Dresdner Journal : 30.07.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186907307
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690730
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-07
- Tag1869-07-30
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- Dresdner Journal : 30.07.1869
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D 174 Fmtag, dcu 30. Jnli. I8M>. Ibinntmentspreisr: !w »oräa. Loock«: HtkrU-k: «rdlr.-H-r ^Mrlivk: t „ IS „ Ko»»tlict>:— „ Ib „ LiorstosHuauvero: 1 „ I»rr«»»»«» tritt jilkrlled 2 1'KIr. vtewpelx-bUür, > »u»»erk»It> ä«» HoräU. Luucke» ?o»t oock 8tswp«Iiu»ckl«xkiuLa. »astratr«»rr«sr: kür äeo kooi» -ioer ^««paltvoen 2eil«r 1 Kxr. vot«r „Liuxesouät" Li« Leil«: S Kxr. Lrlchetne»: Düßlick, ">» Xnsvoäm« Ler 8o»» o»L keiertox«, LbeoL» tür äs» fol^uäcll tox DreMerÄnrml. Verantwortliche Redacteur: I. G. Hartmann. Inseralenannalimt auswärts; r.«Ix»lz: ko. Uoo«i03roriilo, Ollmmio»toll>tr - cke» vre»'In«r Lourool«; «1>enLa».: N k»<il»o, kvnox k>>»r; NomLor^ Lirllo 1V>»o-I<»ir»is-L»««l-rr»oIcturt ». Ü : Il^»so«»io,o L V»0l.o», Lvrlio. Oooi'iiso'ocli« liucüli., ILoroooro»'» Nnroon, Iivvol.ru öl«-»«: Lrsmeo: L. Kcuvorvo; Lrv,Iou:I«. S rtüoi!«'» .4»vooeeol»nre»ll, 4» io», ktioi, Sc koovuv; kroulliort ». N : Lx«k>»»'s<.k« liucük.; Lö1o: Novooo«, kori«: Hovo«, x,xr»ir», Uvl.r.ioo L6o., (ö, kloc« Ls Io Lourso); krox: k» kuul-icu'« Uuckü.r Vis»! Xv. Orr«!.»». Herausgrber: ^äui^I. LrpeLitioa Les »resLoer ^uurvol«, OresLeo, älitrieustricsss Ko. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 29. Juli. Ccinc Hobcit der Herzog von Sachsen-Alten bürg ist am 26. lwj. Nachmit tags 'L2 Uhr von Hummelshain in Leipzig cingetrof- fm, im Königlichen Palais daselbst abgetreten und gestern Abend '^12 Uhr nach Hummelshain zmück- grreist. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Mitttwoch, 28. Juli, Abends. (Corr.- Bür.) Der Budgetausschuß der ReichSrathSdele- gation trat beute zu einer Sitzung zusammen. Zunächst findet die Berathung über die noch rück ständige Post „Subvention des österreichischen Lloyd" statt. Ucber die Frage, ob die Einkommen steuer des Lloyd abzuzichen sei, entspann sich eine sehr lebhafte Debatte. Bei der Abstimmung wurde der An trag des Referenten van der Straß, die Einkommensteuer nicht abzuziehen, angenommen und die Lloydsubvention mit 1,815,OOOFl. eingestellt. Hiermit war das Budget des Aeußern erledigt. Van der Straß wurde zum Berichter statter für die Plenarberathung gewählt. — Hierauf wurde in die Berathung des Budgets des gemeinsamen Fi nanzministeriums und der Ncchnungscontrole eingetre ten. Bei der Berathung der Titel 1 und 2, welche nach den Anträgen des Referenten angenommen wurden, regten Demel und Rechbauer die Frage an, ob nicht das ganze ReichSfin an Ministerium aufzuheben und die Functionen desselben einem Cassirer übertragen werden können. Die Delegirten, welche an der Debatte über diesen Antrag theilnahmen, sprachen sich durchgehends gegen die Aufhebung aus. Reichskanzler Graf Beust führte die Nothwcndigkeit und Nützlichkeit des Fortbe standes des Reichsfinanzministeriums vom Standpunkte der gegenwärtigen staatsrechtlichen Gestaltung der Mo narchie, sowie vom Standpunkte der gemachten prakti schen Erfahrungen ans. Der Reichskanzler machte schließlich darauf aufmerksam, daß es wünschcnswcrth sei, eine Ungarn angehörige Persönlichkeit in das Reich-Ministerium rintreten zu lasten, weshalb es nicht angezeigt scheine, die Zahl der Reichsminister zu schmä lern. Uebrigens wurde der Titel nach den Anträgen des Referenten, desgleichen die Resolution bezüglich der Organisation des obersten Rechnungshofes und der Re gelung der gemeinsamen Pension angenommen. Auch die Budgetsection der ungarischen De legation hielt heute eine Sitzung ab. Die Budgctsection genehmigte Tisza's Bericht über das Budget des Aeußern. Derselbe verlangt sofortige Einführung des dualistischen Wappens und der duali stischen Flagge, wofür 22,000 Fl. in das Budget ein- zustellen seien. Desgleichen seien 45,600 Fl. für die Konsulate in Aokuhama und Schangat einzustellen. Ge strichen wurde nichts und statt der geforderten 4,102,496 Fl. wurden 4,177,146 Fl. bewilligt. Das Virement ist, außer für den Dispositionsfond, gestattet, nur dür fen bei der Ccntrallcitung und der Diplomatie die Ge halte weder erhöht, noch vermindert werden. Paris, Mittwoch, 28. Juli, Nachmittags. (W- T. B.) Deute tritt unter dem Vorsitze des Kaisers der Ministerrath und der geheime Rath zur Be- rathung des Senatsconsultcs zusammen. Der Kaiser hat heute durch das neue Kabel dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Grant, ein Beglückwünschungstele gramm gesandt. Paris, Donnerstag, 29. Juli, Morgens. (W. T B.) Der „Constitutionnel" meldet, es sei be ¬ schlossen worden, die ausgedienten Mannschaften von 1869 und 1879 zn entlassen und der zweiten Abthcilung der in den Jahren 1871 und 1872 aus gedienten Mannschaften einen unbestimmten Ur- laub zu bewilligen, wodurch eine Verminderung des Präsenzstandes der Armee um 50,OM Mann herbeigeführt würde. Bern, Mittwoch, 28. Juli, Nachmittags. (W. T B.) Die Sitzungen der Bundesversammlung sind beute ohne die sonst üblichen Prüsidialreden ge schlossen worden. Die Session wird im September oder October fortgesetzt werden, um über die Alpen- bahnfragc Beschluß zu fassen. Bukarest, Mittwoch, 28. Juli, Abends. (W. T. B.) Gutem Vernehmen zufolge wird der Fürst Karl demnächst zum Besuche des Laren eine Reise nach der Krim antreten und sich sodann nach Wien und Paris begeben. Tagesgeschichte. Dresden, 29. Juli. Ihre Majestäten der König und die Königin sind am 27. buf. Mittags 1 Uhr in vollkommenem Wohlsein in Schwalbach cingetroffen. * Berlin» 28. Juli. Aus Ems wird heute tele graphisch gemeldet, daß Se. Majestät der König sich morgen Nachmittag zum Diner nach Koblenz bcgiebt und Abends von dort nach Ems zurückkehrt. Der Aufenthalt Sr. Majestät wird, wie anfangs bestimmt war, bis Mitte August dauern. — Die „Prov.-Corresp." tritt in einem Artikel über die Lage und die Aussich ten unsrer Finanzen dem Gerüchte entgegen, daß von einem Deficit überhaupt nicht mehr die Rede sei und daß alle Finanzschwicrigkciten, wie sie dem Reichstage in einer amtlichen Denkschrift dargclcgt wor den, mit einem Male beseitigt seien. „Wer die Ver handlungen über die Finanzsrage in den letzten Jah ren mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, sagt das officielle Organ, wird die Unmöglichkeit einer solchen Wendung der Verhältnisse ohne Weiteres erkennen. Die Berech nungen der erwähnten Denkschrift stützten sich nicht auf zufällige und willkürliche Annahmen, sondern aut ganz bestimmte und unläugbare Thatsachcn, und wenn über die Höhe des Dcficits eine gewisse Meinungsverschie denheit stattfand, so wurde der Ausfall an den Staats einnahmen doch auch nach der mäßigsten Schätzung ^)s so beträchtlich erkannt, daß eine vollständige oder auch nur annähernd genügende Deckung desselben durch eine unerwartet günstige Wendung der Verhältnisse nicht im Bereiche der Möglichkeit liegt." Die Zuver sicht, die sich plötzlich geltend macht, sei wohl dadurch hcrvorgcrufcn worden, daß in einer wichtigen Bezieh ung die Verhältnisse allerdings eine hoffnungsvollere Gestalt gewonnen haben. Die Aussichten auf eine gute Ernte einerseits, sowie die Anzeichen eines endlichen Wiederaufblühens von Handel und Verkehr, haben die Hoffnung belebt, daß jetzt in den Staatseinnahmen wie derum eine allmähliche Steigerung eintreten sind hier durch die Höhe des frühern Ausfalls sich verringern werde. Wenn hiernach in der That die Hoffnung be gründet sei, daß die finanziellen Sorgen und Schwie rigkeiten, welche die Regierung und die Volksvertretung so vielfach beschäftigt haben, einigermaßen erleichtert und verringert werden dürften, so wäre es doch leicht fertig und vermessen, dieselben als beseitigt zu betrach ten. Auch die glücklichste und rascheste Steigerung der Erwerbs- und Stcucrverhältnisse vermöchte nicht eine ausreichende Grundlage für die baldige Ausgleichung der Einnahmen und Ausgaben ohne außerordentliche Mittel zn gewähren. Die „Pr.-C." schließt ihren Ar tikel mit folgenden Worten: „So sehr man sich der hoffnungsvcllern Gestaltung der Verhältnisse freuen mag, so wird doch der nächste Landtag der Aufgabe nicht überhobcn sein, in Gemeinschaft mit der Negie rung die Mittel und Wege in Betracht zu ziehen, um unsre Finanzen unter möglichster Schonung der Stcucr- krast des Volkes und uul r Bcnicksichtiguug der Bc- türsuisjc und Bed ugungen des öffentlichen Greifens wieder dauernd auf ciucu festen und sichern Boden zu stellen." —In Bezug auf die Vorbereitungeu für die nächste Landtagsscssion, welche die Thätigkeit der einzelnen Ministerien in Anspruch nehmen, sagt die „Prov.-Corresp.": Die Ausstellung des Staatshaushalts für 1870, welche im Hinblick auf die nothwcndigc Wah rung des Gleichgewichts zwischen den Einnahmen und Ausgaben mit besonder» Schwierigkeiten verknüpft ist, wird nach der Rückkehr des Finanzministers, gegen Mitte August, den Gegenstand weiterer Berathung im Staatsministerium bilden. Ferner sollen die Vorlagen über die Fortbildung unsrer corporattven Einrichtungen in Gemeinde, Kreis und Provinz, welche auf Grund der mit Vertrauensmännern aus beiden Häusern des Landtags gepflogenen Vorberathungen ausgearbeitet werden, ebenso wie das Untcrrichtsgesctz demnächst Be hufs baldiger Einbringung im Landtage fcstgestcUt wer den. Im Bereiche der Justizpflege werden die Arbei ten für eine umfassende Neugestaltung der Gesetzgebung eifrig fortgesetzt und wichtige Entwürfe tbcils zur bc- rathung des Landtags, tbcils für den Reichstag des Norddeutschen Bundes vorbereitet. — Endlich findet sich die „Pr.-C." durch die vorgestrigen telegraphischen Nach richten aus Wien zu folgenden (gestern bereits tele graphisch von uns erwähnten) Bemerkungen veranlaßt: „Der österreichische Reichskanzler Graf Beust hat so eben in der Budgctcommijsion der ungarischen Delega tion einige Erklärungen gegeben, in welchen er die aus wärtige Politik Oesterreichs als eine Politik des Friedens nach allen Seiten hin bezeichnete und auch in Betreff der Beziehungen zu Preußen versicherte, daß er stets bemüht sei, innigere Beziehungen bcrbcizusührcn, dies aber sei bisher nicht gelungen, da Preußen diesen Bestrebungen nicht cntgegenkomme (vgl. unter Wien). Diese Acußcrung des Reichskanzlers ist im hohen Giade befremdlich, da kein Schritt, keine Acußcrung von östcr- reichischcr Seite bekannt geworden sind, welche irgend wie auf ein Bemühen zur Herstellung innigerer Be ziehungen zu Preußen hätten gedeutet werden können, wogegen wiederholt amtliche Veröffentlichungen von der österreichischen Regierung ausgegangen sind, welche mit einen« derartigen Bemühen im Widerspruche zu stehen schienen. Die preußische Negierung dagegen hat sich auch solchen Kundgebungen gegenüber jeder Acußcrung enthalten, durch welche die Beziehungen zu Oesterreich hätten beeinträchtigt werden können. Die Erklä rung des Grafen Beust ist daher keineswegs ge- cignct, das Verhalten und die Beziehungen der bei derseitigen Regierungen in dcm richtigen Lichte er scheinen zu lassen. Einem offenen und ernsten Be mühen zu freundschaftlichen Beziehungen würde das Entgegenkommen Preußens gewiß nicht fehlen. — Der Bau der Ruhrthaleisenbahn schreitet in er freulicher Weise fort; ebenso der Bau der Rhein brücke zu Hamm bei Düsseldorf, welcher der König den Namen Wilhclmsbrücke gegeben hat. Die Ab nahme der vollendeten Eisenbahn von Neuß nach Düren steht bevor und soll dem Vernehmen nach der Betrieb mit dcm 1. August beginnen. — Baron v. Ar nim, der diesseitige Gesandte in Rom, ist hier ein getroffen und hat bereits mit dem Untcrstaatssccretär v. Thile eine Besprechung gehabt. — Der Unterstaats- secrctär v. Thile wird wahrscheinlich Mitte nächsten Monats seinen Urlaub antrctcn. Zu seiner Vertre tung, mithin zur Zeit auch zur Vertretung des Gra fen Bismarck in den auswärtigen Angelegenheiten, wird der diesseitige Gesandte in Brüssel, Hr. v. Balan, aus Brüssel hierher kommen. — Die „N. A. Z." schreibt: Von de«« in Berlin vorhandenen 300 Mau rermeistern hatten sich heute Vormittag etwa 200 in den« Saale des Handwcrkervercins versammelt und in der Strikcangclegenheit der Maurergesellen folgende Beschlüsse gefaßt: I) Die Versammlung stimmt dem heutigen Placate des permanenten Comitus, wonach brauchbaren guten Gesellen ein Tagelohn von t Thlr. gezahlt werden soll, bei. 2) Die Ver ¬ sammlung beharrt beim Beschlusse vom 22. Juli, wonach den Betheiligte» dringend angerathen wird, nur aus dcm Wege der sreicn Vereinbarung mit den einzelnen Gesellen über die Lohn höhe >n verdandeln, nicht aber mit einem Comite', welcher keine Gegenleistung bietet. 3) Die Versammlung beschließt, an einem bestrmmten Orte täglich trete Zusammenkunft und Besprechung zu halten, und zwar im Admiralsgarten, große Friedrichsstraße 102, Nachmittags von 5—7Uhr. 4) Der permanente Comits bleibt mit seinen bisherigen Functionen in Kraft. 5) Da verschiedene irrige Meinungen un Publicum, sowie in der Presse verbreitet worden sind über die Anzahl der Meister, welche die Forde rungen der Gesellen unterschrieben haben sollen, so beschließt die Versammlung, daß die anwesenden Maurermeister, welche die einseitigen Forderungen der Gesellen um keinen Preis un terschreiben wollen, dies durch ihre Unterschrift kund geben. O Wien, 28. Juli. In mehrern Blättern begegnen wir in identischer Fassung einer Correspondenz von hier, in welcher erzählt wird, der Reichskanzler Graf Beust hätte einige angebliche Enthüllungen mehrerer norddeutscher Blätter zum Gegenstände eines Rund schreibens gemacht, in welchem diese Enthüllungen als Erdichtungen bezeichnet werden. Ich kann Ihnen nun auf das Bestimmteste versichern, daß ein solches Rundschreiben nicht existirt und daß die Erzählung von einer p iblicistischen Seite hcrrührt, von welcher, so oft Stoffmangel eintritt, zu derlei Erfindungen Zu flucht genommen wird. Um denselben den Schein der Wahrheit zu geben, wird die betreffende erfundene Nachricht in mehrere Blätter gleichzeitig gesendet, so daß sich der Erfinder, von einem Blatte zur Verant wortung gezogen, darauf berufen kann, die Nachricht sei auch von einem andern Blatte gebracht worden. Oft werden zu dieser Mystification auswärtiger Jour nale auch hiesige Blätter benutzt, in welche derlei Nach richten zum Zwecke der nachträglichen Berufung ans dieselben cingcschmuggclt werden. Diesmal geht die Dreistigkeit des Erfinders so weit, gleich eine förm liche Analyse des nicht existirendcn Actenstücks hinzu zudichten und sie gleichzeitig in dir „Bohcmia" und im „Pesther Lloyd" zu publicircn. — In Betreff der gesetzlichen Ahndung des in Krakau verübten Kloster- Verbrechens ist die größte Strenge angcordnet. Ich höre sogar, daß von Seite des Justizministeriums das anfangs nicht genügend cncrgische Vorgehen des Unter suchungsrichters in einer bcsondcrn Zuschrift an das Obcrlandcsgcricht getadelt und die Staatsanwaltschaft beauftragt worden ist, fleißig Bericht zu erstatten. * Wien, 27. Juli. Noch den Berichten der hie sigen Blätter ist im Finanzausschüsse der unga rischen Delegation das ganze Budget des Aus wärtigen ohne wesentlichen Abstrich bewilligt worden. Die betreffende Scction, welche eigentlich schon in ihrer vorgestrigen Sitzung ihre Arbeiten vollendet hatte, versammelte sich am 26. Jnli abermals, da der ge meinsame Minister für äußere Angelegenheiten, Graf Beust, sein Erscheinen hatte ansagcn lassen, um über mehrere Punkte und Forderungen Aufklärung zu geben, so namentlich über den Dispositionrfond. Von be- sonderm Interesse sind die (telegraphisch bereits gemel deten) Aufklärungen, die der Minister in mehr als einstündiger Rede über die Beziehungen Oester reichs zu den auswärtigen Mächten und zwar zu Preußen. Frankreich und zur Türkei gab, durch welche Aufklärungen er die Mitglieder der Commission über seine friedlichen Intentionen aufs Vollständigste beruhigte. Die „Pesther Corr." berichtet hierüber: Bezüglich Frankreichs betonte Graf Beust, daß die Be ziehungen zu diesem Staate die besten seien, und motivirte die ses mit dem Hinweise darauf, daß, seitdem Oesterreich aus seine italienischen Besitzungen verzichtet habe, die Interessen und Intentionen beider Staaten dieselben seien- — Bezüglich der orientalischen Politik bemerkte Gras Beust, daß er auf seinem Programme von >867 nicht hartnäckig bestehe. (Be kanntlich hatte damals der Minister der Pfortenregierung Nach giebigkeit und Entgegenkommen in manchen Stücken gegen die christlichen Völker der Türkei angerathen.) Er sehe nun ein, daß es das Beste sei, ganz der Türkei zu überlassen, inwiefern sic jene Rathschläge befolgen wolle oder nicht, er werde auf Befolgung derselben nicht dringen. — In Bezug auf Preu ßen «heilte der Reichskanzler mit, daß er stets redlich bemüht war, mit diesem Nachbarstaate nicht blos dem Wesen nach Frieden und Freundschaft zn bewahren, sondern auch in den äußern Formen innigere Beziehungen herbeizusühren. DieS sei jedoch bis jetzt trotz aller Bemühungen nicht gelungen, da Feuilleton. K. Hoftheater. Nachdem Rudolph Gottschaü's Lust spirl „PittundFox" etwa neunmal an unsrer Bühne gegeben worden ist und seit März 1856 wieder neun Jahre lang geruht hat, wurde cs gestern am 28. Juli wieder als neu einstudirt gegeben. Es ist ein altes Naturgesetz, daß allein der Ge brauch viele Dinge biegsam und bis zu einem gewissen Grade neu erhält. Die Pferde, die man im Stalle hat, soll man von Zeit zu Zeit reiten, damit sie nicht steif werden. Lediglich Herr Minister Fox, der mit so viel Begeisterung von seinen Racethieren und überhaupt so aern in Bildern spricht, hat cs zu verantworten, daß ich den Stall und die Pferde als Vergleich gebrauche. Aber es läßt sich jene Klugheitsregcl auch von mate riellen Objecten auf viel höhere übertragen, z. B. auf dqS Repertoire. Es giebt Stücke, die der Zeit wenig Tribut zahlen, manche, die so rasch ergrauen, wie wir armen Men schen, und noch andere, welche mit jedem Jahre um zwei Jahre älter werden u. s. w. Dieser Unierschied dürfte für die Bühne bcachtenswerth sein. „Maria Stuart", obwohl von Schiller schon mit Gewalt jung gemacht, conservirt sich so gut, daß sie immer im Publicum ihre alten Mortimers behält und neue hinzugewinnt. Die «Jungfrau von Orleans", dieses frische Mädchen, altert so sehr, daß sie in der zweiten Hälfte des 19. Jahr hunderts für die Augen der Zeit zu einer ehrwürdig romantischen Greisin werden wird. Also nicht einmal allen klassischen Stücken ist die» sanfte LooS dauerhaf ter Jugend beschieden — um wie viel weniger den meisten neuern! „Pitt und Fox" leidet gar sehr unter diesem Zeit bann. ES ist natürlich. Der talentvolle Dichter hat in der Compositiou und in den meist von außen kom menden kleinen Ueberraschungen dieses Stückes eine bewunderungswürdige Gewandtheit an den Tag gelegt. Je mehr aber, wie dies hier geschehen, bedeutende histo rische Persönlichkeiten und hochwichtige staatswirthschaft- liche Zustände anekdotenhaft behandelt, der überzeugen den Wahrheit des wirklichen Lebens entkleidet und in eine flüchtige Bühucnexistenz übersetzt werden, damit man sie als amüsante Schachfiguren nach einem Lust- spielreccpt hin und her schieben kann; jemehr somit der bleibende Werth der Charakterzcichnung, die natürliche Lebenshaltung in Sprache und StandeStact gegen den französirenden Situationseffect zurücktretcn müssen, je rascher veraltet ein solches Werk. Es wird dann so ephemer wie die Anekdote selbst und bekommt auch viel vorn carikirtcn Wesen derselben, welches bei ihr be dingt ist durch das forcirte Zusammenschieben drastischer Elemente zum Zwecke des momentan Lächerlichen. Auf diesem Wege kann denn auch oft im Drama das Re sultat des Lächerlichen statt des Komischen höchst uner wünscht erzielt werden. Wo Handlungen und Reden aus gesund empor- gcwachsenen Charakteren hervorgehen, da behält, mag der Stoff auch veralten, der Gesammteindruck Frische und Dauer; wo dagegen Gefühle, Gedanken und Ac tionen den Gestalten häufig octroyrrt sind, da verwelken sie schnell aus Mangel organischen Zusammenhanges gleich dem Bouquet, dessen Blüthen mit Drath ange bunden sind. Jedes richtige Erkennen und Beurtheilen eines Gegenstandes ist ein Act der Entfernung und der Zeit. So auch beim Publicum in Bezug auf Thcatcrcrschei« nungen. Ein so zum Veralten neigendes Stück wie „Pitt und Fox" behält daher noch am meisten Lebens fähigkeit, wenn man cs nicht zu lange ruhen läßt. Hat es aber bereits zu lange geruht und soll wieder ans Licht, so muß dies wcnigstens zu einer günstigcrn Jahreszeit geschehen, während das neue Einstudiren für diesen Augenblick beinahe vergeblich war. Obgleich dieses Einstudiren noch an manchen Stel len der Reife und Sicherheit entbehrte, so griff doch das Ganze elastisch ineinander und cs war erfreulich, die Künstler bei einer selbst das Publicum niederdrücken den Temperatur mit so viel Spannung und Hingabe spielen zu sehen. Herr Jaffe gab den geistesschwachen Georg UI. mit vorzüglicher Haltung in Sprache und Spiel und durchaus charaktervoll als fein durchgearbeitetes Ge bilde. Die Rolle des Fox hat etwas Verführerisches. Herr Dettmer, der sie mit voller, wohlthucndcr Hingabe spielte, kann zu einem vorzüglichen Darsteller derselben werden, aber er muß den Reichthum seiner Mittel nach der Seite hin mäßigen, wo die auf Effect vom Dich ter gezeichnete Partie jeden gewandten Künstler von frischen, glänzenden Gaben leicht zur Ucbertreibung, zum Birtuoscnspiel ausfordert. Ein Sprechen, welches den lebenslustigen, oft diabolischen Ucbermuth mehr in der geistigen Betonung, als im lauten Redeten sucht, eine Haltung, die den auch an Jahren gereifter«« Staats mann, die Würde und den Ernst des Ministers durch blicken läßt und überhaupt mehr sublime Einfachheit in den Scenen, welche eine chevalereske Grazie des Be- ucbmenS vertragen, — diese Milderungen werden den Gesammteindruck sehr heben und ihn so wahr machen, als es die Dichtung erlaubt. Dann kommt auch angemessener die Gestalt deS Pitt zur Geltung, in welcher Herr Hanstein, der jetzt etwas mit Aufgaben überbürdet worden ist, die Ge wandtheit der Rede zu seinem Hauptstudium zu machen hat. Herr Winger spielte den Dlrcctor der ostindischen Compagnie kernig und mit derbem, lcbensnatürlichem Humor. Das Stück hat außer den hier genannten Rollen keine weitere von Belang oder Schwierigkeit. Es sind sämmtlich repräsentative Partien, oder kleine Episodcn- ftückchcn, die sich bcquem und leicht spielen und deren Hervorhebung ermüdend sein würde. Die Scene mit den Mitgliedern des Unterhauses verlangt einen kleinen Dämpfer in der Färbung, da so schon das burleske Element in dem Stücke bedenklich genug hcrvortritt. Es wirv zweckmäßig sein, dieses Lustspiel nach nicht zu langer Zeit an einem kühlern Tage wieder hervor treten zu lassen, damit das fleißige Studium der Must- ler nicht zu einer vergeblichen Arbeit ohne entsprechen den Lohn werde. Die Repertoirelcitung muß immer den Muth behalten, Angcfangcnes tapfer zu vollenden; im Festhalten und Frrtigmachen, nicht tu« Schwanken und tastenden Beginnen von Vielerlei liegt die Auf gabe jedes Theaters. Otto Banck. * Am 28. d. Abends 7 Uhr verschied in Dresden nach längern Leiden der Geh. Rath Cr Karl Gustav Carus. Dcr Verewigte, geboren am 3.Januar 1789 zu Leipzig, war Präsident der kaiserlich Leopoldino- Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher und Aerzte. * In Prag starb am 28. d. der berühmte Physto- log Prof. vr. Johann Purkyne, fast 82 Jahre alt. * Am 14. September d. I. werden es 100 Jahre, daß Alexander v. Humboldt geboren wurde. Ein „an die Bewohner Sachsens" gerichteter Auf ruf erinnert daran, daß der große Gelehrte einst der Bergakademie zn Freiberg als Zögling angehörte und
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