Dresdner Journal : 03.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187309034
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-03
- Monat1873-09
- Jahr1873
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- Titel
- Dresdner Journal : 03.09.1873
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1873 Mittwoch, den 3. Septmber Ld»>u»e»e«t»pr«l»« r Ile»«!»«, »u»L 8t«L»p«ln»<L»laU Iü»u. Iu>rr»t«»pr«l,«: kür Leu L»ruu emer ^s»p^t«o«o 2«U«: kl^r. Unter „Liu^vs»oLt" Li« 2»il«: 8 Io kr,«,«» tritt iLdrllot» 8 IILr 8t«n»p«lL«t>übr, «o««rtuLd L«, L«utxL>«u Io» L«at»«d«o L«i«i»«: Ktdrlivt» . . « I llr. j^Ltlrlioti: I ^Ur. 18 Hoiow«ro: I >'or. DresdnerAMmal. - krilk«Io«o: - IHxliot», mit Xuiookms Ler 8ooo- ooL k'vierta^s, FdeoL« Kr Leo svlb«nL»o la»? Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. — .... Io,«r»t«o»ou»t»me o«»MLrt»r ^r. LraoL«t<!tter, Uomwi»»ionltr Ls« * Orv»Loer LouroiL«; «bsoLa«.: A'ort u. 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Berlin, Dirntlaß, 2. September, Rachmitlagt. (W. r. B.) Die feierliche Enthüllung bet Sieget- denkmalt auf de« Ltuigtplatz« hat heute Mittag programmmäßig stattarfuudeu. Die Straßen waren festlich geschmückt, ant Menschen dicht gefüllt uud die Geschäfte grö-tentheilS geschloffen. Die Be völkerung bethrtligte sich sehr zahlreich und gab die festlichste sympathische Stimmung kuud. Der Kaiser und der Kroupriuz wurde« allenthalben mit enthusiastischen Znrnfeu empfangen. Beim Heraustreten aut dem PalaiS richtete Se. Majestät der Kaiser an die iHv erwartenden Kelbmarschälle und commandirendeu Generäle bei Erwiederung deren ehrfurchtsvoller Begrüßung folgende Sorte: „Es ist ein erhebendes Gefühl für Mich, beim Beginn dieser bedeutungsvollen Feier, welche die Reihe der Dankes- und Ehrenbezeugungen schließen wird, Sie hier, Meine Herren, ebenso um Mich versammelt zu sehen wie in allen Schlachten und Gefechten, wo Sir an der Spitze Ihrer Truppen sich in so hohem Grade ausgezeichnet haben." Auf drm Königtplatze sagte der Kaiser der aufgestellteu Lrwredeputation: „Ich freue Mich, die Vertreter Meiner Armee an dem heutigen Tage um Mich versammelt zu sehen, einem der schönsten Meine- ganzen Lebens, an dem Ich diese Siegessäule al- Zrugniß der Thaten der Armee in höchstem Dankgrfühle der Mit- und Nachwelt überliefere. Ich beaufiraae Sie, diese Meine Gefühle den Truppen bei Ihrer Rückkehr tu die Het- math mitzuthei:en." (Vgl. das Feuilleton.) Parr», Montag, I. September, Nachmittags. (W. T. B.) Die Eröffnung det internationalen Orievtali-eucongreffrS hat heute stattgefundrn. Es waren zahlreicheThrtlnehmer aus England, Deutsch land uud den Bereinigten Staaten auweseud; zum Präsidenten wurde der japanische Ministerrefibeut iu Paris, Sawefina Naomba gewählt. Der Mittheilung eine- republikanischen Blat- teS, daß der Herzog v. Broglie fich der Republik zuueigr, wird vom .Krauyais" ein entschiedenes Dementi erthrilt. Der „Krau^aiS" erklärt, da- Ministerium vom 24. Mai begünstige keine der verschiedenen konservativen Partriavstchtrn auf Ko sten der andern. (Vgl. unter „Tagesgrschichte"^ Amsterdam, Montag, 1. September, Nach mittags. (W. T. B.) Van Lyvden, früherer Mini- ster de- reformirtea