Dresdner Journal : 11.01.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187301112
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-11
- Monat1873-01
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- Dresdner Journal : 11.01.1873
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^8. Sonnabend, den 11. Januar. 1873 SLanUOM-adiprot«, r 1» «Mt—Ii» ^K>-Net> . » IH-r »rUr. 16 ««r. Ll»«w« lSuwwvrv: 1 Ugr lo?»««»«»1r»tt^Lk9i^ i IHr 8u>wp«lts«büUr, »w,—r6»ld ck« ^eutx-doo keiek« ?r»«t vnU 8teiup«t«>»t:dl»G Um«. I»»oi»teapr«l»«r dUr a« L»om «m«r 2«U«! 1^6 K^r. vad« „L>o^»«u»3t" äio L«üv 3 Lr«l»6l»vot /L^UeN, mit Xu«mU»o «1« Sona ovä ^Vvuä» Mr äeu sol^uäeu r»s- DresdnerAMrnnl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ...«SSE- ..... I»8ep«tk0MU»»Nm» »uavLttsr : F> Oowwi>i«0liLr «1« Or«»ck»«r ^ounml»; «ix vlUv, : /?. L'»»A^, o. S kl.»- dor, V«r>m-V>«v-l.«ix,ix-N»«»I-Li-—I»u-rr»llLkort «. H.r <1 1'c,A/^, L«rli»-Vi/M- N»»vdur^ - kr»n^ ki»rt » »-UimoL«»: L/E«, L«rU>: ^1. Lr«m»o: L' .diiotte, Lr«il»o: F.ütanvm'» vnr^itu u. L. ^e«Le, rr»o^turt ». X.: L ^a-Aer'»eL« a. O. //e^mann'scUo NueUd, r>a«be <F k-'o., kr«: /'>. NueUU ; Ldewoitr. H. i^oik/t, k»rt»: //ara», Lucies «t 6'o./ Vi«v: Sruttx«»e: Dciub« «s 6'o. Nvr«u8Kvderr ^üviel ^.rpeüitioo Nes DresUuer ^our»»l», Drsscleu, dtilr^Lretkeux^s^v >io. 1. Amtlicher Theil. Dresden. 9. Januar. Se. König!. Majestät haben die Eilaubniß zur Annahme und Anlegung des dem Adjutanten Sr. König!. Hoheit des Prinzen Georg, Rittmeister von Ehrensteiu, verliehenen Ritterkreuzes I. Classe deS Herzoglich Sachsen-Ernestinischen HauS- ordenS allcrgnäigst zu erthrilen geruht. Bekanntmachung. DaS Ministerium deS CultuS und öffentlichen Un terrichts hat beschlossen, künftig und vom laufenden Jahre an außer der in Gemäßheit deS Regulativs über die Prüfung von Lehrerinnen vom 17. Juni 1859 vor der Prüfungskommission zu Dresden gegen Michaelis jeden Jahre- abzuhaltenden Lehrerinnen-Prüfung auch eme solche vor Ostern jeden JahreS allhier statt- findrn zu lassen, dafern eine genügende Anzahl sich hierzu anmrldet, und bringt solche- mit dem Bemerken hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß die Anmel dungen zu dieser Prüfung jedesmal bis spätesten- den 31. Januar unter Beifügung der in - 4 deS obgedach- ten Regulativs vorgeschriebenen Zeugnisse rc. zu be wirken sind. Dre-den, am 8. Januar 1873. Ministerium des CultuS und öffentl. Unterrichts. Gerber. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Freitag, 10. Januar, Nachmittag«. (W. T. B.) Der Fürst v. Bismarck ist deute mit seine» jüngsten Sohne zu eine» Mehrtägigen Lus- enthalte nach seinen lauenburgischeu Besitzungen abgereist. In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses beautmorrete der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, die Interpellation des Abg. v. Mallinckrodt, betreffend das Lerbot der Ver öffentlichung des auf Deutschlaud bezüglichen Pas sus der päpstlichen Weihvachtsallocutiov. Der Minister bestätigte, daß der bezügliche Mini- sterialerlaß ergangen sei. Die Regierung habe ein de finitives Urtheil über die Strafbarkeit nicht zu fällen und nur ihre Ansicht mitgetheilt, nach welcher die ' letreffende Stelle strafbar se'. Sie habe die Ver hinderung der Veröffentlichung deshalb für angemes sen gehalten. Das dem Erlasse vorauSgeschickte Aver tissement an die Oberpräsidenten sei gesetzlich weder er fordert, noch aber verboten. Damit sei kein Gesetz übertreten, sondern vielmehr wohlwollend den Re dactionen rntgegengekommen worden. Es sei rich tig, daß die Maßregeln von der Wilhelmstraße aus- gegangen seien, weil es im auswärtigen Amte dar auf ankam, gerichtlich festzustellen, daß die Allocu- tion Verleumdungen enthalte, welche gegen die Urheber verfolgbar wären, wenn eS eine Jurisdiction gäbe, welcher dieselben unterworfen wären. Straßburg, Donnerstag, S. Januar, Abends. (W. T. B.) Dem Lerurhmen nach wird rin Gesetz entwurf über die Berufung der Geaeralräthe im laufenden Jabre vorbereitet, weshalb voraussicht lich durch kaiserliche Verordnung die gegenwärtige Wahllistenrevifion hinausgrschodea werden wirb, um damit später die Feststellung der Listen zu den Geueralrathswahlru zu verbinden. Wien, Freitag, 10. Januar. (W. T.B.) Die ..Reue freie Presse" erfährt» daß Thiers den hie- figeu französischen Botschafter, Marquis de Banne- ville, beauftragt hat, dem Grafen Audrassy da» tiefste Bedauern der französischen Regierung über den Gramont'schea Jucideuzfall auszndrückev. Versailles, Donnerstag, 9. Januar, Abends. (W. T. B.) Die Nationalversammlung setzte beute die Berathung über den Broglieschen Antrag be treff- Reorganisation des ober» Rathes für deu öffentlichen Unterricht fort, wobei der Herzog v. vroglie und der Bischof Dupanloup deu An trag lebhaft vertheidigte«. Der Minister für deu öffentlichen Unterricht, Jules Simon, wird mor gen das Wort ergreifen. (Vgl. unter„Tagesgeschichte".) Der amerikanische Gesandte., Washburn, ist beute in Brest eingetroffen und wird heute Abend in Paris erwartet. London, Donnerstag, S. Januar, Abends. (Ä. TB.) Den neuesten Nachrichten aas Ehisel» hurst zufolge ist Kaiser Napoleon bereit» heute Vormittag All Uhr verschieden*) Die den Kaiser behandelnden Aerzte machten dem Kaiser in der vergangenen Nacht einen Besuch und fanden ihn dabei in tiefem, ruhigem Schlafe. Heute Morgen beschlossen dieselben, um die Mittagsstunde eine nochmalig« Operation vorzunehmen. Gegen 10 Uhr 25 Minuten traten aber Symptome eines Sinkens der Herzthätigkeit eia, und plötzlich hört« der Herz schlag vollständig auf. *) Nach der ersten Meldung, die wir unsern Lesern Donnerstag Abend noch durch em Extrablatt mitgetheilt ha ben, sollte der Tod Mittags Uhr erfolgt sein. D. Red. London, Freitag, 10. Januar. (W. T. B.) Das Ableben des Kaisers Napoleon erregt allge- meines Bedauern. Kast alle Morgenblätter bringen Artikel, welche der wärmsten Therlnahme Ausdruck verleihen. (Vgl. unter„Tagesgeschichte".) Die Kaiserin und der kaiserliche Haushalt um- standen das Sterbebett. Als das eme Zeit lang geschwundene Bewußtsein momentan wiederkehrte, sprach der Kaiser zweimal leise zur Kaiserin. Der Tod trat plötzlich, anscheinend schmerzlos ein und wurde für eine Ohnmacht gehalten. Der kaiser- lichc Prinz traf erst nach dem Ableben seines La- terS ein. Die Sektion der Leiche findet wahrschein lich heute statt) Die vorläufige Beisetzung rrsolgt in der Marienkirche. St. Petersburg, Donnerstag, 0. Januar, Abends. (W.T.B.) Der Großfürst-Tbronfolger hatte während des ganzen Nachmittags einen sehr er quickenden Schlaf. Der PulSschluß ist heute fast normal und auch das sonstige Befinden sehr be friedigend. Lllgtsgeschichlc. Dresden, 10. Januar. Die Zweite Kammer fuhr heute in der gestern abgebrochenen Berathung von Berichten der Finanzdeputation fort. Zunächst würden der Regierung die zur Verlegung der fiskalischen Ver bindungsbahn zu Leipzig, sowie zu Bestreitung des auf die Staatseisenbahnverwaltung entfallenden Kostenan theils für Errichtung eines der sächsisch-bayerschen Staats bahn und den in Leipzig mündenden Privatbahnrn ge meinschaftlichen Sammelbahnhofs daselbst erforderlichen, vorläufig auf 750,000 Thlr. berechneten Geldmittel zur Verfügung gestellt und die Ermächtigung zur Er- theilung und Ausübung des Erpropriationsrechts zum Zweck der Erwerbung des zur Ausführung dieser Pro- secte erforderlichen Areals ertheilt, nachdem der Aba. Schnoor und der Referent Abg. vr. Rentzsch den diese Postulate der Regierung befürwortenden Antrag der Deputation vertheidigt hatten, während eine von ihnen und Abg. Köckert empfohlene, auf den Gegenstand be zügliche Petition dem Abg. ttr. Heine Gelegenheit bot, seine Ansichten über volkswirthschaftliche Bedeutung und Zukunft des Eisenbahnwesens in einem ausführlichen Vor tragt zu entwickeln. Gegen die Ueberweisung dieser Petition, welche die Anlegung eines Haltepunktes der verlegten Verbindungsbahn bei Sellerhausen verlangt, an die Re gierung zur Erwägung wandte sich der Staatsminister Frhr. v. Friesen, und die Kammer beschloß auch, die Petition auf sich beruhen zu lassen. Weitere Beschlüsse bezogen sich auf die Herstellung einer Verbindungscurve bei Schindmaas, eines Kohlenbahnhofs in Nikolai- Vorstadt zu Chemnitz, einer Güteistation zu Nieder sedlitz; diese Angelegenheiten wurden der Regierung theils zur Erwägung, thefts zur Kenntnißnahme cm-- pfoblen. Die Debatten waren von rein localem In teresse. Nach einem Decret, über welches Abg. May Bericht erstattete, beabsichtigt die Regierung, aus dem fiScalischen Areal der frühern Thierarzncischule zu Dres den, an der Ecke der Pillnitzer- und Ciicusstraße, Bau lichkeiten ausführen zu lassen, welche vorzugsweise zu vermiethbaren Künstlerateliers benutzt werden sollen, um der herrschenden Ateliernoth Abhilfe ru schaffen, und fordert zur Ausführung dieses Planes 99,000 Thlr., deren Bewilligung von der Deputation empfohlen wird. Abg. Walter bekämpfte diese Bewilligung, weil nicht der Mangel an Ateliers, sondern an lohnendem Absatz für ihre Werke die Künstler abhalte, sich nach Dresden zu ziehen. Abg. Ludwig widrrrieth ebenfalls für jetzt die Bewilligung, weil sie zu kurz vor Ende des Land tag- postulirt worden sei, als daß die Frage von der Presse und sonst von sachkundiger Seite genügend habe erörtert werden können. Beide Redner beklagten den in den Dresdner Kreisen herrschenden Mangel an Liberalität gegen die Kunst. Der Minister des Innern bezeichnete als die Gründe, welche die Regierung hätten veranlassen müssen, mit ihrem Postulate nicht bi» zum nächsten Landtage zu warten, die Nothwendigkcit, für einen bisher als Atelier benutzten, neuerdings aber für die Gemäldegalerie in Anspruch genommenen Zwinger- Pavillon einen Ersatz zu schassen» um die durch den Tod Schnorr v.EarolSfeld's erledigte Professur an der Akademie wieder besetzen zu können; der Umstand, daß ein ausgezeich neter Künstler nur durch die Zusicherung, ihm ein Atelier herzustellen, an Dresden have gefefselr werden können, und der andere Umstand, daß namhafte Künstler, welche die Absicht gehabt hätten, sich mit ihren Schülern nach Dresden zu wenden, sehr zum Gewinne deS hiesigen Kunstlebens, sich eben durch jenen Atelicrmangel ge- nöthigt gesehen hätten, diese Absicht aufzugebcn. Auf eine Bemerkung des Abg. Walter entgegnete der Mi nister, daß durch eine Vermehrung des Kunstfonds, so wünschenswerth sie auch ihm erscheine, allein ein ge nügender Markt für Kunstwerke nicht geschaffen werde, dazu müsse man au die Opferwilligkeit des Publicums appelliren, welche sich von Staatswegen nicht erzwingen lasse. Er wisse, fügte der Minister unter der beifälligen Heiterkeit der Kammer hinzu, ein sehr gutes Mittel, um jenen Zweck zu erreichen: wenn nämlich ein Theil der in der letzten Zeit gemachten großen Gründcrgrwinne zum Ankauf von Kunstwerken verwendet würde. Der Minister rechtfertigte sodann eingehend den von der Regierung ins Auge gefaßten Plan und schloß mit dem Hinweis, daß der Staat in einer Zeit, in welcher er materiellen Interessen so gewaltige Förderung zu Tbeil werden lasse, mit doppelter Stärke die Verpflichtung empfinden müsse, auch den idealen Lebenszwecken seine Fürsorge nicht zu versagen, ja er habe auf diesem Gebiete Manches nachzuholen, was früher versäumt worden sei. Auch Abg. vr. Leistner sprach gegen, die Abgg. vr. Pfeiffer, Penzig und der Referent verwendeten sich für die Be willigung, welche schließlich gegen 12 Stimmen ausge sprochen wurde. Zuletzt nahm die Kammer den auf den Antrag deS Abg. Vr. Biedermann, die Vermeidung provisorischer Steuerbrwilligungrn betreffend, von der 2. Deputation (Referent Abg. Oehmichen) vorgrschla- genen Beschluß an: die Regierung wolle nach Kräften da bin wirken, daß durch möglichst zeitige Einberufung der Landtage die provisorischen Steuererhebungen vermieden werden, nachdem der Bericht von dcn Abgg. Schnoor Krause, vr. Biedermann einer Kritik unterzogen, vom Referenten und dem Abg. Jordan vertheidigt worden war. * Berlin, 9. Januar. Im heutigen „St.-Anz." veröffentlicht Fürst v. Bismarck die nachstehende Er klärung: »Berliner Blätter enthalten einen ihrer Angabe nach der „ItönigSberger Hartuvg'schen Zeitung" entnommenen Artikel, welch, r Er. Majestät dem Kaiser mir gegenüber eine mündliche Atubernna über Borgäage in Hoikrelsen »uschreibt. Diese Angabe ist falsch und beruht auf einer Entstellung des nach stehenden Vorganges. Ich habe vor einigen Wochen Sr. Majestät schriftlich ge meldet, daß nach alandwürdigen Mittheituugen ein zum aller höchsten Hofe in näherer Besirhnng stehender Kanimcrherr neben seinen erheblichen Beisteuern zu Aätatwuen gegen die Regie- ruug Sr. Majestät, auch die Geldstrafe aus eigenen Mitteln gedeckt habe, zu welcher ein polnischer Aaitator wegen Maje- ftätSbeleidigung verurtheilt worden sei. Auf diese l» meiner damaligen Eigenschaft als Ministerpräsident von mir einge- ^eichte Anzeige hat Se. Majestät der Kaiser Sich in schrift licher Randbemerkung weitere Ermittelungen und weiteres Ber- fahren vorbehalten. DaS betreffende Aktenstück befindet sich im amtlichen Ge schäftsgang', und Anführungen irgendwelcher andern und ua- meutlicki mündlicher Aeußerung Sr. Majestät des Kaisers über diesen Vorgang sind grundlose Erfindungen. Fürst v. Bismarck." Diese Erklärung des Fürsten-Neichskäuzlers bezieht sich aus eine Mittheilung der „K. H. Z>", nach welcher Fürst Bismarck einer nicht im Staatsdienst stehenden Person gegenüber dahin sich ausgesprochen haben sollte, daß er es müde geworden sei, vergeblich die Einflüsse der ultramontanen Partei zu bekämpfe», und doch sei cs, so lange er Ministerpräsident gewesen, seine Sache, die Bemühungen des Hrn. Falk zu unterstützen. Als Beispiel, wie stark der Einfluß der Herren von der langen und von der kurzen Robe sei, habe Fürst Bis marck erzählt, daß er in diesem Sommer erfahren habe, daß ein Kammcrherr der Kaiserin eine sehr große Summe (19,OM oder 20,OM Thlr.) nach Oberschlesien zur Un terstützung der Agitation gegen das Schulaufsichtsgesetz geschickt und gleichzeitig einen jährlichen Beitrag zur Fortsetzung der Agitation versprochen habe. Er habe diese Thatsache sogleich dem Kaiser mitgetheilt und ihn aus das Bedenkliche aufmerksam gemacht, weun Per sonen in solchen Stellungen an der Agitation gegen die Negierung sich betheiligtcn. Und die Antwort des Kaisers habe gelautet: „Lieber Bismarck, nehmen Sie an, daß Sie mir diese Sache nicht mitgetheilt haben, denn Hr. v. N. ist ein besonderer Liebling meiner Frau." Diese Faselei wird nun durch die obige Erklärung abgethan. — Die von mehreren Blättern gebrachte Mitthei lung über die Erkrankung des Grafen Lehndorff wird der „N. A. Z." dahin berichtigt, daß es sich nicht um Diphteritis, sondern um einen schweren Schlund abszeß handelte, nach dessen operativer Eröffnung durch vr. Höpner eine sofortige Erleichterung im Zustande dcs Patienten eingetreten ist. — Die Einnahmen des „ Deutschen Reichs- und Preußischen StaatS-Anzei- gers" sind für das laufende Jahr bei 5000 Exem plaren Auflage und 44,000 Thlr. Jnserateneinnahme auf 67,700 Thlr. veranschlagt, darunter an Zuschuß: aus der preußischen Generalstaatskasse 2000 Thlr., aus der deutschen Reichshauptkasse 1000 Thlr., Summa der Einnahme: 67,700 Thlr. Die Ausgaben betragen: an fixirten Remunerationen 5480 Thlr., an Honoraren für Artikel, Depeschen und sonstige Leistungen 5880 Thlr.; für Satz, Druck und Papier sind 50,690 Thlr. veranschlagt, an sonstigen Ausgaben und Extraordina- ria 5650 Thlr., Summa 67,700 Thlr. 8. Berlin, 9. Januar. Im Abgeordneten hause wurden heute durch den Cultusminister die er warteten, die Kirche betreffenden Gesetzentwürfe vorge legt, nämlich betreffend I) den Austritt aus der Kirche, aus Religionsgesellschaften rc., 2) die Vorbildung und Anstellung der Geistlichen, 3) die kirchliche Disciplinar- gewalt und Errichtung eines königlichen Disciplinar- gerichtshofes für kirchliche Angelegenheiten. Auch er griff im Laufe der heutigen Sitzung der neue Minister präsident Graf Roon das Wort, um jeden Zweifel be züglich seiner Stellung zu den Staatsgeschäften zu beseitigen (siehe unten). Zur Tagesordnung über- gegangen, setzte das Haus die zweite Berathung deS Etats des Ministeriums des Innern fort. Die Abgeordneten Techow und Schmidt (Stettin) wünsch- Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Kaiser Rapol«oa IH. ia Ehiselhurst. Paul de Eassagnac, welcher die Weihnachtsfeiertage am Hofe von Ehiselhurst verbracht hat, legt im Pariser „PayS" die dort empfangenen Eindrücke nieder. Der Kaiser, erzählt er, sieht den politischen Ereignissen mit jenem regungslosen Phlegma zu, welche- man an ihm kennt, entschlossen, nicht- aufs Geradewohl zu unterneh men, aber auch bereit, dir erste vernünftige und ernst Uche Gelegenheit, die sich ihm bieten könnte, zu benutzen, um zur Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit in Frankreich beizutragen. Die Kaiserin fand ich mit den Ereignissen ganz erstaunlich gewachsen. Gelassen, im höchsten Grade ihrer selbst Meisterin, voll Einsicht und Energie, ist sie meine- Erachten- berufen, einen ebenso heilsamen al- entscheidenden Einfluß auf dir Grschicke brr kaiserlichen Familie zu übrn. Am meisten mußte natürlich der kaiserliche Prinz meine Aufmerksamkeit fesseln; denn die ganze Zukunft der Dynastie und vielleicht Frankreich- ruht auf diesem jugendlichen Haupte. Ich hatte die Ehre, mit dem Prinzen lange und ohne Umschweife, mit meiner ganzen Offenheit zu plaudern. Und ich verstchrrr, daß ich zu frieden bin. Er ist ruhig und zugleich energisch; in seinen großen blaurn Augen liegt etwas Sanfte- und dabei doch rtwa- Entschlossene». Da- Kind ist rin Jüngling geworden, und zwar ein Jüngling, der sich schon vollkommen bewußt ist, welche Bestimmung seiner harrt. Er weiß, welche Prüfungen und Wechselfälle die Zukunft ihm aufbrwahrrn kann, und blickt ihnen mit einer Kühnheit in- Gesicht, die mich entzückte. Al ich mir da- grausame Vergnügen machte, sie ihm der Reihe nach zu entrollen, und ihn dann Auge in Auge fragte: „Nun denn, kaiserliche Hoheit, sind Sie zu All' diesem bereit und entschlossen?" antwortete der Prinz in ernstem Tone und mit fester Stimme: „Ja wohl, mein Herr!" Die Behausung des Kaisers ist behaglich, elegant, aber von bescheidenem Umfange, so daß man nicht einem einzigen Gaste oder Freunde ein Zimmer anweisen könnte. Sie gehört einem Engländer, welcher für die ganze kaiserliche Familie die innigste Verehrung hegt. Im Contracte behielt er sich rin Zimmrrchen im ober sten Stockwerke vor, und bescheiden und lautlos schleicht er sich von Zeit zu Zeit dahin, glücklich, wenn er unter wegs einem der erlauchten Verbannten begegnet ist. WaS er an Möbeln und Kunstsachen nur aufbringen kann, stapelt er hier für seine Miether zusammen; die Kaiserin selbst hat mir ganz gerührt diese Details erzählt. Die kaiserliche Familie lebt äußerst bescheiden und beinahe kärglich. Mit den angeblichen Millionen und Ungeheuern Schätzen de- Kaiser- hat eS seine guten Wege. Wäre der Kaiser nicht mit seinen Almosen und Geschenken so freigebig gewesen, so könnte er allerdings heute über 60 Millionen besitzen; der Kaiser hat aber kein Vermögen. Ich fordere Jedermann heraus, zu beweisen, daß der Kaiser für seine Person auch nur ein Einkommen von 50,000 Franc- besäße. Er hatte kein Geld angelest; die wenigen Grundstücke, die er in Frankreich besaß, wie die MeiereivonVilleneuve-l'Etangy z. V., reichten kaum hin, zu bezahlen, waS man schul dig war, al» der 4. September plötzlich zum Abschlusse der Rechnungen zwang. Die bedeutenden Ländereien, die man in den Landes gekauft hatte» waren viel mehr ein Feld für landwirthschaftliche Versuche im Interesse der Gegend, al- eine vortbeühafte Eapital-anlage. Kurz, der Kaiser für seine Person hat nicht-, nicht- und ist noch ärmer, als der Graf Chambord, welcher für den ärmsten aller Prinzen gilt. Was die Familie noch hat, ist das Privatvermögen der Kaiserin, welche, was nur wenig bekannt ist, von Hause aus ein bedeu tendes Vermögen besaß; davon sind ihr aber höchstens 3M,OM Francs Rente geblieben, und auch diese Ein künfte sind nur schwer beizutrciben, da sie meistens von in Spanien gelegenen Grundstücken herrühren. Brauche ich noch daran zu erinnern, daß die Kaiserin alle ihre Juwelen verkauft hat? Eines TageS, fährt Cafsagnac später fort, sprach mir die Kaiserin tief gerührt von dcn Elsaß-Lothrin- gern. „Welch ein unglückliches Temperament", sagte sie, „haben doch die Franzosen! Jetzt lassen sie sich nur wegen Elsaß-Lothringrns zu der beklagenswerthesten Sentimentalität verleiten. Ich lese in den Zeitungen, daß die ComiteS mit ihren Patronessen noch immer zur Auswanderung drängen, und daß man mil rinep Art Stolz die Namen und die Zahl der Personen ver öffentlicht, welche für die französische Nationalität optirt haben. Ader sieht man denn nicht, daß man diese Provinzen entvölkert und daß jede französische Familie, welche auS einem Hause wezzieht, sofort durch eine deutsche Familie ersetzt wird? In einiger Zeit werden diese Provinzen von Grund au- ganz und gar deutsch sein, und wie wird man sie dann zurückvrrlangen kön nen? Werden rtwa die Bäume und dir Felsen sich nach un- zurücksehaen? Diese- System ist also rin ganz bejammern-wrrthrS. Die Absicht ist gut, aber die Wirkung eine verhängnißvollr. Sprechen Sie doch ja in diesem Sinne, tristen Sie Diejenigen, so in je nen Provinzen zurückgeblieben stad, und sagen Sie ihnen, daß sie eine traurige, aber patriotische Mission zu erfüllen haben: sie sollen die französische Tradition, dir Liebe zu Frankreich unterhalten, auf daß, wenn einst das Mutterland seine beiden schönen blonden Töch ter zu sich ruft, diese nicht etwa mit kaltem und frem dem Blick antworten: Aber ich kenne dich ja gar nicht!" Paul de Cafsagnac schildert, wie geachtet und ge ehrt er bei seinem Besuche die kaiserliche Familie in England gesehen, wie die englischen Offiziere die Kai serin grüßten und die Fahnen senkten, während der kaiserliche Prinz in Cadettenuniform und stolz zu Pferde rasch an der Flanke der Truppen vorbeiritt, begleitet von seinen jungen Schulkameraden. Nie in den besten Zeiten des Kaiserreichs sei eine Revue mit mehr Ehre vor sich gegangen, als diese im Lande der Verbannung. Diese Gastfreundlichkeit, die England der kaiserlichen Familie erweise, sei einzig in der Geschichte, sie sei großartig und rührend. Eine Stütze für Geschichtsforscher. Eine solche hat die englische Regierung in wahrhaft anerkennens- werther Weise allen Freunden der Sprcialhistorie dar- geboten. Die königliche Commission, welche eingesetzt worden ist, um in den Bibliotheken und Archiven des Lande- nach Manuskripten zu suchen, die Auskunft über Geschichte, Wissenschaft, Literatur, Sitten u. s. w. geben, hat bereits ihren.dritten Jahresbericht ver öffentlicht. Während der drei Jahre ihre- Bestehen- hat sie 250 Sammlungen geprüft und eine reiche Ernte gehabt. Ich letzten Johre sind 100 Sammlungen untersucht worden und wichtige Manuscripte ans Licht gezogen. Eine besonders interessante Sammlung ist im Bcjitzc des Herzogs v. Notthumberland, in d«r sich viele Handschriften au- dem 14. und 15. Jahr hundert befinden. Unter andern ist da der Waffen- stillstandSvrrtrag zwischen Douglas und dem Earl of Notthumberland au- dem Jahre 1389; ein Brief von
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