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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 31.07.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-192607312
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19260731
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19260731
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1926
- Monat1926-07
- Tag1926-07-31
- Monat1926-07
- Jahr1926
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Drittes Blatt Rr. 116 Sonnabend, den S1 Juli 1926 e denn du müssen." Gaston. „Entsetzlicher, was bringst Du?" durch irgendein Mittel Krankheiten wieder in die gen, dann würde ich diesen Tag als den segensreichsten aller Zeiten betrachten." Der winzige Empfängerapparat des drahtlosen Telephons in dem rechten Ohre -es Präsidenten gab das Weckzeichen. Dormal nahm den Geber, den er an der Uhrkette trug, in die Hand Jean sah ihm kopfschüttelnd nach: „Er ist heute anders als sonst," sprach er zu sich selbst. „Ah, Doktor, nehmen Sie Platz." Der blasse bärtige Mann mit der Brille aus Radium-Kristall setzte sich. Die Bril lengläser sahen aus wie zwei kleine Fen ster; denn durch öeu Schädel des Gelehrten „He? Ja, lasten Sie den Doktor ein treten." Gaston nahm die Maske vorS Gesicht. „Entschuldige mich, Freund", sagte Jean Dormal. „Der Doktor will einen Typhusbazillus entdeckt haben, gegen den Malames Theorie machtlos ist. Du be greifst die Wichtigkeit." als negativen Pol: den Teufel im früh christlichen Sinne. Ein solcher Teufel ist der Malame gewesen, als er den Menschen das Fluchgeschenr der körperlichen Un sterblichkeit gab. Die Vernunft der Sitt lichkeit war dem Volke klar und ihre Be tätigung zur Notwendigkeit geworden. DaS Gleichgewicht zwischen gut und böse fehlte und wurde erst von dem Professor durch die gigantischste, teuflischste Tat aller Zeiten wieder hergestellt. Den heimlichsten und scheuesten aller Gedanken, den Ewig- keitsaedanken stieß er den Menschen in den Hals hinein: Da habt ihr eure Ewig keit. Nun würgt an den Biffen, ihr wer det ihn nicht verdauen." „Der Professor steht heute mit auf der Liste", warf -er „Geyeimloser des Staa tes" ein. Wie eine flüchtige Genugtuung huschte es über Dormals Züge. „Was tut's? Sein fluchwürdiges Werk, das den Staat zum millionenfachen Massenmorde zwingt, besteht. In 300 Jahren hatte sich nach Ausfall der Sterblichkeit die Einwohner zahl sämtlicher Länder der Erde vertau sendfacht; da entschlossen sich alle Regie rungen zu unserem heutigen System. Jeder Mensch ist gezwungen, jeden Mor gen eine geschmacklose Pille zu essen und zwar in Gegenwart des Staatsbeamten, der sie bringt. Nach Maßgabe der Volks- vermehrung lost derjenige Mann, den der Präsident für den Ehrenhaftesten hält, die Opfer aus. Diese essen die Todespille, die ebenfalls geschmacklos und ohne jeg liche Qual die sofortige Auflösung herbei führt. Der Mord einzelner ist das einzige Mittel geworden, zu verhindern, daß die Menschheit sich in weiteren 200 Jahren buchstäblich zerquetscht. Oh, wie ich unsere Vorfahren um die Krankheiten beneide, um Säuglings sterblichkeit, um Seuchen, die einer höhe ren Macht als nur dem blöden Zufall das Schicksal über Leben und Tod anheim- stellte. Und sollte es mir eines Tages Im Jahre 3000 Von ^Ureck -Kanus Jean Dormal, der junge, neugewählte Präsident der Republik der Romanen, saß sorgenvollen Antlitzes in seinem Pariser Arbeitszimmer. Mit einem Lächeln schmerzlicher Wehmut blätterte er in einem Heftchen, das die Jahreszahl 1913 trug und auf dessen Titelblatt in den kom plizierten Buckstaben der damaligen Zeit zu lesen stand: „Die Verhinderung -es Geburten-Rückganges auf nationalökono mischem Wege." „Die glücklichen Menschen", murmelte der Präsident vor sich hin. ,^)iese so win- zi^e Sorge scheint ihre größte gewesen zu Plötzlich sprang er auf, durchmaß mit großen Schritten das Zimmer und wäh rend sich Falten tiefer Erregung auf seiner Stirn bildeten, ballte er die Fäuste. „Fluch dem Zufall, der dem Malame, dem Professor vor 400 Jahren einen Blick hinter den Schleier des Todesgeheimntsses tun ließ und dreimal Fluch ihm selbst,-er -as namenloseste Elend über die Welt brachte, als er seine vermeintliche Heils botschaft in alle Winde schrie." In diesem Augenblick öffnete sich die Tür und herein trat ein Mann mit einer steinernen Maske. Das Material dieser Maske bestand aus einer außerordentlich kunstvollen Komposition, es ließ selbst die neu entdeckten Mtrachromstrahlen nicht durch. Der Mann war der „Geheimloser des Staates", nach dem Präsidenten der nächste Beamte des Reiches, doch wußte außer diesem kein Sterblicher, welche Persönlich keit hinter der Maske steckte. Innerhalb der isolierten Wände des Präsidentenzimmers fiel die Gesichtshülle und ein edles, aber todernstes Anlitz wurde sichtbar. Jean Dormal erblaßte: „Gaston, du Entsetzlicher, was bringst du?" Die Mienen des Angeredeten wurden noch um einen Schatten trauriger, als er den Freund erblickte. „Die fälligen hunderttausend Todes urteile dieser Woche. Bald reichen sie nicht mehr aus, die Bevölkerung wächst enorm." „Sag, Gaston, mein einst so fröhlicher Gaston, fühlst du gar nichts bei deiner pölkermordenden Tätigkeit?" „Ich bin das Schicksal, Jean Dormal, über meinen Gefühlen steht die Pflicht. Vor zwei Monaten loste ich den Tod mei nes Söhnchens, vor dreien den meines Vaters. Schließlich, was hast du voraus? Ich lose, du unterschreibst." Der Präsident nickte: ,^st die modernste Wissenschaft in Recht mit ihrem Daseins beweise eines einheitlichen, segenspen-en- -en WcltwillenS mit Schöpferkraft, so gibt es auch bestimmt eine zerstörende Kraft Der TodeSengel des Staates ergriff die Hand des Präsidenten. „Set stark heute, wirst eine harte Probe bestehen Mit diesen Worten entfernte sich ah man den hinter diesem liegenden Teil >eS Zimmers. »Ich denke, das Problem ist gelöst, Herr Präsident, mein Bacillus benedietuS re- onstruiert die SchtcksalSvorsehuna. Die Keime des Pilzes sind in so eminenter Weise lebens- und verbreitunaSfähta und wirken derart zerstörend auf oaS PlaSma ein, daß kein tierischer und menschlicher Organismus ihm widerstehen kann. Ich »ave Hunde, Katzen, Pferde durch ein mil- tonstel Gramm aufdie Zunge getötet. Die Regeneraticptllen Malames blieben wir kungslos, die Tiere starben." In den letzten Worten des Doktors lag verhaltener Triumph. Jean Dormal blieb ruhig. „Wie lange Zeit nach Verabreichung der Dosen trat der Tod ein?" ,Fkaum eine Stunde." Der Präsident ließ den Kopf hängen. ,Ha, lieber Doktor, sind Sie denn in ihrer Wissenschaft so ganz und gar unter gegangen, -atz Sie -ie Malameschen Theo rie ausschließlich für ein chemisches un- physikalisches Problem halten? Wissen Sie wirklich nicht, -atz das okkulte Mo ment das wesentlichste ist? Erst das Flui dum des bewußten oder unbewußten menschlichen Lebenswillens gibt der harm losen, leicht herzustellenden Mischung von Potein mit konzentriertem Sonnenlicht diese unheilvoll konservierende Wirkung. Schaffen Sie eine Seuche, Doktor, -ie mit der Geschwindigkeit unserer tatsäch lichen Todespillen jegliche Zeit zu fluida- ler Energiebetätigung ausschaltet und Sie werden der Messias unseres Jahrtausends sein." „Aber meine toten Tiere." „Das Bewußtsein schaltet bei ihnen aus und die Masse der instinktiven Er haltung im konkreten Sinne ist nicht groß genug und tritt nicht schnell genug in die Erscheinung, um die an sich hervorragend tödliche Wirkung Ihres Präparates auf zuhalten. Sie glauben mir nicht? Nun wohl, hier der Beweis: Jetzt nehme ich ein reichliches Quantum Ihres Bacillus bene- dictus die Wirkung ist hervorragend, ich muß gestehen. Jetzt esse ich die Mala- mesche Pille und automatisch schaltet sich als absolut unentbehrlicher zweiter Heil faktor die substantionelle Kraft meines Willens ein. So — —, wie Sie sehen, es fehlt mir nichts." Wortlos erhob sich der Doktor, nickte einen Gruß und ging. Jean Dormal setzte sich zum Arbeiten zurecht. ,Ha, wenn die Sache so einfach wäre." Zuerst ergriff er die Liste der Todes kandidaten, die er mechanisch durchflog, und in der er manche bekannten Namen fand. Plötzlich stietz er einen Schrei aus, lieb das Blatt fallen und faßte mit beide« Händen an seinen Kopf. „Nanon Durien, meine Braut. Jetzt weiß ich, was es war, das Gaston be, drückte." Wie von Sinnen stierte der Präsident vor sich hin: „Machtlos! Ich muß das To« desurteil unterschreiben. Stets habe ich es als eine Wohltat betrachtet, daß meine Unterschrift keine Willensäußerung ist, sondern nur eine Beglaubigung, ich habe nicht das Recht, einen einzigen Namen zu streichen oder zu ändern. Ist keine Rettung für die Geliebte, keine? Dock, eine gwt's, ick streiche den Namen unkenntlich und büße die ego« tstische Gesetzesverletzung selbst mit dem Tode. Hier ist eine Schlafstrychninpille und hier ein Glas Wasser." Das Elen- seines Herzens und die Not seiner Seele versetzten den Präsidenten in eine Art Raserei. „Fluch, Fluch, Fluch dieser entsetzlichen Bolksvermehrung, die uns alle zu Mör dern macht," rief er mehrere Male. Dann nahm er die Pille in den Mund und tat einen Trunk Wasser. „Warum will die Pille nicht rutschen und warum schmeckt das Wasser so ölig?, Mit einem Satz sprang der Student Jean Dormal aus dem Bette, warf voll Ekel das Glas mit dem Rest Les Brennöls zu Boden, spuckte den Korkschwimmer des Nachtlichtes aus und blickte wild um sich. Dann sah er nach der Uhr, wusch sich und kleidete sich an. „Höchste Zeit, morgen muß ich meine Doktorarbeit abliefern", seufzte er und blickte zu dem kleinen wackligen Tisch hin über, wo ein Manuskript lag. „Die Verhinderung des Geburtenrück gangs auf nationalökonomischem Wege" stand darauf. Großkampftag Die bescheidenste Kleinstadt liefert noch heut I An riesiger Socke die Posträtin schafft. Ohr Mann wird der damit „Beglückte": „Mein Bernhard hat solchen empfindlichen Fuß Und trägt doch bloß Selbergestrickte!" — Ohren Beitrag zur Weltgeschichte. Denn die Krähwinkler Kaffeekränzchen sind doch Nur moderne — — Femgerichte! Da wird, was nur irgend im Städtchen geschah, Scharf unter die Lupe genommen. Drum ist auch noch keine — welch Wunder bei Frau'n! — Zum Anfang... unpünktlich gekommen! Bei Frau Bürgermeister im großen Salon DeS Dienstags die Stimmen schwirren. On den Tassen duftet das braune Getränk Und die goldgeränderten klirren. Murr hat auf dem Fensterbrett Posto gefaßt. Er lugt dabei nach dem Spiönchen. (Was man von den Frauen doch lernen kann!) Und erlauscht so gar manch Sensatiönchen. Der Rede Wogen umbranden erregt. Was irgend Verworfenes passieret, Daß die neue Soubrette ganz unentwegt Mit dem ersten Rang kokettieret. „Dicht möglich — —?!" — „Zu meiner Zeit gab'S sowaS nicht!" — Manch' Blick fliegt anklagend nach oben, Und die dünn« Frau Oberlehrer beginnt Ohre sieben Töchter zu loben. Die Mädchenerziehung Frau Landrat be» spricht. Dozierend, als wär sie Professor. (Onzwischen küßt ihr Erziehungsprodukt Om Stadtpark sich mit dem Assessor.) Die Pastorin ist für 'nen neuen Verein Zur Hebung der Sittlichkeit, Denn di« ÄmtSrichterSfrau — sie sind her erst versetzt! — Trägt wirklich zu offen das Kleid! Die Stricknadeln klappern. Das Häkel-Knäul rollt. Ganz nebenbei schwinden die Torten. Die junge Frau Amtsrichter stichelt Filet Und schwärmt dazu von der Porten. Zuletzt dann der Abschied. „Wie schade!!" — „Ach! Schon??" — „Meine Damen, es war zum Entzücken!!" — „Und nicht wahr, das neu« Kuchenrezept, Sie vergessen doch nicht, mir's zu schicken?" Die Wirtin, sie lächelt verbindlich und süß. Weil alle „so reizend" es fanden. Sinkt seufzend dann auf das Kanapee hin: „Gott sei Dank! Wieder mal überstanden!!!" i» X«r»1ta Qurrus ne»«. j kg Vagina! Mlsisn Setzung 7. VIkNkkI fjgfsnmünls ftofmükls 1 kg Original ^UKIsn Packung
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