Dresdner Journal : 08.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308088
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730808
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730808
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-08
- Monat1873-08
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- Dresdner Journal : 08.08.1873
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182.Freitag den 8 August. 1873. Ld«Qoeio»>»t»pr«l»» r Linseln« Kuwwsin: 1 X^r)8teln^et»u»<:HI»8 dlmu. Iw äeatteUeo L-iok«: ^Ldrtict» ...» rstlr. zjsLdrtiod: 1 I'tdr. 15 Nsr. tu tritt sLstrliod i Hir 81«mpetzekükr, »ee»»«r^»Id des deutschen lleivdes kost uud - I»«r! v»prel»«r » Ltlr den K»uw einer eipnlteoen -»il«: 1^ H^r. Unter „LinAveiu dt" Ui« 2«Ue: 3 hl^r. . kr>cdelnenr I'-Ktied, mit Xninnkme 6er 8onv- naU Lsiertaßv, Xdevds skir den soljseodeo Dresdner Journal. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Ineerntennnnntime »»»«Lrtsr l-slpsix: F>. Lrandstetter, 6owmi»»iovLr äs« * Dresdner douroals; sdsnda».: LnAen ^'ort u. /r /-'re^er, N»wdllrx-L«rUn- Vi»o-I.»ipiix-L»,«l-Lr»»l»ll-kr»n>lrvrr» » : ^luasenstein <l I^oAirr, L«rUll -VI«n-8»wdiir8-rr»8-I.»ipii^-kr»nt- tiert ».H-Hünoven: ^koE, Serlio: A dcete»«e^er, d»t«iid^»dunz,H ^ttdreetit, Lrew«»: LLc/Uütte, L-o» l»n: ^.-8lunAe»t'8öürenu; vkswnit,: />'r. t^oiot, kr»v>c- kLrt »H ' L. daeAer'seb« u V. (/'.Aermann'sene LucdU., />ani»e <e Oo.; SörUts: L/ Mütter, Ssouv ver: ,- k»ri,^ //ava«, dva/itte, Lntt«>r«et7o.; Stntt^»rt! /-aude lt Co., Lüdd. Annoncen Füreav, Vien: ^1t O/PeiiL. Herausgeber: Lüuiel. Expedition des Dresdner donrnats, Dresden, häargaretkengasss dto. I. Amtlicher Theil. Dresden, 3t. Juli. Se. Majestät der König haben den Consistorialrath Ernst Hugo Seyfert, unter Ent hebung desselben von der zweiten Rathsstelle und Secre- tariatSfunction beim katholisch-geistlichen Consistorium in Dresden, zur ersten weltlichen Rathsstelle bei dieser Behörde zu befördern, sowie dem Assessor beim Bezirks gerichte zu Dresden, Franz Laver Suchänek die da durch erledigte zweite Rathsstelle bei dem besagten Con- sistorinm, unter Ernennung desselben zum Consistorial rath, zu übertragen geruht. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. « agetgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. München. Wien. Prag. Paris. Haag. Madrid. Kon stantinopel.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichteu. (Chemnitz. Werdau.) Vermischtes. Statist,k und Bolktwirthschaft. VinqesandteS. Feuilleton. Inserate. Tagetkalender. vörsennach- richten. TtltqraphMe Nachnchltn. Posen, Mittwoch, K. August, Nachmittags. (W. T. B.) Die Regierung hat Henle, gutem Ver nehmen nach, von dem Vorsteher der Demrritenan- statt in Storchnest daS infolge der Kirchengesetze eingefordrrte, bisher verweigerte Mitglirderver- zeickniß und die Hausordnung erhalten. Kopenhagen, Mittwoch, K. August, Abends. (W. T. B.) DaS höchste Gericht hat heute in der AppellationSinstan; daS Erkenntniß in dem So- cialistrnproersse gesprochen. Von den in Haft be find! «den Soctalistenführern ist Pio zu 5 jähriger, Brix und Geleff je zu 3 jähriger Strafarbeit ver- urthcilt worden, und zwar wegen Uebertretung eines polizeilichen Verbots und wegen deS Versuch-, durch Organisation der Arbeiterbevölkerung einen Aufstand hervorzurufen, um nach kürzerer oder längerer Zeit die bestehende Verfassung gewaltsam nmzustürzrn. Lllgesgeschichtc. Dretden, 7. August. Ueber das Befinden Sr. Majestät des Königs ist uns heute Vormittag das nach stehende Bulletin zugegangen: „Pillnitz, 7. August. Se. Majestät der König haben eine weniger gute Nacht gehabt. Im Uebrigen der Zustand derselbe. ttr. Fiedler. Dr. Carus. Dr. Ullrich." Dresden, 7. August. Se. Ercellenz der Herr Staatsminister Freiherr v. Friesen ist gestern von seiner Badereise zurückgekehrt und hat die Geschäfte seiner Departements wieder übernommen. * Berlin, 6. August. Se. Majestät der Kaiser ist gestern Abend um 7 Uhr in Gastein eingetroffen. Se. Majestät, dessen Befinden ein vollkommen befrie digendes ist, wurde von den zahlreich versammelten Badegästen mit lebhaften Hochrufen begrüßt und von dem österreichischen Ministerpräsidenten Fürsten Auers perg, dem Generalftldmarschall Grafen v. Moltke und dem russischen General Grafen v. Adlerberg auf der Schloßtreppe empfangen. Der Ort war mit Flaggen geschmückt; ein Musikchor spielte bei der An kunft des Kaisers die preußische Volkshymne. — Zur Septcmberfeier bringt die „ Prov.-Corr." nach stehende Mittheilung: Infolge allerhöchster Bestimmung waren unter Leitung des Staatsministers v. Kamele die Eommissare der einzelnen Ministerien zusammengetreten, um die Vorschläge für eine angemessene Feier der auf den 2. September ds. Js. angesetzten Enthüllung des Siegesdenkmals auf dem Königsplatze in Berathung zu nehmen. Die von dieser Commission an allerhöchster Stelle befürworteten Vorschläge haben in allen wesent lichen Punkten die Genehmigung Sr. Majestät erhal ten. — Heute beginnt der Durchmarsch der Occu- pationstr uppen der 4. Division durch Berlin. Die brandenburgschen Regimenter, welche aus den occupir- tcn französischen Landestheilen zurückgekehrt sind, trafen bereits in den letzten Tagen in ihrer Heimath ein. So traf vorgestern bereits das brandenburgsche Füsilier- regimcnt Nr. 35 in Brandenburg ein, wo es von den alten Kameraden am Bahnhofe begrüßt wurde. Heute, Mittwoch, hielt das Regiment mit dem brandenburg schen Kürassierregiment Nr. 6, das bereits früher ein getroffen ist, seinen Einzug in Brandenburg. Die Stadt war dazu festlich geschmückt. — Die durch die Blätter gehenden Nachrichten über besondere Thätigkeit in unsern Waffenfabriken, theils zur Masscnan- fertigung von Mausergewchren, theils zur Herstellung von Ehassepots verdanken, wie man an unterrichteter Stelle behauptet, dem allgemeinen Nachrichtenmangel ihre Entstehung. Man versichert, daß auf keinem Ge biete der Massenfabrikation eine lebhaftere Bewegung bemerkbar sei, als sonst, und die Dinge lediglich ihren regelmäßigen und geordneten Verlauf nähmen. — Der Handclsminister hat das in der am 16. April ds. Js. zu Wilhelmshöhe abgehaltenen Eisenbahnconsrrenz aus gearbeitete Regulativ über die Zahlung von Grati- ficationen an solche Eisenbahnbedienstete, welche betriebsgefährliche Schäden an den in die Züge eingestellten Wagen rc. entdecken» genehmigt. Ein wei teres, noch in der Vorbereitung begriffenes Reglement ist das über die Gewährung von Prämien für das fahrplanmä ßige Anbringen der Personenzügc auf den Uebergangs- stationeu, an welchen Zug- u. Locomotivführer participiren. — Wie wir bereits im größten Theile der Auflage unsers gestrigen Blattes telegraphisch gemeldet haben, bringt die „Prov.-Corr." in der As faire des spa nischen Dampfers „Vigilante" ein Dcsaveu des Commandanten der Panzerfregatte „Friedrich Karl", Capitäns Werner. Das halbamtliche Organ schreibt: „Die Wirren in Spanien haben seit einiger Zeit einen immer ernster» Charakter angenommen. Während im Norden der Carlistische Aufstand vorschreitet, haben im Süden die Anhänger des Communismus die rothe Fahne aufgepflanzt und in einigen wichtigen Plätzen, nament lich des Küstengebietes, die Herrschaft an sich gerissen. Auch mehrere spanische Kriegsschiffe sind zu den Meu- trrern übergegangen und haben den Versuch gemacht, den cominunistischcn Aufstand weiter sortzupflanzen. In folge dessen beschloß die Regierung zu Madrid, die erwähnten Fahrzeuge als Piratenschiffe zu erklären, und beeilte sich, den bezüglichen Beschluß zur Kcnntniß der Seemächte zu bringen. Am 23. Juli war das spanische Kanonendampfbovt „Vigilante", welches die rothe Fahne führte, vor Cartagena von dem Befehlshaber des in den spanischen Gewässern kreuzenden deutschen Geschwaders angehalten und weggenommen worden. Bei der ersten Kunde von diesem Vorfall wurden, namentlich in der auswärtigen Presse, Stimmen laut, welche denselben als eine auf Weisung der Reichsregierung erfolgte Ein mischung in die spanischen Zwistigkeiten und als eine thatsächliche Anerkennung der gegenwärtigen Negierung in Madrid bezeichnen wollten. In politischen Kreisen konnte von vornherein kein Zweifel obwalten, daß der deutsche Marineoffizier nicht auf Grund einer Weisung oder Ermächtigung gehandelt habe, und daß in den maß gebenden Regionen der Reichsregierung vollständige Uebereinstimmung darüber herrsche, jede Verantwort lichkeit für den Vorgang abzulehncn. Die Abberufung des erwähnten Offiziers von dem Commando des deutschen Geschwaders in den spanischen Gewässern hat diese Auf fassung vollkommen bestätigt, und somit kann die ganze Angelegenheit als erledigt gelten." —Die „N. A. Z." constatirt ebenfalls, daß das bisherige Verhalten "des Capitäns Werner die Genehmigung der Regierung nicht gefunden hat. Es würde nunmehr die Rückkehr und die bereits angeordnetete Verantwortung desselben ab zuwarten sein. An seiner Stelle ist der Oberwerft director Przewisinsky mit dem Commando des gedach ten Geschwaders betraut worden; derselbe ist bereits nach seiner neuen Bestimmung abgegangen und wird etwa am 12. d. M. in Gibraltar zu erwarten sein. Die „N. A. Z." bemerkt schließlich: „Die für die Hal tung des deutschen Geschwaders in den spanischen Ge wässern maßgebenden Grundsätze erfahren selbstverständ lich keine Veränderung. Die Ausgabe des Geschwa ders soll darin bestehen, unter Vermeidung jeder Ein mischung in die innern Kämpfe Spaniens, lediglich für den Schutz deutschen Lebens und Eigentbums zu sorgen." Königsberg i. Pr., 5. August. Die Cholera ist, wie der „Ostpr. Ztg." gemeldet wird, auch in Braunsberg in heftiger Weise zum Ausbruch ge kommen. Die Zahl der bis gestern daselbst erkrankten Personen betrug 174; von diesen waren 67 gestorben. Eine Compagnie des daselbst garnisonirenden ostpreußi- schen Jägerbataillons Nr. 1 hat in dem dortigen Stadt walde Baraken bezogen. — Hier in Königsberg hat die Zahl der an der Cholera Erkrankten die Ziffer 100 bereits überschritten. München, 5. August. (St. C.) Der Entwurf für eine abermalige Erhöhung der Beamtengehalte ist bereits festgesetzt. In demselben ist der bisherige Besoldungsbetrag vom Gulden auf je 2 Mark gestellt und die Einführung von Wohnungsentschädigungsgcl- dern in Vorschlag gebracht, um hiermit die Ungleichheit zwischen den Beamten zu tilgen, die in Städten und jenen, die auf dem Lande wohnen. Diese Zulage wird eine Erhöhung des Budgets um mehrere Hunderttausend Gulden nach sich ziehen. * Wien» 6. August. Der Schah von Persien besuchte gestern Abend das festlich beleuchtete Hofopern theater, um der zu seinen Ehren veranstalteten Vor stellung beizuwohnen. Sc. Majestät der Kaiser nnd alle hier weilenden Erzhcrzöge und Erzherzoginnen batten ihn in dem Verbindungsappartement erwartet und ge- leitctcn ihn dann in die Hoffestloge, woselbst er den Mittclplatz einnahm. Zur Aufführung gelangte das Ballet „Fantaska". Heute Vormittag fand sich im Schlosse Laxenburg eine Deputation der Alliance isrselite in Wien ein, um vom Schah von Persien in Audienz empfangen zu werden und demselben die Bitte zu unterbreiten, die hartbcdrängten Juden in Persien in Schutz zu nehmen. Die Deputation wurde, wie die „N. fr. Pr." Icrsährt, vom Großwcscr Mirza Hussein Chan in überaus freundlicher Weise empfan gen. Bevor er die Deputation entließ, gab er dersel ben das Versprechen, die Adresse genau zu lesen und der Alliance israeliie eine Antwort schriftlich zukom men zu lasten. Mit der großen Ordensverleihung wurde beute Vormittag begonnen. Der Schah hat sämmtlichcn obersten Hofchargcn und Personen, die hier Fellitleto» (Rcdigirt von Otto Banck.) Aut der Säbeltasche. Unter diesem Titel hat der Freiherr v. Krane ein seinem Bruder, dem Generalmajor v. Krane, gewidme tes Buch (bei Trewendt in Breslau) erscheinen lassen, welches aus der Erinnerung eines alten Cavaleristen merkwürdige Reiterstückchen nnd andere militärische Er eignisse in Krieg und Frieden zusammengestellt, und zwar mit treuer Berücksichtigung des thatsächlich Er wiesenen. Selbst wo der Inhalt über das nach ge wöhnlicher Auffassung Wahrscheinliche hinauswächst, ist es bei dieser sorgfältigen Sichtung ein delicater Punkt, Zweifel zu erheben, bewegte Zeiten steigern die Leistun gen der Thatkraft, wie wir das aus der nächsten Ver gangenheit am besten wissen. Dergleichen gefällig ge schriebene kleine Soldatenerzählungen sind für viele Kreise eine willkommene Lectüre. Der Verfasser hat auch ältere authentische Manuscripte benutzt, so die eines Veteranen aus dem siebenjährigen Kriege, dessen Orthographie er verbesserte; wir thcilen diesen „Husaren sprung" hier als Probe mit: Es war im Jahre 176!. Ich war soeben bei den weißen Husaren Cornet geworden und führte zum ersten Male selbstständig eine größere Patrouille von vierzig Pferden. Wir standen in Schlesien den Oesterreichern gegen über, welche von Böhmen her über da-Gebirge einge- drungen waren. Ich hatte den Auftrag, von Gröditz berg aus, Bunzlau zu recogno-ciren und über Hohl stein zurückzukehren. Mir sowohl, wie meinen Kame raden war das Terrain völlig unbekannt. Karten und Pläne waren dazumal in den untern Regionen fremde Diuge. Sic würden den meisten von uns auch ver dammt wenig genützt haben, da wir sie nicht zu lesen verstanden. Wir vertrauten der Aufmerksamkeit und Findigkeit unsrer Eclaireurs und kamen, wenn das Terrain nicht besondere Eigentümlichkeiten bot, damit denn auch wohl aus. Leider zeigte indeß die Terrain bildung zwischen Bunzlan und Löwenberg eine wunder bare Gestaltung, die ich zu meinem Schrecken zu spät erkannte. Zur Vciständigung der nachfolgenden Be gebenheit muß ich näher auf dieselbe eingehen. Wenn man von dem in der Ebene gelegenen Bunz lau nach dem etwa 3 Meilen entfernten Löwenberg geht, so steigt man in einem hügeligen Terrain allmählich aufwärts und erreicht, wenn man 2 Meilen zurückge legt hat, ein Hochplateau, das, mit Feldfrüchten wohl bestell!, sich lang hinzicht, bis ein hoher Kiefernwald mit dichtem Unterholz die Fernsicht wie mit einem Vor hang verdeckt. Verlassen wir an der Waldlisiöre die Straße, welche sich nach links hinuebt, und durchschrei ten wir mit Beibehaltung unsrer frühem Direction den Wald, so stehen wir so plötzlich, daß wir erschreckt zu rückprallen, auf einem überhängendrn Klippenrand, unter uns eine Tiefe von vielen Hundert Fuß. Das Hoch plateau endet in seiner ganzen Breite von einigen Lau send Schritt in einem jähen Absturz und bildet eine steile Felswand, die vielfach zerklüftet und überhängend um so malerischer ist, als der Bober zu ihren Füßen schäumt und der dunkle Forst ihre Zinnen krönt. Jenes Bcrgwasser, von Löwenberg kommend, prallt senkrecht gegen die Felswand und rauscht dann, sich rechtwinklig wendend, an derselben entlang, bi- da- Ende der Fels wand ihm gestattet, seine vorige Direction wieder auf- zunchmrn. Die Au-sicht von der Klippe ist prachtvoll. Vor uns sehen wir rin reiche- Marschland, Fluß, nasse Wiesen, üppige Felder und im Hintergrund die alte Stadt Löwenberg. Nach rechts gewahren wir, wie das Flachland allmählich in ein Hügelland übergeht, dann immer höher und kühner aufsteigt und mit den schönen Contouren des Ricscngebirges am fernen Horizont ab schließt. Links aber wird der Bober anfangs von einem steilen, allmählich abfallenden Ufer begleitet, an dessen Rande die Straße nach Löwenberg fortläuft. Im Lorfc Zirkwitz, dessen Gcböstc am Ufer des Flusses sich hin- zichcn, erreicht die Straße die Ebene. Aber links über sie hinweg thürmcn sich steile Kuppen, an denen die nackten Felsen vielfach in wunderbaren Formen, wie beim Schottenstein und Hoblstrin, zu Tage treten. Letz terer trägt ein stattliches Schloß, das mit seinen Tbür- men vornehm zu uns herüberlugt. Ich hatte Bunzlau besetzt gefunden und wurde, zur Strafe für meine Ruhestörung, von eurer halben Erca- dron kaiserlicher Dragoner hitzig genug verfolgt. Ich marschirte mit Avant- und Arrrörcgardc, sowie mit eini gen Pferden zur Sicherung der Flanken nach Löwen berg zu und hatte meinen Posten zwischen dem Gros und der Arriörrgardc genommen, um den Feind im Auge zu behalten. Daher kam cs, daß ich, nach Ueber - schreitung des Hochplateaus, erst sehr spät die seltsame Terrainformation und damit die Gefahr erkannte, in welche meine rechte Seiienpatrouille gerathen mußte. Zog sie sich nicht sofort an uns heran, so war sie ret tungslos abgeklemmt. Der Felssturz vorn und rechts der Fluß ließen keine Hoffnung zum Entkommen. Es war zu spät, um eine Ordonnanz zu schicken, nur durch das Signal „Appell" konnte sie zurückgernsen wer den. Dadurch wurden indeß auch die Kaiserlichen auf merksam gemacht und gleichsam zur Jagd ausgefordert. Durch eine Attaque den Leuten Zett zu schaffen, durfte ich bei einem solchen Defilv im Rücken nicht wagen. mit ihm in Berührung gestanden, den Sonnen- und Löwenorden verliehen. Prag, 6. August. Für gestern war im Städt chen Bergreichenstein im Böhmerwalde eine Wan derversammlung des hiesigen katholisch-politi schen Vereins angesagt, auf welcher für die Grund sätze der tschechisch - clericalen Partei Propaganda ge macht und nebenbei auch gegen die Wahl eines ver fassungstreuen Kandidaten für den Reichsrath agitirt werden sollte. Selbstverständlich wurden aus diesem Grunde die umfassendsten Vorbereitungen für die Ver sammlung getroffen, und die ersten Notabilitäten der clericalen Partei, darunter Graf Clam-Martinitz, Victor Weiß v. Starkcnfels, der tirolische Reichsrathsabgeord- ncte Greuter, der hiesige Scminardirector Borowy u. s. w. waren als Redner vorgemerkt. Die deutsche Be völkerung schien aber wenig empfänglich für das neue Evangelium, welches ihm von solcher Seite gepredigt werden sollte, und so kam es denn, daß gestern trotz der eifrigsten Agitation, Alles in Allem genommen, kaum 500 Personen, darunter viele Weiber und Kinder, zur Versammlung erschienen waren. Die Mehrzahl der Anwesenden bestand aus Geistlichen, tschechischen Stu denten und einigen neugierigen Landleuten; die deutschen Bürger von Bergreichenstein hielten sich vollständig fern, und selbst aus den benachbarten deutschen Dörfern war der erwartete Zuzug ausgeblicben, trotzdem sonst des gerade stattfindenden Wallfahrtsfestes wegen — es war der Tag Maria Schnee — zahlreiche Bauern nach Bergreichenstein zu kommen pflegten. Gegen 2 Uhr- Nachmittags trat die Versammlung im Hofe des Dc- canalgebäudes zusammen, als plötzlich der Bezirks- Hauptmann von Schüttenhofen erschien und die Ver sammlung für aufgehoben erklärte, weil die Ver anstalter derselben es unterlassen hatten, den Vorschrif ten Les Gesetzes Folge zu leisten und den Ort der Ver sammlung der Behörde anzuzeigen. Einige tschechische Geistliche nahmen diese Ankündigung mit ironischen Bravorufen auf, die übrigen Anwesenden aber leisteten der Aufforderung des Bezirkshauptmanns, sich zu zer streuen, ohne jede Widerrede Folge. Die fremden Gäste verfügten sich hierauf in das Dechanteigebäude, wo eine private Berathung gepflogen wurde, das Volk aber zer streute sich in die Wirtbshäuser. So endete der erste Versuch, Zwietracht unter der deutschen Bevölkerung zu säen, mit einem entschiedenen Fiasco für die Ar rangeure. * Pari-, 6. August. In Bezug aus die Fusions bestredungen zwischen den Orleanisten und den Bourbonen meldet der Telegraph: Die Begegnung zwischen dem Grafen v. Paris und dem Grafen v. Cham bord ist, wie von der „Agence Havas" gemeldet wird, eine überaus herzliche gewesen. Jede Besprechung poli- litischer Fragen sei aber mit Sorgfalt vermieden wor den; der Graf v. Paris habe im Namen der sämmt- lichen Glieder der Familie Orleans dem Grafen v. Chamdord lediglich seinen Respect und seine Er gebenheit bezeigt. Der Prinz v. Joinville ist gleich falls von dem Grafen v. Chambord empfangen worden. — Unter den andern Parteien scheinen die Fusionsbc- strcbungen große Erregung zu verursachen. Heute noch bält der parlamentarische Verein eine große Versamm lung; die Mitglieder des linken Ccntrums und des radicalen Vereins sind dazu geladen. Auch der Prinz Napoleon ist nach Paris zurückgekommen, um einer wegen der Orlcanistifchen Agitationen zusammenbe rufenen großen Bonapartistischen Versammlung anzu wohnen. — Der Präsident der Gesellschaft zur Unter stützung der Elsaß-Lothringer, Graf v. Hauss onville, der mit seinen 20,<»00 Frcs. für Metz für die in Oft- frankreich wenig beliebten Orleans ein wenig Reclame machen wollte, ist damit vom Maire von Slaney ab- gewicsen und diese Ablehnung durch ein besonderes Schreiben begründet worden, in welchem es heißt: „Tcveral v. Manteuffel erinnerte sich der musterhaften christlichen Äarmderzigkeii, welche unsere Hospitäler während des Krieges an den vielen kranken und verwnodeteu deutschen Ans mein Signal „Appell" setzte sich, wie ich cs gefürchtet batte, der Feind sofort in Trab und nöthigte mich zum Rückzug in derselben Gangart. Ehe ich in das Gehölz kam, sab ich noch die beiden Mann der Seitcnpatrouille in der sausenden Carricre auf uns zureiten; Tucholski, ein braver Wasterpolack auf seinem prachtvollen Ukrainer Schimmel, der!, Aga, weit vorweg. Zugleich gewahrte ieb aber auch, wie vier Dragoncr sich vom Haupttrupp ab- zwcigten, um Jagd auf sie zu machen, und ihnen den Paß zu verlegen. Als ich den Wald passirt und die Stelle der Straße erreicht hatte, wo cs steil abwärts geht und man die Felswand vor Augen hat, ließ ich Schritt reiten und begab mich zur Arrieregarde, welche ich bis auf 10 Mann verstärkte. Diese ließ ich auf jener Stelle hal ten und gab ihnen den Befehl, die Carabiner zu span nen und den Säbel an das Faustgelenk zu hängen, uni die kaiserliche Avantgarde mit einer Salve zu empfan gen und dann sofort mit Hurrah in der Carrierc zu attaquiren. Ich hoffte, so den Abgeklemmten möglichst lange den Paß freizuhalten. AlS wir so in größter Spannung unsere Bicke vor uns auf den Waldsaum gerichtet hatten, wo unsere Seiienpatrouille oder der Feind im nächsten Moment erscheinen mußte» da ertönte links von uns ein gellen der Schrei in solch unmenschlichem Ton und solcher Stärke, wie ihn nur das höchste Entsetzen oder der rasendste Schmerz auszupressen vermag, ein Schrei, der uns da- Herz zerriß und mit Grausen erfüllte. Aller Augen flogen dorthin. Es zeigte sich ein haarsträu bendes Schreckensbild. Ein Husar, in welchem ich sofort an seinem schö nen Schimmel den Tucholski erkannte, schwebte, nicht hnndcrt Schritt von uns auf seinrm Pferde sitzend, das sich einen Moment zuvor von der Felswand abge-
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