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Dresdner Journal : 17.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-17
- Monat1866-08
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 17.08.1866
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Diejenigen Bauhandwerker, welche im Laufe de» bevorstehenden Winterhalbjahres der zur selbstständigen Ausführung und Leitung von Bauten erforderlichen Prüfung bei der PrüfungScommission für Bauhandwer- ker in Dresden sich unterziehen wollen, werden hier mit aufgefordert, ihre bezügliche Anmeldung, unter Vor legung von Zeugnissen über ihre bisherige Vorbildung und praktische Thätigkeit, bei dem Vorsitzenden der ge dachten Commission, Herrn Stadtrath Lehmann allhter, bi» zum 30. September diese» Jahre» mündlich oder schriftlich zu bewirken. Dresden, den 13. August 1866. Königliche Kreis-Direktion. von Aonneritz. Buchheim. Nichtamtlicher Theil. U edersicht. Telegraphische Nachrichten. Tagrtgefchichte. Ernennungen, Versetzungen ie. iw öffentlichen Dienst». Dre«dner Nachrichten. Provtnztalnachrichten. (Leipzig. Aus dem Voigtlande. Wolkenstein. Oschatz.) Feuilleton. Inserate. TageSkalrnder. Vörsenuach- richten. . Telegraphische Nachrichten. Frankfurt, Mittwoch, 15. August. (Fr. I.) Sicher« Vernehmen nach wird sich Bürgermeister vr. Müller morgen früh abermals nach Berlin begeben und von den Herren Senator vr. v. Oven, Scharff- Mejrr und vr. Pafsaoant begleitet sein. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Au» Darmstadt wird dem „Fr. I." gemeldet: E» wird in zuverlässigster Weise versichert, daß die Prodi«; Oberhesten unser« Lande erhalten bleiben soll. Ein Ministerialbeamter ist heute bereit» nach Gießen abgereist. St. Petersburg, Mittwoch, 15. August. (K Z.) Die Existenz rinrr polnischen Agentur zur Zmpor- tirung falscher Creditbillet» ist entdeckt. — Die offi- rielle „Nord. Post" meldet: Di» AttentatSuntersuchung ist beendigt. Die Mithelfer sind arretirt und haben Geständnisse abgelegt. Aarakosfoff gehört zweien so- eialistischen regierungsfeindlichen Gesellschastrn an, die in Morkau unter den Namen „Organisation" und „Hölle" bestehen. Beide hatten Verbindungen mit europäischen Revolutionscomit^S. Ihre Ziele waren: Mordversuche gegen den Zaren, eine allgemeine Be wegung und insbesondere riar Revolution in Ruß land. Tiigesgeschichte. Dresden, 16. August. Gestern, zur Feier des 15. August, sah man die Mitglieder der hiesigen französischen Gesandtschaft und hier lebende Franzosen in einer Seitenkapelle der kathol. Hoslirche bei einer Messe ver einigt, um den Segen des Himmels auf ihren Kaiser zu erstehen Abends hatte Se. Ercellenz Herr Baron Forth Rouen sämmtliches Personal seiner Gesandtschaft und mehrere Landsleute zu einem Fcstdiner geladen, FeuMeton. Ueber Shakespeare» Lebeurgang. Von Alfred Meißner. Unter die Ansichten, denen ich in den meisten Wer ken der Shakespeareliteratur bis auf deren neueste Er scheinung herab begegnete, ohne mich je mit ihnen be freunden zu können, gehört auch die, daß die univer sale Individualität des Dichters unendlich schwer defi- nirbar sei. Man könne sich ihn eben so gut als sangui nischen Lebemann, wie als melancholischen Denker vor stellen, und eS sei der Rückschluß von den, seinen Per sonen in den Mund gelegten Aenßerungen und Sen tenzen auf den Dichter selbst überaus schwer, wo nicht unmöglich; denn der Dichter habe sich ganz hinter seine Werke versteckt, und dessen Aeußerungen über Lebensfra gen seien untereinander im größten Widerspruch. Mir, der ich unbefangen nur die Werke auf mich wirken ließ und die Kommentare nur ganz nebenher la», ohne mich viel von ihnen beeinflussen zu lassen, hat das von jeher ganz ander- geschienen. War es Täuschung? Ich glaubte mir nach Shakespeare s Wer ken zu jeder Periode ein Bild von Shakespeare selbst machen zu können und bleibe der Ueberzeugung, daß er sich selbst uns zuweilen zeige. Da fand ich keine Widersprüche, ich sah nur Metamorphosen. Freilich war ich gewohnt, von jeher die Chronologie der Stücke in» Auge zu fassen, und trennte sie nie von der Zett und dem Lebensalter, in welchen sie entstanden. Ein solche- Vorgehen, meine ich, dürfte selbstver ständlich erscheinen. Ohne Zugrundelegung der Zeit, ohne Schätzung der Veränderungen, welche da» Object durch die Jahre erfährt, kann man nicht einmal, ein Mineral, ein Gebirge richtig beurtheilen, geschweige einen Menschen. Dessenungeachtet sehe ich die Ehake»- drm die bekannte Liebenswürdigkeit des Gastgebers und seiner Frau Gemahlin die deS TageS würdige Weihe verlieh. AlS der Hr. Gesandte sich erhob, um die Gesundheit Sr. Majestät des Kaisers auszubringen, stimmten alle Anwesenden begeistert in den Rus des von ihnen wie von den Dresdnern allgemein verehrten und geliebten Repräsentanten Frankreichs ein. * Berlin, 15. August. Die Abreise Ihrer Maj. der Königin nach Koblenz hat heute Abend von Pots dam aus stattgesunden. Se. Maj. der König, welcher sich um 6 Uhr mit Ihrer Majestät nach Potsdam begeben hatte, ist nach der Abreise der Königin wieder hierher zurück gekehrt. Die „Kreuzzeitung" bestätigt, daß der Frie densvertrag mit Württemberg vorgestern abge schlossen sei, indem sie zugleich beifügt, daß Württemberg sich verpflichtet hat, an Preußen 8 Mill. Gulden zu zahlen, wovon 400,060 Thlr. als Ersatz für die Be setzung von Hohenzollern gerechnet sind. Auch das Groß- herzvgthum Hessen-Darmstadt habe übernommen, eine Kontribution von 7 Mill. Gulden zu zahlen. — Wie es heißt, werden die Vorlagen wegen der preu ßischen Grenzerweiterungen am Sonnabend beim Landtage eingebracht werden. — Wie demselben Blatte mitgetheilt wird, gedenkt der Erfinder des Zündnadel- gewehres, Herr v. Dreyse in Sömmerda, Sr. Maj. dem Könige in nächster Zeit ein Geschütz zur Dis position zu stellen, das bei der Artillerie dieselben Er folge in Aussicht stellt, welche das Aündnadelgewehr bei der Infanterie erreicht hat. Auch construirt derselbe jetzt ein Zündnadclgewehr ganz von Eisen, das aber 3 Pfund leichter als das jetzige sein soll. — Die ministerielle „Nordd. Allg. Ztg." enthält an der Spitze ihres neuesten Blattes folgenden Artikel: „Als vor einigen Tagen plötzlich Gerüchte auftauchten, daß vom französischen Eabinet Forderungen an Preußen wegen Herstellung der Grenzen Frankreichs von 1814 ge- richtet waren, uns als dann diese Gerüchte von Paris aus auf telegraphischem Wege in bestimmter Fassung verbreitet wurden, trugen wir kein Bevenkcn, die Wahrheit einer Nachricht zu be zweifeln, welche eine plötzliche, vollständige Umgestaltung der Politik des Kaisers Napoleon in der deutschen Frage zur Vor- auSsetzung gehabt haben würde. Für eine solche Annahme konnten wir aber keine Gründe ausfiuden. Während die Po litik des ersten französischen Kaiserreichs auf Eroberungen zur Erweiterung der französischen Grenzen gerichtet war, Hal Kaiser Napoleon als Erbe seines großen Vorgängers die französische Politik tiefer erfaßt, sie auf das nationale Gebiet gestellt, das Princip der Nationalitätspolitik proclamirt. So lange dieses Fundament der kaiserlichen Politik besteht, ist die erste Beding ung für eine Vergrößerung Frankreichs, daß die Bewohner der zu erwerbenden LandeStheile entweder Franzosen sind oder doch den Wunsch zu erkennen geben, in den französischen StaatS- verband ausgenommen zu werden. Keine dieser beiden Beding ungen ist za Tage getreten. Die Bewohne der deutschen Grenzländer gehören weder der tranzösischen Nationalität an, noch haben sie sich für die Einverleibung chrer Gebiete m Frank reich ausgesprochen. Eine Ausdehnung der französischen Gren zen konnte also nicht aus dem Natioualitätsprincip gerechtfer tigt, sondern nur durch einen siegreichen Krieg herbeigeführt werden. Da zu einem Kriege Frankreichs gegen Preußen keine Gründe Vorlagen, so hätte der Krieg nur »um Zweck der Er oberung vom Kaiser unternommen werden können. Vergegen wärtigen wir uns diese Sachlage, so müssen wir gestehen, daß Kaiser Napoleon in der Weisheit seiner Politik zu der Besorg- niß keine Veranlassung gegeben hat, daß er einen Krieg ledrg- lich in der Absicht zu fuhren gedenke, um für Frankreich neue Länder zu erwerben, deren Bewohner der französischen Herr- fchaft widerstreben. Unmöglich konnte der tiefe Menschenkenner, und als solcher hat sich der Kaiser stets bewiesen, den Plan verfolgen, das Vertrauen, welches die deutschen Staaten in die Lauterkeit seines PrincipS der Nationalitätspolitik setzen, durch eine im Vergleich zur Größe Frankreichs doch nur unbedeutende Territoriaterwcrbung zu gefährden. Indem der Kaiser aus eiae Eroberungspolitik verzichtete, befand er sich in voller Uebercin- stimmung mit der Bevölkerung Frankreichs, welche nach den glorreichen Kämpfen >m Orient, m Italien, Algerien und in Mexico innig die Erhaltung des Friedens wünschte. Dieser Stimmung hat der Kaiser mit großer Entschiedenheit durch sein Eingreifen iu dem Augenblicke Geliung vetschafft, wo der Sieg von Preußen im Kriege mit Oesbrreich entschieden war. Wir wissen sehr wohl, daß die französische Vermittelung m der preu- ßischen Presse keine günstige Ausnahme sand, aber wir müssen die Politik des Kaisers vom Standpunkte der Interessen Frank reichs beurtheilen. Diese forderten, daß weder Oesterreichs, noch Preußens Macht so vollständig gebrochen werde, daß eine Zusammentassuug der gesammlcn deutschen Macht m einer Hand daraus hervorgehe. Die Berechtigung dieser französischen Auf fassung wird jetzt auch iu Preußen, nachdem eine größere Be pearekritik darauf wenig Bedacht nehmen. Sie clasfi- ficirt die Stücke in Rubriken, al» Lustspiele der realen oder der Märchenwelt, als Historien, Römerdramen, Trauerspiele, und zieht es nicht in Betracht, aus wel chen Jahren sie stammen. Ist es da ein Wunder, daß sie sich dann über die Individualität des Dichters so schwer orientirt? Welcher Dichter wäre das wohl, der in seinen Wer ken nicht selbst zu finden wäre? Er gicbt in letzter Instanz in denselben doch nur sich selbst und seine Stim mungen. Durch sein Gemüth hat Alles passtren müssen. Was auch die Figurcnwelt sein mag, die Luftfarbe und die Beleuchtung seines Innern wird stets an ihnen er kennbar sein. Was ihn aber besonder» bewegt, wird er stet- in besonders hervortretenden Gestalten verrathen. Und endlich wird es ihn immer, wie den Schöpfer der Legende, ein Bild zu machen gelüsten, das ihm gleich sei und in dem er sich wiederfindet. Man wird mir einwerfen, daß der Dichter, vor nehmlich der dramatische, sich oft zu etwas zwingt, was nicht in ihm ist, so daß er z. B., während tiefe Trau rigkeit in ihm wohnt, etwas Lustiges schreibt. ES mag dies zuweilen vorgekommen sein. Dessenungeachtet blei ben die Werke doch die treuesten Spiegel deS Gcmü- theS und Dessen, was darin vorgeht. Hat sich der Traurige zur Lustigkeit gezwungen, die Trauer wird doch mitten durch die Possen ihr wahres Gesicht zeigen. So lange Schlehwein und Holzapfel, Falstaff, Bardolph und Pistol den Shakespeare amüsiren, hat er im All gemeinen noch Gefallen an der großen außerbühnlichen Narrenwelt; später werden sich derlei Gestalten bei ihm nicht mehr stnden. Wenn dagegen Mozart die Bestel lung deS Requiem» annimmt, so kann man gewiß sein, daß ihn bereit» im Stillen Tode»gedanken beschäftigen. Ho werden wir bei Shakespeare von seinen Werken ruhigung der Gemüther kingetreten ist, erkannt und — es dars in der That versichert werden, daß keine Art von Verstimmung darüber herrscht, daß die preußischen Siege vielleicht nicht noch bedeutendere Refultate erreicht hätten, wenn die deutschen Groß mächte allein in ihrem Streit bis zu Ende geblieben wären. Tie Versicherungen der französischen officivsen Presse über die friedlichen Gesinnungen des Kaisers bestätigen unsre Auffassung über die Ziele seiner Politik, und wir sinken uns ebenso in Uebereinsttmmung mit der officiösen Erklärung des „Eonstitu- tiounel", daß Frankreichs wahres Interesse nicht in irgend einer unbedeutenden Territor ialvergrößeruna, sondern in derjenigen Organisation Deutschlands beruht, welche für dieses große Ge biet selbst, sowie für Europa die günstigste ist." — Dle „Provinzial-Korresp." schreibt: Die nord deutschen Staaten, welche auf Grund des rechts widrigen DeschlusseSdes frühernBundestags vom >4.Juni die Waffen gegen Preußen ergriffen haben, sind infolge der Siege unsrer Heere durchweg in Preußens Hand. Unsre Regierung ist nach dem Völkerrecht befugt, die betreffenden Länder dauernd in Besitz zu nehmen, und bei den seitherigen Friedensverhandlungen ist dafür ge sorgt worden, daß ihrer völlig freien Verfügung dar über, außer in Betreff Sachsens, keine Bedenken ent gegentreten. Bei der weitern Entscheidung über die in Rede stehenden Länder kann nur das gemeinsame In teresse Preußens und Deutschlands maßgebend sein, vor welchem alle sonstigen Rücksichten unbedingt zurücktreten müssen. Vor Allem muß dabei in Betracht kommen, daß jene Länder, wenn sie in ihrer vollen Ausdehnung oder auch in geringem Umfange eine selbstständige Re gierung behielten, vermöge ihrer Lage mitten inne zwi schen den bisher getrennten Theilen Preußens bei einer feindlichen oder irgend unsicher» Stellung den Aufgaben unsrer Politik die erheblichsten Hindernisse bereiten und einen Herd gefährlicher Wühlereien gegen Preußen bilden könnten. Die preußische Regierung wird daher von dem Recht, welches sie durch die Entscheidung der Waffen errungen hat, vollen Gebrauch machen, und mit den erforderlichenMaßregeln zur Vereinigung der betreffenden Länder mit Preußen unverweilt vorgehen. Sie darf vertrauen, durch Feslrgkeit und zugleich durch schonende Behandlung berechtigter Eigen- thümlichkeiten und Empfindungen die Bevölkerungen der neu erworbenen Länder allmählich ebenso fest und innig mit dem Sccpter der Hohenzollern und mit dem preußischen Staate zu verknüpfen, wie alle die Landes- theile, welche im Laufe einer wunderbaren Geschichte im Osten und Westen zu dem ursprünglich kleinen Kern der brandenburgschen Lande hinzugetreten sind. — Wei ter schreibt da» ministerielle Blatt: „Der Verzögerung, welche der Abschluß der Friedensverhandlungen in Prag noch erfährt, liegen durchaus keine politischen Differenzen zu Grunde. Es handelt sich dort überhaupt nicht mehr um Erörterungen politischer Natur, da diese bereits durch die Friedenspräliminarien ihre Erledigung gefunden haben. Unter den Nebenfragen aber, über welche in Prag verhandelt wird, sind einige von tech nischem Charakter, zu deren Lösung es sich als noth wendig erwiesen hat, Beamte aus den verschiedenen Ministerien heranzuziehen, welche diese in ihr Fach rin- schlagenden Specialitäten zu bearbeiten haben. Nicht geringe Schwierigkeiten bietet namentlich die Ausein andersetzung über den Antheil am Bundeseigenthum dar. Diese und andere Detailfragen nehmen in den Ver handlungen längere Zeit in Anspruch, und so erklärt es sich, warum dieselben nicht ganz so rasch, als anfangs vorausgesetzt wurde, zum Abschluß gebracht werden können. — Die „N.-Z." sagt: Mit Bestimmtheit verlautet, daß dze die Einverleibung von Hannover, Kur hessen, Nassau und Frankfurt betreffenden Vor lagen an Lie Kammern unmittelbar bevorftehen. Was Schleswig-Holstein betrifft, so wird der definitive Frie densschluß mit Oesterreich, das bekanntlich seine An sprüche abzutreten haben wird, erwartet. Die Verhält nisse Oberhessens können nur durch den Friedensschluß mit Darmstadt geregelt werden, welcher wieder mit dem Friedensschluß mit Bayern insofern zufammenhängt, als das letztere zu einer Gebietsentschädigung an Darmstadt veranlaßt werden soll. — Heute Mlttag wurde im k. Palais eine mehrstündige Conseilsitzung abgehalten. immerdar auf ihn zurückschließen können; aber wir müssen, wenn uns seine Gestalt aus dem Widerspre chenden heraus klar werden soll, stets an der Hand der Chronologie wandeln. Und diese Chronologie ist zum Glück jetzt so ziem lich festgestellt. Sie kann in einzelnen Punkten strittig sein und um Jahre differiren, im Ganzen aber ist sie da. Versuchen wir, aus ihr heraus wenigsten» in aller äußersten Umrissen ein Bild zu entwerfen. Wie aber hat sich ein Jahr später seine geistige Phy siognomie schon geändert! Er hat nach „Romeo" den „Kaufmann von Venedig", die zwei Theile „Heinrich IV.", „König Johann" und „König Heinrich" und zwei Lust spiele gebracht, welche wie Nachschößlinge der ersten an zusehen find*). Er ist seit 1596 Thcilhabrr am Theater und so vermögend, daß ihn Richard Quincey bereits brieflich, mit Berufung aus seine Stratforder Lands mannschaft, um eine bedeutende Summe Geldes anpum pen kann. Er ist gesellig und besucht noch immer al» guter College die Secjungferkneipe, er steht noch im Ver kehr mit seinen adligen Gönnern; aber, ob er sich nicht innerlich sehr einsam fühlt? Wenn wir uns ein Höhere- Wesen, einen Gott denken, wen kann es sich während seines Erdenwallens zum Freund machen, wer kann sein Vertrauter sein? Shakespeare hat nun die ungeheure, die unabsehbare menschliche Stufenleiter ftudirt, die von einer Frau Hurtig bis zu einer DeSdemona, von einem Pistol bi» zu Richard U. fübrt, und jedes Einzelwesen in seiner Eigenart beobachtet; er hat aber nicht unge straft in Abgründe von Verworfenheit, Verschlagenheit und Selbstsucht geblickt. Das Leben hat ihn traurig *) „Ende gut. Alle» gut." — „Biel Lärmen um NuhtS" (15»). — Der französische Botschafter, Herr Benedetti, ist au» Pari» hier zurückgekehrt. — Der dem Abgeordnetenhause vorgelegte Entwurf eine-Wahlgesetzes für den Reichstag de-nord- deutschen Bundes lautet nach dem officiellen „St.- Anz." wie folgt: Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen rc., verordnen unter Zustimmung der beiden Häuser des Landtag- der Monarchie was solgt: 8- 1. Wähler ist jeder unbeschol tene Preuße, welcher das 25. Lebensjahr zurückaelegt hat 8- 2. Bon der Berechtigung zur Wahl sind ausgeschlossen: 1) Per sonen, welche unter Vormundschaft oder Enratcl stehen: 2) Personen, über deren Vermögen EoncurS- oder Fallttzustand gerichtlich eröffnet worden ist und zwar während der Dauer dieses Concurs- oder Fallitversahrcns; 3) Personen, welche eine Armenunterstützung aus öffentlichen oder Gemeindemitteta beziehen oder im letzten der Wahl vorhergegangcnen Jahre be zogen haben, §. 3. Als beschälten, also von der Berechtigung ,um Wählen ausgeschlossen, sollen angesehen werden; Personen, denen durch rechtskräftiges Erkenntniß der Vollgenuß der staatsbürgerlichen Rechte entzogen ist, sofern sie in diese Rechte nicht wieder eingesetzt worden sind 8- 4. Wählbar zum Ab geordneten ist jeder wahlberechtigte Preuße, welcher das 25. Le bensjahr zurückgelegt und seit mindestens 3 Jahren dem Staate angehört hat. Verbüßte oder durch Begnadigung erlassene Strafen wegen politischer Verbrechen schließen von der Wahl nicht aus 8- 5. Personen, die ein öffentliches Amt bekleiden, bedürfen zum Eintritt in den Reichsrath keines Urlaubs. 8- 0 Auf durchschnittlich 100,000 Seelen der nach der letzten Volks zählung vorhandenen Bevölkerung ist l Abgeordneter zu wählen- Ein Ucberschuß von wenigstens 50,000 Seelen der Gesammt- Bevölkemng wird vollen hunderttausend Seelen gleich gerech net. Jeder Abgeordnete ist in einem besondern Wahlkreise zu wählen. 8- 7. Die Wahlkreise werden zum Zwecke des Stimm- abgebcns ,n kleinere Bezirke eingethnlt. 8- o. Wer das Wahl recht in einem Wahlbezirke ausüben will, muß in demselben zur Zeit der Wahl seinen Wohnsitz haben. Jeder darf nur an einem Orte wählen. 8 8. In jedem Bezirke sind zum Zwecke der Wahlen Listen auszulegen, in welchen die zum Wählen Berechtigten nach Zu- und Vornamen, Alter, Gewerbe und Wohnort eingetragen werden. Diese Listen sind spätestens vier Wochen vor dem zur ordentlichen Wahl bestimmten Tage zu Jedermanns Einsicht auszulegen und ist dies öffentlich bekannt zu machen. Einsprachen gegen die Listen sind binnen acht Tagen nach öffentlicher Bekanntmachung bei der Behörde, welche die Bekanntmachung erlassen hat, anzubringen und innerhalb der nächsten vierzehn Tage zu erledigen worauf die Listen ge schlossen werden. Nur Diejenigen sind zur Theiloahme an der Wahl berechtigt, welche in die Listen ausgenommen sind. 8- 10. Die Wahlhandlung ist öffentlich; bei derselben sind Gemnnde- mitglicder zuzuziehen, welche kein StaatS- oder Gemeindeamt bekleiden. Das Wablrecht wird in Person durch Stimmzettel ohne Unterschrift ausgeübt. 8- <1- Die Wahl ist dnect. Sie erfolgt durch absolute Stimmenmehrheit aller iu einem Wahl kreise abgegebene« Stimmen. Stellt bei einer Wahl eine ab solute Stimmenmehrheit sich nicht heraus, so ist nur unter den zwei Candidaten zu wählen, welche die meisten Stimmen er halten baden Bei Stimmengleichheit entscheidet das LooS. 8. >2. Stellvertreter der Abgeordneten sind nicht zu wählen. 8- 13. D e Wahlkreise uud Wahlbezirke, die Wahldirectore» und das Wahlversahren, insoweit dieses nicht durch das gegen wärtige Geletz festgestellt worden ist, werden von der StaatS- regicrung bestimmt. — (B. Bl.) Nach Ler am 31. Juli vor Sr. Ma jestät dem Könige stattgefundenen Parade auf dem March felde, fand unter Leitung des Musikdirektors Piefke von den Musikchören des 3. und 4. Armeecorp» die Tafelmusik bei Sr. Majestät dem König in Schönkir chen statt. Piefke's Marsch, der Königgrätzer, mußte auf hohen Befehl wiederholt werden, und geruhte Se. Majestät der König diese Komposition zum Armee marsch zu ernennen.—In Betreff der Berlin-Gör- litzer Eisenbahn ist nach der „Voss. Ztg." an die Baubeamten die bestimmte Weisung erlassen, die Bahn binnen drei Monaten bis zur Inbetriebsetzung zu voll enden. — Der wirkliche Geh. Rath und Unterstaats- secretär im Ministerium der auswärtigen Angelegen heiten, Freiherr v. Thile, wird eine Urlaubsreise aa- treten. In seiner Stellung wird ihn einstweilen ver treten der frühere Bundestagsgesandte wirkl. Geh. Rath Freiherr v. Savigny, welcher zur Zeit schon die Unter handlungen mit den süddeutschen Staaten leitet. — (N. A. Z.) Die Bud grtcommission de» Ab geordnetenhauses hat heute die Referenten und Korrefe renten für den der Commission überwiesenen Gesetzent wurf, betreffend die Ertheilung der Indemnität in Be zug auf die Führung des Staatshaushalts vom Jahre 1862 ab und die Ermächtigung zu den StaatsauSgaben für das Jahr 1866, ernannt. Es wurden gewählt zu gemacht. Er schreibt den „Hamlet"**). Aber, liegt ihm vor Allem daran, uns den Dänrnprinz der alten Sage zu schildern? Keineswegs. Er, Shakespeare selbst, ist Hamlet, dieser ganz moderne, zartfühlende, irritable Mensch von vorwiegender Nervosität, dieser melancholisch herbe, bittere Bücherprinz, dieser Geisterseher, der Träu mer, der melancholische Jaques von ehedem. Er ist» Shakespeare, der sich an dieser Stelle durch die Gestal des Polonius an seinen Kritikern rächt, wo Jener seine» eigenen Gedanken über Schauspiel und Schauspielkun Lust macht. Hören wir den Dichter nicht persönltck wenn er sagt: Ich habe seit Kurzem alle meine Mur terkeit eingebüßt und es steht so schlimm um meine G< müthslage, daß die Erde, dieser treffliche Bau, mir nr ein kahles Vorgebirge scheint u. s. w. Ja sogar dies- Drang des Dichter-, die subjectivsten Fragen in rin eigentlich fernlttgenden Dichtung zu erledigen, die il zu allerlei von der Sache abschweifenden Einlagen ve leitet, führt sogar ein für jede» feinsichtigrre Auge e kennbares MißverhLltniß herbei. Auch brauchen v unS nicht allzusehr zu wundern, wenn Hamlet, der eben den Geist seines Vaters gesehen, vom Lande spriö ayS dem „kein Wanderer wiederkehrt". Nicht Haml der Däne monologifirt, sondern Shakespeare selbst. (Fortsetzung folgt.) ") ^Hamlet" (I«00). « Viele gebildete Leser haben sich an Karl Im« mann's „Münchhausen" und insonderheit an dem do geschichtlichen Theile dieser satirisch-gristvollen Grschi in Arabesken erfreut, während das Leben de» Dich! in weitern Kreisen nicht eben bekannt ist. Ei« ziehendes Charaktergemälde hat vor einiger Zeit W gang Müller von KönigSwinter in seiner Erzähl „Karl Jmmermaun und sejn Kreis" gelie
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