Dresdner Journal : 17.06.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186906173
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-06
- Tag1869-06-17
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- Dresdner Journal : 17.06.1869
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M 137 Donnerstag, den 17. Juni. !8tw. Ltzmnlr»rM,pretst. 1» »,rax L»»ä»: -»drück: « rklr.- üxr f^jiUirliek: 1 „ 1b „ blo»»tlick:— lb „ Licrslc« kummero: 1 „ I» krill»—» tritt MkrUck L Hilr. Utcwveliseböbc, »oiierkclb ac» ölorää. Liciiä«» ?o»t uoä 8tciupclru»obl»^kio»c». Hnlrralnipretsr: 1>'Ür äse X»um einer ^«»peltenev 2eil«: 1 Vater „Lioxocät" äi« Leil«: 3 H^r Lriqrttira : rHzUcü, Mit Xu»o»dm« äcr 8vl>a auä keiertaU», Xbscä» kUr äcc solxcoäcu Dres-ncrÄurM. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. -»serMrnannaßmc auswLrl»: K» 8»rt»>l>»r,rr«», Vowiaieiiovlr äc» I)rc»än«c -oura»I,^ »keorie» : n. LKor.ee, LvNüe Loer; Uomdcr^-IcrU» Vi»ii-!,«ipmss-3»»«I-L>'»nIirurt ». kl Ilt^srüü-rü!» t Vonuei,, I-nUn 6tt»e>>-e iscl e Un<4,ß , tierextire«'» ütlre»», liuinvi I'N kremen: L 8cni.o^c»; brv,I»c r. 8i enntini', ,t»noi>e«-n>>ur«,>tu, X Lnnl »rii krenirlurt ». kl.: .lenüi »v,e>>e liucüü.; Löl»' Xo »ent ni tt. k tritti Ilxvm, l.»» » irii, Ijvi.ii«« Xttc., (8, l'Ine« <le In tluuri>e>: kr«^: Ln Luni-rcll » liuekk.; Vien X,.. Or-eer.!^ qrrausgiberr LLnizsI Lipeäitioa äc» vreeäoer -onrael», vreeäea, klnrienetrn»»» Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Juni. Ihre Majestät die Königin Elisabeth von Preußen sind gestern Abend 10 Uhr von Possenhofen im Hoflager zu Pillnitz eingetroffen. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. Telegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. wrnennungea, Versetzungen rc. im öffeutl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. Vermischtes. Statistik und Volkswirthschaft. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 16. Juni, Nachmittags. (W. T B.) In der heutigen Sitzung deS Zollpar lamentS wurde die Specialberathung deS Zolltarifs fortgesetzt. Die Position, betreffend die Ermäßigungen des Eingangszolls, wurde erledigt. Ein Antrag des Abg. Hinrichjen (Hamburg) auf Besteuerung des gebrannten Kaffees mit 7 Thlr. vro Centner, sowie ein Antrag de» Abg. v. d. Heydt (preußischer Finanzminister), wenach der Reis zur Reisstärkefabrikation zollfrei ist, wurden angenommen. Die Petroleumsteuer wurde nach langer De batte , trotz der Befürwortung deS Präsidenten Delbrück, mit 155 gegen 83 Stimmen abgelehnt. (Die Abgg. v. Göler-Baden, v. Blanckenburg und v. Wedemeyer stimmten dafür, die Abgg. Becker, Las ker und Rohland dagegen.) Pesth, Dienstag, 15. Juni, Abends. (Corr.- Bür.) In der heutigen Sitzung deS Unterhauses beantwortete der Minister deS Innern zunächst eine Interpellation wegen reaktionärer Umtriebe in FogaraS. Minister v. Wcuckheim sagte: Die rumänischen Agitationen seien im Keime erstickt worden; die Re gierung gedenke auch ferner energisch vorzuschen. Fer ner beantwortete er eine Interpellation wegen der Sachsrnuniversität: Die Negierung anerkenne nicht das Recht Her Universität, Behörden zu organisiren; die patrizische Eachsenverfassung sei unvereinbar mit de mokratischen Principien; die Büreaukratie im Sachsrn- lande müsse