CultuS in dem konservativen Cabivrt HeemSkerk, ist, drm Vernehmen nach, mit der Bildung eines neuen Cabiuets beauftragt wordeu. Rom, Montag, 1. September, Abends. (W. T. B.) Aus guter Quelle verlautet, daß die Ab- reise des Königs Victor Emanuel nach Wiru für die zweite Hälfte des September festgesetzt sei. Madrid, Montag, 1. September, Vormittags. (W. T. B.) Die amtliche „Gareta" veröffentlicht die AusführungSbestimmungrn zu dem Gesetze über die Regelung des DefikitS und den Modus der Re- Feuilleton. (Redigier von Otto Banck.) Das Siegesdenkmal iu Berlin. In Nachfolgendem geben wir unsern Lesern eine Schilderung der kolossalen Siegessäule auf dem Königs- Platze zu Berlin, deren feierliche Einweihung am heu tigen Tage (2. September) erfolgt ist. Der alte „ Exercirplatz vor dem Brandenburger Thore", in dessen Mitte sich die Siegessäule mit ihrer goldglänzenden Victoria erhebt, ist seiner frühern Be stimmung längst entrückt, hier rahmt ihn das Ra- czinsky'sche Palais, dort daS Kroll'sche Etablissement und nun neuerdings das GeneralstadSgebäudr ein, hin ter welchem sich ein großartiger neuer Stadttheil mit dem Humboldthafrn und der stolzen Alsendrücke, dem Hamburger und drm Lehrter Bahnhofe erhebt; eine neue, breite, prachtvolle Straße ist nach dem Pots damer Thore zu entstanden, welcher der Kaiser den Namen „SitgeSallee" gegeben, neues Leben, neue Zeit spricht hier zu den älteren Bewohnern dieser Stadt, und al» ein glänzende- Moment drS Gedenkens an die Ereig nisse, welche diese Zeit heraufgebracht haben, erhebt sich nunmehr die Siegessäule. Da- Denkmal hat seine eigene Geschichte. Nach Beendigung de» dänischen Krieges wollte der König im Jahre 1865 bereits einen von Trophäen umgebenen Obelisken auf dem König-Platze errichten lasten. Die Ereignisse des Jahre» 1866 ließen diesen Plan in den Hintergrund treten, die Waffenerfolge de» preußischen Heeres in dem nun folgenden denkwürdigen Kriege er weiterten das ursprüngliche Projekt. Im Jahre >867 legte der geh. Oberbaurath Prof. Strack die Pläne zu Partition der ZwaugSauleihe unter den einzelnen Provinzen. I« Mivisterrathe wurde heute die Angelegen- heil der Artillerieoffiziere beratheu; eine befrie digende Lösung derselben steht iu baldiger Nusficht. Oie Besatzung d»S Korts Liana (bei Logrono in Navarra), ans 126 Freiwilligen uud 86 Husaren bestehend, hat dasselbe nach längerer und lebhafter Lertheidiauna an den General Dorreaaray über geben. Die Earlisten bedienten fich beim Angriffe des Petroleums, um das Kort iu Brand zu stecken. London, Montag, r. August, Nachmittags. (W. T. B.) Ueber den weiteru Verlauf der Ler- Handlungen des Admirals Delverton mit den In- furgenteu in Eartagena liegen folgende Mel dungen vor: Admiral Uelverton hat sich entschlossen, die Fre gatten „Victoria" und „Almansa" heute nach Gibral tar bringen zu lassen, und sich den Insurgenten gegen über erboten, an die englische Regierung das Ersuchen zu richten, die Schiffe der spanischen Regierung nicht auSzuliefern. Die von der Junta in Cartagena ge forderten Garantien hat der Admiral indessen verwei gert; die Insurgenten sollen deshalb entschlossen sein, sich der Wegführung der Schiffe mit Gewalt zu wider setzen und dieselbe unter Mitwirkung der Forts ver mittelst ihrer Panzerschiffe zu verhindern. Durch noch fortdauernde Verhandlungen mit der Junta hofft der Admiral einen Conflict noch vermeiden zu können; falls derselbe angegriffen würde, würde er sich genöthigt sehen, die Panzerschiffe der Insurgenten zu nehmen und vielleicht das Arsenal zu bombardiren. Athen, Montag, 1. September. (W. T. B.) Bei der Nachwahl in Messenien ist KomuuduroS wiedergewählt worden. Dresden, 2. September. Zur Feier des heutigen Tages waren hier schon am frühen Morgen die sämmt- lichcn königlichen und städtischen Gebäude, sowie viele Privathäuser mit Flaggen in den deutschen und säch sischen Farben reich geschmückt. Vormittag» wurde in allen evangelischen Kirchen unter Theilnahme sehr zahl reicher Andächtig, n au- allen Kreisen Dankgottesdienst abgehalten. Nach Beendigung der kirchlichen Feier fan den in den Lehranstalten und Schulen Festvorträge statt, während der gewöhnlich« Unterricht heute aus gesetzt btteb. Bei dem Festactus in der Kreuzschule waren die städtischen und Schulbehörden durch die Herren Oberbürgermeister Pfotenhauer, Superintendent Ör. Meier, Stadtrath Heubner und Stadtrath Kunze vertreten. Viele Geschäftsinhaber hielten ihre Locale den ganzen Tag über, die meisten während des Vormit tags geschlossen. Nachmittags und Abends sind von mehreren Privatgesellschaften an verschiedenen Orten besondere Festlichkeiten veranstaltet (vgl. umstehend die Localnachrrchten) uud mit Eintritt der Dunkelheit wer den die öffentlichen Plätze auf städtische Kosten durch Gaspyramidcn festlich erleuchtet sein. Dresden, 2. September. Die „Spcner'sche Ztg." brachte jüngst die Nachricht — und die meisten andern Zeitungen wiederholen dieselbe —, daß im Reichs - kanzleramte die auf das Gesetz über das Reichs- Papiergeld und die Reichs-Banknoten bezüg lichen Vorarbeiten beendet und die ersten Entwürfe abgeschlossen seien. Diese Nachricht, wenn sie wahr ist, kann nur Befriedigung erregen. Wenn aber die „Sp. Ztg." hinzufügt: „Dagegen sind die bezügliche« Arbeiten in anderen Bun desstaaten, deren Zustimmung zu d»o diesseitigen Vorschlägen von mancherlei E»Hebungen uud auznftelleuden Berechuovgeu abhängig gemacht war, noch so weit im Rückstände, daß man von nnem Zustandekommen deS wichtigen Baokgejetzes heule noch ziemlich ebenso weit entfernt ist. al» am Schlaffe der ReichSiagSsession, zumal da die zu jener Zeit erhobenen Be deuten sich eher gesteigert als vermindert Haven," so ist diese Bemerkung völlig unverständlich. Wenig stens in Bezug auf die sächsische Regierung kann dem jetzigen Denkmale vor, im April 1868 wurden sie genehmigt, im Jahre 1869 begann der Bau. Die beiden folgenden ruhmreichen Jahre erhöhten seine Be deutung und gaben die Aendcrungen der Ausführung an die Hand, welche heute in der Vollendung sich dar- stcllt. Stolz ragt die Säule empor in die blaue Luft. Treten wir nun dem Denkmale näher, und ver weilen wir bei seinen einzelnen Adtheilungen. Eine Anzahl breiter Stufen führt zunächst zu einer 4 Fuß hohen kreisförmigen Terrasse au- grauem schlesischen Granit, auf dieser erhebt sich der quadratische Unter bau drS Monuments aus rothem schwedischen Granit, 62 Fuß lang und breit, 22 Fuß hoch, aus dessen dunk lem Farbenton mächtig wirkend Bronzereliefs hervor- treten, darstellend Hauptmomente au- den drei ruhm vollen Kriegen, deren Gedächtniß das Denkmal ge weiht ist. Jedes dieser Rrliefbilder ist 41 Fuß lang und 6^ Fuß hoch. Die Hauptseitr deS Monuments, mit dem Ausblick der dasselbe krönenden Victoria, ist der neu angelegten, in die Victoriastraße mündenden Siege-allee zugewandt. Hiernach sind die Reliefs wie folgt geordnet. An der Ostseite (nach dem RaczinSkv'- schen PalaiS) gelegen, erblicken wir in zwei Adthei lungen: die Vorbereitung nr den Feldzügen, Einsegnung, Abschied, Ausmarsch der Krieger, dann Erstürmung der Düpvelrr Schanzen. AuSgefuhrt ist da- Bild von dem Bildhauer Alex. Calandrelli und in der hiesigen königlichen Eisengießerei in Geschützbronze gegossen. An der Nordseite (der Alsendrücke zugrkrhrt) er scheint eine Darstellung der Schlacht von Königgrätz, der denkwürdige Moment der Ueberrrtchung de» Orden- pour ls m-rito durch den König an den Kron prinzen bei der Begegnung auf de« Schlachtfeld»; Bis marck und Moltke umgeben den König, den Kronprinzen dir Offiziere seine- Generalstabr-. Diese» Relief hat verstchert werden, daß „preußische Vorschläge" in Be zug auf das ReichS-Papiergeld und dir ReichS-Banknoten stit Schluß des letzten Reichstags gar nicht zu ihrer Kenntniß gelangt sind, daß sie also auch ihre Zuftim- ntnng dazu nicht „von mancherlei Erhebungen und Be rechnungen" hat abhängig machen können und sich auch damit nicht in Rückstand befindet. * Berlin, 1. September. Heute Vormittag 11 Uhr sand die feierliche Grundsteinlegung zu dem Bau der Central-Ladettenanstalt in Lichterfelde stgtt. Der „D. R.-A." berichtet hierüber wie folgt: Zü derselben hatten sich an der festlich geschmückten und mrt Fahnen, Flaggen, Wappen, Guirlanden rc. detorirtrn Baugrube Ihre kaiserlichen und königlichen Höheiteil der Kronprinz und die Kronprinzessin mit Ihren königlichen Hoheiten den Prinzen Friedrich Wil helm und Heinrich, ferner Ihre königlichen Hoheiten di« Prinzen Karl, Friedrich Karl, Albrecht, Alexander, di« Generalität und Deputationen des Offiziercorps deS Gardecorps rc., der Ministerpräsident Generalfeld- marschall Graf v. Roon und die Staatsminister 0r. Leonhardt, Camphausen, Dr. Falk, Graf v. Königs- marck, vr. Achenbach, Delbrück, v. Kameke, der Präsident de» deutschen Reichstags l)r. Simson, der zweite Vice- präfidrnt des brutschen Reichstags v. Bennigsen, der Oberpräsident wirkt. Geh. Rath v. Jagow, der Land- rath Prinz Handjery, der Oberbürgermeister Hobrecht, der Bürgermeister Duncker, der Stadtverordnetenvor- strher von Berlin Kochhann und sein Stellvertreter Stadtverordneter Halske, die Lehrer des Cadettenbau- ses und viele zur Feier geladene Personen eingefun den. Südlich von der Baugrube war das Königszelt aufgeschlagen und mit Topfgewächsen decorirt. Von hier aus führten mehrere Stufen zur Baugrube, um die sich dir Baumeister und Bauhandwerker gruppirt halten. Hinter dem Grundstein war ein mit Blatt pflanzen geschmückter Altar errichtet, hinter dem auf hohen Postamenten dir Büsten Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, umgeben von Lorbeerbäu men, errichtet waren. Auf einer sich hieran anschlie ßenden Tribüne hatte das Berliner Cadrttencorps in Compagniefront, Musikchor und Spielleute an der Spitze, Aufstellung genommen, während im rechten Win kel nach rechts sich an dieses Corps Deputationen der Zöglinge des Cadettenhauses zu Potsdam anschlossen. An dem Altar hatte der Frldpropst vr. Thielen mit den Tadettenprrdtgerv Bollert und Klessen und dem Prediger Stephany aus Giesensdorf Aufstellung ge nommen. Um 11 Uhr 7 Minuten erschienen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, sowie Ihre königliche Hoheit die Prinzessin Friedrich Karl, von dem zahlreich versammelten Publicum und der Festversammlung mit dreimaligem Hurrah begrüßt, während das Cadettencorps unter präsentirtem Gewehr stand. Nachdem geschultert war und die Majestäten auf den Sesseln vor der Baugrube Platz genommen, befahlen Se. Majestät der Kaiser dem Ministerpräsi denten und Kriegsminister Graf v. Roon, die Feier zu beginnen. Dieselbe wurde eingeleitet durch den Gesang der beiden ersten Strophen des Chorals: „Herr Jesu Christ, Dich zu uns wend'". Dann verlas der Staats- minister und zweite Chef der Armeeverwaltung, Gene rallieutenant v. Kameke, die Urkunde, welche in den Grundstein versenkt werden sollte, mit dem Verzeichniß der übrigen Gegenstände, welche in den Grundstein ge legt wurden. Nachdem die kupferne Kapsel, in der diese Gegenstände sich befanden, verlöthet war, — das Musikchor spielte während dieser Zeit die National hymne — wurde dieselbe in den Grundstein vrrsenkt. — Se. Majestät der Kaiser und König traten hierauf an den Grundstein heran und gaben die ersten drei Kellen Mörtel auf den Schlußstein, worauf dieser von den Baumeistern geschlossen wurde. Nunmehr thaten Se. Majestät der Kaiser die ersten drei Hammerschläge mit den Worten: „Der Kriegerjugend zur Bildung, der Armee zum Heil!" Se. Majestät der Kaiser über reichten hierauf den Hammer an Sc. kaiserliche und der Bildhauer Moritz Schultz modellirt und es ist gleich falls in der königl. Eisengießerei gegossen. An der Westseite (gegenüber dem Kroll'schen Etablissement) zei gen sich Darstellungen aus dem Kriege gegen Frank reich, und zwar als Hauptmoment die Kapitulation von Sedan, Ueberbringung des Briefes Napoleon'» an König Wilhelm durch den General Reille, und der Ein zug in Paris, modellirt von dem Bildhauer Karl Keil, gegossen von Gladendeck in Berlin. Endlich schmückt die moderne Südseite eine Darstellung des Einzuges der Sieger in Berlin am 16. Juni 1871, darüber prangt weithin sichtbar die Inschrift: „Das dankbare Vaterland dem siegreichen Heere!" Dieses Relief ist vom Professor Albert Wolff modellirt und von Eich wede in Hannover gegossen. Es zerfällt das Bild in verschiedene Gruppen, aus denen sich im Mittelpunkte der Bildfläche die Figur Kaiser Wilhelm'» mit seiner Umgebung am bedeutendsten hervorhebt. Der Kaiser, hoch zu Roß sitzend, sieht freundlichen BlickeS voraus, die rechte Hand zum Gruße nach der umgebenden Volksmenge bewegend. Dicht hinter ihm und zur Seite folgen der Kronprinz, Vrinz Friedrich Karl und der Großherzog von Mecklenburg nebst dem Stabe. Dem Kaiser voraus reitet bürst BiSmarck, da- Haupt ganz «n tao« nach dem Kaiser zurückwendend. Neben ihm treten Graf Moltke, Graf Roon und die Generäle Werder und v Manteuffel hervor, alle in vorzüglichster Portraitähnlichkeit. Vor dem Kaiser und dieser seiner Umge bung entwickelt sich der Empfang. Ueber diesem viereckigen Unterbau erhebt sich dir Säule, welche die Kolvssalstatue der Victoria trägt. Um diese Säule zieht sich nun in ihrem untern Theile eine kreisförmige Säulenhalle au» rothem schwrdischcn Granit, mit einem Durchmes ser von 50 Fuß und durch einen stufenförmigen Sockel mit dem Unterbau verbunden. Die ganze Höhr drr königl. Hoheit den Kronprinzen, und Höchstdemselbrn folgten sodann die übrigen Prinzen des königl. Hauses, die Generalfeldmarschälle, die Generäle, die Staats minister, der Oberpräsident der Provinz Brandenburg, der Kommandeur des Cadettencorps, der Kommandeur des Berliner Cadettcnhausrs, der Landrath des Kreises Teltow, die Baumeister rc. Dann trat der Pfarrer des Cadettenhauses zu Berlin, Bollert, vor den Altar und hielt die Weihrede. Nach derselben sang die Ver sammlung den Choral: „Fürchtet Gott, den König ehret", worauf sodann der Ministerpräsident, Feldmar schall Graf v. Roon Sr. Majestät dem Kaiser namens der Armee und des Vaterlandes den Dank für diesen Beweis allerhöchster Huld und Fürsorge aussprach und mit einem dreimaligen begeisterten Hoch auf Se. Maje stät den Kaiser schloß, in welches die ganze Versamm lung begeistert einstimmte. Se. Majestät dankten dem Grafen v. Roon und sprachen auch dem Feldmarschall Grafen Moltke Allerhöchstihren Dank aus. Mit dem Gesänge des Chorals „Nun danket Alle Gott" endete die Feier, worauf die Frontenbestchtlgung der Berliner Cadetten durch Se. Majestät erfolgte. — Die „Sp. Z." schreibt: Am gestrigen Tage sind die Mitglieder des Staatsministeriums, sowie am Abend Fürst Bismarck hier eingetroffen. Heule bctheiligten sich die Minister bereits an der Feier der Grundsteinlegung für das neue Cadettenhaus in Lichterfelde, doch soll der Reichskanzler durch Unwohlsein am Erscheinen gehin dert gewesen sein. Die Besprechungen über die legis latorischen Arbeiten werden wohl am Mittwoch begin nen und auch ein Cabinetsconseil bei Sr. Majestät dem Kaiser ist für die nächste Woche in Aussicht ge nommen. Die Ansicht, daß die Wahlen zum Landtage im October erfolgen sollen, eine Auflösung des Abge ordnetenhauses vorangehen und die Einberufung des Landtages dann in gewohnter Weise Anfangs November erfolgen werde, ist ziemlich allgemein, auch in ministe riellen Kreisen, verbreitet, doch steht dahin, ob ein dem entsprechender Beschluß gefaßt werden wird. — Wie der „Hann. Cour." meldet, wird Se. Majestät der Kaiser nach den jetzt getroffenen Dis positionen am 12. September in Hannover anwesend sein, um die große Parade, welche zum Schluß der Manöver der 20. Division an dem genannten Tage bei Ronneberg stattfindet, abzunehmen. Posen, 30. August. Wie die „Ostd. Z." erfährt, hat der Erzbischof in Gnesen sich in vertrauten Krei sen dahin ausgelassen, er wolle 10 bis 12 Kleriker auf seine Kosten auf eine deutsche Universität sen den, damit sie sich auf dieser für die vom Staate ge forderte Prüfung vorbereiten. Zu ihrer Ueberwachung soll ihnen als Mentor ein älterer Priester mitgegeben werden. Der Erzbischof und seine vertrauten Rath geber hoffen nöthlgenfalls die Fonds für die jungen Theologen und ihren Aufseher durch freiwillige Beiträge aufzubringen. — Der Erzbischof hat schon wieder einem Geistlichen ohne Mitwirkung der Regierung eine Stelle verliehen, und zwar hat er den Hrn. Mindak zum Administrator der Propstei Chelonce, im Decanate Kiuschwic, ernannt. Der Landrath hat, wie der „Kmyer Poznanski" sich höhnisch ausdrückt, der katho- Uschen Bevölkerung einen Termin zur Versammlung bestimmt, „um ihr, wie sich» wohl verlieht, mitzutheilen, daß alle Handlungen des Geistlichen Mindak gegenüber der Regierung ungiltig seien". Nu» Kurbeffrn, 30. August, schreibt man der „Köln. Ztg." über renitente Pfarrer Folgendes: Nachdem Metropolitan Hartwig in Waldkappel „wegen wörtlichen und thätlichen Widerstandes gegen das Kirchen regiment" vom Amte suspendirt worden, hat das Ge- sammtconsistorium den Pfarrer Wiskemann zu Bisch hausen mit Besorgung der Metropolitangeschäfte der Klasse Waldkappel beauftragt. Als Letzterer dieses den Klasscnpsarrern Frankfurth zu Mittcrode, Hoffmann zu Thurnhosbach und Witzel zu Schemmen mittelst Circu lar anzeigte, erwiderten sie, „daß sie seine Bestellung durch da» von ihnen nicht anerkannte Konsistorium für Säulenhalle über der Terrasse beträgt 56 Die 16 Säulenschäfte sind Monolithe von 16 Höhe und 3 Fuß Durchmesser, die 16 Säv* sind aus einem in Pommern aufgefundenen G .. gefertigt. Die Capitäle sind aus Geschützbrvnze ge gossen, die Decke au» grauem schlesischen Granit, mit Bronze-Rosetten und -Trägern, welche sich wirksam von tiefblauen Feldern abheben. Der gesammte Unterbau, sowie der Hauptthcil der Säulenhalle ist aus röthlichem polirten Granit hergestellt, welcher aus Schweden in einer Masse von nahezu 30,000 Kubikfuß bezogen wurde. Das Bearbeiten, Schleifen und Poliren ist von den Steinmetzmeistern Huth, Wimmel und Zeidler, so wie von den Fabrikanten Kessel und Röhl in Berlin innerhalb zweier Jahre ausgeführt worden. Der Säulen kern unter der Halle ist von einem Sockel aus polirtem Sirnit und Granit aus dem Fichtelgebirge umgeben und von dem Steinmetzmeister Ackermann in Weißen stadt ausgeführt. Den Theil drr Säule, der sich über den Sockel erhebt, zieren bildliche Darstellungen auS drm Kriege gegen Frankreich, welche nach Zeichnungen de» genialen Historienmalers A.v. Werner in Mosaik durch Salviati in Venedig auSgeführt und in Jahresfrist vollen det sein werden. Einstweilen vertritt der in Orlfarben vollendete Karton die Stelle jenes Mosaikbilde», rin Meisterwerk, welches die Intentionen de- Künstler» zu einem vielleicht noch wirksamcren Ausdruck bringt, al- später die MvsaikauSführung. Der Absicht, hier Frr-co» bilder anzubringen, traten unüber steigliche Hindernisse entgegen. Da» Bild zeigt den Uederfall der Germania durch die Franzose, und die afrikanischen Horden iu ihrem Dienste, die Verbrüderung drr deutschen Stämme im Angesicht drr drohend«» Frrmddrrrschaft, und al- Hauptmoment die Proclamirung de- drutscheu Kaiser reichs in VcrsaillrS. Drr Künstler, den wir in rinrr
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