Dresdner Journal : 30.08.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187308302
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730830
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730830
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-08
- Tag1873-08-30
- Monat1873-08
- Jahr1873
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- Titel
- Dresdner Journal : 30.08.1873
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187:». 201. SoiMbmd, dm 30. AuM ^douoewvuloprol»» r Iw ä,ud»°k« U-icL.! I» tritt iLllrllcll 2 1^tr Stempsl^vdaür, ^U»rl>ek . . « Idir. .^.^düe.<^uttcd«u jß^Lllrlrcü: 1 ?dlr. 15 K^r. k«icd«, ?ott uoä Li»»«lue Kuuuuoru: 1 n^8t«wpettu»<:dl»8 burru. - looerulenproloor « ktlr cl»u k»run eioer ^espillt«^«» 2«ils: K^r. Uutor „Liu^«»> at" ckiv 2«il« 3 K^r. . Lr^eNotneor » ^K»licb, mit Xun»»dme ä«r 8oiw- uuck koiertt^o, Fvbvck» kvr cke» folsseoäev 7'»^. DrrsdnerZonrml. Beranlwörtlicher Redacteur: I. G. Hartmann. l»»«r»1<>ll»n»»kme »u««Lrt«r L-ipttg: F>. Lranckst^ter, Oomi>il^>nn!lr äs» * Dresdner lourn^I«; «dsud»«.: /?«Aen /'ort u. L /-'re^er ; «Lwdurx-NsrU»- Vi»o-I.»ip»ix-L»i«I-3r«»I»ii-kr»Qll1urt» ll.: //<,a«eri«ie>»» F ^0A/er, N«rUo -Vien Uswdurx - kr-x - I-six-i^ - rrsoll- tnrr ». H -HLllok«u: N»d. ^/oE, Nerlio: ^1 Netenier/er, /nvaliäenäant, // F/dreclit, Lremen: L' §c/äotte, Nr«,- I»a: D.LtunAen'sLkirerru; Odswoiti: /->. ^o«at, krsud- kurt».>l : L. FaeAer'selie u.D6.//erma»n'soneDueliIi., /laude <S 6a.; voriitr; 6 Füller, 8»noovsr; 6'.Kc?iä»0?er, k»rti! //ava«, /.a/itte, /tutt«er^6» ; Stuttgart: /laads F 6'a., Lüää. ^nnancen -/lürea«, Viva: Fi O/^r/iL. Ker»u«xet»«rr Uüoiel. Expedition äs» Dresdner dournuls, Dresden, ^ar^arstden^as»» Ko. 1. Amtlicher Theil. Bekanntmachung, die Ausgabe neuer Zinsbogen zu den auf den Staat übernommenen H» Prioriiätsobligationen lit. O. der vormaligen Albert-eisenbahn-Actien- Gesellschaft betreffend. Die Inhaber vorstehend genannter Prioritäts- vdligationen lit. I). werden hierdurch in Kenntniß ge setzt, daß für die mit dem Termine 1. October 1873 ab- laufenden ZinSscheine, neue ZinLdocumente, bestehend aus Talon und 18 Coupons auf die Termine vom 1. April 1874 bis mit 1. Octobrr 1882 zur Aus händigung gelangen und damit den 1. September diese» Jahre» begonnen werden soll. Die Ausgabe dieser neuen Zinsbogen erfolgt gegen Rückgabe der abgelaufenen Talons bei der Staats schulden Buck,Halterei in Dresden — Landhaus l. Etage — an jedem Wochentage während der Vormittags stunden von 9—1 Uhr. Hierbei wird darauf aufmerksam gemacht, daß die umzutauschenden alten Talons nach der Nummerfolge geordnet abgegeben werden müssen, es auch rathsam ist, ein Verzeichniß darüber anzufertigen, um nach Anleitung desselben sich an Ort und Stelle von der Richtigkeit der ausgehändigt erhaltenen Zinsbogen nach Stückzahl und Nummerbezeichnung überzeugen zu können. Dresden, den 19. August 1873. Der Laudtagiaazschvß zu Verwaltung der Ztaatrlchul-en. 1>r. ^r. Minckwitz. Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. La-Sgeschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg i. Pr. Posen. Hannover. Straßburg. Metz. München. Stutt gart. Weimar. Wien. Teplitz. Triest. Paris. Utrecht. Rom. Madrid. London. Kopenhagen. St. Peters burg.) Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Dippoldis walde. Posseudorf. Schirgiswalde.) Vermischte». Statistik und Lolttwirthschaft. Eingesandte». Feuilleton. Inserate. Tagetkalender. Börsennach- richten. Beilage. Verzeichniß der in Wien prämiirten sächsischen Aussteller. Inserate. Tcltqr.fptjilche Nachrichten. Braunschweig, Donnerstag, 28. August, Nachmittags. (W. T. «.) Der Obrrgcrichttpräfi- dent vr. Trieb» (aus Wolfenbüttcl, Vorsitzender der Curatelcommission des verstorbenen Herzogs Karl) ist heute von Sibyllenort mit dem Auftrage nach Genf abgegangen, die Rechte de» Herzog» Wil- W Helm auf die Hiaterlaffruschaft seine» Bruder» zu wahreu. Versailles, Donnerstag, 28. August, Abend». (W. T. B.) Ju der heutigen Sitzung der Perma- uenzcommisfion stellte Jozon (von der Linken) eine Anfrage wegen der Maßregeln gegen Journale in drojeuigrn Departement», welche unter dem Be- la-erung»zustavbr stehen, und wie» auf da» fehler hafte uud uugesetzliche Verfahre» hiu bezüglich de» Belagerungszustände» namentlich in dem Departe ment der Vogesen. Der Minister de» Jvurru, Beulü, hält die Legalität de» Verfahren» aufrecht. (Vgl. unter „Tagesgeschichte".) Auf eine Anfrage Say'S erklärt der Bicrpräfi- drut de» MinisterratheS Herzog v. Broglie, die Negier«»- habe beschlossen, bezüglich der Cerealien die Fla--euzuschlag»üeuer uud den Entrepüt vou morgen ad aufzuhebeu. Madrid, Donnerstag, 28. August, Abend». (W. T. B.) Gin Regierung-bevollmächtigter ist gestern nach Alicante abgegaugeu, um mit den bri- rischen Behörden den Ort festzusetzell, wo die im britische» Besitz befindlichen spanischen Fregatten „Victoria" und „Almausa" der Madrider Regie rung zurückgegebev werden. Der PostpaketschiffSdienst zwischen Santander und Bayonne beginnt heute. Der General Martinez Campo» rückt näher an Cartagena heran. Der Admiral Lobo ist mit seiner Flottille nach Port Mahon (Hauptstadt der Insel Menorka) gegangen. Lngcslzclchichtc. Dresden, 29. August. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs hat sich Allerhöchstdesseu Gcneraladjutant, Generallieutcnant v. Thielau Excellenz heute nach Reichenbach begebe«, um Se. Majestät den Deutschen Kaiser auf der Durchreise von Regensburg nach Ber lin daselbst im Namen Sr. Majestät des Königs zu begrüßen. Dresden, 29. August. Infolge des auf dem letz ten Landtage an die Regierung gestellten Antrags, der nächsten Ständeversammlung einen Gesetzentwurf bf- huss Einführung einer allgemeinen Einkommensteuer vorzulegen und die Grundsteuer und die Gewerbe- uud Personalsteuer einer Revision zu unterwerfen, durch welche dieselben von ihren wesentlichsten Mängeln be freit und in ein möglichst richtiges Verhältniß zu ein ander gesetzt würden, hat das Finanzministerium, was zunächst die Reform der Grundsteuer anlangt, die Ausarbeitung von Geschäftsanweisungen für die Umlegung der Grundsteuer und der Gebäudesteuer durch einen bewährten Sachverständigen veranlaßt, und die selben einer aus hervorragenden praktischen Landwir- then und andern Sachverständigen zusammengesetzten Commission zur Prüfung und Begutachtung vorgelegt. Von den zur Theilnahme an dieser Commission Einge- ladenen haben sich die Herren Rittergutsbesitzer Leutritz auf Deutschenbora, Obcrökonomiecommissar Münzner aus Freiberg, Oekonomieraih Dietrich aus Leipzig, Gutsbesitzer Eulitz aus Pulsitz, Rittergutspachter Bund aus Niederauerbach, Rittcrgutspachter Hähnel aus Kup- ritz, Kaufmann Wehner aus Leipzig, Oberforstrath Or. Judeich, Professor Richter aus Tharaud, Steucrrath Langbein aus Leipzig, Bezirkssteuerinspector Kretzsch mar von hier, gestern Vormittag in hiesigem Landhause versammelt, wo sie vom Herrn Finanzuumster Freiherrn v. Friesen begrüßt wurden und nach erfolgter Wahl des Herrn Oberforstraths Judeich zum Vorsitzenden so fort ihre Tbätigkeit begonnen haben. Die ebenfalls zur Theilnahme an der Commission eingeladenen Her ren, Rittergutsbesitzer Wecke auf Wiesa, Rittergutsbe sitzer Ochernal auf Tcchnitz, Advocat Höffner aus Nossen und Stadtrath Schilling von hier, hatten zum Theil wegen überhäufter anderweiter Geschäfte sich entschuldigt, zum Theil, auf Reisen befindlich, von der Einladung nicht erreicht werden können. * Berliu, 28. August. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm hat, telegraphischer Meldung zufolge, heute Vormittag 9 Uhr Salzburg verlassen und die Reise nach Regensburg fortgesetzt. Zur Verabschiedung I al ten sich der Statthalter, der Landeshauptmann und der Bürgermeister am Bahnhofe eingefunden. — Zu den bevorstehenden militärischen Festlichkeiten wird bekannt lich auch der Reichskanzler Fürst Bismarck aus Var- zin hier eintreffen. Wie jetzt übereinstimmend mehrern Blättern gemeldet wird, soll während dessen Anwesen heit hierselbst in erster Linie die Frage wegen der Reichstagssession zur Erledigung gekrackt werden. Alle Mittheilungen über diese Angelegenheit, welcke auch noch in jüngster Zeit in die Presse gekommen sind, be ruhen nach Versicherung der Officiösen, lediglich auf Conjecturen, welche an früher bekannt gewordene Ab sichten der Reichsregierung anknüpsen. Stach deui Feste wird der Fürst-Reichskanzler, denselben Mittheilungen zufolge, sich noch auf mehrere Monate nach dem Laucn- durgschen begeben. — Ueber die nächste Zukunft der in Vorbereitung begriffenen Justizgesetzen lwürfe wird der „Sp. Z." noch geschrieben: Ob der bereits gedruckte Entwurf einer Vormundschastsordnung für ganz Preu ßen schon dem nächsten Landtage wird vorgelrgt werden können, ist noch ungewiß, da dieselbe mit andern nicht minder wichtigen Reformen zufammenhängt. Auch ob der von dem Geh. Rath Förster unter Beihilfe des Appell-Ger.-Raths Schönstedt in Glogau und des Stadtrichters Hagens von hier ausgearbeitete Entwurf einer Concursordnung für das deutsche Reich schon dem nächsten Reichstage unterbreitet werden wird, hängt noch von weitern Erwägungen ab. Das Justizorgani sationsgesetz vollends gehört noch dunkler Zukunft an. — Wie dasselbe Blatt hört, werden jetzt die Arbeiten behufs definitiver Organisation des Reichs-Jnvali- denfondr mit großem Eifer betrieben. In dem Dienstgebäude des Reichskanzlcramtes, Wilhelmstraße 74, werden jetzt die Kasscnräume hergerichtet, in wel cher die Bureaux dieser Behörde untergebracht werden sollen. Die Arrangements für diese Einrichtungen werden von dem Präsidenten des neuen Instituts, Geh. Rath Ellwanger, selbst getroffen. Ebenso wird nun mehr auch die Anstellung des Rendanten des Reichs- Jnvalidenfonds erfolgen, zu welchem Amte der Ober- präsidialsecretär Götze aus Straßburg im Elsaß be stimmt ist. — Die evangelisch-lutherische Conferenz setzte heute ihre Verhandlungen fort. Dem gestern mit- getheiltrn unklaren Telegramme gegenüber theilen wir hier zunächst den Wortlaut der Beschlüsse mit, welche die Conferenz in ihrer gestrigen Vormittagssitzung be züglich des Protestantenvereins gefaßt hat. Die selben lauten: „1) Die Coatereoz erkennt in dem Protestantevverein einen Abfall von den Gruoswahrheiteu des Evangeliums uud eine Gefakr für die Kirche, bereu Abwehr eine ernste Michl des Glaubens ist. Dem gegenüber wiederholt sie daS Äeteuuiviß deS Glaubens au Jesum Christum. Leu Erlöser der Welt, wel cher ist wahrhaftiger Koit, vom Vater in Ewigkeit geboren, und auch wahrhaftiger Mensch, vou der Jungfrau Maria ge boren S) Indem die Conferenz eS anerkennt, daß in dem, io der Untersuchung gegen den Prediger vr. Sydow ergangenen Er kenntnisse seilen des Oberkircheuregimenls die Bedeulung des kirchlichen Bekennluisses als bindende Storm sür die gesammte kirchliche Amtsführung priucipiell ausgesprochen ist. glaubt sie, in Erwägung, daß es für den Bestaub der Kirche im Nessle» Gruude uur eine Gesabr giebt, nämlich die Erschütterung ihres Bekenntnisses, eben so sehr die Nothwendigleit hervorhebeo zu müssen, daß der grundsätzlichen Auerkenuuug des Bekeuntnisses überall praktisch Folge gegeben werde, damit nicht der Wider spruch der Thatsacheu die theoretische Amrkeuuug lähme und der Unglaube sich das Heimathsrecht in der Kirche ersitze 3) Da nach der allerhöchsten Cabioetsordre vom 6 März 18b2 cas Kirchenregiment verpflichtet ist, dem Bekeuutuisie auch der lutherischen Kirche Schutz und Pflege zu gewähren, so spricht die Conferenz ihre Ueberzeuguuu bat in aus, daß es der Er füllung dieser Pflicht iu ihr^m vollen Umsange hmdcrlich sein würde, wenn der entschiedene Ausdruck deS Bekenntnisses zn deu Gründen zählt, welche den Weg zu kirchlichen Aemlcrn verschließen 4) Jo Anbetracht, daß d e richtige Bildung ihrer künftigen Diener zu den Lebeosbedioguogen der Kirche gehört, erklärt die Cooserenz, daß eS zum tiefsten Schaden d-r Kirche und endlich zur Auslösung der evangelischen Laude-kirche führen muß, wenn zu den theologischen Lehrämtern auf unsrer Universität Männer berufen werden, durch deren Lehre das Bekenotniß der Kirche zersetzt wird " In der gestrigen Nachmittags sitzung vertheidigte bei dem dritten Punkte der Tagesordnung: „Welche Auf gaben stellen die neuen Kirchengesetze den evan gelischen Geistlichen?* der Referent, Pastor v. Nathu- sius aus Quedlinburg (ein eifriger Gegner der neuen Kirchengesetzgcbung) im Allgemeinen nachstehende sieben Thesen: „1 ) Wir erkenueu dem Staate die Pflicht zu, alle mensch lich sittlichen Verhältnisse, Ehe, Familie, Gemeinde, Schule rc. nach der ihueu innewohnenden sittlichen Namr zn behandeln. 2) Wir erkennen dem Staat die Pflicht zu, der Kirche als der Hüterin der göttlichen Offenbarung, in der wir die ein zige Quelle alles Rechts und die Bekenntnißquelle sür die sittliche Natur aller menschlichen Verhältnisse besitzen, sreie Entfaltung auf ihrem Gebiete zu gewähren und zu bereiten. 3) Wir erkennen der Kirche die Pflicht zu, deu Staat, auch wenn er sich von deu sittlichen Anschauungen lossagt, die sich aus die göttliche Offenbarung gründen, immer noch als selbstständige göttliche Institution auzuerkevueü, welcher Ge horsam auch vou den Christen zu leisten »st so lange nicht entschieden den Worten Gottes ZowiderlautenLeS gefordert wird. 4) Wir erkenneo au. daß in Deutschland durch die gegen wärtige Gesetzgebung, besonders soweit sich dieselbe aus die Kirche bezieht, der Staat dieseoigen Wege beschritten Hut, welche mit deu Grundsätzen der Offenbarung in W dcrspruch aus- lauseu, uud können von seiner Entwicklung, so laoxe er auf dem eingeschlageneu Wege verbleibt, nur Unheil für unser Volk und Vateiland eiwarien b) Wir erkennen es als unsre Cbristenpfl Lt gege» über dem Staate an. auch den gegenwäitigen Kiicheug'setzen zu ge horchen, zugleich aber laut zu protestireo gegen die darin ver- treteneo Pnucipieu uud ohne zu verschweigen, Laß ihre Aus- sühiung auch Punkte herbeiführeo kann, wo wir im schuldigen Gehorsam gegen Golt die weltliche Strafe rtragen müsse». 6) Wir erkennen eS als unsere Pflicht gegen unser Volk an. uns an seinem coostilutioneUen Leden*) nach Kräften zu b-theisigen. um es zu ermöglichen, daß der gegenwärtigen, ins Ve, derben führenden Richiuug deS SiaatSlcbeuS intgegengear- deitel werde. 7) Wir erkennen es als ousre Pflicht gegen die Kirche au, bei deo sie bedrohende» Hindkrungeu ihres freien Wirkens desto treuer zu sein auf aüeu durch die Gesetzg.bung berührten Ge biete», im Strafamt der Predigt, iu dir K>rche»zvcht nud Seelsorge. Fürsorge für die Schale, Gewinnung vo» Kräften für daS geistliche Amt rc., in dem festen Vertrauen, daß der Herr seine Kirche nicht verlaffen uud auf seine Weise deu Treue» ihre» Lohu nicht versagen werde." Nack einer ziemlich umfänglichen Debatte hierüber, an welcher sich Graf Krassow-Pansewitz, Gencralsuper- intendent Lüchsel, Superintendent Lengerich, Graf Schulenburg-Beetzendorf und Herr v. Kleist Retzow bc- theiligten, wurde wegen vorgerückter Zeit die Sitzung geschloffen. Eine Abstimmung über die Nathusius'fchcn Thesen fand nicht Statt, woraus jedoch, wie der Vor sitzende ausdrücklich bemerkte, auf die schweigende Zu stimmung der Versammlung zu denselben nicht geschlos sen werden dürfe. — In der heutigen Sitzung ertheilte zuerst der Präsident dem Pastor Künstler aus Bött- chersdorf das Wort zu dem Vortrage: „Was fordert von uns, gegenüber der in Aussicht gestellten Aenderung der kirchlichen Verfassung, die Treue gegen das luthe rische Bekenntniß?" Königsberg i. Pr., 28. August. (Tel.) Die Choleraepidemie ist seit einigen Tagen im Steigen; die Durchschnittszahl der Erkrankungsfällc betrug ge stern und heute 70. Posen, 27. August. Zur Ausführung der Kirchengesctze berichtet dre „Pos. Ztg.": Die Re gierung fährt dem Gesetze gemäß fort, die Neuanstel lung von Geistlichen ohne vorgängige Anzeige an die Staatsbehörde für ungiltig zu erklären. Ganz in der selben Welse wie gegen den Propst Arendt in Filehnc, Krußka in Kröben, Grabowski in Chludowo (Kr. Po sen) ist die Regierung auch gegen den Geistlichen Bar- cikvwski zu Buk vorgegangen, welchen der Erzbischof feit dem 2. Juli d. I. zum Vicar an der dortigen Kirche ernannt hat. Dem Geistlichen wurden selten deS * DaS ükstrigc Telegramm meldkte fehlerhaft: am „confti- tlltionelle» Wollen", woraus einige Blätter „conftitmionelle Wahle»" gemacht haben. D. R. Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Au» Otto Ludvig » Leben. (Von Moritz Heydrich ) Ehe wir den Lesern einen kleinen Abschnitt dieser Arbeit mitthrilen, sind ein paar erläuternde Worte nöthig. Der Verfasser, welcher mit unermüdlichem Fleiß sich in das geistige Werden und Ringen des berühmten Tobten hineinversenkt hat, bringt demnächst in einem zweiten Bande seine „Skizzen und Fragmente" von und über Otto Ludwig zum Abschluß. Bekanntlich hatte sich der Dichter in seiner Jugend eigentlich zum Musiker bilden wollen. Von dieser verfehlten Idee machte er sich kurz vor seiner Uebersiedelung nach Dresden und Meißen frei. Er schreibt bet dieser Wendung selbst in seinem Tagebuche: „Auf daS Drama habe ich große Hoffnung gesetzt; von allen Seiten beginnt man es zu fördern und in seine alten Rechte einzusrtzrn, wozu vornehmlich die Verdorbenheit der Oper Anlaß sein mag. Solche Zei ten sind gut, das Talent erkennen und würdigen zu lassen. Deshalb habe ich die Hälfte meiner Zeit dem Studium und praktischen Versuchen in diesem Fache gewidmet. Eine Kunst, die jung wieder aufsteht, trägt auch ihre Priester höher und kräftiger empor, denn die Bewegung ist die Mutter des Werden». Nun soll kein Tag vergehen, ohne etwa» Dramatisches zu lesen und zu arbeiten. Mir genügt da- Vage der Musik nicht mehr. Gestalten muß ich haben." Mit diesen Worten, die im gährendrn Jugrnddrange wohl kein Musiker von Beruf nirderschrriden wird, ist t» klar von Ludwig selbst ausgesprochen, daß es ihn nun vom Tonbildc zum Wortdilde drängte, daß, zu mal bei anhaltender Kränklichkeit, die Musik nicht sein Lebensberuf werden konnte. Mendclssohn-Bartholdy's Urtheil wird durch das im Wesentlichen völlig über einstimmende Urtheil sachkundiger Musiker, nach Prü fung der Nachlaßcompositionen, bestätigt. Die Lieder nach Schiller und Goethe, „den Manen seines theuern Lehrers Morgenroth in Eisfeld geweiht" (1834), die 1839 bei Kesselring erschienen, sowie die Operetten „die Köhlerin" (1838), „die Geschwister" und andere in Stizzrnbüchern aus den Jahren 1834—1840 zeigen sämmtlich, trotz einzelner Schönheiten, mit den dichte rischen Erstlingen verglichen, keine scharf ausgeprägte Originalität. Vergleicht man sie mit den Werken gleichzeitiger Musiker, fo ergicbt sich das auffallende Resultat, daß sic in Form und Inhalt etwa 30 Jahre hinter der Richtung des Geschmacks, der Ausbildung der Komposition und der Claviertechnik jener Musik periode zurückliegen. Sie erinnern weder an Beetho ven und Schubert, die bereits abgeschieden, deren Werke aber doch damals fast allgemein bekannt waren, noch an Mendelssohn-Bartholdy und Schumann. Sie sind fast wie aus Mozart'S Zeit, die Lieder in der Weise Zumsterg's, Lindpaintner's, Reichardt'-, die Operetten an Weigel erinnernd. Die Lieder sind dem Volkstöne nachgebildrt, in knapper Form sich an daS strophische Versgebäude anschließend, ohne wcsentliche Vertiefung de- Worte- durch die Melodie. Urberall schlichteste Einfachheit, keine Spur von Sturm und Drang. Di« Melodien sind mehr charakteristisch al- sinnlich reizend, daS Streben nach dramatischer Bestimmtheit im Aus druckt der Leidenschaft ist überall sichtbar. Da- werth- vollste Lied ist unzweifelhaft Goethe - Gretchenlied: „Ach neige, du Schmtrzrnsreicht" und drr „Erlkönig". Erstrres wurde in einem im Jahre 1866 von dem Kapellmeister Lassen veranstalteten Conccrt in Jena mit vielem Beifall ausgenommen. Hier zeigt sich eine feine Jndividualisirung, echter Liedton, neue originelle Herzensklänge und markig dramatischer Ausdruck. Auch die Behandlung des „Erlkönigs" zeigt entschieden dra matisches Talent. Jede Person ist durch einen anderen Sänger vertreten (Tenor, Sopran, Baß), der erzäh lende Rhapsode durch den Chor. Die Begleitung deu tet unverkennbar bereits auf die vou ihm in Leipzig beabsichtigte Orchestrirung, die aber im Nachlasse nicht gefunden wurde. In den ersten poetischen Versuchen Ludwig's blitzt seine Originalität viel gewaltiger durch, auch hier aber zeigt sich gar keine Verwandtschaft mit gleichzeitigen Dichtern. Auffallend ist, daß in seinen damaligen musikalischen Studienhesten besonders die Choräle am meisten technische Gewandtheit zeigen. Er studirte damals S. Bach leidenschaftlich, besonders die chromatische Phantasie und übte sich eifrig im Fugenstil. R. Schumann, der damals im gährendsten Jugend drange musikalischen und literarischen Lebens in Leipzig lebte, wollte er aufsuchcn, aber er that'S nicht. Sie sahen sich später in Dresden bisweilen. ES ist sehr charakteristisch, daß seine Abneigung der neuromantischcn Musik gegenüber mit der Zeit eher zu- als abnahm. Seine ersten Operntexte, besonders „Sig nor Formica", wie die ersten novellistischen Skizzen und Versuche erinnern unverkennbar an A. Hoffmann; aber der ethische Drang, daS Streben nach besonnener Klarheit, führte ihn trotz innerlicher Verwandtschaft mit den Dichtern der Sturm- und Drangzeit und der ro- mantifchcn Schule durch etgenthümliche Selbstbtldung bald zu ganz anderen Wegen. Mozart'S und Shake- speare'S Werke wurden und blieben ihm „rin Stahldad deS Geiste- und GemüthS". Str nannte er dir „rchtrn Romantik«". Er sagte mir in späterer Zeit oft, daß die Einwirkung Hoffmann's ein großes Unglück sür unsere Literatur gewesen sei, man werde es doch nie ganz los, in einer poetisch confusen Zeit geboren zu sein, seine erste Nahrung aus solchen Einflüssen erhal ten zu haben. Daß er nie wieder componirte, das ist wohl der klarste Beweis, daß die Musik nicht sein Lebensberuf war. Er suchte das Musikcrtemperament los zu wer den, das Hoffmann und Rousseau lebenslänglich be herrschte und doch nicht zum Musikerberufe führte. Er entsagte auch später fast ganz dem Clavierspiele. Nur einige Male habe ich sein sehr originelles Clavier- phantastren gehört, das, voll reichster Erfindung im markigen Stile Händel's und Bach's, mir einen un vergeßlichen Eindruck machte. Das Dramatisch Polypho- nische in Mozart'S Opern und Bccthoven's Symphonien verglich er oft, völlig zutreffend, mit Shakejpeare's Compvsition. (Schluß folgt.) Geographie. Der.herein für Geschichte des Bodensees, und 15. September zu Konstanz tagt, hat sich sWbnde interessante Fragen ge stellt: Welche wahrscheinliche Ausdehnung Halle der Bodensee in der vorgeschichtlichen Zeit? Wann unge fähr gestalteten sich seine jetzigen Ufer? Welche rö mische Niederlassungen, Straßenzügc, Befestigungen rc. lassen sich in drr Umgebung ces Bodensees nachwelsen? Welche Gaue lagen in den verschiedenen geschichtlichen Perioden um den Bodensee? Welche Grenzen hatte« sie, und welche Orte lagen in denselben?
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