Dresdner Journal : 07.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308078
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- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730807
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-07
- Monat1873-08
- Jahr1873
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1053
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- Titel
- Dresdner Journal : 07.08.1873
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181 Heicks« uuü Liorelo« Nummern: 1 Xx-r. 81en:pelru«ckl»^ Kiuru. Im a»lltil>k«s L«iok«: ^»dkliek . . . S rklr. zt^Lkrtick: 11'KIr. lb Xxr. 1ritt)ltkrUck 8 1'kir 8t«iupel^ekakr, »u»»«rk«Id 6s« 6sut«cksu , / - I»»«r: aprstssr » tür 6sn k»uw einer sipultsvso Lells: 1^ ^ssr. Ootvr „Livres», >t" 6is Lsilv: S dt^r. . Li cketnsi»: 1't^Iick, mit > uimstime äer 8onn- voll ?viert»ß«, Xksv6« kV: Usu I, Genien ?s^. DonncrM« den 7 AnPisi. 1873 Dres-ncrZMrml. Verantwortlicher Redacteur: I. N. Hartmann. Illsersteosnuskme »a«nltt1«r l.»lp«lx: F>. /iran«i«te'tier, 6owmi»8ionkr 6s« * ttrs«6uer louroul«; «kenUus.: /k«Asn k> art u. K /« rr^er,' 8suodarx-8erUo- Vi«o-l.«ip,ix-I!«»»I-Nr«»l»ll rnuikkart»H. i //u<t«sn8es«»» 6 l^e»A/rr, S«rll»-Vi«i> S«wdllr^-rr»^-l.«ip»i^-k'r»»Il- kurt «. N Nüoek«i>: /ku6. N«rUu: >1. /nr uii6en6u»it, // Atk^sekt, Nr«w«u: L >8ckt»tte, Lre» l»a: V. Äti'^eriHjüreadi; vkswrut«: 7>. ^oiot, kr»ot- kurt».ll: >. ./asAer'ü^ke u.F. O.ttefmann'seks Luvkk., ^)a«be-t 6o.;vörlit«: t-Ak>«tier, «»ullovvr: 0.8ckü8«/<v,- k»ri» //a<a«, ^Ktttsr^Oo.! Stut^»N cv 6o, LÄ66. Zinnonoen / Vivo- Hsrsusxsdvrr LNviel. k!xpe6ition 6e« vre«6nsr 6ourn»I», OrssUcu, iVur^icretkeo^as«« dio. 1. Amtlicher Theil. Dresden, 5. August. Se. Majestät der König haben nachstehende Personal-Veränderungen in der Armee allergnadigst zu genehmigen geruht: Die Versetzung des Commandeurs des l. Batail lons 3. Infanterie-Regiments Nr. 102, Oberstlieute nant von Lentz, unter Verleihung des Obersten-Cha rakters, in den Disponibilitätsstand mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen der Regimcntsuniform mit den vorgeschriebenen Abzeichen; die Beförderung der Premicrlicutenants von Baumann und von Hinüber des 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 zu Hauptleuten und Compagnie-Chefs, die der Seconde- lieutenants Freiherr von Münchhausen des 5. In fanterie Regiments Nr. 104, Meißner des 8. In fanterie Regiments Nr. 107 und Fikent scher des 5. Infanterie-Regiments Nr. 104 zu Premierlieutenants; die Ernennung oes Hauptmanns von Krecker- Drostmar des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 12 „Corps-Artillerie" zum Batterie-Chef; die Beförderung des Vicefeldwebels Illing des Leib-Grenadier-Regi- ments Nr. 100 zurr Secondelieutenant der Reserve. — Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, dem Bürgermeister Hennig zu Grimma das Ritterkreuz vom Verdienstorden zu verleihen. Uichtnmtlicher LheU. Nebtrsich:. Telegraphische Nachrichten. Zeitungssckan. (Journal des Döbats.) ^agesgeschichte. (Dresden. Berlin. Hannover. Fulda. München. Augsburg. Heidelberg. Darmstadt. Wien. Pesth. Agram. Paris. Bern. Rom. Madrid. Christiania. St. Petersburg.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Leipzig. Nossen. Herrnhut. Stollberg. Bernstadt. Ehrenfriedersdorf. Markneu kirchen. Niederneukirch.) Vermischtet. Statistik und Lolktwirthschaft Feuilleton. Inserate. Tagetkalender. Börsenkrach- richten. Telksirsiptnsch? Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 6. August, Nachmittags. (W. T.B.) Die soeben erschienene „Prov.-Corresp." constatirt die Erledigung det Fallet mit dem spa nischen 4 ampfer „Bigilante" durch die Abberufung des Commandanten der Panzerfregalte „Friedrich Karl", Capitän Werner und bestätigt die Auf- fassung, daß derselbe ohne Ermächtigung bandelte und die RetchSregirrung die Verantwortlichkeit für einen Vorgang ablehne, welcher die thatsächliche Anerkennung der Regierung in Madrid hätte in- volviren können. Posen, Dievttag, 5. August, Abendt. (W. T. B.) Am Sonntage ist, dem Vernehmen nach, in Kilehne durch den Landrath den zusammenberufe- nen Mitgliedern der katholischen Gemeinde eine amtliche Bekanntmachung vorgelesen worden, in welcher dem ohne staatliche Zustimmung durch den Erzbischof Grafen LedochowSki zum dortigen Propst ernannten Geistlichen Arndt die Befugniß, kirchliche Handlungen zu verrichten, abgesprochcn wird, die von ihm vollzogenen Handlungen alt ungiltig und strafbar bezeichnet und die Gemeinde- Mitglieder gewarnt werden, denselben zur Verrich tung von Messen und Taufen zuzuziehen.-, Paris, Dienttag, 5. August, Abendt. (W.T. B.) Ueber den Besuch de» Grafen v. Paris beim Grafen v. Chambord erfährt die „Agence Havat', daß Ersterer dem Letzter« seine Ehrerbietung und Willfährigkeit bezeugen wolle, ihn als Familien- Haupt anerkenne und seinerseits seiner Thronprä- lendentenschaft entsage. Der Graf v. Paris gebe indessen seine politischen Ideen nicht auf und hatte daran fest, daß die Krone nur durch die National- vrrsammung übertragen werden könne. DaS „Jour nal de Parit" faßt den Schritt det Grafen v. Pa- rit alt ein Zeichen der vollzogenen Versöhnung zwischen den beiden Linien auf und hebt hervor, daß derselbe ein Zerwürfniß unter den Prinzen v. Orleans nicht hervorgerufen habe. (Vgl. unter „Taqesgeschichte".) Madrid, Dienstag, 5. August, Morgens. (W. T. B.) Aut Cadix wird gemeldet, daß die voll ständig demoralifirten Aufständischen gestern mehrere für reich geltende Personen verhaftet und die Zah- lung von Lösegeld von denselben gefordert haben. Die zu den Aufständischen übergeaangenr Artille rie schlug sich darauf wieder auf die Seite der conservativen Partei, die Junta legte ihre Gewalt in die Hände der in Cadir befindlichen fremden Konsuln nieder, und diese ernannten Rance» zum Prüfidenten einer provisorischen Junta bit dahin, wo wieder legitime Behörden eingesetzt seien. Ran ce» zeigte der diesigen Regierunöl telegraphisch an, er habe da» ihm übertragene Mandat nur ange- nommen, um zu verhindern, daß von den vor Cadix liegenden fremden Schiffen Truppen anS Land gesetzt würden. Der Einmarsch bet Gene- ralt Pavia in Cadix soll heute Nachmittag statt finden. In Valencia haben die Insurgenten, dem Vernehmen nach, diejenigen Mitglieder der Junta, welche von Uebergabe grsprochin hatten, erschossen. Loudon, DienStag, S. August, Nachmittags. (W. T. B.) Heute fand der Schluß der gegenwär tigen Parlamentösesfion statt. Die Thronrede spricht die Hoffnung au», daß die Hrirath des Her zogs von Edingbuigh ein neues Band der Freund schaft zwischen Rußland und England sein werde; sie erwähnt ferner den Abschluß de» Handel»ver- trage» mit Frankreich und die Au»lirferung»vrr- träge mit Italien, Dänemark, Schweden und Brasilien und coustatirt, daß, obgleich die Thätig- keit d«S Handel» zwar etwas nachgelassen habe, doch die allgemeine Lage deö Lande» befliedi- gend sei. Drr»den, 6. August. Uebcr die Situation in Spanien stellt im „Journal des Döbats" wieder John Lemoinne eingehende Betrachtungen an, die wir hier dem Wort laute nach folgen lassen: „Mit betrübter Neugier ver folgt ME die Convulsionen, in welchen Spanien seit mehreren Monaten sich aufrcibt, und in einem Lande wie dieses können die Monate zu Jahren werden. In Frankreich z. B. würde ein solcher Zustand nicht auf die Länge dauern können; er würde m kurzer Frist zu Ende gehen, sei es durch das Emporkommen eines Soldaten, sei es durch die Einsetzung eines Wohl fahrtsausschusses. Wir würden nicht zwanzig Generäle, sondern nur einen sehen; wir würden nicht zwanzig Communen sehen, sondern nur eine. Allein in Spa nien gicbt es einen Fond von Föderalismus, der die moderne Geschichte überdauert hat und die Provinzen dazu bringt, daß sie lncht eine die andere entbehren und sich wie ehemals als gesonderte Staaten consti- tuiren. In diesem Augenblicke verwirklicht Spanien das wahre Ideal der Commune: es theilt sich nicht mehr in Staaten oder Provinzen, sondern in Cantons, in Municipien, endlich in Individuen .... Einer der ersten Artikel des Verfassungsentwurfs, welcher gegen wärtig der Berathung der Cortes unterliegt, besagt: „„Alles Individuelle fällt unter die absolute Compe- lenz des Individuums, das Municipale unter die des Municipiums, das Regionale unter die des Staats, das Nationale unter die der Föderation."" Das ist leicht aufs Papier zu werfen, aber cs erübrigt die Be stimmung, was denn individuell oder municipal oder regional oder national ist. Wir sehen heutzutage die alten Nebenbuhlerschaften der Städte wieder neu er stehen: Murcia, Cartagena, Valencia und andere sind wie einst Genua, Florenz, Pisa und Siena waren. Jeder Bezirk erklärt sich zum Canton, den Canton für souverän und unabhängig, bis zum Moment, wo ein jedes Individuum sich zum Canton, natürlich auch souverän und unabhängig, erklärt. In keinem andern Lande könnte ein solcher Zustand länger dauern, aber Spanien ist nicht wie andere Länder. Gewiß hat in den letzten Tagen ein bemerkcnswerther Fortschritt zur Wiederaufrichtung irgend einer Autorität stattgefunden, und wenn die Regierung über bedeutendere militärische Streitkräfte zu verfügen hätte, so würde sie schon mit den localen Jnsurrectionen fertig werden. Unglück licherweise war es gerade das System der republikani schen Partei, die Armee zu desorganisiren, und dieses Unternehmen ist derselben so wohl gelungen, daß Nichts übrig geblieben ist, um die öffentliche Ordnung und die territoriale Integrität der Nation aufrecht zu er halten .... Eine, wenn auch nur unbedeutende, dis- ciplinirte Macht würde ausreichen, um dem Gesetze und der Regierung ihre Geltung wieder zu schassen. Aber welchem Gesetze und welcher Regierung? Eine wichtige Ursache der Schwäche ist in Spanien die, daß keine einzige Partei so überwiegend stark ist, daß man sich um dieselbe schaaren könnte. Hätte Don Carlos außer halb der nördlichen Provinzen wirklich eine Partei hinter sich, er müßte seit einem Jahr in Madrid sein. Nur Kilometer trennen ihn von der Hauptstadt, keine Truppen. Was hindert ihn denn vorwärts zu gehen, bis auf den Thron? Einfach jene Widerstandskraft, die man Volksantipathie nennt .... Zu einer Interven tion sehen wir für die fremden Staaten, so lange cs sich nicht darum handelt, Leben und Eigenthum ihrer Angehörigen zu schützen, keinen Anlaß. Für alle Fälle würde diese Intervention der öffentlichen und inter nationalen Ordnung nicht darauf ausgehen, einem un abhängigen Lande diese oder jene Regicrungsform oder Dynastie aufzudrängen .... Die raschere oder lang samere Wiederherstellung der materiellen Ordnung in Spanien wird von der Möglichkeit abhängcn, die zer streuten Stücke der Armee wieder zu sammeln und zu vereinigen. Die Civilisation ist noch nicht so weit vor geschritten, daß die Staaten und Gemeinden der Gen darmerie entbehren könnten. Wir glauben indeß nicht, daß man erwarten darf, Spanien in Bälde aus dem provisorischen Zustande herauskommen zu sehen. Und am Ende, warum sollte cs nicht so gut darin bleiben, wie wir selber? Haben wir nicht im Stande des ano nymen Provisoriums fünf Milliarden adgczahlt und hat Herr Thiers nicht dabei eine französische Armee neu geschasfen? Warum sollte Spanten nicht ebenso viel zu Stande bringen?" LagesgtschichLc. Dresden, 6. August. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs ist uns heute Vormittag das nach stehende Bulletin zugegangen: „Pillnitz, 6. August. Le. Majestät der König haben ruhig geschlafen; die Mattigkeit ist geringer. Dr. Fiedler. Dr. Carus. Dr. Ullrich." Dresden, 6. August. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 24. Stück vom Jahre 1873 hier eingelrofscn. Dasselbe enthält: Nr. 958) Verordnung vom 12. Juli d. I., die anderwcite Feststellung des Etats der Ver waltung des Reichsheercs für das Jabr 1873 betref fend; Nr. 959) Verordnung vom 12. Juli d. I., die Beschaffung von Cautionen der Post- uno Telcgraphrn- beamten betreffend; Nr. 960) Bekanntmachung vom 15. Jnli d. I., die Prüfung der Apotheker betreffend; Nr. 961) Bekanntmachung vom 20. Jnli d. I., eine Abänderung des Verzeichnisses der gewerblichen An lagen betreffend, welche einer bcsondcrn Genehmigung bedürfen. * Berlin, 5. August. Heute Mittag ist Se. Majestät der Kaiser mit der Begleitung und dem Gefolge von Salzburg über St. Johann im besten Wohlsein in Wildbad Gastein cingetrossen. In Gastein gedenkt der Kaiser, wie die „Nat.-Ztg." erfährt, etwa 3 Wochen zur Nachcur zu verweilen, sich am 27. August von dort nach Salzburg zu begeben, Tags darauf in Regensburg einzutreffcn und am 29. d. Mts. von dort wieder nach Berlin zurückzukehren. — Se. Majestät der König der Belgier traf heute Vormittag zum Besuch Ihrer Majestät der Kaiserin-Königin im Koblenzer Rest- denzschlosse ein und kehrte Abends nach Wiesbaden zurück. Ihre Majestät empfing gestern den Erb großherzog von Mecklenburg-Schwerin. Am vor. Sonnabend verweilten, wie die „Sp. Ztg." berichtet, in Eltville im strengsten Jncognito die Kaiserin Augusta, die Frau Großherzogin von Baden und die Kronprin zessin von Italien. Die Zusammenkunft fand im „Hotel zum Taunus" statt. — Laut einem Telegramm aus Christiania ist Se. kaiserl. und königl. Hoheit der Kronprinz heute Nachmittag 1 Uhr mit Gefolge und unter Escorte des lästerlichen Geschwaders nach einer guten Ueberfahrt an Bord Sr. Majestät 2)acht „Grille" daselbst angckommen. Am Landungsplätze wurde der Kronprinz von dem Könige Oskar sowie den Prinzen Gustav und Karl von Schweden empfangen. Der Einzug des Kronprinzen in die mit Flaggen fest lich geschmückte Stadt erfolgte unter lebhafter und zahl reicher Betheiligung der Bevölkerung. Der Kronprinz nahm im königlichen Schlosse Wohnung, wo heute Galadincr stattsindet. — Die „Schles. Pr." macht auf einen bisher wenig beachteten, ungemein scharfen Passus der von uns bereits mehrfach erwähnten wichtigen Ent scheidung des Obertribunals vom 24. Mai, wo rin im Gegensatz zu dem Urtheil des rheinischen Appell hofes die A ltkatholike n als wahre Glieder der katho- liswen Kirche anerkannt und des staatlichen Lchutzes nach 8166 des Strafgesetzbuches theilhaftig erklärt werden, auf merksam. Nachdem die Entscheidung des Appcllhofcs als „eine nicht vom richterlichen, sondern von einem kirchlichen Partcistandpunkte ausgegangcne, einseitige und willkürliche" bezeichnet worden, fährt das Obcr- tribunal wörtlich fort: „Wenn von Bildung einer neuen Religionsgesellschaft im Sinne des Palems vom 80. Mär; 1847 die Rede sein kann, so dürfte dies nicht die Altkalholikeo. sondern mit Recht nur die Nenkatholikeu treffen, die in der That eine nene Lebre aus- stellen und auf Grund ihre- factischcn Besitzes der Kirchen und Kirchengüter der katholischen Kirche sich als die einzigen wabren Glieder und Vertreter der römisch-katholischen Kirche darfteUen und betrachtet wissen wollen." — Durch eine neuliche Cabinctsordre ist die Er laubniß zur Wiedertrauung Geschiedener in ge wissen Fällen dem Gutachten des Justizministers (nach Maßgabe der Verordnung vom 15. März 1803) über wiesen worden. Diese Cabinctsordre wird jetzt von dem Consistorium in Königsberg mit dem Be merken mitgetheilt, „daß die Dispensation von dem ge dachten Eheverbot lediglich als Hinwcgräumung eines staatlichen Ebehindernisscs anzusehen ist, und auf die Frage, ob kirchlicherieits die Trauung als zulässig zu erachten sei oder nicht, keinen Einfluß hat. Es wird demnach in allen Fällen, in denen behufs Wiedertrau ung die allerhöchste Dispensation präsentirt wird, das gewöhnliche Verfahren einzutretcn haben, also an uns gemäß den Verfügungen vom 1. Octobcr 1857 und vom 22. Mai 1869 zu berichten fein." Eine fast gleich lautende Verfügung des Konsistoriums der Provinz Brandenburg ist unter dem 20. Juni ergangen. — Die Confcrenzen in Betreff der ländlichen Arbeiter sind am vergangenen Sonnabend auf 10 Tage vertagt worben. — Der Conservator der Kunst denkmäler, geh. Negicrungsrath v. Ouast, hat das Ge such gestellt, daß die bei Staatsbauten aufgcfundcnen Alterthümer an öffentliche Sammlungen und na mentlich an die Museen in Berlin abgelrcfert werden mögen. Von Seiten der Staatsbehörden ist diesem Gesuche die gebührende Berücksichtigung gewährt wor- Feuilleton (Redigirt von Otto Banck.) Wiener Weltausstellung. In den Sälen der Franzosen. Ich will cs vrrsuchcn, dcr gestern ausgesprochenen allgemeinen Klage über den geistigen Typus der fran zösischen Maleret einige historische und ästhetische, oder vielmehr sehr wenig ästhetische Vorgänge hinzuzufügcn; dieselben scheinen mir bis jetzt kunstgeschichtlich zu wenig beachtet. Sie traten mir in Wien lebendig vor die Seele, illustrirt und bestätigt durch den Geist von Hun derten der Gemälde; sie werden einen Theil der ge sunkenen Zustände erklären helfen. In fester, künstlerischer Ueberzeugung stelle ich den Satz voran: daß die französische Malerei eine andere, eine gesündere, eine national - concentrirtere war, ehe gleich nach dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts die afrikanischen Sroberungrn dem ennuyirten Paris und seiner Kunstpflege für Verstand und Sinne, für Formengebung und Farbcntöne neue, dem Abendländer nur halbvrrständliche Motive zubrachten. Bei der Aus beutung dcrsrlben befand sich die üppige Phantasie und der schlechte frivole Geschmack der Gedankenkraft und dem guten Geschmack gegenüber in der Majorität, und die Masse dcs Publicums jubelte den neuen Stoffen entgegen. Dir Kunst aber gewinnt zwar dadurch, daß sie auf die Anschauungen und Erfahrungen dcr gesamm- ten historischen Weltcultur gestellt wird, jedoch verlor und verliert sie jcdrs Mal au Jntensivltät und indi viduellem LandeScharaktcr, sobald sie ihr Podium übrr hinzugrwonnent cvlonisirtc Territorien, wenn auch nur Material empfangcnd, auSbreitet. Und zwar gilt da- nicht bloS von der auf fremde- Erdreich verpflanzten Kunst, sondern auch von der in der Heimath verblie benen. Die hellenische Kunstblüthe degrnerirte sich auch in Griechenland durch eine Vermissung mit fremden Ideen. In Rücksicht auf Frankreich und die orienta lischen Einflüsse handelte cs sich aber gar nicht um Ideen, fondcrn nur um realistischen Stoff, welcher einer pikanten, sinnlich abenteuerlichen Ausnützung in die Hände fiel und dem schon schwachen, schwankenden Kunststil der Franzosen zersetzte und mehr und mehr zur Buhlerei mit dcr Mode hintricb. Wenn in früher« Epochen schon älteic verstorbene Meister der Franzosen ihrer Neigung für das Bizarr- Romantische, für jäh auflodernde Grausamkeit und raffinirte Wollust, verbunden mit thcatralischcm Dar stellungseffect, durch orientalische Studien reichliche Ent faltung gaben, so hat dieses Fleisch und Blut gewor dene Treiben von Tausend und einer Nacht in später» Tagen noch zugenommen. Es erweiterte sich durch noch kühnere Motive verschlagener Sinnlichkeit und durch ein Hinzu«finden neuer technischer Reize, dieser großen handwerkstüchligen Seite der französischen Malerei. Algier und die afrikanischen Provinzen boten hier lei der eine Fülle von Studien dar, der staatlich abge- schaffte Sclavenmarkt wurde durch Phantasie und Palette in all' seinen gefühlverletzendsten Situationen wieder hergrstcllt, und das dcr wahren Kunst, wie der reinen Sittlichkeit und idealen Religiosität ewig fernstehende Element der Herzensvergiftung und Lüsternheit gewann sogar einen Charaktcrzug der gefährlichsten, sonst der französischen Nationalität fremden Art: den Charakter zug des Contrmplativen. Um das keusche Heiligthum der Kunst scheinbar strafloser entweihen und die Ein bildungskraft mit aufregenden Scenen füllen zu dür fen, schmeichelte man nicht bloS dcr Freude des Echön- heitstnnrs, man rief auch das Mitleid, die Entrüstung dcr Tugend, den moralischen Abscheu vor dem Ver brechen, ja sogar die ethnographische Belehrung der Wißbegierdc zu Hilfe, und im Halbdunkel dieses dichten ehrwürdigen Kreises feierte die verirrte Malcrkunft für das halb erschreckte Auge der Beschauer ihre Orgien. Jene erwähnten Einflüsse können wir dircct und indirekt fast bei allen französischen Meistern, ältern und neuesten Datums, wahrnchmcn, bei Delacroix, Vernet, Dclaroche, Lesübvrc, Gironde, Gerome, Machard, Fleury, Giraud, Regnault u. A. Mit ihrem sämmt- Uchen Anhang von Schülern und Nachfolgern, in ihrem speciellen Wesen so grundverschieden, cultiviren sie aber zugleich dabei, denverstandeSkühlenVernctan ihrer Spitze, das eminent-französische Rcgisseurtalcnt, ihren Gegen stand auf eine glänzende, überaus frappante Weise malerisch zu insceniren. Dies ist ihnen nur durch eine Pflege dcr Technik mög lich, in deren virtuoser Präcision sic, summarisch be trachtet, dcr deutschen Kunst lange voranstanden und einen Weg einschlugen, der ganz und gar ihrer rea listischen Richtung entsprach. Es war in der Art dcr Lebensauffassung der Zeichnung und des Malens, also dcr eigentlichen Farbengebung, jene innige Verbindung, welche sich bei ihnen zwischen dem Wesen dcr historischen Darstellung und des Genrebildes vollzog. Dieser Weg führte von dcr stilreinen Jdealistik der Conceptivn und des künstlerischen Ausdrucks niederwärts, brachte aber den, großen Publicum im bequemen Gewände dcs Na turalismus das vulgäre Verständniß näher, indcm es außerdem die Grschmacksnerven durch Blut und Leid, durch das coquette Spielen am Abgründe, durch die Ueberraschungen romantischer Gegensätze, durch eine grausame Ansprache des Herzens, oder durch cinr noch nicht dagewesene Anreizung de- Sinnenleben- zu neue« Effecten auszukitzeln suchte. Die so geübten Mittel wurden für das ideale Schaffen nicht fruchtbar gemacht, aber sie halfen auf dem Boden dcs Realismus Unvergleichliches leisten, namentlich im Portrait. Otto Banck. * Aus Nusscc (in Steiermark) wird uns von einem zur Cur dort befindlichen Sachsen geschrieben: Während man in dem nahen Ischl über geringe Fre quenz dcr diesjährigen Saison klagt (woran dcr Wie ner „Börsenkrach" die meiste Schuld haben mag), hat o>an in Aussee alle Ursache, mit derselben zufrieden zu sein: nicht nur Di-. Schreibens Sanitorium, das in den letzten Jahren bedeutend erweitert worden ist und noch crwciteit wird, ist vollständig besetzt, auch in Aussee selbst, sowie in Altaussee und am Grundlsee ist cs in den letzten Tagen für Gäste, die zur „Som merfrische" hierher kommen, ziemlich schwierig gewor den, Wohnungen zu finden. Es ist aber auch ein gar köstliches Stück Erde, auf dem, mehr als 2006 Fuß hoch über dem Meeresspiegel, sich der Markt Aussee auSbreitet. Umschlossen von Bergen, von denen einige (der Loser, Sarsstein, Zinken, Röthclstein, Elm rc.) bis gegcn 700«) Fuß hoch sind, liegt der Ott in einem Tha«kessel, dcr rauhen Winden unzugänglich ist; zahl reiche Anhöhen, zu denen der Weg meist über üppige grüne Matten sührt und die in Zeit von h dis 1 Stunde zu erreichen sind (Lenauhügel, Wasner, Grab ner rc.), bieten prachtvolle Aussichten, besonders ge hoben durch die Schneefclder des nahen Dachstein-, während nicht weniger al- 13 Seen in Fußpartien von einer bis 3 Stunden (Hallstadt in 3 Stunden) zu erreichen sind und für rüstigere Gäste zahlreiche romantische Touren auf die umliegenden Alpcn sichdarbieten. Äusser selbst wird durch die rauschenden Wässer der sich hier vereinigen den 3 Traunflüsse, die dann nach Ischl hin ihren Tb«A
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