Dresdner Journal : 15.07.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187307157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730715
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-07
- Tag1873-07-15
- Monat1873-07
- Jahr1873
-
963
-
964
-
965
-
966
-
967
-
968
- Titel
- Dresdner Journal : 15.07.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M161 1873 Dienstag, de« 15. Juli N VS DreMtrÄurnal lm äont»«»« ^Rdrliet» ztjüürliod- 1 'rlllr. 1b Hxr. keicd«, uo6 )lah Nr. .1,1. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. mndeten VN. uer- ere >6 rom do. und Caffe«. deS Schah. cikbtun- S AuS- ilidefter t vo« ft für rovin- tüch- muß tnern » mit bittet u die vsälzer-, r noch zu m Lham- S Veove- berechne o gedenken, ! laufenden em Thaler unen, oder Lweelo« rinwwvrn: 1 >>r. 8tvwp«ttu»elll»« binrn. lunori oprelsSi » kür <ten Lauro «ioer «apalteo«» 2eNs: 1^ Unter „Li»«««»- tt" »'s S . Lr edelnenr Dtzslicd, init Auioakros 6er Sonn - no6 ksi«rt»ss», Ade«6« Kr 6en foltsenäen rkP Cnycügcschichtc. * Berlin, 12. Juli. Se. Majestät dec Kaiser machte vorgestern (10.) Nachmittags von Ems aus eine Spazierfahrt auf dem Wege nach Nassau zu und Stimmkraft des Künstlers getragen, der sich stets mit Feuer und Unmittelbarkeit des musikalischen und dra matischen Ausdrucks seiner Aufgabe hingiebt. Herr Köhler sang den Brogni vorzüglich, mild und edel im Ausdruck, und Hr. v. Witt lobenswrrth den Leo pold. Frl. Erhart sang die Eudora. Die erwähn ten männlichen Hauptpartien, verbunden mit der Lei stung des Gastes, ergaben eine sehr gute, auch in den Ensemblesätzen treffliche Gesammtaufführung dieses, auf durchgreifenden Effect mit Geist und speculativer kunst voller Technik berechneten großen Opernwerkes, das zu den gründlichst unsympathischen musikalischen Dramen gehört. Welch fühlbar künstlich und kühl gemachtes Material der Musik, von wenigen schwungvoll und schön heraustretenden Einzelnheitcn unterbrochen; welche forcirte Affecte und schroffe Gegensätze, welche Charak tere und Mcnschenquälerei, welche Tragik ohne Sieg, des schönen und großen Menschlichen. Die Erhebung edler Empfindung wird verletzt und verhöhnt durch die Genugthuung des Egoismus und der gemeinen Leiden schaft. E. Banck. Bitten, i, und vier« strten Expe- e 201 N. Nr. 7. Amtlicher Theil. Dresden, 5. Juli. Dem zeitherigen Pfarrer zu Großstorkwitz, Julius Redlich Oertel, ist das Pfarr- und Superintendentenamt in Pegau übertragen worden. Dresden, 8. Juli. Seine Königliche Majestät baben dem Sekretär deS Appellationsgericht- zu Bautzen, Earl Edmund Ehrig, den Charakter eines Kommisstons- raths beizulegen allergnädigst geruht. Dresden, 10. Juli. Seine Majestät der König haben dem Musikdirektor der Königlichen musikalischen Kapelle, Ernst Schuch, das Prädicat als Kapellmeister zu verleihen geruht. Feuilleton (Rcdigirt von Otto Banck.) K. Hoftheater, den 13. Juli: „Die Jüdin", große Oper von Halövy. Fräulein Georgine Schubert gab als vorletzte Gastrolle die Recha, und bewährte auch in dieser Partie in ausgezeichneter Weise und mit großem Gelingen ihre verständnißvolle dramatische Auffassung und musikalische Durcharbeitung, unterstützt von der Kunstfertigkeit und dem Geschmack ihres Gesanges und der intelligenten und belebenden Ausführung ihres Spiels. Die Be herrschung und Verwendung ihrer Mittel erwieS sich musterhaft geordnet und behandelt, voll feiner richtiger Empfindung im Vortrag, ausgiebig in den Steigerun gen; und für das ihrer Stimme fehlende leidenschaft liche Colorit trat in den höchsten Affccten wirkungsvoll Energie und Entschiedenheit des Ausdrucks rin. Frl. G- Schubert hinterläßt durch ihre jetzigen Leistungen, in Verbindung mit ihren frühern in Eoubrettenpartien, den Eindruck einer vorzüglichen Künstlerin, welche als Sängerin und Darstellerin mit seltnem Ernst und gei stiger Begabung für ihr Talent nach Maßgabe ihrer Mittel und ihrer Individualität eine, in vielseitiger GestaltungSfähigkeit und in gediegener Kunstrichtung möglichst vollendete Durchbildung erstrebt und er reicht hat. Hr. Riese gab als Eleazar eine meisterhafte Lei stung, prächtig und schwungvoll im Gesänge, verbunden mit charakteristisch gut durchgeführtem Spiel. Außer ordentlich schön gelang der Eingang des zweiten ActrS; ergreifend erhoben sich seine Momente, wo dir Leiden- Katern fanatischen Haffes ebne Rückhalt hervor- n der vollen und doch so wohl beherrschten pfiehlt diese Ausstellung aus's Wärmste jedem Natur freund und allen Verehrern der Landschaftskunst. Wir sehen hinter einem interessant behandelten Vordergründe im Mittelraum die blaue Bucht von Bajä, in näherer und weiterer Ferne umkränzt von den schönen Berg reihen , über welchen sich in später Nachmittagsstunde der reine Himmel des Südens hinabwölbt: Links vom Beschauer senken die braunen Tufffelsen ihren höhlen- durchklüftcten Fuß ins Meer; darüber schaut die Spitze von Camandolt mit dem weißen Kloster hervor; rechts darunter das Städtchen Pozzuoli, dann der langgestreckte Fuß des Postlipp, die kleine Insel Nisida, der sanft rauchende Vesuv, die plastische Gruppe des Monte Sant' Angelo; weiter rechts das vorspringende Castell von Bajä mit dem Anschluß des kleinen Oertchens, endlich, den Ring der Ferne mit dem Mittelgrund verknüpfend, ein bewachsener, vom streifenden Sonnenschimmer duftig angehauchter Hügel und im Mittelgründe die alten be wachsenen Ruinen des sogenannten VenuStempels. Dies sind neben den beiläufigen Details der Nähe die histo rischen Objecte der reichen Landschaft. Preller's Gemälde wirkt deswegen so gefangennrh- mrnd, so nachhaltig und inhaltsvoll, weil es in der Anordnung der ganzen Scenerie, in Bergzügen, Wasser und Vegetation den Localcharakter mit dem all gemeinen Charakter UnteritalienS verständnißvoll in Farben und Former vermählt. Es macht eine freudig ruhige, lichtsatte Wirkung und bewährt durch dir Harmonie seiner Einzelheiten die Befähigung des Künstler-, der sein bedeutendes Talent wie nicht leicht ein Anderer durch unermüdliche Naturstudien unterstützt und alt Zeichner eine vielseitige Tüchtigkeit von hohem Rana erworben hat. schließlich noch einige allgemeine Fachbrmrrkungen. Das Bild ist in Wach-farben (nicht zu verwechseln I»»»r»tea>uu»»üme »usM-rti«; F>. Lran6«t«tter, CvmioiwuooLr 6s» * vr«»6o«r ^ouroal«; »d«o6a».: Fort u. L F're^er, Lawdor^-LsrUo- Vt»»-I.»ip^-L»»»l-Nr,«I«ii-rr»»Ittorr «0 -Vi«o - twer a-X.-ULoe»««: Kmi. Lorlio // , Nr«w«o: L , Lre,- 1»a: /».ÄanAensLüreau; Vdvouütr: F>. koiot, kraaic- kurta.X.: L. u.F. (.'.//errnarin'suouLucdd., 6o.; SörUt,: vm-ltter, L»auov«r: t/'.Kcki-wtrr kart»: //aE, LaMe, ; MattFart: F Oo., Sütiti. Annoncen-Lüreau, Visu: O/rpsNL. ll«r»u88«dvrr * LSviet. krpeckitioo 6e» Ores6oer ckournals, Vresckvo, Aur^arettwoAiUE 1. Gtra-burg, 12. Juli. Die Bezirkstage dürf ten, wie die „L>traßb. Ztg." erfährt, zum 18. August, die Kreistage zum 18. August und zum 11. Sep tember d. I. einberufen werden. — Die russischen Studentinnen, welche be kanntlich Zürich verlassen müssen, haben sich nach Straß burg mit der Anfrage gewendet, ob sie ihre medicini- schen Studien dort würden fortsetzen können. Die medicinische Facultät in Straßburg hat sich gegen dieses Gesuch ablehnend verhalten. Darmstadt, 12. Juli. Die „Darmst. Ztg." mel det, daß heute zu Jugenheim die Verlobung der Großfürstin Marie Alexandrowna von Rußland mit dem Prinzen Alfred von Großbritannien, Herzog von Edinburgh, stattgefunden hat. Schwerin, 11. Juli. Der Text der Warnung der Rostocker Geistlichen gegen den Proteslanten- verein ist jetzt bekannt geworden und lautet nach den „Hamb. Nachr." also: „ES wird Euch, Geliebte in dem Herrn, nicht unbekannt geblieben sein, daß in unserer Stadt ein Protestantenverein sich gebildet Hot. Darum gebietet uns unser seeliorgerlicheS Amt, das wir unter Euch führen, uns vor Euch darüber auszusprecheu, was eS mit dem Protestantenverein ist, und wie Ihr als luthe rische Christen Euch zu demselben zu verhalteu habet. Der Protestantenverein will nicht, daß in unserer Kirche diejenigen Lehren, welche dieselbe nach GotteS Wort je und je geglaubt und bekannt hat. allein gelten sollen, sondern, datz io ihr volle Willkür des Lehrens und Meinens herrschen soll- Es soll nach semem Wille« kein Unterschied sein, oo Jemand anaimmt, und lehrt, daß die heilige Schrift das lautere Wort Gottes sei, oder ob er auuimmt und lehrt, daß dieselbe ganz oder theilweise Meoschenwort sei; er erklärt eS für gleichgeltend, ob Einer au uimmt und lehrt, daß unser Herr der ewige meuschgewordeue Sohn Gottes und unser einiger Erlöser sei, oder ob er au uimmt und lehrt, daß er uur eia Mensch und ein bloseS Vor bild sei. So stellt der Protestavtevvereiu denjeuigeu Lehren de» HeilS, aus welche unsere lutherische Kirche sich immerdar gegründet und erbauet Hai, aus gleiche Linie der Geltung mit allerlei Meoscheumeinuogen uad Menschenlehreu, und nimmt damit jenen ewigen Lehren deS Heils die Bedeutung der a»S- schließlrcheu Wahrheit und Berechtigung Und um diesen feinen Zweck zu erreichen, redet er auch dem sogenannten Ge> mriodeprincip daS Wort, das will sagen, er möchte unserer lu therischen Krrche eine Gestaltung geben, io welcher über ihr Glauben, Leden uod Weseu nicht d,s Wort Gott S, soudera die Stimmenmehrheit der Gemeindeaeuoffeo, also der Meu- scheuwille bestimmte und eutschiede. Weil nun also der Pro- testauteovereio die Lehren göttlicher Wahrheit, au deren rechter Erkeootniß der Seelen Seligkeit häugt, gleichstellt allerlei an derer Meinung uod Ansicht uud damit unterer Kirche dea fester, Lehrgruud nehmen will, so folgt daraus, daß wer sich zam Pi otestauteaverein thut, damit tgaisächlich von dem Boden nuferer lutherischer, Kirche abtrilt und selber sich vou der Ge- meloschaft derselbru scheidet. Darum deun thuu wir nach un serem Amt, bas wir von Gottes wegen unter Euch tragen, uud bitten Euch m Namen unseres Herrn Jesu Christi herz lich und ernstlich: Ihr wollet beu Bereduuaen des Protefta»- tenvereios kein Gehör geben, Euch au demselben nicht bethei» ligeo. nicht unsere theuere lutherische Kirche verlasieu, welche unsere Väter mit viel Blut uud Thräven erstritteu haben, in welcher auch Ihr geboren und outerrichtet serd, welcher Ihr auch iu Eurer Coofrrmation aozugehören gelobt habt, vielmehr solcher unserer Kirche Eure ganze Treue bewahren, damit wir ferner, wie bisher, zusammen ans dem Wege des HeUs wandel« uod mit eioaoder das Eode unseres Glaubens, der Seelen Seligkeit davou bringen wögen." " Wien, 12. Juli. Die wiederholt und mit aller Kraft in Böhmen, und zwar nicht blos aus jungtschechi schen (liberalen), sondern auch aus alttschechischen Kreisen sich erhebenden Stimmen, welche die Noihwendigkeit betonen, sich an dem künftigen Reichsrat he zu be theiligen, beginnen der eigentlichen staatsrechtlichen Partei und den Feudalen von der Richtung des „Vater land" bereits recht unbequem zu werken. Das Ge schrei der letzteren über Landesverrath, Preiegebung des historischen Rechtes, Abtrünnige und Apostaten nimmt kein Ende und beweist, daß die „Staatsrechtler" trotz ihrer Drohungen mit ungeahnten Manövern, durch welche sie die Verfassungspartei lahmzulegen und den Reichsrath in die Luft zu sprengen gedenken, doch keinen anderen Pfeil im Köcher haben, als die leidige Abstinenzpolitik. Diese hat ihnen bisher nur Nieder lagen gebracht; wenn sic, trotz mehr als zehnjähriger trüber Erfahrungen, ihr gleichwohl noch anhängen, so Nichtamtlicher Theil, llebersicht. Telegraphische Nachrichten. «agrsgeschichte. (Berlin. Köln. Kassel. Straßburg. Darmstadt. Schwerin. Wien. Pesth. Paris. Haag. Bern. Rom. Madrid. London. Konstantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialvachrichtev. (Leipzig. Kamenz. Mecrane. Gottleuba.) Gerichtsverhandlungen. (Zwickau.) Vermischtes. Statistik uud Lolktwirthschaft. EiugesandteS. Feuilleton. Zuserate. TageSkaleuder. BSrseuuach- richten. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Statistik und Lolkswirthschaft. GinaesandteS. Beobachtungen über Temperatur und Barometer stand in verschiedenen Städten während deS 1. Halbjahres 1873. Inserate. Teltyr.irMche Nachrichten. München, Montag, 14. Juli, Mittags. (W. T. B.) Die SchwurgerichtSverhandlungen gegen Adele Spitzedrr und Genoffen haben heute früh 8 Uhr begonnen. Vorsitzender ist AppellationSrath Müller, die Anklage vertritt Staatsanwalt Barsch. Die Verlesung der Anklageschrift dauerte zwei Stunden. Der Andrang deS PublicumS ist nicht bedeutend. Paris, Sonntag, 13. Jnli, Morgens. (W. T. B.) Die zu Nancy anläßlich der Befreiung deS TerritociumS projrctirten Festlichkeiten werden, der „Agence HavaS" zufolge, die Genehmigung der Regierung nicht erhalten. St. Petersburg, Sonntag, 13. Juli. (W. T. B.) Der „Russische Invalide" bringt über die Unterwerfung deS ChavS von Chiwa noch nähere Details, denen zufolge der Chau, nachdem er im russischen Lager erschienen war, sich zum Vasallen deS Kaisers von Rußland erklärte. Der General v. Kauffmann setzte den Chan in seine Würde wieder ein. Für die Dauer deS Aufenthaltes der Russen wurde eine besondere Verwaltungsbehörde gebildet. Der Chan veröffentlichte am 12. Juui a. St. rin Manifest, in welchem derselbe aus Dank- darkeit für dir ihm zu Thril grwordrne Behänd- lung die Sklaverei für ewige Zeiten alS aufge hoben erklärte. Der General v. Kauffmann tele- graphirte darauf nach Persien, damit daselbst für die von dort stammenden, iu Freiheit gesetzten Sklaven die nothwrndigen Maßregeln für deren Aufnahme getroffen würden. Der Golf von Bajä von Friedrich Preller in Dresden. Diese große landschaftliche Darstellung, welche im Auftrage eines Leipziger Kunstfreunde- alS ein Wand gemälde gedacht und geschaffen wurde und in einem andern Bilde, dem „koruw rvm»num" sein Gegenstück finden wird, ist am 1b. und 16. d. M., DienStag und Mittwoch (man sehe da- Nähere im Jnseratentheile der Beilage) im Atelier deS Künstler-, Eliatstraßr b, gratis au-gestellt. Die Vorzüglichkeit dieser Production uud ihr male rischer Stoff, der in leuchtender Klarheit einen klassi schen Glanzpunkt Italien- dem Auge vor führt, rm- mit enkaustischen Farben) gemalt, einer neuen, noch ziemlich jungen Methode, die sich vielen Künstlern durch das glanzlose Einschlagen der um einen Ton zurück gehenden, besonders für den Vordergrund sehr realisti schen, doch wenig transparenten Farben zu monumentalen Darstellungen empfohlen hat, und zwar trotz so man cher Schwierigkeiten und engen Begrenzungen, die ihre spröde und eine virtuose Technik erfordernde Behand lung auferlegt. Auch die OdysseuSlandschaften im Museum zu Weimar von Friedrich Preller, dem Vater unseres Dresdner Meisters, sind in dieser Manier aus geführt, die zwar Zcitverzögerung, Uebermalungen, Correcturen und Lasuren möglichst versagt, dafür aber in ihrem Gesammteindruck der weitauswerfenden Kraft und den naturwahren Reizen der Fresco- und Tempe ramalerei näher kommt, als die specklächelnde, aber freilich viel complaisantere Oelfarbe. Die Frage nach der Dauerhaftigkeit dieser neuen Weise kann freilich erst von der Zukunft entgiltig beantwortet werden, doch spricht vorläufig die Theorie der chemischen Wissenschaft für die Wachsfarben, vorausgesetzt, daß der Fabrikant kenntnißreich und gewissenhaft in der Wahl der Ma terialien verfährt. In Bezug auf Oelfarben kann man dies, beiläufig gesagt, von vielen Lieferanten nicht rühmen; ihre Nachlässigkeit wird nur vom Jndifferentismus jener Künstler übertroffen, welche die treulosen Präparate verbrauchen. ES läßt sich nicht oft genug betonen, daß die Zahl der dauerhaften Farben eine sehr gemessene ist. Im umgekehrten Verhältniß zu den Fortschritten der Chemie ist die Bereitung zahlloser Waaren rück wärts gegangen, indem man die Triumphe der Wissen schaft nicht zur Veredelung derselben, sondern zu ihrer blendenden Fälschung und feilen Bereicherung des Handel- gebraucht. Nur rin offene- Auge Derjenigen, welch« betrogen werden sollen, kann gegen diese Schändlichkeit verweilte Abends bi- gegen A10 Uhr auf der Prome nade. Gestern (11.) erledigte der Kaiser einige Re- gierungsgeschäfte und ertheilte Mittags Audienzen. Abends trafen der Erbgroßhrrzog und der Herzog Paul von Mecklenburg-Schwerin, von Bonn kommend, zum Besuch in Ems ein und begrüßten gleich nach der An kunft den Kaiser im Curhause. Wie es heißt, werden die mecklenburgischen Prinzen bis morgen (Sonntag) Abend hier verweilen. — Der Bundesrath hat in seinen letzten Sitzungen einige Wahlen von Wichtigkeit vollzogen. Zu Mitgliedern der Verwaltung des Invalide nfonds, zu deren Präsidenten Se. Maj. der Kaiser, wie schon bekannt, den geh. Oberfinanz- rath Elwanger ernannt hat, hat der Bundesrath, dem „D. Wochenbl." zufolge, den bayrischen Oberrechnungs- rath Landgraf und den sächsischen Gesandten, Herrn v. Nostitz-Wallwitz gewählt. Die Wahl deS dritten Mit gliedes ist noch nicht zu Stande gekommen. Zu Mit- giedern desDisciplinarhofes sind gewählt der Gene- reldirector der Steuern, geh. Oderfinanzrath Hasselbach, Herr v. Nostitz-Wallwitz, General v. Voigts Rhetz und der hanseatische Ministerresident vr. Krüger. — Sei ten des Bundesraths ist der württembergische Justiz minister Mitt nacht zum Referenten üb r die Straf- proceßorndung besiimmt worden. — Die Wiederein setzung des l->r. Sydow in sein Pfarramt ist ihm» der seit einigen Wochen zu einer Badecur in Teplitz weilte, durch folgendes Anschreiben des königl. ConsistoriumS der Provinz Brandenburg kundgemacht worden: „Berlin, den 8. Juli >870. Nachdem der evangelische Ober- kirchenrath m der wider Ew. Hochwürden schwebenden Dis- ciptinaruntersuchuva, ans den von Ihnen eingelegten Recnrs, unter dem rb. v M. Beschluß gefaßt hat, überseoden wir Ihnen in viu» rmdlieittlooi» die für Sie bestimmte AoSser- ligung des Resoluts. Infolge dieser Entscheidung fällt nun mehr die gegen Sie versügte AwtssvSpevsiou hinweg Wir veranlassenEw Hochwürden daher, baldigst hierher»nlückzukehre» und die Geschäfte Ihres Amtes wieder ,u übernehmen. Vou Ihrem erfolgten Eintreffen wollen Ew. Hochwürden noorrweilt sowohl uns, als dem Geueralsupermtevdeuteu vr. Brückner, dem Letzter« zum Zweck der Ihnen nach Maßgabe des ResolutS zu machenden Eröffnungen, Anzeige erstatte». Königl. Consistorium der Provinz Brandenburg Hegel." 1)r. Sydow ist mittlerweile hierher zurückgekehrt. Das Resolut des Oderkirchenraths haben wir bereits dem Wortlaute nach mitgetheilt. Die Gründe, deren Ausführung im Ganzen 34 Folioseiten umfaßt, be ginnen, nach eingehender Rekapitulation des Consistorial- urtheils vom 2. December 1872 und der bei dem Ober- kirchenrathe eingcrcichten vr. Sydow'schen Recursschrift, mit der Feststellung des Gegenstandes der Untersuchung. Derselbe, so sagt das Erkenntniß, bestehe ausschließlich in dem Sydow'schen Vorträge vom 12. Januar 1872, da über Verfehlungen die ihm (dem Angeschuldigten) bei Amtshandlungen zur Last fielen, nichts bekannt ge worden. Nach Darlegung der Resultate der angestell ten Untersuchung heißt es: Nur die uoläugbare Tbatsache des von vr. Sydow durch seinen Borlrag gegebenen schweren Anstoßes couftituire seine Schuld. Ob ein solcher schwerer Anstoß vou einem Geistlichen gegeben sei. sei eine strafrechtlich objektive Frage, deren Beaut- wortuug vou dem subjektiven Ersolge des Anstoßes in den Ge- müthern unabhängig fei. Zudem fel auch letzterer im vorlie genden Falle weithin coustatirt und werde schwerlich vou Nr. Sydow selber geläognet werden. Aber „verschiedene und sehr erhebliche mildernde Umstände" verhinderten bei Alledem die Bestätigung der gegen vr. Sydow ausgesprochenen Amtsent- setzuua . die Zeit und Umstände, in denen seine Wissenschaft- Uche Bildung stattgefuuden und ihre Richtung empfangen habe, di- bereits sojährige Dauer seines Predigtamts, die »roße Ao- crkeuuung, die ber Augeschuldiglc dauernd von feiner Gerne nde empfangen, die ehrenvolle Auszeichnung, die ihm ehed-m durch Aufträge bes allerhöchsten Vertrauens zu Theil geworden, die auch vom Standpunkte der Behörde aus unangetastete lange Amtsführung, welche nur einmal iw Jahre 1853 (wegen eines Bor- lragS über die Prrföulichkert des Teufel») von einer amtlichen Vermahnung betroffen worden sei. Da non das dem vorliege«, de« Thatbestande an sich angemessene Strafmittel, nämlich die Versetzung deS t)r. Sydow ru eine andere Gemeinde, ans Prak' tischen Gründen nicht wohl auSsübrbar sei. so beschließe evao- gelischer Oberkirchevralh bas betreffende Erkenntniß deS königl. ConsistoriumS der Provinz Brandenburg dahin abzuänderu, daß dem Angeschuldigten wegen des durch seinen Vor-rag über die wunderbare Geburt Jesu gegebenen schweren Anstoßes ei« geschärfter Verweis znzuerkeaueu sei, Oberconsistorialrath vr. Kundler hat, wie die „N. Pr. Ztg." hört, der Wiedereinsetzung des Dr. Sydow mit großer Wärme und Entschiedenheit widersprochen. — Die vielbesprochene Angelegenheit der sogenannten Pastorenbriefe dürfte nunmehr mit der nachfolgen den Zuschrift ihren Abschluß erhalten haben, welche der „Magdeb. Ztg." zur Veröffentlichung zugegangen ist: „Jo der vo« uns uuterm W. April 1872 veröffentlichten Erklärung, betreffend die gelegentlich des vatikanischen Coocils producirteu, au den Herr« Bischof vr. Martin zu Paderborn gerichteten angebliche« Briefe evaogelischer Geistlicher der Pro vinz Sachsen, hatten wir bereits die Mittheiluog machen kön nen, daß «ach dem Ergebuiß unserer Nachforschungen die qu Briefe daS Werk einer Täuschung feie«, jedeusalls aber von evaugelischru Geistlichen der Provinz Sachsen nicht herrühreu uod keioer derselben daran detheiligt sei Da gleichwohl der Herr Bischof io einer von ihm veröffentlichten Druckschrift für die Echtheit teuer Briefe eiutrat, so sahen wir uns veranlaßt, im Joli v I. als vorgesetzte Behörde der beleidigte» Geist liche» unseres AofsichtSbrzirks daS Strafverfahren wegen Ehr verletzung iu Antrag zu stellen. Schon in dem vorgäugigeu Scruliuium unu hat nicht nur aufs Neue eiae etwaige Autor schaft unserer Geistlichen volle Widerlegung gesaoden und sich ergeben, daß die qa. Briefe lediglich zu einer Mystifikation fast uubegrelfticher Art gedient haben; es hat außerdem auch der Bischof vr. Marti» die gerichtliche Erklärung abgegeben, daß er selbst die Autorschaft niemals evangelischen Geistlichen der Provinz Sachsen zugeschriebro habe. Mit dieser er chöpfeuden Hurificatioo unserer Geistlichen von all' und jedem Verdachte einer Untreue ist der Fortgang des Strasversahrens außerhalb des Bereichs »ufereS dieuftlicheu Jatereffes getreten, und haben wir, nach Verzicht daraus, mit dieser fernerweiten öffentlichen Mittheiluog der ganzen Aogelegeoheit den Abschluß geben zu können geglaubt. Königliches Coosistorium der Provinz Sach se» vr Noeldecheo" — Die Leiche des vor einigen Tagen in Karlsbad verstorbenen kaiserlich russischen Oberhofmarschalls (nicht des Polizeiministers) Grasen Andreas Schu walow traf am Freitag Abend auf der anhaltcr Bahn hier ein und wurde auf der Verbindungsbahn nach dem Ostbahnhofe übergefühlt, von wo aus heute Abend der Weitertransport derselben nach St. Petersburg erfolgte. — Wie die „N. Pr. Z." erfährt, wäre nach einem hierher gelangten Telegramm der englische Dampfer, welcher die deutsche afrikanische Expedition (zur Erforschung des Congo) führte, bei Sierra Leone ge strandet; alles Gepäck (Instrumente, Bücher) ist ver loren und die Reisenden haben blos das nackte Leben gerettet. Es sei zu vermulhen, daß Professor Bastian sich nicht an Bord befand, da er in dem folgenden Dampfer Nachkommen wollte.. Köln, 12. Juli. (K. Vlksztg.) Gestern hat auch hier eine Visitation des erzbischöflichen Prie- stersemtnars im Auftrage des Oberprästdenten der Rheinprovinz durch zwei Kommissare desselben stattge funden. Die beiden Herren, Regierungsrath Schnitzler und der cvmmissarische Schulrath vr. Linnig, führten dem Vernehmen nach ihren Auftrag mit aller ange messenen Rücksichtnahme aus und fanden auch von Seiten des Vorstandes alles Entgegenkommen, so weit Pflicht und Umstände eS gestattetcn. Mit Hinweis auf die Erklärungen der Bischöfe wurden ihnen die Sta tuten und die Tagesordnung unter Protest eingehän digt, auch eine Besichtigung des Hauses in feuer-, bau- und sanitätspolizeilicher Hinsicht gestaltet, aber jede Mittheilung über die Interna des Seminars verwei gert. Namentlich wurde die Vorlage des Lehrplanes, sowie der Besuch der Vorlesungen abgeschlagen, und hierbei zugleich darauf verwiesen, daß schon das Gesetz selbst diesen Anspruch nicht mache, indem es die Vor lage des Lehrplanes nur von denjenigen Anstalten ver lange, welche zur wissenschaftlichen Vorbildung der Geistlichen dienen, die Priestersiminare aber im Sinne des Gesetzes nur als der praktcschen Ausbildung die nend betrachtet würden. Der Beiuch dauerte nahezu zwei Stunden. Kassel, 11. Juli. (Fr. I.) Oberbürgermeister Weyse zu Naumburg a. d. Saale ist soeben von den städtischen Behörden zum zweiten Bürgermeister hier ge wählt. Es waren 55 Mitglieder anwesend, wovon 12 sich der Abstimmung enthielten. Weyse erhielt 39 Stimmen, die übrigen zersplitterten sich. AdoiEmvatirprvIve r I« tritt jüLrlioü . , 2 Stt-iopelsedadr, . b r orr. ^^.^ooldcksickeuttedeo wb. rrSde«, :itet und wird ein Einlage ei Herr» >zugeben. «ü. unver- » einem >at, wird u hohen Olli.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht