte Kamps hin und wieder zu einer Anfeindung der gegen seitigen Autorität an sich geführt. Die großherzogl. Behörden hätten einerseits die hohe Achtung, welche der Kirche als solcher in unserm öffentlichen Leben gebührt, im Auge zu behalten; andererseits allen unzulässigen Agitationen, bei welchen das geistliche Amt zum Deckmantel für gewifsenlose politische Wühlereien und Hetzereien gemacht würde, und ebenso den Ver suchen zur Untergrabung des konfessionellen Friedens (einer der wesentlichsten Bedingungen unscrs staatlichen Wohles) mit den gesetzlichen Mitteln ein Ende zu machen. Ferner müsse mit Ernst und Nachdruck vorgebeugt werden, daß die erfreuliche Ent wickelung unsrer Reformen in Gesetzgebung und Verwaltung nicht durch den inner« Parteikamps gehemmt würde, und daß die leidenschaftliche Erregung des Augenblicks, die sich an die außerordentlichen, ganz Deutschland nmgestattenden Vorgänge der letzten Monate knüpfe, nicht zu einer Quelle der Zucht losigkeit werde. Was die öffentlichen Agitationen betreffe, so könnten, während fremde Truppen als Freunde Theile unsers Landes besetzt halten, unwahre und gehässige Ausstreuungen dem Wohl des Ganzen wie der Einzelnen zur größten Gefahr gereichen und eine befriedigende Gestaltung unsrer künftigen politischen Verhältnisse, die ohne nahe Beziehung zu Preuven nicht denkbar sei, nur erschweren , sic seien deshalb nicht zu dulden. Die Lasten des Krieges dürsten noch eine. Zeit lang drücken, sie würden aber, während die Regierung in allen ihren Organen selbstverständlich nnt aller Anstrengung aus ihre Lin derung hinarbeiten wird, leichter getragen werden, wenn man sich der Einsicht nicht verschließe, daß sie die unvermeidliche Folge der vorangegangenen Ereignisse sind." — (F- I.) Durch allerhöchsten Befehl werden sämmt- liche großherzogliche Truppen wieder unter das kom- mando des Prinzen Wilhelm gestellt. Mannheim, 6. August. (F. I.) Zwischen preußischen und einigen badenschen Militärs entstand gestern Abend in einer Wirthschaft Streit, der durch Einmischen von Civilpersonen größereDimenstonen annahm und sich durch längere Zeit auf der Straße fortsetzte, so daß Polizei und Wachmannschaft cinschreiten mußten. — (M. I.) Die hier garnisonirenden preußischen Truppen gehen heute noch nach dem Norden, wie es heißt nach Hannover ab; zum Ersatz kommt ein Ba taillon des 32. preußischen Linieninfanterieregiments hierher. Wiesbaden, 7. August. (F. I.) Soeben, Abends kurz nach 7 Uhr, flog das Pulverhaus auf der Rhein höhe bei Schierstein mit einem furchtbaren Knall in die Luft. Der Donner rollte über die Stadt Wiesbaden und die Rheinufer, wie im Jahre 1857, als der Pul verthurm auf dem Kästrich in Mainz erplodirte. Sämmt- liche Fenster in den südwestlichen Straßen Wiesbadens find gesprungen; der Schrecken der Bevölkerung war ungeheuer. Zu Tausenden strömten die Menschen so fort nach der Schiersteiner Höhe, auf welcher die Mili tärverwaltung in der unmittelbaren Nähe der Stadt und erst seit vier Jahren in Deutschland lebenden Tür ken, entschieden günstigen Erfolg. 's In Wien macht ein Konflikt wegen de- Carl- theaters Aufsehen. Director Strampfer hatte wegen der Kriegsereignisse, die auf den Besuch des Wiedner Theaters nachtheiligen Einfluß hatten, einen Pachtnach laß von 10,000 Fl. erhalten. Darauf hin schrieb Di rector Treumann an die Eigenthümer des Carltheaters einen Brief, in welchem er, da auch der Besuch dieses Theaters sehr gelitten hatte, gleichfalls um einen Pacht nachlaß von 10,000 Fl. ersuchte, widrigenfalls er sich veranlaßt sehen würde, Direktion und Pacht de» Carl- theaters vom 1. August an niederzulegen. Die Carl'- schen Erben setzten den Director Strampfer hiervon in Kenntniß, welcher auch sofort sich zur Pachtung des Carltheaters bereit erklärte. Auf da- hin machte Treu mann sogleich seine Kündigung rückgängig, indem die Carl'schen Erben die Annahme derselben an eine Be dingung wegen Ueberlasiung des lonäus iiuüeuvtu» ge knüpft hätten, er aber, wenn man an sein« Kündigung Bedingungen knüpfe, diese einfach als nicht angenommen betrachte und sich in keine weitern Unterhandlungen einlassen werde. ES soll nun diese Angelegenheit zu einem Proceß führen. j- Zum Andenken an den verstorbenen König der Belgier läßt die Königin von England durch Mir Du rant ein Monument in Marmor au»führen, das in der St. Georgikapelle zu Windsor errichtet werden soll Dasselbe, dessen Thonmodell bereit- vollendet, stellt den Fürsten auf dem Todenbette vor; an der Seite lagert der belgische Löw«, auf dessen Mähne dir herabgrsun- kene Rechte de- Sterbenden ruht. Auf der andern Seite dcS Bette- stehen zwei Schutzengel mit den Wappen schildern von England und Belgien. und unter steter Bedrohung der dichtbewohnten Rhein- ufer vor einigen Jahren ihre Pulvermagazine angelegt hat. Der Zugang zu der furchtbar verheerten Stelle wurde natürlich sofort abgesperrt, da man weitere Er tz l o s i o n r n erwartete. Die Flammen schlagen au- dco Trümmern; eine Rauchwolke, welche den ganzen Höhen- zug am Rhein bedeckte, wälzt sich über Wiesbaden hin weg. Die Parallelstraßea gegen den Rhein zu sind bedeckt mit zersprungenen Fensterscheiben. In Biebrich, Mo-bach und Schierstem wird die Verheerung nicht minder sein. Da- PulverhauS war zufällig heute ohne Wache, da die preußische Landwehr heute Morgen ab- gerückt ist und Linientruppru erst heute Abend eintref- fen. Die Schiersteiner (sehr frequrntirte) Straße führt fast dicht an der Unglücksstätte vorbei; ob Menschen leben zu beklagen sind, weiß man bis jetzt noch nicht. EineUntersuchung wurde sofort eingeleitet. (Der ,,K.Z." hatte man bei der hastigen Uebereilung, womit der Ab zug der nassauschen Truppen am 7. Juli bewerkstelligt wurde, nicht nur das Kriegsmaterial in den Kasernen, sondern auch diese Pulvervorräthe mitzunehmen vergessen. Später, unmittelbar vor dem Einrückeu der Preußen, wurde der hiesige Bürgermeister Fischer requirirt, da- Pulver durch Wasseraufschütten unbrauchhar zu machen. Der Gemeinderath lehnte die Requisition ab; er wollte kein Staatseigenthum vernichten, welche- nach Abgang der alten der neuen Staatsgewalt zusallen müsse u. s. w. Im Widerspruche mit dem Beschlusse des Gemeinde- rathes ließ deunoch der Bürgermeister Fischer so viel Wasser auf da- Pulver gießen, daß man glaubte, es sei völlig unbrauchbar und werde jedenfalls nicht mehr erplodire». Im Vertrauen hierauf kümmerte man sich nicht weiter darum. Die heutige Crplosion zeigt, daß man sich irrte. Sie erfolgte wenige Stunden, nachdem das bisher jin Mainz liegende Depot des nassauischen Kontingent- entwaffnet hierher zurückgckrhrt war.) Weimar, 5.Aug. (F.J.) Die Regierung hat gemäß des ihr vom Landtage erthcilten Credits von 500,000 Thlr. ein Anlehen ausgeschrieben, dessen Erhebung auf 5 A>ige nicht unter 200 Thlr. lautende Staatsschuldscheine er folgen soll, die auf den Namen des Darleihers ausge stellt werden und kündbar sind. — Die auf das Jahr 1866 bewilligte Kriegssteuer mit 2 Pfennigen vom Thaler ist ebenfalls zur Erhebung ausgeschrieben. Es sind diese Zuschüsse der Regierung deshalb noch erfor derlich, weil die heute, wie die nächsten Tage nach Na- stadt, bez. Ulm, rückkehrendcn Truppen noch zu mobili- siren sein werde», um wahrscheinlich mit zur Besatzung einiger von Preußen besetzten oder zu besetzenden Ge- bietstheile verwendet zu werden. Z Altenburg, 6. August. Die Sitzung der Land schaft am 4. d. brachte die Berathung über die Vor lage der Herzogs. Regierung wegen des mit dem König reich Preußen auf den Grund des von letzterm vor gelegten Verfassungsentwurfes abgeschlossenen Bünd nisses. Der Bericht der Verfassungscommisston über diesen Gegenstand wurde von dem landschaftl. Viceprä- sidenten Laurentius vorgetragen. Im Wesentlichen ging derselbe von dem Gedanken aus, daß weder die Fest stellung der Rechtsfrage, ob ein Austritt aus dem Bunde überhaupt zulässig sei, noch die Untersuchung der Frage, von welchem Staate die Bundesgesetze zuerst verletzt worden seien, von entscheidendem Einflüsse bei Prüfung des von der Herzog!. Staatsregierung eingeschla*genen Verfahrens seien; denn es sei keine Frage des Rechtes, sondern der Interessen gewesen. Berücksichtige man aber die geographische Lage, das volkswirthschaftliche Interesse, die kirchlichen und religiösen Beziehungen und die ganze norddeutsche Cultur de- Landes, sowie den Umstand, daß durch den Abschluß der Militärconvention das Herzog!. Militär auf die engste Verbindung mit der k. preußi schen Militärorganisation angewiesen sei, so müsse man erklären, daß durch den Abschluß de- fraglichen Bünd nisses das diesseitige Staatsinteresse auf das Gewissen hafteste gewahrt worden sei. Die Schlußanträge der Verfassungskommission gingen dahin: La/Fs.hist wolle 1) zu dem erwähnten Bündnisse nachträglich die ver fassungsmäßige Zustimmung ertheilen; 2) ihr Einver- ständniß dazu erklären, daß die Wahlen zu dem seiner Zeit zu berufenden Parlamente nach Maßgabe der Be stimmungen des Neichswahlgcsetzes vom 12. April 1849 ausgeschrieben werden; 3) die Staatsregierung im Vor aus ermächtigen, den mit dem Parlamente zu verein barenden Bundesvertrag unter voraus ertheilter land- ständischer Zustimmung abzuschließen; 4) beider Mangel haftigkeit der in dem Bündnißvertrage vorgelegten Ver fassungsgrundzüge jedoch an die Staatsregierung — wiewohl ohne damit die zu 3 ertheilte Ermächtigung zu bedingen — das Ersuchen richten, ihrerseits dahin zu wirken, daß bei den bevorstehenden Parlamentsver handlungen nicht bei den mitgelheilten Grundzügen des Bündnisses werde stehen geblieben werden, sondern durch Vereinbarung mit dem Parlamente ein viel umfassen deres, den gerechten Forderungen des deutschen Volkes entsprechendes Verfassungswerk, insbesondere dahin zu Stande gebracht werde, daß a) Preußen mit seinem ge sammten bisherigen Staatsgebiete in den neuen Bun desvertrag eintrete und daß auch Schleswig demselben einverleibt werde; d) daß unter den im Art. 1 des Bünd nisses erwähnten (vom Bunde auszuschließenden) k. nie derländischen Landestheilen das Großherzogthum Luxem burg nicht mit verstanden, letztere- also Deutschland erhalten werde; o) daß nach dem Vorgänge der deutschen Reichsverfassung von 1849, eine einheitliche Exekutiv gewalt des Bundes geschaffen und in die Hände des mächtigsten Bundesgenossen, Preußen, gelegt werde, endlich ck) dieser Exekutivgewalt der ausschließliche Ober befehl über die gcsammte Land- und Seemacht de- Bundes übertragen werde. — In der Debatte sprach zunächst der Abg. v. Stieglitz und erklärte, er könne den Commis- . sionsanträgcn nur zustimmen, indem er der durch die faktischen Verhältnisse herbeigrführten Nothwendigkeit Rechnung trage. Er müsse aber den Ausschluß der deutsch - österreichischen Provinzen aus dem Deutschen Bunde als ein Nationalunglück bezeichnen, und die her beigeführte Dreitheilung werde immer die Quelle neuer Kriege bilden. Das Bündniß der diesseitigen Staats- regierung sei unter drückenden, den freien Willen der selben beschränkenden Verhältnissen erfolgt, und die Re gierung habe in der That nicht ander» handeln können. Gegen die letztere Bemerkung erklärte jedoch Geh. Rath v. Larisch, die StaatSregierung sei freiwillig in da» Bündniß mit Preußen eingetreten, nicht gedrängt von einer äußern Macht, sondern von dem Streben der Nation nach Herstellung eines lebenskräftigen staatlichen BundeSorganiSmuS. Den Ausführungen de« Abg. v. Stieglitz traten außerdem noch die Abgg. Rosenberg und Meinert bei, während die Abgg. Wagner, v. Schwar zenfels und Göpel, wenn auch unter Anerkennung Dessen, daß noch große Arbeit und schwere Opfer erfordert wer den würden, um zu einem gedeihlichen Ziele zu ge langen, doch den zu fassenden Beschluß mit Freuden begrüßten. In dem Schlußworte constatirte Referent, daß die Landschaft weder hohe, noch Gefühl-Politik zu treiben, sondern die Aufgabe habe, unter Berücksich tigung d<r realen Verhältnisse die den Interessen des Landes entsprechenden Beschlüsse zu fassen. Jedenfalls sei die Commission entschieden gegen jede Theilung Deutschlands nach Nord und Süd und hoffe, daß die Staat-regicrnng Alle», wa» in ihren Kräften stehe, thun werde, um dies zu verhindern. Bei der nament lichen Abstimmung wurden hierauf fämmtliche Commif- sionsanträge einstimmig angenommen. Ueber die Stel lung der StaatSregierung zu der Frage wegen Aus schlusse- der süddeutschen Staaten vom Bunde wurde zu Punkt 3 vom Ministertische noch die Erklärung gegeben, daß auch sie einen solchen Ausschluß für ein Unglück ansehen würde. Sollte der Fall aber doch ein- treten, so werde e- doch im Interesse de» Landes liegen, sich dadurch von dem Eintritt in den norddeutschen Bund nicht abschrecken zu lassen. An den süddeutschen Staaten werde es namentttch sein, die unabwei-lichen Opfer zu bringen, welche ihnen auferlegt werden würden, und das Ihrige zu thun, um die Einigung Deutschlands hrrbei- zuführen. Schließlich wurde von der VerfassungScommis- sion aus eigener Bewegung noch der Antrag gestellt, der StaatSregierung Namens deS Landes die dankbare An erkennung dafür zu stellen, daß sie unbeirrt durch ent gegengesetzte Agitationen die Sonderinteresien den auf das Wohl des großen Vaterlandes abzielenden Be strebungen untergeordnet und damit dem Herzogthum die traurigen Opfer erspart habe, die vielen andern deutschen Staaten ein entgegengesetzte- Verhalten auf erlegt habe. Aus der Debatte über diesen Theil des Gesammtantrags ist nur noch hervorzuheben, daß neben den drei schon genannten Abgg. v. Stieglitz, Rosen berg und Meinert auch der Landtagspräsident, Geh. Rath und Min. a. D. v. d. Gabelentz, sich gegen diese Danksagung aussprach; er erklärte, daß inan sich zwar vor der Gewalt der vollendeten Thatsachen beugen müsse, daß aber das Resultat dieser Thatsachen die Zer reißung Deutschlands sei, ein Resultat, für welches er nicht im Stande sei, irgend Jemand ein Dankvotum zu bringen. Abgesehen von diesen 4 Stimmen wurde je doch auch in diesem Punkte der Commissionsantrag ein hellig angenommen. Nachdem hierauf noch ohne De batte ein Postulat der Negierung von 1800 Thlr. zur Dotirung mehrer neuer Stellen bei der Herzog!. Lan desbank genehmigt worden war, sprach der Geh. Rath v. Larisch die Vertagung der Landschaft mit dem Be merken aus, daß es Sr. Hoheit dem Herzog zur be- sondern Befriedigung und Beruhigung gereicht habe, in der gegenwärtigen entscheidenden Krisis unsers ge sammten Vaterlandes sich in vollem Einverständniß mit der Landesvertretung zu befinden. Frankfurt, 7. Aug. Das „Fr. I." schreibt: „Die ser Tage erhielten wir aus Darmstadt die Nachricht, dem Minister v. Dalwigk sei in Nikolsburg die Eröff nung gemacht worden, „daß die großherz. Provinz Oberhessen dem Kurfürsten von Hessen auf die Dauer seines Lebens zur Entschädigung für das an Preußen fallende Kursürstenthum bestimmt sei. Nach dem Able ben des Kurfürsten solle die Provinz an Preußen kom men." So abenteuerlich dies klingen mag, fügte unser Korrespondent bei, so sicher ist, daß diese Eröffnung wirklich geschah. So bewährt unsre Quelle auch war, so mochten wir doch die Verantwortung für diese selt same Mittheilung nicht übernehmen und legten den Ar tikel einweilen bei Seite. Nun bringt aber die „Hess. Landes-Z." ganz die gleiche Nachricht mit dem Zusatz, da» Großherzogthum werde für die werthvolle althesst- sche Provinz mit einigen bayerschen, am Rhein gelege nen GebietStheilen kaum nothdürftig entschädigt. Unter diesen Umständen wollen wir wenigstens — wenn auch mit aller Reserve — Notiz von der Nachricht nehmen. Bremrrhafen, 8. August. Ueber die bereit- ge meldete Strandung des englischen Schiffe» auf Tegelers Sand wird der „Wes. Ztg." Folgende- be richtet: Der „Clyde" verließ mit einer Ladung Stein kohlen Sunderland am 2. August bei schönem Wetter und NNW-Wind, der bis zum 3. Nacht- anhielt. Am 3. Nachts Sturm aus dem NW., wodurch Schanzkleidung verloren ging. Am 6. Nachmittag- erhielt der „Clyde" in der Nordsee einen oldenburger Lootsen. Abends hef tiger Sturm und Regen. Gegen Hb 11 Uhr stieß das Schiff unweit Tegelers Sand auf Grund. Die Mann schaft eilte an die Pumpen und arbeitete während der ganzen Nacht. Das Schiff hatte starken Leck. Während der Nacht schlug da» Wasser oft dermaßen über Deck, daß die Mannschaft die Pumpen verlassen mußte, dabei stieß das Schiff einige Male so heftig auf Grund, daß der Boden barst und das Schiff voll Wasser lief. So bald der Tag graute, suchte die Mannschaft sich im Boot zu retten, doch war die Brandung um das gestrandete Schiff zu hoch. Die Mannschaft wäre unrettbar verloren gewesen ohne die Hilfe des Rettungsboots, welches um 12 Uhr bei dem gestrandeten Schiffe anlangte. Es brachte die Mannschaft desselben, Capitän, Steuermann und 4 Matrosen, nebst Chronometer, die Karten und den Sextant des Schiffes glücklich an Bord de» Dam pfers „Simson". Auf Verwendung de- englischen Kon suls wurden die Geretteten im Hotel „Stadt New-Uork" einquartiert. Pari», 6. August. Der Minister der Justiz und deS Cultus, Herr Barsche, hat in einem heute im „Mo niteur" abgedruckten Berichte den Kaiser ausgefordert, an seinem Nationalfeste am 15. August ein Te Drum anzuordnen. Die Einleitung zu diesem Berichte lau tet: „Frankreich bereitet sich inmitten der Ereignisse, die auf glänzende Weift den moralischen Triumph des Kai sers bekunden, auf sein Nationalfest vor. Da» von blutigen Kämpfen zerissrne Europa hält seine Blicke fest auf unser Land gerichtet und erwartet die Wirkungen einer großmüthigen Vermittelung, durch welche die fried lichen Rathschläge die Oberhand erlangt haben." Pari«, 8. August. Der „Moniteur" meldet, daß der Kaiser und der kaiserliche Prinz Vichy verlassen haben, um nach St. Cloud zurückzukehren, wo sie gestern Abend um 6 Uhr eingetroffen find. — Die „Patrie" glaubt zu wissen, daß die Rückkehr de» Kaiser» mit einem auf die italienische« Angelegenheiten bezüglichen Ereigniß in Verbindung steht. Der Minister Lavalette und Ritter Nigra werden gleichfall» hier erwartet; Drouyn de Lhuy» wird nicht aut Vichy zurückkehreu. Dasselbe Journal stellt in Abrede, daß von einer Er höhung de» Effeetivbestande» der algerischen Armee di« R«de sri. (Wit die Wiener „Debatte" behauptet, hat der Kaiser Napoleon einen Brief an den Kaiser von Oesterreich gerichtet, in welchem darauf hingewiesen wird, daß eine italienische Juvastou i« Venetien, welch«» von
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