gebrochen werden. Diese Antwort wird zur Verhandlung auf die Tagesordnung gesetzt wer den. — Die Recrutenvorlage wurde in dritter Lesung angenommen; dagegen stimmte die Linke und die äußerste Linke. Brüssel, Dienstag, 15. Juni, Abends. (W. T. B.) Wie verlautet, geht der Vorschlag Frank reichs in der Eisenbabnangelrgenheit dahrn, auch sämmtliche in der Richtung nach Holland gehenden belgischen Bahnen in die projeetirte Convention mit rinzubrgreifen, und dieser Vorschlag hat an geblich dir Einholung ergänzender Instructionen feiten der belgischen Commission benöthigt. Madrid, Dienstag, 15. Juni. (W. T. B.) Die Cortes setzten die Beratung über die Einsetzung einer Regentschaft fort. Im Laufe dcr Debatte erklärte nach einer längern Rede Castclar's der Marinrministcr Topete, weder er noch seine Erliegen lättcn die Anmaßung, irgend eine Sache oder eine Person dem Lande auf dringen zu wollen. Tie Entscheidung stehe allein den Cortes zu. Dürfe er, der Minister, jedoch seine per sönliche Meinung sagen, jo erkläre er unumwunden, daß er die Erhebung des Herzogs von Montpensier auf den Thron als die einzig mögliche Lösung betrachte. Bukarest, DienStag, 15. Juni. (Corr-Bür.) Die Regierung brachte bei der Lämmer eine drin- grnde AnlehenSvorlage von 15 Mill. Francs ein. Washington, Montag, 14. Juni. (W.T.B., Kabeltelegramm.) Der Präsident Grant hat die Abschaffung der Differenzialzölle auf französische Schiffsfrachten angeordnet. Der Staatsschatz hat sich seit dem 1. Juni um 10 Millionen Dollars vermehrt. Tagesgeschichte. Dresden, 16. Juni. Se. Excellenz Herr Staats- minifter vr. Schneider hat heute, nach Beendigung seines Urlaubs, die Geschäfte des Justizministerium» wieder übernommen. k Berlin, 15. Juni. Das Eisen und seine Ver zollung bildete heute in drei verschiedenen Stadien den fast ausschließlichen Gegenstand der Debatten des Zoll parlaments: Petroleum und Zucker blieben unberührt. Die Schutzzöllncr ließen ihre Auffassung heute jedoch nicht durch ihren absolutesten Vertreter, den Abg. Mohl, vertragen, sondern durch ein gemäßigteres Organ, den Abg. Stumm. Sie wendeten sich demnach auch nicht direct gegen die Reform der Eisenzölle, wie solche der Zollbundcsrath vorgcschlagen hat, sondern suchten eine Resolution durchzusetzen, wonach der Bundcsrath in Collectivunterhandlungcn mit den contincntalen Nach barstaaten behufs Erreichung einer gemeinschaftlichen durchgreifenden Ermäßigung der Eisenzölle cintrcten solle. Bis zum Anschluß einer solchen gemeinschaft lichen Eisenzollreduction sollte jedoch die vom Bundcs- desrathe autonom vorgcschlagcnc Eisenzollreduction unausgeführt bleiben. Gegen diese Vcrtagungsmaß- rcgcl wendete sich in der letzten Stunde der heutigen Sitzung (es war ^5 Uhr geworden) Präsident Del brück in einer längern, beifällig begrüßten Rede, in der er auf augenblickliche Entscheidung drang, welche denn auch mit 26 Stimmen Mehrheit gegen die Ver tagung der Frage und für die vom Zollbundesrathe vorgeschlagenc Eisenzollermäßigung aurfiel. Dies war das dritte und letzte Stadium der Eifcndebattc; es wurde in ihm die gemäßigtste Eisenzollhcrabsetzung be schlossen, während in den beiden frühem Stadien wei- tergehcndc Eisenzollhcrabsetzungen — theils ganz zoll freie Einfuhr des rohen und Bruchcisens, theils rin Eingangszoll 2^ Sgr. auf diese Gattungen — ab- gelrhnt wurden. Die Debatte besann, da die Frei händler sich von Position zu Position zurückzogcn, bis sie in der Vorlage des Zollbundesraths die Mehrheit erhielten, in allen drei Partien immer wieder von Neuem und verkettete sich uni ereinander; regelmäßig wiederkehrend war der Hinweis der Abgeordneten aus den ostpreußischen Provinzen auf ihre gedrückte Lage, ihre Armuth und die Nothwendigkcit, imJntercsse namentlich der dortigen Land- wirthschaft billiges Eisen zu erhalten; von der Gegen seite wurde regelmäßig zwar der hohe Stand der deutschen Eisenindustrie anerkannt, die eine Zollermä ßigung aushaltcn könne, andererseits aber die Ver tagung der Eiscnzoüreform durch den Hinweis auf zu erwartende Unterhandlungen bei einer Kündigung des englisch-französisch« n Handelsvertrages zu rechtfertigen gesucht. Dcr Herabsetzung des Rciszolles wurde nur beiläufig gedacht; sic selbst wurde ohne Debatte be schlossen. — Heute heißt es, daß der Zollbundcsrath, wenn der Petroleumzoll abgelehnt werden sollte, nur den Theil der Tarisvorlagc zurückziehcn werde, welcher die Reis- und Eiscuzollcrmäßigungen enthält. — Am Tische der Zollbundcrrathsmitglieder befinden sich außer dem Präsidenten Delbrück u. A. die Vertreter Sach sens, Geh. Nath vr. Weinlig nnd Finanzrath Wahl. Die Pcttttonseommission hat, da dcr Abg. Graf Schwe rin Urlaub genommen hat, den hessischen Abg. Fabri cius zum Vorsitzenden und den Abg. Roß (Hamburg) zu dessen Stellvertreter gewählt. — Das Zollparla ment tritt in die Specialberathung der Tarif- reformvorlage ein. Unter I befinden sich dicjrni- gcn Artikel, welche von jedem Eingangszoll be freit sein sollen. Eine große Anzahl derselben wird ohne Debatte, einige werden gegen den Widerspruch des Abg. Mohl angenonimen. Der fränkische Abg. Erhard beantragt, auch den Hopfeu rostfrei zuzulassen, doch wird dieser Antrag auf den Wunsch des Präsi denten Delbrück abgelehnt. Die Freihändlcrpartci be antragt: Roheisen aller Ait und altes Brucheiscn zoll frei zuzulassen, und hierüber entspinnt sich eine sehr ausführliche Bcrathung. Aba. Lesse besürwortct die Zollbefreiung des Roheisens, namentlich im Inter«sie der östlichen und Ostseeprovinzen und erklärt, lieber auf die Zollermäßigung des Reises verzichten zu wollen, als auf die deS Eiseus. Aba. Stumm kennzeichnet in längerer Auseinandersetzung seinen Standpunkt als den eine- gemäßigten Freidändlcr», von den« aus er entschieden vor der Zollbefreiung des Roheiseos in diesem Augenblicke warnt. Er verlangt die Vertagung dieser Frage bis zum nächsten Jahre, wo der englisch sranzMche Ha^ delSvertrag adlaufe, und tritt mit Wärme für das Verlangen der E seoindustrie ein, nicht durch die Gesetzgebung beschädigt zu werden. Demgemäß stellt er folgenden, von 56 großteiuheils de» westlichen Provinzen (jedoch auch Schlesien), Hessen und SSddentschland angehörenden Abgeordneten unterstützten Antrag: .Das Zollparlament wolle sür den Fall der Ablehnung der Ermäßigung der Eisenzölle den Zollbundcsrath ersnchen, im Wege der Unterhandlungen mit den contincntalen Nach barstaaten auf eine gemeinschaftliche durchgreifende Er mäßigung der Eisenzölle hinwirken zu wollen." Der Bundescommissar Ptichaelis berichtigt mehrere Angaben und Ziffern deS Vorredner». Abg Dr. Becker (Dortmund) krilisirt eine Arbeiterpctition gegen die Eisenzollresorm, tadelt aber die Absicht der entschie denen Freihändler, lieber die Eisenzölle als den Reiszoll herab »»setzen. Präsident Delbrück kann, da der Antrag auf Zollbe freiung des Roheisens dem Zollbundesrathe nicht Vorgelegen, nur persönlich seine Ansicht aussprechen. Das Roheisen ist noch nicht in den Kreis dcr Untersuchungen der verbündeten Regierungen gezogen worden. Der Zoll auf Roheisen ist erst im vorigen Jahre um 33^ Proccnt ermäßigt worden. Re sultate, aus welche man eine Ueberzengung nach dcr einen oder andern Seite hin gewinnen könnte, können in dieser kur zen Zeit noch nicht gewonnen sein. Deshalb haben die ver bündeten Regierungen in der Rubrik der Zollbefreiungen des Roheisens nicht gedacht. Uebrigens hat dieser Antrag, Roh eisen zollfrei einzuführen, auch seine finanzielle Bedeutung; der Zoll davon beträgt 5SS.000 Thlr. und ist im Steigen begriffen. Abg. vr. Mohl bekämpft, v. Hennig befürwortet den Antrag mit den bekannten Argumenten, und nachdem die De- batte geschloffen worden ist, wrrft in persönlichen Bemerkungen der Abg. v. Henni, dem Abg. Stumm (welcher großer Eisen fabrikant ist) vor, in seinem Privatintereffe sich gegen die Zoll- befremna des Roheisens auszusprechen, dieser replicirt, indem er dem Abg. v. Hennig Popularitätshascherei vormirft. Die ser persönliche Zwischenfall schließt unter gegenseitiger Erörte rung des Begriffs von Würde, die ein Abgeordneter bewahren und unter der er etwas halten könne. Der Antrag, Roheisen aller Art und altes Bruch eisen ganz zollfrei zn machen, wird mit Mehrheit ab- gelchnt. Dasselbe geschieht mit dem Anträge Vr. Mar- qnardsen (Erlangen), welcher rohes, ungeschliffenes Spiegelglas zollfrei einzuführen beantragt. Präsident Delbrück halte sich gegen diesen Antrag aus finanziellen Gründen erklärt. — Die übrigen zollfrei einzuführen- den Artikel finden keine Beanstandung. Man kommt zu der zweiten Gruppe der Artikel der Vorlage, welche im Eingangszoll ermäßigt werden sollen. Abg. Mohl spricht zunächst gegen die Ermäßigung des Eingangszolls auf ein- oder zweidräthiges gebleichtes oder ge färbtes Baumwollengarn für den Centner mit 2 Thlr., ohne dafür kaum mehr als 10 Stimmen zu gewinnen; diese Posi tion wird mit überwiegender Mehrheit angenonimen, ebenso die Ermäßigung auf 4 Thlr. sür den Centner drei- und mehr- dräthiaen, rohen, gebleichten oder aesärbten Baumwollcngarns, auf 26 Thlr. aus den Centner aller undichten Baumwollen- gewebe. Die Abgg. vr. Prosch (Mecklenburg) und v. Thadden (Pommern) beantragey, den Einaangszvll aus Roheisen aller Art und altes Brucheiscn auf 2^ Sgr. pro Centner herab zusetzen. Für diesen Antrag tritt mit Lebhaftigkeit der Abg. v. Blanckenburg ein, indem er zunächst den Standpunkt der conservativen Partei dahin angiebt, daß dieselbe entschlossen sei. keine Abmmdcrung der Einnahmen zu gewähren, wo nicht aus dem Tarif selbst sich die Deckung wieder ercäbe. Daher stimme er sür Petroleum, auch würde er lieber den Reiszoll aus seiner jetzigen Höbe bclaffen, als die Eisenzölle. Denn unsre Nation bedürfe des Blutes, nicht des Fettes, das der Reis schaffe. Was thue ich mit einer fetten und faulen Nation? (Große Heiterkeit.) Solange noch Schlacht und Madlsteuer be ständen, solle man nicht von der Ermäßigung des Reiszoües sprechen. Mit dem Eisen schreite die Coltur vorwärts. Die Ermäßigung der Eisenzölle sei eine Lebensfrage der östlichen Provinzen Preußens und Mecklenburgs. Die östlichen Pro vinzen könnten die hohen Eisenzölle, welche nur der Hohösen- iudustne zu Gute kämen, nicht länger zahlen; darin seien die äußersten Rcactionäre w»e die Fortschrittspartei daselbst einig. Er wünsche den Industriellen alles Gute, aber die östlichen Provinzen trügen i-tzt in der That vielzuviel zu diesem Wohl befinden bei. Seit 1844 batikten die Hohen Eisenzölle, die In dustrie feiere Heuer ihre silberne Hochzeit mit den Eilenlchutz- »öllen; die goldne brauche man nicht zu feiern. (Beifall und Heiterkeit.) Nachdem sich Gras Kleist gegen diesen Antrag, "r. Prosch aber dafür ausgesprochen, wird derselbe in nament licher Abstimmung mit I4U gegen lOi Stimmen abgelcbnt. Di: Ermäßigung dcr Abfälle von Stahl sür den Centner auf 5 Sgr. wird debattclos angenommen. Hieran schließt sich nun die Reform der Eisenzölle, wie solche der Zollbundcsrath in 9 Nummern vorschlägt. Deren erste lautet: Der Zoll soll betragen auf geschmiedetes und gewalztes Eisen in Stäben (mit Ausnahme des fa^onnirlen); Luppen- eisen Eisenbahnschienen; Rob und Cementstabl; Guß und rasfinirtcr Stahl; Eisen und Stahldratb von mehr als U pr. Linie Durchmesser; Eisen, welches zu groben Bestandtheilen von Maschinen und Wagen (Kurbeln, Achsen u. dgl.) roh vor- geschmiedet ist. insofern dergleichen Bestandihelle einzeln fünfzig Pfund oder darüber wiegen, der Centner 17'^ Sgr. Zu dieser Reform dcr Eisenzölle liegt die oben auf- gesübrte Resolution vor. Präsident Delbrück charakterisirt dieselbe dahin: Die Bedeutung dieser Resolution besteht darin, die Befchlußnahme über die Eisenzölle zu vertagen und abhängig zu machen von Verhandlungen mit andern Staaten. Nach dem Wortlaut der Resolutiou soll eine Collectivverhandlung mit den benachbarteu contineotalen Staaten stallfinden. Ich jchttde von denseldeu Dänemark, die Niederlande, Belgien und auch die Schweiz aus, weil in diesen Starten die EOenzölle nichts zn wünschen übrig lassen. Somit bleiben zur Verhandlung übrig Rußland, Oe sterreich und Frankreich. Zunächst erinnere ich daran, daß zum Eintreten in Verhandlungen nicht dlos der gute Wille eines Theile», sondern auch die Geneigtheit der andern Theile gehört. Ob nun Rußland, Oesterreich und Frankreich zum Eintritt in Collectivverhandlungcn über die Ermäßigung der Eisenzölle ge neigt sein werden, weiß ich nicht; ich möchte aber vorausletzen, daß auch die Antragsteller über die Absichten der Regierungen dieser Staaten nicht bester unterrichtet fein werden, als ich. (Heiterkeit. Theilweises: Oho! von den Schutzzöllnern) Bei solchen Collcctivvcrhaodlungen kommt nur dann etwas heraus, wenn die zusammentretcnden Staaten ganz übereinstimmende Interessen haben, wie seiner Zeit England, Frankreich, Belgien und die Niederlande über die Reform der Zuckerexportbooistca- lioncn. Nun hat die Discussion gezeigt, daß es sich nur um Verhandlungen mit Frankreich handelt. Für solche Verhand lungen führte der Abg. Stumm drei Momente an: die Con- scquenz in dem bisherigen Verfahren des Zollvereins, die In teressen der Industrie und den glücklichen Umstand, daß Frank reich im nächsten Jahre handelspolitische Verhandlungen mit England pflegen werde, welche ganz naturgemäß aus die Frage der Eisenzölle im Zollverein zurückwirken würden. Xä >. Die Gründe, welche früher den Zollverein bewogen, die Reform der Eisenzölle nur im Wege des Vertrags vorzunehmcu, sind nicht mehr vorhanden, wir können jetzt autonom Vorgehen. Xä 2. Wenn vom Standpunkte der geschützten Industrie aus eine Zollermäßigung iu Verbindung mit einer Erweiterung des Ab satzmarktes sehr großen Werth hat, so soll man nie vergessen, was in dieser Beziehung geschehen ist. Das Gebiet des Zoll vereins, also deS ganz unbedingt geschützten Marktes, ist erwei tert worden um 1U Millionen einer wohlhabenden Bevölke rung, die durch ihre frühere Zollgesetzgebung au reichlichen Ver brauch von Eisen gewöhnt war. Dieser Bevölkerung hätte man fast ein Präcipuum zugestehen könneo. Ferner Haven Belgien sowohl als Rußland ganz autonom ihre Eisenzölle ermäßigt; auch der Zollverein kann es jetzt. Xä » muß ich abermals eme Belehrung von den Antragstellern abwarlen. Der englisch- französische Handelsverirag läuft, wenn er nicht b>S zum 4 Fe- bruar >860 gekündigt wird, bis zum 4 Februar 1^70. Er ist nicht bis zum 4. Fcbr. 186 7 gekündigt worden. (Hört, hört!) Er könnte höchstens am 4. Februar 1876 sür den 4 Fcvruar 187> gekündigt werden. Sollte die Kündigung erfolgen, so können vielleicht Verhandlungen über eine Eroeueruag oder Modifikation des Vertrags eintreten. Nun können zwar durch sclche Unterhandlungen auch Ermäßigungen eintreten, die dem Zollverein als einem der am meisten zu begünstigenden Staaten auch mit zu Gute kommen würden, allein an und sür sich hat der Zollverein keinen Berus, iu diese Verhandlungen emzutreten, da der Vertrag ihn an sich nichts angeht. Stellt man aber überhaupt Wahrscheinlichkeilsbctrachtungcn an, so scheint mir solgende Lösung die wahrscheinlichste: da England in kommer zieller Beziehung Frankreich nichts zu bieten hat, so wird Frankreich keine Verhandlungen ansungen. der französisch-eng lische Vertrag wird ruhig weiter bestehen, Frankreich wird viel mehr warten, bi» die Verträge Frankreichs mit solchen Staaten gekündigt werden können, die ihm etwas zu bieten haben; hierzu gehört aber unzweifelhaft der Zollverein. Unter solcher Lage der Dinge erblicke ich in der Annahme der Resolution Nichts weiter, als eine Vertagung dcr ganzen Frage ins Unbestimmte, mag diese Vertagung auch mit einer ansprechenden Wendung begleitet sein. (Hört, hört!) Ich gebe aber den Unterzeichnern dieses Antrags eins zu erwägen: Eins ist sür die Industrie vor Allem von Wichtigkeit, — daß sie weiß, woran sic isst! Feuilleton. "'s Theater und Musik. Das Stadttheatcr zu Leipzig, wclchcs jüngst Otto Ludwig's „Makka bäer" zur Ausführung brachte, hat soeben auch dessen „Erbförstcr" dcm Repertoire einverlctbt. Mit der erst maligen Darstellung dcs Stückes am 12. d. M. ver abschiedeten sich beim Leipziger Publicum nach einem längern Gastrollencyklus die Herren vr. Förster und Krastel, sowie Fräulein Bognar vom Wiener Burg theater. — Wir meldeten bereits an anderer Stelle die Errichtung einer akademischen Musikschule für aus übende Kunst bei der Akademie der Künste zu Ber lin, zu deren Leitung Professor Joachim berufen ist. Wie die „N. A. Z." erfährt, liegt ein vollständig au»- ararbetteter Plan zu Grunde. Soweit die Mittel zur Ausführung in den Fonds der Akademie nicht vorhan den sind, ist vom Könige für die ersten drei Jahre ein Zuschuß in Aussicht gestellt. Professor Joachim ist in Berlin mit demselben Gehalt, den er früher in Han nover bezogen hatte, mit 2000 Thlr. angestellt. Der selbe hatte einen Ruf zu einer ähnlichen Stellung in Brüssel früher abgelehnt. — Am 14. d. M. starb in Berlin der k. Concertmeister a. D. Leopold Ganz, einer der durch ihre musikalischen Leistungen und Quar- tettsoiröen bekannten Brüder, am Gehirnschlag. — Der Baritonist Schelp er ist nach einem höchst erfolg reichen Gastspiele sür das Berliner Opernhaus gewon nen worden. Er tritt sein Engagement im Mai näch sten Jahres an; bis dahin ist er contractlich dem Brr- . wer Stadttheater verpflichtet. — Die Vertreter der Stadt Vonn beschäftigten sich, wie man der „K. Z." schreibt, in einer ihrer letzten Sitzungen mit der SLcular- Leier de- Geburtstages L. van Beethoven'-, welche sür dm Sommer 1870 beabsichtigt wird. Ein Antrag des Vorstandes dcs dortigen Beethovenvereins, den großen Hof des Universitätsgebäudes zum Festlocale herzustellcn, wurde fast einstimmig zum Beschlusse er hoben. Dcr Univcrsitätsarchitckt Baurath Dickhoff wird einen Plan anfertigen, um darauf hin die Erlaubniß dcr Universitätsbehördcn einzuholen. In diesem Raume lassen sich Sitzplätze für 3000 Zuhörer beschaffen, da ohne Zweifel die musikalische Welt von nah und fern sich bei einem Feste von solcher Bedeutung auf das Zahlreichste bethciligen wird. — Aus Gera wird ge meldet, daß der Kapellmeister Wilhelm Tschirch auf erhaltene Einladung eines SängervereinS in Phila delphia auf zwei Monate nach Amerika gereist ist, um in verschiedenen Städten der Union mehrere große Con- certe zu dirigiren. Herr Tschirch erhält so jeden falls wenigstens Gelegenheit, nachträgliche Studien zu seiner bekannten Composttion „Eine Nacht aus dem Meere" zu machen. Welchen Gewinn die Reise für die Kunst und für ihn selbst etnbringen wird, wissen wir nicht. Unzweifelhaft verdient die Vorsicht, welche soeben Professor Karl Vogt einer transatlantischen Ein ladung gegenüber für nothwendig erachtete, einige Beach tung. Vor einigen Monaten lief nämlich durch die Zeitun gen die Nachricht, Herr Karl Vogt beabsichtige auf Einladung der amerikanischen Turnvereine eine Reise in die Vereinigten Staaten zu unternehmen, um dort eine Reihe naturwissenschaftlicher Vorträge zu halten. Herr Vogt hatte als kluger Mann ein Honorar von 20,000 Doll, verlangt, und der Comits der Turnver eine schrieb ihm, daß er diese Summe durch Subscrip- jion zusammcnzubringrn gedenke. Jetzt meldet derselbe Comttt Herrn Vogt, die Sache sei gescheitert, die Sub scriptton habe einen kläglichen Erfolg gehabt. — In Hamburg wurde am 13. d. M. Morgens an dem Geburtshaus« Felix Mendelssohn Bartholdy s io der Michaclisstraße Nr. 14 eine Gedenktafel des Componisten enthüllt. Die damit verbundene Feier bestand aus einem Choral und einigen Liedern dcs Gefeierten, welche von Hornmusik ausgcführt wurden. — Vor Kurzem starb in Darmstadt, 76 Jahre alt, Leopoldine Großmann, die Tochter des seinerzeit berühmten Theaterprincipals und Dichters F. W. Groß mann (1744—1796) und Stiefschwester dcr ebenfalls berühmten Friederike Bethmann (Unzelmann; 1760 bis 1815). Geboren 1793 zu Hannover, wurde Leopol dine Großmann 1810 in Darmstadt und zur Zeit, als Ludwig I. die Krcbs'sche Gesellschaft übernahm und das jetzige Hostheater gründete, engagirt, 1830 in Ruhe stand versetzt und lebte seitdem von einer Pension, die das großherzogliche HauS ihr bewilligte. — — Im „THEre lyrique" zu Paris ist Richard Wagner's „Rienzi" bis jetzt 25Mal aufgeführt worden und hat im Ganzen 61,570 Francs Einnahme ergeben. — Aus London schreibt man: Die elegante britische Welt, welche ihre Gelehrsamkeit aus den Hofnachrich- tcn der „Morning-Post" schöpft, wurde dieser Tage über die lange bestrittene Frage unterrichtet, wer eigentlich der Dichter der „Minna von Barnhelm" ge wesen. Das genannte Blatt theilte nämlich seinen Le sern mit, daß der Herzog Ernst von Sachsen Koburg- Gotha in seinem Drama „Mina von Barhelme" (,iv!) den Major Tellhcim gespielt habe. — Fräulein Pauline Ulrich ist soeben von einer größern Gast spielreise nach Dresden zurückgekehrt. Zuletzt gastirte die Künstlerin zwölf Mal am Theater zu Riga mit dem reichsten Erfolge. Einer uns vorliegenden Rigaer Correspondenz vom 21. v. Mts. entnehmen wir Fol gende-: „DaS Gastspiel der königl. sächs. Hosschau- sptelerin Fräulein Pauline Ulrich, welche von Kinias- drrg zu uus kam, war hier wie dort, von einem glän zenden Erfolge begleitet. Obgleich diese berühmte Schau spielerin mit Sonthcim, der sich zugleich hier befindet und nach seinen Wiener Lenortriumphcn doppelt in teressant ist, kämpfen muß und dazu noch mit dem schönsten Frühllngswctter, so füllt sie das Haus doch so oft sie auftritt und zwingt durch ihr großartiges Spiel das Publicum jedesmal zur Begeisterung. Als Neuigkeit brachte sic uns ein Repertoirestück der Dresd ner Bühne „Maske für Maske", welches gestern mit immensem Beifalle in Scene ging. Fräulein Ulrich wurde allein im 3. Acte fünf Mal gerufen und mit den übrigen Darstellern wiederholt nach allen Acten. In der „bezähmten Widerspenstigen" zeigte Fräulein Ul rich ihr großes schauspielerisches Talent von dcr Seite dcs Lustspiels und errang mit dcr Katharine ebenfall» eincn brillanten Erfolg." -j- Literatur. Folgende bereits hier angezeigte Lieferungswerke nehmen regen Fortgang, wie uns die vorliegenden Fortsetzungen beweisen. So das groß artige populär-wissenschaftliche Unternehmen der Firma F A. Brockhaus in Leipzig, welches den Titel führt: „ Bild erat las. Jkonographische Encyklopädie der Wissenschaften und Künste. Ein Ergänzungswerk zu jedem Konversationslexikon. Zweite vollständig um- gearbeitete Auflage". Von den 20 Abtheilungcn, in welche das Ganze dcm im Prospekte mitgetheiltcn Plane gemäß sich gliedert, sind bis jctzt acbt Lieferungen er schienen, welche daS bereit- gelegentlich der ersten Lie ferung ausgesprochene Urthrtl über den wissenschaft lichen und künstlerischen Werth deS Werkes nur bestä tigen. — Die „Allgemeine Mtlitärencyklopä- die" (Leipzig. J.H. Webel'- Verlag-Handlung), welche gegenwärtig in zweiter völlig umgearbeitcter und ver besserter Auflage erscheint und über die wir ebenfall-
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