Dresdner Journal : 29.05.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187305290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-05
- Tag1873-05-29
- Monat1873-05
- Jahr1873
-
743
-
744
-
745
-
746
-
747
-
748
- Titel
- Dresdner Journal : 29.05.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1873 Donnerstag, den 29. Mai DreMerImrnal Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. ÄmtNchcr Theil l und lit at- r ;n«I »üo- lern mel- io,- den rsnlin »- uoä r»s»too n hart- vilnug. lwaaren- iger und orderlich deuuloih Brauche, anoncea- u vres- torr«»,»«» tritt ^ükrUcb 2 IHr. Ltvmpslgebübr, »»»»srtuUdtissäeutsekeu keickes?o,t auch 8tempelru,cbl»g diaru. Feuilltton. (Redigirt von ^tto ^auck.j ckte ler- vei- >lb- »er- ün- >lb- h itr. nt (für hreu in retnvg er- and factur- te Refe- rdungeu NIS. ab rlangen i> ä. L. iou von i. besaß, nur eine Fortsetzung jener geistesarmcn, gemüths- leeren und unsagbar philiströsen Literatur, die am Aus gange des verflossenen Jahrhunderts in Dresden ge blüht hatte. Ihre Muster waren, der gährenden lebens vollen Sturm- und Drangpcriode und dem Humani- tätsideal unsrer Klassiker züm Trotz, im Grunde noch immer die Satiren Rabener's, die Fabeln Gellert's, die wässerigen Dramen und die Liederspiele des Leip ziger Kreisstcuerraths Weiße. Wohl hatte sich der Um schwung der Zeiten auch bei den so gearteten und ge sinnten „Dichtern" geltend gemacht: gewisse Formvor theile, gewisse Aeußerlichkeiten waren seit den elastischen und romantischen Tagen gleichsam Allgemeingut aller Poeten und Poetisircnden geworden. Die Veränderung der Lebcnsverhältnisse und Zustände seit den 70er Jah ren des 18. Jahrhunderts blieb gleichfalls nicht ohne Einwirkung. Aber die Gesinnungen, die Anschauungen und Neigungen waren die alten, daS Ideal dieser Poe ten blieb ein gewisses Gleichmaß harmloser Alltäglich keit, die weder Ausschwung noch Vertiefung forderte, welche überlieferte Phrasen als „Gefühl" aufputztc und sich selbst vom äußern Leben nur das Flache, Platte, Kleinliche und Gewöhnliche anzueignen verstand. Da her die wunderbare Uebereinstimmung dieser so ganz verschieden strebenden, aber im innersten Kerne völlig verwandten Poeten des Liederkreiscs. Daß Theodor Hell es liebte, neben Urbersetzungen französischer Vaude villes, kleine Lustspiele naed Kotzebue s Vorbild zu er sinnen, und dann wieder im lyrischen Gedicht einen salbungsvollen Ton anzufchlagen, daß Friedrich Kind, der sich al- großen Dichter ausdrücklich empfand und in der Lhat der talentvollste Poet dieser Gruppe war, nach der Romantik, namentlich nach der idyllischen und aejpensterhaften, hinübernrigtr, daß Eduard Geh« in seinen Trauerspielen die Anlage und die gewaltige Hin- Ludwig Tieck in Dresden. Von Adolph Ttern. III. Die literarischen Zustände Dresdens im zweiten und dritten Jahrzehrnd unscrs Jahrhundert-, während der stillen, friedensseligen Restaurationszeit, sind oft und viel geschildert worden, und doch hat man in der Re gel keine Vorstellung davon, wie armselig und öde es auf geistigem Gebiete zur Zeit ter Uebersiedrlung Ttcü's aussah. Dresden war spät in die Reihe der deutschen Städte eingetreten, in denen sich ein Theil der litera rischen Entwickelung conccntrirte, und hatte, trotz aller Anziehungskraft seiner localen Begünstigungen, seither einen sehr geringen Antheil an den. Besten und Höch sten, was die Nation besaß, zu beanspruchen. Erst in den 70er