Dresdner Journal : 20.03.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-03-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186903206
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690320
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690320
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-03
- Tag1869-03-20
- Monat1869-03
- Jahr1869
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- Titel
- Dresdner Journal : 20.03.1869
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W «S. Sonnabend, den Zy. Mäkz. Id«m,e»tM,prets«: Iw IcrLS. NallL«: Htdrlivk: S?KIr. — ^MrUok: I „ 1b „ »1«»»Uiok:— „ 1S „ Lillr«lu« Kuluweru: I ,, » tritt MUrUok S Idir. 8t«wi»«I^«düUr, »u»«rb»Ib ä«> biorää. Lu»«!«» ko«t »oä 8t«wp«l»u«cki»^Uiv«tl. Snskratrn-rrist: kür äeo k»uw eiaer ^«ip»It«iieo Teil«: 1 klxr lauter „Liuxe»»llät" äi« Teil«: 8 Kxr Erscheinen: m^lieb, wit ^n«n»Um« a«r 8ovo noä l ei«rt»^B, ^t»«oä« kiir 6ea kolxeoäeo 1'»x Vrrs-ntl Zomnal. Verantwortlicher Rcdactcnr: I. G. Hartmann. - 186!) Snseratrnannahmr ouswün«: I.«lx»1^: k'». L-^xv-rxrrr«, Oumuiiislooile - äs» l)re»6o«r Journal,, et>«a<i»«.: 8. Lxot>«, kvaex 1'onr; »»mdurg-SorU» V>»»-l.«ip»jA-r»»«I-rr»ll>leurt « » t Lorlio. O«oi>iv« xck« Ludik., li«ie»ere»'» öurvLU, livvoLr« ^lvsee; Nroweu: 8cu^orr«r Lr«d»o: I,. 8r^xok:x'» Xnnoncelidurenii, t'srvxo; rrLoLIurt «, N : ^tec>^«'«elio Niielik.; Lois: ^v. kLvLLL«, k«rii: HiVL«, U,xrrne, Iivl.^iLN L6o., (S, kixe« ä« I« Louris); t« Lllin-leu « UuoUU.i Vi«»: Oeerr.1». Herausgeber: LLllibl, Lrpsäitioa <!«» Ore»äv«r ^oaro»l», vis,ä«o, bl»riso»tr«6s« Ko. 7. MuimEMk - Einkabung. Auf das mit dem ». April d. I. beginnende neue vierteljährige Abonnement des „Dre«d- ner Jounmls" werden Bestellungen für aus wärts bei allen Postanstalten, für Dresden bei der unterzeichneten Expedition aimenom- meu. Der Preis beträgt im ganzen Gebiete des Norddeutschen Bunde-jährlich 6 Thlr., wozu in Preußen noch 2 Thlr. Stempelge- dükr tritt. Wir machen darauf aufmerksam, daß das „Dresdner Journal" die einzige sächsische Zeitung ist, welche für die Verhgndlungen des Reichstags und des ZollparlamentS in Berlin ihren eigenen ständigen Berichterstat ter daselbst hat. Ankündigungen aller Art finden im „Dresdner Journal (Auflage ««SM Exem plare) eine sehr geeignete Verbreitung. Die JnfertionSgebühren werden im In- seratentheile mit I Ngr. für die gespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für In serate unter der Rubrik „Eingesandtes" sind die JnfertionSgebühren auf » Ngr. pro Zeile festgestellt. KÜlligl Lrpt-Nioa -es Dresdner Journals (Marirnstraße Nr. 7.) Amtlicher Theil. Dresden, 12. März. Se. Königliche Majestät haben allergnädiast geruht, die zeitherigen Referendare bei bei der Zoll- und Steuer-Direktion Michael Franz Anton Knoch und Paul Christian Weinlig zu wirk lichen Zollräthen und Mitgliedern der Zoll- und Steuer- Direction zu ernennen. — Se. Königliche Majestät haben dem außerordent lichen Professor, Bezirksarzt Nr. Hugo Sonnenkalb in Leipzig den Titel „Medicinalrath" in der vierten Klasse der Hofrangordnung taxfrei zu verleihen geruht. Bekanntmachung des Ministerium des Innern, die Anleihen der Stadt Glauchau betreffend. Das Ministerium des Innern hat zu dem vou dem Stadtrathe zu Glauchau, unter Zustimmung der Ge meindevertretung, gefaßten Beschlusse, daß die dasigen beiden städtischen Anleihen, welche durch die im Ge setz- und Verordnungsblatte veröffentlichten Bekannt machungen vom 22. August 1864 (Ges. u. Ver. Bl. v. I. 1864, S. 386) und vom 26. Juni 1866 (Ges. u. Ver. Bl. v. I. 1866 S. 173) nach Höhe von zu sammen 150,000 Thlr. —- —- contrahirt werden soll ten, auf den Betrag von zusammen 127,000 Thlr. -- -- vermindert werden, die Genehmigung ertheilt. Es wird Solches und daß die ausgestellten Schuld scheine vom Jahre 1869 an in jährlichen Raten nach den vorgelegten Tilgungspläncn auszuloosen sind, für die Behörden und alle diejenigen, die es angeht, hier mit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 16. März 1869. Ministerium de- Innern. v. Nostitz-Wallwitz. Forwerg. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresdner Nachrichten. AcrmiscbteS. Eingesandtes. Feuilleton. Inserate. Tageskalender. Börsen nachrichten. Beilage. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Gerichtsverhandlungen. (Bautzen.) Statistik. Feuilleton. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 1». März, Nachmittag. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deö NeiwStags begründete der Abg. Noß (Hamburg) eine Inter pellation betreffs Aufhebung der Elbzölle. Der Präsident des Bundeskanzleramtes, Delbrück!, erwiderte, Preußens dahingehende Anträge an die Elb- uferstaatcn seien abgelehnt worden. Weitere Erwä gungen schweben, nach deren Erledigung Anträge an den Bundesrath sicher sind. Es folgt die zweite Lesung des Wahlgesetzes. Ucber den Ausschluß des Militärs vom activen Wahl recht findet eine lebhafte Debatte statt. Die Abgg. Stephani, Lasker, Waldeck und Twesten sprechen da gegen, die Abgg. v. Luck, Frhr. v. Moltke und Graf v. d. Schulenburg dafür. Bei der Abstimmung wird ein Antrag v. Luck's auf Ausschluß der Soldaten „bei der Fahne" vom activen Wahlrecht und damit der 8 2 des Wahlgesetzes angenommen. Wien, Donnerstag, Idi. März, Abends. (Tel. d. Boh.) Zn der heutigen Sitzung des Herrenhauses wurden das VolkszählunqSgesctz, das Gesetz über den finanziellen Ausgleich mit den einzelnen Län dern und das Budget für 1869 unverändert an genommen. Wien, Freitag, 19. März. (W. T. B.) Die amtliche „Wiener Zeitung" veröffentlicht das Ge setz, betreffend die Einführung der Schwurgerichte für Preßvcrgehcn, und das Gesetz über die Bil dung der GeschworueuUsteu für Preßgerichtc. Paris, Donnerstag, 18. März, Abends. (W. T. B.) Im gesetzgebenden Körper wurde heute der Gesetzentwurf, betreffend den Trocadero und den Luremburggarten, mit 184 gegen 49 Stimmen an genommen. Der „Constitutionnel" ist in der Lage, zu er klären, daß zwischen der französischen und der bel gischen Negierung in der Eisenbabnangelegcnheit ein Einverständniß bereits getroffen worden ist; nur Einzelheiten bleiben noch zu regeln. Brüssel, Donnerstag, 18. März, Nachmittags. (W. T. B.) Die „Jnd^pendance belge" meldet: Der französische Gesandte, Vicomte de Laguöronnidre, hatte gestern eine weitere Unterredung mit den Ministern der auswärtigen Angelegenheiten und der Finanzen. Man hat sich über die Bildung, den Zusammentritt und die Eompetenz einer Con- ferenz und über die Eröffnung einer Enquvte, be treffend staatsökonomische Fragen, geeinigt. Nur über den Punkt, betreffend die Prüfung der Ces sionSverträge, ist noch kein Einvernehmen herge stellt. Madrid, Donnerstag, 18. März, Abends. (W. T. B^) In der heutigen -Sitzung der Cortes verlas der Minister deS Innern, Sagasta, amtliche De peschen, welche frststellen, daß die Insurgenten in Lereö-de-la-Frontera (vgl. uwer „Tagesgeschichte") geschlagen worden sind, allerdings mit großem Blutvergießen. 690 gefangene Insurgenten gehö ren großentheils andern Provinzen an. Sonst ist die Nutze nirgends gestört worden. London, Donnerstag, 18.März, Abends. (T. B. f. N.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantragte Diöraeli die Verwerfung der von Glad stone eingcbrachtcn irischen Kircbenbill. Diöraeli sagte, die Bill verfolge zwei Zwecke, nämlich die Trennung der Kirche vom Staate und die Ein ziehung des Kirchenvermögens; die Vereinigung der Kirche und des Staates aber sei die einzige Garantie der religiösen Freiheit. Die irische Laienerklürung ist jetzt veröffentlicht; sie trägt die Unterschrift von 56 Pairs und 1060 Deputy-LieutenantS, Nichtern und andern Mitglie dern der höhern Stünde. Es wird in derselben dem Parlament die moralische Eompetenz zur Auf hebung der irischen StaatSkirchc bestritten. London, Freitag, 19. März. (W. T. B.) Die Morgenblätter bringen ein Telegramm aus Se- rapeum (Aegypten) vom 18. dss., welches meldet: Heute Vormittag >1 Uhr sind die Schleusen des SuezcanalS in Gegenwart des Vicekönigs geöffnet worden. Der Erfolg ist der vollständigste. Tagesgeschichte. Dresden, 19. März. Wie uns aus Freiberg ge meldet wird, sind bei der Wahl eines Abgeordne ten zum Reichstage im 9. Reichstagswahlkreise (wo Stadtrath Sachße in Freiberg sein Mandat nicdcrge- Icgt hat) 9715 giltige Stimmen cingcgangen, und es erhielten Literat Fritz Mende aus Leipzig 4393, Kreis director v. Burgsdorff in Leipzig 2930, Stadtrath Krü ger in Freiberg 1968 und Buchhalter Julius Vahltcich in Maxen bei Pirna 396 Stimmen, während die übri gen sich zersplitterten. Zwischen den beiden Erstgenann ten hat daher engere Wahl einzutrcten. * Berlin, 18. März. Zu dem bevorstehenden Ge- burtsfestc Sr. Majestät des Königs werden zahlreiche hohe Gäste hier erwartet. Die Fran Großherzogin von Baden wird mit dem Erbgroßherzcge und der Prinzessin Victoria heute Abend in Berlin erwartet. Gleichzeitig treffen der Erbprinz und die Erbprinzessin von Anhalt hier ein. Die Großherzogin von Baden KirHim königl. Palais, die anhaltschcn Herrschaften 7m v^nigl. Schlöffe Wohnung nehmen. Ucbcrmorgen früh wird der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin mit dem Erbgroßherzogc und an demselb-n Tage Nach mittags die Großherzogin Alexandrine ron Mecklen burg-Schwerin hier eintrcffcn. — Der Ministerpräsi dent Graf Bismarck ist seit gestern (Mittwoch) leidend infolge eines starken Anfalls von Magcnkrampf, von welchem er in der Nacht vom Dienstag zn Mittwoch befallen wurde. Wie man hört, ist aber heute das Be finden des Herrn Ministerpräsidenten von der Art, daß er wahrscheinlich in einigen Tagen den Staatsgeschäf- ten wieder wie gewöhnlich wird obliegen können. — Lie „N. Pr. Ztg." bestätigt die Nachricht, daß dcr königliche Gesandte in Konstantinopel, Graf Brass icr de St. Simon, zum Gesandten in Florenz ernannt worden ist. — Aus Arolsen wird berichtet, daß dem früher» Präsidenten der fürstlich waldeckschcn Regie rung, Geh. Rath Winterberg, nunmehr die Dienst entlassung ertheilt worden ist. — Das Landesöko nomiecollegium hat se'ne Sitzungen geschlossen.— Die Ausarbeitung des Entwurfs cincs umfassenden Unterrichtsgesetzes, der zur Vorlage in der näch sten Landtagssession bestimmt ist, hat, wie die „N. A. Z." erfährt, im Cultusministerium bereits ihren Ab schluß erhalten. — In nächster Zeit wird in der Ge setzsammlung eine Bekanntmachung über die Verhält- nißzahlen zur Umrechnung dcr bisher giltigcn Maße und Gewichte in die durch die Maß- und Gewichts- vrdnung für den Norddeutschen Bund eivgcsührtcn Maße und Gewichte veröffentlicht werden. Um dieser Bekanntmachung eine möglichst große Verbreitung zn beben, beabsichtigt der Handelsminister, dieselbe auch in den Regicrungsamtsblättcrn znm Abdruck bringen zu lassen. — Die heutige Nummer der „Zukunft" ist mit Beschlag belegt worden. — Die „Nat.-Ztg." schreibt: Auch Berlin steht jetzt vor den Wirren eines Gesangbuchsstreits. Das Konsistorium trug sich schon seit längerer Zeit mit dem Project, das gegen wärtige Gesangbuch durch ein neues, vom Consistorial- rath Bachmann entworfenes, aber bisher nicht veröf fentlichtes, streng orthodoxes zu verdrängen. An den vier Berliner Kreissynoden des vorigen Jahres erklär ten sich drei für die Abschaffung des gegenwärtigen, eine aber erklärte mit bedeutender Majorität, von ei nem neuen Gesangbuche nichts wissen zu wollen. Seit dem schien das Project aufgegebcn. Am Mittwoch den 10. März war im Local des evangelischen Vereins, Oranienstraßc 106, eine Versammlung behufs Bespre chung der Einführung des neuen, bis jetzt sorgfältig verborgen gehaltenen Gesangbuchs. Als Redner fun- girten Consistorialrath Bachmann, Gcneralsupcrinten- dent Hofsmann und Geh. Rath Schede vom Cultusmi nisterium. Der Erstere hob das Bedürfniß einer Blen derung hervor und bemängelte das jetzt in den hiesigen Gemeinden im Gebrauch befindliche Gesangbuch als unbiblisch. Demnächst wurde die Art der Einführung berathen und ein successives Vorgehen empfohlen, zu nächst durch unentgeltliche Vertheilung einer Anzahl von Exemplaren, und zwar wurde als der geeignetste Zeitpunkt für das Hcrvortreten Pfingsten bezeichnet. Wiverspruch gegen dies Project erhob sich in jener Ver sammlung nicht. v. Berlin, 18. März. Der Lasker'sche Antrag, betreffend die Nichtverfolgbarkrit von Abgeordneten, wurde heute in der 10. Sitzung des Reichstags znm dcfinitiven Beschlusse erhoben, ungefähr gegen die selbe Stimmcnzahl wie bei der vorläufigen Berathnng. Auch heule wurde die Eompetenz des Reichstags zu diesem Eingriff in die Verfassungen bestritten, nament lich auch von anerkannten Juristen. Es kau« bei der Berathung hierüber zu nicht uninteressanten Ausein andersetzungen zwischen der streng- und der frciconser- vativcn Partei. Sodann wnrde die allgemeine Debatte über das Gewerbegesetz zu Ende geführt. Da sich auch heute wieder die Debatte auf dem Boden socialistischer und wirthschajtlicher Grundsätze zum gutcn Theile be wegte, so wird heute, nachdem diesen theoretischen Dis putationen gestern ein größerer Spielraum gegeben wurde, eine engere Zusammenfassung angczeigt sein. Die Vorlage selbst wurde von der Mehrzahl der Red ner in ihren einzelnen Theilen angegriffen. Schließlich — um dies vorauSzuuehmen — beschloß man in Be zug auf die geschäftliche Behandlung des Gewerbe- gesetzes: Tit. 1 nnd 2 „Allgemeine Bcstimmungcn" und „Stehender Gewerbebetrieb" im Plenum dcs HauscS zu berathen, da am letzten Reichstage diese bciven Titel bereits von ciner Commission durchberathcn sind; da gegen für die übrigen Titel eine 28er-Commission zu wählen und dieser schon jetzt Tit. 3 und 8 „Gewerbe im Umherziehcn" und „Gewerbliche HUfskasscn" zur Berathung zu übergeben; dagegen abzuwarlen, wie weit sich die Ueberweisung der übrigen Titel an diese Commission nöthig machen würde. Zuletzt wurde noch ein Antrag, betreffend die Fcstungsrayongcsetzgebung, angenommen. — Der Bundeskanzler erschien ganz gegen den Schluß der Sitzung im Reichstage; von An fang an wobnten ihr der Staatsministcr Freiherr v. Friesen, Präsident Delbrück, Geh. Nath Vr. Weinlig, vr. Michaelis und andere Bundesrathsmitglievcr bet. — Eingetrcten in das Haus sind u. A. auch die säch sischen Abgg. vr. Wigard und Bebel. — Zunächst be schließt man auf Antrag Schulze's, das gegen Or. Löwe anhängige Strafverfahren für die gegenwärtige Sitz ungsperiode zu sistiren. Dann tritt man in die dritte Lesung des Laskcr'schen Antrags, betreffend die Rede freiheit, ein. Abg. Wagener ergreift das Wort, um zu sagen, daß eS ganz einerlei sei, ob der Antrag angenommen werde oder nicht; Feuilleton. k—. Dresden, 19. März. Grstern Abend hielt Herr geh. Regicrunssralh H. Häpe im Saale des Meinhold'schen Eiabusstmcnts, eimm Gesuche dcs Vor standes dcs hiesigen evangelischen Jünglingsvereins entsprechend, einen einstündigen, in Form wie durch Materie'gleich ausgezeichneten Vortrag über Ur sprung, Wesen, Zweck und Bedeutung der Gesellen- herbcrgen. Der Redner, welchem die Versammlung mit sichtlichem Interesse felgte, ging bet Begründung seines Themas näher auf die in der Gegenwart mit gutem Grunde als eine brennende Tagcssrage renti- lirte sociale Frage und die mannichfachen humanistischen Bestrebungen ein, welche dieselbe im Gefolge gehabt hat und welche bei Untersuchung der Mittel und Wege elnrr möglichst gründlichen, »wcckentsprcchcndcn Abhilfe- der socialen Misere zur Gründung von Anstalten in vielen größern und kleinern Orten des größern Vater landes geführt haben, deren segensreicher Einfluß schon in den begreiflicherweise nur kleinen Anfängen bemerk bar geworden ist. Bei der Wichtigkeit, welche diese Frage sowohl für die unmittelbar betheiligten Kreise der Handwerksgrnoffrn, beziehentlich Arbeiter, wir nicht minder für alle andern Kreise hat, insofern deren eigne Stillung in der großen Menschengesellschaft wesentlich davon tangirt wird und in gleichem Grade daS in An spruch genommene Attribut der humanen Bildung eine Anthetlnahme fordert, erscheint es angrzeigt, näher auf dicsen Gegenstand etnzugehen, und gedenken wir ihm einen größern Raum in einer der nächsten Nummern zu widmen. Dresden. Wissenschaftlicher Cyklu». Herr Professor vr. Gosche auß Halle schilderte am 13. März die heilige Cäcilie in Legende und Geschichte. Die alte christliche Legcnde rühme nur ihre Schönheit und die Bewahrung ihrer Jungfräulichkeit; auch der eng lische Dichter Chaucer gehe noch nicht über diese Auf fassung hinaus. Erst um 1420—1430 tauche in der deutschen Legende ihre Verbindung mit der Musik auf; mit der Orgel malten sie zuerst die Gebrüder van Eyck auf dem Genter Altarbilde, außer ihnen malten sie Francia, Raphael, Demenichino, Rubens, Dolce, Mig- nard, Scheffer, Delarcche, deren Bilder der Vortra gende — zum Theil an ausgestellte Kupferstiche an knüpfend — kunstverständig beschrieb. Von Dichtern haben diesen Stoff außer Chaucer noch behandelt Dry den in seinem von Händel cou ponirten Alexanderfeste, Herder, Justinus Kerner; Görres wagte cs 1842, diese lyrisch bcwegte Gestalt episch zu besingen. — Das ge- hcimnißvolle, noch sehr räthselhafte Gebiet der Geister- welt betrat oder berührte vielmehr mit der prüfenden Hand deS Philosophen Herr vr. Drechsler am 15. d. MtS. durch einen Vortrag über Kant's Schrift: „Träume eines Geistersehers, erläutert durch Träume der Phi losophie", wobei er von den beiden Männern, auf welche Kant darin Bezug nimmt, Swedenborg und Christian Wolff, ihr Leben und ihre philosophischen Ansichten mit in Erwähnung brachte. Swedenborg war sicherlich aufrichtig überzeugt, wirkliche Geister zu sehen und mit ihnen in Verkehr zu stehen; aber diese Erscheinungen, welche er zu haben glaubte, sind doch wohl nichts Anderes gewesen, als ner vöse Hallucinationen. Einen Einfluß geistiger Mächte auf die Körprrwrlt und auch eine Einwirkung von Gei stern in daS Menschenleben kann man mit Kant im All gemeinen als möglich wohl HUgeben, aber man muß auch, um sich nicht lrichtmöglichrn Täuschungen preis- zugebcn, mit ihm geneigt sein, jeden einzelnen Fall zu bestreiten. In der That ist zu einer echt kritischen Un tersuchung der unter die Begriffe der Hellseherei, deS Magnetismus u. s. w. fallenden Vorkommnisse bisher noch kaum der Anfang gemacht; darum ist es gerathen, einstweilen sich mehr ablehnend als glaubenssüchtig in Lieser Richtung zn verhalten. -k f Am 3. März, dem Todestage dcs Majors Serre auf Maxen, hat der Comitä der Ttedgkstiftung in dankbarer Erinnerung an den verdienstlichen Förderer genannter segensreicher Stiftung seincn Bericht über die Ergebnisse der Stiftungsverwaliung im Jahre 1868 veröffentlicht. Nach Inhalt dir dem k. Culiusmini- sterium über reichten und von demselben justificirtcn Rech nung auf das Jahr 1867 bclicf sich das Capitalver- mögcn der Stiftung auf 178,236 Thlr. Hiervon sind vereinnahmtworden: 7420Thlr. Davon gingen 321 Thlr. an Regickosten ab. Fcrmr wurde ein Dritthcil dcr Summ? zum Capital geschlagen. Von dem verbleiben den Zinsenbetrag sind sodann 4732 Thlr. nach Maß gabe der Statutcn verausgabt worden und zwar 9 Thlr. zur Unterhaltung der Grabstätte Tiedge's und 4200 Lhlr. an Ehrengaben. Am Schluffe des Jahres 1868 ist daher ein Kassenbestand von 523 Thlr. verblieben. Las Verzrichniß der Ehrengaben, welche in Posten von 100 bis 300 Thlr. zur Vertheilung gekommen, zeigt in anerkennenSwerthester Weise, wie nur das Verdienst Berücksichtigung gefunden hat. Literarische Neuigkeiten. Ad. Freiherr v. Schack: Episoden. Erzählende Dichtungen. Berlin, Hertz. — Ludwig Strub: Altbayersche Culturbilder. Leipzig, Keil. — Heinrich Nos: Brcnnerbuch. Naturansichtrn und Lebensbilder auS Tirol. Münchcn, Lindauer. — Gustav Pfarrtu-: Natur- und Menschenleben. Sechs Novellen. Düsseldorf, Budich. — F. v. Löher: Ja kobäa von Bayern und ihre Zeit. Acht Bücher nie derländischer Geschichte. 2. Aand. Nördlingen, Beck. — Adolph Wilbrandt: Novellen. Berlin, Hertz. — A. Freiherr v. Wolzogen: Sakuntala. Schauspiel. Schwerin, Stiller.— H. Th. Rötscher: Entwickclung dramatischer Charaktere aus Lesstng's, Schiller's und Goethe's Werken mit steter Beziehung auf ihre Dar stellung. Hannover, Rümpler. — I. A. Freiherr v. Helfert: Kaiser Franz und die europäischen Be freiungskriege gegen Napoleon l. Wien, Prandel. — H. L. Roq nette: Bilder aus dcr französisch - refor- mirten Kirche. Hamburg, Rauhes Haus. — Prof. Otto Franklin: Das Reichshofgericht im Mittelalter. Weimar, Böhlau. — N. Rocholk Johann Georg Hamann. Vortrag. Hannover, Meyer. — Karl Det lef: Unlösliche Bande. Novelle. Stuttgart, Hall berger. — H. Müller: Katharine v. Bora als Nonne, Ehefrau und Witwe. Vortrag. Hannover, Meyer. — M. Perty: Blicke in das verborgene Leben des Mrnschengeistes. Leipzig, Winter. — vr. W. Herbst: Zur Frage über den Geschichtsunterricht auf höhern Schulen. Mainz, Kunze. — vr. H. Köpert: Grund riß der deutschen Vaterlandskunde mit besonderer Be- rÄckstchtigung des norddeutschen Bundesgebiets. Eis leben, Reichardt. — Ed. Rüffer: Die Balkanhalb- insel und ihre Völker vor der Lösung der orientalischen Frage. Skizze. Bautzen, Schmaler und Pech. — Prof. vr.A. Nissen: Die kaufrechtliche Tradition. Leipzig, Gebhardt. — I. W. Coaz: Die Hochwasser im Sep tember und October 1868 im bündnertschen Rheingebiet. Leipzig, Engelmann. — M. v. Neitz schütz: Studien zur Entwickelungsgeschichte de- Schafes. Danzig, Kafe- mann.
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