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Dresdner Journal : 20.12.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186612203
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18661220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18661220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-12
- Tag1866-12-20
- Monat1866-12
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 20.12.1866
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^SS4 Donnerstag, den so. Derember 186« lUP^HGIß: Nbrliobt 6 Tblr — kSirr. 1 ,. r» ,, ItouUtUck: — „ is „ Lulictoe-suinwvr»: 1 „ 1» ä»»l-Lä» tritt t-o-t u. 8trinp«l- ru»ckl»x biocu. Insrratniprrilr: iir ä«u ki»am »ioer xe»p»It«i>r» 2vii«: 1 blxr. Uotsr „Liidx«»»llät" äiu 2eii«: 3 Kxr. «rschrinn,: Dtxlied, mit ^u,n«kwe äer kooo uoä ksiertsx«, kür äeu kolxsuüeu Dres-ilerImMal. »«strlemnnuchme ««vürt». t^l»aS«: kW. 8md»o»r»r^»«, 6ommi»«t«i»L, ä«a Dr-xtomr ^«nr»»I,j «d«oä»».: 8 L»oi.»», 8v*»> ko»,, L»mv»r»->»r«»- Vi«» krm»kkiut ». N. 1t Voai.»»; >»rU»: U»oriv»'»obo öucbb, Lur«»«; >r«»»». L 8c»i.o„»i >r„t»»:^,.8,»»»»M',^Li>ooe«i>dar»»«, ä»x»a Sc kaioiail^v,», - »rmlükTrt ». Luoük ; LSI», ^v. LLo»»»,;r»rt»: Lvl.t,i»» L 0» , (8, kl»o« ä« l» Loor»«); kr»A: k» » öncbb ; Vi«»: V»r»^i« VerautwoMcher Redacteur: I. G. Hartmauru Her«v»er Lvwt^l kWp«<Utiou ä«» vr«,4»«r Iour»»Ia, vr»»ä»li, ISarwoMr»«« N« 7. Abo»»mt»i5-Li»ladmg. Auf das«itdem I Januark.J.beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dresd ner Journals" werden Bestellungen für aus wärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition angenom- men. Der Preis beträgt in ganz Sachsen vierteljährlich L Thlr. IS Rzr.; im AuS- lande tritt Postzuschlag und Stempelgebühr hinzu. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal" (Auflage über 40<m Exemplare) eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnfertionsgebüyren werden im Jn- seratentheile mit I Rgr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für In serate unter der Rubrik „Eingesandtes" find die JnsertionSgebühren auf » Rgr. pro Zeile festgestellt. A-iigl. Npt-Mlm des Dresdner Journals. Amtlicher Theil. Dre»dt«, 19. Deccmber. Seine Majestät der König und Seine Königliche Hoheit derKronprinzfind heute Nachmittag A4 Uhr »on Berlin wieder hier emgetroffen. Dresden, 18. Decemder. Ihre Königliche Hoheit die Frau Kronprinzessin hat heute Mittag die Villa bei Strehlen verlassen und da^ Königliche Palais am Taschenberge bezogen. * Dresden, 17. December. Se. Majestät haben aller- gnädigst geruht, den Assistenzärzten vr. Barth und vr. Petrinus vom Sanitätscorps, sowie dem Leutnant Horst von Schönberg vom 4. Jägerbataillon, die von denselben erbetene Entlassung aus der Armee, dem Zuerstgenannten mit der Erlaubnis zum Tragen der für Militairoderärzte vorgeschriebenen Armeeuniform, zu bewilligen. Dresden, 18. December. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, dem Commandanten der 2. In fanteriedivision, Generalleutnant von Stieglitz, die er betene Entlassung au» allerhöchsten Kriegsdiensten, mit Pension und der Erlaubniß die Uniform der Generalität iortrutraaen. ru bewilliaen. Gleichzeitig haben Se. Königliche Majestät huldreichst geruht, den Kommandanten der 1. Reiterbrigade, General major Prinzen Georg, Königliche Hoheit, unter Beför derung desselben zum Generalleutnant, das Commando der 2. Infanteriedivision zu übertragen, desgleichen auch den Königlichen Generaladjutanten, Generalmajor von Witz leben, den Commandanten des Artilleriecorps, General major Schmalz, den Vorstand des Kriegsministeriums, Generalmajor von Fabrice und den bisherigen Comman danten der Leibinsanteriebrigade, dermaligen Stadtcomman- danten zu Dresden, Generalmajor Freiherr von Hausen, sämmtlich zu Generalleutnants zu befördern, den beim Commando der Reiterei dienstleistenden Generalmajor Gra fen zur Lippe zum Commandanten der 1. Reiterbrigade, den Commandanten des 14. Jnfanteriebataillons, Oberst leutnant von Bünau, zum Obersten, unter Uebertragung des Commandos über die vier Bataillone der Leibinfan- teriebrigade, zu ernennen, dem Commandanten des 2. Jn fanteriebataillons, Major von Tettau, das Commando des 14- Jnfanteriebataillons und dem zuletzt überzähligen Major von Sandersleben von der 1. Jnfanteriebri- gade das Commando des 2. Jnfanteriebataillons zu über tragen, sowie endlich die Majore Noßky, Commandant des 3., von Sandersleben, Commandant des 2., von Leonhardi >., Commandant des 9., Freiherr von Wag ner, Commandant des 1. Jnfanteriebataillons, von Ein siedel, Wirthschaftschef der Leibinsanteriebrigade, Gar ten, König!. Flügeladjutant, von Abendroth, Com mandant des 10-, von Elterlein, Commandant des 8. Jnfanteriebataillons, von Standtfestvom 3. und von Feuilleton. Weihnacht» - Plaudereien. I. s Bor uns liegt Weihnachten, da» schönste Fest der Christenheit, der kleinen und der großen, dessen Mil lionen Kerzen in da- kaltfeuchte Dunkel des kürzesten Tage» hineinleuchten, wiederglänzend in Palästen und Hatten, spiegelnd sich in Thränen der Freude und — des Schmerze-. Des Schmerzes, denn für Tausende hat in diesem Jahre Weihnachten seiner Bedeutung al» etn Freudenfest sich entkleidet und ist zum Allerseelcntag geworden, für Tausende ist der Lichterbaum diesmal nur die Kerze der Erinnerung, welche einsam am Grabe ihrer Hoffnungen glüht. Nicht umsonst sahen wir da» Schreckbild de» Kriege» in diesem Jahre lebendig wer den und mit seinem Gefolge von Noth und Elend, Krankheit und Tod an un» vorüberziehen. Könnten wir Lesage'» hinkendem Teufel gleich die Dächer abdccken, aus wie viel Kummer stießen wir, aus wie viel verwaiste Herzen, die mit Thränenaugen au» den Fenstern schauen auf die weißbereiften Felder draußen, auf die s» win terlich klar blitzenden Sterne, auf den wetten, endlosen Himmel. Könnten wir in den Herzen der Menge lesen beim Anblick der grünen Festflaggen, der TannenbLume, Lie, unbekümmert um de» Menschen Leid, alljährlich regelmäßig um die Weihnachtszeit in dichten Waldungen auf unsern öffentlichen Plätzen grünen und frische Wald luft in die trüben städtischen Dccembertage bringen; so würden wir sehen, wie der Harzduft jener Bäume, gleich milder Lenzluft, die Ei»kr>aste von so Manchem Herzen schmilzt und die Schattenbilder glücklicher Tage herausführt, die Lieder und Blumen und uratten Er- inuerungc«, die dort unten gefesselt schliesen, und da» et»geft»r»e, stockende Lehen wieder auf Augenblicke eia Carlowitz vom 1. Reiterregiment- zu Oberstleutnants uud den Portrpeejunker Winkler deS 3. Reiterregiments zum Leutnant zu befördern. Nichtamtlicher Theil, »«»erficht. Telegraphische Nachrichten. LageSgeschichte. Dre»den: Vom Landtage. — Ber