Dresdner Journal : 22.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910223
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-22
- Monat1869-10
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- Dresdner Journal : 22.10.1869
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246. 1869 Freitag de» 22 October. Admlnrmcntspressr: I» »oiUä. I»»««: 7»brU-b! 6-rtiIr.- ^güdrUck: 1 „ IS „ tlollatlicü:— „ lS „ Li»»elv«deuminera: 1 „ I» tritt sltbcllob 2 Iblr. 8tewp«IgebUkc, > »u»»erk»Ib ä«» diorück. Lunte» kost - aock 8tewpelrux:bl«gbioru. Inseratenpreise: kür äeu 8»um einer ^eepaitsueu 2eil«! 1 Kzr. Unter „Lioxeennüt" üi« Leit«: 3 ktgr. erscheinen: Mitglied, mit Xaenekm« äer 8oon- unä keierteU«, ^deoüe kür ckeo kolxvnüen lag DreMerIaumal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Inseratenannakmr auowSrt«: Lelpei,! k». Voariveiirrr», Cummiaetoulle äer Orv«in«r äouroal«; eüenü»».! Ik L«ol.ne, knoiix ko»r; Liiwduig-NarU»- Vi»n-l.«ipei^-L»»«I -kr»o>lknrt ». H.: äb Vooi.1:», Lerlin. 6«oriv»'ecll« L»ebi>., Naraurra»-» Nureau, Uvooi-vu ölaüia; Lremen: L. 8cnr.orr»; Nreslau: h,. 8rtxon!i'i ^»oonoei ^urenu, Liar, L I'ntivnni kreokkurt a.öl : ckxsuiia'edi« Luekk.! Löln: ^o. LLouilnii, kari»: Hava», I-ttrire, Lvi-iir« LOo., (S, klnee ü« I» Lourse); krag! k« Lum.iau'e Luebb.? Vien: Orrnl-i». qrrausgrbrr: LLuigi. Lrpeäitiov äe» Oreeckoer ^ouruata» vreeäen, Llerieoetr»»»« dla. 7^ Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. kelegraphische Nachrichten. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Insterburg. Neu wied. Wien. Prag. Zara. Pesch. Paris. Madrid. Konstantin cpcl.) LandtagSvcrhandlungen. (Sitzung der Zweiten Kam mer vom 21. October.) Arnennungeu, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Provinzialnachrichten. (Bautzen. Radeberg.) Vermischtes. Statistik und DolkSwirthschaft. Beilage. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Chemnitz. Döbeln. Kamenz. Frauenstein.) Vermischtes. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Donnerstag, 21. October, Nachm. (W. T B.) Der Abg. Virchow und die gesammte Fortschrittspartei brachten für den Schluß der allgemeinen Budgetdebatte eine Resolution nach stehenden Inhalts ein: In Erwägung, daß 1) geordnete Finanzen nur durch Verminderung der Kosten für den Bund herstell bar sind, daß 2) eine Kostenersparnis nur im Militär- etat möglich ist, und daß 3) die allgemeine Kriegs bereitschaft nicht auf gegenseitiger Eifersucht der Völ ker, sondern auf der Haltung der Cabinete basirt, wird beantragt: die Regierung möge auf Ersparnisse im Etat der BundeSarmec und im diplomatischen Wege enf eine allgemeine Abrüstung hinwirken. Wien, Donnerstag, 21. Oktober. (W. T. B.) Der „Presse" infolge würde die Eröffnung des Rrichsraths wahrscheinlich erst im Anfang Decem ber erfolgen, da der Kaiser den Rcichsrath per- sönlich zu eröffnen wünsche. Die Thronrede werde sich hauptsächlich mit den innern Kragen beschäf- tigen. Eine Prager Korrespondenz der „Presse" mel- det: Der Reichskanzler Graf Beust have Abge ordneten des böhmischen Landtags gegenüber er klärt, er werde unter allen Umstanden den Boden der Verfassung fcsthalten; er halte jedoch die Ver fassung, mit Welcher er stehe« »ud falle» »erde, uach verschiedenen Richtungen hin für vervollkomm nungsfähig und auch für vervollkommnungsbedürf tig. (Vergl. unter „Tagesgeschichte".) Der Großwcfir Aali Pascha, der Seraskicr Omer Pascha und der österreichische Botschafter Baron Prokesch-Osten erwarten in Rustschuk den Kaiser von Oesterreich; am 27. dü. wird sich der selbe in Varna auf einer Nacht des Sultans nach Konstantinopel einschiffcn. Innsbruck, Mittwoch, 20. Oktober, Nachmitt. (Corr.-Bür.) Der tiroler Landtag hat den Antrag Greutcr's auf Abänderung der Landtagswahlord nung, dahin lautend, daß alle (überhaupt vom Wahl rechte nicht aucgcschlcssnc) Gemcindemitglicder ohne Rücksicht auf ihre Steuercntrichtung wahlberechtigt werden, mit 34 gegen 19 Stimmen angenommen, obschon der Statthalter erklärte, daß das Gesetz die kaiserliche Sanctivn nicht erlangen werde. Eattaro, Mittwoch,20.Oktober. (Tcl.d Pr.) DerCommandirende, Feldmarschalllieutenant Wag ner, ordnete am gestrigen Tage eine allgemeine Vor rückung der hier concentirten Truppen ins Gebirge an und zwar von zwei Seiten zur Umzingelung der das Kort Dragaly cernirenden Insurgenten. Nach den heute hier ringetroffenen Nachrichten wurde Risano nach geringem Widerstande ringe- nommen und rücken die kaiserlichen Truppen gegen Dragaly vor, das im gegenwärtigen Augenblicke verritS entsetzt sein dürftet Man glaubt den Auf stand binnen wenigen Tagen unterdrückt zu haben. Feuilleton. Dresden. Mittwoch, dcn 20. Octobcr, fand das Concert der k. sächs. Kamn crvirtucsin Frl. Mary Krebs im „Hotel de Saxe" statt. Der übcrfüllic Saal erwies die warme Theilnahmc und schätzende Anerken nung, welche das Publicum der mit rastlosem Streben fortgeschrittenen künstlerischen Entwickelung und dcn erreichten vorzüglichen Leistungen der talentvollen Pia nistin mit Recht zollt. Die sichere Virtuosität, Eleganz, Sauberkeit und Abrundung ihrer Technik, die geistig belebende, warme und zarte Empfindung, musikalisch eingehende Auffassung, feinsinnige Tonnüancirung und Accentuation ihres Vortrags sind ost erwähnt. Es verbindet sich damit eine prätensivnslvse, nntürliche und anmuthtg geschmackvolle Behandlung, welche mit schmieg samer Elasticität dem Charakter der einzelnen Stücke gerecht wird, sich dabei frei erhält von gesuchtem Aus druck, raffinirtcn Tvneffcctcn und übertriebener Tempi, und somit dcn wohlthucnden, reizenden Eindruck ihres Spiels um so mehr erhöht. Das Programm be gann mit dcm ruhig und klar behandelten Voitrag des Ooncert Italien von I. S. Bach und schloß mit dem charakteristischen und bravourvollen Karneval von R. Schumann. Außerdem spielte die junge Künstlerin noch dreizehn Piecen von elf verschiedenen Eomponisten; be sonders sei daraus nur die schöne Wiedergabe einer Komposition von I. PH. Ramran (Oe tambourin etc.), des GnomentanzeS von H. Seeling, der Piecen von Chopin und der Tarantella von I. Raff hervovgehoben. Die Wahl drS VirkuvsenprogrammS fügt sich nach der Zritmode an diese neigt jetzt zu einer bunten mu- sikalych vielfarbigen Zusammenstellung kleiner Stücke, was sich aber, abgesehen von dem Verluste an muflka- Die Nachricht, daß die Insurgenten eine Gebirgs- batterie genommen hätten, ist erfunden. Ebenso ist das Gerücht, daß Oberst Fischer vom Regiment Erzherzog Ernst erschossen worden sei, unwahr. (Vgl. die „Tagcsgcschichte" unter Zara.) Pesth, Mittwoch, 20. October. (Corr. Bür.) Der Eentralcomitö für den Gesetzentwurf über die Abschaffung der Prügelstrafe genehmigte den Rcgierungsentwurf. Das Unterhaus wird nächste Woche den genannten Entwurf, sowie die Gesetze über die Pensionirung, Versetzung und Verant wortlichkeit der Richter und über die Religions frciheit verhandeln. (Vgl. unter „Tagcsgcschichte".) Paris, Mittwoch, 20. Oktober, Abends. (W. T. B.) Die „France" schreibt: Alle gegenwärtig in Compiegne weilenden Persönlichkeiten sind heute früh zu einer sehr wichtigen Bcrathung unter dem Vorsitze des Kaisers zusammengctreten. Es sei die Frage wegen Einberufung deS gesetzgebenden Körpers erneut zur Sprache gebracht worden. Die „France" erklärt cs für unbegründet, daß Drouyn de Lhuus nack Compiegne berufen sei. Derselbe habe die Touraine nicht verlassen. Das selbe Blatt versichert, daß Rouhcr seinen formel len Willen kund gegeben habe, an keiner ministe riellen Combinatwn thrilzunehmen. Tagesgeschichte. Dresden, 21. October. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer befanden sich auf der Rc- gistrande unter Andcrm folgende Eingänge: 1) eine Petition der Gemeinden Grobbuch, Stockheim, Stein bach, Buchheim, die Eisenbahnlinie Geitkain, Lansigk, Liebcrtwolkwitz und Leipzig betreffend; 2) eine solche des Stadtraths zu Lengenfeld, die Erhebung des dor tigen Wochenblattes znm Amtöblatte betreffend (2 Bei lagen); 3) der Fleischcrinnnng zu Buchholz um Auf hebung dcs vom Stadtraihc daselbst ihnen auferlcg<cn Schlachtstcnerzuschlages; 4) der Stadträthe und Eiscn- bahncomitds zu Frankenberg rc. um Weitersührung der Wiesa - Hainichener Eisenbahn nach Roßwein zu be treffend.— Ferner folgende Anträge: 1) Antrag dcs Abg. Israel und Genossen: „Die Zweite Kemmer wolle im Verein mit der Ersten Kammer beschließen: die königl. Staatseegierung zu ersuchen, auf den Staats- cisendohncn beim Transport von Brann und Steinkohlen den Pseunigtarif in Anwendung zu bringen, sowie dahin Ich nmcken, cofi wes bei dcn unter Verwaltung der Regie rung sichenden Privatcstenbahnen geschehe." 2) Antrag des Abg. 1)r. Wigard und Genossen: „Die Kammer wolle beschließen, im Eiuvcrständniß mit der Erwn Kammer, oder, wenn ein solches nicht erlangt wird, nach 8 tüt der Verfassungsnrkunde für sich bei der obersten Staatsbehörde darauf anzutraqen: dieselbe möge dem nächsten Landtage einen Gesetzen!wmf vor legen welcher die Führung der Register über tue G-burten und Todesfälle den Civilobrigkeiten überweist, die Civil ehe obligatorisch einfübrt und dieAnSirittserklärungen aus einer Konfession bei den Civilobrigkeiten vornehmen laßt." 3) Antrag dcs Abg. May (Polenz): „Die hohe SwMsrcgicrung wolle alSbald sammtliche fis- calische Jagdgerechtsamc au die betreffenden Rcvier- veiwalter nach denselben Durchschnittspicisen pro Acker per pachten, als wie solches auf den, jedem Staatsrevicre an- grenzenden Privatrevieren geschieht." Dcr eiste dieser Anträge wurde an die zweite De putation verwiesen, ebenso auf Antrag dcs Abg. Oeh michen dcr letzte; hinsichtlich dcs zweiten beschloß die Kammer auf Antrag dcs Abg. Dr. Wigard Dorberathung im Plenum. Gegenstand der Tagesordnung war dcr Bericht dcr Finanzdcputation über das lön. Dccrct, die veränderte Erhebung dcs Chaussccgcldcs betreffend. Die Kammer nahm dcn erst-n Theil ein.s vom Abg. Eule gestellten Antrags (vergl. umstehend), welcher sich im Principe für die Aushebung des Chanssecgcldcs aus- spricht, uiit 36 gegen 34 Stimmen an und lehnte so dann die Regierungsvorlage selbst einstimmig ab. Dresden, 21. Ocloicr. Wie uns aus Stoll berg gemeldet wird, ist bei der Neuwahl zur Zwci- lischcm Gehalt deS Programms wenig dankbar für dcn Spieler, wie für die Hörer erweist. Diese kurzen Picccn sind nur für den Salon in einem kleinen musika lischen Hörcrkrcisc gccignct, dcr mit intimer Stimmung und gespannter Aufmerksamkeit sich rasch wechselnder Auffassung beweglich hingebcn kann. Ein großes Pu blicum im Conccrtsaalc bedürfte hierzu wenigstens be sonders starker Motive; dcr Eindruck so kleiner Piecen und musikalischer Stimmungsbilder verrinnt zu flüch tig und unfirtig mit ihrer kurzen Däner. Herr Friedrich Grützmacher erfreute durch den virtuos vollendeten, fein und mit unfehlbarer Sicher heit ausgcarbcitctcn Vortrag einer Romanze und Ma zurka eigener Ccmposition, und Herr Schild, der treffliche empfindungsvolle Licdrrsänger, unterstützte das Concert mit sehr beifällig aufgenommencn GesangSvor- trägen: italienische Romanze von T. Mattei, Lieder von Schubert, Schumann uns K. Krebs. Beiläufig bemerkt, wurde die „Mondnacht" von Schumann etwas zu langsam und dcr „Frühlingsglaube" von Schubert etwas zu lebhaft erregt genommen. Der Mangel eines genügend großen Concertsaals ist die psrtie konteiwe Dresdens; aber cs ist etwas grau sam, wenn die Conccrtbcsnchcr dafür durch unbequemes Sitzen infolge zu eng angebrachter Stühle büßen sollen. Für die weitern Eonccrte ergeht daher die Bitte, den Saal des „Hotel de Saxe" nicht durch die Unbequem lichkeit der Zuhörer mcnschenhaltiger machen zu wollen. C. Banck. Theater und Musik. Während eine größere Anzahl von Mitgliedern der Dresdner Hofbühne zu Gast spielreisen ausgezogcn ist, hat Frau Otto-Alvsleben, ungeachtet zahlreicher und vorteilhafter Anträge zu Gastspielen und zur Mitwirkung in Eoncerten, tn Be ten Kammer im 36.ländlichen Wahlkreise*) dcr Krcis- sccrctär Richter in Chemnitz zum Abgeordneten gc- wäblt worden, welcher von 876 giltigen Stimmen 465 erhielt; 408 stimmen fielcn auf Adv. l)r. Schasfiaih in Dresden. * Berlin, 20. Octobcr. Die „Prov. Corrcsp." bringt unter oee Aufschrift: „Die Bundesgesetzgebung und die Landcsvertrctung" einen (gestern bereits tcle- grapisch erwähnten) Artikel, welcher gegen dcn bekann ten Antrag dcs Grafen zur Lippe gerichtet ist. Das ojficiclle Organ säst hierüber: „Zur Begründung des Antrages deS Grasen zur Lippe ist nur angcdentct: es gelte, die der preußischen Landesvertretung zustchcn- dcn Rechte zu wahren. Dieser Antrag steht nach Zweck lind Inhalt mit dcm Buchstaben und dcm Gerste dcr norddeutschen Bundesverfassung, mit den Bedingungen einer gesunden Entwickelung derselben, endlich mit den Voraussetzungen, unter welchen die Bundesverfassung auch von der preußischen Landesvertretung genehmigt worden ist, in so entschiedenem Widerspruche, daß alle Freunde der seit 1866 ungebahnten deutschen Entwicke lung sich mit der Regierung gewiß in der Zurückwei sung dcs Antrags vereinigen werden. Was zunächst die Gesetze betrifft, welche das Vorgchen des Grafen zur Lippe veranlaßt daben, die Gesetze wegen Errich tung eines Obcrhandelsgertchts und wegen gegenseiti ger Rechtshilfe im Bereiche dcs Norddeutschen Bundes, so hat bei deren Berathung überall die fast einmülhige Ucdcrzcugung obgewaltct, daß durch dieselben eine Acn- derung dcr Bundesverfassung keineswegs herbeigesührt werde, daß vielmehr die geschaffenen gemeinsamen Ein richtungen zu denjenigen gehören, welche nach den Be stimmungen dcr Bundesverfassung der geordneten Ge- sctzgebung dcs Bundes unterliegen. Hiermit fällt zu nächst die Ihatsächliche Voraussetzung des Antrages des Grasen zur Lippe. Der Antrag würde aber unter allen Umständen grundsätzlich zurückzuwciscn sein, selbst wenn in jenen Gesetzen eine Aendcrung dcr Bundesverfassung enthalten wär:. Eine „Zustimmung" dcr preußischen Landesvertretung, wie sie der Antrag bei Aenderungcn dcr Bundesverfassung in Anspruch nimmt, ist nach Lage dcr Bundesverfassung unbedingi unzulässig." Die „Prov.-Corrcsp." weist nun auf Grund dcr Art. 2 und 78 dcr Verfassung dcs Norddcuischccn Bunics näher nach, daß jedes auf dem Wege dcr Bundcsgcsctzgcdung entstandene und von Bundeswegen verkündete Gesetz allenLaudcsgesctzcu, auch dcn Verfassuugsgesetzen der einzelnen Staaten voraugeht, und daß es einer Zustimmung dcr besonder« Landcsvcrtretungen zu den Lchrittcn dcr Bundesgesetzgebung unter keinen Umstän den bedarf, sowie das; Veränderungen der Bun desverfassung zu den ausdrücklich vmhcrgeschcnen Schritten der Bundesgesetzgebung gehören und ebenso, wie andere Bundcsgcsctze, allen Landcegcsetzcn voron- gchcn, und daß von einer vorgängigen Zustimmung der einzelnen Lanrcsvertrctunacn dabet nngmos die Rede ist, und fährt sodann fort: „Beide Häuser des Landtags haben d:c Verfassung deS Norddeutschen Bundes ge nehmigt und damit auf ihre Rechte in dcm Umfange, in welchem sie der Reichscertietung zugcfallcn sind, verzichtet. Es giebt demnach, soweit das Recht dcr Bnndcsgcsitzg bnng auf Giuad dec Bundesverfassung reicht, kein Nicht d.r Mitwirkung oder Zustimmung für d e einzelnen Vertretungen. Damit ist keineswegs aus- g!schlossen, daß die Regierung bei ihrem Verhalten rm Bunde sich der Pflicht dcr Rücksichtuahmc auf die Stim mungen und Wünsche des preußischen Volkes und sei- der Vertretung, sowie ihrer politischen Verantwortung auch nach dieser Seite hin stets bewußt bleiben wird. Es kann den Häusern des Landtags nicht versagt wer den, der Regierung gegenüber Wünsche und Anträge, Bedenken und Beschwerden auch in jener Richtung zur Sprache zu bringen, und die Ncgiernng wird gewiß nicht anstchcn, dcn Zusammenhang mit der preußischen *) Die Wabl deS von diesem Wahlkreise zuerst gewählten Müblenbesiyers Sebulze ru Meinersdorf war wegen des demsel ben gerade zur Zeit der Wabl gefehlt habenden Ccnsns von dcr Zweiten Kammer in deren Sitzung vom >. Oktober für nichtig erklärt worden. D. Red. glcitnng dcr ihr bcfrcnndctcn Gcsangslrhrcnn Fräulein Louise v. Balitzka aus Königsberg i. Pr. eine Studien reise nach Italien angetrcten und weilt gegenwärtig in Mailand, nm sich bet Lampcrti in der Gesaugskunst zu vervollkommnen. „Daß eine so ausgczcichmtc Gc- fangskünstlerin, wie Frau Otto-Alvsleben — schreibt L. Köhler in der „Königsb. Ztg." — die ihr durch den Theatcrbrand in Dresden zu Theil gewordenen > Ferien in dcr angegebenen Weise benutzt, gereicht ihr gewiß zu großer Ehre. Wenn man erwägt, daß so manche andere Sängerinnen, deren ephemere Erfolge nur durch eine gcwissc glänzende Stümperschaft und Beschwindelung einer nichiknndigen Menge erzielt wer den, es nicht cii mal dcr Mühe werth halten, ihre täg- i lich n Stndicn zn machen (denn: applandirt wird ja doch), so muß man den Lernlrieb einer Sängerin von wirklich gediegenem Können mit Freude bewundern." — Diejenige Bühne, die sich bisher vorzugsweise die > Mitwirkung von Dresdner Künstlern zu Nutze machte, ist das Stadlthcatcr zu Breslau, an welchem bereits seit dem 6. d. Mts. Frau Kainz-Prause und Herr ! Degele mit dem glänzendsten Erfolge gastiren, während - Fränlcin Ulrich am 20. d. M. einen Gastrollencyklus i mit der Schiller'schen „Marie Stnart" cröfsnktc. Die letztgenannte Künstlerin hatte vorher an sechs Abenden i in Hannover mit größtem Beifall und meist vor aus- vcrkauftem Hause gespielt. — Von Seiten der Ge- . neralintendanz der königlichen Schauspiele in Berlin ist der Rcdaction dcr „National - Zeitung" das folgende Schreiben zugegangen: ^Berlin, den 1«. Octobrr tütw. Gecbrter Herr Redocteur! Fort und fort und von den ' verschiedensten Seiten her — so auch kürzlich wieder vou dem musikalischen Referenten der „Rational-Zeitung" — wird an » die Grueralmteudautur der kvuigl. Schauspiele da» Verlange» Landesvertretung auch auf diesem Gebiete gewissenhaft zu wahren. Etu Recht der vorherigen oder nachträglichen „Zustimmung" zu den Bundes- gesctzeu aber kann und wird dcm Landtage nimmer einznräumen sein. Wohin sollte cs füh ren. wenn zu jedem Bundesgesetze, welches in Wirk lichkeit oder anscheinend die Verfassung der Emzclstaa- tcn mit berührt, erst wieder der Weg vorheriger Be- rathung mit sämmtlichcn Landtagen im Bereiche dcs Norddeutschen BundcS betreten werden sollte! Das Werk, welches nnter dcr Gunst deS Jahres 1866 müh sam zu Stande gekommen ist, würde dadurch in scincm Bestände erschüttert und in seiner Entwickelung gefähr det sein. Der Bund giebt durch seine Einrichtungen volle Gewähr dafür, daß die berechtigten Interessen dcr Einzclstaaten nicht weiter beeinträchtigt werden können, als cs das wirklich gemeinsame Jntcrcsse aller Theile erfordert, und daß namcntiich Verfassungsänderungen nicht ohne die Ucbcrzeugung dcr überwiegenden Mchr- hcit der Rcgiernngcn und niemals gegen dcnWillen dcr preußischen Regierung cintretcn können. Die Re gierung unscrs Könias aber wird gewiß auch in ihrer Bundcspolitik kaö Wohl, das Ansehen und das In teresse Preußens, welche von einer ersprießlichen Ent wickelung des Lundes unzertrennlich sind, sorglich im Auge bchalten. Tie Entwickelung der Bundcspolitik wird am ersprießlichsten vor sich gehen, wenn dtesclbe allseitig vertrauensvoll den geordneten Gewalten des Bundes überlassen wird. Der Bnndcsrath und der Reichstag haben seither in wesentlicher Uebcreinstim- mnng die gcmcinsamcn Einrichtungen dcs Bundes auf jede Weise zu fördern gesucht, ohne der berechtigten Selbstständigkeit dcr Einzelstaatcn Eintrag zu thun. Es bedarf weder eines Antriebs, noch einer Abmah nung von außen, nm die Bundcspolitik ans dem rich tigen Wege zu erhalten. Die weitere Entwickelung kann nnr beeinträchtigt werden, wenn durch widerspre chende Anträge in dcn verschiedenen Einzellandtagen Sonderauffaffttngcn und Sonderbestrebungen eine schär fere Gestalt gewinnen, als cs im Bnndesrathc und Reichstage s-lbst dcr Fall ist, wo die hcrvortrctenden Gegensätze unmittelbar ihre Ansglcichung finden. Alle, denen die ungetrübte Entwickelung dcs Nordkeutschcn Bundes ernst am Heizen liegt, mögen deshalb dazu beitragen, daß die Einzelvcrtrctungen nicht ohne drin genden Anlaß auf die Bundesangclegmheiten einzu- wirkcn suchen." — Der „Sl.-A." veröffentlicht folgende von d.m Vorsitzenden dcr Commisslon zur Berathung dcs norddeutschen Strafgcsctzcntwurfs, Jnstizmini- ster I)r. Leonhardt, nnterzeichuete, vom 19. October datirte Bekanntmachung: „In der Vorbemerkmig rn dem durch den Buchhandel ver- öffeutuchie» Entwürfe eines Strafgesetzbuchs für Len Norddeut schen Bund ist der Wunsch ausgesprochen worden, daß Alle, welche die Aufforderung und den Berns m sich empfinden, an dem nationalen Werke mitzuarbeilen, sich üder den Entwurf möchten vernehmen lassen Infolge dessen ist der unterzeichne ten Commission eine große Reihe von Gutachten und Bemer kungen zugegangen. welche b-i den hisher^gen Berathungen sorg- falliq benützt woideo sind. — Bei dem koken Wenke, welchen die Commission auf diese Art allgemeiner Mlwirkung in Lötung ihrer Aufgabe legen zu müssen glaub!, und da Anlaß zu der Besorqwß vorlieq!, daß manche gu!ach!liche Aenßeruugen nur um deshalb znrückgebalien werden, weil sie nich! zum Beginu der Beratbungen eingesand! werden kenn!en, sieht suü Lie Com mission veranlaßt, zu erklären, daß auch die im Laufe der Be rathung und bis zu deren Abschluß ihr zugchenden Bemerkun gen und Gutachten gern entgegengenommen und in forgsältige Erwägung werde gezogen werden." — Nach der „N. Pr. Ztg." ist dic seit längerer Zeit angckündigtc Ernennung dcs bisherigen Gesandten am Wiener Hofe, Baron v. Werther, zum Botschafter in Paris jetzt erfolgt. — Nach der „B.-Ztg." ist in dcr Staatsministe- rialberathung übcr die Elsen bahnprämienanleihe beschlossen worden, dic cinschlagendcn Fragen auf dcm Wege der Bundesgesetzgebung zu regeln, bis dies ge schehen, aber Conccssionsgcsuche, die auf die Geneh migung von Prämienanleihen gerichtet sind, keine Folge zu geben. Der Präsident dcs Bundeskanzleramts, wirkl. Geh. Rath Delbrück, war zu dieser Sitzung dcs Staatsministeriums zugezogen worden. gerichtet, in den königl. Theatern dcn Hervorruf dcr Künstler bei offener Scene, sowie dcn Dacavorus zu verbieten. Der ergebenst Unterzeichnete, so gern er selbst diese Vor kommnisse wenigstens in ihrer Ausartung beseitigt wissen möchte, sieht sich dennoch nicht in der Lage, dagegen durch ein positives Verbot einzuschreiten. Einerseits glaubt er daS Publicum, welches seinen Ein tritt bezahlt hat, nicht in seiner Meinungsäußerung und An erkennung der künstlerischcn Leistungen beschränken und dcn Künstlern wohlverdienten Beifall nicht schmälern zu dürsen; andererseits lebt er im Hinblick ans die Eigenthümlichkeit unser« Publikums dcr festen Ueberzeugung, daß ciu Verbot des Her aus- und Dacaporuss die Neigung zur Opposition sofort wach- rufen und daß betreffenden Falles nichts Andercs, als ein arger Skandal entstehen würde, dessen Abstellung zweifelsohne nur durch Zurücknahme des Verbotes möglich wäre, da der königl. Theateiverwaltnng zur Ausrechlhaltuiig deS letzle-n alle Mittel fehlen. Aebnlich verhält es sich, um hiervon bei dieser Gelegenheit gleichfalls zu sprechen, mit der so oft verlangten Abhilfe der durch da« Zuspätkommcn der TheMcnlesucher entstehenden Stö rungen, dahin zielend daß die Verwaltung bei dem Beginn der Vorstellung die Thüren dcr Zuschaucrräume schließen lassm möge. Die natürliche Folge hiervon wäre die laute Unterhal tung, vielleicht sogar die noch lautere Opposition der Ausge schlossenen aus den Korridoren, ein Uebelstand, welcher die in dem Zuschauerraum Versammelten in ihrer, der Darstellung gewidmeten Aufmerksamkeit ausS Empfindlichste stören würde, der Art, daß, nm weitern Coosequenzen vorzubeugeu, auch hier die betreffende Maßregel wieder zurückgenommen werden müßte. Gegen das Zuspätkommen und die daraus entstehenden Stö rungen kann einzig und allein da« Publicum sich selbst schützen. Unter allen Umständen erscheint es mißlich, Verbote zu erlassen, deren Aufrechthaltuog nicht in der Macht der Ver waltung liegt. Mit Hochachtung und ergebenst v. Hülsen " Der musikalische Referent der „National-Zeitung", Otto Gumprecht, kommt hierbei nochmals auf das Ver bot des Dacapoiufs zurück und sagt: „Auf mancher auswärtigen Bühne wird cs so gehalten, und die Sänger wie bas Publicum haben sich darein gefügt. Gewiß soll den Erstern baS Recht auf laute Anerken-
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