Dresdner Journal : 03.04.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186904036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-04
- Tag1869-04-03
- Monat1869-04
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- Dresdner Journal : 03.04.1869
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O 75 Sonnabend, den 3. April. 1869. It,»a«r«nn,prette: lio »,E. Att-rliok: KI'iilr. Xxr ^^krlick: 1 „ 1L „ Llou«tli°k:— ., IS „ Kcuniuisu: I „ lL?r»ll»»,a tritt MkrNod 2 1 dir. 8t«mp«Ie«düt>r, »u»»erk»Id 6«, XoräU. 8uv<i«» ?o»t uo8 Ltewpclruitt-lll^rNiura rnseratcnpirtse: kilr ck«v N»um einer ^e»p»Iteneo 2«il«: 1 Kxr. Vater „Lioxee»u3t" <ii« 2eil«: 8 Kxr. erscheint«: Hi^NeN, mit XnsneNm« äer 8ona- vn^ r'eierte^S, Xbeuä» Nir ckeo solxeuckea lex DreMerÄurnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Insrratraannatimr au,wär»r I.»ix»i^: t» Lemoererrei», t vmmi»»Iooil» 6e» Vresiiner ^ouru»I»; ekevä»».: H. Lücil.r>», twnr» l'oer; S»mdnr^-I«rU»- Vi,ll-l.«ix»ix-L»»«I-kr»nLtitrt »H.: ilt^«»»,r»i» M V-ioi-r«, Lerli». 6eorivi'»ci<e Niiodli., lieriaer»»'» 8ure«u, Itvvol,en Noeee; Lremea: L 8cui.orr»e Lrv,I»u: V. 8r^xa>!«'» X»u»i>eeobureLi», NiL» t'«ev«k>; krimllkurt » N.: li'eeks Luck»., Löt»; ^v. Nxoeae«, keris: I^rrire, kvl.i.iei> L6o., (8, i'iae« 6« l» üvoree); krax: t'» kaLl-lva'» UuclU»,; Vieo^ Xr.. OeeLni». Herausgeber: k!is>«tlitiua <i«s Oresäoer Journal», Lreeäeil, Ll»rieu»tr«-i»« Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 1. April. Se. Königliche Majestät haben dem Obcrschrnk a. D., Grafen von Einsiedel, das Cvmthurkreu; 1. Classe des Verdienstordens allergnä- digst zu verleihen geruht. Dresden, 2. April. Se. Majestät der König haben allergnädi fft geruht, den Commandeur der 3. Infante riebrigade Nr. 47, Obersten Tauscher, zum General major zu ernennen. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. ZeitungSschau. (Die „ Provinzial - Korrespondenz" über die Bnndespolitik des Grafen Bismarck und die nationalliberale Partei im Reichstage.) Tagesgeschichte. (Berlin. Weimar. München. Karls ruhe. Wien. Pcsth. Paris. Madrid. London. St. Petersburg. Konstantinopel. Washington.) Crnennunacn, Versetzungen rc. im öffcntl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Wurzen. Reichenbach. Kamenz.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Statistik und BolkSwirthschaft. Einstesandtes. Feuilleton. Inserate. TageSkalender. Börsen- nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 2. April, Vormittags. (W. T. B.) Der Ministerpräsident Graf v. BiSmarck ist gestern Abend A8 Uhr aus Pommern hierher zurückgekckrt. Gumbinnen, Donnerstag, l. April, Nach mittags. (W. T. B.) Gestern und heute fanden hier Ansammlungen von ungefähr 300 Personen vor dem Negierungsgebäudc statt, wobei es vereinzelt zu Cxcesscn gegen Privatpersonen kam. Zur Auf rechthaltung der Ordnung sind geeignete Vorkeh rungen getroffen. Wien, Freitag, 2. April. (Corr.-Bür.) Die „Presse" meldet, der italienische Gesandtschafts- posten in London sei dem hiesigen italienischen Ge sandten Pepoli in Anerkennung seiner Verdienste um die freundschaftliche Gestaltung der anstro-ita- lienischen Beziehungen angetragen worden. Pepoli ziehe daS Verbleiben auf dein Wiener Gesandt- schaftSpostcn vor. Wien, Freitast, 2. April. (W. T. B.) Die beute Abend erscheinende Presse" bringt ein Tele gramm aus Konstantinopel, welkes meldet: Zwischen der Pforte und Persien ist die Ucberein- kunft getroffen worden, zur Vornahme der Grenz- berichtigung eine gemischte Kommission einzusetzen. Paris, Donnerstag, 1. April, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers erklärte der Minister des Innern, daß die Negierung daS Tnstcm der ofsiciellen Candi- daturcn nicht aufgcbcn, daß sic aber gewisse Can didaturen, die sie sonst bekämpft haben würde, nicht bekämpfen werde. Bis zu einer systematischen Neu tralität werde sie nicht gehen. (Lant einer Depesche des Wiener „Cvcr.-Bür." sagte der Minister des In nern ferner: Die Regierung werde das Princip offi- cicller Candidaturen wegen der Wahlmittel der Oppo sition behalten, welche letztere Armcercduction und Ne- duction der Ausgaben verspricht. Die Regierung wählt osficicllc Candidaten, indem sie den zwischen diesen und den Wählern bestehenden alten Banden Rechnung trägt. Hierin liege ein wahrhaftes Verhältniß der Unabhän gigkeit.) Genf, Donnerstag, 1. April, AbendS. (W T. B.) Im Laufe des Tages haben hier Nuhestörun gen stattgefundcn. Fünf Personen wurden verhaf tet; die Befreiung derselben wurde versucht, jedoch ohne Erfolg. Florenz, Donnerstag, 1. April. (Corr.-Bür.) Die Gerüchte über Unruhen find übertrieben; die an verschiedenen Punkten versuchten Bewegungen find ohne Zusammenhang. Mazzini ist dagegen. Die Chefs der Bewegungen fanden nicht den ge ringsten Anklang bei der Bevölkerung. Florenz, Donnerstag, 1. April, Abends. (W. T. B.) Der König hat den Großfürsten Wladimir sowie den österreichischen Feldmarschalllicutenant v. Möring empfangen und dem Letzter« das Groß- kreuz des St. Mauritius- und LazaruSordenS überreicht. Der Finanzminister wird das Finanzerpos^ am 1s. d. vorlcgen. London, Freitag, 2. April. (W. L. B.) In der Kohlenzeche HighbroökS bei Wigan (Lancashir.), wo im Zahrc 1866 bereits 30 Menschen verunglückten, fand gestern abermals eine Grubrnerplosion statt, bei welcher 28 Personen getödtet und mehrere ver letzt wurden. Dresden, 2. April. Der gestern kurz erwähnte Artikel der preußischen „Provinzial-Correspondcnz" über die Bun- dcspolitik des Grafen Bismarck und die na- tionallibcrale Partei im Reichstage liegt uns heute seinem vollen Wortlaute nack vor. Durch den vsficieUen Charakter der „Prov.-Corr." erhält dieser Artikel eine ganz besondere Wichtigkeit, weshalb auch wir in Nachstehenden d n Hauptinhalt desselben folgen lasse». Die „Prov.-Corr." weist darauf hin, daß aus den Reihen der national-liberalen Partei seit einiger Zeit ziemlich unverhohlen angckündigt wird, daß Graf Bismarck aus die Unterstützung der Mehrheit des Reichs tages fernerhin nur zu rechnen habe, wenn er sich ent schließe, Vc» Forderungen jener Partei für die weitere Entwickelung des Bundes zu willfahren; cs würde jedoch, sagt das osficielle Organ, „auf einer bedenk lichen Verkennung dcr thatsächlichcn Lage beruhen, wenn irgend eine Partei im Ernste annehmen wollte, über die Mehrheit des Reichstages in jener Richtung ver fügen zu können." Die augenblickliche Verstimmung der liberalen Partei sei anscheinend durch die Stellung des Grafen Bismarck zur Frage dcr sogenannten Rede freiheit hcrvorgcrufcn, richte sich aber in Wahrheit ge gen die Grundsätze dcr Bundespolitik, welche Graf Bismarck bei Gelegenheit dieser jüngsten Erörterungen klar und bestimmt ausgesprochen hat. „Dieser Wider spruch — fährt die „Prov.-Corr." dann fort — scheint von so tiefgreifender Bedeutung zu sein, daß es für alle Theile wichtig und folgenreich sein dürfte, sich übcr denselben von vornherein klar zu werden. Im Reichs tage selbst sind bereits Anträge gestellt, bei deren Er örterung derselbe Gegensatz hcrvvrtreten wird; cs kann nicht Werth genug darauf gelegt werden, daß über die Stellung der Buudesrcgi rnng zu denselben im Voraus kein Zweifel rbwaltc. Die Auffassung, welche Graf Bismarck jüngst in Bezug auf das Verhalten der preu ßischen Negierung im Bunde kund gegeben hat, steht in vollkommener Uebcrcinsiimmung mit den Grundsätzcn, welche bei dcr Feststellung dcr Verfassung dcs Nord deutschen Bundes ausdrücklich maßgebend waren; wollte die Negierung dagegen den Forderungen, welche na mens der liberalen Partei jetzt für den Ausbau der Verfassung erhoben werden, entsprechen, so würde sie alle die Gesichtspunkte und Rücksichten verlängncn, durch deren sorgliche und umsichtige Wahrung allein die Schöpfung und hoffnungsvolle Gestaltung des Bundes möglich gewesen ist. In dcr Verfassung des Nord deutschen Bundes sind diejenigen Zweige dcs Staats- lcbens ausdrücklich festgcstcllt, aus wclchc sich die ge meinschaftliche Bundcsgcsetzgcbung erstrccken soll und welche mithin der Gesetzgebung dcr einzelnen Staaten entzogen sind. Das Bestreben unsrer Regierung war bei den Verhandlungen darauf gerichtet gewesen, feiten der übrigen deutschen Staaten dasjenige Maß von Zu geständnissen an die Allgemeinheit zu sichern, welches nothwendig war, um den Bund lebensfähig zu machen. Graf Bismarck sprach damals die lUberzcugung aus, daß, wenn eine Verfassung aus solcher Grundlage ge schaffen und damit dcm deutschen Volke die Bahn frei gem icbt sei, der Genius unsere Volkes auf dieser Bahn dm Weg zu finden wissen werde, der zu seinen Zielen führe. Gleichzeitig aber wies er es schon damals ent schieden von sich, die Ucbermacht Preußens in dem Bunde etwa dazu zu benutzen, um von den einzelnen Regierungen Zugeständnisse zu erzwinget!, welche nicht freiwillig gemacht würden. „..Die Grundlage des Bnn- dcsverhältnisses — sagte ec — soll nickt die Gewalt sein, weder den Fürsten, noch dem Volke gegenüber. Die Grundlage soll das Vertrauen zu der Vertrags treue Preußens sein, und dieses Vertrauen darf nicht erschüttert werden so lange man uns die Vertragstreue hält."" — In solchem Geiste war die Errichtung dcs Bundes von dcr Negierung vvrlcrcitcl. iu solchem Geiste wurde dieselbe von dem dazu berufenen Neichstage be stätigt. Nicht zwei Zahre sind verflossen, seitdem die V.rsasfung besteht, und doch sucht man die Negierung jetzt zu eincm Verhalten zu drängen, welches mit jener Vertragstreue im Widerspruch stände: inan verlangt, daß Preußen sein Uebergcwickt im Bundesrathc geltend mache, um nach dcm Belieben dcr Mehrheit des Reichs tages die Befugnisse der Bundesgesetzgebung aus Ge biete auszudehnen, wclchc nach jener früher» Verein barung davon ausgeschlossen scin sollten, — man for dert Umgestaltungen.der Bundesverfassung, durch welche die Stellung der Einzelstaatcn weit unter das ver tragsmäßig scstgestcllte Maß hcrabgcdrückt würde. Be sonnene Stimmen unter den Liberalen selbst verhehlen nicht das Bedenkliche dieses llnternchmcns: mit Recht weisen sie darauf hin, daß die verbündeten Negierun gen „den Schutz der Bundesverfassung auf ihrer Seite haben", und daß sic zugleich auf die Vertragstreue dcr Krone Preußen rechnen können, deren Träger nicht geneigt scin wird, an dcm Paetc zu lüttcln, welchen er vor erst zwei Jahrcn geschlosst« hat. Ungeachtet dieser Schwierigkeiten glaubt jedoch die liberale Partei ihre Forderungen zur Geltung bringen und dem Bun deskanzler, wie dem Bundesrathc politische Zugeständ nisse abringen zu können. Die national-liberalen Blät ter mahnen ihre Parteigenossen, „die Hebel am reckten Flecke anzusetzcn und die Gelegenheit, wo man den Reichstag nöthig brauche, nicht ungenützt vorüber zu Haffen." Sie weisen ausdrücklich auf die Marincaulcihc und auf andere Forderungen hin, welche die Negie rung zur Befriedigung dringender Bedürfnisse dcs Bun des stellen muß; bei diesen unvermeidlichen Foreerun- gcil solle die liberale Partei ihrerseits die Hebel ein- sctzen, um die Regierung zu politischen Zugeständnissen zu nöthigen. Die Volksvertretung, sagt man, dürfe für die Zumuihungcn und Anforderungen, die man an sie stelle, anck ihrerseits Zugeständnisse und Gegen leistungen verlangen. Cs ist zu bezweifeln, daß dcr Reichstag so vcrhängnißvollcn Nathschlägcn folgen werde, aus dem einfachen Grunde, weil er damit seine Pflichten gegen den Bund selbst bei Leite sctzcn und das deutsche Volk in seinen Interessen schädigen würde. Die Regierung stellt für sich selbst und für die Stär kung ihrer Machtbefugnisse keine „Zumuthung" au den Reichstag; alle ihre Vorlagen laben einzig und allein das Interesse des Bundes und seiner fruckt- bringenden Entwickelung, die Wohlfahrt und die Macht dcs deutschen Volkes zum Ziele. Ebenso wie die Ne gierung hiermit nur ihre verfassungsmäßige Pflicht erfüllt, so wird es dcr Reichstag als eine unabweis- liche Aufgabe erkennen, die Vorlagen in ihrcr Bedeu tung sür die Entwickelung dcs Bundes an und sür sich gewissenhaft zu prüfen, nicht aber die Befriedigung der Bedürfnisse dcs Bundes von Kragen parlamcnta- rischcr Machtcrwcitcrung abhängig machen. Die Ne gierung stcbt in ihrer gejammten Wirksamkeit nach Recht und Pflicht unbedingt auf dem Boden dcr Bundesverfassung, sie macht dcm Reichstage keine andere „Zumuthung", als die selbstverständliche und ehrenvolle, daß derselbe mit ihr zusammcnwirke für das Gedeihen und das Ansehen dcr Bundcsgemeinschaft; für eine solche Forderung bedarf cs sicherlich keiner Gegenleistung, keines neuen Zugeständnisses an den Reichstag. Für das Ansehen und die Beacht dcs Reichs tages und für den Ausbau der Bundesverfassung wird die national-l.berale Partei am sichersten wirken, wenn sic aufrichtig und gewissenhaft dazu hilft, auf dem Ge biete der Bundcögcsctzgcbung heilsame Ergebnisse zu erzielen; jemehr die Einrichtungcn des Bundes sich praktisch bewähren, desto früher wird „dcr Genius dcs deutschen Volkes auch die Bahnen zu weitern Zielen finden lassen " Dagegen würde cs für die Entwicke lung dcs Bundes nur hinderlich und verderblich sein, wenn durch die Bestrebungen dcr Partcipoluik Fragen, die zu einer befriedigenden Lösung nicht reis find, zum Gegenstände uusruchtbarcr Parlamenteneschee Kämpfe gewacht würden. Die Bundesregierung dars die Zu versicht hegen, daß die wirkliche M brdcit des Reichs tages ihr nach wie vor das volle Vertrauen bewahr«, daß sie zur Erfüllung dcr nationalen Aufgaben in je der Beziehung den richl gcn Zeitpunkt und die richti gen Wege zu wählen wissen werde." Tngtsgeschichte. Berlin, l. April. (B. Bl.) Ihre Majestät die Kö nigin besuchte gestern den königlichen Botsckastcr Gra fen v. d. Goltz. — Dcr Justizminister l)r. Leon hardt hat sich auf einige Tage nach Hannover be geben. — Im Ministerium für die landwirihschaftlichen Angelegenheiten ist eine llebersicht über das land- wirthschaftliche Unterrichtswesen der Monarchie ausgestellt worden. 'Nach derselben zählte Preußen im Jahre 1868 außer den 4 Landwirtbschaftsakadcmien noch 26 landwirthschaftliche Mittel- und Ackcrbauschu« lcn, sür welche Zahlungen aus der Staatskasse erfolg ten. Im Laufe dcs vorigen Jahres gingen 2 Schuten eiu. Dagegen wurden deren 4 neu begründet. Von den 26 Schulen waren 3 Staatsanstallen, nämlich die Ackcrbawchulen in Anuabcrg und Ebstorf, sowie das landwirthschastlicke Institut in Hofgcisberg. Die übrigen 23 waren Privatinstilute, deren jedes einen bestimmtet: Staatszuschuß erhielt. Während dcs vorigen Jahres verausgabte der Staat sür die 26 Schulen im Ganzen 35,257 Thlr., gegen das Jahr 1867 ein Mehrbetrag von 2520 Thlr. Die Zahl der Scküler war seit dem Jahre 1867 von 609 ans 717 gestiegen. — Für den Pcterspfennig sind ans Anlaß dcr Sccundiz des Papstes in den katholischen Kirchen am vorletzten Sonn tage durch die Collecten cingegangcn: im Ganzen auS Berlin und Charlottenburg 1032 Thlr. 25 Sgr. Weimar, 30. März. (Fr. I.) Wie in andern Städten, so hat auch hier dw Befreiung der Mi- litärpcrsonen von den Communallasten die Ge- m indcverwaltung störend berührt. Von dcm hiesigen Gemein derathc find deshalb jungst folgende Be- schlüsse gefaßt worocn: 1) die rückständigen Steuern aufs Jahr 1868 sollen gcrichlUch bcigezogcn werden; 2) die Staatsregicrung soll ersucht werden, die Besei tigung dcr Steucrfrcchcit der preußischen Offiziere auf dcm Wege der Bundcsgesctzg bring zu erzielen; 3) bei der Staatsregicrung über die Bundespräsidialverord- nnng, welche die Steuerfreiheit decrctirt, Beschwerde zu führen; 4) die Neichstagsabgeordncteu aus dem Großhcrzogthum sollen um gleiche Beschwcrdeführung beim Reichstag angegangen werden. München, 31. März. (A. Z.) In ter heutigen Sitznng der Kammer der Reicksräthe erfolgte Be schlußfassung über den Gesetzentwurf, die Personalhaft betreffend. Referent v. Bomhard bemerkte, daß der vorliegende Entwurf seinem Inhalte nach zum größten Thcil der neuen Prvccßorduun genlnomuun sei, da aber hierüber bereits Gcsammtbcsckluß erzielt sei, so werde die hohe Kammer dcm Entwürfe ihre Anerkennung nicht versagen können. Es erfolgte keine bemerkcnswerthe Discutsio», und bet dcr Abstimmung wrrrde der Ge- FeniUeton. Dresden, 2. April. Gestern fand die mit aller höchster Genehmigung im zweiten Theater von Mit gliedern der kgl. Hosbühne zum Besten dcr durch den Theaterbrand zu Köln schwer betroffenen Kunstgenoffen veranstaltete Aufführung dcs Lustspiels „Fesseln" von Scribe statt. Es gehört zu den gelungensten Jn- triguenspielen dcs berühmten Theaterdichters. Durch unablässige neue und spannende Schürzung dcr Hand lung und Jntrigue, durch pikante, zu Komik und Ernst überschwcifende Situationen, durch eleganten, mit Geist und Schärfe pointirten Dialog weiß er uns fünf Acte hindurch außerordentlich zu amüsiren. Liefern Gehalt darf man allerdings nicht suchen, strengere Kritik nicht anwenden. Auch in diesem Stücke halten die Motive zum Theil eine genauere Prüfung nicht aus, die Fi guren sind immer unterwegs, stets zum Gebrauche be reit; und man sieht sehr wohl Is lie«-IIe — wie dcr Franzose sagt —, an dem das Ganze künstlich aufgc- reiht ist: aber die Mache ist so sicher und geschickt be rechnet und mit lebendiger Bewegung gesügt, daß eine im Zusammenspiel abgerundete, rasche, gut ausgcarbei- tete Darstellung, in einigen Hauptrollen möglichst bril lant und lebenswahrscheinlich ausgcführt, unsre man- nichfachen Bedenken momentan fern halten kann. Und diese wurde mit höchst lobenswerthem künstlerischen Streben erreicht. Eine vorzügliche Leistung gab Fräul. Ulrich als Louise, die von verführerischem eitlem Lie besspiel befangene Gemahlin des Grafen Saint Geran. Mit psychologischer, feiner Unterscheidung traf sie den Ton gegen den Gemahl, wie gegen den Schützling ihres Herzen-, vereinigte im Dialog Esprit mit war mer Empfindung, war überzeugend und wahr im Ge- müthSafsect und hielt im Spiel eine vornehme Haltung fcst. Mit liebenswürdigem Humor, lebenswahr und frisch spielte Herr Jauner den Advocaten Ballandard, dcm es vor Allen obliegt und gelang, dcm „Lustspiel" zu seiner rechten Wirkung zu helfen. Mit dcm guten Erfolge, welcher dcr Ausführung einer mit Intelligenz und Lust erfaßtcir Aufgabe nicht zu fehlen Pflegt, gab Herr Koberstein den charakterschwachen, von Louise in Fesseln gehaltenen Emmeric d'Albert, Herr Wal ther den Grafcu v. Saint-Geran; Herr Winger zeichnete vortrefflich den Kaufmann Clerambcan, Fräul. Wolff dessen Tochter, die naive treuherzige Aline. In nöthigen Nebenrollen nahmen noch die Herren Fischer, Seiß, Broda und Simon an dcr Vor stellung Thcil. Die gebotene Gesammtlcistung wurde mit wärmster Anerkennung vom Publicum ausgenommen. C. Banck. -j- Kunstlitcratur. „Hcrtcl's kleine Akade mie dcr zeichnenden Künste" (Weimar 1869. B- F. Voigt) erscheint gegenwärtig in dritter, von Prof. H. Matthäy bearbeiteter Auflage. Bereits liegt un ter dcm Titel: „Das akademische Stndium dcs Malers, seine Vorbilduna und seine Hilfswissenschaften" der erste Thcil des Werkes vor, welcher nach einer Reihe allgemeiner ästhetischer Betrachtungen eine Anleitung zur praktischen Kunstübung gicbt. Gcräth und Mate rial wie das Zeichnen nach Vorlegeblättern, nach Gyps und nach der Natur werden ausführlich besprochen, woran sich das Wissenswertheste auS der Anatomie, aus der Lehre von der Perspective u. s. w. schließt. Da» Buch ist mit Liebe und Vcrständnlß bealbestet, und wenn man ans demselben auch nicht zeichnen und malrn lernen kann, so kann es doch jungen Künstlern, Dilettanten u. Kunstfreunden OrientirungSmittrl und gewissenhafter Führer empfohlen werden. Zur Erläu terung dcs Textes ist dein Bande ein aus 24 Kupfir- tafcln bestehender Atlas beigcgcben. Der zweite Lt eil dcs Werkes, wclcher demnächst erschcincn wird, behan delt das selbstständige Studium des Malers an dcr Staffelei und in den betreffenden Wissenschaften. An dcr Küste bei Dartmouth, in dem sogenann ten Blackpool-Sands, ist eine große Anzahl alter eng lischer und französischer Goldmünzen aufge- fundcn wordcn. Die crsteru sind unter Eduard III. und Heinrich VI. geprägt, während die letzter» aus der Regierung eines der französischen Karle und Ludwigs stammen. Muthmaßlich befanden die Münzen sich an Bord eines Schiffes, welches bei dcr dortigen Küste scheiterte, und wurden in dcm Sande verschüttet, von wo sie neuerdings durch die Wellen wieder ausgespült wuiden; fast alle sind gut erhalten. -j- In London hat man vor einiger Zeit in dcr reichen Bibliothek dcs indischen Amts einen Schah ara bischer Handschriften entdeckt. Wie man jetzt vernimmt, sind cs mchrcre Kisten mit 450 Bänden. Niemand weiß zu sagen, wie und wann sie in die Bibliothek kamen, man wciß nur, daß sie schon vor 45 Jahren dort waren. Als die Bibliothek aus dcm alten Jndicn- haus nach Westminster hinübergeschafft ward, wurden die Kisten zwar geöffnet, doch nahm man sich erst jetzt die Mühe, die Handschriften zu untersuchen. Einzelne derselben sollen aus Timur's Bibliothek stammen und deren Stempel tragen. Literarische Neuigkeiten. Julius Grosse: Aus bewegten Tagen. Neue Gedichte. Stuttgart, Cotta. — Robert Byr: Der Kampf ums Dasein. Roman. Jena, Costenoblr. — C. v. Kessel: Königstreu. Ro ¬ man. Leipzig, Grunow. — A. Mützelburg; Das Schloß an dcr Ostsee. Erzählung. Berti», Mecklen burg. — F. Linnig: Walther von Aquitanien. Hel dengedicht in 12 Gesängen. Paderborn, Schöningh. — LH. Hilgard: Die hundert Tage. Epos. Stutt gart, Grüniuger. — Karl Weiser: Das hohe Lied meiner Liebe. Königsberg, Braun u. Weber. — L. Philipp son: Die Entthronten. Trauerspiel. Leip zig, Leiner. — Th. v. Falken: Aus dem Tagcbuche eines nach Sibirien Verbannten. Berlin, Janke. — Otto Glagau: Li hauen und die Lithauer. Leipzig, Opetz. — W. Runge: Die Bcrnsteingräbereien im Samlande. Berlin, Ernst u. Korn. — Karl Grün: Glückliches Wien! Die Stadt und ihre Kunstschätze. Wien, Bcck. — Ernst Förste«: Geschichte der italie nischen Kunst. I. Band. Leipzig, Weigel. — Karl Beck: Schleiermacher als Mann der Kirche, für die Gebildeten untcr ihren Verehrern. Reutlingen, Rupp. — Prinz Oskar Fredrik: Karl Xll. als König, Kricgcr und Mensch. Ein Lebensbild. Berlin, Vcr- lagsanstalt. — N. Falb: Grundzügc zn einer Theorie dcr Erdbeben und Vulkanausbrüche. Graz, Pock. —- Th. Wand: Ucbcr die Elasticität dcr festen Körper und die optischen Erscheinungen. Münchcn, literarische An stalt. — C. Zerrenner: Mineralogische Nachrichten. Leipzig, Felix. — ttr. W. Mencke: Kleine Beiträge zur Krankenpflege im Pnvathausc. Itzehoe, Nüsser. — W. Faulenbach: Ein Beitrag zur Arbeiterfrage. Frankfurt a. M., Boselli. — I. Kaim: Ein Jahr- hundert der Judencmancipation und deren christliche Vertheidiger. Leipzig. Fritsch. — De. M. Duschak: Das mosaisch talmudischc Ctrafrccht. Ein Beitrag zur historischen Rechtswissenschaft. Wien, Braumüller. — Adv. Emil Lehmann: Höre Israel! Aufruf an die deutschen Glaubensgenossen. Dresden, L. Wolf.
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