Dresdner Journal : 26.03.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186903268
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690326
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-03
- Tag1869-03-26
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- Dresdner Journal : 26.03.1869
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W 70 Id«anrmeui«prrisr: Irp Norila. TMirliek: SrUI,. — «-r ^jLkrlick: 1 „ Id „ »loo»tliek:— „ lS „ Limelo«klumm«ro: 1 „ I»kr«u»»«» tritt jiikrtiek 2 VKIr. 8t»mp«Ie-UUi>r, > »u»»eriii»It> a«» Kontä. Lund«» ?o«t - »°ä 8temp«lLU»cl>I»^ Uiora. Lnseratenpretsr: kür d«w 8»um einer st«»p«Itenell 2eit«: 1 Ar. Vnter ,,Lill^e»»u<it" <ii« 2el>e: 3 ki^r. Lrlchklncn: 1*ii^tietr, mit Xus»»iim« der 8vnn nnä k'eiert»^, ^d«odi kür den kolxenüeo Freitag, de« 26. März. DttMerZimmi. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. I8«Ä. Jasrratkaannaymt auswärt«: H öitmosiarr»», t^vwuaisstoaitr de» Dresdner 3ourll»D; ei>end»».: kl. 8i»i-i!ii, twne> S»mdnr^-S»rUn- Vwll-l.«ix»ix-LL»el -rr»oIrkart » U.i äk Vuai.Li«, LerUn. Onueitis'-ieU» iiuepl,., Ii»r»n«r»n'> Nur»»», Uvnul.eu Lios»»:; Lromeo- 8. Scurorr«; Lr«,l»u: D 8r»xoux's Xiiuoacvubureuu, dri»», L t u^vav i kraakkurt ». H.: Nuckü.; Lölat ^v. !!»»»»»:«, k»rw: II»v»s, D»ei-ir>-, Vvi.l.11!, LOo., (8, Nluee de lu U»»r»o); kr»^: t i» Lual.ll.u'» UncUlut Vien: Xr.. Oeeal.l». Herausgrbrr: Lüui^I. Drpedition de» Dresdner dnurnel», Dresden, Llnrivoetrit»»« Uo. 7. Ämtlichrr Thcil. Dresden, 20. März. Se. Majestät der König ha ben dem ordentlichen Professor der Hygieinc und Phar makologie l)r. Justus Radius in Leipzig den Charak ter eines Geheimen Mcdicinalraths, sowie dem ordent lichen Professor der Physik l)r. Wilhelm Hantel in Leipzig den Charakter eines Geheimen Hofraths, Bei den in der dritten Classe der Hofrangordnung, taxfrei zu verleihen geruht. Dresden, 23. März. Se. Königlicke Majestät ha- bcu allergnädigst geruht, dem zcithcrigen Forstinspector Carl Wilhelm Plant auf Moritzburger Forstrevier das Prädicat „Forstmeister" taxfrei zu verleihen. Dresden, 24. März. Se. Königliche Majestät haben allergnädigst geruht, die von dem Commandcur des 4. Infanterie-Regiments Nr. 103, Obersten Frei herr» von Kochtitzky, und dem Stabsoffizier des 3. Reiter-Regiments, Major von Stransky, erbetene Versetzung in Disponibilität, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen der Regimentsunifcrm mit den Abzeichen für Verabschiedete, zu bewilligen, sowie dem Landwehr-Bezirks-Commandeur, Oberstlieutcnant z. Disp. von Gablenz, den erbetenen definitiven Ab schied aus Allerhöchsten Kriegsdiensten, mit Pension und der Erlaubniß zum Tragen seiner bisherigen Uniform, zu ertheilen. Dresden, 25. März. Seine Königliche Majestät l aben dem Direktor des Bezirksgerichts Bautzen Fried rich Theophil Hensel die nachgesuchtc Versetzung in Ruhestand mit der gesetzlichen Pension, unter Belassung seines Titels und Ranges, zu bewilligen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Nebersickt. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschickte. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Gerichtsverhandlungen. Statistik und Lolkswirthschaft. Feuilleton. Inserate. Tagrskalender. Börsen nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Pcsth, Mittwoch, 24. März, Nachmittags. (Corr.-Gür) Bei den bisher bekannten Wahlen siegten 188 Deakisten und 145 Oppositionelle. Der heutige Wahlkampf in der Pesther Theresien stadt zwischen dem Minister Gorove und Jokay war ein erbitterter. Die Wähler hielten die ganze Nacht hindurch unter strömendem Regen, in empfindlicher Kälte aus freiem Platze aus, um die gegenseitige Partei taktik, die Wahl möglichst lange hinauszuziehcn, zu ver eiteln. Das Militär mußte alle Umsicht entfalten, um drohende Cxcesse hintanzuhalten; trotzdem fielen zahl reiche und mitunter heftige Conflicte vor. In einem Aufrufe forderte das Präsidium der Gorovepartei alle Wähler ans, ihr Stimmrecht zu gebrauchen; die Unter lassung würde sich diesmal in einer Weise rächen, die Jeder empfinden würoe. Moritz Jokay wurde mit ge ringer Majorität gegen den Minister Gorove in der Theresienstadt gewählt. — Im Josephstädter Bezirke wurde Csernatory (Linke) gewählt. — Zn Szent es wurde Ludwig Kossuth, in Fiume Johann Ciotta von der Dcakpartei mit großer Majorität gewählt. Paris, Mittwoch, 24. März, Abends. (W. T. B.) Wie die „France" meldet, wird der bel gische ConscilSpräsident und Finanzminister Fröre- Orban im Anfänge nächster Woche hier erwartet. Madrid, Mittwoch, 24. März. (Coir. Bür.) Die „Correspondencia" meldet: Die Majorität des Vcrfaffungscomit^s ist der Trennung der Kirche vom Staate günstig: die Minorität soll die Staats- reliqion mit Toleranz anderer Culte beantragen. Aus Havana vom gestrigen Tage wird ge meldet: Die Insurgenten in Cuba würden neuer dings geschlagen. Madrid, Mittwoch, 24. März,Abends. (W T.B.) Die Cortes nahmen das Gesetz an, welches ein Con- tingcnt von 25,000 Mann feststcllt, und vertagten sich hierauf bis künftigen Montag. Tligcsgtschichte. * Berlin, 24. März. Der Reichstag hat seine Sitzungen bekanntlich vom 20. März bis 6. April ver tagt. Nach Wiederaufnahme der Arbeiten werden — so schreibt die „Prov.-Cvrresp." — außer der weitern Crledigung der bereits vvrbcratheneu Gesetzentwürfe, vornehmlich auch der Bundeshaushalt und im Zusam menhänge mit demselben die Vorlagen behufs Erhöhung der eigenen Einnahmen des Bundes, welche die Thron rede angekündigt hat, die ernste Erwägung des Reichs tages in Anspruch nehmen. Die Beraihungen des Reichstages und des Zollparlaments werden vor aussichtlich noch die Monate April und Mai ausfüllen. — Der Ausschuß des Bundesrathes des Norddeut schen Bundes für Rechnungswesen trat gestern zu einer Sitzung zusammen. — Wie von officiöscr Seite ge meldet wird, „hat auch der Bundeskanzler den Antrag auf Ermäßigung der von Sachsen, Mecklenburg rc. zu leistenden Beiträge für das auf den Bund übertra gene Ministerium des Auswärtigen als eine natürliche Conscquenz und als einen passenden Ausdruck des ver fassungsmäßig feststehenden Gesandlschaftsrechtcs der ein zelnen Bundesstaaten anerkannt." Schließlich ist dann der Etat des Bundesministeriums der auswär tigen Angelegenheiten mit der Maßgabe geneh migt worden, daß 1) denjenigen Staaten, welche in München, Wien, Brüssel oder Paris eigene diploma tische Vertretungen unterhalten, bei Festsetzung der Ma- trieularbciträgc die Hälfte der auf sie fallenden Kosten für die Besoldung der Bundesgcsandtschaften in jenen Residenzstädten zu Gute gerechnet werden soll; 2) daß von dem Etat dcS Ministeriums der auswärtigen An gelegenheiten für Besorgung von Geschäften, welche nicht dem Bunde, sondern der preußischen Regierung angchören, die Summe von rnnd 60,000 Thlr. abzu« setzen ist, falls nicht Preußen einen außerordentlichen Beitrag von 30,000 Thlr. jährlich bewilligt; 3) daß für die Pensionirungsfalle des in den Bundesdienst übernommenen Gcsandtschastspersonals ein Pensious- bcitrag von Seiten desjenigen Staates gesichert wird, in dessen Dienst der betreffende Beamte bis zum3l. De- cembcr 1869 gestanden hat, und 4) daß eine Position von 600 Thlr. für Wahrnehmung der Kassengeschäfte der Consulatsverwaltnng unter die allgemeinen Aus gaben für Hilfsarbeiter bei der geheimen Kanzlei und der Kasse ausgenommen werde. — Der an die Reichs- tagsmitglicder vertheilte Entwurf des Gesetzes über dieBundesbeamten enthält nicht weniger als 114 Pa ragraphen. Er bringt erst allgemeine Bestimmungen, behandelt dann die Versetzung in den Ruhestand, die Entlassung, Kündigung und Wicderanstcllung von auf Kündigung angestellten Beamten, die Pensionirung und das Disciplinarverfahren. Das früher von dem Reichstage zurückgewiesene Bestreben, den Bundesbeamten die theilweise Befreiung von den com- munalen Steuern und Lasten zu verschaffen, tritt auch in diesem Entwürfe wieder hervor. Es hciht in den Motiven, daß, so lange die Landesbeamtcn in Betreff der communalen Steuern bevorzugt sind, es auch die Bundesbeamten sein müs sen; würden die Bevorzugungen der Landesbeamten aufgehoben, so solle dasselbe hinsichtlich der Bundesbeamten geschehen. — Besonders ausführlich ist der Abschnitt über das Discipli narverfahren bchandclt, welcher sich im Ganzen den Be stimmungen des preußischen Gesetzes vom -'I. Juli 1852 über die Disciplinarvergehen der nicht richterlichen Beamten an ¬ schließ'. Doch unter cheidet sich der Entwurf von demselben in Bezug auf die im Disciplinarverfahren erkennenden Behörden. Rach dem preußischen Gesetze sind dieses in erster Instanz nach Verschiedenheit der Beamtenkategorien der DiSciplinarhos m Berlin und die Provinzmlrcg erungen, in zweiter Instanz das Staatsministerium; in dem jetzt in Rede stehenden Gesetzent wurf« entscheiden dagegen in erster Instanz die DiSciptmar- kammern und in zweiter Instanz der Disciplmarhof in Ber lin. Solche Disciplinarkammcrn sollen errichtet werden >n Potsdam, Frankfurt a. O-, Königsberg, Danzig, Stettin, Kös lin, Bromberg, Posen, Magdeburg, Erfurt, Breslau, Licgnitz, Oppeln, Münster, Arnsberg, Düsseldorf, Köln, Trier, Sig maringen, Frankfurt a. M-, Kassel, Hannover, Schleswig, Leip zig, Lübeck und Bremen, und sollen die Bezirke der Displinar- kammcrn vom Bundespräsidium im Einvernehmen mit dem Bundesrathe adgegrenzl werden. Im Falle des Bedürfnisses sollen durch Beschluß des Präsidiums unter Zustimmung des BuudeSrath« einzelne DiSciplinarkammern auch an andern ge eigneten Orten noch errichtet werden können. Jede DiSvlinar- kammer soll aus einem Präsidenten und sechs andern Mitglie dern bestehen, von denen wenigstens zwei die Befähigung zum Richteramte in einem Bundesstaate besitzen müssen, während der DiSciplinarhos aus einem Präsidenten und acht andern Mitgliedern zu bestehen hat, von denen wenigstens v er zu den Mitgliedern eines im Bundesgebiete befindlichen Gerichtshofes dritter Instanz gehören müssen. — In der letzten Session des Landcsökonomiecolle- giums haben über die beabsichtigte Erhöhung der Spiritusstener Bcrathungen stattgefunden, an denen als Commissax des Finanzministeriums der geh. Ober- finanzrath Scheele Theil nahm. Es wurde von dem selben mitgetheilt, daß auch eine erneute Vorlage wegen der Petr oleum steuer eingebracht und sodann eine Besteuerung der Börsengeschäfte vorgeschlagcn werden soll. Ein Telegramm der „Wcs.-Ztg." berichtet hierüber: In Betreff der Vorlagen für den Reichstag und' das Zollparlameut verlautet mit Bestimmtheit, daß crstrrm Vorschläge wegen Erhöhung d.r Branntwein steuer und Einführung einer Steuer auf Börsen geschäfte, letztcrm nur eine Vorlage wegen eines Eingangszvllcs auf Petroleum gemacht werden soll. — Der „K. Z." zufolge bleibt Graf Bismarck zu Ostern in Berlin und reist nicht nach Varzin. — Wir der „di. Pr. Ztg." aus Konstantinopel be richtet wird, hofft man daselbst, den Gesandten am Hofe zu München, Frhrn. v. Werthern, zum Gesandten in Konstantinopel ernannt zu sehen. — Infolge eines mit dem Bundeskanzler getroffenen Abkommens werden vom 1. April d. I. an die Geschäfte der bisherigen preußischen Normalaichungscommission von der Normalaichungscommission des Norddeutschen Bundes übernommen. Es trilt daher mit diesem Zeitpunkte die erstgenannte Behörde außer Wirksamkeit. — Die Di rektion der Berlin Potsdamer Eisenbahn ist von Potsdam nach Berlin verlegt worden. "Aus Anhalt, 20. März, berichtet die „Allg.Ztg.": Unser Landtag hat sich gestern vertagt, nachdem am Tage zuvor der von dem Abg. v. Braunbehrcns ein gebrachte und ausführlich entwickelte Vermittclungsvor- fchlag der Commissionsmchrheit in der Frage wegen der Auseinandersetzung des Domanialvermogens an die Abtheilungen behufs weiterer Beschlußfassung verwiesen worden war. Der von der Mehrheit in Vor schlag gebrachte Compromiß beruht auf der Grundlage der Theilung der Domanialgütcr, und weicht also prin- cipiell von der Regierungsvorlage nicht ab, während die Minderheit dem Lande den Grundbesitz zu erhalten und die Dynastie mit einer festen Rente abzufinden wünscht. München, 24. März. Durch eine königliche Ent schließung sind die Kämmern des Landtags bis zum 20. April einschließlich verlängert worden. — Der neue Gesetzentwurf bezüglich der Errichtung eines Verwaltungsgerichtshofs unterscheidet sich, wie man der „Allg. Ztg." schreibt, von dem frühcrn u. A. hauptsächlich dadurch, daß derselbe nicht mehr drei In stanzen: Bezirksamt, Kreisregicrung und Verwaltungs- gerichtshvf, sondern nur zwei Instanzen statuirt: Ver- waltungsgcricht und Vcrwallungsgcrichtshof, und daß die Verwaltungsgerichte, in jedem Bezirksamtc eins, aus dem Bezirksamtmann als Vorsitzendem und vier bürgerlichen Mitgliedern gebildet werden. In der Kammer der Abgeordneten wird die Berathung des Gesetzentwurfs nach Ostern voraussichtlich sehr beschleu nigt werden, damit derselbe noch während des dermali- gcn Landtags zur Erlediguna gelangen.kann. Karlsruhe, 22. März (Fr. I.) Unter den baden- schen Volksschullehrern zeigt sich eine ziemliche Verstimmung, daß die nach dem neuen Gesetze längst fälligen Pcrsonalzulagcn immer noch nicht ausbezahlt werden, weil, wie man hört, kein Geld da sei. Die israelitischen Lehrer sind zum Theil durch das neue Gesetz schwer bedroht. Infolge der Bestimmung, daß, wenn eine israelitische Schule unter 25 Schulkindern zähle, die betreffende Gemeinde nicht mehr verpflichtet sei, die Schule zu unterhalten, wird etwa '/z der israeli tischen Schulen des Landes mit vielleicht 18—20 Leh rern entbehrlich. Letztere werden pensionirt. Auch der Verdienst, der manchen islaclitischcn Lehrern aus dem Schächteramtc erwuchs, ist nun durch die Gewerbefrei- heit und eine Entscheidung des israelitischen Oberraths, daß nämlich die Schächterci keine Verrichtung des israeli tischen Cultus, sondern eine rein gewerbliche sei, sehr precär geworden, denn schächten wird von nun an in Baden Jeder können, der Geschick und Lust hat. — In den letzten Tagen erfolgte der Befehl, daß die Gen darmerie die Filzhüte abznlegcn und dagegen den Helm des Leibgrenadicrregiments ohne Busch zu tra gen habe. — Wenn preußischerscits zur Vorbedingung des Vertrags über Ableistung der Militärpflicht in den resp. Auscnthaltsländern die obligatorische Annahme sämmtlicher preußischen Militärinslitutioncn gemacht wird, so hat dieser Vertrag wenig Aussicht, ins Leben zu treten, denn mit dem 31. Deccmber dieses Jahres läuft die Giltigkeit des Contingentsgesetzcs ab, und eS sind Anzeichen mehr als genug dafür vorhanden, daß die Kammer nicht gewillt ist, das Gesetz in der bis herigen Höhe (1 Proccnt) wieder zu votiren. — Der Bisthumsvcrwcscr Kübel, obgleich selbst vor dem Straf gericht stehend, hat soeben einen Proceß gegen die Stadt- gcmcinde Freiburg anhängig gemacht auf Herausgabe des Vermögens der „Klostcrstiftung Adclhanscn", einer Schul- und Erziehungsanstalt für Mädchen in Freiburg. O Wien, 24. März. General Möring hat sich, wie Sic auf telegraphischem Wege erfahren haben, nach Florenz begeben, um dem Könige Victor Emanuel den Dank des Kaisers für die ihm durch Absendung des Generals della Rocca enviescne Aufmerksamkeit zu überbringen. Es wird natürlich nicht an Eonjectural- politikcrn fehlen, welche dieser Mission anderweitige Deutungen werden geben wollen und steuern wird sich derlei Combinativnen schwerlich lassen, da sie insofern eine gewisse Berechtigung haben, als man wirklich kaum fehl gehen würde, wenn man aus den Artigkeiten, welche sich die beiden Souveräne erwiesen, auf die An näherung der beiden Höfe schließen wollte, die weder hier noch in Florenz gcläugnct wird. Daß aber die Absendung des Generals Möring keinen andern Zweck haben könne, als die Höflichkeit des Königs Victor Emanuel mit einer Höflichkeit zu erwidern, das be weist schon der Umstand, daß diese Sendung unmittel bar auf die Abreise des Generals della Rocca erfolgt ist- Für Jeden, der mir der Hofctikcttc vertraut ist, kann dies nichts Uebcrraschcndes haben. Daß auf diese Weise hier wie dort eine günstige Disposition geschaf fen worden, die gegenseitigen wahren Interessen in Zukunft ins Auge zu fassen und sich in keine, gegen die Interessen des einen Theiles gerichtete Engagements cinzulasscn, ist wohl zu vcrmuthcn. Für eine Allianz fehlt bei den friedlichen Absichten der beiden Mächte jeder Anlaß und wird wohl auch so lange fehlen, als andere Mächte friedfertig sind. — Die bisherigen Wahl- res ultate in Ungarn ergeben, daß die Deakisten einige Stimmen verloren, im Ganzen weniger als sie selber erwarteten. Könnte das zwar als eine Schwä chung der Dcakpartei angesehen werden, so wird cs sich dadurch ausgleichcn, daß die Plätze, welche die Dcak partei verloren, nicht von der gemäßigten Linken, also der eigentlichen Gegenpartei, sondern von der äußer sten Linken gewonnen wordcn, an welche auch die ge mäßigte Linke einige Plätze verlor. Die gemäßigte Feuilleton. Gesangvereine in Nordamerika. Ein Jahres bericht dcs deutschen Liederkranzes (Männerchor) inNew - Iork, der auch nach Deutschland versendet wor den ist, gicbt Veranlassung zu einigen Bemerkungen über die deutschen Gesangvereine in den Vereinigten Staa ten und zu einigen Mitthcilungen aus jenem Bericht. Bekannt ist die große Anzahl von deutschen Männcr- gcsangvereinen in Nordamerika; überall dort, wo eine größere Anzahl Tcutsche leben, bis nach dcm ftrnstcn Westen hin, haben sich solche Vereine gebildet; sie wur den eine Art Nrthwendigkcit in der isolirten mißachte ten Lage der nur auf sich selbst angewiesenen deutschen Einwanderer, und Gesang und Geselligkeit wurde für sie ein zusagenderes Bindemittel, als für die von den Amerikanern vielgepflegten Vereine und Clubs die Po litik. Weniger bekannt ist, daß die besten dieser über seeischen Männergesangvereine den besten in Deutsch land in ihren musikalischen Ausführungen völlig gleich stehen, daß sie in ihrer Mehrzahl aber die gewöhnliche Lei stungsfähigkeit solcher Vereine in Deutschland übertreffen. Diese Resultate gingen aus den dortigen Verhält nissen hervor, welche den Eifer der Sänger steigerten. Der deutsche Männerchor war dort anfänglich und noch jetzt im fernen Westen nicht blos der alleinige öffent liche Vertreter deS deutschen Liedes und Gesanges, son dern in dem größern Theile jener Städte, wo dir in strumentalen Kräfte noch höchst gering sind, auck der alleinige Repräsentant deutscher Musik überhaupt. Diese galt es zu verbreiten und zunächst für den deutschen Gesang trotz der Thrilnahmlosigkrit und der herrschen den Vorurtbeile gegen das Deutschthum Verständniß und Interesse zu erringen. Dat ist vollkommen ge ¬ lungen. Die gebildeten Amerikaner treten jetzt bereits häufig als passive Theilnehmcr in die deutschen Ge- sangsvcreine ein. Seit einer Reihe von Jahren be reits haben große deutsche Gesangsfeste stattgefundcn, welche den Amerikanern auch die Möglichkeit großer Volksfeste ohne Trunkenheit, Streit- und Mvrdsccncn erwiesen haben. Das Gcsangsfest zu Philadelphia, auf dcm der New-Yorker Liederkranz den ersten Preis ge wann, vereinigte circa 80 Männergesangvereine, die aus sehr bedeutenden Entfernungen zusammen kamen. Tas Sängerfest zu Chicago folgte. In den großen östlichen Städten, wo die Musik- Pflege nun schon seit lange eine allgemeine geworden ist und die Mittel dazu, namentlich auch die Jnstru- mentalmittel mehr oder minder reich vorhanden sind, traten die musikalischen Zwecke der Männerchöre natür lich allmählich in die ihnen künstlerisch angewiesene Be schränkung zurück. Aber ganz abgesehen von künstle rischen Zielen, haben sie wesentlich dazu beigetragcn, dem deutschen Elemente auch im Allgemeinen Geltung und Einfluß zu verschaffen. Denn die deutschen Männergesangvereine in Nord amerika haben noch eine andere fast wichtigere Bedeu tung: eine sociale und nationale. Cie haben neuer dings dir Amerikanisirung der Deutschen gemindert und ihnen dadurch mehr Achtung errungen. Dem treuen Zusammenwirken, dcm geselligen Leben und Freundesumtzang in diesen Vereinen verdanken die Deutschen drüben die Erhaltung der Vorzüge des deutschen Wesens, der deutschen Sprache, der deutschen Sitten; das deutsche Lied schützte die Sänger nicht blos in ihrem Innern, in ihrem GemüthSleben vor Ent- deutschung, es hielt auch ihre geistigen Beziehungen zur alten Heimath rege und wach. In diesen Der- eintn bleibt die deutsche Sprache dir herrschende. Nicht Wenige verdanken diesem Vcrcinslcben auch ihren materiellen Wohlstand; die Wege zu ihrem Fortkom men wurden ihnen gewiesen und erleichtert. So ist denn diesen Gesangvereinen unsre musika lische wie nationale Theilnahme mit Recht zugcwcndet. Einige Notizen über die Entwickelung dcs deutschen Liedetkranzcs in New-Jork, der jetzt ungefähr 30 deutsche Gesangvereine zählt, werden intercssircn, auch lehrreich sein sür Das, was sich mit vcreintcn Kräften ei reichen läßt. Er wurde 1847 von 25 Theilnchmcrn gegründet und hat manche mißliche Lagen überstanden, ehe er zu seiner jetzigen Blüthe kam. Das Eintrittsgeld war zuerst 1 Dollar, der Jahresbeitrag 3 Dollars. Für die geänderten Verhältnisse dcs Lebens in und außer halb des Vereins ist cs bczcickncnd, daß nach öfter er folgten Erhöhungen das Eintrittsgeld auf 50 Doll., der Jahresbeitrag jetzt auf 24 Doll, gestiegen ist. Mit jeder Erhöhung der Beiträge stiegen die Anmeldungen zur Ausnahme; Sängern, die es wünschen, werden ge ringere Beiträge zugestanden. Im Jahre 1863 wurde vom Verein, um ein eigenes Local zu besitzen, ein Haus- grundsiückzu 32,000D. angckauft und sür cincnConccrt- saalu. Ecsrllschaftsräume eingerichtet. Um diemusikalischcn Leistungen zu erweitern, wurde neben dcm Männer chor auch ein Damenchor errichtet, nebst einer Gesang- schulc sür Damen, um dieselben zum Eintritt vorzube reiten. Regelmäßige Proben sind dreimal wöchentlich. Der Verein zählt sitzt 1012 ordentliche Mitglieder, darunter 119 active und 60 außerordentliche (Sänge rinnen). Gr ößtcntheils aus den Mitgliedern des Lie- derkranzcs bestehend, hat sich auch ein Dilettanten- orchcstervcrein von 50 Mitgliedern gebildet, der in den Concrrten des Vereins mitwirkt. Daß dcr Verein neben seinen musikalischen Leistungen auch zahlreiche Vergnügungen arrangirt, ist selbstverständlich. Im vorigen Jahre wurde ein Maskenball (in dcr „Acade my of Mnsik") veranstaltet, der 8361 Toll. Kosten und 16,515 Toll. Einnahme ergab. Besitz verschafft allen Corporationcn Ansehen und Stabilität, namentlich in Amerika, und so ist auch der Besitz eines eigenen wohl- eingerichteten Lorals von günstigen Folgen für den Verein gewesen. Mitglieder haben Antheil an diesem Besitze, gleiche Anrechte auf den Genuß allcs Dessen, was darin geboten wird; Eigenthümer, Wirthe und Gäste zu gleicher Zeit fühlen sie sich als Glieder einer großen Familie „zu Hause". Tas Local enthält ein reich ausg'stattcles Lesezimmer; auch eine Bibliothek ist angelegt, die bereits 400 Bände zählt. Nach Abrechnung aller Schulden beträgt dcr Vermögcnsbestand dcs Ver eins jetzt 50,000 Dell. Die Leitung und Verwaltung dcs Vereins ist wohlgeordnet. Genannt seien nur der Präsident W. Steinway, dcr Dirigent A. Paur und der erste Secretär E. Steiger, von welchem auch der erwähnte Jahresbericht versaßt ist; beiläufig bemerkt ist er der intelligenteste und geschäftlich thätigstc deutsche Buchhändler in New-Jork. Da die jetzige Localität dcs Vereins nicht mehr sür die Mitgliederzahl zu reicht, so hat derselbe das zunächst liegende HauS für 32,500 Doll, noch angckauft, um den Saal und andere Räumlichkeiten in nöthigcr Weise zu vergrößern und zu verschönern. B. * Im Februar starb, wie dcr „Baltimore Wecker" meldet, in Richland im Staate New-Jork der weltbe rühmte Ingenieur Ericsson, der Erfinder der calo rischen Maschine und des Monitors, an der Wasser scheu infolge eine- vor mehrer» Monaten erhaltenen Hundebisses.
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