lin: Vom königlichen Hofe. Kammervrrhandlungen. Befinden des Grafen v. Bismarck. Die Konferenzen zur Beratung de» Bundesverf«ffung»entwurf». — Hannover: Das Musterungsgeschäft beendigt. AuS den Sitzungen de» Schöffengerichts. — Hameln: Ruhestörungen. — Aus Schleswig-Holstein: Vermischtes. — Frankfurt: Dir neue Stadtver fassung. Preußisches Strafgesetzbuch. — Malchin: Vom Landtage. — Au-Thüringen: Telegraphen- angelegenheiten. — Wien: Zur Situation. Verord nung bezüglich der Ruhebezüge der Staatsbeamten. Die Beziehungen zu Frankreich. Einstellung der Klapka'schen Legion. — Pesth: Vom Landtage. — Karlsruhe: Militärconvention. — Paris: Die Reise der Kaiserin nach Rom. Kaiser Maximilian. — Rom: Vermischter. — Madrid: Die Majestäten zurück. — London: Von der Marine. Explosionen in Kohlengruben. — Kopenhagen: Deputation aus Westjütland. — Bukarest! Regelung der Pruth schifffahrt. — New-Bork: Mrricanisches. L,ndtag»verhandlunsien. (Sitzung der Zweiten Kammer vom 18. December ) Beilage. Gericht-Verhandlungen. (Chemnitz.) Eingesandte». Inserate. CelegraMschr Nachrichten. Berlin. Mittwoch, 19. Deeemder, Borm. 11 Uhr. (W.T.B.) Se. Majestät der König von Sachsen und Se. königl. Hoheit der Kronprinz Albert, welche ge stern Abend einer musikalischen Soiree im königlichen Palai» beigewohnt haben, sind soeben abgrrrist. Ihre Majestäten der König und die Königin von Preußen sowie die übrigen Herrschaften verabschiedeten sich von ihren hohen sächsischen Gästen auf dem Bahnhöfe. Bor der Abreise fand roch eine Unterredung mit dem König Wilhelm im königl. Schlöffe statt. Wie«, Dieudtag, 18. Derember, Abend». (W. T. B) Dir „Wiener Abendpost" bringt Mittheilun- gen au» Pari», nach welchen die Kaiserin Eugenie be absichtigt, am 26. d. nach Rom abzureisen. Wie die „Reue freie Kresse" meldet, hat heute Mittag die Auswechslung der Ratifikationsurkunden de» österreichisch-französischen Handelsvertrags stattqe- sunden. — Die preußischen Bevollmächtigten für Vie Verhandlungen über den Handelsvertrag zwischen Oesterreich und dem Zollverein, dir Herren v. Philipps born und Delbrück find hier eingetroffen. Agram, Dienstag, 18. Derember. Rachm. (W. T. B.) Drr kroatische Landtag nahm heute folgende drei in den Adreßentwurf auszunrhmende Paragraphen an: 1) Der Artikel 42 vom Jahre 1861, betr. die Au tonomie des dreieinigen Königreichs bleibt die unver änderte Grundlage in staatsrechtlicher Beziehung. 2) Für da» dreieinige Königreich besteht weder das Rechl noch die Pflicht, noch sonst irgend ein gesetzlicher Mo dus, in den ungarischen Landtag einzutreten. 3) Das dreieinige Königreich ist kraft seiner staatsrechtlichen Stellung befugt und verpflichtet, selbstständig mit der Krone in Einvernehmen zu treten. Pari», Dienstag, 18. Derember, Mittag». (W. T B.) Drr „Moniteur" enthält ein Inserat, durch welche» den Aktionären de» Urteilt inomlisr mit- getheilt wird, daß, da der Minderwerth drr vorhan denen Werthbestände den zur Zeit realifirten Gewinn übersteigt, eiue AbschlagSdividrndenzahlung auf dir al ten Aktien nicht stattfindrn kann. Die Aktionäre de» spanischen vröcktt modilier werden 15 Frr»., dir drr Oompuxuiv Irnnsutlull- klarer, blauer, glitzernder Strom wird, auf dem sich daS Herz buntbewimpelt schaukelt. Eine in Trauer geklcidete Dame sehen wir dort vor einem der Bäume stehen. Die Thränen dringen ihr in die Augen. Im vorigen Jahre wanderte sie an der Seite ihre- Mannes durch die grünen Reihen und brachte mit ihm verstohlen ein solches Bäumchen in die Woh nung. Da sperrten sie sich ein und verbrachten süße Stunden mit dem Schmückcn uni; Aufputzen der Zweige und erschraken wie auf der That ertappte Verbrecher, wenn eine silberne Kinderstimme im Nebengemache er tönte, und konnten es schier nicht erwarten, bis der Abend kam und sic die bunten Lichter anzündeten und die ganze festliche Pracht in ihrem Schimmer erglänzte. Und al- dann die Thür ausflog und die Kinder herein- sprangen und wie geblendet von all' dem Glanze sich an sie drängten und da» ehrliche Antlitz de- Manne-, der Mutter und Kinder an sein Herz drückte, stillbewegt, in Güt' und Lieb' erglänzend, sich zu ihr neigte — da war sic beinahe zu glücklich. An Alle- da- denkt die Frau jetzt und zugleich, daß die beiden Augen lichter, welche damal- den Lichterbaum überglänzten und ihr die ganze Welt erhellten, für immer ver loschen sind, und sie weint bittere Thränen. Sie tritt an die Bäume heran, sie kaust wieder rin Christ- bäumchen, sie wird eS wieder mit allen Gaben der Liebe schmücken, sic wird wir im vorigrn Jahre die Lichtlein anzünden. Die Kinder werden nach dem Vater fragen und die Lichtlein werden wieder au»löschen von den salzigen Tropscn, welche den Augen der Frau entquellen. Zurückgesunken in dem hohen Sorgenstuhle lehnt in einem bescheidenen Stübchen eine alte Frau, die Brille ist »on den Thränen, die ihrem Auge entstürzen, an- gelaufen, und sie mußte da» Gesangbuch weglegen, in dem sie la». Noch nie hat da» Gefühl der Verlaffen- ticzue 15 u«d Vie der Ovmpußulv immovilltzre 12'4 Krc». pro Artie al» Dividende erhalte«. Florenz, Dirn»tag, 18. Derember, Abond». (W T. B) General Flenttz ist heute adgereist. Die „Opi»ione" schreibt: Ma« glaubt, Italien werde von der Pforte Genugthuung fordern, weil die Türken am 8. d. Mt». in den kandiotischen Gewässern einen italienischen Postdampser angegriffen haben, auf wel chem sie Freiwillige für Kandia vermuthete«. St. Petersburg, Dienrtag, 18. Derember, Rach- mitt. (W. T. B.) Eine zwischen Rußland und Italien auSgewrchseUe Declaration ist publirirt worden, welche sich auf die gegenseitigen Rechte der anonymen und Aktiengesellschaften, sowie a«drrer Associationen mit Ausnahme der Versicherungsgesellschaften, bezieht. Tagesgeschichte. Dresden, 19. Deccmber. Sc. Majestät der König und Se. königl. Hoheit der Kronprinz find soeben, Nachmittags Ä4 Uhr, von Berlin zurückkehrend, im Leipziger Bahnhofe hierselbst eingetroffen und wurden daselbst von Ihren königlichen Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Georg empfangen. Auch wa ren zur Begrüßung Allerhöchstderselben drr königlich preußische Höchstcommandirende, Herr General der Infanterie v. Bonin Excellenz, mit seinem Stabe, so wie sämmtliche Herren Slaatsminister, die Direkto rien und viele Mitglieder der beiden Ständekammern, der Polizeidirector u: d der Obrrl ürgermeister der Re sidenz im Babnbof- anwesend AUS Se. Majestät den Perron verließen, wurde Allerhöch>tdenselben von dem anwesenden Publicum ein dreimalige- Hoch ausgebracht. Dresden, 19. December. Die Zweite Kammer bat in ihrer gestrigen Abcndsitzung die Beiathung de» Gesetze» über Erfüllung der Militärpflicht beendigt und den Gesetzentwurf in der Schlußabstimmung mit den beschlossenen Abänderungen und Zusätzen einstimmig angenommen. Berlin, 18. December. (St. A) Bei Ihren Ma jestäten dem König und der Königin findet heute im königl. Palais Soiree statt, zu welcher zahlreiche Ein ladungen erfolgt sind. Gestern Abend nahmen Seine Majestät der König und der Kronprinz von Sachsen königl. Hoheit bei Ihrer Majestät der Königin Witwe in Charlottenburg den Thee. Morgen Vorm, werden, dem vernehmen nach, Aüerhöchstdieselben die Rückreise nach Dresden antreten. — Se. königl. Hoheit der Kron prinz von Sachsen frühstückte am gestrigen Vormittage bei Ihren königl. Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin. Heute Vormittag ertheilten König Jo hann und der Kronprinz von Sachsen im hiesigen Schlöffe Audienz, empfingen den Besuch des Kronprin zen und anderer Fürstlichkeiten und fuhren dann zum Diner bei der Königin-Witwe nach Charlottenburg. — (St.-A.) DieTagcSordnung der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses bildeten die in der Vor- berathung de» StaatrhauShaltetat» für das Jahr 1867 gefaßten Beschlüsse. Vor Eröffnung der Debatten brachte drr Finanzminister Frhr. ». d. Heydt einen Gesetzent wurf ein, die Salz- und Branntweinsteuer im Jahde- gebiete getrcfsend. Der Abg. Jung hatte einen An trag auf Enbloc-Annahme des ganzen Etats eingebracht. Der Präsident deS StaatsministeriumS, Graf v. Bis marck, erklärte sich mit diesem Anträge einverstanden. Ueber die geschäftliche Behandlung des Jung'schen An trags und der Schlußberathung des Etats entspann sich eine lange Debatte, an welcher sich eine große Anzahl von Abgeordneten bclheiligte. Im Laufe dieser Dis- cussion zog der Abg. Jung seinen Antrag zurück; der Abg. Heise nahm denselben jedoch wieder auf. Der Abg. v. Haverbeck erklärt sich gegen eine Enbloc-An nahme und kam nunmehr nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung der Antrag nicht zur Abstimmung, es wurde vielmehr in die Specialdi-cusston eingctreten. Der Finanzminister Frhr. v. d. Heydt erklärte, daß, wenn da» Resultat dieser Spccialdcbatte mit dem der Vorberathung über den Etat übereinstimmen sollte, die bcit so bang und schwer ihr Herz bedrückt, wie heute. Sie denkt an die lange Reihe von Christbäumen zurück, die sie in ihrem langen Leben geschmückt und «ngezündet; sie gedenkt der Ihrigen, deren Augen eines nach dem andern, wie die Lichter de» Christbaumes, verloschen sind. Nur ein Lichtlein brannte noch am Baume ihres Lebens, fröhlich in den einsamen Winter ihres Alters hereinstrahlend. Nur ein Sohn lebte ihr noch, der an dem heutigen Abend nie gefehlt. Wie hatte sie am vorigen Christfest seinem Kommen noch freudig entgrgengelauscht! Heute kam er nicht, kein Baum schmückt da» Zimmer der Alten, und dennoch sieht fie den ganzen Abend einen Baum vor sich, keinen Lichterbaum, aber doch einen Tannenbaum, den Tannrnbaum, dessen dunkle Aeste da draußen auf dem Felde von Sadowa über einem fest- gefrornen Grabhügel leise im Abendwinde rauschen, den Tannenbaum, unter dem ihr Sohn, zum Tode getroffen, den Namen der Mutter auf den Lippen, sein junge» Leben verhauchte. Draußen, „wo die letzten Häuser stehen", sitzt in einem ungeheizten, feuchten, von einem dünnen Talg- stümpfchcn beleuchteten Zimmer eine gar traurige Tafel runde. Der Vater hat mühsam da- Krankenlager ver lassen und sich zu dem Tisch geschleppt, um einen kahlen Tannenzweig in einen zerbrochenen Blumentopf zu stecken, weil drei Kinder, welche sich halbnackt um ihn drängen, durchaus einen Christbaum haben wollen, einen Christ baum, wie der im vorigen Jahre war, al» die Mutter noch lebte. Und während der blaffe hohlwangige Mann in stillem Schmerze auf die Kinder blickt, umstehen diese froh lachend den dürren Zweig, vergessend auf einen Augenblick Hunger und Kälte. Nie tritt die Bitte „Liebet die Kleinen" flehender vor «n» hin, al» in der Weihnachtszeit, und nie ertönt lauter die Mahnung: „So ihr nicht werdet wie diese Staat»regierung auch damit einverstanden sein würde. DieDEinnahmititel wurden hiernach sämmtlich geneh migt. Bei der Au-gabe fand über Nr. 1 deS Virchow'- schen Antrag- zum Etat deS Krieg-ministeriumS: „Das HauS der Abgeordneten wolle beschließen: t) außer- halb des Ordinariums und des ExtraordinarmmS deS Stat in emem besoudern Kapitel und unter drr lleberschrist: „Für Zwecke der Militärverwaltung" cio Bauschquaut»» von 44,071,479 Thlr. zu bewilligen und dafür iu den Anlage« zum StaatshauShaltgefetz das Cap. k>4 des Ordinariums nud das Cap. 8 des Extraordmariums zu streichen; 2) in dem Gesetze, betreffend die Feststellung des Staatshaushattetat» für das Jahr I8U7 in 8 I die Ausgabe solgeuorrmabeu zu bestimmen: ia Ausgabe auf 188,929,873 Thlr., nämlich auf 112,000,510 Thlr. an fortdauernden, auf 12,797.884 Thlr. an einmaligen »nd außerordentlichen, auf 44,071,479 Thlr. für Zwecke der Militärverwaltung." namentliche Abstimmung statt, und wurde derselbe bei Anwesenheit von 322 Mitgliedern mit 230 gegen 92 Stimmen verworfen. Drr Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung de» StaatShauShaltetatS für da- Jahr 1867 (mit 168,929,873 Thlr. in Einnahme und Aus gabe) ward demnächst fast einstimmig angenommen. (Vier Mitglieder stimmen dagegen, nämlich die Abgg. Hoppe, Senff, Jakoby und Runge.) Die Sitzung schließt um A3 Uhr. Abend» 7 Uhr findet ein« zweite Sitzung statt zur Fortsetzung der Berathung über da» Genoffen- schaft-gesetz. — (N. A. A.) Obwohl dem Herr« Ministerprä sidenten bei seiner Rückkehr von Putbu» von den Aerzten auf da- Dringendste anzerathen war, seine amt liche Thätigkeit auf fünf Stunden deS Tage» zu be schränken, so haben doch die in der letzten Zeit von den verschiedensten Seiten sich anhäufenden Geschäfte die Arbeit-zett deS Herrn Ministerpräsidenten wie früher auf den ganzen Tag ausgedehnt. Wie wir hören, haben die Aerzte infolge dessen wiederholt dem Herrn Mini sterpräsidenten die Befolgung ihrer Vorschrift zur Pflicht gemacht und namentlich die Einschränkung des persön lichen Verkehrs dringend verlangt. Der Herr Mini sterpräsident ist daher nicht in der Lage, die vielfach an ihn gelangenden Wünsche und Ansuchen um mündliche Besprechung für jetzt erfüllen zu können. — Vor gestern sand die zweite Conferenz der Bevollmäch tigten der Regierungen deS Norddeutschen Bundes statt. Der preußische Entwurf ist gleich in der ersten Konferenz vorgelcgt worden. War die in verschiedenen Blättern enthaltenen Nachrichten über den angeblichen Inhalt de» Entwurfs anbelangt, fo gehen dieselben ziem lich weit auseinander, und wenn auch einzelne Angaben wohl der Wahrheit nahe kommen, find doch andere offen bar ganz unrichtig, unter den lctztern namentlich die, nach welcher bei dem preußischen Entwürfe die ReichS- verfassuug als Norm gedient hätte. Nach dem Urtheil, welches sich jeder Einsichtige über den Gang der preußi schen Politik gebildet haben wird, ist wohl vorauszusetzen, daß die Ähnlichkeit zwischen dem gegenwärtigen Ver- faffung-entwurf und der Verfassung von 1849 weit geringer sein dürfte, als die Verschiedenheit beider, denn die VerfaffungSgeber des Frankfurter Parlament- be wegten sich auf dem Gebiete der abstractrn Theorie, Preußen dagegen fußt auf dem Boden wirklicher und glorreicher Thatsachen. — Die „N. Pr. Z." schreibt: Eine hiesige demo kratische lithographirte Korrespondenz (von Steinitz- Angerstein) gicbt Mittheilungen über den angeblichen Inhalt des Verfassungscntwurss für den Norddeut schen Bund mit genauer Anführung der einzelnen Ab schnitte und der darin enthaltenen Modifikationen der früher« Reichsversaflung. Von glaubwürdiger Seite wird ums versichert, daß an der ganzen Mittheilung, sowohl was die Eintheilung wie den Inhalt betrifft, auch nicht ein wahres Wort ist. — Als drr wahrschein liche Termin für Eröffnung des norddeutschen Reichs tage» wird hier vorläufig der 15. Februar genannt. — Wie verschiedene Blätter melden, ist festgesetzt wor den, daß der norddeutsche Reichstag nicht, wir bisher bestimmt war, im Abgeorbnetcnhause, sondern im Herren- Hause tagen wird. Die Vermessungen im Sitzungssaal« desselben sind bereits vorgenommen worden; denn e» werden insofern Veränderungen nöthig, al» der Saal Kindlrin, werdet ihr nimmer den Frieden und die Klar heit des Himmels einziehen fühlen in eure Brust." Liebet die Kleinen! Ihr, die ihr glücklich seid, denkt daran, wie manches Kind am Weihnachtsabend einsam trauert und sehnsüchtig zum Himmel blickt, ob denn die Mutter, die e» so liebte, da- Christkind nicht bitten wird, daß es von seinen vielen schönen Sachen auch dem geliebten Kinde etwas bringt, das jetzt auf Erden Niemanden mehr hat! Ob es weint' — Niemand wird , rS tröste«; ob sein kleines Herz sehnsüchtige Wünsche hegt — Niemand kümmert sich darum. Seine Mutter, ist ja im Himmel und kann ihrem Liebling keine Freud« , mehr machen. Aber ihr könnt e», und könnt eure, Weihnachtsfreude heiligen und »erklären durch ein strah lendes Kindergestcht, das euch dankt! — Und ihr, in, deren Herzen e» dunkel ist, wie die Nacht, die sich auf. die Fluren senkt, ihr durch deren Brust die Erinnerung z zieht, wie draußen da- Läuten der Glocken über ein-, same winterliche Felder schwebt, ihr, vor deren Seele x da- Bild de» glänzenden Christbaum» aufsteigt wie ei«. Stern über Gräbern — gebt doppelt! Seht, von all', den Kinderherzen, die jetzt voll Wünsche und voll seh«-j süchtiger Erwartung sind, wird gar manche» dereinst^ seine Hoffnungen zu Grabe tragen, und wa» e» liebte zu. Grabe tragen, und wird brechen, wie eure» gebcoche«, ist, und wird doch weiter schlagen, wie eure» Weiterz schlägt. — Jene Zeit wird für fie kommen, wie sie für euch gekommen ist. Ehe fie da ist, gebt ihnen ein« Stund«, — Glück. , Dre-dr«. In der Sitzung der zoologisch«« Gectis« der „Jsit" vom 13. December hielt Herr vr. „L, Männel einen länger», sehr interessanten vortraG über seine Beobachtungen und Erfahrungen i« KrießD^ lazarethe de» hiesigen Cadettenhause», au» he« wir hoff -
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