Dresdner Journal : 30.09.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187309304
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- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18730930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18730930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-09
- Tag1873-09-30
- Monat1873-09
- Jahr1873
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- Titel
- Dresdner Journal : 30.09.1873
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1873 DimMq, dm 30. Sepkmbn Io» äollloov«. L«ied«: -Lb.-licb jt)LbrIiei»: 1 H»Ir. 1b K^r. ldvicke»?o»t und Vb»uueiu»»i«prel»e r 1»v-»ll»00» tritt)U»rliod . , 2 Ulr. 8t«mpelß«>düdr, . v tiur. ^^,,rk»lkcl«?»6out»ct>«o liorslos I^uwroero: 1 üxr. Lteiupelruockls^ bi»r». Io»eri l«opr»l»o: kbr de» k»ow einer eesp»Iteveo 2eil«: 11t Outvr „Lü>gvo»i dt" di« 2«ils: S . Li od«l»«»r TR^bcb, mit Xommkm» dvr 8ooo- ooä ?e»ert»^«, Fb«vd» kur den fol^kod«» 1»-?. DrMnerÄMrMl. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. l»o«>r»1«a»n»i»bme »uon-rtor voipile- />r. Dommioxioobr des Drvodnvr dourv»Is; ekendL».: /'urt u. H ?>e</er, S-undurx-Sorllo- Vi«o-I.oip,>ss-L«ool-Sro»I«ii-kr»oIlfllrt» U.: I/n<xs^n«ce»»» <k / Lorlio-Vion Somdurx-rr»x-I.,ip,i^-kroot- turl » H-Hüllvdoo: N«d. ^/aooe, LorUo: >1 Geiern /ne<,/ide»dan^, 1/ ^l/krec/it, Lromoo: L , Lroo- I»»: 1..Ä<»tAen « Lüreitu; vkoouul»: > r. I'ülat/ kr»oll- kurt».dl : L ^aeAkr'xelu! u.F. ^.^/rrrnundt'xune lluedd., dia«k<« <S SörUtr: kr /ikt^/ier, SLuvovor: 1/avM,, 1>a/itte, ; Stutts»rt: /-uob« <S 6'«- ., <8üdd. ^»noneen - Lüd-ea«, Vivo: O/Peiit. Nvr»u»tc«t,«i'r Löniel. Expedition des Dresdner daurnol», Vrevden, kdurjsLrvttlvn^itoos k^o. 1. Abonnements - Einladung. Auf da- mit der nächsten Nummer beginnende neue vierteljährige Abonnement de- „Dresdner Journals" werden Bestellungen für auswärts bei allen Postanstalten, für Dresden links der Elbe bei der unter- zeichneten Expedition, für Dresden rechts der Elbe in derBach- schen Buchhandlung (Hauptstraße 22) angenommen. Der Preis beträgt im ganzen deutschen Reiche jährlich 6 Thlr., wozu in Preußen noch 2 Thlr. Stempelgebühr tritt. Ueber die bevorstehenden Verhandlungen de- sächfischen Landtag- wird das „Dresdner Journal" auch ferner durch bewährte Mitarbeiter in der bisherigen Weise berichten. Das „Dresdner Journal" ist die einzige säch sische Zeitung, welche Zug um Zug die officiellen (Gewinnlisten der k. sächs. Landeslotterie vollständig mittheilt. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung. Die Jnsertionsgebühren werden im Jnseratentheile mit 1*» Ngr. (vom l. Januar 1874 an 2 Ngr.) für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet; für Inserate unter der Rubrik „Ein- gesandtes" sind die Jnsertionsgebühren auf 3 Ngr. (vcm l. Januar 1874 an 5 Ngr.) pro Zeile festgestellt. üönigl. Erpedilion des Dresdner Journals. Ämtlichrr Amt. Bekanntmachung, die Versammlung der Stände des Königreich- Sachsen zum nächsten ordentlichen Landtage be treffend. Seine Majestät der König haben beschlossen, die ge treuen Stände des Königreichs Sachsen zu einem in Gemäßheit von §115 der Verfassungsurkundt abzuhal- tendcn ordentlichen Landtage auf « den 13. Oktober diese- Jahre in die Residenzstadt Dresden einberrnen zu lassen. Allerhöchstem Befehle gemäß wird Solches und daß an die Mitglieder beider ständischen Kammern noch be sondere Missiven aus dem Ministerium des Innern ergehen werden, hierdurch zur öffentlichen Kcnntniß ge bracht. Dresden, den 29. September 1873. Gesa irr mtministeri u m. v. Arirsen. v. Nostitz Wallwitz. Roßberg. Dresden, 26. September. Seine Königliche Ma jestät haben dem Gerichtsschöppen Johann Gottfried Neumann in Hainewalde die zum Verdienstorden ge hörige Medaille in Silber zu verleihen allergnädigst geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Posen, Montag, 29. September. (W. T. B.) Nach der ,,Pos. Ztg." hat da- Oberpräsidium auf Anordnung de- Cultu-ministerS bestimmt, daß die Polizeibehörden der Provinz Posen überall, wo Geistliche gegen die Vorschriften de- Gesetze- rin» Feuilleton. (Redigier von Otto Banck.) K- Hoftheater (Neustadt), 28. September: „Die relegirten Sudenten." Lustspiel in 4 Acten von RoderichBenedix. Reinhold — Herr T imm, als Gast. Haben auch des uun dahingeschiedenen Benedix' Ar beiten den Ansprüchen auf höher« Gehalt, künstlerische Durchführung, tiefer gezeichnete Charaktere und daraus entwickelte Handlung stets wenig Genüge geboten, so wird doch immer sein Talent anerkannt bleiben, uns das deutsche Kleinbürgerthum mit Humor und Komik und größtcntheils auch mit sittlichem Eindruck und scenisch höchst wirksamen Genrebildern zu malen. Es kam bei seinem flüchtigen Schaffen nur darauf an, ob er mehr oder minder glücklich und mit Geschmack seinen Stoff erfunden und seinen Arbeitsapparat gehandhabt hatte- Hier hat er eine brave Jugend dem gemeinen Spießbürgerthum gegenüber gestellt und läßt der Mei nung des letzter« entgegen drei relegirte Studenten tüch tige Männer werden. Allerdings spielen dabei Zufall und Unwahrscheinlichkeit — auch romantischer Art — eine Hauptrolle, aber sie schaffen unS wenigstens manche vortreffliche nnd belustigende Scene. Der erste Act ist außerordentlich gelungen, einer der besten, die Benedix geschrieben hat. Die Schilderung der Philistrrnaturen dieser Männer „bei der Stadt", Treue und Redlichkeit auf der Zunge undNiedertracht im Herzen, sammt ihrer Frauen, ist voller Lebenswahrheit; ter Familienrath ist ein Genrebild, der Wirklichkeit abgelauscht. Auch der folgende Act vollendet dieses Lebensbild noch in reali- stischer, scenisch ergötzlicher Weise. In den letzten Acten treten Wiederholungen der Situationen rin, dir sich ab- schwächen, uud die schadlonenmäßige Mache, der be kannte vühnrnapparat mit seinen unwahrscheinlichen gesetzt seien, die Kirchenbücher und Kirchenfiegel mit Beschlag belegen und an die Negierung au-- liefern, welche auf Antrag der Interessenten die Kirchenzeugnisse au- dem Kirchenbuche ertheile» wird. (Vgl. Posen unter „Tagesgeschichte".) Dir „Ostdeutsche Zeitung" meldet, gegen den Erz bischof (olle die Temporaliensprrre rinLrleitet sein. Bern, Sonntag, 28. September, Nachmittag-. (W.T.B.) Die wegen Krankheit eine- der italieni schen Vertreter vertagte internationale Couferevz zur Regelung de- Anschlusse- der St. Gotthard- bahn an die oberitalienischen Eisenbahnen ist unter dem Borfitze de- Bunde-ratbe- Scherer im Bun- de-palai- zusammentreten. Die mit Revision der Bundesverfassung beauf» tragte Commission de- NationalratdS hat, de« „Baseler Nachrichten" zufolge in der heutige» Schlußsitzung gruppenweise Abstimmung über die Revision beschlossen. Die Feststellung der einzelne« Gruppen erfolgte heute. Nach derselben muß die gehoffte Lerständigung der einzelnen Parteien für jetzt al-gescheitert betrachtet werden; die Ködera- tistrn werden den Revifion-rntwurf bekämpfen. Madrid, Sonntag, 28. September, Morgen-. (W. T. B.) Ueber da- Bombardement der Stadt Alicante (Königreich Valencia) durch Krieg-schiffe der Insurgenten liegen folgende Meldungen vor. Das Feuer auf Alicante i>l von den Insurgenten- schiffen gestern (Sonnabend) Morgen um 6 Uhr er öffnet worden, nachdem sich die Commandanten der auswärtigen Geschwader nach mehrfachen gemeinschaft lichen Besprechungen für ihre Nichtintcrvention ent schieden hatten. Ueber 500 Geschosse, darunter auch Petroleumbombrn, wurden in die Stadt geschleudert, welche sich während des 7 Stunden lang fortgesetzten Bombardements auf das Energischste vertheidigte und durch dasselbe schwer gelitten hat. Viele Häuser sind in Trümmer geschossen. Nach 12 Uhr Mittags wurden die Schiffe durch das Feuer aus der Stadt zum Rück züge gezwungen, indem der Rumpf des „Mendez Nunez" oberhalb der Wasserlinie und dcsgleichen das Verdeck der „Numancia" mehrfach von Kugeln getroffen wur den. Beide Schiffe, besonders das erstere, haben er hebliche Beschädigungen davongetragen. Die beiden, vor Kurzem durch den englischen Admiral Uelverton der spanischen Regierung auS- geliefert«« Fregatten „Vittoria" und „Alwansa" sollen unter da- Commando erfahrener Offiziere gestellt, mit Matrosen von der Marine bemannt und sobald al- möglich nach Cartagena gesandt werden. Dem Vernehmen nach würden dir Fre gatten bereit- morgen (Montag) au-laufen können. St. Petersburg, Sonntag, 28. September, Morgens. (W. T. B.) Der Herzog v. Edinburgh ist zum Chef des Klottenbalaillou- der zweiten Equipage de- schwarzen Meere- ernannt worden. Nrw A ork, Sonnabend, 27. September, Abend-. (W. T. B., Kabeltelegramm.) Der ComitS de- Clearing House hat beschlossen, Anleihecrrtisicate in unbegrenzter Anzahl auSzugrben. Die Börse wird am nächsten Dieu-tag wieder eröffnet werden, obgleich noch weitere Zahlungs einstellungen von Banken in deu Proviuztalstädten erfolgt find. Die allgemeine Stimmung ist etwas beruhigter. Der Status der ersten Bank in Washington, welche in der letzten Woche ihre Zahlungen ein- stellte, weist 19W,stWDollarS Aktiva und 2,799,090 Dollars Passiva auf. Drr-drn, 29. September. Aus Spanien hat heute der Telegraph die Meldung gebracht, daß die Jnsurgentenschiffe vorgestern das Bombardement von Alicante begonnen haben (s. oben). Dieses Ereigniß wurde bekanntlich schon seit einigen Tagen erwartet und die Thatsache, daß eine größere Anzahl fremder Kriegsschiffe bei Alicante Hilfsmitteln machen sich stark geltend. Aber ein ebenso wahrer wie unterhaitender Kern des Stückes bleibt dennoch, genügend, um den Beifall des Publicums fest zuhalten. Das Stück führt allerdings zu höchst trivialen Elementen hinab, aber sie sind untrennbar von den ge gebenen Figuren und von dem Tone, den Benedix be herrscht und die Caricatur ist ihm nicht zum Vorwurf zu machen, ebenso wenig den Darstellern, die mit Eifer ihren Atollen eine lebensvolle Zeichnung zu Theil wer- dcn ließen und so charakteristische, als erheiternde Lei stungen gaben. Herr Timm, dessen Durchbildung sich in der Partie des „Mortimer" für das höhere Drama noch sehr un genügend crwies, machte als Reinhold einen weit günstigeren und befriedigender« Eindruck. Er spielte die Rolle gewandt, lebhaft und frisch, in der Sprache flüssig und gut pointirt und mit gewinnender Wärme, Offenheit, auch männlicher Entschiedenheit des Aus drucks. Nur wurde er allmälig zu beweglich und unruhig im Spiel und Vortrag mit einem Uebermaß heiter schäkern den Tons, und mit Affectation in den LiebeSscenen. Man vermißte die Reife und die überlegene Haltung im Wesen Reinhold's, und zudem sehr dir Ironie des Ausdrucks gegenüber seinen Verwandten. Am besten gelangen Herrn Timm die beiden ersten Acte. Wenn Herr Kramer noch den Schlosser Born spielen muß, weil rin jüngrrer glrich trefflicher Vrrtrrtrr dicsrr Rollr fehlt, so erweist das eine trotz deS zahlreichen Schauspieler-Personals unserer Bühne nicht richtig be obachtete Fachbesetzung. Die bei Eröffnung des neuen Hauscs vergessene Barriere für den Zutritt zur Kasse stellte sich als höchst nothwendig heraus. Um eine rasche Bedienung des Publicums zu ermöglichen und ein unanständige» Ge dränge zu verhüten, gehörten übrigens zur guten Ein- sich befinden, rückte die Frage in den Vordergrund, ob die ausländischen Mächte berechtigt seien, gegen das Vorgehen der Insurgenten einzuschreiten. Es dürfte daher für unsere Leser nicht ohne Interesse sein, einige Urtheile englischer Zeitungen in dieser Angelegenheit zu vernehmen. Die „Times" hält den Standpunkt der Ntchtintervention fest und stützt sich in diesem Falle speciell auf die Annahme, daß englische Kaufleute, die sich im Auslande etabliren, nicht das Recht haben zu erwarten, daß die englische Streitmacht zu Land und zur See ihnen denselben Grad von Sicherheit gewähr leiste, als ob sie in England ansässig seien. Daß der Versuch des Kantons Murcia, der Nachbarschaft mit Waffengewalt seine Ansichten aufzudrängen, geradezu abgeschmackt sei, wird weiterhin zugegeben, „indessen — heißt es sodann — bleibt zu erwäge«, in wie weit es unsere Sache ist, Abgeschmacktheiten oder Verdrecken zu verhindern. Was erstere anlangt, so haben wir damit nicht viel zu thun, allein als Beschützer des Meeres haben wir ein Recht, secräuberische Gewalt- thaten zu verhindern, und es ist die Frage, ob ein Fall eingetreten ist oder heute vielleicht in Alicante eintreten wird, wo wir von diesem Rechte Gebrauch zu macken haben. Die britsschen Kaufleute, welche sich an Lord Granville gewandt haben, stützten sich haupt sächlich auf die Angabe, daß die Schiffe der Intrans igentes von Sträflingen bemannt seien. Das würde an und für sich uns keine Berechtigung zum Ein schreiten geben. Es wäre gefährlich, den Präcedenzfall zu begründen, daß Kriegsschiffe, welche unter der Autorität der Staatsgewalt mit gefährlichen Subjcctcn bemannt worden sind, als Piraten behandelt oder von den Kriegsschiffen neutraler Mächte verhindert werden sollen, handelnd aufzutreten. Wir haben natürlich ein Reckt zu beanspruchen, daß ehe man zum Bombarde ment schreitet, den auswärtigen Kaufleuten hinreichende Frist gegeben werde, sich und ihr Eigenthum außer Gefahr zu bringen. Diese Forderung ist gestellt und von den Führern der Intransigentes auch gewährt worden. Ueber diesen Punkt hinaus aber ist es nicht leicht zu entscheiden, wie weit wir consequenterweise gehen dürfen, wenn wir eine billige Neutralität zwischen den streitenden Parteien in Spanien aufrecht zu er halten wünschen." — Der „Daily Telegraph", der bekanntlich oft die Ansichten der Regierung wiedergiebt, kann nicht glauben, daß der britische Admiral das Bombardement der Stadt Alicante zugeben werde. Zur ""Begründung dieses Unglaubens führt das Blatt aus, daß die Intransigentes keine kriegführenden Rechte hätten, daß sie keine Regierung besäßen, welche den Namen verdiene, und daß sie deshalb nicht für ihre Handlungen verantwortlich gemacht werden könnten. „Die Intransigentes — heißt es im Verlauf des Artikels — sind praktisch ebenso frei von allen Schranken und Banden wie eine Räuberbande, und sic haben ge zeigt, daß sie wenig besser als Räuber sind, indem sie ihre Schiffe mit Sträflingen, mit dem Auswurf der Gefängnisse, mit Leuten bemannt haben, welche an die Ruderbänke der Galeeren geschmiedet sein sollten. In dem sie auf diese Weise eines ter ungeschriebenen Ge setze der Civilisation übertreten, haben sie sich außer halb der Grenzen derselben gestellt. Wir haben das klarste Recht, ihnen auf ihrer tollen Zerstörungsbahn Einhalt zu thun, gerade wie wir auch das Recht haben würden, einem Flibustier die Waffe zu entwinden, und ein solches Reckt ist gleichbedeutend mit der Pflicht." Auch anderweitig beschäftigt man sich bereits mit der diesem Ereignisse gegenüber schwierigen Lage der neutralen Mächte. So betont der „Nord" nach drücklich den in der Geschichte der Jnsurrectionen wohl noch nicht dagewesencn Umstand, daß gemeine Ver brecher auf Panzerschiffen ausgesandt werden, um eine offene und wehrlose Stadt zu bombardiren, und wirft dir Frage auf, ob die Neutralen solches dulden können? „Wären die Verbrecher — bemerkt das Brüsseler Blatt — nicht zugleich politische Insurgenten, so würde alle Welt sich das Recht zumessen, über sie hcrzufallcn; nun, da richtung eines Theaters zwei Kassen — wie auch bei vieien Bühnen üblich —, an deren einer nur dcr Ver kauf der billigeren Billets statt findet. Tie Verpach tung der Garderobe hat zu hoch gestellte Gardcrobcn- preise zur Folge gehabt (2'^ Ngr. » Person); das Publicum darf wohl erwarten, daß hierin alsbald eine Aenderung getroffen wird. C. Banck. Eine Episode au- der Zeit der Commune. (Frei a»S dem Englische», de» Thatsache» nacherzähl!.) cFarlsetzoog aus Nr. 226 ) Henry de Brrssant verließ des Präsidenten Hausse er schüttert, daß die Freunde des Hauses, die ihn aus der Treppe trafen, wohl denken mußten, es sei ihm etwas Besondcrcs wi derfahren. Und eS war ihm etwas Besonderes widerfahren. Es ist ein Glaubensartikel, der in unserem Zeitalter mehr und mehr Anhänger findet, daß im Ganzen genommen ein Mensch nicht viel besser ist als dcr Andere; indessen konnte man kaum daran zweifeln, daß Henry de Brcssant das Muster eines „vollkommenen" Mannes war. Er war zwar schwerfällig, abcr das sind „vollkommene" Menschen gewöhnlich. Er hatte keine brillanten Ideen, keinen ätherischen Antrieb nach einem unerreichbaren Etwa-, und er fühlte nicht den unbestimmten Wunsch sein Leben der Verbesserung deS Menschengeschlechts ^u widmen; aber er war gut, gut nack seiner mechani schen, genielosen Weise. In allen Lagen des Leben und unter allen Umständen war sein Impuls immer der der Ehrlichkeit. Pflichtgetrcu folgte er seinem Berufe ohne sich je zu fragen, ob er ihm zusage oder nicht, er ward dazu erzogen und nach dieser Bestimmung handelte er, war eS auch nicht seine Wahl. Er gab sich viel Mühr zu ergründen, ob die Angeklagten, mit denen er zu thun hatte, schuldig waren oder nicht. dieselben zu den früher begangenen Unthaten ein po litisches Verbrechen hinzufügcn, werden sie unverletzlich! Die Situation ist bizarr, das muß Jeder zugestehen, wenn sie auch in den Grundprincipien des Völkerrechts begründet sein mag. Offenbar halten die neutralen Mächte darauf, ungeachtet der ihren Unterthanen dro henden Gefahren, so lange wie irgend möglich jeder Intervention zwischen der Madrider Regierung und den cantonalen Insurgenten sich zu enthalten. Indessen sind vor Alicante beträchtliche Streitkräfte verschiedener Nationen zur See vereinigt und behalten sich wohl vor, im äußersten Nothfalle einzuschreiten." (Vgl. die „Ta- gesgeschichte" unter Madrid.) Lngtügclchichtc. Dresden, 29. September. Se. Excellenz Herr Staatsministcr Adeken ist von seiner Urlaubsreise zurückgekehrt und hat die Geschäfte seines Departements wieder übernommen. * Berlin, 28. September. Der König von Italien hat vorgestern Abend, Fürst Bismarck gestern Mittag Berlin verlassen und heute Abend wird auch Se. Majestät der Kaiser die beabsichtigte Reise nach Baden- Baden antreten, von wo aus Allerhöchstderselbe sich sodann später nach Wien zur Besichtigung der Weltausstellung zu begeben gedenkt, so daß seine Rückkehr nach Berlin erst Ende October zu erwarten steht. Der König von Italien hatte am Freitag Nachmittag noch eine längere Unterredung mit dem Fürsten - Reichskanzler, und als Nachtrag dazu erzählt heute die „Sp. Ztg." von einem der hervorragendsten italienischen Staats männer erzähle man im Kreise seiner Landsleute fol gende „bedeutungsvolle und zuverlässige" Aeußerung: „Wir haben uns hier überzeugt, daß eine «nteuts cor- diulv zwischen den zwei Ländern besteht, welche ein ge meinsames Vorgehen beider Staaten im Fall gewisser europäischer Eventualitäten mit sich führen wird." Im Uedrigen ist nur noch nachzutragen, daß Victor Emanuel dem Kaiser sein Bild verehrt hat, „ein lebensgroße- Kniestück, den König in der italienischen Generals uniform darstellend, die linke Hand auf den Säbel gestützt und mit der rechten sein Käppi haltend". — Unserer Frau Kronprinzessin ist von dem Könige von Italien zur Erinnerung an die hier verbrachten Tage ein äußerst kunstvolles Halsband von antike« Ka meen überreicht, dem ältesten Sohne des Kronprinzen ist der Annunziatenordrn verliehen worven. Dem Für sten - Neichskanzer, welcher den höchsten italienischen Orden bereits seit 1866 besitzt, hat Victor Emanuel ebenfalls sein Bildniß geschenkt und darunter eigen händig die Worte geschrieben: XI Urinoipv Uis- luurck Loriino 26. 8otlew6rs >873 »tft!»ion»tissiino Ou^ino Vittorio b,inLliuele. — An Ordensverleihun gen von italienischer Seite wird auch noch berichtet, daß Feldmarschall Moltke den Annunziatenorden und Llaatsminister Delbrück das Großkreuz des St. Mau- rizius- und Lazarusordens empfangen haben. Anderer seits wird berichtet, daß der Kaiser an Minghetti und Pisconti-Venosta den schwarzen Adlerorden, an den Grafen Launay das Großkreuz des rothen Adler- ordcns in Brillanten verliehen hat. Ueber die Ab reise des Königs berichtet die „Sp. Ztg." noch aus führlicher: Nachdem der König sich im Opernhause von den königlichen Prinzessinnen, dem Fürsten Bismarck, den Ministern und hervorragenden Militärs verabschie det hatte, begaben sich die beiden Majestäten in einem zweisitzigen zugemachten Wagen nach dem Bahnhofe. Das Hurrah der auf der Straße versammelten Menge pflanzte sich während der weiten Fahrt vom Opern platze bis zum Bahnhofe ununterbrochen fort. In der Empfangshalle harrte der Ankunft der beiden Monar chen dcr Kronprinz, die Prinzen Karl und Friedrich Karl, der italienische Gesandte Graf Launay nebst Ge mahlin, dcr deutsche Botschafter in Nom, Baron v. Kcudell, der portugiesische Gesandte am hiesigen Hofe, Graf Rilvas, der Kommandant General der Infanterie Waren sie schuldig, so verhängte er die höchste Strafe, die das Gesetz zuerkannte, denn das hielt er der Ge sellschaft gegenüber für seine Pflicht und die Gesellschaft war für ihn das höchste Tribunal. Er war 27 Jahre alt und hatte bis jetzt cin kummcr- und freudenloses Leben geführt, das von keinerlei Abenteuern unter brochen worden war. Sein Vater war streng, ehren- wcrth und kalt; seine Mutter war kalt und er hatte die Kälte geerbt. Als sie ihm sagten, daß er heirathe« müsse, erwartete er eine kalte Frau, die ehrenwerth und tadellos seinem Hause verstehen würde. Seine Kinder würden dann ihrerseits auf die Aeltern als Vor bilder aller Tugenden blicken und mit so und soviel Geld und Einfluß seine gesellschaftliche Stellung er höhen. Er hatte Bücher gelesen, worin große Leiden schaften beschrieben waren, aber er hatte sie für alberne Hirngcspinnste gehalten. Auch hatte er einen Freund besessen, der romantisch verliebt war; er hatte versucht ihm Vernunft beizubringen, und als er fand, daß es vergebliche Mühe sei, hatte er ihm die Freundschaft ge kündigt; denn er war sich nicht ganz klar darüber, ob es ehrlich sei, auf diese Art zu lieben, seine Pflichte« zu vernachlässigen und seine Ohren vernünftigen Argu menten zu verschließen. Henry de Bressant wäre eine Meile weit gegangen, eine Laune zu befriedigen; auch zwei, einem vernünftigen Freund einen Gefallen z« thun; Nicht- in der Welt hätte ihn aber zu hundert Schritten veranlaßt, wenn ihm der praktische Nutzen dcs Unternehmens nicht klar und deutlich demonstrirt worven wäre und ringkleuchtet hätte. Und das war der Mann, in dessen Leben eine glühende verheerende Leidenschaft wie eine Rakete ge fallen war! Zuerst konnte er eS nicht als wirklich fassen. Auf die Straße gekommen, lehnte er sich einen Augenblick lang a«
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