Dresdner Journal : 19.04.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-04-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187304197
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730419
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- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730419
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-04
- Tag1873-04-19
- Monat1873-04
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- Dresdner Journal : 19.04.1873
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W 8S. 187» Sonnabend, den 19. April ^dovoewvLt-prvl»»: Im L«tvL«l ILdrUcd . . . S 1'lUr. kMrUcli: 1 IPIr. 1b Iuk^»o»«ll tritt jLNrliel» L 1^»Ir 8t«mpel8edüt»r, »im««rd»1d ltv» 6eut»etl«u Ksicbv» koit- uvü Livisws l^umwerQ: 1 I 'jxr.^8t<rmp«Iru8ot»I»8 bimu. l»»er tenprsli»«: kür 6eo L»um «wer seep^lteovo 2eilo: 1^4 v»t«r „Lill^ee^iiät" äiv 2«ile: 3 U^r. Lrsekeioenr * 1'Sgliod, mit ^vsuLtlms 6er 8oan- uvä k'eivrtsxe, deoäs tttr ävo kolxeoävo 1^. DreMerZmimal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Iueer»1en»»n«kme »u8«Lrt»r l-rlpriz: />>. Lran«/«t<tter, OowmissiouLr äe» * Oresäosr ävuro»!»; ed«oä»s.: LuAfn /ort u. L />«r/er^ Usiobur^-Nerlio- Viso-I.«ipri8-Lü»<!l-Lr«>lLu-rr»u!ltllrtL H : //ua«en«/et»» <0 Loyikr, L«rUo-Vi«o-H«mdnrx-kr»8-l,viprix-k'riu>k- kort ».»-»üocdso i ^K<t. Alus^e, LvrUu: /»'clenie^er, /nvattär-ictanz, // tttdrrctit, Nremso: L Kc/i/o<te,' Lre»- I»o: F.>?tu»Aen'sLäreau; Vkomvits: />. krank- lurt». N : F ,/«eAer'»c>E u ./, d'. //< r«ia»in'scs>e Uuetik , Duude F ^'o.; vörlitr: , U«unov«r: / k»ri» /t«//«>r>t 0«.; 8tuttx»rt: /)aubs d'o, ^>üä«/ -ttn»«nce» A«>ea», Vivoi ^4i. tler»u8sseder: ' Läowl. blxpeäitioo äes Oresäoer äouro»Is, Oresäeo, UltrAitrvtkengu«»« Lio. 1. »ii > .7// .7': Amtlicher Theil. Dresden, 18. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute eine zur Weinbergs- bcsitzung Ihrer Majestät der Königin Marie gehörige Billa bei Wachwitz bezogen. Dresden, 5. April. Se. Majestät dir König haben allergnädigst zu genehmigen geruht, daß Carl Gudera zu Leipzig den ihm verliehenen Tunesischen Orden ^isotran ei 3ftilili»r III. Classe annehme und trage. Verordnung, die Revision der Wahllisten für die Landtagswahlen betreffend. Da im Laufe dieses Jahres die erforderlichen Er gänzungswahlen für die Ständeversammlung vorzu- nrhmcn sind, so werden alte nach 8 23 des Wahlge setzes vom 3. Dezember 1868 mit Führung der Listen der Stimmberechtigten beauftragten Organe hierdurch noch besonders darauf hingewiesen, daß diese Listen im Laufe des Monats Juni einer allgemeinen Revision zu unterwerfen sind und sofort im Anfänge des ge nannten Monats die in 8 11 der Ausführungs Ver ordnung zu dem Wahlgesetze vom 4. Dezember 1868 vorgeschriebene Bekanntmachung zu erlassen ist. Auch werden alle Obrigkeiten auf die Vorschrift in §9 der angezogenen Ausführungs-Verordnung, wonach sie von allen ihnen bekannt gewordenen Fällen einer Entziehung der Stimmberechtigung den mit Führung der Wahllisten beauftragten Organen Nachricht zu geben haben, hiermit ausdrücklich aufmerksam gemacht. Gegenwärtige Verordnung ist in allen Amtsblättern alsbald zum Abdruck zu bringen. Dresden, am 16. April 1873. Ministerium des Innern. v. Nostitz^Vallwitz. Fg. Bekanntmachung, die diesjährigen Wvllmälkte betreffend. Die diesjährigen Wollmärkte in Sachsen fallen in Reichenbach auf den 9. Juni, in Bautzen - - 11. - in Dresden - - 12. - in Leipzig - - 13. u. 14. Juni. Dresden, am 16. April 1873. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe nnd Handel. Schmaltz. Fromm. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Straßburg, Donnerstag, 17. April, Abends. lW. T. B.) Die Beigeordneten Goguel, Hüber und Weyer haben daS ihnen von der Regierung gemachte Anerbieten abgelebnt, ihren Rücktritt von dem durch sie mitunterzeichneten Proteste gegen die Amt»- rntsetzung des Bürgermeisters Lauth und die com- miffarische Verwaltung des Bürgermeisteramtes durch den Polizeidirector Back schriftlich oder auch protokollarisch zu erklären, und find deshalb heute vom Amte suSpendirt worden. (Vgl. unter „Tages- geschichte".) Mannheim, Donnerstag, 17.',April, Nach mittags. (W. T. B ) Bei den in vergangener Nacht hier stattgehabtrn Unruhen (vgl. unter „ Ta- gesgeschichte") erfolgte ein Einschreiten de« Mili tärs erst dann, als bereits drei große Bierbraue- reirn zerstört waren und das Einschreiten der Polizei gegen die Tumultanten, welche das Zer- störungvwrrk an der vierten Brauerei begannen, sich ohnmächtig erwieS. Es wirb für heute Abend eine Fortsetzung der Unruhen befürchtet und find deshalb die geeigneten Vorkehrungen dagegen ge troffen worden. Eine auf heute anbcraumte Volks- Versammlung wurde von der Polizei verboten. Mannheim, Freitag, 18- April. (W. T. B.) Der gestrige Tag ist ruhig verlaufen. Die Stra ¬ ßen waren von einer Menge Menschen gefüllt, zahlreiche Militärpatrouillen hielten aber die Ord- nung aufrecht Ein plötzlicher Brand gab der all- gemeinen Aufregung eine andere Richtung. Wei tere Ruhestörungen sind unwahrscheinlich, weil die Brauer den Aufschlag auf den Preis deS BiereS herabgesetzt babeu. Wien, Freitag, 18. April, Vormittag». (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Erzherzogin Gisela voll- zieht heute Mittag, wie eS das HauSgeseh vor- schreibt, den Revers über den feierlichen Verzicht auf ihre Erbrechte und Nachfolgerrechte in Anwesen heit ihres Vaters der Erzherzöge, ihre» Bräuti- gam», deS Prinzen Leopold von Bayern, dis Mi- nisterS deS kaiserlichen Hause» Grafen Andraffy, des bayerischen Gesandten Grafen v. Bray und der Geh. Räthe. Rom, Donnerstag, 17. April, Abend». (W. T. B.) Im Befinden deS Papste» ist im Laufe de» Tage» eine Besserung nicht eingetrrten. Dem „Fanfulla" zufolge ist gestern ein Courier von hier abgegangen, Welcker den deutschen Bischöfen für den Fall des Ablebens de» Papste» nähere In structionen üdrrbriugt. Wie dec „Offervatore Ro- mano ' meldet, hat der Papst heute in Privataudienz den französischen Botschafter, Grafen Bourgoing und den General du Temple empfangen. (Vgl. un ter „Tagesgeschichte".) London, Freitag, 18. April- (W. T. B.) Aus Singapur vom gestrigen Tage geht den ,,Daily News rin Telegramm zu, welches meldet, daß die Holländer zwei Forts der Atsckinesen genommen haben. Der Angriff auf da» Hauptfort mißlang und endete mit einer Scklappc dec Holländer. Der Kampf war blutig. General Köhler, der Com- Mandant der Expedition, ist gefallen. Der Ge- sammtverlutz der Holländer beträgt über 1W Mann. (Vgl. die „Tagrsgeschichte" unter Haag.) St. Petersburg, Freitag, 18. April. (W. T. B.) Der Kaiser bat daS neue Reglement über das Eisenbahnconcessionswesen genehmigt. Netschajew, dessen Selbstmord in Ustjoga ge- meldet wurde, ist nickt der bekannte Verschwörer Netschajew. Letzterer wird erst im Verlaufe de» Sommers, dem bestehenden Reglement gemäß nach Sibirien tranSportirt wer dein Nachrickten aus Khiwa zufolge sind dort, trotz der gerüchtweise gemeldeten Auslieferung der rus- fischen Gefangene» und der Einkerkerung deS rus- senfeindltcken Ministers, die antirusfischen Bestre bungen nicht beseitigt. Dresden, 18. April. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" constatirt heute, daß mit den in diesen Tagen mitge- theilten Bestimmungen über die Uniformverände rungen im bayerschen Heere ein wesentlicher Ab schnitt in der Herstellung der Einheit des deutschen Heerwesens auch äußerlich erkennbar erreicht worden ist. Die innere Umwandlung der bayerschen Truppcnkörpcr habe sich seit der Herstellung des Friedens Schritt für Schritt langsam, aber mit unbedingter Zuverlässigkeit vollzogen. Wie die innere, so beruhe auch die äußere Neugestaltung des bayerschen Heeres durckweg streng auf den preußischerscits dafür ausgestellten und in großen Tagen bewährten Grundsätzen. „Das Wesen jener Hcereseinheit" — sagt die „N. A. Z." — „ist erreicht, welche noch vor einem Jahrzehcnd als utopischer Traum erschien, ist selbst in den Formen so weit erreicht, daß die bei einzelnen Waffengattungen noch verbliebenen Bekleidungruntcrschiedc daneben nickt mehr ins Gewicht fallen. Dieser Unterschied beschränkt sich in der Haupt sache nur auf die Infanterie. Die Reiterei des ge- sammten deutschen Heeres zeigt eine so große Mannich- faltigkeit in Uniformen und Kopfbedeckungen, daß die bayerschen Reiterregimenter darin kaum noch eine Aus ¬ nahmestellung Halen. Die Specialwassn nnd Branchen stimmen in den Uniformen zirmlick genau mit den preußischen überein. Die im 8 5 des Versailler Vertrages vom 23. November 1870 bayerschersetts eingegangenen Verpflichtungen sind somit mit jener über jeden Zweifel erdabenen Loyalität erfüllt worden, welche Se. Majestät König Ludwig 11. den Interessen des Gesammtvaterlandes jederzeit bewiesen hat. Die Heiligkeit deutschen Fürstenwortes als ruhmvolle Aus nahme preisen zu wollen, wäre eine Versündigung an dem Geist der Nation nnd an der Geschickte unserer Tage. Aber die unerschütterliche Treue, mit welcher König Ludwig zu Deutschland, zu Kaiser und Reich gestanden, wird allezeit vom deutschen Volke nm so dankbarer anerkannt werden, je größer nächst der preu ßischen die Opfer sind, welche die baycrsche Krone der Einheit des Reiches dargebiacht hat. In der ganzen geschichtlichen Entwicklung der deutschen Einheit ist dies seits niemals Werth auf die Form gelegt worden. Die an das Zellparlament am 23. Mai 1868 gerichtete Thronrede betonte ausdrücklich, daß das im deutschen Volke lebende brüderliche Gefühl der Zusammengehörig keit von der Form nicht abhängig ist, die ihm zum Ausdruck dient. Was vom Ganzen, gilt auch vom Einzelnen, und nachdem die innere Einheit des deutschen Herres sich in den Tagen höchster Gefahr so glänzend bewährt hat, mag der letzte Rest äußeren Unter schiedes, soweit sich derselbe in Uniform- und Bcklei- dungSadweichungen dar stellt, getrost von den einstigen Erfordernissen praktischer Nothwendigkeit abhängig ge macht werden, wie sich ja der ganze Bau unserer Ein heit nicht nach der Theorie, sondern nach praktischer Nothwendigkeit und Erfahrung gestaltet bat." Die russische Expedition nach Khiwa gicbt neuerdings, wo die Parlamentsserien den Stoff der englischen Blätter einigermaßen beschränken, wieder vielfach Anlaß zu Erörterungen. Der „Spcctalor" deutet daraus hin, wie Rußland unermüdlich seine Macht gegen Persien, Indien und die Türkei ausdehne, und bemerkt am Schlüsse: „Rußland hat sich lange auf einen Schlag im Osten gerüstet, und cs rüstet sich noch immer. Es wird diesen Schlag führen, sobald es ge nügend vorbereitet ist, und wenn wir nickt ebenfalls genügend gerüstet sind, so wird ihm das Spiel gewon nen sein."— Die „ Morn in gp oft " bespricht die Mög lichkeit, daß Abdul Rhaman erncs sckönen Tages eine große Erhebung in Afghanistan anschürcn könnte, und dringt darauf, daß England in solchem Falle Schir Ali, dem heutigen Herrscher des Landes, energische Hilfe leiste. Zur Begründung dieser Forderung wird darauf hingewiesen, daß England in neuerer Zeit von seiner früheren Politik, Denjenigen, der sich die Herrschaft von Afghanistan erobere, ohne Ansehen der Person anzucrkcnnen, abgewichcn sei, den heutigen Emir mora lisch und pccuniär unterstützt uud in den letzten Unter handlungen mit Rußland nicht einfach von dem Herr scher des Landes im Allgemeinen, sondern von Schir Ali persönlich gesprochen habe. „Unter solchen Umstän den — sagt die „Post" — stellt sich nicht nur die Noth wendigkeit heraus, Lchir Ali beizustehen, sondern es entsteht auch die weitere Frage, ob England nicht unter den Bedingungen der Uebercmkunft wtt Rußland hätte «chritte thun sollen, zu verhindern, daß Abdul Rhaman oder ein sonstiger Kronprätendent von Bokhara aus, wo bekanntermaßen russischer Einfluß herrscht, in feind seliger Absicht in Afghanistan einvrmgc. Earl Gran ville sagt uns in einer Depesche vom 17. October 1872, die indische Regierung sei im Stande gewesen, ihren Rath an Schir Ali mit der Zusicherung zu begleiten, daß die Integrität Afghanistans von den jenseits seiner Grenzen liegenden Mächten, welche dem Einflüsse Ruß lands zugänglich seien, rcspcctirt werden solle. Könnte nicht Schir Ali der Ansicht sein, daß die Erlaubniß zur Ausrüstung einer frimscligcn Erpedition in Bok hara ein Bruch der Bedingungen sei, und könnte er uns nicht darum angchen, unserer Zusicherung gemäß zu handeln? Unter diesen Verhältnissen gewinnt das Verhalten Abdul Rhaman's die höchste Wichtigkeit, und man siebt mit gerechtfertigter Spannung den indischen Posten entgegen, um zu vernehmen, ob sich die Nach richten von seinem Einbri ch bestätigen oder nicht." * Berlin, 17. April. Wie heute der „St.-Anz." meldet, wird die Abreise Sr. Majestät des Kaisers nach St. Petersburg am Donnerstag, den 24., Abends '«11 Uhr auf dem bicsigen Ostbahnhofe, die Ankunft in Königsberg am 25., Morgens ^10 Uhr erfolgen, wo bis zum 26. im königl. Scklosse Aufent halt genommen wird. Am Sonnabend, den 26., früh ^9 Uhr wird die Reise nach St. Petersburg fortgesitzt, wo die Ankunft am Sonntag Mittag 1 Uhr 50 M. erfolgt. Für den Aufenthalt Sr. Majestät in St. Pe tersburg sind 10 Tage in Aussicht genommen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck ist heute Abend aus Varzin wieter hier cingetroffen. — Der Bun- desrath und die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwescn und für Handel und Verkehr hielten heute Sitzungen. — Se. Majestät der Kaiser und König haben befohlen, daß die für den 18. und 24. d. Mrs. angesetzten Frübjahrsparaden ausfallen, dagegen soll am 22. d. Mls., Vormittags 11 Ubr, eine F.üh- jahrsparade der gejammten Berliner Garnison stait- finden, welche Se. königl. Hoheit der Prinz August von Württemberg, commandirender General des Garde corps commandiren wird.— Stach dem heute veröffent lichten Programm dec Feierlichkeiten bei der am 18. April von Wittenberg her staltfindendcn Eindolung und dem Tags darauf in Berlin erfolgenden solennen Einzuge Ihrer Hoheit der Prinzessin Marie von Sachsen - Altenburg, durchlauchtigsten Braut Sr. königl. Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, wird die Prinzessin-Braut morgen Nachmittag 3 Uhr auf Schloß Bellevue eintreffen, wo um 4 Uhr Fa- milientafel stattfindet, Sonnabend Mittags ^12 Uhr dasselbe verlassen, durch das Brandenburger Thor in Berlin einziehen und im königl. Schlosse abtreten. — Der Handclsminister hat in einer neuerdings ergange nen Verfügung binnen kurzer Frist Bericht darüber gefordert, welche Anordnungen von Seiten der Eisen - bahncommissariate zur Verhütung von Unfällen auf den ihnen unterstellten Bahnen getroffen worden sind. Insbesondere soll darüber ausführlich berichtet werden, in welcher Weise die tägliche Dauer der im äußeren Dienste beschäftigten Beamten geregelt ist. — Die in der Presse verbreitete Nachricht, daß Ler Justiz minister die Oberstaatsanwaltschaft aufgcfordcrt habe, eine Untersuchung gegen den wirkl. geh. Oberregierungs- rath Wagener einzuleiten, wird der „N. A. Z." als völlig unbegründet bezeichnet. "Posen, 16. April. Am katholischen Gymnasium zu Ostrowo haben auf Anfrage feiten des Direktors 4 Klassenordinarien, von denen 3 polnischer, 1 deut scher Nationalität, sich bereit erklärt, in 3 Klassen den Religionsunterricht zu crthcilen, und zwar gemäß den Anordnungen der Regierung über die Unterrichtssprache beim Religionsunterrichte in den höheren Lehranstalten der Provinz. Straßburg, 15. April. Einer Correspondcnz der „Spcn. Ztg.", welche sich mit den neuesten Vorgängen in der elsässischen Haupsstadt beschäftigt, entnehmen wir Folgendes: Nachdem die Mehrheit des Gemeinde- rathes in einer Zusammenkunft am Abend des ersten Ostertages den bekannten Protest unterzeichnet, resp. die Anerkennung des Polizeidircctors als Commissar verweigert und ein Vertreter der Minderheit (5 gegen 28), der Apotheker I. Klein, im Jahre 1871 pro visorischer Maire von Straßburg, dre ihm angebotene Bürgermeisterstclle nicht anzunchmen erklärt hatte, er folgte heute die Suspcndirung des Gemeinderaths aus zwei Monate. Wäbrend dieser Zeit wird der Po lizeidirector die Functionen auch des Gemeinderathes versehen. Man hatte den freiwilligen Rücktritt des Ge- meinderalhs, d. h. die Auflösung des Körpers erwartet, Feuilleton. (Rcdigtrt von Otto kZanck.) Oeffentliche Vorträgt.*) In den beiden letzten Vortragsabenden des Schriftenvereins sprach Diakonus Kühn über den werdenden Luther, das heißt über Luthers inneren Entwickelungsgang bis zu seinem ersten reformatorischen Hervortreten im Jahre 1517. Nach einem kurzen Ueberblicke über die reformatorischen Rich tungen am AuSgange des Mittelalters führte Vortra gender zunächst aus, wie der künftige Reformator un ter harter Zucht des Hauses und der Schule aus den Jahren der' Kindheit und ersten Jugend einen gestähl ten Körper und strebenden Geist, somit eine unerschüt terliche Pietät gegen alle pöttliche Ordnung und eine unbegrenzte Hingabe an tue Kirche ins Leben mitge nommen habe. Seiner durch und durch schöpferischen, von der Liebe zum Volke beseelten und durchaus re ligiös angelegten Natur vermochte während dcr Uni- versttätszeit der Humanismus, mit dem er nur durch rin lose- Band verknüpft war, so wenig genügende Nahrung und Antwort auf die innersten Fragen deS Herzens zu geben, daß ihn schließlich die ernste Sorge um seiner Seelen Seligkeit in ein Kloster trieb. Der im Kloster erlebte gewaltige innere Kampf, dessen Schilderung der Haupttheil des VortragS gewidmet war, wurde nach seiner persönlichen und weltgeschicht lichen Bedeutung beleuchtet, in seiner inneren Noth- Wendigkeit erwiesen und alS die eigentliche innere Ucber- windung deS RomaniSmuS bezeichnet. Der Vortra gende schloß mit dem Nachweise, wie dir so durch den inneren Kampf gewonnene Grundanschauung de» wah ren Ehristenthums al» der Rechtfertigung de» Sündcr» *) verspätet D. Red aus Gnaden um Christi willen in ihm durch fortwäh rendes Studium der heiligen Schrift, sowie unter dem Einflüsse Augustins und der deutschen Mystik sich im mer klarer und allseitiger ausbildcte, bis im Ablaß- streite die erste reife Frucht vom Baume seiner Ent wickelung fiel. Lag es in der Natur des Stoffes, daß manche, ja wohl die meisten Thatsachen, auf denen der Vortrag fußte, den Zuhörern nicht völlig fremd waren, so verdankte cS der Vortragende dcr geschickten Grup- pirung, dcr klaren Entwickelung und der frischen und lebendigen Darstcllung des kritisch gesichteten geschicht lichen Materials, daß er trotzdem von Anfang bis zu Ende die zahlreiche Versammlung anrrcgte und fesselte. — Im letzten Vortrage verbreitete sich Prediger Hickmann über die wahre und falsche Emancipation dcr Frauen. Die Entwickelung eines MenschhcitsreicheS der persönlichen Freiheit und immer reicheren Herr- sckast über die Natur, als welche die Emancipation bestimmt wurde, ist durch das Christenthum bewirkt, und so auch die wahre Emancipation dcr Frau eine Frucht des ChristenthumS: die Frau ist ein mit dem Manne gleich freies, gleich berechtigtes und gleich werthvolleS Glied des Reiches Gottes. Bon diesem höchsten Gcsichtspunktc aus wurde die Aufgabe des Weibes gegenüber dcr oberflächlichen Eitelkeit cbrnso wohl wie der srlbstgrnügsamcn beschränkten häuslichen Geschäftigkeit dahin bestimmt, dem Reiche Gottes nicht unter Aufhebung, sondern in Erfüllung der ihr eigen- thümsichrn Anlage und Bestimmung mit ihren Gaben zu dienen. Solche Auffassung ihre» gottgewollten Bc- rufe» bewahre daS Weib nicht nur vor falscher Uebcr- schätzung wie Unterschätzung der Ehe, sondern setze ihr auch gegenüber den EmancipationStheorien, welche die Frau ohne alle Srlbstbegrenzung am öffentlichen Leben Theil nehmen lassen, und die sie so statt zur Gehilfin zur Concurrcntin des Mannes machen, für ihre freie Mitarbeit auf allen Lebensgebieten, für die sie an sich das Recht hat, die aus ihrer Natur sich ergebenden Schranken. Nachdem hierauf Vortragender in der Kürze eine Ge schichte der wahren und falschen Emancipation, der letzteren namentlich in den Austritten dcr Revolutionen von 1789, 1830 und 1848 gegeben und mit einigrn Worten ter Eigcnthümlichkeiten dcr Emancipationebestrebungen der Gegenwart in England, Amerika, Rußland, Deutsch land, wie sie theils auf rechtlichem, ihrils auf politi schem, theils auf kosmopolitischem und socialem Gebiete sich bewegen, in ihren charakteristischen Forderungen aufgezeigt hatte, ging er näher auf die Frage nach angemessener Beschäftigung der Frauen ein und wies auf das reiche Feld hin, daß sich von obigen Gesichts punkten aus für die Frauenwelt eröffne: in dem Be rufe der Diakonissin, der Lehrerin, in der Leitung von christlichen Kleinkinderschulen, im Dienste der weltlichen Krankenpflege und der Errichtung von Kindergärtcn, endlich in den Erwerbszweigrn durch häuLltcke Hand arbeit. Vortragender zeigt, wie nicht nur in jenen der Kirche unmittelbar dienenden Berufsthäligkcitcn ein sühldarer Mangel tauglicher Kräfte vorhanden sci, son dern wie auch mit dem Gebiete rein weltlicher Thätig- keit — und erwies das beispielsweise an den Erfah rungen deS Victcriabazars in Bcrlin — es nicht an Arbeit, sondern an fähigen Arbeiterinnen fehle, so daß die Frage nicht die sei, wie neue der Natur des Weibes widersprechende öffentliche Stellungen zu erschließen seien, sondern wie die Frau praktischer zu erziehen sei. Sri es dahrr die Aufgabe der Schule und des Hauses, dir Erziehung in die richtigen Bahnen zu leiten, so bleibe es dabci die Hauptsache, den Blick de» werden ¬ den Weibes nicht auf das Enge, nicht auf das Eitle, sondern auf das große Ganze zu lenken, im Frauen- hcrzcn das Gefühl dcr Zugehörigkeit zum Reiche Gottes zu wecken. Von hier aus ergebe sich die Lösung aller Fragen, soweit eine solche möglich. Der zeitgemäße, durch eingewobene charakleristiscke Citate aus Schrift stellerinnen der Emancipation belebte, an praktischen Einzelwinkcn reiche und in warmer und geistvoller Weise durchgcführte Vortrag, welcher sich einer zahl reichen Zuhörerschaft erfreute, wurde mit großer Span nung angchört und dürfte nicht ohne bleibende An regung geblieben sein. —I — Malerei. Der Triumphzug des Germanicus von Piloty in München ist verpackt, um nach Wien zu gehen. Um einen Begriff von den Dimensionen des selben zu gewähren, sei erwähnt, daß jede der beiden Schmalseiten des Rahmens sieben volle Centncr wiegt, wonach sich also ein Gesammtgrwicht von weit über 30 Centner ergiebt. Um ihn nun überhaupt in daS Atelier zu bringen, mußte er stückweise mit einer un geheuren Winde durchs Fenster gehoben werden. Nach dem die Photographie bereits vollendet ist, wird der Kupferstecher Vogel, der auch Mitglied der Wiener Prciejmy ist, sofort mit dem Stiche des BrldcS be ginnen. Als künftiges Domicil des Original-, da» dekanntlich im Besitze des Königs ist, betrachtet man die neue Pinakothek in München. * Der „Afrikanischen Gesellschaft" glücklich« Erfolge und Vorbereitungen wurden kürzlich in dem Berliner Vereine für Erdkunde besprochen. In einrm Vortragt über Afrika erwähnte Or. Bastian bei dieser Gelegenheit unter Anderm die Widersprüche der spa nischen und portugiesischen Schriftsteller des Mittel-
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