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Dresdner Journal : 26.08.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186608266
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660826
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-08
- Tag1866-08-26
- Monat1866-08
- Jahr1866
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- Dresdner Journal : 26.08.1866
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§S1S7. Sonntag, den 26. Angvst. 1866 2U«»»r«e»t,»r»tsr: 1» >G«^»GU r ^»krU-d! S '1'blr. — Ngr. ^jitdrliod- 1 „ 1ü „ Hoi»»tN<:d: — 1b „ Lioavta» Kammern: 1 „ 1» LmUulL» tritt?o,t u. «tempel- »HAoblax diaea. »nsrratritprrks»: VUr äea Kaum einer geepeltenen 2«Il«: 1 t^te- votor „Linxeeanät'^äie Leil«: 3 Ngr. Lrschetnrn: T^^kiob, mit Xaevabm« cker 8onn- anck ^»lertag», ^denä» kiir äev folxeaäea NresdnerImmal. VerantwoMcher Redacteur: I. G. Hartmann. raferatrnanaahme auowürt«: I^ipelp: t». kaLnoerarra», CommieeionLr äs» vreeckner Fournell; ebenäae.: kl. Lnai.»», Lvai» k'oir i «»wdar^-HerUn- Vi«» rr»»kkLrt » U.: klmmiriil» öt Vvai.»»: Z,rU»; Onoriva'evds ttaedb., Karinir«»'» kareea: Lremen: L 8o«i.orri«; Lr«,i»a: I,. vrtnaiK'eXllnvnoenbur«»«, ^»n«, L 8L»>lioii^v»««; kr»«nrart ». U.: ^^aaee'eed» Lacdb.j Löt«: >1i> ÜLonii» i k»ri»: U^v^e, ^rrir», 8vi.l.i»» L 6o., (8, klae« ä« l» Loaree); kr»^: k'a. L»»i.iva'» vaobd.; Vien: Xi,. Ori-»i.l». Heransgrder: Ndnlgl. Lipeckition äe» Or«i6o«r ^varnala, Oreeäen, dl»rieo»tr»»»e Ho. 7. Amtlicher Theil. Bekanntmachung. Auf Anordnung de» Kgl- Preußischen Militairgou- vernements für das Königreich Sachsen sollen in der Umgegend von Dresden noch mehrere Befestigungen angelegt werden; zu diesen Arbeiten wird eine Anzahl von 6 — 7060 Arbeitern auf längere Zeit lohnende Beschäftigung finden. ES liegt offenbar wesentlich im Interesse des Landes, daß die Arbeitskräfte dem Lande selbst entnommen und nicht wieder, wie bei den früher» Schanzarbeiten fremde Arbeiter herbeigezogen werden. Die AmlShauptmannschaften und Gerichtsämter er halten daher hiermit Weisung, das vorhandene Vedürf- niß von Arbeitern in Dresden in ihren Bezirken zur allgemeinen Kenntniß zu bringen, und deren Beiziehung in aller Weise zu fördern, insbesondere auch dem, dem Vernehmen nach früher verbreiteten ganz irrigen Ge rücht entschieden entgegenzutreten, als ob die Betheili gung an dergleichen Befestigungsarbeiten künftig den Betreffenden irgend zum Borwurf gemacht werden oder sonst mit Nachtheilen für sie verbunden sein könne. Unternehmer haben sich, ebenso wie die einzelnen Arbeiter auf dem Schlesischen Bahnhof im Jngenieur- Büreau zu melden, woselbst ihnen die nähern Beding ungen werden eröffnet werden. Die Arbeiten selbst, soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, werden Montag den 3. September beginnen. Dresden, den 24. August 1866. Königliche Landes-Commission. v. Falkenstein, vr. Schneider, v. Engel. An die Herausgeber von Zeitschriften der in §. 21 des Preßgesetzes vom 14. März 1851 gedachten Art ergeht hierdurch Verordnung, die vorstehende Bekannt machung unverweilt in ihren Blättern zum Abdruck zu bringen. Dresden, den 24. August 1866. Königliche Landes-Commission. v. Falkenstein. vr. Schneider, v. Engel. Für Offiziere und Mannschaften der Feld-Armee, Welche durch Verwundung vor dem Feinde oder durch die Strapatzen des Feldzuges in ihrer Gesundheit Scha den gelitten haben, werden in vielen Fällen Badekuren ein wirksames Mittel zur Heilung oder Linderung der Leiden sein. Au meiner Freude bin ich durch Fonds, welche die Wohlthätigkeit der Nation, neben den Mitteln des Mi- litair-EtatS, zur Verfügung gestellt hat, in der Lage, denjenigen Offizieren und Beamten der Feld-Armee, welche nach ärztlichem Urtheil einer Badekur bedürfen, zu den Kosten der letzteren erforderlichenfalls Subven tionen zu vermitteln und somit der Fürsorge des StaatS für Badekuren Kranker oder Verwundeter der Feld- Armee eine erheblich größere Ausdehnung zu geben. Indem ich mich beehre, dem Königlichen . . . hier von ergebenst Mittheilung zu machen, verbinde ich damit das Ersuchen, geneigtest Anordnung zu treffen, daß mir die bezüglichen, mit ärztlichen Attesten belegten Anträge mit Rücksicht auf die vorgerückte Jahreszeit schleunigst auf kürzestem Wege Seitens der Truppentheile und Lazarethe dirret zugehen. Verwundete oder kranke Offiziere, welche sich in Pri vatpflege befinden, dürfen dagegen ihre mit ärztlichen Attesten belegten Anträge mir direct selbst einreichen. Berlin, den 19ten August 1866. Der Kriegs- und Marine-Minister. (gez.) v. Roon. An die Königlichen Ober-Kommandos der 1., 2., Elb- und Main-Armee und an das Königliche General-Kom mando des 2. Reserve-Corps. Feuilleton. Dresden. In der physikalisch - chemischen Section der Gesellschaft „Isis" hielt am 23. d. Herr Ober lehrer Neubert einen länger« Vortrag über selbst- registrirende Thermometer. Er zeigte unter stetem Hin weis auf Vorlagen, wie dieselben von Grcy's Versuchen an bis auf da» Patentmarimumthermometer von Geißler in Berlin immer mehr verändert, rcsp. verbessert wor den sind, hob besonders die Thermometrographen von Cavendish, Sir, Rutherford und Dove hervor, erläu terte ihre Construction und bezeichnete ihre Fehler. Die sem Vortrage folgte eine interessante Debatte. Herr Schuldireetor vr. Neumann besprach die neuentdeckten Planeten 87 und 88, mehrere Meteorsteinfälle und die neuesten Untersuchungen über die Intensität des Sonnenlichts am Rande und im Centrum der Sonne. Bei der hierauf folgenden sehr lebhaften und langdauern den Debatte referirte Herr Photograph Krone über seine Beobachtungen beim Photographiren der Sonnen scheibe, und beleuchtete Herr Seminaroberlehrer Rei nicke einige noch dunkle Punkte der Optik. Herr Prof, vr. Geinitz sprach über das rege naturwissenschaftliche Leben in Wien während de» verflossenen Krieges. X. Historische Literatur. Da, zuletzt erschienene 1. Heft vom 5. Bande de» unter den Auspicien de» Herrn StaatSministerS ». Falkenstein von Herrn v. Weber her- auSgegrbcnen „Archivs für sächsische Geschichte" enthält zunächst die Fortsetzung der Mittheilungen auS den in teressanten dänischen Büchern de» sächsischen HauptstaatS- archiv», worin der jüngere Dropsen (Vr. Gustav Drop sen, Sohn de» Prof. Joh. Gust. Dropsen) von der po litischen Situation der Jahre 1563—1567, von den Beziehungen de« Kurfürsten August zu« Kaiser und Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische IKachrichten. TageSgrschichte. Dresden: Neue Befestigungen. — Berlin: Der Kronprinz. Abreise der baperschen Bevollmächtigten Stadtverordnetensitzung. Aus den Commissionen des Landtags. Die Verluste der Ar mee. Vermischtes. — Wien: Hofnachrichten. Ga gen an kriegsgefangene Offiziere. Entlassene Beamte auS Venetien. Spenden für da» dritte sächsische Feld hospital. — Brünn: Cholera erloschen. — Prag: Abschluß der Frieden-verhandlungen. Räumung Böhmens. Bekanntmachung bezüglich gefangener öster reichischer Offiziere. — München: Näheres über den Friedensschluß. Die Kriegskostenentschädigung. Be richtigung bezüglich angeblicher Gcwaltthätigkeiten bayerscher Truppen. — Kassel: Deputation nach Berlin, v. Baumbach dorthin berufen. — Darm- stadt: Verlängerung des Waffenstillstandes. — Mainz: Die kurhesfischen Truppen. — Gießen: Hessisches Stempelpapier wieder erlaubt. — Vom Main: Bundestagsangelegenheiten. Verhandlungen wegen Luremburg. Amerikanische Gesandte. — Frankfurt: Wiedereröffnung des Telegraphen. — Hamburg: Unterseeischer Telegraph. — Paris: Abreise der Kaiserin von Merico. — Florenz: Zur Abtretung Venetiens. — Turin: Der Rückzug derGa- ribaldianer aus Tirol. — Rom: Neuer spanischer Gesandter. — London: Banket zu Ehren des Er- gouvernrurs von Jamaica. — St. Petersburg: Die Meuterei der Polen in Sibirien. — Bukarest: Rundreise des Fürsten. — Serajewo: Serben adresse an die Pforte. Eraennungen, Versetzungen re. im öffentliche« Dienste. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig.) Vermischte». Statistik u. volkswirthschaft. Frequenz sächsischer Bäder. Feuilleton. Anserote. TageSkaleuder. «ärsennach- richten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Sonnabend, 25. August. (W. T. B.) Au» Wien wird al» authentisch gemeldet, daß der Frieden »vertrag zwischen Preußen und Oesterreich ge stern Abend in Prag unterzeichnet worden ist und nunmehr nach Wien zur Ratifikation abgeht. Nach erfolgter Auswechselung der Ratifikation beginnt dir Räumung der von Preußen besetzten österreichischen LandeStheile. Zur gänzlichen Räumung Böhmens ist einedreiwöchrntlicheFrist festgesetzt. (Vgl. unter Prag.) Berlin, Sonnabend, 25. August Mittag». (W. T. B.) In der heutigen Sitzung de» Abgeordneten hauses verliest der Präsident rin Schreiben de» Mini sterpräsidenten Grafen v. Bismarck, welche» anzeigt, daß der König heute Nachmittag '43 Uhr die «dreß- drputation rmpsangrn werde. Die Bankvorlage und die übrigen ortroyirten Verordnungen werden meist ohne Debatte angenommen. Se. Majestät der König hat heute Bormittag den auS St. Petersburg hier eingetroffenrn Prinzen von Leuchtenberg empfangen. Au» Paris find gestern Abend hier eingetroffen der Direktor au» dem Handelsministerium, StaatS- rath Ozenne, und der Generaldirektor für Zölle und indirekte Steuern im Finanzministerium, StaatSrath Barbier. Triest, Freitag, 24. August, Morgen». Die mit der Levantrpost eingrlaufeuen Nachrichten au» Athen gehen bi» zum 18. d. Der König hat den Gesandten der Schutzmächte erklärt, er könne nicht theilnahmloser Zuschauer der Lage bleiben, in welcher sich die gru- chische Bevölkerung aus Kandia befinde. Der König ersuchte die Gesandten, von dieser Erklärung ihren Regierungen Kenntniß zu geben. I« Athen hat sich zu Dänemark gegen Schweden (König Erich) und die damit zusammenhängenden Bewegungen des fränkischen Adels und der Ernestiner (Grumbach) berichtet. Von speciellerm Interesse ist die vom Professor vr. Knothe mit gründlicher Benutzung der Quellen und mit Um sicht geschriebene kleine Geschichte der Pfarrei Göda bei Budissin. Die Beziehungen derselben zum Bisthum Meißen, die lange dauernde energische Wirksamkeit eines Pfarrers in der zweiten Hälfte de- 14. Jahrhundert», des Leuther v. Hoyndorf, Collifionen der Parochie mit den Päpsten zur Zeit der Concile im 15. Jahrhundert, endlich der Uebergang der bischöflichen Pfarrei an Kur fürst August und die Einführung der Reformation — Alles dies giebt der Geschichte dieses kleinen Orte- für die Kirchen- und Kulturgeschichte Bedeutung. Uss. Literatur. „Geschichte der wälschen Litera tur vom 12. bis zum 14. Jahrh. Gekrönte PreiS- schrift von Th. Stephens. Aus dem Englischen über setzt und durch Beigabe altwälscher Dichtungen in deutscher Uebersehung ergänzt- Herausgegebcn von San Marte (Reg.-Rcg. vr A. Schulz). Halle, Buchh. deS Weißenh. 1864. In 8°. (XVI u. 592 S.) 4 Th." — In Eng land, im Angesicht des St. Georg-Canal», liegt eine Gruppe von Grafschaften, Wale» genannt, die ein Vvlk bewohnt, welche» heute noch in seiner Wesenheit von seinen englischen Umwohnern nur wenig gekannt ist. Man nennt sie Waliser, von dem wälschen Worte q»>, d. h. fremd, wie die Waliser jeden Nichtwalisrr nannten. Ihr eigentlicher Name ist kxmrx (Cembri), die letzten Ueberbleibsel der de» Homer und der Liwbri de» alten Germanien» *), beren Waffen einst den römischen Legionen Furcht und Schrecken einflößten. S. IX I. 13 steht Odereoaeeae eimdrien«! Ist doch wohl nur Druckfehler für Ob. ottodri«. au» den au» Kandia Gebürtiaen eine patriotische Ge nossenschaft gebildet. Der türkische Gesandte rerla- mirte hiergegen. Dir Insurgenten von Kandia habe» dem General Kalergi» den Obrrfehl angeboten, doch hat der König diesem dir ersorderliche Ermächtigung nicht eher ertheilen wollen, al» bi» er vom Ergebniß der Schritte, welche bei den Schutzmächten grthan wer den, unterrichtet sein wird. Demonstrationen, welche gegen die Türken in Patra» versucht wurden, find von de» Behörden verhindert worden. Tagesgeschichte. Dresden, 25. August. Das seit einigen Tagen hier circulirende Gerücht, daß von Seiten des k. preußischen Militärgouvernements weitere Befestigungen für die Umgegend von Dresden, und zwar am rechten Elbufer (die bis jetzt ausgeführten liegen am linken), angeord net seien, bestätigt sich. Die k. Landescommission hat heute bereits eine hieraus bezügliche Bekanntmachung erlassen (vergl. den amtlichen Theil), welche im In teresse des Landes inländische Bauunternehmer und Arbeiter zur Betheiligung an diesen Arbeiten, deren Beginn zum 3. September anberaumt ist, auffordert. Berlin, 24. August. (B. Bl.) Se. Majestät der König empfing gestern Se. k. Hoheit den Kronprin zen (welcher bereits wieder nach ErdmannSdorf zurück- gereist ist) und ertheilte den kgl. bayerschen Ministern v. d. Psordten und Graf Bray, die Abends von hier nach München abgereist sind, eine Abschiedsaudienz. Zu Ehren derselben hatte Nachmittags bei dem Minister präsidenten Grafen v. Bismarck ein Diner stattgcfun- den. — In der gestrigen Stadtverordnetensitzung entspann sich eine lebhafte Debatte über die Vorlagen des Magistrats, den würdigen Empfang unsrer steg gekrönten Truppen betreffend. Referent 1>r. Löwe, Correferent Stadtv. Reimer. Der Antrag (vgl. Nr. 195) zerfällt in drei Haupttheile: 1. Errichtung eines großartigen Denkmals und des Schiri« kel'schen Brunnens. II. Festseier am Tage des Einzugs: ») Bewilligung der Gelder zu einem Festdiner; b) unter Hcrbcrziehung künstleri scher Kräfte, Ausschmückung der vi» triampdeli, und des Ortes, in welchem dieses Festmahl stattfindet; c) die Theilnahme der Gewerke und der männlichen Schuljugend an der Einzugsfeier - llchkeit: 6) die abendliche Erleuchtung der städtisches Gebäude und der öffentlichen Denkmale. Hl. Die Gründung eines Fonds für die heimkehrenden Invaliden rc. Bevor dir Debatte begann, wurde eine Petition des Kaufmanns Wedemann verlesen, der gegen jede Art von Einzugsfeier, welche mit Geldkosten verbunden sei, die früh oder später zu den Steuern geschlagen wür den, Protest einlegte. Die Petition wurde »ä «cts ge legt. Stadt». Löwe beantragte: Nur den Passus 2, die Einzugsfeier betreffend, für dringlich zu erklären, Passus 1 und 3 jedoch erst später in Berathung zu ziehen. Stadtv. Vollgold ergreift zuerst das Wort und räth, um unserm Wackern Heere eine Genugthuung zu geben, unbedingt auf die Anträge des Magistrats ein zugehen. Stadtv. Gneist weiß nichts Verkehrteres, als wenn Pos. IN schon jetzt erwogen werden sollte, da der König erklärt, der Staat werde Sorge für die Inva liden rc. tragen, vr. Virchow bringt die Cholera in Erinnerung und theilt mit, daß vom Polizeipräsidium bereits der Antrag gestellt worden, nur die Garden, höchstens Deputationen der verschiedenen Regimenter hier einziehen zu lassen, da der Krankheitszustand »m andern Falle sich verschlimmern könne. Stadtv. Gneist ist gegen das Festmahl, dessen Kosten sich auch nicht annähernd bestimmen ließen, lw. Virchow formirt einen Antrag, der zu erwählenden Commission für die unter b, v, ä angeführten Punkte vollkommen freie Hand zu lassen, », das Festdiner betreffend, jedoch zu berathen und statt seiner anderwcite Festlichkeiten zu veranstal ten. Der Virchow'sche Antrag wird schließlich ange nommen und eine gemischte Commission aus 10 Mit- Sie kamen auS Jütland an die Küste von Northum berland, gaben der Grafschaft Cumberland ihren Namen und zogen sich dann an der Seesrite entlang bis zu ihren gegenwärtigen Wohnsitzen, wo sie sich noch Kymry nennen. Ihre Sprache bewegte sich längst in Versen, ehe die jetzt lebenden Sprachen Europas sich überhaupt bildeten, und ihre reiche Literatur ist die älteste deS modernen Europas. Die Geschichte ihrer Poesie zer fällt in vier Perioden, deren glänzendste die Zeit von 1080 bis 1350 umfaßt, obwohl bis diesen Augenblick noch in der alten Landessprache gedichtet wird. Den Werth dieser Dichtungen haben in England die Dichter Robert Southey und Leigh Hunt, so wie der berühmte Historiker Sharon Turner einstimmig anerkannt, allein bis zum Jahre 1849 war cS doch für daS graße Publicum unmöglich, diese Produkte einer längst verschwundenen Zeit kennen zu lernen, denn sie waren eben, als in der wälschen Mundart geschrieben, der ungeheuer» Mehrheit des Volkes unzugänglich, bis Herr Stephen» durch seine oben erwähnte Geschichte den für ein solche» Werk im Jahre 1848 vom Prinzen von Wale» autgesetzten Prei» gewann. Sein Werk beschäftigt sich nur mit jener be reits erwähnten Glanzperiode und beginnt mit einer historischen Uebersicht der wälschen Literatur vor und im 12. Jahrh., und zeigt, daß in Wale» bereit» im Jahre 1135 ordentliche dramatische Festvorstellungen statt- fanden. Er berichtet dann über die alten Bardenfrste und über da» Wesen der Volksmusik und deS National- instrumentS, der Sackpfeife, clasfificirt dann die ver schiedenen noch vorhandenen einzelnen Dichtungen der wälschen Barden, namentlich de» Taliefln und Merddin, welcher Letztere gar zu dem Rufe eine» Zauberer» (al» Merlin) kam, und verfolgt dann die Geschichte dieser Dichtungen bi» zum Jahre 1350, natürlich stet« unter Beifügung von Proben. Endlich nimmt er noch auf gliedern gewählt, die sich mit dem Magistrat in Ein- verständniß zu sehen hat. — (N. Pr. Z.) Die Commission des Herren hauses hat durch den Geh. Rath v. Daniels ihren Bericht erstattet über den Gesetzentwurf wegen Ueber- nahme der Regierungsgewalt in Hannover, Kur hessen, Nassau und Frankfurt. ES heißt in dem Berichte: „In Uebereinstimmung mit den von der kö niglichen Staatsregierung dargelegten Motiven erkennt die Commission die beabsichtigte beständige Vereinigung der occupirten Länder für nothwcndig und zugleich den anerkannten völkerrechtlichen Grundsätzen von den Rechten des Sieger» für entsprechend an." Alsdann wird über die Stellung der Commission zu dem Gesetzentwürfe näher berichtet, worauf der Bericht mit folgenden Worten schließt: „Diese Gesichtspunkte haben allseitig die Be rücksichtigung der Commission auf sich gezogen und ihr die Ueberzeugung gewährt, eS werde, dem in der aller höchsten Botschaft kund gegebenen Vertrauen entsprechend, die lebendige Betheiligung an fortschreitender Entwickelung des nationalen Gemeinwesens in Verbindung mit einer schonenden Behandlung berechtigter Eigcnthümlichkeiten den unvermeidlichen Uebergang in die neuere größere Gemeinschaft erleichtern." — Angenommen ist der Ge setzentwurf schließlich von der Commission einstimmig, und die Annahme auch im Herrenhause selbst unterliegt keinem Zweifel. — Die Commission des Abgeordnetenhauses zur Prüfung desselben Gesetzentwurf» hielt vorgestern Abend die erste Sitzung, in welcher der Ministerpräsi dent Graf Bismarck anwesend war. Referent Abg. Kannegießer kam zu dem Resultat, daß, bevor nicht von Seilen der Staatsregieruug nähere Erörterun gen gegeben worden wären, er sich für die im 8 1 angedeutete Personalunion jener Länder mit Preußen nicht aussprechen könn». Er hielt es vielmehr für geboten, daß, da bereits in der Ueberschrist de» Gesetzes ausdrücklich die Vereinigung der betreffenden Länder mit der preußischen Monarchie auSgedrückt wäre, diese Vereins gung in das Gesetz selbst ausgenommen würde, und schlug des halb da» Amendement vor: .An Stelle des 8-1 des Entwurf» zu setzen: „DaS Königreich Hannover, Kurfürstenthum Hessen, Herzogthum Nassau und die freie Stadt Frankfurt werden mrt dem preußischen Staate hierdurch vereinigt." Noch dieser Er örterung richtete der Referent an den Ministerpräsidenten ver- schiedene Fragen, zunächst die, ob es die Ansicht der k. Staats- regieruug wäre, daß die in den einzelnen der in Frage kom menden Länder bestehenden Verfassungen durch die Eroberung jener Länder als beseitigt zu betrachten wären. — Diese Frage bejahte der Ministerpräsident, iudem er avssührte, da» mit dem Falle des Staatsoberhauptes stiuerFlnsichl nach selbstver- iond'ich auch die mit demselben vereiiMkrie Staatsversaffnng fiele. — Aus die weitere Frage des Referenten, ob und welche besondere Einrichtungen der einzelnen Staaten erhalten bleiben sollten, bemerkte der Ministerpräsident, daß sich dies noch nicht übersehen lasse: daß die Staatsreg.erung aber den Wunsch hege, den einzelnen Staaten so viel von ihren besonder« Emrichtua- gen zu lassen, als unsre eigenen staatlichen Einrichtungen es vertrügen. — Ans die Frage, welche rechtliche Stellung auf dem zn erwartenden deutschen Parlamente die betreffenden Staaten einnehmen würden, erwiderte der Ministerpräsident, daß, wenn die Publikation der fetzigen Vorlage nicht früher erfolge, die Wahlen jedenfalls in den betreffenden Ländern ebenso auaeordnel werden müßten, wie in dcn übrigen zum norddeutschen Bunde gehörigen Staaten, da die Einwohner der in Frage kommenden Staaten doch daS Recht hätten, eine Ver tretung beim deutschen Parlamente zu verlangen. — Es wurde daraus die Generaldiscussion eröffnet; fammtliche Redner, Schulze (Berlin), Gras Schwerin und v. Kirchmann sprachen sich entschieden gegen die Personalunion auS, und namentlich wurde von Schulze und Kirchmann auf die großen Verwicke lungen hingewiesen, die auch nur aus einer einstweiligen Per sonalunion entstehen müßten. — Referent v. Kirchmann legte daraus noch einen besondern Gesetzentwurf als Amendement vor, der im Wesentlichen die sofortige Einverleibung der betreffenden Länder in den preußischen Staat und die Einführung der preu ßischen Verfassung in denselben betonte, jedoch die weitere Or ganisation und Einführung der besondern Gesetze einer später« Zeit Vorbehalten wissen wollte, und der auch die Aufrechterhal tung der besondern Einrichtungen und Institute der betreffen den Staaten schützen sollte. Der Ministerpräsident erklärte hierauf, daß es nur in dem Wunsche des Königs und der Regierung selbst liegen könne, so schnell wie möglich die Einverleibung der betreffen den Länder in den vreugischea Staat nach Art. 2 der Ver- sassungsurkunde herbeizuführen. Er selbst könne die beantragte Vorlage eines besondern Gesetzes binnen längstens einem Jahre nur bestens acceptiren, glaube sogar, daß die Frist zu lange sei, da er hoffe, in bedeutend kürzerer Zeit die Einverleibung vollendet zu sehen. Es liege — das könne er versichern — die wälschen Prosachroniken, die sogenannten Triaden (geschichtliche, bardische, theologische, ethische und juristische Urkunden in Versen) und Märchen") oder Mabinogion, Erzählungen, abgefaßt, um den jungen Fürsten die Zeit zu vertreiben, Rücksicht. Herr Reg. Schulz, dessen ausgezeichnete Verdienste um die Kenntniß der wälschen Literatur in Deutschland die 6xmreixickckion 8oci«ix im Jahre 1840 dadurch an erkannte, daß sie seine Schrift über den Einfluß der wälschen Sage auf die deutsche, französische und skandi navische Literatur krönte, hat durch die von ihm mit Anmerkungen versehene Uebertragung des Buches des Hrn. Stephens der deutschen Literatur einen großen Dienst geleistet, weil er uns so einen Blick in eine un« bis jetzt ganz verschlossen gebliebene phantasiereiche Welt von Dichtungen erschloß, die bisher nur wenigen Ge lehrten durch die Werke von Mone und Eckermann (in ihren Handbüchern der Mythologie) und durch Ferd. Walter » Alte» Wale» (Bonn 1859) bekannt geworden war. Außerdem hat er noch als Anhang die Ueber- setzung derjenigen Märchen de» rothen Buch» von Hergest (auS dem selbst in England zur Seltenheit gewordenen Werke der Lady CH. Guest) hinzugefügt, die in seiner Arthursage (Quedl. 1842) und seinen Beiträgen zur Bre tonischen Heldensage (ebendas. 1847) noch nicht enthalten waren, und somit rin so vollständige» Bild der wälschen Literatur gegeben, daß seine Uebersetzung selbst eine Ori- ginalarbeit genannt werden darf, die in keiner Bibliothek fehlen sollte. Die Uebersetzung der poetischen Stellen (der im englischen Original beigesügte wälsche Tert ist hier weggelaffen) rührt von einer Dame, die nicht ge- ") Diese Märchen find keine VolkSmärcheu in unserm Sinne, sondern phantastisch-romantisch mythologische Geschieht« aus dem mittelalterlichen Sagenkreise von König Artu» und seiner Tafelrunde mit obligate« Apparat von Freenwese»,
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