Jahren des 18. Jahrhundert- zur Theilnahme an den Leistungen der deutschen Literatur überhaupt gelangt, lernte das Publicum der Residenz, gewissen Stammeseigenlhümlichkriten und localen Neigungen fol gend, die eigentliche Entwickelung immer nur au- dritter und vierter Hand kennen, und halte sich gewöhnt, mit telmäßigen, flachen Belletristen einen Beifall zu schen ken, der an sich harmlos und gleichgiltig, koch daS Emporkeimen des Bessern, die Geltung höherer künst lerischer Bestrebungen stark beeinträchtigte. Im Grunde war die spccifische Dre-dnrr Dichtrrschule, welche um 1817 in der von Th. Hell (Hofrath Winkler) redigir- trn, virlberühmtrn und virlberüchtigten „Abendzeitung" ihr Organ erhielt, und in dem brrufencn „Lirderkrris" (ursprünglich „Dichterthee") einen Bereinigung-Punkt Dresden, 19. Mai. Se. Königliche Hoheit der Kronprinz haben in derzeitiger Stellvertretung Sr. Majestät des Königs gnäbigst zu genehmigen geruht, daß der Musikalienhänder Carl Gurckhaus zu Leip zig das ihm von Sr. Königl. Hoheit dem Grobherzoge von Mecklenburg Schwerin verliehene Verdienstkreuz in Silber des Hausordens der Wendischen Krone annehme und trage. Dresden. 28. Mai. Ueder den Wechsel, der sich am verflossenen Sonn abend in der Präsidentschaft der französischen Republik vollzogen, und die hierdurch hervorgcrufene neue Lage in Frankreich liegen uns bereits zahl reiche Stimmen der deutschen Presse vor. In einem Punkte sind alle diese Journale, welcher politischen Partei sie auch angehören, einig: in dem Vertrauen zu der Ehrenhaftigkeit des neuen Präsidenten. Von den großen Berliner Zeitungen constatirt zunächst die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung", daß die Debatten der Nationalversammlung „fast wider Erwarten" zu einem selbst in den Herrn Thieis nahe stehenden Krei- sen als unwahrscheinlich betrachteten Ausgang geführt haben, und bemerkt dann weiter: „Vielleicht war es der Glaube an den Dank für die von Herrn Thiers seinem Vaterlande geleisteten großen Dienste, welcher seine An hänger in eine verhängnißvolle Täuschung wiegte. Aber Dank gehört selten zu den Sacramenten der politischen Parteien, in ihrem Katechismus ist Dankbarkeit, wenn überhaupt, so doch nur bedingungsweise enthalten. Und diese Bedingungen hatte Herr Thiers nicht erfüllt. Ob es unabweislich nothwendig war, die „Republik" zu proclamircn und zu organisiren, — ist für den ferner Stehenden eine heute wohl kaum zu beantwortende Fragt. Zweifellos ist dagegen, daß mit diesem Versuche der Pakt von Bordeaux, an welche» Herr Thiers früher den Bestrebungen der Rechten gegenüber so erfolgreich appellirt, jetzt vom Präsidenten selber gebrochen wor den war. Und gebrochen unter einer nur wenig aue- sichtsvollcn Constellation. Die Vereinigung der Cen- tren, die allein für ihn einen Stützpunkt seiner Po litik abgeben konnte, war durch die Entlassung Gou- lard's unmöglich gemacht worden. Man erblickte in diesem Acte jene „Protection des Radikalismus", von welcher der Herzog v. Broglie gesprochen; man ver- werthete ihn als das schwerwiegendste Argument gegen die Republik des Herrn Thiers. Die gleichzeitige De mission des letzten Leptembermanncs, Jules Simon, konnte da nicht mehr genügen." Die „N. A. Ztg." ist der Ansicht, daß, nachdem die Demission des Prästoentcn angenommen worden, für den Augenblick kaum ein an derer Nachfolger blicb, der in gleicher Weise die soeben erprobte Eintracht der conservativcn Fractionen dar- stcllte, wie Marschall Mac Mahon, der loyale Soldat, Io» a«»t»«L«» LsieU«: ^Unlieb . . S Iklr. j^Lbrticb: 1 lätr. 1b kgr. Lmrslns tkummern: 1 Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 28. Mai, Nachmittag-. (W.T. B.) Die soeben erschienene,,Prov. Corresp." bespricht die jüngsten Ereignisse in Frankreich. Das officiöse preußische Organ hebt hervor, daß es der Regierung Deutschlands durchaus fern liege, ihre Erwägungen und Wünsche betreffs der Beziehungen zu Frarkreich irgendwie auf die innere Politik des Nachbar staates aukzudehnen. Das Verhältniß Deutschlands zu der neuen Re gierung Frankreichs werde sich einzig nach der Haltung bestimmen, welche dieselbe bezüglich der Erfüllung ver tragsmäßiger Verpflichtungen beobachte. Die „Prov.-Corresp." bezweifelt, daß die der neuen französischen Regierung zugeschriebencn konfessionellen Gesichtspunkte erfolgreich in Frankreichs auswärtiger Politik zur Geltung gelangen sollten. Unter allen Umständen dürfe Deutschland mit völli ger Sicherheit und Rude auf die neue Entwicklung der französischen Verhältnisse blicken. (Vgl. auch unten die „Zeitungsschau'.) München, Dienstag, 27. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) DaS hiesige Generalauditoriat hat in seiner heutigen Sitzung da- Urtheil deS Militär- bezirkügerichiS zu München, durch welche- der Hauptmann Betz wegen Entwendung eines Hun des in Sedan und der Secondelieutrnant Rebay v. Ehrenwiesen vom 12. Infanterieregiment we gen Theilnahme au diesem Vergehen zu Gefängniß und Dienstentlassung verurthrilt wurden, vernich tet und beide Angeklagte freigesprochen. Prag, Mittwoch, 28. Mai- (Tcl. d. Dresdn. Journ.) Die Nachricht von der Verurtheilung Skrejschowsky - zu einjährigem schweren Kerker durch den obersten Gerichtshof wird jetzt authen tisch bestätigt. Unter Borsitz deS Cardinal- Kürsten v. Schwar zenberg hat heute die Divcesansynodr behufs der Berathung nothwcndiger kirchlichen Reformen und der Verbesserung der Lage der niederen Geistlich keit begonnen. Pari-, Dien-tag, 27. Mai, Nachmittags s Uhr. (W. T. B.) Heute Nachmittag ist selten des Herzogs v. Broglie den auswärtigen Botschafter« und Gesandten die officirlle Notifikation der Er wählung des Marschalls Mac Mahon zum Prä sidenten der Republik und seiner eigenen Ernen- nung zum Minister der auswärtigen Angelegen heiten zugegangen. Der „Moniteur" hält für sehr wahrscheinlich, daß die von dem Präsidenten ThierS abgeschlosse nen Handelsverträge von der Nationalversamm lung ohne DiScussion verworfen werden. Als Nachfolger Picaid'S auf dem GesaudschaftS- posten in Brüssel wird jetzt Baron Baudi genannt. Haussonville würde Lavfrey in Bern ersetzen; die Gesandtschaft in St. Petersburg soll, wie eS heißt» dem Herzoge v. DecazrS angeboten sein. Wie ver- reißende Rhetorik der Schiller'schen Dramen matt zu copiren versuchte, daß Otto Graf Löben in seinen Ritter und Schäferrvmanen wie in seinen Gedichten ein ab- geblaßtes Reckenthum de la Motte Fouquös und eine Art schwindsüchtiger Mystik, nach dem unerreichten Vor bilde Novalis-Hardenbcrg's, zu verbinden wußte, daß Richard Roos die platte Cpaßhaftigkcit Langbein'- mit gelegentlichen rührseligen Anwandlungen ü I» Tiedge verknüpfte, das Alles hob den einheitlichen übereinstim menden Gesammteindruck nicht auf. Eine unsagbare Trivialität, ein vorwiegender Zug zum falsch Senti mentalen, und ein merkwürdiges Gemisch von Anspruchs losigkeit und Prätention bildeten die gemeinsame Signa tur dieser Poesie. DaS Scitenstück dazu war der ge sellige Ton des Liederkreises, in dem sich ein gewisses Lebensbehagen und harmlos kleinstädtischer Klatsch mit sogenanntem Idealismus und fleißiger Seldstberäuche- rung wunderlich vereinigten. Lorbeern und Rosen zu „Dichterkränzen" wurden körbeweise verbraucht, und kaum ist in Ticck's satirischer Novelle „die Vogelscheuche" ein rarikirendcr Zug vorhanden, der nicht durch eine barricatur der Wirklichkeit zuvor übertroffen worden wäre. Freilich soll nicht vergessen werden, daß auch Män ner ganz andern Gepräges und Talents dem Lieder kreise angehörten, daß die stille Zeit und das persön liche Bedürfniß, mit seinen Umgebungen in harmlos freundlichem Verhältniß zu stehen gar Manche den Gegensatz unterdrücken ließen, der in den Naturen, der Bildung und den künstlerischen Zielen unzweifelhaft vorhanden war. Karl Maria v. Weber, der von ur sprünglicher Genialität übersprudelndr Schöpfer des „Frei schütz" und der „Euryanthr", Karl Förster, der poetische Uebrrsetzer der großen italienischen Lyriker, welcher auch al- selbstständiger Dichter wie al- Literarhistoriker durch äußeren Sicherheit und der Erfüllung der auf Frank reich durch den Friedensvertrag von Versailles und Frankfurt gelegten Verpflichtungen gegen Deutschland ist sie ebensowenig als die Präsidentschaft des Herrn Thiers geeignet, uns Besorgnisse einzuflößen. Wenig stens die nächste Zukunft würdigt die Börse durch ihre Haussebewegung wohl richtig. Die Aussichten auf die fernere Entwicklung Frankreichs freilich sind durch die neueste Aenderung sehr getrübt worden und schwere innere Krisen sind für Frankreich durch den 24. Mai wahrscheinlicher geworden, als sie es vordem waren." In zwei weitern Artikeln spricht die „Nat.-Ztg." mit einer Hochachtung von Thiers, wie man sie in den Berliner Blättern für den nunmehr abgetretenen Prä sidenten sonst nur selten fand, indem sie schreibt: „Wie Thiers als der einzige Mann von der ganzen Nation bezeichnet wurde, fähig, Frankreich aus einem Abgrund von Tiefe ohne Gleichen herauszuziehen, wie er dieses Vertrauen rechtfertigte, indem er den schwierigsten Friedensschluß in verhältnißmäßig glücklicher Weise zu Stande und zur wunderbar schnellen Ausführung brachte, wie er, während die französische Armee noch gefangen in Deutschland oder desorganisirt war, die Staatsgewalt dem Pariser Pöbel aus dem Rachen riß und nach einem staatlosen Zustande den Staat erst wieder etablirte, wie er 2 Jahre hindurch Ordnung erhielt auf einem durch die Schuld aller Parteien durchwühlten Boden — das ist jetzt vergessen unter der Sieger kindischem Jubel, über den Erfolg des Augenblicks, während die Zukunft Frankreichs so un gewiß wie je ist, und am gewissesten noch Eines ist, nämlich, daß die Sieger sich untereinander zer fleischen werden." .. Thiers war formell berechtigt, den Kämpf gegen die Versammlung aufzunehmcn. Er hat es nicht gethan, weil der parlamentarische Kamps wahr scheinlich zum Bürgerkrieg geführt hätte, und weil er den Bürgerkrieg nicht für die Arznei Frankreichs hielt. Das Andenken des verdienten Greises wird um so ehrenvoller dastehen." — Die „Neue Preußische Zei tung" („Kreuzzeitung") spricht sich ebenfalls dahin au-, daß die Präsidentschaft Mac Mahon's nichts wei ter als ein Provisorium, und zwar ein principielles Provisorium sei, und fährt dann fort: „Wir haben es höchst wahrscheinlich nur mit einer abwehrenden, das republikanische Element abweisenden Regierung zu thun. Thiers ist infolge eines Rechnungsfehlers gefallen; er rechnete auf einen Sieg, er rechnete bestimmt darauf, sonst hätte er nicht so höhnisch, so brutal möchte man sagen, seine Verachtung der Rechten zur Schau getra gen. Sonst hätten seine Blätter nicht noch an jenem Sonnabend Morgen so gewaltig gepocht. Die Rechte sprach nicht mehr, sie handelte; Thiers fiel und Frank reich ist ruhig. Die Thiersregierung hat gewiß in ihrem 2 jährigen Verlauf große Verdienste um Frank reich, aber einen unermeßlichen Fehler hat sie gemacht, sie trieb immer nach links, ließ sich nach links treiben, deshalb das Wohlwollen, das sie aus der Linken fand; dem ist endlich durch den Präsidentenwechsel Einhalt gethan; der Kahn, der Frankreich und sein Glück trägt, lenkt ab von den Gestaden der Commune, er steuert wieder den rettenden Küsten der Monarchie zu, auf die Gefahr hin freilich, auf dem Wege dahin zu stranden oder zu scheitern!" Die „Schlesische Zeitung" findet in der Hal tung der Pariser Börse den Beweis, daß die Leute in Frankreich, welche etwas zu verlieren haben, sich der Ansicht zuwenden, daß auch sie den Marschall Mac Mahon zunächst nur als Bürgen für Ruhe und Ord nung ansehcn und sich im Uebrigen bei einem poli tischen Provisorium bescheiden. „Wir sind jedenfalls berechtigt", sagt das Breslauer Blatt am Schlüsse sei nes Artikels, „wenigstens der festen Hoffnung zu leben, daß die jünguen Ereignisse in Frankreich eine baldige Siörung des Friedens nicht zur Folge haben werden, und daß der neue Präsident der Republik es ebenso wie Thiers als Sache der Ehre und einer richtigen Politik betrachten werde, die Vertragspflichten Frank. Wahrheit und innere Wärme seiner schlichten Empftn düng sowie durch seine geschmackvolle Bildung sich von den Porten des Lirderkreises vortheilhaft unterschied, der bewegliche und welterfahrene Legationsrath Breuer, gehörten dem Liederkreise an, ohne unter das Urtheil über die Gesammterscheinung und Gesammtleistungen desselben zu fallen. Aber die Ausnahmen hoben die Regel nicht auf und zeigten sich namentlich unvermö gend, den Zug neidischer Feindseligkeit gegen wahrhafte große Talente, die reizbare Eifersucht gegen höhere Leistungen und höhere Ansprüche aus diesem Kreise zu verbannen. Bei der Betrachtung aller Kunst- und Li teraturgeschichte ist es geradezu erstaunlich, welch schar fen, nie trügenden Jnsttnct die Mittelmäßigkeit für jede Bestrebung besitzt, die über sie hinausweist. Auch die „Dichter" des Dresdner Liederkrrises, zugänglich und freundlich für alle ihnen verwandten Bestrebungen, überwanden die gereizte Stimmung gegen die echte Dichtung und die höchsten Leistungen der Kunst nie, und wenn sie schließlich nicht zu läugnen vermochten, daß Shakespeare und Goethe allerdings ewige Vorbil der seien, so verbargen sie die kleinliche und ärmliche Gehässigkeit gegen alle Diejenigen nicht, welche diesen Vorbildern nachgingen. Verschärft ward die Neigung, alles Höhrrstredende herabzusetzen und die großen Fra- gen der Kunst und Literatur in kleinliche Persönlich» keit-fragen zu verwandeln, durch den vrrhängnißvollen Einfluß eines Mannes wie Böttiger. Der gelehrte Archäolog und vielseitige Schriftsteller war schon in seiner weimarischen Zeit als literarischer Zwischenträ ger, indi-cretrr Plauderer und kleiner Unheilstifter ver rufen gewesen, Schiller wußte wohl, warum er am 4. Januar 1804 an Körner schrieb: „Zu der neuen Acquisition, die Ihr in Böttiger gemacht, gratulirr ich; Gott sei Dank, daß wir diesen schlimmen Gast rode, mir- »ant, und cei»- unft ieu. r. S. lautet, bat auch der Gesandte am italienischen Hofe, Fournier, seine Entlassung genommen. Versailles, Dien-tag, 27. Mai, Abend- 8 Uhr. (W. T. B.) Sitzung der Nationalversammlung. Die Wahlen der radicalen Drputirtcn LeSguillon Du- pouy und Barodet werden ohne DiScussion für ail- tig erklärt. Die Versammlung berätd darauf den Gesetzentwurf, betreffend die neuen Eisenbahnlinien im Osten der von Clapier bekämpft wird. Wäh- rend der Rede de- Letzter« tritt ThierS in den ^aal und wird von der Linken mit dreimaligen lauten Kundgebungen begrüßt. ThierS nimmt seinen Platz unter dem linken Crntrum. (Neue Bcisallsäußerungen auf der Linken.) Haag, Dieuütag, 27. Mai, Nachmittag-. (W. T. B.) Der Minister für die Colonien machte heute in der Sitzung der Zweiten Kämmer die Mitthei- lang, daß nach einer telegraphischen Meldung des GeneralgouoerneurS von Indien vom gestrigen Abend in Drlli vollständige Ruhe herrsche In Edi (einer vom Sultanat Atschin abhängigen Stadt) seien 8 Compagnien Regieruna-truppen eingerückt und dir holländische Kahn? aufgepflanzt worden. Rom, Dienstag, 27. Mai, Nachmittag-. (W. T. B.) Die Kaiserin von Rußland hat dem Papst ihren Besuch angemeldet und wird demnächst von ihm empfangen werden. Die Deputirtenkammer hat in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf über die religiösen Kör perschaften im Ganzen mit 196 gegen 46 Stim men angenommen. mit dessen Berufung an die Spitze der Regierung „auch alle Bürgschaften für die Erhaltung der Ordnung ge geben" seien. „Das neue Cabinet", sagt sie sodann, „ist natürlich ausschließlich aus den Reihen der siegen den Partei hervorgegangen. Die Linke, welche sich der Mitwirkung bei der Wahl eines Staatschefs enthalten, konnte süglich keine Berücksichtigung bei der Bildung des Cabinets beanspruchen. Von den Mitgliedern des selben gehört nur Herr Ernoul, der den Hauptangriff gegen Herrn Thiers geführt, der äußersten Rechten an. Da er das Portefeuille der Justiz übernommen, dürfte über das Auftreten der neuen Regierung dem Ra dikalismus und der radicalen Presse gegenüber kaum noch ein Zweifel möglich sein. Herr Gambetta ist vor läufig wenigstens um seine Erbschaft gebracht, welche er am Sonnabend Nachmittag noch für zweifellos hielt. Das neue Cabinet ist Herr der Situation, wenn es schnell handelt und den von dem zerschmetternden Schlage noch betäubten Gegner nicht Zeit zum Besinnen läßt. Die Contrcrevolution, welche seit dem 4. September unausbleiblich geworden war und welche Herr Thiers so lange als möglich aufzuhalten strebte, ist mit gestern in das Leben geirrten. Der Marschall von Frankreich wird schwerlich lange geneigt sein, den Titel eines „Präsidenten der Republik" zu führen." — Die „Spener'sche Zeitung" macht aufmerksam, daß der Marschall Mac Mahon direct keiner der bestehen den Parteien angehörte, nicht einmal Mitglied der Na tionalversammlung war und nie für einen „politischen Soldaten" gegolten habe, und daß diese Eigenschaften, „völlig ungeeignet wie sie ihn für die Anbahnung eines politischen Definitivums machen mußten, ihn für die Herstellung eines politischen Provisoriums in hervor ragendem Grade qualificirtcn." Für diese Rolle konnte nach der„Spen. Z." nicht wohl ein geeigneterer Mann gefunden werden, als der Herzog v. Magenta, „der Bändiger der Commune, gewissermaßen der geborene Präsident der französischen Republik in einem Moment, wo diese Ehrenüellung nichts Anderes besagen will, als die Aufgabe, die von allen Fractionen der Rechten ge meinsam eroberte Regierungsgewalt zugleich gegen die Angriffe der Linken zu vertheidigen und so lange in Depositum zu nehmen, bis die monarchistischen Par teien den Kämpf um dieselbe ihrerseits offen beginnen können." In dieser Aufgabe des Präsidenten liege zu gleich die entscheidende Situation. „Dieselbe bedeutet, sagt die „Spen. Z.", ein reines politisches Provisorium, und zwar nicht blos ein factrsches, sondern zugleich ein principielles. Den Sieg, den die vereinten monar chistischen Fractionen am 24. d. M. erfochten, bestand ja eben darin, daß sie das drohende republikanische De- finitivum abwehrten. Ihrerseits ein monarchistisches Definitivum an die Stelle desselben zu setzen, dazu sind sind sie völlig außer Stande. Jeder Versuch, Heinrich V., Ludwig Philipp II. oder Napoleon IV. zu proclamircn, würde die beiden anderen monarchisti schen Fractionen mit den Republikanern zu einer neuen Mehrheit vereinigen ... Die siegreiche monarchistische Koalition kann vorläufig nichts Anderes thun, als eine möglichst gleichmäßige Vertheilung der Regierungsgewalt vornehmen und sich im Uebrigen auf bevorstehende Kämpfe und Schwierigkeiten aller Art gefaßt hal ten. Das ist denn auch nach den bis jetzt vorliegenden Berichten geschehen. Von den als Minister genannten De- putirten gehören die Herren Herzog v. Broglie und Beulc: der Orleanistischen Richtung an, der Erstere zu gleich mit ausgeprägten konservativen Gesinnungen, die Herren Batbie und Ernoul sind klerikal-legitimistisch und die Herren Magne und Dcsseiligny Bonapartistisch gesinnt. Am direktesten gewonnen hat offenbar die letztgenannte Partei, die mit diesen Ernennungen wie der ebenbürtig in die Reihe der übrigen dynastischen Parteien Frankreichs eintritt." — Weniger befriedigt ist die „National-Zeitung", welche schreibt: „Der Präsidentschaft Mac Mahon'- sehen wir im Interesse der inneren Consolidirung unseres Nachbarstaates mit geringerem Vertrauen entgegen; im Jntercffe unserer ln»erat«n»a»»km« »usnLrtat Nslpelg: Aranckst etter, OowmissiouLr cks« * Orssckosr Journal»; sbsutlas.: ^ort u. k HVn/es, 8«u»dllrg-v«rtta- Vi»»-I.«>p,iss-L»»»I-Lr»«l»urr»»Ilturt » N.: <1- svA/er, SsrUo-Visa-Hamburg-rr»g-l.«iprig-trank - turt ».«-Hü»ed«»: Ruck. «srUo: .4 Rrteme^er, /«va/»Ue»Ua»z:, // , vrsmsn: R. L>e/ckotte, Lr«»- lau: D.ütanAr« süüroau; Ldsmoirr /r. l'oiq! kr^nk- tnrta.N: R. ckae^er'sob« u.ck. C.ck/ermann'ssns ttu< bb., <k Co; vörUta: C , «anllovsr: C.llc/oUckcr kari» Raru«, Lafitte, RutiierükCo.; Stuttgart: /iuuke Co., üückck. ännonce» - Rüren,«, Vis»: ^4/ C/Peük. Uvrausgedvr: * küuigl. krpallitiou Us» OrssUner Fournul», ÜrssUvo, IllargarvtböugaE Uo. 1. »stück« »testen dessen lmdau Stichst erde« luzah- teflrc. ' S«f. aaeu. lege». -r grö- senaie- sofor- ng acht: vr. ev Haar- allen der besördert uvalaub- kahlen l jungen m eine» » gebeten bäufigen Wacker. Metall- >u habe» Dresden, Inaer tvaprelav: kür ckeu kaum einer seepalteusu Zeile: 1^ Agr. Outar „kiogssu at" ctis 3 Lrsckelnenr » Unlieb, mit äuauabms äsr 8ouu- uuck keiskt««;», äbenäs kür Uen kolgeutteo 'sag.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht