Dresdner Journal : 09.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906093
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-06
- Tag1869-06-09
- Monat1869-06
- Jahr1869
-
615
-
616
-
617
-
618
- Titel
- Dresdner Journal : 09.06.1869
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1869 130. MiMvoch, den 9. Juni ^«nu«ntt»vr»tsi: Dres-nerAMnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Tagtsgoschichle i ter geben «md rin EinhettS-cschüy, und zwar als sol- pasttt»» keine ebenbürtigen Gegner in das parlamcw Rath Delbrück, auf Grund riuer Substitution des Bun deskanzlers den Vorsitz führte, wurde über den vom Präsidium vorgelegtcn Gesetzentwurf wegen Abände rung des BercinSzolltarifs von den betreffenden Aus schüssen Bericht erstattet. Die Vorlage wird nunmehr an das Zollparlameut gehen. — Der „Staatsanzeiger" veröffentlicht das mit Zustimmung des Reichstags und BundesrathS zu Stande gekommen: Gesetz, betreffend die Portofreibeiten im Gebiete deS Norddeutschen Bundes, vom 5. Juni. Dasselbe tritt am 1. Ja nuar 1870 in Kraft. — Das Staatsministcrium hat, wie die „N. Pr. Ztg." hört, maßgebende Beschlüsse in Bezug auf die finanzie lle Lage des Landes gefaßt, auf Grund deren an die gesammtc Verwaltung Wei sungen erlassen sind. Hiernach sollen zur Vermeidung des Deficits für 1868 alle Rcstausgaben einer sorgfäl tigen Prüfung unterworfen und Ersparnisse in Bezug darauf überall da ausgefühlt werden, wo die in Aus sicht genommenen Verwendungen irgendwie entbehrt oder vertagt werden können. Zur Vermeidung des Deficits für 1869 sollen die Ausgaben auf das äußerste Maß beschränkt, namentlich sollen noch nicht begonnene Bauten aus dem Ordinarium oder Extraordinarium und contractliche Verpflichtungen nur in soweit cinge- gangcn werden, als sic unumgänglich rothwcndig sind. Schon angefangcnc Bauten sollen langsam und in ge- ringerm Umfange betrieben werden, um der Staats kasse so wenig Mittel als möglich zu entziehen. In Bezug anf das Jahr 1870 sollen keine Zusagen von Geldbewilligungen gemacht werden, wenn nicht aus drückliche Verpflichtungen des Staats dazu bestehen, und überhaupt keine Einleitungen zu außerordentlichen Aus gaben getroffen werden, bevor keine neuen Einnahme quellen eröffnet sind. Infolge davon hat namentlich der Handclsminister an die königl. Eiscnbahndircctio- nen die Weisung gerichtet, so bald als möglich eine Nachweisung über die Beträge cinzurcichcn, welche bet dem Betricbsfond am Schluß des Jahres 1868 als solche Ausgabereste vorhanden sind, deren Verwendung nicht unbedingt erfolgen muß und die daher als Er spar niste in Abgang kommen können; ebenso einen Nach weis derjenigen Bauten zu geben, auf welche die oben angcsührtenBestimmungen Anwendung finden können.— Bekanntlich besitzt die k. preußische Fcldartillerie noch Abschaffung des 12-Pfündrrs gegenwärtig nur noch zwei Caliber: den 4- und 6-Psündcr. Es sind be reits verschiedene Ansichten aufgetaucht, welche nrch wei ches den gezogenen 4 Psündcr verlangen, wogegen doch wieder cingewendet wurde, daß die Fcldartillerie ost Aufgaben erhalte, welche durch das Geschoß des gezo genen 6-Psünders sich leichter lösen lassen, als durch das Gescheß des 4-Psündcrs. Das Ideal eines Ein- heitrgeschützes dürste nicht eher zu erreichen sein, als bis es in noch sichern« Grade wie bisher gelungen ist, eine für alle Kriegeevenlualitälen genügende Ge'chcß- wirkung mit der erforderlichen Beweglichkeit der Ar tillerie zu vereinigen. Ein sehr praktisches Kompromiß soll, wie die „AUg. Milit. Z." meldet, in dieser Hin sicht zunächst ins Leben treten, insofern nämlich, als die bisher nur bei dem gezogenen 4-Pfündcr bestandene Vorrichtung zum Aufsitzen der Mannschaft anf die Protze auch bei dem 6-Psünder angebracht werden soll, so daß lünftig die bisherigen Fupbattcrien im Gefecht eine Verwendung als Fahrbattnic«« gewähren. Gleichzeitig sollen die 4psündigcn Geschütze dieselbe Bespannung wie die 6psündigcn — also mit 6 Pferden — erhal ten. Endlich ist es tum Vernehmen nach gelungen, den gezogenen Geschützen eine gegen früher erhöhte Kartätschwirkung zu sichern. Letzterer Umstand dürste besonders wichtig sein und dazu beitragen, daß die ge zogenen Geschütze, deren gute Eigenschaften der Feld zug von 1866 in fast jeder Hinsicht erprobt hat, eine noch gesteigerte Bedeutung erhalten. — Ter Vice könig von Aegypten und dessen Cohn, PrinzJbra- him Pascha, nebst Gefolge treffen heute Abend 7 Uhr auf dem Ostbahnhof hierselbst ein und werden im kö niglichen Schlosse Wohnung nehmen. Eine Ehrenwache 1.' — HlkrUek: ül'klr.—Nxr »LMrlied: t lb „ 8loo»«IioU: — „ 18 „ ' Inseratenpreise: kür »»am einer xeepelteoeo 2«il«: 1 Nxr Vater „Lioxeiaaüt" cki« Leit«: 8 tixr. Erscheine«:, lAxUed, mit Xaeaebm« üer 8ova »oä kelertaU», ^deoä» kür üeo kotxeockeo 1°»«. lartfche Treffen zu führen. Ferner ist cs dcm ungact- schcn Volke klar geworden, daß die Oppositionspar teien kein positives Programm b.sitzcn, das sie regie rungsfähig machen könnte, daß sie vielmehr nur hin dernd, nicht bessernd auf die Lage der Nation cinzu- wirken vermögen. Das herrschende Negicrungssyftcm, die 1867er Gesetze und der Ausgleich sind wesentlich gekräftigt aus den Debatten hcrvorgegangcn und nament lich haben die gemeinsamen Angelegenheiten — einheit liche Leitung der äußern Angelegenheiten, Einheit der Wehrkraft — eine so glänzende Beleuchtung erfahren, daß die Erhaltung der verfassungsmäßigen Einrich tung« n der Nation nolhwcndig erscheinen muß. Das Institut der Delegationen wird sich daher immct mehr befestigen. Die Spccialdcbatte der Adresse legte die Niederlage der Opposition recht augenscheinlich dar; sie wurde in einer Sitzung (am 4. Juni) durch die unveränderte Annahme dcs von Pulezky vorgelegtcn Entwurfs mit überwältigender Mehrheit beendet. — Hoffentlich erhalten die ungarischen Minister und ihre Freunde nunmehr Zeit und Gelegenheit, an das so dringend erforderliche Werk der inncrn Reformen zu gehen, wodurch Ungarn erst zu einem constitutioncllen Staate nach den Begriffen der Neuzeit erhoben und die parlamentarische Regierung möglich, gemacht wer den soll. Dazu sind vornehmlich Aendcrungcn in der Comitatsverfastung, der Rechtspflege, Rechtsordnung und Rechtsgefetzgebung erforderlich. Andere mangel hafte innere Einrichtungen sind umzugcstaltcn, damit die öffentliche Wohlfahrt gehoben werde und der Un » «riUMrllck »o»««rb»Ib a«> «oretü. Sarxk«» ?o»t uoä < Kisrratrnamiahmr an»»Lrls: 6owmi»»loaXr -- Or«»<iv«r »dsackx.: 8 ktxil.», Lvaix S»md«rU-Z«rU»- Vvai.»», knciik., Novol.»« ^i>oonc«obiir«»u, 1c kr»»Kkl»rt ».N.: NuLkk.; Nil»! Uv. LVo., (8, kt»e« <t« l» 8our»e); kr»«: i» « UucUb.« Vi«»: Xi.. Oersl.1«. Herausgeber: 28utgt. Lrpsäitcoa äe» Dre-öosr vr„ü«Q, 8l«rtea->tr»»»« 80. 7. Nichtamtlicher TlM. Ueberficbt. Delegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. Dresden: Landtagswahlen. — ff» Berltn: Vom Zollparlameut. Die finanzielle Lage Preußens. Militärisches. Der Vicekönig von Aegyp ten. - München: Königin Elisabeth von Preu ßen. — Wien: Die ungarische Adreßdcbatte. Nath schläge nach Brüssel. Das Kricgsbudget. — Prag: Meeting. — Lin»: Bischof Rüdiger. — Genf: Protest gegen die Polizei. — Neapel: Ver haftungen. — Madrid: Depntirtcnversammlung. — London: Parlamentsverhandlungcn. Correspon- dcnz in der Alabamaangelcgcnheit. Strike. — , Washington: Militärgerichte in Texas. Nachrich ten aus Haiti. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Mittweida.) Vermischte- Statistik und BolkSwirthschaft. vom Gardtschützenbataillon wird auf dcm Bahnhossper- ron ausgestellt sein. Morgen Nachmittag 4 Uhr findet im weißen Saale des königl. Schlosses zu Ehren der Anwesenheit dcs Vicekönigs ein größeres Diner statt. Die Anwesenheit hierselbst wird nach den blsberigcn Bestfinmungen bis zum 12. d. M. dauern. Bretlau, 7. Juni. Gestern Abend um 8 Uhr 50 Minuten langte anf dem Centralbahuhofe mittelst Extrazugs der Vicekönig von Aegypten nebst Ge folge in einem k. Salonwagen, welcher ihm Tags zuvor bis Oderberg entgcgrngcschickt worden war, hier an. Von Sr. Maj. dein Könige waren der Generaladjutant Baron v. Loön und Kamme« Herr Graf v. Fürstcnsicin beordert worden, den hoben Gast namens Sr. Majestät an der Grenze zu bewillkommnen. Auf den« Bahnhöfe, zu welchem dem Publicum der Zutritt verwehrt war, begrüßten der commandircnde General v. Tüm pling, und der Regierungspräsident Graf v. Poninski den Ankommender« beim Betreten des Perrons und ge leiteten denselben zu den bereitstchenden Wagen, welche nach dcm k. Palais fuhren, wo eine doppclte Ehren wache ausgestellt war. Auf sämmtlichcn Straßen und Plätzen, durch welche die Wagen fuhren, b ldctc eine zahllose Menschenmenge anf beiden Leiten dichtes Spa lier. Der Vicckönig war mit europäischem schwa-zen Civilanzug bekleidet, trug jedoch, wie sämmtlichc Herren scincs Gefolges, den rochen Feß als Kopfbedeckung. Die hohen Gäste verbleiben bis Mittags 1 Uhr «u Breslau, um dann vom nieder schlesisch-märkischen Lahn hofe aus die Reise nach Berlin forNusetzcn. München, 6. Juni. (A. Z.) Ihre Majestät die Kintgin-Witwe von Preußen befindet sich zu Possenhofen etwas unwohl, und deshalb ist auch die auf heute bestimmt gewesene Abreise Ihrer Majestät ver schoben worden. ----- Wien, 5. Juni. Die Gcneraldiscussion der Adresse zur Beantwortung der Thronrede hat zwar durch ihre ungeeigneten und fruchtlosen Angriffe auf dm Ausgleich zwischen beiden Reichshälftcn dun unga rischen Abgcordnetenhause viel kostbare Zcit ge raubt; doch sind die Ergebnisse dieser langauSgcspon- nencn Verhandlungen mindestens als schr erfreulich zu bezeichnen. Es stellte sich zuvörderst heraus, daß die Majorität des Hauses nicht allein das große Ucbcr- gew«cht der Zahl, sondern auch das der Talente be sitzt. Gcgen so ausgezeichnete Redner, wie Eötvös, Deal, Androssy, Horvath, Kcrkapvlyt rc. hatte die Op- Teltgraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 8. Juni, Nackm. (W. T. B.) Der Licekönig von Aegnpten wurde gestern Abend bei seiner Ankunft im k. Schlosse von Sr. k. Hoheit dcm Kronprinzen begrüßt. Heute Mit- tag wurde der Licekönig mit seinem Sohne und Gefolge in vier Hofgalawagen nach dem königl. Palais abgeholt. Der türkische Gesandte war kurz vorher daselbst eingetroffen. Se. Majestät der König erwicderte den Besuch unmittelbar. Nachmittags findet Galatafel im Schlosse statt. (Vergl. unter „Tagesgcscbichtc".) Die württembergschen Minister v. Varubüler und v. Mittnacht sind als Abgeordnete zum Zoll- parlament eingrtroffen. In Saarbrücken ist bei der Ersatzwahl Alex, v. Sybel in den Reichstag gewählt worden. Wien, Montag, 7. Juni, Nachmittags. (Tel. d. Bch.) Der Kaiser empfing beute den LandeSchef von Krain und gab seinem Bedauern über die slo wenischen Ercesse in lebhafter Weise Ausdruck. Eine Intervention des Cardinals Rauscher zu Gunsten deS Linzer SuffraganbischvfS wurde da- hin brschirden, die Regierung könne und werde in die schwebende Gerichtsverhandlung nicht ringrrifeu. Paris, DienStag, 8. Juni. (W. T B.) Die Resultate der Nachwahlen in dm 4 Pariser Wahl- bezirken, in welchen ein zweites Scrutinium sich nvthwendig machte, find nun bekannt. Im zwei ten Wahlkreise wurde ThierS mit IS,912 Stimmen (aeacn Dcvinck und d'Alio» Sh^e, wclchc 9962, xcsp. >i74l Stin mcn erhielten), im fünften Garnier PaadS mit 19,474 Stimmen (gcgcn Naspail mit 14,671 Stimmen), im sechsten JuleS Ferry mit 15,723 Stimmen (gegen Cochin mit 13 938 Stimmen), im siebenten JuleS Favre mit 18,350 Stimmen lpe- grn Roch« fort mit 14,761 Sümmcn) definitiv gewählt. Lon den Nachwahlen in den Departements sind bis ietzt 44 bekannt. In >9 Wahlbezirken haben die RrgieruugScandidaten, in 25 Wahlbezirken die Kandidaten der Opposition oder Unabhängige ge- siegt. Gestern Abend haben etwa 60 Lerhaftungen, meist auf dcm Boulevard Montmartre und vor der Expedition deS Journals „Rappel" stattge- funden. Florenz, Montag, 7. Juni, Nachmittags. (W.T.B.) Man hält in Deputirtrnkreisen die Ler- tagung der Kammer für nahe bevorstehend. Kopenhagen, Montag, 7. Juni, AbendS. (W. T B.) Die Königin ist heute Nachmittag per Dampfer „SleSvig" via Lübeck nach Schloß Rum penheim abgereist; der König begleitet dieselbe bis Lübeck, von wo er dann wieder nach der Haupt- stadt zurückkehrt. Dresden, 8. Juni. Den in voriger Nummtr unsers Blattes gegebenen vorläufigen Mittheilungm über die Ergebnisse der Landtags wähle«» zur Zwei ten Kammer können wir heute Nachträgen, daß in de« (gestern offen gebliebenen) N-städtischen Wahlkreise Gerichtsamtmann Mosch in Kolditz und im 24. der Bürgermeister Eule irr Auerbach (nicht Adv. Echa« in Oclsnitz) zum Abgeordnete» gewählt worden iß. In Bezug auf die Wahlen des platten Landes stad weiter als grwäylt zu betrachten: im 1. Wahlkresse Gutsbesitzer Riedel in Kleinjchönau; im 4. Gutsdcsitzrr Hauffe in Löbau; im 5. Gutsbesitzer Fahnauer in Bob- Utz; im 6. Gutsbesitzer Fahnauer in Boblitz; im U« Gutsbesitzer Beeg in Wicsa; «m 15. Adv. O. L. Heuß ner in Dresden; im 17. Rittergutsbesitzer Oelmichen auf Choren; im 19. Gutsbesitzer Schulze in Kmehlest; im 20. Rittergutsbesitzer Günther auf Saalhausen; im 21. Rittergutsbesitzer Starke in Schmölen; im 24. Prüf, »c. Wigard in Dresden; im 28. Friedensrichter Sey del in Königshain; im 34. Amtshauptmann v. EWk- stedcl in Annabcrg; im 35. Rittergutsbesitzer Mebnqrt auf Klösterlein; im 37. Ortsrichter Heinrich in MÜl- scn St. Jakob; im 38. Adv. Krause in Dresden; im 39. Mühlcnbesitzcr Uhlig in Tcmpcl Frankcuhausen; tM 42. Erdrichtcr Nestler in Mittweida; im 43. vr. Leist ner in Schönheide; im 44. Mühlendesitzer Kreller fix Weischlitz; im 45. Gutsbesitzer Sünderhauf in Kleiu- zöbcrn. — Das vollständige Verzcichniß der Gewähl ten hoffen wir morgen geben zu können. v. Berlin, 7. Juni. In d«r heutiacn Zollparla- mcntSsitzung wurden einige Wahlen geprüft und über die geschäftliche Behandlung der dem Hause bis her zugegangcnen Vorlagen Beschluß gefaßt. — Der Präsident theilt die Slawen der gewählten Schriftführer mit. Die beiden Süddeutschen unter denselben find Frhr. v. Stauffenberg und Göbler v. Ravensberg (Abg. Frhr. v. Zu-Nhcin, welcher zwar der Candidat der süd deutschen Fraktion war, hatte nur 44 Stimmen erhal ten). Die GeschäftsvrdnungScommission hat sich con- stituirt unter dem Vorsitze dcs Abg. v. Denzin und l)r. Völk (Bayern); ihr gehört der sächsische Abg. v. Ein siedel an. Tie Petitionscommiision hat zu Vorsitzen den dir Abgg. Graf Schwerin und Fabricius (Hessen) gewählt; in dieselbe wurden die sächsischen Abga. v. Zchmcn und Hcubner gewählt. — ES folgt die Prü fung der seit dem lctzien Zvllpa«lamcnt vorgekommencA Neuwahlen ; keine derselben wird beanstandet. Bet einer bayerjchcn Wahl erlläit der Viccpräsikent Fürst Hohen lohe, daß cs in Absicht dcr bayerschcu Rcg«ernng liege, der nächsten beyerschrn LondcSvrrlretung ein Wahlgesetz zu den Zoüparlamcniswahlcn vvrzulegcn, welches mit dcm unlängst vom Reichstage beschlossenen norddeut schen ReichstagSwahlgesctzc im Ei« klang stehen werde. (Beifall von den Nationalen.) — Der Entwurf eines Zotiges tzcs ist emgcgangen und zum Druck befördert; dasselbe geschieht mit einem Entwürfe betreffs der im Zcllvcrcin liegenden Hamburgschen Gebictsthcile. — Das Haus beschließt, die beiden Handclsverträgc durch Schlußberathung zu erledigen; dcr Präsident ernennt zu dcm Handelsverträge mit dcr Schweiz die Abgg. Kirsncr (Baden) und vr. Schleiden (Altona) als Re- und Corcserrnten, und als solche zu dem Handelsver träge mit Japan die Abgg. Noß (Hamburg) und Camp hausen (Neuß). Das Gesetz betreffs der Besteuerung dcs Zuckers beschließt mau, dcm Vorschläge deS Präsi denten zufolge, in Vorberathung im Plenum zu erle digen, und lehnt nach längerer Debatte den Antrag dcs Abg. Sombart, das Gesetz an eine Commission zu verweisen, gegcn wenige Stimmen ab. Bei dieser Ge legenheit erklärte Präsident Delbrück, daß das Gesetz, betreffend die Veränderung dcs Zolltarifs, schleunigst dcm Zollparlamcntc vorgelcgt werden solle. — Auf die Tagesordnung der Mittwvchsitzung sitzt man die beiden Handelsverträge. * Berlin, 7. Juni. In der heutigen (6.) Sitz ung des Bundesraths des Zollvereins, in wel cher der Präsident des Bundeskanzleramts, wirkl. Geh. Feuilleton. Pariser Briefe. Paris, 3. Juni 186S. <Schluß auS Nr- 12» ) Ein linziges Bild deS diesjährigen Salons erregt ganz besonderes Aufsehen; schon vor der Eröffnung der Ausstellung wurde es vielfach besprochen und man war gespannt auf den Erfolg, den cs haben würde. Dies Bild stellt einen reUgiöscn Gegenstand dar, der der äirina commeäis entlehnt ist; es hängt ziemlich versteckt in einem der entlegensten Säle; man sagte: dies sei auf besonder» Befehl geschehen; das ist aber wohl eine böswillige Erfindung; das Bild ist nicht in Evidenz gerückt worden, weil cS eben einen rrligiöscn Gegenstand darstrllt und weil man in unsrer materiellen und skeptischen Zeit derartigen Bildern im Allgemeinen keine sonderliche Aufmerksamkeit zu widmen pflegt. Der Maler, Paul Chcnavard, nennt sein Bild: I» 8» äe, religio»,; cs sei mir eine kurze Schilderung dieses intenssanten Gemäldes verstattet, das große- Aufsehen macht: Gegen das Ende der antiken Reli gionen und beim Erscheinen der christlichen Dreieinig keit, trifft der Tod, vom Engel der Gerechtigkeit unter stützt, die altrn Gitter, die sterben müsscn. Im Mit- tclpunkte haucht der Gottmensch in den Armen Gott des Vaters, dessen Haupt in Wolken verhüllt ist, sei- nrn Geist aus. Weiter oben treffen sich die Seligen im seraphischen Himmel und umarmcn sich. Hinter der Mittelgruppe erscheinen auf der eine» ÄUe: Adam und Eva, auf der andern Sette: die Jungfrau mit dem Kinde, sie vergegenwärtigen den Sündenfall und die Erlösung. Weiter unten, unter dem Regenbogen, der Gott dem Vater zum Sitze dient, kämpft auf cmrr «Lette: Satan mit dem Engel, während auf der andern Seite der Geier an der Leber dcs gefesselten Prome theus nagt. Darunter weint die alte Maja, die In dianerin, über den Leichen des Jupiter-Ammon und der Jsts-Cibele, die in einer lctztcn Umarmung gcstorbcn sind. Links erscheint Minerva, begleitet von der ihr geweihten Schlange; sic waffnct sich mit dem Haupte der Medusa, aus dessen Blut Pegasus hervorgcgangen ist, der von Herkules bestiege«: wird — ein Symbol der poetischen Kraft d«s Altcrthums. Der Halbgott staunt über die moralische Kraft des neuen Gottes; Diana-Hekate schleudert ihre letzten Pfeile auf den Heiland. Im Hintergründe schindet Apoll drn Mocsias — wie cs scheint, soll dies den Triumph der Intelli genz über die Bcstialität darstellen. Ganz im Hinter gründe tritt auS dcm Schatten Odin hervor, er stützt sich auf den Zweig einer Esche und horcht auf seine beiden Raben, die ihm Vergangcnrs und Zukünftiges verkünden; mben ihm steht sein Sohn Heimdall, er stößt in sein Horn, um die übrigen nordischen Götter herbcizurusen. — Weiter oben spinnen die Parzen un ter dcm wechselnden Gestirn und ganz oben crscheint die ewige Androgyne als ein Symbol der Harmonien zwischen den beiden entgegengesetzten Naturen oder Principien — dcm Guten und dem Bösen; sie sitztauf einem Fabclthiere und trägt auf dem Haupte die phry gische Mütze. Zur Rechten erscheint Thor; mit seinem gewaltigen Hammer bekämpft er das Ungeheuer Jor- mungardur — ein Kampf der ewig dauern wird, da er den Kampf deS Guten mit dem Bösen symbolisirt. Vacchu» und Amor bilden eine TriaS mit Venus, die sie sckiafend davontragen; weiter hinten trägt Mcrcur die Pandora hinweg, dir ohnmächtig geworden ist, im Augenblicke, wo sie ihre verhängnißvolle Büchse ge öffnet hat. Ganz im Vordergründe, zur Rechten, siebt auf einer Erderhohung rin Zuschaurr, drr das srlt;ame Schauspiel mit Staunen betrachtet; ein Theil der Stadt Rom, der im Hintergründe sichtbar wird, deutet den Ort an, wo sich die Vision begtcbt. — Das Bild wird viel betrachtet, besprochen und kritisirt — es bewahr heitet von Neuem die schon ost gemachte Erfahrung, daß eine plastische Darstellung der Dante'schen Ideen mit beit.ahe unüberstciglichen Hindernissen verknüpft ist. Die Literatur ist in dieser Beziehung glücklicher; sie hat für den großen italienischen Dichter einen erlauch ten dcutschcn Ausleger gesunken, vor dessen Werke die Kritik sich in einstimmiger Bewunderung begegnet, da hier die Uebersctzung dcm großen Originale ebenbmttg zur Seite steht. — Unter den ausgestellten Bildhauer- Werken fällt namentlich eine Statue durch ihre Originalität auf; cs ist eine „Klcopotra" von Clesingcr, dcm be kannten und talentvollen Künstler. Vielfache Diskussionen der sich immer erneuenden Bewunderer werden vor dieser zartcn und ccquciten Statue laut, die sich verirrt zu haben scheint unter all' die heidnischen Gitter und christlichen Heiligen, an denen die Ausstellung reich ist. Was dir Kritik an dieser Statue auch auszusctzen fin den mag, so können dich selbst die schärfsten Krittler dcm schönen Werke ihren Beifall nicht versagen, für welches der Künstler mit Glück die sanftesten Saiten scines Talentes angeschlagen hat. Kleopatra, die zarte Schöne, hat veimuthlich den steifen ägyptischen Pa lästen, den Obelisken und Pyramiden wcnig Geschmack abgewonnrn; sie war die Pompadour des AlterthumS und ist rmder mit SemiramiS, noch mit drr Königin von Sabr vrrglrichbar; drr Künstler stellt flr unS auch klein und zart dar; er scheint sie nach drm Vorbtlde gemetselt zu haben, das Voltaire von ihr in seiner „Henriadr" entwirft. Dirsr Statue ist da» einzige Specimen po- lyercmrr Cculptur, das sich auf der Ausstellung findet. Ter parische Marmor ist gefärbt worden, um dir ver schiedenen Töne dcr Haare, der Kleider und dcs Flei sches hervorzubringen. Man hat der Statue, wie einem Götzenbilde, Augen eingesetzt; sie hat ein Dia dem auf dcu« Haupte, sie trägt ein Halsband, Arm spangen, ihre Sandale«« sind mit schmalen goldnen Riemen befestigt, die sich um die Füße schlingen. All dies Schmuckwerk ist aus massivem Golde, nach authen tischen Modellen gebildet, die den hiesigen Museen entnommen sind; die kompetentesten Archäologen be wundern das schöne Schmuckwerk, das so vollendet ge arbeitet ist, daß es irgend einer Schönen unsrer Tage sehr wohl zum Ballschmuck dienen könnte. Der Con- trast zwischen dem Marmor und dem Golde erscheint dem Auge zunächst etwas befremdlich, bald aber ge wöhnt man sich an diese Ucberraschung und man er kennt , daß diese Kleopatra — gerade so, wie sie ist — unter die bedeutenden und originellen Meisterwerke der Gegenwart gezählt zu werden verdient. j Literatur. Die König'sche Aquarcllensammlung, welche gegenwärtig, auf der Brühl'schen Terrasse aus gestellt, sich drr warmen Thrtlnahmt des Publicum- erfreut, hat einen Poeten zu einer Reihe kleiner, an sprechender Dichtungen angeregt. Indem wir die Freunde des Künstlers auf diese dichterische Gabe aufmerksam machen wollen, bemerken wir noch, daß dieselbe unter d« m Titel :„Trxtwortezu einigen der Herbert König'- schen Aquarellen aus der Ausstellung 1869 in poetischer Form von G. v. W. Dresden, k. Hoibuch- druckerei von E. E. Meinhold und Söhne 1869" im Buchhandel erschienen ist. * Die Berliner Blätter brachten vor einigen Tagen folgende Nachricht: „Im hiesigen (Berliner) zooloai« sehen Gatten erregen ganz besondere- Interesse die so»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht