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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 05.04.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927-04-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192704054
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19270405
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19270405
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1927
- Monat1927-04
- Tag1927-04-05
- Monat1927-04
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Viertes Blatt Nr. Sv Dienstag, ven S. April ^922 M-MMWUMm' at k, et« t (Ne- Dienst innen, endet, tt der udlich > man kennt- . v. affen» idgeld °W > -er :mb«r Spar. 27 an NlLu. zu» ngen. c be- B. >l«»a. d auf d mit Mo- rhlen. , weil )t de in ich Mo- aller« ! An. n ich glückt säbts. - sind f ge. ver. i dem nzah- r sol« v. Sie Nel. sa. dem Sie von an» dem S der ver. », lut r ar. ». ist r se« lente, diese rhalt :tret- >yp». d ist :gan. Mark twa» iea«. i Sie Necht ) »u nter. 8. rguft ehe«, fäl. Nah- Die i-eid > den > la» >elet. innt. wtn« an. un« traf- »che« ng». da» der üstet . ». eit»» «r- Mm » ich erst ften. prtl. Sie ent. Gtm Schü-enms auf Grun- -er ute veröffentlichen Original Dokumente (Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.) sehen... Es sei bereits um Erlaubnis zur Fahrt nach Freiberg für mich nach gesucht worden. Die Empfindungen dieser Stunden kann ich nicht beschreiben . . . Zunächst durfte ich einen Brief an meine Tochter absenden. Dann kamen Beamtinnen und Beamte zu mir, um mich zu trösten . .. Am nächsten Tage, einem Mittwoch, vormittag trat ick in Begleitung eines Beamten in Zivil den Weg nach Golgatha an. Das war wohl der schrecklichste Gang meines Lebens! . . . Die Begrüßung mit Gretel war höchste Freude des Wieder sehens und zugleich bitterster Schmerz! Aber wenn ich befürchtet hatte, daß ich mein unglückliches Kind in verzweifeltem Zustande finden würde, so hatte ich mich getäuscht. Das Glück, mich wiebcrzusehen, strahlte ihr aus den Augen. Sie war gut angezogen und lieb zu mir, auch so ruhig, als ob ich nur zu einem Besuche zu ihr gekommen und als ob all das Schreckliche überhaupt nicht gewesen wäre. Hier sei eingefügt, daß ich meine Tochter viele Monate vorher ein einziges Mal während meiner Inhaftierung gesehen hatte; das war damals, als sie soeben zur größten Ueberraschung (nach ihrem bisherigen Leugnen) und zu meiner höchsten Bestür zung den tödlichen Schuß auf ihren Bräu tigam zugegeben hatte, wovon ich niemals bis dahin die geringste Kenntnis gehabt habe. Wenn mir die Tränen kamen und ich von dem bevorstehenden Schrecklichen sprechen wollte, wehrte sie ab und sagte: „Ach nein, nicht weinen, liebe Mama, wir wollen uns freuen, daß wir uns haben! Erzähle mir nur von Papa!" Etwas an deres wollte sie nicht hören. „Ach, Mama, nur noch einige Stunden und bann bin ich bet meinem guten Papa. Ach kann eS kaum erwarten, ihn wieder- -usehen! Denke nur, wie schön eS sein wird, wenn wir uns alle wieder haben! Der Großvater und die „Mutter" und alle, die wir lieb hatten, und du wirst auch mal kommen!" — Ich sagte: ,Ha, in der gleichen Stunde wie du!" Da sah sie mich erst verständnislos an ... Als sie aber meine Worte begriffen batte, rief sie ganz erschrocken: „Nein, Mama, das darfst du nicht tun! Diese letzte Sünde vergibt Gott nicht; sonst lebte ich schon längst nicht mehr. Versprich eS mir, daß du weiter leben willst, bis der Tod selbst zu dir kommt!" FL sagte später. eS sei doch recht gut, daß Papa all da- Schwere nicht mit zu erleben gebraucht hab«: er würde sicher auch ohne seine lebte schwere Krankheit unter dem Unglück zusammengebrochen sein - „Ja." sagte Gretel, „das ist auch Am k. Februar 1908 hatte ich die Reise tu die Verbannung angetreten. Der Augenblick, wo man seine Sachen aus« ziehen und die Anstaltskletbung, die in meinem Falle allerdings tadellos saüber und neu war, anlegen muß. aehört zu deu schrecklichsten, die man sich denken kann. Man ist von da an nur noch eine Nummer. Die Beamtinnen waren sehr gebildete Frauen und sind fast ausnahmslos so rück sichtsvoll zu mir gewesen, wie das ihr Dienst erlaubte. Meine Beschäftigung bestand in -er Anfertigung feiner Hand arbeiten. ES hat niemand mehr von mir verlangt, als ich bei meinem körperlicken und seelischen Zustand leisten konnte. Ich erhielt Krankenkost. Die Zelle war sauber, hell und sonnig. Zuerst befiel mich eine Teilnahmlosiakeit, die mir alles gleich gültig erscheinen ließ. Nachdem diese überwunden war, und ich einsah, baß ich nichts mehr ändern konnte, ergab ich mich in mein Schicksal. Infolge der streng geregelten Ordnung in der Anstalt erholte ich mich einiger maßen. Bon den Vorgängen in der Welt hörte ich nichts mehr. Ich erfuhr auch kein Wort von den Verhandlungen im Prozeß meiner Tochter, auch nichts vom Urteil... Bis eines Tage-, am 21. Juli 1908, wie ein Blitz aus heiterem Himmel mich der härteste Schlag traf, den ein Mutterherz nur treffen kann: Mittags 12 Uhr holte mich die Frau Oberaufseherin mit allen Zeichen einer großen Aufregung zum Herrn Oberinspektor. Dort wurde mir mttgeteilt, daß meine Tochter seinerzeit »um Tode verurteilt und baß jetzt bas ur teil bestätigt worden sei. Am übernächsten Tage sollte eS vollstreckt werden ... Meine Tochter wünsche mich noch einmal zu mein einziger Trost über seinen Verlust gewesen, und der andere: die seste Hoff nung auf ein Wiedersehn." Dann frug ich sie: „Gretel, sag mir nur das eine, ob du dir nie überlegt hast, welche Folgen deine Tat für dich und für uns alle haben mußte? Und daß du deinen Papa, den du so liebtest und der so gut zu dir war, damit vernichten mußtest?" Dar auf antwortete sie: „Nein, daran habe ich nicht gedacht. Ich habe mir überhaupt nichts überlegt. Das ist alles so über mich gekommen. Und das liegt alles so welten fern hinter mir, mir ist, als sei alles ein Traum gewesen." Später kam der Geistliche, der uns das heilige Abendmahl reichte. — Darnach sagte meine Tochter: „Mama, ich fükle, daß Gott mir alle meine Sünden vergeben hat, un- ich bitte dich nochmals: Versprich eS mir fest, daß du standhaft bleiben und nicht freiwillig den Tod suchen willst." — erhielt ick an diesem Vormittag Trost-1 besuche. Am Nackmittag wurde ich zu einem Seelsorger der Anstalt gerufen, der mir sagte, daß eS seine Pflicht sei, noch einmal zu versuchen, mich unter dem Ein druck dieser Stunden zu einem Geständ nis meiner Schuld zu bewegen. Dieses könne auch insofern einen Vorteil für mich haben, als unter den bestehenden Verhält- nissen eine Ausnahmebegnadigung mög lich sei. Ick antwortete, daß mich auch diese Aussicht nicht bewegen könne, etwas cinzugestehen, was ich nicht getan hätte, und -aß ich meine Freiheit unmöglich mit einer Lüge erkaufen könne, wodurch ich auch das Letzte, die Selbstachtung verlieren würde. — Die Folge war, baß ich die Strafe (zwei Jahre) voll verbüßen mußte: ein Gesuch um Begnadigung wurde ab- aelehnt, auch die vier Monate Unter suchungshaft sind mir nicht ungerechnet worden. Die größte -eut-che gugen-heeberge Zu den schönsten und größten deutschen Jugendherbergen gehört da» „Hau» der deutschen Jugend" in München, dessen Einrichtung und innere Organisation als vorbildlich anzu sprechen ist. Das neue Münchener Heim soll hauptsächlich dem normalen Wanderverkehr dienen, zugleich aber auch höchste Belegung ermöglichen, um die Ucberslutung München» mit Jugend tu wenigen Monaten bewältigen zu können. Unser Bild zeigt da» neue „Hau ber deutschen Jugend" in München. Doch auch das Allerschlimmste hat sein Gutes. In dem Frieden meiner Zelle bin ich bewahrt geblieben von alledem, was mich draußen zur Verzweiflung gebracht haben würde, vor allem vor dem Gerede einsichtsloser Menschen. Wenn man sich wundert, daß ich all das Schreckliche über haupt erleben konnte, so möchte ich darauf erklären, daß dies nur unter dem Schutze dieser Mauern möglich war. In den Ta gen und Wochen nach dem Tode meiner Tochter ist mir in meinem völlig zusam mengebrochenen Zustande von den An- staltöbeamten so viel Güte und Nachsicht zuteil geworden, wie ich Ne draußen gewiß nicht gefunden hätte und wofür ich heute noch dankbar bin. — Nachdem ick bis zum letzten Tage ge duldig auSgeyalten, schlug auch meine Befretungsstunde. Die meisten Entlaße nen kehren zurück in ihr Heim, zu ihrer Familie. Ich stand mutterseelenallein in -er Welt: Mann und Kind tot, andere Verwandte habe ich nicht. In unser Heim zurückkehren konnte ich auch nicht, weil ich ja doch dort keinen Frieden gefun den hätte. So entschloß ich mich, eine neue Heimat zu suchen. Die gänzlich fremde Umgebung und eine geregelte Tätigkeit gaben mich dem Leben zurück. Allerdings habe ich in der Folgezeit noch oft durch die Taktlosigkeit und die Neugierde der Men schen zu leiden gehabt. . . Zwei Jahrzehnte sind seit jenem er schütternden Drama vergangen. Ich bin 07 Jahre alt geworden und trage mein Schicksal immer noch getreu dem meinem Kinde gegebenen Versprechen. Gott mag mir weiterhelfen! Ich bin ganz allein auf mich gestellt und trage auch die wirtschaftliche Not, die mich seit Jahren bedrückt. Alles Grübeln und Denken muß ich vermeiden, wenn ich nickt unterliegen will: aber diese Dar stellung mußte ich einmal niederschrei- ben, um so mehr, als in den letzten Mo naten ein Roman erschienen ist, der wie Nachdem ich ihr nochmals mein Verspre chen gegeben hatte, war sie beruhigt und sagte: „Nun werden wir uns auch Wieder sehen un- -ann ewig zusammenbleiben. Wie schön wird das sein!" Auch der Verteidiger meiner Tochter, ein Dresdner Rechtsanwalt, kam und prach mit uns. Gegen 9 Uhr abends chlug die Trennungsstunde. Diese war o furchtbar, daß ich nicht davon sprechen kann... In der Mitternachtsstunde kam ich in Waldheim wieder an. Nach kurzer Zeit graute der Morgen, und nach einem trü ben Wetter am Vortag ging die Sonne strahlend auf. Da erinnerte ich mich, daß meine Tochter am Tage vorher zu mir gesagt hatte: ,Zch habe heute Gott herz lich gebeten, er möge mir auf meinem letzten Gange die Sonne noch einmal schei nen lasten. Ich will das als einen Beweis der Gnade Gottes ansehen." Und, o Wunder, die Sonne schien! In diesen Minuten erinnerte ich mich auch an einen wichtigen Punkt unseres Gespräches am Tage vorher. Ich hatte Gretel erzählt, daß mir -er Vorwurf gemacht worden sei, ich trüge einen Teil Schuld an ihrem Unglück, indem ich mich zu wenig um sie gekümmert hätte. Mir sei dies nicht bewußt, und ich könnte es auch jetzt noch nicht begreifen: aber wenn sie auch dieser Meinung sei, dann möchte sie mir vergeben, ich hätte es jeden falls nicht gewollt. Darauf hatte sie ge antwortet: „Nein, Mama, du hast keine Schuld da^an; ich habe dir nichts zu ver zeihen, denn ich weiß, du hast nur mein Glück gewollt!" Eine Morgenstunde nach der anderen verrann, da öffnete sich die Zellentür, und die Frau Oberaufseherin, eine liebe, edle Frau, mit einem Herzen für unglückliche Menschen, kam zu mir, nm die schwerste Stunde mit mir zu verleben . . . Auch von anderen Beamtinnen und Beamten derum den Namen meiner unglückliche» Tochter trägt und ein entsetzliches Zerr bild von ihr und den Vorgängen entwirft, die sich seinerzeit abgespielt haben. Jede Sensation liegt mir fern." Margarete Beier befand sich vom 28. Juni 1907 bis 23. Juli 1908 (ihrem Todestage) in Haft. Die Briefe, die sie während dieser Zett an ihre Eltern bzw. nach dem Hinscheiden ihres Vaters an ihre Mutter geschrieben hat, sind nicht nur für den Kriminalisten, sondern auch für den Seelenforscher ungemein interessant. Nicht ohne Grund ist -er Fall Grete Beters zu einem Problem geworden, das von man chem Strafjuristen studiert worden ist und auch beute studiert zu werden verdient, zumal nachdem die vorliegenden Doku mente der Oeffentlichkeit übergeben wor den sind. Es blieb nahezu jedermann un erklärlich, wie ein junges Mädchen von etwas über 20 Jahren, das eine gute Schulbildung genosten hatte (wie aus dem Briefstil hervorgeht) und das in guter Elternhut aufgewachsen war, vorsätzlich einen Menschen hatte töten können. DaS Seltsamste aber ist (der Inhalt der folgenden Briefe beweist es), daß die Seele dieses Jungmädchens von seiner Tat anscheinend nicht in Mitleidenschaft gezogen worden war. Der Leser mag hier über selbst urteilen. — Es sei noch be merkt, daß bei der Wiedergabe der Briefe nur ganz unwesentliche Stellen ausgelas sen worden sind. Ter Brief vom Tage «ach der Verhaftung „Brand (Gerichtsgefängnis), am 29. Juni 1907. Meine lieben Eltern! Habt reckt herzlichen Dank für alles, was Ihr mir geschickt habt. Ich ersehe dav« aus Eure liebevolle Fürsorge, die Ihr mir auch jetzt, nachdem ich Euch so schweren Kummer bereitet habe, noch angedeihen laßt. Aber Gott wird mich nicht verlasten und mir betstehen. Wie geht es Euch denn, liebe Eltern? Wie hat Papa die Nachricht überstanden? Ich sorge mich fast krank um ihn. Wenn ich ihn nur noch einmal hätte sehen kön nen! Ist eS denn wahr, daß Papa heute nach dem Krankenhaus gebracht wird, nach Dresden oder Berlin? Ich hab' so große Angst um ihn. Wenn ihn nur der liebe Gott gesund machen wollte! Es muß doch wieder gut werden, nicht wahr? Und Du, liebe Mama, wie geht eS Dir? Du bist nun ganz allein; könnt ich doch bet Dir sein! Oder gehst Du auch gleich mit Papa fort? Dann fühl ich mich noch viel verlaßener. Der Barry hat mich auch zuletzt gesehen und wollte mich nicht fortlasten allein. Das gute treue Tier. (Barry war Gretes Hund.) Meine lieben, lieben Eltern, gebt mir nur bitte auch recht, recht bald ein kleines Lebenszeichen von Euch. Auch Papas liebe Schrift möchte ich so gern sehen und Deine, liebe Mama. Bitte schickt mir doch Eure Bilder, ich habe so Sehnsucht nach Euch. Papa wünsche Ick nochmals alle« Mute, hauptsächlich, baß alles gut abläuft. Und Du, liebe Mama, rege Dich nicht so sehr auf! Mit der Bitte des Verzeihens und der Erfüllung meiner Wünsche bin ich Eure unglückliche Gretel." (Fortsetzung lolgt.) Tönendes Dor-licht In ver letzten S'^ng ver französischen Akademie ver Wissenschaften teilten Vie norwegischen Astronomen A. unv I. Iesttrup eine eigenartige Beobachtung mit: sie hörten ein Nordlicht tönen. Auf einem Berg« bei Oslo waren sie gerade mit astronomischen Messungen beschäftigt, alr ein prächtige» Nordlicht seine Draperien über den Zenit warf. Gleichzeitig ver Hin- unv Herbewe- gung des Nordlichtes in ven Modulationen folgend, erklangen pfeifende Töne. Ihr« Uebereinstimmung mit ver Vibration der Himmelserscheinuna laße einen kausalen Zu sammenhang der Töne und des Nordlichte» annehmen, um so mehr, als eine Stunde später beide Phänomene wieder gleichzeitig und gleichsinnig auftraten. Es bleibt abzu warten, ov es sich bei der Beobachtung der norwegischen Forscher um ein nock unbe kanntes Himmelsvhänomen handelt oder bloß um eine akustische Sinnestäuschung. Oder sollte die „Harmonie der Sphären" von Menschenohren einmal gehört worden sein? L »
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