Dresdner Journal : 27.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186910272
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- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-27
- Monat1869-10
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- Dresdner Journal : 27.10.1869
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SSO. Mittwoch, den I7. October. 186». Ldmnumnttmnttst: l» »«E. tritt j»örllek TkkrUek- S^dlr. — 2 rdlr. 8t«wl>«Ir»büür, zj1»ürlloü: 1 „ 15 „ > »ai,«rü»ld ä»i Ikorüü. >too»tliod:— „ 15 „ I Lauck«» kost unä Li»»«Iu»Kuiu«u«ru: 1 ,, 1 8t«wp«i»u»cbl»x tliuru. rustralniprtist: Lür ck«o L»um «ioer x«»p»It«ueu Lell«; 1 K^r. vut«r „Liux«»»ockt" cki« Leit«: S lk^r. Erscheinen: , ruit ^uiuuüiu« ck«r 8ouu- uuck L«i«r1»U», ^d«vü» für ck«u s»Ix«ock«o DreMerMurnal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Lnseralenannaßme auswärt»: Lsixilss L». U»»>«v»r»r^,», 6oiumi,,!oullr ck«s Dresäoer ^ouruul-t j eiieuck»».: 8. ktroi-i:«, kvo«> Laue; S»wdtirx-L,rUu- Vi»u-l>«ip»i8-L»»«l-rr»ukturt ». H.: 1in»>ii<»r»i!« ök Voai.iiit, L«rUu. Ouuervi'itcü« Lucük., liüHtuürLil'» Lur«»u, Itvouieu >lo»»ü; Lreiueu: L. 8ciii.orr«, Ir«,I»a: I,. Lrtxo«!»'» ^noonovi: rurvau, ckr»»», k,»», Sc Luiivuo; kr»ullfurt ». H.: ^L»rr»:L'»ell« Uucüti. t Löi»; ^o. LLvLLL«, k»ri»: l.»rrir«, Lvl.i.iicil Lk!o., (8, LI»o» ckv lu Lourio); vr»x: L» Lulti-icu'» Luttüd.» Vi«»t ^11.. t)i>rrl.iil. qrrausgebrrr LLuixi. Lrpeäitio» äe» Ore»äo«r ^ouro»Il, vr«»ckeu, Ll»ri«u»trK»»» Ko. 7- Fmllicher Theil. Dresden, 25. October. Ihre Königliche Hoheit die vrrwittwete Frau Herzogin von Cambridge ist am 21. du). Abends von Prag hier eingetroffen, im Hotel Bellevue abgetreten und gestern früh ^5 Uhr nach Neu-Strelitz abqereist. Dresden, 18. October. Se. Majestät der König haben dem Stadtrath und Fabrikant Christian Fischer in Zwickau das Ritterkreuz vom Verdienstorden zu ver leihen geruht. Die „France" meldet: Die Behörden werden sich für den morgenden Tag der Anwendung aller außerordentlichen Vorsichtsmaßregeln enthalten. Paris, DienStag, 26. October, Vormittags '^12 Uhr. (W. T.B.) In der Stadt herrscht über all die vollständigste Ruhe; auch in den Vorstädten ist nirgends Aufregung bemerkbar. DaS Wetter ist regnerisch; die Stadt bietet den gewöhnlichen Anblick dar. Kopenhagen, Montag, 25. Oktober, Nach mittags. (W. T. B.) Der König von Schweden traf heute Morgen in Helfingör ein, wo derselbe von der königlichen Familie empfangen wurde. Die Herrschaften begaben sich alSbald nach FredenSborg, wo der König von Schweden sich bis Anfang No vember aufhalten und der Feier deS Geburtstages seiner Tochter, der Kronprinzessin von Dänemark, beiwohnen wird. — Die chinesische Gesandtschaft geht heute Nachmittag von hier über Lübeck nach Berlin. Semlin, Montag, 25. October, Nachmittags. (W. T. B.) Die internationale Telegraphenconferenz ist heute geschlossen. Dieselbe hat viele Verkehrs erleichterungen zwischen dem Westen und Osten be schlossen, namentlich zwischen Europa und Indien. Barth (Stenn), die Ausdehnung des Gesches über Ent? und Bewässerungsanlagen vom 15. August 1855 aus Trinkwasserleitungen betreffend. Referent:Abg.Günther. DerBarth'jche Antrag lautet folgendermaßen: »Hohe Ständeversammlunq wolle das Gesetz vom 15. August 1855 von 8 3t an, sowie die dazu gehörige Verordnung von 8 41 an auch zur Giltigkeit für Trinkwasserleitungsanlageu bei der bohen Staatsregierung beantragen und die Bitte bei fügen, daß hochdieselbe bei der Dringlichkeit der Sache die Aus führung noch beim gegenwärtigen Landtage bewirke, oder im Falle die erwähnten gesetzlichen Bestimmungen zu Trinkwasser- leitungsaulaaen mcht geeignet befunden würden, einen neuen, auf ähnliche Principieu dusirlen Gesetzentwurf noch dem jetzige» Landtage vorlegt." Die Deputation ist zu folgenden Anträgen gelangt: „Die Kammer wolle bei der StaatSregierung die baldigste Vorlegung eines neuen Gesetzes beantragen, durch welches den Gemeinden nach Maßgabe der Bestimmungen in 8 32 des Ge setze? vom l5. August >855 (die Gnt unv Bewässerungsanlagen betreffend) gestattet wird, ») die Zuleitung von Wasser, insoweit solche im öffentlichen Interesse nothwend g ist, auch über fremde, nicht inner halb des Gemeindebezirks gelegene Grundstücke zu bewerk stelligen, b) hierbei den von der Wasserleitung betroffenen Grundstücks besitzern die Wahl zu stellen, ob sie die Wasserleitung gegen Entschädigung als Dienstbarkeit aufnchmeu wollen oder die Expropriation der betroffen werdenden Grundstücke vorziehen." Bei der hierüber eröffneten Debatte ergreift zunächst das Wort der Antragsteller. Abg. Barth (Stenn) drückt der Deputation seinen Dank für ihr bereitwilliges Eingehen auf seinen Antrag aus. Die selbe sei in einigen Punkten noch weiter gegangen, als er; die Gesetze, die er aus TrinkwasserleUunqen habe ausgedehnt wissen wollen, wolle sie auf Wasserleitungen überhaupt ausgedehnt haben- Wenn er Hiernut ganz einverstanden sei, bringe hin gegen seiner Ansicht nach die von der Deputation vorgeschlagene Beschränkung deö Rechts auf Gemeinden, obschon er zugebe, daß es für diese wichtiger sei, als für einzelne Grundstücks besitzer, doch insofern eine Inkonsequenz in das Gesetz, als dann einem Grundbesitzer von den Nachbarn eine Anlage zur Wiesenbewässerung gestattet werden müsse, eins solche zur Lei- tung des Wassers in sein Gehöfte aber nicht. Deshalb empfehle sich fein Antrag. Derselbe lasse übrigens der Regierung sreie Hand, ein neues Ggeseü vorzulegen Er ersuche aber die Re gierung, in demselben dasselbe ernsache Verfahren zu Grunde zu legen, welches in dem Gesetze vom 15. August 1855 vor- geschrieben sei. DaS Gesetz vom >1. Juni >868 sei schon etwas schwerfälliger, die hier in 8 4 erforderte Genehm gung des Mi nisteriums des Innern involvire eine überflüssige Vielschreiberei. Der Präsident zeigt an, daß soeben vom Abg. Eule solacnder Antraa gestellt worden sei: Den Worten in dem Deputationsvorschlage »ub -» „zu be werkstelligen" sind noch folgende Worte: „sowie die Zuleitung über fiscalische und andere Chausseen und Wege jeder Art hinwegzusühren, auch nach Besinden die dazu gehörigen Gräben zu Einlegung von Zuleitungsröhren zu benutzen" beizusügen. Abg. Eule befürwortet seinen Antrag als noth wendige Ergänzung des Depntationsantrags sub a). Referent halt den Antrag für über-flüssig, da es seiner Ansicht nach selbstverständlich sei, daß unter dem Ausdrucke „fremde Grundstücke" auch die fiskalischen, wie Chausseen u. s. w., inbegriffen seien. Jedoch sei er dem Anträge nicht principiell entgegen, falls sich die andern Deputationsmitglieder denselben aneignen wollten. Birepräsidevt Streit macht Bedenken gegen den Deputa- tionsantrag sub b) geltend. ES sei namentlich zweifelhaft, was unter den Worten „der betroffen werdenden Grundstücke" zu verstehen sei Verstehe man blos die von der Anlage be troffenen Grundstückstheile darunter, so lasse sich darüber reden, obschon in den meisten Fällen außer dem zur Anlage unmittelbar nöthigen Streifen Landes sich die Einräumung noch weiterer Servituten, Wege re. nöthig machen werde. Verstehe man aber darunter das ganze auf einem Folium des Grund- und Htzpothekenbuchs eingetragene Besitzthum, oder auch nur die de- troffene Flurparcelle, so könne dies, da cs neuerdings üblich ge worden, sehr große Complexe unter einer Flnrbuchsnummer zusammenzufaffeu, zu einem großen Mißbrauche LeS den be troffenen Grundstücksbesitzern eingeräumten Wahlrechts führen. Eine Gemeinde könnte etwa gezwungen werden, wenn sie eine Wasserleitung anlegen wolle, einen ganzen Wald zu expropri- i<en. Da nehme man den Gemeinden mit ver einen Hand, was man mit der andern gebe. Er bitte, ihn über diesen Punkt zu beruhigen, evcnt. beantrage er, bei der Abstimmung eine besondere Frage auf Punkt 5) zu richten. Referent: Die Deputation habe nicht die Aufgabe ge habt, ein ausgearbeitetes Gesetz vorzuschlagen, sondern nur die, die leitenden Grundsätze für ein solches Gesetz auszustellen. In der vom Vorredner gedachten Richtung würden seiner An sicht nach die in den Gesetzen vom 15. August 1855 und vom 11. Juni 1888 enthaltenen Bestimmungen m das neue Gesetz Tagesgtschichle. Dresden, 26. October. Auf der Negistrandc der Zweiten Kammer, welche heute Vormittag 10 Uhr in Gegenwart des Staatsministers v. Nostitz Wallwitz, so wie der Regicrungscommissare Geh. Rath Körner und geh. Negierungsrath Künzel zu einer öffentlichen Sitzung zusammcntrat, befanden sich zwei allerhöchste Decrete, von welchem das eine die definitive Zurückziehung des Gesetzentwurfs über die veränderte Erhebung dcsChausseegcldes betraf, während durch das zweite das bezüglich einer Reform des directen Steuer wes cns gesammelte Material sowie die Ansicht der Regierung über die verschiedenen, über dieses Thema cingegangenen Gutachten der Kammer zur Kenntniß- nahmc und eventuellen Meinungsäußerung zugefertigt werden. Weiter befanden sich auf der Rcgistrande fol gende Petitionen: 1) des Chemnitzer Arbeiterver eins, eine Reform des Volksschulgesitzes betreffend, über reicht durch Abg. Pornitz, 2) der städtischen Kollegien zu Brandis sammt Anschlußerklärung des Gemrinde raths zu Polenz, die Verlegung des Gerichtsamtes zu Brandis betreffend (welche vom Abg. Heinrich sLorna) zu der seinigen gemacht und an die zweite Deputation abgegeben wird); 3) deS GemeindcvorstandS Winkler in Naundorf, die Entbindung der Gemeinde Naundorf von der Baupflicht am sogenannten „Struzzcnberge" betreffend (welche auf Antrag des Aba. Bclleville an die erste Deputation abgegeben wird); 4) der städtischen Collegien zu Schöneck, die Eisenbahnlinie Chemnitz- Aue-Schöneck-Adorf rc. betr.; 5) des Eisenbahncomitos zu Stollberg, die Stollberger Zweigeisenbahn betr.; 6) der Gemeinden zu Hermsdorf und Sußdorf, um Verwendung für Uebernahme des ihnen angcsonnencn Wegebaues auf Staatskosten oder Unterstützung. End lich waren felgende zwei ständische Anträge eingegangen: 1) Des Abg. Schnoor und 16 Genossen: „Die Kammer beschließt: im Verein mit der Ersten Kam mer an die königl. Staatsregierung das Gesuch zu richten: dieselbe wolle noch dem gegenwärtigen Landtage einen Gesetz cntwurf vorlegen, welcher das in 8 5 des Gesetzes vom «. Ja nuar >838 ausgesvrochene Verbot der Veräußerung von Forderungen im Wege öffentlicher Versteigerun gen ausheot." , Gründe: Das jetzt noch bestehende Verbot der öffentlichen Versteigerungen von Forderungen, welche mit der jetzigen Be weglichkeit des geschäftlichen Verkehrs nicht in Einklang zn bringen ist, und die freie Verfügung über Vcrmögensobjecte in bedenklicher Weise beschränkt, vcrh'ndert namentlich die schnelle Erledigung eine- Theiles der Coucnrsprvccsse. Lange Zeit harren Concursproccsse ihrer endgiltigcn Erledigung lediglich deshalb, weil entweder die Schuldner zufolge früherer mit dem Cridar getroffenen Vereinbarungen ihre Schuldbeträge nur in lonpsichtigen Raten abzuzahlen Halen, oder weil die gegen die im Auslände, namentlich in Oesterreich, Italien und den Do noufürsteutbümer n lebenden Schuldner angestellten Proceffe er- sabrungsmäßig nur in Jahren und mit überaus großem Kosten Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, DienStag, 26. Oktober, Vorm. (W. T. B.) Die conservative Fraktion (Antragsteller Abg. Gla ser) hat beschlossen, die Anträge deS Finanzmini. sterS in Betreff der Deckung deS DeficitS abzu- lebnen und behufs derselben den muthmaßlichen Minderbedarf bei der Verwaltung pro 1869 (in folge der Abkürzung dcr Zollcreditfristen), sowie die muthmaßliche Mehreinnahme an Zöllen pro 1870 (infolge dcr Abkürzung der Creditfristen), im Ge- sammtbetrage von 4'^ Millionen, vorzuschlagen. Berlin, DienStag, 26. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung deS Abgeord- netenhauseS beantwortete derKriegSminister v.Roon die Interpellation deS Abg. Miquel wegen deS LavgensalzadenkmalS in Celle in folgender Weise: Durch die Ausstellung des Denkmals sei das Eigen- thumsrecht des Platzes verletzt worden. Die Militär behörde habe bau» licke gehandelt, nachd m die Polizei behörde Abhilfe verweigert habe. Tas gerichtliche In hibitorium sei dem commandirenden General jedenfalls zu spät zugcgangen, die Garnisonbehörden aber muß ten nach Befehl handeln. Ein Bericht sei einge- fordert worden, liege aber noch nicht vor. Wäre die Erlaubnis, zur Ausstellung des Denk mals beim Kriegsminister nachgcsucht worden, so würde derselbe entschieden dafür eingetreten sein. Kriegsminister v. Noon fährt dann fort: „Wir preußischen Soldaten haben für die Hannoveraner, welche gegen unS gekämpft, nur Anerkennung und warme Sympathie." Ueber weitere Entschließungen könne die Regierung sich erst aussprechcn, wenn die Akten vollständig vorliegen; jedenfalls werde sie das Recht schützen. Im weitern Verlaufe dcr Discussion betonte der Kriegsminister, der militärische Gehorsam dürfe nie in Collision mit andern Geboten kommen. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Celle.) ES folgte sobunu bie Schlußbrrathuug der An träge, betreffend die Prämienanleihen, wobei der SandelSminister Graf Jtzenplitz nachstehende Er klärungen abgab: Die Regierung wolle eine gesetzliche Regelung der Frage. Die Negierung sei nicht für Anleihen, sondern unter den gegebenen Verhältnissen nur nicht dagegen. Die Concurrenz anderer deutscher und außerdeutscher Staaten in Prämienanleihen sei bedenklich. Erwünscht wäre es, wenn der Regierung Modalitäten sür die ge- gesetzliche Regelung geboten würden; das würde der Regierung ihre Aufgabe erleichtern. Wien, Montag, 25. Oktober. (Tel. dBoh.) Die türkischen Truppen in der Herzegowina sind zur Besetzung der Pässe gegen Montenegro an die Seta gerückt. Die gefangene Besatzung deS AortS Stanjevich ist von den Insurgenten freigelassen worden. Pesth, Montag, 25. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Der Kaiser hat heute seine Orientreise angrtreten, nachdem noch vorher die wegen dcr Vorgänge in Dalmatien zu ergreifenden Maßregeln in einem Ministerrathe festgestellt waren. Paris, Montag, 25. Oktober, AbrndS. (W. T.B) Der Kaiser »st heute Vormittag von Com piegne hier eingetroffen. Der „Constitutionnel" widerspricht den Nach richten, wonach der Termin für die Kammerein- berufun g ein früherer, alS drr 29. November sein soll. ausirande durckqcsührt werden können. Um nun der dnrck daS Gesetz vam 8. Juli >808 onqedalmicn Beschleunigung der Con curSproceffe noch einen größern Nachdruck zu geben, erscheint eS nolhwendig, nnnmehr auch die öffentliche Versteigerung von Forderungen zuzulassen, umsomehr, als dieser Modus der Ver- äußerungen von Außenständen in andern Ländern sich bereits bewährt hat. 2) des Abg. Ackermauu und 14 Genossin: „Unterzeichnete beantragen, daß unerwartet der Revision der Landtagsordnung, nach Einholung des Eiuverständ- niffeS der kgl. StaatSregierung, unter Anwendung der in 8 >58 der Landtagsordnung enthaltenen Vorschrift za 8 6S, 105 ff. und >33 solgende Bestimmungen sür den Geschäftsgang der Zweiten Kammer angevommeu werden: t) Alle selbstständigen Aoträqe von Kammermitgliedern (8 105 der Landlagsordnung) müssen zum Druck und zur Berihei- laug an die Mitglieder der Kammer gebracht werden. 2) Abänderungsvorschläge (8 50 der Landlagsordnung) und An trag auf motivirte Tagesordnung müssen, dasern sie der Kammer mcht gedruckt Vorgelegen haben, insoweit sie ange- nommen worden sind, in der nächsten Sitzung nach deren erfolgtem Drucke und Vertheilung nochmals, jedoch ohne Dtzkcussion zur Abstimmung gebracht werden Bilden die angenommenen Amendements einen Theil der der Kammer nach 8 v der provisorisch angenommenen Normativbestim- mutigen vorzulegendeu gedruckten Zusammenstellungen, so bHars es eines desondern Abdruckes derselben nicht. ES muß jedoch in diesem Falle der Abstimmung über das Ganze eine nochmalige Abstimmung über diejenigen angenommenen Anträge vorhergehen, welche der Kammer noch nicht vorge leiden haben." Motiven. Zu 1) Dergleichen Anträge werden entweder an «ne Deputation oder an daS Plenum zur Vorberathung überwiesen. Gelangen dieselben nun auch in letzterm Falle uach 8 6 der kürzlich angenommenen Normativbestimmungen gedruckt in die Hände der Mitglieder, so ist doch in dem erster» Falle dafür eine Gewähr nicht gegeben, insbesondere dann nicht, wenn mündliche Berichterstattung erfolgt. Die vorgcschlagene Bestimmung entspricht dem 8 15 der Geschäftsordnung des norddeut chcn Reichstags. Zu 2) Soweit irgend möglich, sollten alle Auträge zum Druck gelangen. Im norddeutschen Reichstage bildet dies die Regel. Die Einrichtungen sind dort so vorzüglich, daß etwa eine Stunde nach Einreichung des Conceptes bei dem Präsi dium der Antrag noch während der Sitzung gedruckt zur Ver- theilong gelaugt Aehnliches würde auch hier durchznsüdrcn sei», wenn die Kammermilglieder die Amendemenls und An- lriwe auf motivirle Tagesordnung, insoweit sich diese nicht erst aus der Debatte ergeben, noch vor Beginn oder wenigstens am Anfänge dcr Sitzung bei dem Directorium schriftlich einreichen wollten. Es würden dann nur noch die Abänderungsvorschläge übrig bleibeo, welche, weil sie erst auS der Beratbung hervor gehen, nicht verbreitet werden konnten. Finden diese Annahme, so sollen sie zur Vermeidung jeden Jrrtbums, der bei der Ab stimmung über einen, den Kammermilgliedern nicht vorgelegten, beim Verlesen vielleicht nur unvollkommen gehörten Antrag so leicht möglich ist, uud dann nur noch das an sich erwünschte AuskunstSmrttel der Remedur durch die Erste Kammer übrig läßt, nachträglich zum Druck uud ohne Discussion nochmals zur Abstimmung gebracht werden. Auch in dieser Beziebung spre chen die bei dem norddeutschen Reichstage, dessen Geschäftsord nung eine gleiche Bestimmung in 8 47 enthält, gemachten Er fahrungen sür die Vorlage. ^Ersterer fell auf Vorschlag des Antragstellers zur Vorberathung im Hause gelangen, letzterer dagegen wurde an die zur Bcrathung der Geschäftsordnung nicderge- setzte außerordentliche Deputation abgegeben. Auf dcr Tagesorduung stand zunächst der mündliche Be richt der 1. Deputation über die geschäftliche Be handlung der vorliegenden, die Gemcindeverfas- sung betreffenden Anträge. (Referent: Viceprä- sivent Streit.) Es sind dies die Anträge des Vice präsident Streit, derAbgg. Schreiber und Genossen, sowie des Abg. Oehmichen. Referent bemerkt, daß die I. Deputation zu dcr Uebcrzeugung gelangt sei, sich über die hier einschlagenden Principfragcn zunächst in der Vorberathung im Plenum zu eiuigen. Denn erst wenn eine Einigung über die Principfragcn erfolgt sein werde, und bestimmte Beschlüsse der Kammer in dieser Richtung gefaßt sein würden, werde die Depu tation in die Lage kommen, in zweckmäßiger Weise in die Beralhung über den Gesetzentwurf einer Gcmcinde- verfassung eingeben zu können. Diesem Vorschläge ge mäß beschließt daher die Kammer: über die in den obgenannten Anträgen, soweit sich dieselben auf Gcmcindevcrfassung beziehen, enthaltenen Prin cipfragcn in die Vorberathung im Hause zu treten, worauf Staate Minister v. Nostitz Wallwitz hierzu das Einveiständniß der Regierung erklärt. Zweiter Gegenstand der Tagesordnung ist der Be rich? der dritten Deputation, den Antrag des Abg. Feuilleton. Dresden. Montag, den 25. Oktober, begannen die Herren Kammermusiker Seelmann, Bürchl und Pianist Rollfuß ihre TriosoirSen, welche sich seit Jahren in der Anerkennung der Musikfreunde durch musikalisch verständige und correcte Ausführungen gut gewählter Werke hehaupteten. Die gegebenen Vor träge zweier Trios — op. 1 6-ck»r von Beethoven und op. 80 von R. Schumann — und einer Suite op. 11 für Pianoforte und Violine von C. Goldmark zeich neten sich ganz besonders durch rin gelungenes, fein studirteS und ausgearbeitctcs Zusammenspiel aus; die jetzt freiere Zeit der Kapellmitglieder ist offenbar von den Spielern mit künstlerischem Streben zur Vervoll kommnung ihrer Produktionen gut genutzt. Gold- mark's Aurückgreifen auf die ältere Form der Suite, auS welcher sich die spätere vollendetere einheitliche Form entwickelte, kann, wie schon öfter ausgesprochen wurde, nicht als ein Fortschritt angesehen werden. Es erscheint nur als ein bequemes Auskunftsmittel und verliert um so mehr seine Berechtigung, wenn nicht wir in den aneinandergereihtrn Sätzen der alten Suiten spcctelle bestimmt und charakteristisch ausgeprägte For men festgehalten werden, die unsrer Zett entsprungen und verwandt sein müßten. Ohne solche Gestaltung tritt, auch bei bedeutendem Gehalt im Einzelnen, für da- Ganze vage Willkür und lockerer Zusammenhang ein. Davon aber abgesehen ist Goldmark's Suite eine talentvolle Comvosition. Sir huldigt zwar sehr und mit Gefahr bcginnrnder Manier dem modernen Be streben, über Gebühr — und ost auch ohne Vermögen — geistreich frtn zu wollen und daS Ungewöhnliche »u fuchrn; die VerstendeScombination der Technik tritt unruhig und ohne fertige Klärung der Form hervor. Aber das Werk zeigt spirituelle Erfindung und Be handlung, feine und stimmungsvolle Züge und bei salonmäßiger Färbung doch auch tüchtige Durcharbei tung von Motiven; es ist in dcr melodischen und mo- dulatorischcn Führung, wenn ost nicht sympathisch, doch eigenartig und bewahrt eine musikalisch interessante Haltung frei von leeren Effkctcn und trivialem Ele ment. Am gehaltvollsten erwiesen sich die Mittclsätze. Die Violine ist sehr dcminircnd, namentlich in den ersten beiden Sätzen, in denen das Pianoforte sich mehr acccmpagnirend verhält, wenn auch stets hinsicht lich der Schwierigkeit concertircnd gesetzt. Tie Violin- partie ist mit Kcnntniß des Instruments sehr dankbar und brillant behandelt. Die Herren Rollfuß und Seel mann producirten das Werk vorzüglich in Auffassung und Ausführung; Herrn Seelmanns Vortrag war von ausgezeichneter Wirkung durch virtuose Beherrschung, Ton, durch Wärme und Schwung des Ausdrucks. C. Banck. Reiseskizzen auS Spanien und Portugal. IV. Sevilla, 11. Oktober 186«. In Lissabon hatte ich leider schlechtes Wetter, doch glücklicherweise einen schönen Tag für Cintra. Die Gegend ist ganz herrlich, das zierliche Schloß sitzt auf der Kuppe eines steilen, von Erdbeben zerrissenen Felsens, umgeben von andern grotesken Kegeln, die mit den Resten einer maurischen Ringmauer und eines Castells bekrönt sind, die Thäler sind schön bewachsen, meist mit Nadelholz, als Cedern, Araucarien, Cyprrssen und einselnen Palmen und bebaut mit den Villen der portugiesischen Aristokratie, dann hat man die Aussicht über die hügelige, fruchtbare Ebene, und gegen Westen, ungefähr eine Stunde von Cintra, befchließt den Ho ¬ rizont dcr tiefblaue, an den Ufern silberweiße Ocean. Von den Gärten ist der eines Engländers in Monserat (1 Stunde vom Schloß) ganz schenswcrth, namentlich wegen seiner reichen Sammlung von Farrenkräutein, durch die er in dcr botanischen Welt berühmt geworden, und seiner Lage in einem Lhale mit dcr Mündung nach dem Meer. In Lissabon war abermals Stiergcfccht, doch in ganz anderer Weise. Der Stier wird hier von Reitern be kämpft, die auf schönen Pferden sitzen, die dann und wann wohl starke Püffe bekommen, aber nie ernstlich verletzt werden, da die Hörner des Stieres Kuppen haben. Da kein Schiff nach Cadix ging, mußte ich den langen Weg über Manzanares zurück machen. Der Revolution wegen fuhr ick- nicht weniger als zwei Tage und zwei Nächte. Da Alles bewaffnet war, erwartete ich mir hier die schlimmsten Zustände, da auch die fabelhaftesten Gerüchte coursirten. Merkwürdigerweise ist hier aber Alles ruhig und fast nichts von der Be wegung zu spüren. Nur in Cordova war eine unan genehme Stimmung, und erwartete man deS Abends eine Erhebung, die aber durch Einmarsch einer starken Abtheilung Militär vereitelt wurde. Alle Combattan- ten sind in die Berge, um dort zu kämpfen. Ich unter- lasse es, weiter hiervon zu schreiben, da die Briefe möglicherweise controlirt werden, versichere Ihnen aber, daß bet einiger Vorsicht keinerlei Gefahr hier ist, be sonders da ich jetzt an der Küste immer Schiffe finde, die mich nach Frankreich besördern, wenn es ernst loSgrhen sollte. Die Nachrichten über den Stand der Dinge find hier übrigens ganz verworren, und es ist nicht zu erfahren, welche der Parteien Fortschritte macht. In Cordova sah ich daS erste größere maurische Bau werk, die Malerei hat mich ganz entzückt. Denken Sie sich einen Raum von dcr Größe d«- TheaterplatzeS in Dresden, eingetheilt in 19 Quer- und 36 Langschiffe, gebildet durch Bogenstcllungen, durch Marmorsäulen von den verschiedensten Farben getragen, die Wände mit Mosaik bececkt, der Fußboden mit einer Art Por zellan getäfelt und ein mysteriöses Lickt darin hcrrickcnd, was nur manckmal durch die durch bunte Glasfenstcr eindringcndcn Sonnenstrahlen unterbrochen wird. Alles ergicbt ein Bild von höchster malerischer Wirkung. Noch mehr enthusiasmirt hat mich aber das Alcazar in Sevilla, wic überhaupt die gan;e Stadt einen ganz zauberhaften Effect ausübt. Hier erst fangen auch namentlich landschaftliche Schönheiten an, die ich bi- jetzt in Spanien vergeblich gesucht. Die Felder sind gut bestellt, meistens mit Mais und Oelbäumcn be pflanzt, umgeben von Hecken von übcrmannshohcn Agaven und Cactcen, die in großer Ucppigkeit hier gedeihen. Die Palme steht man immer nur mehr ver einzelt, doch in hohen Exemplaren. Sic stiebt dcr Land schaft einen cigenthümlichcn Reiz, der nicht nur in der Einbildung liegen kann. Die Stadt Sevilla hat schön gebaute, reinliche Häuser, enge Straßen, die meist getäfelt und bei Sonnenschein durch Segeltuch ganz bedeckt sind. Jede- Haus bildet cin Ouano und schließt einen Hof (pvtio) ein. Dies ist der wichtigste Theil des Hauses, und wenn dasselbe in seinen übrigen Theilen schmuzig und elend, so ist der paiio gewöhnlich reizend und reinlich gehalten. Die Familie verrichtet hier ihre häuslichen Geschäfte, und da die Eingänge nur durch meist sehr zierliche eiserne Gitter geschlossen sind, so sieht man von der Straße aus in alle diese allerliebsten, mit Blumen und Blattpflanzen decorirten Räume. Beson ders bei Beleuchtung Abends, stasstrt mit den hübschen Trachten und den schönen Gesichtern der Andalusierinnen, macht da- einen reizenden Effect. Untcr allen Kathe-
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