Dresdner Journal : 04.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187307041
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-04
- Monat1873-07
- Jahr1873
-
921
-
922
-
923
-
924
- Titel
- Dresdner Journal : 04.07.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^152 Z87Ä Freitag, den 4. Juli Dres-nerÄonrnal lm L«>vk,: NlllrUcb ^MrUeb: 1 rllr. 1b Xxr. keicd»» kost- uoU ^Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann SioselLv Nummern: 1 ^^r.l8tev>p«lru»<:bl»8 bioru. loser «»preise: » ktlr 6«u L»mo eioer ^«»polteosv 2sllo: Unter „Lin^seni Ut" 6iv 2eUe: 3 Il^r. Lrsekeloeor nut XiEntune 6er Sonn- no6 kslerto^s, -tbenä» Kr 6eo svt^enäen l'nß- lnserotevononlime nusvrLrtsr ^r. Zran6»t^tter, 6vinnri»«ivnUr 6c« * Ore«6uer ^ournnl»; ebenäne.: ^«Aen ^'ort u. L. ^>r,/rr / Nswdurx-NsrUo- Vteo-I.«ip»1x-L»»«I-Lr»«I»ll-kr»nIikurt» II.: 6 ^0A/rr,° 3«rUi> -Vi«u - ÜLmdar^ - - l-eipri^ - kr»i>Ir- kart ». H-Llüllcken: ^1/oE, LsrUll: , Lrewea: /. , Lr»»- l»u: />.§ta»Ae»'8 6ürenu; vdswoilr: />. l oi«l, rrsaL- turt».« : ./acAer'üeke u.F liuclili., />a«be <e 6o.; NörUtr: tr.H/Äier, Hsvnovsr: (,'.,^c/!ü<>ikr; k»ri» /.a/itte, Li«//ter^t/'o.; Stiittx»rr- /-uubs F <7v ., L'ü66. ^1n»nneen -Äüre««t, Vivo: O^clik. llernusxeder: ' U6niel. kxpeUition Uv» DrvvUnor Uonrnnls, OresUvu, lUu^r^^rctbenxsssv Ho. 1. Xbonnvineotsprelser lo kr«»»«» tritt jLdrllet» . , 2 Hir Ltvwpelxebübr . v i nir. ^^,rtu6d 6v» Uvutsode n Amtlicher Theil. Verordnung des Ministerium de- Innern. Von den Leichenfrauen auszustellende besondere Todesanzeigen betreffend. Das Ministerium des Innern verordnet hierdurch, einem von dem Justizministerium im Interesse des Lor- mundschaftswrsens gestellten Anträge entsprechend, Fol gendes. Die verpflichteten Leichenfrauen haben von jetzt an in jedem Todesfälle, außer dem vorschriftmäßigen Lri- chenbestattungsscheine, unverzüglich nach Erfüllung ihrer ersten Dienstobliegenheiten bei der betreffenden Leiche eine besondere Bescheinigung folgenden Inhalts: Todesanzeige. di. Ii. zu di. di., geboren am ten . . . 1 . ist gestorben am ten .... 1 . . di. di., verpflichtete Leichenfrau, auszustellen und dieselbe ungesäumt sowohl in Städten, als in der: Dörfern an den Ortsrrchter oder, wo ein solcher nicht bestellt ist, an den ihnen von den Polizei behörden, welchen darüber von den Gerichten Mttthei- lung zugehen wird, bezeichneten Beamten persönlich ab zuliefern. Die zur Zeit schon verpflichteten Leichenfrauen sind von den betreffenden Obrigkeiten nachträglich auf die genaue Befolgung der vorstehenden Vorschrift mittelst Handschlags unentgeldlich zu verpflichten. Bei den künftighin anzustellenden Leichenfrauen hat dies gleichzeitig mit der Verpflichtung Derselben auf die Instruction für Leichenfrauen vom Jahre 1850 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt von 1850 S. 183 flg.) und auf die, sie angehenden Bestimmungen der Verord nung vom 13. October 1871, die Statistik der Todes ursachen bctr. (Gesetz- und Verordnungs.Blatt von 1871 S. 240 flg.) zu geschehen. Bei diesen Verpflichtungen sind an den Orten, an welchen Ortsrichter nicht bestellt sind, die Leichen frauen zugleich an diejenigen Beamten zu verweisen, welche von den Gerichten mit der Entgegennahme der Todesanzeigen beauftragt und als diese Beauftragte den betreffenden Polizeibehörden bezeichnet worden sind. Die Formulare zu den berrgten Todesanzeigen sol len den Leichenfrauen unentgeldlich geliefert werden. Sie sind von den Polizeibehörden in der durch die Verordnung des Ministerium des Innern vom 18. Juli 1870 (Gesetz- und Verordnungs-Blatt von 1870 S. 269) und vom 27. Januar 1871 (Gesetz- und Ver ordnungs-Blatt von 1871 S. 32) vorgeschriebenen Weise von dem Gendarmcriewirthschaftsdepot zu be ziehen. Die Polizeibehörden haben sich unverzüglich mit dem erforderlichen Vorrathe von solchen Formularen zu ver sehen und für die Vertheilung derselben an die ver pflichteten Leichenfrauen Sorge zu tragen. Wegen des späteren Mehrbedarfes haben sich die Leichenfrauen an die Polizeibehörden zu wenden. Dresden, am 26. Juni 1873. Ministerium Kes Innern. v. Nostitz - Wallwitz. Jochim. Nichtamtlicher LIM. Telegraphische Nachrichten. Wien Donnerstag, 3. Juli. (W. T. B.) Au thentische Meldungen über die Nachricht vom An- druch ter Cholera hierselbst besagen, daß in der verflossenen Woche im Ganzen 4 Cholerafälle vor gekommen sind, welche 3 Fremde aus inficinen Gegenden Ostpreußen- und 1 Fremden aus Turin betrafen. Bon diesen Personen find 3 gestorben und 1 befindet sich in Beffervng. In der hiesigen Bevölkerung find keine Erkrankungen an der Cholera vorgekommeu und auch sonst ist der Ge sundheitszustand in Wien befriedigend. Pefth, Mittwoch, 2. Juli. (Corr.-Bur.) Im Unterbaust legte der Ministerpräsident das Arbeits- Programm für die Herbstsesfion vor. Dasselbe ent hält unter Anderem die Vorlagen betreffs des kroatischen Ausgleichs, den Entwurf der Ostbah», die Reform deS Oberhauses, das Wahlgesetz, Han delsgesetzbuch und Steurrgesetz. Sodann wurde ein königl. Rescript verlesen, welches den Reichs- tag bis zum 7. November d. I. vertagt. (Bgl. unter „Tagesgeschichte".) Versailles, Donnerstag, 3. Juli, Morgens. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Natio nalversammlung kam der Antrag Dufaure s, die von der vorigen Regierung eingevrachten konstitu tionellen Gesetzentwürfe an dir Bureaur zu ver- weisen, zvr Verhandlung. Dufaure erinnert an die hierauf bezüglichen Er klärungen, welche von Mitgliedern der Majorität, namentlich vom Herzog v. Broglie, abgegeben seien, sowie ferner an die Botschaft des jetzigen Präsidenten der Republik, welche verheißen habe, daß diese Gesetze einer sorgfältigen Prüfung unterzogen werden sollten. Jetzt sei der Zeitpunkt gekommen, wo das geschehen müsse. Die cvnstitutionellen Gesetze seien gleichsam ein nationales Werk und ein Pfand für die Sicherheit oder Stetigkeit der politischen Verhältnisse. Leurent (Mitglied dcs rechten Centrums) erklärt, das Land finde an der Politik kein Interesse, sondern wolle vor Allem arbeiten. Die Prüfung der constitu- tionellen Gesetzentwürfe werde wieder Aufregung Her- Vorbringen und den ruhigen Gang der Geschäfte stören. Er schlage deshalb vor, daß die Commission zur Prü fung dieser Entwürfe erst nach den Ferien, im Laufe des MonatS nach Wiederzujammentriit der Assembler niedergcsetzt werde. Gambetta stellt die constituirende Gewalt der ge genwärtigen 'Nationalversammlung in Abrede und ver langt deren Auflösung. Dem gegenüber erklärt der Vicepräsident des Mi nisterraths Herzog v. Broglie: Die Versammlung habe der Erlaudniß Gambetta'o nicht bedurft, um ins Leben zu treten, und bedürfe derselben auch nicht, um weiter zu bestehen. Die Regierung erhebe keine Schwie rigkeiten gegen die Prüfung der Gesetzentwürfe, sei »aber der Ansicht, daß die von Leurent angehörten Gründe die gegenwärtige Situation richtig kennzeichnen. So lange die Regierung das Vertrauen der Majcrsiät besitze, werde sie die Last der Regierungsgewalt tragen können, ohne darunter zu erliegen. Leon Say unterstützt namens des linken Centrums den Dufaure'schen Antrag. Bei der Abstimmung wird der Antrag Leurent - von der Versammlung angenommen. Rom, Donnerstag, 3. Juli. (W. T. B.) Die „Jtalir" meldet telegraphisch aas Florenz folgende Zusammensetzung des neuen Cadinets: Minghetti Präfibrutichaft und Finanzen, Contelli Innere-, Spaventa öffentliche Arbeiten, Ligliavi Justiz. Visconti, Ricotti und Sciloya behalten ihre Porte feuilles. Da- „Giornale di Roma' und die ..Naziove" bestätigen diese Liste. Nach der ,,Opinione" wurde da- Portefeuille der Marine Biancheri angeboten. Die Lösung der Krisis ist jedenfalls bevorstehend. BeNuno, Mittwoch, 2. Juli, Abends. (W. T. B.) In Afiago (Provinz Vicenza) heftiges Erd- beben. In dem benachbart» Orte Farra vulca- nischr Eruptionen mit Ascheregen. London, Mittwoch, 2. Juli. (Corr.-Bur.) Der Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar wegen der Abschaffung der Sklaverei ist hier ringrlavgt Der Sultan verspricht, England zu besuche». C.llgr'igeichichtc. Dresden, 3. Juli. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 16. Stück vom Jahre 1873 hier eingetroffen. Dasselbe enthält: Nr. 933) Gesetz vom 14. Juni d. I., außerordentliche Ausgaben für die Jahre 1873 und 1874 zur Verbesserung der Lage der Unteroffiziere be treffend; Nr. 934) Gesetz vom 18. Juni d. I., den außerordentlichen Geldbedarf für die Reichseisenbahncn in Elsaß-Lothringen und für die im Großherzogthum Luxemburg belegenen Strecken der Wilhelm-Luxcmburg- Eisendahn betreffend; Nr. 935) Gesetz vom 20. Juni d. I., die Abänderung der Reichstagswahlkreise 5 und 6 des Regierungsbezirks Oppeln im Königreiche Preu ßen betreffend; Nr. 936) Gesetz vom 22. Juni d. I., die Controle des Reichshaushalts für das Jahr 1873 betref fend; Nr. 937) Gesetz vom 23. Juni d. I., die Ein führung des Gesetzes des 'Norddeutschen Bundes über die privatrechtliche Stellung der Erwerbs- und Wirth- schaftsgenoffenschaften vom 4. Juli 1868 im Königreiche Bayern betreffend; Nr. 938) Alle, höchster Erlaß vom 9. Juni d. I., die revidirte Instruction zum Gesetze vom 7. April 1869 über Maßregeln gegen die Rinder pest betreffend. * Berlin, 2. Juli. Die „Pr.-Corr." schreibt: Un ser Kaiser, dessen Gesundheitszustand sich stetig fort schreitend gekräftigt hat, wird nunmehr bereits am Donnerstag (3.) Abend die Reise nach Ems antrcten und dort am Freitag (4.) Vormittag eintreffen, um zunächst noch einige Tage gemeinschaftlich mit Sr. Ma jestät dem Kaiser Alexander von Rußland zu verweilen. Die Cur in Ems wird den Monat Juli in Anspruch nehmen. Anfang August gedenkt Se. Majestät zur Nachcur nach Bad Gastein zu gehen und in der letzten Woche des August den vorbehalienen Besuch am kaiserl. Hofe zu Wien zu machen. — Ihre Majestät die Kai serin ist heute Vormittag direct von Schönbrunn über Passau und Mainz in Koblenz eingetroficn, nachdem dieselbe von Ihren Majestäten dem Kaiser Franz Jo seph und der Kaiserin Elisabeth bis Penzing begleitet und bis zu der österreichischen Grenze von den Militär- und Civilbehörden empfangen wurde. Die Ausnahme, welche unserer Kaiserin seilen der österreichischen kaiserl. Familie zu Theil geworden ist, giebt Zeugniß von den wahrhaft innigen Beziehungen, welche zwischen den bei den erhabenen Fürstenhäusern obwalten und von dem Werthe, welcher von beiden Seiten gleichmäßig aus die selben gelegt wird. — Der Reichskanzler Fürst Bis marck hat sich nach Varzin begeben und gedenkt theils dort, theils auf seinen Besitzungen in Laucnburg bis zum Spätherbst zu verweilen. — Während die katho lischen Bischöfe jede Mitwirkung bei der Ausführung der kirchenpolitischen Gesetze ablehnen, hat der evangelische Oberkirchenrath neuerdings die ihm untergeordneten Konsistorien mit einer Instruction ver sehen, welche von dem Geiste des entschiedensten Ent gegenkommens lictirt ist. Am Schluffe der Einleitung des ausführlichen Erlasses spricht er die zuversichtliche Erwartung aus, „daß die Behörden und Diener wie die Mitglieder der evangelischen Kirche, eingedenk der seit der Reformation her bestandenen und innerlich wohl begründeten Stellung der deutschen evangelischen Kirchen zur Staatsgewalt, auch zu der Durchführung dieser durch allgemeine politische Verhältnisse ins Leben gerufenen Gesetze, soviel an ihnen ist, ohne Mißtrauen und bereitwillig mitwirken werden." — Von den bei den großen Panzerfregatten, welche für sechs Mil lionen Tbaler bei Samuda in London erbaut werden, soll eine schon in diesem Herbst, die andere im künfti gen Frühjahr nach Deutschland übergeführt werden. In der Budgetcommission wurde cs kürzlich gerügt, daß bisher die Panzcrfregatten ausschließlich den Na men preußischer Fürstlichkeiten erhalten haben. Zudem befinden sich noch auf deutschen Werften der „große Kurfürst", „Friedrich der Große" und „Borussia" im Bau. Posen, 1. Juli. (Schl. Z.) Sicherem Vernehmen nach besteht die Absicht, das hiesige katholische Marien - gymnasium, das sich von jeher vielfach als ein Heck- rust des religiösen und polnisch-nationalen Fanatismus erwiesen hat, in der Weise einer Reorganisation zu unterwerfen, daß die Zahl der streng ultramontan und polnisch-national gesinnten Lehrer vermindert wird und an deren Stelle deutsch-national gesinnte Lehrer heran- gezogen werden. Der Anfang mit dieser Reorganisation ist bereits dadurch gemacht, daß zum Dircctor der An stalt der durch seine deutsche Gesinnung und durch her vorragende pädagogische Leistungen bekannte Oberlehrer Upenkamp vom Könitzer Gymnasium und an eine zweite Stelle der deutsch gesinnte Lehrer Schröder I I. vom Kulmer Gymnasium berufen ist. Andere Lehrerwechsel stehen in Kurzem bevor. Danzig, 1. Juli. Seit Freitag ist unter den Flö ßern — der „D. Z." zufolge — kein weiterer Cho lerafall vorgekommen; aus der einheimischen Be völkerung sind ebenfalls keine Erkrankungen gemeldet. München, 1. Juli. (N. C.) Ihre Majestät die Königin-Mutter hat ihren Entschluß, Elbingeralp zu verlassen und wieder Aufenthalt in Hohenschwangau zu nehmen, geändert und verbleibt in Elbingeralp bis Mitte Juli, wo sie sich auf einige Tage nach Darm stadt begeben wird. — Se. Majestät der König hat eine tkcilweisc Erhöhung der Pensionsbezügc derjenigen Offiziere genehmigt, welche nach den früheren bayerischen Normen vor der Einführung des Reicks- militärpcnsionsgesetzes in Bayern pensivnirt worden sind; die Bezüge stellen sich nach diesem Gesetze bekannt lich zum Theil höher als es nach den früheren bayeri schen Bestimmungen der Fall war. — Heute wurden in Bayern drei neue Bahnlinien dem öffentlichen Verkehre übergeben. Zwei hiervon, nämlich die Linien: Neumarkt-Deining-Seubcrsdorf, 2,g» Meilen lang, und Straubing-Radldorf-Sünching, 2 i-r Meilen lang, ge hören zur Verwaltung der bayerischen Ostbahncn, die dritte, nämlich die Bahnstrecke von Dürkheim nach Grünstadt, zur Direction der pfälzischen Eisenbahnen. La durch Eröffnung der Linie Ncumarkt-Leudersdorf die ganze Abkürzungslinie Nürnberg Neumarkt Regens burg zur Eröffnung gelangt, so ist diese an Natur- schonheiten so reiche Bahnlinie als Abkürzung dcs Weges vom Mittel- und Niederrhein an Vic Donau von hoher Bedeutung. Die Linie Straubing-Sünching schafft eine Abkürzung zwischen Passau und Regens burg. Dieselbe enthält ein einziges wichtiges Bauobject, nämlich die Laaberbrücke bei Radldorf. Durch die Er öffnung der Bahn von Dürkheim nach Grünstadt wird eine directe Schienenverbindung zwischen Neustadt a. H. und Bingen hergestellt. Darmstadt, 1. Juli. (Fr. I.) Heute Morgen hat der Synodalausschuß die zweite Lesung des Verfassungeentwurfs, zu welcher er am 24. v. M. zu- sammcngetreten war, vollendet. — In der Zweiten Kammer ist heute ein, auch in werteren Kreisen in- teressircnder Antrag eingcbracht worden. Es haben nämlich die Abgg. Goldmann, Küchler, Edinger, Hein- zerling beantragt, die Regierung um eine Gesetzvorlage zu ersuchen, worin bestimmt wird, daß vom 1. Januar 1876 an in keiner Gemeinde des Großherzogthums Lctroi für I) Brodfrucht, Mehl, Backwaaren, Kartoffeln, 2) Schlachtvieh, Fleich und Fleischwaaren, 3) Brenn material jeder Art mehr erhoben werden darf. Die Kammer hat heute die Berathung über die Städteord nung beendigt und ist zur Berathung der Landgemeinde ordnung übergcgangcn. * Wien, 2. Juli. (Tel.) Die Königin von Württemberg ist heute Vormittag um II Uhr in Begleitung der Großfürstin Vera Konstantinowna hier eingetroficn und vom Kaiser, der Kaiserin, den an wesenden Erzderzögen und den Erzherzoginnen Sophie und Clotilde am Bahnhöfe empfangen worden. Die Königin und die Großfürstin haben in der Hofburg Wohnung genommen. Pefth, 2. Juli. (Tel.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses beantwortete der Finanzminister Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Blind. Novelle von F. o. Stengel. (Schluß auö Nr. ibt.) Hildegard hielt inne, als lausche sie wirklich den verklungenen Tönen. Ein Seufzer stahl sich von ihren Lippen, und machte dem schweren Herzen Luft. Dann fing sie wieder an: „Ich hatte nie das volle Bewußt sein meines Glückes wie in dieser Stunde, — es war das Abendroth. — Wie dann die Dämmerung, die Stacht kam, wie ich auf der Terrasse von unserem Hause seiner wartend stand, wie die Sterne so ruhig, so friedlich, so selig zu mir niederstrahlten, wie ich selbst so stolz, so triumphirend über mein Glück, an ihn dachte, da mahnte keine Ahnung, kein Bangen, kein Vorgefühl, an nahendes Leid, nichts warnte vor ver messenem Stolze. — Da tönten Schritte von Fez ne. Erl Ich eilte hinab in den Garten, ihm entgegen. — Er war es, Berthold, Er war es, Er, und todt! Sie trugen ihn auf einer Bahre; sie stellten die Bahre zu meinen Füßen nieder. DaS Mondlicht fiel auf sein blasses Gesicht, auf die blutende Stirn und die ge brochenen Augen. Er ist todt — ein Sturz vom Pferde hat ihn getödtet. In der Stunde, wo ich so stolz, so vermessen meine- Glückes dachte, da lag cS schon in Trümmern. — Ich kann es nimmer fassen, und doch ist es furchtbar gewiß." — Sie schwieg wieder, überwältigt von der Erinne rung. Berthold tröstete sie jetzt sanft. Er weint über ihr Leid, und die Thränen de» Bruder» mischen sich in dir ersten, dir sie seit jenem Tage vergießt, und erleichtern ihren Schmerz. Der Blinde spricht zu ihr, wie sie einst zu ihm in der. Kindheit. Für ihn ist nichts anders geworden in den langen Jahren. Sie ist noch die Schwester, und wenn sie auch in den Tagen des Glanzes die Heimath vergessen, und fremd geworden, ist sie doch noch Hilde gard. Er liebt sie noch, wie er sie einst geliebt. Nicht ihr Künstlerruhm, nicht ihr Vergessen hat die Liede auslöschcn können. Sie ist immer der Stern an sei nem Himmel geblieben, das Licht des Blinden, wenn es auch nur von ferne leuchtete und nur wie ein Himmelslicht! Er ist ein Mann geworden, glücklich, trotzdem sic fern, trotzdem Alles, was er damals, als sie in die Welt zog, vorher gefühlt, sich erfüllt, sie die Heimath vergessen und in der Ferne Befriedigung, in der Liebe eines Fremden Glück gefunden. Glücklich war er in der Arbeit, im Schaffen, in der Kunst, zu der sie ihn geführt. Glücklich, weil Hildegard es war. Aberssetzt ist sie heimgekehrt, er hält sie in seinen Armen, sic bleibt bei ihm und will bei ihm Ruhe fin den. Ein Gebet steigt zum Himmel von den Lippen des Blinden für sie, um ihre Ruhe, — aber auch eine- für sich selbst, um Stärke. Er versieht ihr Leid; er wird es mit ihr tragen; und wie sie einst des blinden Knaben Führerin ge wesen und Stütze, so wird er sie nun leiten. — Und sie wird sich selbst wieder finden, wenn auch erst mit den Jahren. Der Svmmertag vergeht. Die Beiden merken nicht, wir die Stunden eilen. Schritte nahen jetzt der Laude. Es ist die Mutter, die nach dem Sohne sehen will. Die Jahre haben die Frau Professor Sieben nicht ge ändert. Nur ihr Haar ist grau geworden, und ihr Gesicht hat Falten, sonst ist sie dieselbe. Sie hat den Galten zu Grabe geleitet, sie lebt jetzt nur dem Sohne. Sie ist noch schroff und hart, aber der innere Kern ist weich geblieben. Manch strenges Wort fällt noch auf die Pflegetochter, schärfer wohl als früher, und nicht mit Unrecht. Ist Hildegard nicht fremd geworden? — Aber Manchem will es jetzt dünken, als habe die Frau Professor sich eben in ihren Berechnungen geirrt, bei denen mütterliche Eitelkeit eine zu große Rolle spielt, und sei darum so schroff für die Tochter — doch sagt dies nur die böse Welt von der „bösen Sieben". Wie sic nun in die Laube tritt, Hildegard da fin det, den Tod ihres Gatten erfährt und hört, daß die Tochter in der Heimath bleiben will, da ist das Eis geschmolzen. Sie hat ja beide Kinder wieder! Ihr ist nicht mehr bange um den Sohn. Wenn sie einst die Augen schließt, hat er eine Stütze. Sic nimmt die Hcimgrkehrte in ihre Arme und weint mit ihr Thrä nen des Schmerzes, aber auch der Freude. Ein stilles Leben führt die berühmte Sängerin, die gefeierte Künstlerin, die vornehme Dame, nun im Aclternhaus, und weiß doch, daß si; noch immer die Welt entzücken wird mit ihrer wunderbaren Stimme, daß Glanz und Ruhm noch winken, aber sie liebt das ruhige Leben der Kindheit. Die alten Lieder tönen wieder durch Haus und Garten; die Melodien von ehemals singen und klingen von einer inner» Welt des Frieden- und des seligen Glückes, und haben auch den Weg in Hildegard'- Herz gefunden, wo die Er innerung wacht. Wenn die Leute im Städtchen und die vielen Freunde und Bewunderer der Sängerin dir Köpfe schütteln und flüstern, warum wohl Alle- so sei, warum die vor nehme Frau dir Berwandtrn ihre- Gatten nie steht, warum fir so zurückgezogen lebt, so sagt wohl Einer sie hat ihren Gatten so sehr geliebt, sie kann ihn nie vergessen, sie lebt uur in seinem Andenken. Ja, sie kann ihn nie vergessen. Die Jahre vergeben. Die Geschwister leben nur für einander und der Musik. Sie haben die Mutter begraben, nachdem sie die Kinder gesegnet. Ihr letztes Wort war: „Liebt einander!" Am Euphcu auf den Hügeln merken sie, wie die Zeit verrinnt. Hildegard sieht in den schwarzen Haaren dcs Bruders die ersten silbernen Fäden, und schaut lächelnd im Spiegel nach ihren einst blonden Flechten. Berthold weiß von keiner Veränderung. Ihm ist Alles ein Tag. Die Schwester ist ja immer dicselbe; kein Jahr ändert sie, keine Zeit, keine Ewigkeit. Im Städtchen liebt Jedes die Geschwister, die eigent lich keine Geschwister sind. Alle kennen sie, und Keines hat noch je gefragt, warum die Beiden nur Geschwister. Aber ein Tag kam, ein kurzer Wintertag, dem eine lange Nacht folgte. Ein Abend, an dem Hildegard am Bette dcs Bruders kniete und die kalten Hände in ihren lebenswarmen hielt, wo sie die letzten Worte von ihm hörte, wo sich die Augen schlossen, die blinden, um vor dem ewigen Lichte zu erwachen, wo sie ihn hinaus geleitete, ihn neben die Acltern bettete, und die Schnee decke sich über den Todtenhügel breitete. In ihr aber lebt er fort, alle Zeit, bis in Ewig keit. Sein letztes Wort hört sie immer: „Hildegard, ich habe Dich geliebt mein Leben lang; Du warst mir Alles, nicht nur Augenlicht! Hildegard, im Tode schwindet jede Täuschung, im Tode »st Wahrheit. Du warst mir nie nur Schwester. Hildegard, kannst Du den Einen Todtrn vergessen und den Andern lieben, der Dir im Leben nur Bruder sein durste?" — Und ihre Hand ruht in der des Sterbenden, der den Ver- lobungSkuß auf ihre Lippen drückt. Ihre Thränen fallen auf die blinden Augen. Sie, sie allein, ist ja blind gewesen, blind ihr ganzes Leben lang.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht