Dresdner Journal : 15.01.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187301156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730115
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730115
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-01
- Tag1873-01-15
- Monat1873-01
- Jahr1873
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- Dresdner Journal : 15.01.1873
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Hrsodoluonr -ggtied, wit ^usoubwo »er 8oou- and ksiorlag^ Xbevds Mr deu kotxsudeu 1^. Mittwoch, den 15. Januar. 1873 Ires-nerMurMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ! ' 1u^erut«ll»uL»bw» »u,MLr1»r Lalx^gi L>. L«a«drt«tt«', Lowmi—ionLr cle, Vraoduvr ^ouruul»; «b«vd— : I? Ln-k-r, Lu--» L'ort u. L. ?>e;/-r,- N»m- d—»-U,rU»-Vt«o-I,«ip»1»-ß—«I-Lr—1»u-rr»otütur1 «. N.r Laa»en«te,n ^vA/er, L-rtto -Vi«s - N»mdor» - karl ». U.-ULucL-m: ^/E«, LsrIL»: ^4. L<-tem<^er, L.^tbrectit, »r«meo: L'^c/itott«, Ur—t»u: L.8ta»!V«n'» Lüreau u. L. rrn^art ». U.: L'. ^ae-rr'sene u. L. /kerrmenn'uebv Luodb, /taube Lo., kr»»: Duckt».; Okswuiti: ^oiAt, k—t»: Lava«, LaMte, Luttier <e 6'0 , Visu: ^tt. O^e/iL, Stuere»rt: Laub« <0 Lo. Uerauaxederr LSaisl. ttrpsdiiiou de» Dresdner Journal«, Dresden, Uar^aretUeu^usss lio. 1. . . n————— —- - "————SS Nichtamtlicher Theil. llebersicht. Telegraphisch« Nachrichteu. Zeitungtschau. (Birn Public. — TempS. — Gazette de France. — Journal de Paris. — Journal des DöbatS. — Siecke. — Räpublique fran^atse. — Opdre.) TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. Osnabrück. Straß burg. Darmstadt. Wien. Paris. Madrid. London. Kopenhagen. Sofia. Rustschuk.) Ernennungen, Versetzuugen ic. im öffeatl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialuachrichten. (Löbau.) vermischte-. Statistik und VolkSwirthschaft. Feuilleton. Inserate. LageSkalruder. Börsennach- richten. Beilage. Lotteriegewinnliste vom 13. Januar. Inserate. Telegraphische Nachrichten. Berlin. DienStag, 14. Januar. Nachmittags. (W. T. B.) In der heutigru Sitzung deS Abgeord netenhauses gelaugte zur Anzeige, daß ein Schrei- den deS Ministerpräsidenten Grafen v. Noon an den Präsidenten v. Forckenbeck ringegangev ist, welches mittbeilt, daß daS Entlassuvgsgcfuch deS Ministers für die landwirthschaftlichen Angelegen heiten, v. Selchow, gestern von Sr. Majestät an genommen und der Oberpräfident der Provinz Po sen, Graf KönigSmarck, zu dessen Nachfolger er- nannt worden ist. Wien, Montag, 13. Januar, AbendS. (Corr.- Bur.) Wie die „Neue freie Presse" erfährt, hat der Finanzmiuister Baron de PretiS zur Ein bringung einer die Aufhebung der Jaseratensteuer betreffenden Gesetzvorlage die kaiserliche Genehmi- guug erhalten. Paris, Montag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Gegen die Bonapartistischr« Journale sol len, der „Aaeuce HavaS" zufolge, von Seiten der Negierung Maßregeln in Aussicht genommen sein. Rach derselben Quelle wäre eS alS gewi- auzu- nehmen, daß der Marschall Mac Mahon Versailles nicht verlassen wird. (Bgl. unter „Tagesgeschichte".) Versailles, Montag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Der Präsident Grövy machte in der heutigen Sitzung der Nationalversammlung die Mitthrilung, daß die Antragsteller der Jnterpella- tion über die Entlassung Bourgoiug'S mit der Regierung dahin übereingekommev seien, die Fest setzung eines LageS für die Beantwortung der In- terpellation bis zur Mittwoch hinauSzuschiedeu. (Bgl. unter „TageSgeschichte"^) Larry berichtete über die Unterredungen deS Präsidenten ThierS mit den Mitgliedern der ersten Subcvmmisfion deS Dreißi- gerauSschuffeS. DaS Ergebniß soll geheim gehal ten werden, bis der Präsident sich von Neuem vor der Commission hat vernehmen lassen. Die Petitionscommission hat heute über die Petition des Prinzen Napoleon (seine Ausweisung aus Frankreich betreffend) brrathen und den Drpu- tirten Depeyre, welcher derselben günstig gestimmt ist, mit 11 gegen 4 Stimmen zum Berichterstatter gewählt. Brüssel, Montag, 13. Januar, Abend«. (W. T. B.) Die Negierung wird, wie di« „Indien- dance Helge" erfährt, zu der projectirteu Abtretung der luxemburgischen Eisenbahn ihre Ermächtignug nicht rrtheilev. Fruilltto«. (Redigirt von Otto vauck.) Literatur. Grillparzer's sämmtliche Werke. Stuttgart, Cotta 1872. Bd. IV-X in 8°. Ungefähr ein Halbjahr nach dem Erscheinen de» ersten Bandes der GesammtauSgabe der Grillparzer- schrn Werke ist verflossen, und es liegt dieselbe durch die Sorgfalt der thätigen Verlag-Handlung bereits voll ständig au-gedruckt vor uns. Der IV. Band enthält da» bekannte, zu Wien am 19. Februar 182S zum ersten Male aufgeführte Drama „König Ottokar'S Glück und Ende" und ein für eine kaiserliche Vermählung bestimmt gewesenes, aber erst am 28. Februar 1828 aufgeführte- Trauerspiel: „Ein treuer Diener seines Herrn" betitelt. Das erstgedachte Stück, das erste wahrhaft vaterländische Schauspiel, welche- die Wiener Bühne aufgeführt hat, ward mit solcher erstaunen-- werthen Spannung begrüßt, daß am ersten Tage (19. Februar), wo die Wallishauser'sche Buchhandlung da-selbe auSgab, über 600 Exemplare verkauft wurden. Trotzdem aber daß diese Dichtung eine ttefpolitische Be deutung hatte und die Figuren meisterhaft gezeichnet waren — bet der Bildung der Ottokarfigur hatte Grill parzer Napoleon l. im Auge gehabt —, trotzdem daß e» eine Verherrlichung Rudolph von Hab-burg'-, de» Gründer- der Dynastie, ist, war da- Stück den damals die Geschicke Oesterreichs leitenden Männern unbequem, man stützte sich damals gern auf die einzelnen, verschie denartigen Völkerschaften de- Reichs, und es paßte in dieses System nicht, daß die Unterwerfung Böhmen- unter da- deutsche Macht- und Eulturgebiet gefeiert ward, dem tschechisch verbliebenen Theile Böhmen- sollte die Erinnerung an Ottokar'» Niederlage erspart wer- Amsterdam, Montag, 13. Januar, AbendS. (W. T. B.) Rach Meldungen au« dem Haag be reitet der Eolonialminister jetzt weiter« Maßnah men wegen Ausführung des Eisenbahnnetze» auf der Insel Java vor, und hat sich zunächst auf Ver anlassung desselben ein Comits von angesehene» holländischen und deutschen Firmen gebildet, »elcher nach Zuziehung technischer und juristischer Fach männer einen detaillirten Finanzplau ausarheite« wird, auf Grund dessen die Negierung, im Kall der Urbereinstimmung, dem Counts die Concesstoa zur Erbauung und Ausbeutung deS Eisenbahn netzes verleihen würde. Nom, Montag, 13. Januar. (W. T. B.) Durch den Präsidenten deS hiesigen dentscheu Vereint wurde heute dem Papste eine Neujahrsglückwunsch- adresse überreicht. Der Papst erwiderte: mit solch«« Muthe und Gottvertrauenset eine Besiegung dnrch die Gewalt deS TevfelS nicht »u befürchten, und fügte, an daS rageSevangelinm (Jesus in der Syna goge predigend) erinnernd, hinzu: Auch ich möchte zu den Großen der Welt sagen: si mLle looulus «uw, testimovium porkitr« cle malo; si sutsm dsne, eur wo caeclis? Wenn ich nur Wahr heit sagte, warum schlagt Ihr mich, indem Ihr Orden aufhebt, Kirchengut usurptrt, Euch nicht Gehörendes nehmt? Aber sie sind fähig, Zeugen zu bringen, daß ich schlecht gesprochen. Jesus will die Souveräne und die weltliche Regierung geachtet wissen; aber er legte auch in ihre Hände Degen und Waffen zum Schutze der Unterthanen und der Religion, nicht um dik Kirche zu verfolgen! Aber nicht blos die Kirche, auch die Moral wollen sie zerstören; sie wollen den Unterricht in den Händen haben, wollen, daß die Ju gend in ihrer Art belehrt werde. Jesus sagte nicht zu den Souveränen, sondern zu den Dienern der Kirche: 1te, äoootö omnes gontes! Die Kirche hat ein gehei ligtes Recht auf den Unterricht. Für den Kaiser Napoleon soll auf Befehl des Königs eine zwölftägige Hoftrauer angelegt werden. Ju Florenz ist eine Subscription eröffnet zum Zwecke der Veranstaltung einer Leichenfeierlichkeit für den Kaiser in der Kirche Mento Croce. Kopenhagen, Montag, 13. Januar, AbendS. (W.T. D.) Der Cultvlmivister C. C. Hall den- tete in der heutigen Sitzung de» LolkSthiugS auf die Möglichkeit der Auflösung der Versammlung hin, da feiten der Linken die Erklärung abgegeben wurde, sie werde bei der zweiten Lesaug del Schul gesetzes gegen die Negiervugtvorlage stimmen. (Bgl. unter „Tagrsgeschichte.") St. Petersburg, Montag, 13.Januar. (W. T. B.) Da« für daS russische Kaiserreich pro 1873 aufgestellte Budget weist uicht allein kein Deficit, sondern noch einen Einnahmrüberschvß auf. Der Geh. Rath im russischen Miuisteriu« des Aeaßern, v. Westmanv, ist zum wirklichen Geh. Nath ernannt worden. Nustschuk, Montag, 13. Januar. (Tel. der N. fr. Pr.) Gestern Abend wurde auf Befehl deS Großwefirs die griechische Kirche wieder geöffnet. (Vgl. unter „Tagesqeschichtc.") Bulgaren üversitleu die zur Abendandacht versammelten Griechen und zertrümmerten Thüren und Fenster. Ein Todter, mehrere Verwundete blieben auf dem Platze. Die Aufregung ist groß. Die Garnison ist confignirt. DreSdeu, 14. Januar. Der Tod des Kaisers Napoleon lll. wird von der französischen Presse im Allgemeinen mit großer Mäßigung und jener rücksichtsvollen Zurückhal tung besprochen, welche man dem Unglücke und schweren Schicksalsprüfungen gegenüber gern walten läßt. Ueber den Einfluß, den Napoleon'- Hingang auf den Bestand der Bonapartistischrn Partei und deren Bestrebungen ausüben werde, gehen die Ansichten der verschiedenen Preßorgane weit auseinander: ein Theil wirft den Bvnapartismus mit seinem Herrn und Meister zu den Todten, ein anderer glaubt an des Systems ungeschwäch- ten Fortbestand und den schließlichen Triumph seiner Ideen. Zu jener Anschauung neigt sich namentlich auch das „ Bien Public , das officiöse Organ der Prä sidentschaft, indem es dem sonst so bitter angeseindeten Todten folgenden Nachruf widmet: „Man beugt sich vor den erhabenen Lehren der Vorsehung, vor dem Exil, in welchem jener Königssohn starb, der als Kind schon in der Verbannung lebte, als Kaiser triumphirte, dann besiegt, zum zweiten Male vertrieben wurde. So viel Abenteuer und Anstrengungen, so viel Kämpfe und Blutvergießen, so viel Glanz und Ruhm, und soviel Elend, alle Schmeicheleien und alle Schmähungen, aller Beifall und alle Verurtheilung: all' Dieses zieht sich vor der Schwelle des Gemachs zurück, wo die Gattin und das Kind an der Leiche des Vaters beten. War er groß durch sich selbst? Vielleicht. Jedenfalls hat er einen großen Platz eingenommen, eine große Rolle gespielt, an große Dinge gerührt. Für heute nur ein Wort. Es gab eine Zeit, wo der Kaiser glauben konnte, wo Einige glaubten, daß die Geschicke Frankreichs und die seinigen unauflöslich mit einander verbunden seien. Es war nicht blos zur Zeit deS Triumphs, auch in der Stunde der Prüfung. Nach Sedan schien es, als ob Alles sich einem Abgrunde zuwälze: Kaiser, Kaiser reich, Frankreich. Das Kaiserreich ist verschwunden, der Kaffer ist im Exil gestorben, Frankreich lebt. Be wegt, aber ruhig vernimmt dasselbe den Hingang des Mannes, der es zwanzig Jahre lang nach seinem Willen, nach seinen Launen regierte." — Daß mit dem Tode des Exkaisers der französischen Regierung ein sorgen schwerer Stein von der Seele gewälzt worden, das leuch tet noch deutlicher aus den Betrachtungen des „ Temps " hervor, eines der Präsidentschaft ebenfalls nahe stehen den Organ-. „Unempfindlich gegen seinen Fall und das Unglück Frankreichs, vielleicht betrübt, dasselbe ohne ihn sich wieder erheben zu sehen, ist Napoleon zweifel los voll von Chimären und Hoffnungen dahingegangen. Mau darf überzeugt sein, daß die Ehimären es ver suchen werden, ihn zu überleben, aber das thut nichts. Worauf es ankommt, ist, daß Frankreich von der Bo- napartistischen Thorheit für immer geheilt sei, und es hat seine Heilung gewiß theurr genug bezahlt, um sich vor jedem Rückfall zu hüten. Es wird sich in Zukunft die Rothen und Föderalisten fern zu halten wissen; eS wird nicht abdanken und sich nicht mehr unter das Joch der Sklaverei beugen. Die unvermeidliche Folge von Na- poleon's Hl. Tode wird übrigens d»e sein, der durch seinen Namen allein zusammengehaltenen Partei allen Zusammenhang zu rauben. So lange er lebte, konnte man auf einen Putsch gegen dir Gesetze, auf eine neue Ausgabe von Straßburg und Boulogne gefaßt sein. Diese Eventua lität, welche übrigens nicht sehr zu fürchten war, ist ver- verschwunden, denn der Exkaiser hinterläßt nur auflö sende Einflüsse." — Einer ähnlichen Anschauung scheinen auch die Legitimisten zu huldigen; die „Gazftte de France" ruft wie erleichtert aus: „Der Kaiser ist todt und mit ihm daS Kaiserreich!" und bemerkt dann weiter: „Seine Kriege und seine Plebiscitr, seine Er folge wie seine Niederlagen, Alles hat Consequenzen nach sich gezogen, die lange noch auf unserer Zukunft lasten werden. Bei der Beurtheilung des Kaisers ist Zweie lei zu unterscheiden: die persönlichen Eigenschaften Napoleon's 111. und das Regierungssystem, welches er dem Lande auferlegte und mit wuchtiger Hand aufrecht erhielt. Für jene sind wir zur Nachsicht geneigt, für das letztere nicht, denn wir fühlen, daß noch in diesem Augenblicke jenes System unsere innere Sicherheit be droht."— Mit würdiger Mäßigung läßt sich auch das Organ der Orleanistischen Partei vernehmen; das „Journal de Paris" schreibt: „Es möge Gott nicht gefallen, daß wir die gegenwärtige Stunde wählten, um gegen das Andenken dos Verstorbenen auch nur Bitteres, geschweige denn Beleidigendes zu schreiben. In diesem Augenblicke waltet in uns das Mitleid vor jedem anderen Gefühle. So muß man auch den Mann selber nicht für alle begangenen Fehler und daraus her vorgegangenen, unberechenbaren Unglücksfälle verant wortlich machen.s Persönlich besaß er gute Eigenschaften; die ihn kannten, bezeugen es. Er war großmüthig und von milder Gesinnung; in mehr als einer Beziehung liberale Ideen und vor Allem Lelleitäten. Er war mehr, weit mehr werth, als seine Regierung. Der wahre Schuldige ist das System, zu dessen Vertreter ihn seine Geburt machte und an welches sich eine Art geschichtlichen Perhäng- msses zu knüpfen scheint. Wir wissen nicht, was die Zukunft uns beschicken hat, aber wir wissen, was die Vergangenheit uns gebracht hat; nnd wir können nicht vergessen, daß wir, um zwei Kaiserreiche mit zwei von einander sehr verschiedenen Kaisern gehabt zu haben, drei Invasionen erleiden mußten." — Ganz auf der Höhe des mit ebenso viel Geist wie Mäßigung redi- girten Blattes hält sich der Nachruf, welchen das „Journal des Döbats" den Manen des fo lange und hartnäckig von ihm bekämpften Todten widmet. „Durch welche Folge unerhörter Ereignisse mußten wir nicht dazu vorbereitet werden, um diese Nachricht mit Gleichmuth aufzunehmen? Nicht allein wird man weder erschreckt, noch verwirrt sein, sondern es drängt sich, ohne die jedem Tode schuldige Achtung zu verletzen, gleich der Gedanke auf, daß durch diesen Tod gerade eine Ursache der Verwirrung und Zwietracht unter drückt wird. ... Es ist kein Unglück für Frankreich, wird man sich bei der Nachricht von Napoleon's IU. Hingang sagen. Welche Ueberraschung und welche Ver geltung! Jener Mann war die große Illusion unseres Landes, welches seine Illusionen ins Verderben getrie ben haben. Wie Viele glaubten nicht, so lange er glücklich war, an sein Genie und an seinen Stern. Die Masse des Volkes träumte mit ihm; das Erwachen war schrecklich. ... Nie hatte ein Mann ein so seit sames Geschick, von so außerordentlicher Wandelbar keit. Der Ausgang dieser Existenz ist so düster und elend, daß mau unwillkürlich von Mitleid ergriffen wird. Aber Frankreich hat mit seinem Blute so viel Thränen vergossen, daß ihm für den hauptsächlichsten Urheber derselben keine mehr übrig bleibt. Es ist jetzt nicht der Augenblick, über ihn zu urtheilen, dazu wird eS immer noch Zett sein. Die Stunde des Todes ist heilig. Doch daran können wir erinnern: Napoleon hatte zu seinem Gebrauche eine ganz besondere politische Ver antwortlichkeit organistrt. In einer jener Reden, in welchen er die Nation in seiner Person absorbirte, sagte er, er werde „„zu Richtern Gott, sein Gewissen und die Zukunft Haden"". Diese Justiz, von welcher er sich ohne Zweifel noch weit entfernt glaubte, hat ihr Amt begonnen. Gott und die Geschichte haben ihr Buch geöffnet. Sie können ihm sein trauriges Ende, die Butze anrechnen, welche er schon lebend erlitt und welche die Träume des rächenden Poeten übersteigt. Sic wer den ihm seine achtungswerthen Eigenschaften, seine Milde, seine Güte anrechnen, welche einen sonderbaren Contrast mit den blutigen, fortan seinem Namen anklebenden Eigenschaften bilden, die auf Frankreich, selbst wenn es sich wieder erhebt, drückend lasten werden. „ „Das Kaiser reich ist der Kaiser"", sagte eines Tages einer unsrer Freunde und Meister, Saint Marc Girardi», „„es hat keine andern Institutionen, als ihn"". Das Kaiser reich ist also heute gestorben und bestattet, ohne leider etwas Anderes hinter sich zu lassen, als Ruinen. Jetzt wenigstens ist das Kaiserreich der Friede, der Friede des Grabes." — Diesen durchweg maßvoll gehaltenen Auslastungen der regierungsfreundlichen und conserva- tiven Organe gegenüber hat es sich nur die demokra tische und ultraradicale Presse nicht nehmen lassen, an gesichts des offenen Grabes schon mit heftiger Rück sichtslosigkeit über das Andenken des Verstorbenen her zufallen. So macht das „ Siöcle" aus seiner Freude den, obwohl derselbe eigentlich ein Reformator im deut schen Sinne gewesen war, und de-halb hätte man das Stück lieber verboten, und da die- nicht gut anging, so führte man eS von 1839 bis 1856 gar nicht mehr auf, und erst seit diesem Jahre, wo man es wieder auf das Repertoire setzte, brachte eS eine nachhaltigere Wir kung hervor. Dies lag theils in der erweiterten poli tischen Bildung de- Publicum-, theils in dem Darstel ler der Haupttolle. Früher hatte diese L. Löwe gegeben, der vorzüglich den ersten Act zu außerordentlicher Wir kung gebracht hatte, allein der spätere Darsteller, Jos. Wagner, der zwar im ersten Theile schwächer wirkte, wußte dagegen den zweiten durch seine stufenweise Dar legung der tragischen Gedanken und Momente zu einem Liefern Eindruck zu gestalten, was seinem Vorgänger, für dessen Naturell die nach innen gehende Entwicke lung deS Ottokar'schen Charakter» nicht paßte, nicht gelungen war. Da- oben genannte zweite Stück fand bei seiner Aufführung eine Aufnahme, wie sie kein an dere» Drama Grillparzer's wieder erfahren hat; L. Löwe, welcher den wüsten Herzog v. Meran darin vorzustcllen hatte, übertraf sich selbst, und gleichwohl verhinderte man die Wiederholung deS Stücke», ja man untersagte den Druck desselben, der Dichter selbst sollte sogar keine Abschrift davon behalten, warum? ist geradezu ein Räthsel, denn da- Trauerspiel ist mehr al» loyal, so daß die Kritik die Hauptfigur desselben, den BancbanuS, damal» geradezu al» servil bezeichnet hat. Möglicher weise wollte man diese Art naturgemäßer Legalisirung «ine» Aufstandes in Ungarn nicht auf der Bühne sehen, um nicht etwa zu Nachahmungen aufzumuntern. Der V. Band enthält die Tragödie „Hero und Lean der" unter de« etwa» maniertrten Titel „de» Meere» und der Liebe Wellen". Am 5. April 1831 ward e» zum ersten Male im Wiener Burgtheater aufgeführt, allein obgleich Frau Rettich Alles aufbot, die Haupttolle im Sinne des Dichters zur Geltung zu brinzen, gelang es ihr doch nur in den ersten drei Acten, die zwei letzten wirkten nur schwach und der Gesammteindruck war un befriedigend, so daß das Stück bald wieder vom Reper toire verschwand. Erst Frau Bayer-Bürck, welche 1851 die Hero spielte und allerdings wie keine zweite Dar stellerin für die Grazie griechischer Frauen geeignet war, wußte den Charakter ihrer Rolle, d. h. die sinnige Hingebung an die Sinnenwelt so «iederzu- grben, daß die Zuhörer unwillkürlich in die Atmo sphäre de» griechischen Gefühlsleben» versetzt wurden und das Stück nun erst einen durchgreifenden, sich bi- zum Schluffe steigernden Erfolg hatte. Allerdings hat dieses LirbeSdrama, in welchem der Dichter, was die Schilderung weiblicher Charaktere anlangt, sicher Schiller'» so nahe gekommen ist, wie kein zweiter deut scher Dramatiker nach ihm, eigentlich nur in Oester reich einen so außerordentlichen Erfolg gehabt, so daß e» fast scheinen möchte, al» sagten Charaktere wie Hero und Sappbo dem Charakter de- österreichischen Publi cum» mehr zu, al- z. B. dem norddeutschen. Derselbe Fall ist r» mit dem zweiten in diesem Bande enthal tenen Stücke „Der Traum ein Leben", da- am 4. Oc- tober 1834 zum ersten Male im Burgthrater aufgeführt und mit großem Beifall ausgenommen ward. Grill parzer wählte zu seinem Stoff die Fiction einer Be gebenheit, die sich erst am Schluß al- Traum entpuppt, wa- freilich manchem Zuschauer entgangen sein dürste. Diese kühne Ueberraschung de- Publicum» hatte aber, außer in Wien, nur noch in Hamburg, wo da» Publi cum seit Schröder'» Zett her in Beurtheilung von Theaterdingen geübt war, Erjolg, auderSwo sprach e» nicht an. Sonst enthält derselbe Band noch da- we niger gelungene dramatische Märchen, „Meiusina" und Fragmente eines unbeendet gebliebenen Trauerspiels „Hannibal". Der VI. Band enthält das am 6. Mai 1838 zu erst aufgeführte Lustspiel „Weh' Dem der lügt", welches aber namentlich durch die Figur deS halb thierischen Galomir, einer Nachbildung de» Shakespeare'schen Ka- liban, und dem gänzlichen Mangel an wahrhaft komi schen Elementen — denn die darin vorkommenden Charaktere sind eigentlich mehr wunderlich als komisch oder überhaupt interessant — fast FiaSco machte und nur zwei Mal wiederholt ward. Weit höher steht das bisher noch nicht aufgeführte Trauerspiel „Libuffa", welches wohl aus politischen Gründen dermalen nicht auf die Bühne zu dringen sein dürfte, ganz abgesehen von der Frage, ob eine Bühne überhaupt ein so glück- lich zusammenstimmendes Theaterpersonal für die Haupt figuren, wie die» hier absolut erforderlich ist, aufzu weisen haben wird. Die Fragmente de» Trauerspiels „Esther", welche den Band schließen, geben keinen sichc, n Anhalt, wie der Dichter den etwa» heikler, Stoff bewältigt haben würde. (Schluß folgt.) Archäologie. Bei Hanau hat sich eine Fundstätte römischer Alterthümer ergeben. Wahrscheinlich war dort nicht nur ein Römerbad, sondern auch ein mili tärische» Lager, sicher ein Tobten seid. Einen Hildes heimer Silbrrfund hat man nicht gemacht, aber gleich wohl herrliche Thon-, Glas- und Metallarbeiten ge wonnen, die für dir Kunstgeschichte von Bedeutung find. Dir Ausgrabungen werden im kommenden Früh jahr fortgesetzt werden und müssen da zu Ende gehen, weil daS alte römische Grabseld ein nutzbarer Wald werden soll. Inzwischen werden die aufgrfundenen Münzen von einem tüchtigen Kenner und eifrigen Sammler, Gymnasiallehrer l)r. Souchter in Hanau,
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