Suche löschen...
Dresdner Journal : 07.10.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187310074
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-10
- Tag1873-10-07
- Monat1873-10
- Jahr1873
- Titel
- Dresdner Journal : 07.10.1873
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
lüuflige Geschicke tlldgUNa z,' st'miun. Dir Vormali,t Präsident kommt dann aus dru ui ,cmachtcu Borwurf zu rück, daß er vou dem Parte vou Bordeaux sich loc^-la-t da e, wühreud er iu der Thal doch uur Besetze ^oig«sa>w,ea dabe, die durchaus uoltzweudi, uud unerläbl^ -eweseu seieu. Jetzt «erde von Leuten, die dazu weder ein Mandal, noch Bollmach ten Hütten, und zu einer Zeit, wo die Nationalversammluu, nicht einmal beisammen, mit gewlssen anderen Personen Uber die gelammte Zukunft Frankreichs vrrhaudelt, die mau satt ohne jede DiScussion und ohue datz uamratlich da» Land selbst — da« doch allein dabei interessirt und der legitime Souverän sei — darüber gebürt werde, hinterher al« eine Thatsache hin nehmen solle. Das, was man in Amerika und England eine A^nauon uenoe, würbe unter solchen Umständen, Wit jetzt, daher recht wohl erlaubt lein; aber eS liege eine solche nicht >m In- tereffe der Republik Die Republik sei die einzige Regierung, die >m Stande sei, die ausS Tiefste gespaltenen Parteien zu einigen. Nur sie sei e«, die der Demokratie g^enüber mit Autorität austreten könne und die io Frankreich Alles, uameul lich dir Ordnung nnd die Armee wiederhcrgestellt, da« fran zösische Gebiet von der fremden Occupatiou loSgekaust und alle Wunden bis aus dre durch den Krieg geschla-eoeu geheilt habe Jetzt gelte eS, nicht bloS die Republik, sondern alle Frankreich »uftehenden Rechte uud die Priocipien von l78v zu vertheidi- geu Die Tricolore fei nicht blos eine Fahne, dieselbe repräseu- tire vielmehr den Inbegriff aller der Dinge, welche diese Fahne decke uud ohne welche »ede Contrerevolntiou die gehässigste und empörendste Lüge jein würde. Liese Dinge müsse man ver- theidigen, nicht mit Mitteln, deren Natur gar zu leicht ent stellt werden könne, sondern mit ruhiger kalter Ueberlegnug, man müsse augesichls der so ernsten Lag: des Landes ein« ge wisse Mäßigung bewahren Thiers schließt mit der Erklärung, daß er nach Nancy kommen werde, wenn die jetzige Krise be seitigt sei und wenn man in Sicherheit und Ruhe über die Befreiung des Landes sich freuen könne Heute fand eine Versammlung der Bureaumit glieder von sämmtlichen Fraktionen der Rechten statt. Derselben wohnten auch zwei Deputirte bei, die in Frohsdorf gewesen waren. — Zahlreiche Deputirte der republikanischen Parteien sind hier eingetroffen. — Die vom „Gaulois" beabsichtigte Veröffentlichung von Listen derjenigen Personen, welche sich unter den gegenwärtigen Verhältnissen für einen Appell an das Volk erklärt und einer darauf hinarbeitenden Vereini gung angeschlossen haben, ist vom Minister des Innern untersagt worden. — Obgleich GrafRömusat be stimmt erklärt hat, keine Kandidatur für die National versammlung annehmen zu wollen, so galt es doch in den letzten Tagen schon für wahrscheinlich, daß die Republikaner des Departements der obern Garonne für ihn stimmen werden. Dies ist jetzt außer Zweifel. In Toulouse hat eine Versammlung von Delegirten aller republikanischen Fractionen stattgefunden, worin Römusat einstimmig zum Kandidaten ausgerufen wurde. — Der deutsche Botschafter, Graf v. Arnim, ist heute Abend aus Dieppe zurückgekehrt. Pari-, 5. October. (Tel.) In einer gestern statt- gehabten Versammlung von Mitgliedern der Rechten ist eine Specialcommission gewählt worden, welche ein Programm behufs Herstellung einer gemeinsamen Action der verschiedenen Gruppen der Rechten fest stellen soll. Die Commission besteht aus dem General Changarnier, dem Herzog v. Audiffret-Pasquier, dem Baron de Larcy, Combier und dem Grafen Daru, welche die vier Fractionen der Rechten repräsentiren. Sobald die Commission ihre Arbeiten beendigt haben wird, soll sie dieselben den Bureaux vorlegen. Es wurde hierauf beschlossen, daß am Donnerstag nach der Sitzung der Permanenzcommission keine Sitzung der Rechten stattsinden soll. Das „Journal des Ds- bats" bemerkt, es scheine aus den angenommenen Re solutionen hervorzugehen, daß keinesfalls die Rede da von sei, der Permanenzcommisston eine frühere Ein berufung der Nationalversammlung vorzuschlagen. * Haag, 4. October. Der seitherige Commandant der 4. Militärdivision, Generalmajor Weitzel, ist zum Kriegsminister ernannt worden. St. Gallen, 5. October. (Tel.) In der „St. Gall. Ztg." wird das Verlangen gestellt, daß der hiesige Bi schof auf die von der römischen Curie im Jahre 1865 eigenmächtig und entgegen dem bestehenden Bisthums- vertrage dem hiesigen Bisthume zugewiesenen Appen zeller Lande verzichte, und die Erwartung aus gesprochen, daß, falls dies nicht geschehe, die Staats behörde den hiesigen Bischofssitz für erledigt erkläre. Rom, 1. October. (A. Z.) Das Dominicaner kloster „Santa Maria Sopra Minerva* mit dem Sitz des Ordensgenerals wird nach einer diesem zugefertig ten Anzeige in allen seinen Theilen, wo es noch nicht geschah, in den nächsten Tagen expropriirt. Das Kloster gehört zu den größten und reichsten. Das Mi nisterium des Unterrichts soll fortan darin eingerichtet werden. — Wie die „Pr.* erfährt, hat der Jesuiten general an die Angehörigen seines Ordens, welche in Innsbruck Theologie lehren, eine Instruction er lassen, welche ihnen untersagt, sich dem österreichischen Universitätsgesetz zu unterwerfen. Eventuell sind die Patres von ihren Stellen abberufen. Mailand, 4. October. (Tel.) Der Prinz und die Prinzessin Karl von Preußen sind gestern hier tereffe an die Gegenwart geboren I So sind diese Werke in unwillkürlicher Zerstreuung geschaffen und einen zer streuten Geist athmen sie aus. Anders und ungleich segensreicher stellt sich das Re sultat, wenn die Malerei an die Aufgaben und Räume der Architektur sich fesseln muß, wenn ihr Stoffe ge geben werden, die eine bestimmte Zeit umfassen, einem bestimmten Zwecke dienstbar sind, einen vorher für das Ganze berechneten Grundgedanken erhöhen und ver stärken sollen. Hier wirkt nicht die Episode, sondern der Cyklus, nicht die Anekdote, sondern der historische Vorgang, ja nicht einmal der einzelne historische Vor gang, sondern das Gesammtresultat eines geschichtlichen Abschnitts, gleichviel ob dasselbe der politischen Staaten- und Völkergeschichte, oder der Culturhistorie, oder end lich den Epochen der Poesie, oder der bildenden Künste angehört. Dieses Zusammenverwachsen und Jneinander- greifen der Malerei mit der Architektur wird der eigent liche Schirm- nnd Schutzgeist der erstem. Was so ersteht, kann nie und nimmermehr durch die glänzendsten Ltaffeleibilder ersetzt werden, die für zufällige Zwecke und Orte bestimmt sind. Otto Banck. (Hortletmog folgt.) * Die politisch-literarische Wochenschrift „Die Ge genwart* hat das Vertrauen, welches die gesammte deutsche Presse beim Erscheinen ihrer ersten Num mer aussprach, nicht getäuscht. Unter der Lei tung Paul Lmdau's hat sich das Blatt in den zwei Jahren seines Bestehens zu einer in Deutschland von ähnlichen Blättern noch nicht erreichten Höhe auf- geschwungen, hat trotz ungünstiger Zritverhältnisse in stetem, ununterbrochenem Fortschritte von Woche zu Woche an Boden gewonnen und tritt in dieses neue I2W ^'0 - eingetrossen und von den Spitzen der Behörden am Bahnhöfe begrüßt worden. Nach einem kurzen Aufent halte setzten dieselben ihre Reise nach Monza fort. Madrid, 2. October. Die „Gaceta" veröffentlicht ein Rundschreiben des Ministers der Innern, welches die Versammlungen der Freiwilligen ohne eine spe- cielle Erlaubnis des Nlcalden untersagt, der seinerseits in den Provinzialhauptsiädten die kivilregierung 24 Stunden im Voraus mit Angabe des Ortes und des Zweckes der Versammlung zu benachrichtigen hat. Jede Truppe, welche diesen Bestimmungen zuwidcrhandeln sollte, würde entwaffnet und als die öffentliche Ruhe störend betrachtet werden. Alle Arten von Demonstra tionen und Vivats werden als Vergehen angesehen. — Eine Leeret führt neue außerordentliche und transito rische Steuern ein. Im Eingänge desselben wird auf das Beispiel Frankreichs und Nordamerikas hinge wiesen, welche eine große Anzahl von Steuern ringe- führt haben, um die öffentliche Schuld zu amortisiren. London, 4. October. Die amtliche „London Gazette" macht bekannt, daß das Parlament bis zum l6. Decem- ber weiter vertagt ist. — Das „Rcuter'schc Bureau" meldet, daß nach einer gestern über Melbourne cingegangcnen 'Nachricht aus den Fidschiinseln Unruhen ausgcbrochen seien. Die weiße Bevölkerung habe sich bewaffnet und ver weigere die Bezahlung der steuern. Der englische und der deutsche Consul suchten zu vermitteln. Der Capstän emes dort liegenden englischen Kriegsschiffes habe in einer Proclamation allen englischen Unter- thanen sich zu bewaffnen verboten. Stockholm, 1. October. (H. N.) Das königliche Schreiben an die Ephoralvorstände und die Direktion über die Unterrichtsanstalten in Stockholm über einen veränderten Unterrichtsplan in den drei untersten Klassen der sog. Elementarlehranstalten, d. h. der höheren und Mittelschulen (Gymnasien) in Schweden, welcher ohne die Annahme der für die vier höchsten Klassen vorgeschlagenen Veränderungen abzuwarten, in den beiden untersten Klassen sogleich, in der dritten aber im nächsten Herbst eingeführt werden soll, ist am 24. September in der schwedischen Gesetzsammlung er schienen. Der Hauptzweck der von dem Könige vor geschlagenen, von dem Reichstage gebilligten uud jetzt aitbefohlenen Veränderung ist der, daß der Unterricht in diesen drei untersten Klassen für die sämmtlichen Schüler gemeinschaftlich sein soll, so daß er mit seinem allerdings geringen Umfange ein einigermaßen abge schlossenes unv zusammenhängendes Ganzes bildet, wo rauf dann für die vier höheren Klassen die Trennung in die „classische" und „reale" Linie erfolgt. „Afton bladet* sicht darin eine Gefahr, daß der deutschen Sprache in d m neuen Unlerrichtsplane ein allzu gro ßer Raum angewiesen ist, indem sic nicht nur die ein zige fremve Sprache ist, in welcher in den untersten Klassen Unterricht crtheilt wird, sondern zur Erlernung derselben etwa der vierte Theil der Unterrichtszeit ver wendet werden soll, während die übrigen Gegenstände (außer Schöltschreiben, Gesang und Gymnastik, Reli gion, Muttersprache, Mathematik, Naturlehre, Geschichte und Geographie) sich in die übrige Zeit thcilen müssen, und fordert mehr Zeit für den Unterricht in der schwe dischen Sprache. — Nachdem die bisherigen beiden Abtheilunzen der schwedischen Flotte vcrcinigt worden sind, hat der König durch eine Generalordre vom 20. vor. M. das Offizierpersonal bei derselben namhaft be stimmt: 2 ConNcadmiräle, 5 Cvmmandeurs, 25 Com mandeurcapitäns (von denen aber 8, so lange sic in dem Grade verbleiben, ihren jetzigen Rang als Oberst lieutenants bcibehalien und Commandeurcapitäns ersten Grades benannt werden), 45 Kapitäns, 41 Lieutenants und 21 Unterlieutenants. Konstantinopel, 4. Octvber. Man telegraphirt der „Pr.": Die xussenfreundliche Partei arbeitet an der Verbannung des jüngst abgcsetzten Justizmimsters Mithad Pascha von Konstantinopel; man will ihn zum Generalgouverneur von S)cmen ernennen lassen. — Aarifi Bey, der Dtrcctor des Preßbureaus, hat den Eigenthümern der unterdrückten Journale „Konstan- tinopolos" und „Anatolie" die Erlaubniß gegeben, ihre Blätter unter andern Namen wieder erscheinen zu lassen. Limnnungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Kulanzen. Bei der Staatseisenbahnverwaltung sind ernannt worden: Friedrich Edmund Munkwitz, zcit- her Betriebstelegraphist, als Betriebs obertelegraphtst; Maximilian Ludwig Otto Neumann, zeither Betriebs- ingcnieur, als Obcringenieur beim Staatseisenbahnbau; Wolfgang Eberhard Hermann Rachel, zeither Sections- ingemeur, als Betriebsmgenieur; Karl Friedrich Her- Quartal mit der immerhin schon sehr beträchtlichen Auf lage von 5000 Exemplaren. Jede Nummer giebt den Beweis, wie diese Wochenschrift bemüht ist, alle Fragen der Gegenwart in eingehenden, bedeutenden und vor Allem in lesbaren Artikeln zu behandeln. Die erste Octobcrnummer spricht wieder am besten für die Viel seitigkeit derselben, die sorgfältige Auswahl und oas zeitgemäße Interesse der von ihr veröffentlichten Bei träge. Wir können die „Gegenwart" allen Denjenigen, die sich schnell und in angenehmer Weise informircn wollen über Das, was vorgeht, sowohl im öffentlichen Leben, wie im künstlerischen Schaffen, angelegentlich empfehlen. * Unter den Zweigen der Kulturgeschichte, welche die innigste Verbindung mit ocr politischen Geschichte Herstellen, steht die Münzgcschlchte obenan, da jede Münze gewissermaßen auch ein Denkmal des Fürsten oder der Macht ist, welche sie schlagen ließ. Da nun demnächst ein neues einheitliches Münzsystcm in Deutsch land eingeführt wird, so werden bald die jetzigen Münz- systcme, die in Deutschland herrschen, nur noch der Ge schichte angchören und Münzsammlungen müssen sich jetzt beeilen, die noch coursirenden ältern Münzen zu sam meln, bevor sie eingeschmolzen oder zu Raritäten wer den und deshalb theurer sind, als der eigentliche Münz- werth. Besonders wichtig wird es sein, in den Samm lungen Exemplare der letzten Prägung jeder Münzsorte aus jedem Staate zu haben. Um nun für seine Münz sammlung gut erhaltene Exemplare und authentisch als die letzten geltende erhalten zu können, hat das ger manische Museum zu Nürnberg sich an sämmtlichc deutsche Regierungen gewandt und sie gebeten, ihm solche Exemplare zukommen zu lassen. Die Bitte hat freund liche Aufnahme von Seiten der Regierungen und theil- weise schon thatsächltche Erfüllung gefunden. mann Palitzsch, Weicher Maschineningenieurasststent, als Maschineningenieur; Joh. Heinrich WilhelmHunte, zeither Chef der Centralwerkstätten der holländischen Staatsbahn zu Zwolle, als Maschinenmeister; Paul Gustav Emil Bach, zeither Jnspectionsasststent, als Bahnhofsinsprctor; Friedrich August Theodor Schmidt, zeither Stationsasststent, als Billeteur und Stations assistent; Johann Karl Gottlieb Erler, zeither Güter- cxpedient, al- Güterexprdition-casstrer; Hermann OSkar Rudolph, zeither Billeteur und Stationsassistrnt, als Güterexpeditionscassirer; Karl Hermann Fürchtegott Schmidt, zeither Güterexpedient, als Billeteur und Stationsasststent. Bei der Staatsctsenbahnbauverwaltung sind ernannt worden: Karl Hugo Dannenfelser, zeither Jngenieurassistent, als SectionSingenirur; Jo hann Hermann Pech, zeither Kopist, als Expedient; Karl Eduard Marcus, zeither Diätist, als Expedient. Departement deS CultuS uud öffeutl. Unterrichts. Erledigt ist: das Pfarramt zu Bockau (Schnee berg), das Pfarramt zu Stürza (Pirna) und die Hilssgeistlichenstelle zu Treuen (Auerbach), die Schul stelle zu Mickten (Dresden II.), die 5. Lehrerstelle zu Schandau (Pirna) und die Schulstelle zu Cotta (Dresden II.), Coll.: das k. Cultusministerium; die Kirchschulstelle zu Posscck (Oelsnitz), Coll.: die Guts- Herrschaft daselbst; die Filialkirchschulstelle zu Alten bach (Wurzen), Coll.: Herr Graf v. Hohenthal auf Püchau. Dresdner Nachrichten vom 6. October. -I. Das gestern Abend in den Räumen des „Schil- lerschlößchen" abgehaltcne 3. Stiftungsfest des hiesigen Arbeiter-Fortbildungsvereins erfreute sich leb hafter Theilnahme und hat wohl allerseits einen guten Eindruck hinterlassen. Den eigentlichen Festactus bil deten der von einer Dame gesprochene Prolog, die von Herrn Di. Döhn gehaltene Festrede und der Jahres bericht des ersten Vorstandes, Herrn Kelinich. Der erstere Sprecher verbreitete sich in längcrm Vortrage über den Zweck des Vereins, die Arbeit zu Ehren zu bringen und die innere und äußere Fortbildung der Arbeiter zu fördern. Hierbei warnte er eindringlich vor der Gefahr sowohl des Ueberschätzens, als des Un terschätzens des eigenen Selbst und vor dem Hoffen auf eine Revolution. Das Recht derselben könne nicht in Zweifel gezogen werden; allein eine Revolution von unten, wenn sic eben berechtigt und genügend vorberei tet sei, mache sich von selbst, lasse sich nicht machen. Der Vorstand des Vereins wollte in jenem Resumö mit dem Geständniß nicht zurückhalten, daß das ver gangene Vereinsjahr infolge von Zwistigkeiten, Unregel mäßigkeiten rc., die zum Austritt einer Anzahl Mit glieder und Entlassung des frühern Vorsitzenden ge führt, erfreuliche Resultate nicht nachzuweisen habe, man jedoch erwarten dürfe, es werden sich die Angelegenheiten des Vereins wieder besser gestalten, dessen Mitgliederzahl sich gegenwärtig auf 2< >3 beläuft. Es wurden von verschiedenen Herren 35 wisscnfchaftiche Vorträge gehalten und Un terricht erthcilt: 75 Stunden im Schreiben, 70 Stunden Rechnen, 65 »stunden Buchführung, 50 Stunden geo metrisches Zeichnen, 70 Stunden Freihandzeichnen, 110 Stunden Französisch, 75 Stunden Lingen, 80 Stunden Turnen, und genossen den Unterricht in den einzelnen Zweigen 10 bis 35 Schüler. Die Vereinsbibliothek hat sich durch ansehnliche Geschenke auf 700 Bücher erhöht, und haben di: Einnahmen die Ausgaben überstiegen. Nach den genannten Vorträgen erfreute der Vereins gesangverein die Anwesenden durch den Gesang an sprechender Lieder. Den „Fcstcommers* eröffnete Herr Kelinich mit einem Hoch auf die Herren, welche den Verein so bereitwillig unterstützt. Herr Adv. Judcich feierte unter Verurtheilung der unitarischen Bestre bungen das große föderative Deutschland mit seinem Kaiser und den bundestreuen Fürsten, während Herr 1)i. Döhn unter besonders großem Beifall „eines der schönsten Theile Deutschlands, unseres Sachsenlandes und seiner Hauptstadt" gedachte. Von den weiteren Toasten heben wir noch jene auf die Frauen und den Frohsinn hervor, welche bei dem an den Commers sich reihenden Ball sich denn auch zur Geltung zu bringen wußten. Zwei während des Festcommerses gesungene Tafellieder fanden allgemeinen Beifall. * Heute früh ist auf dem hiesigen Leipziger Bahn hofe ein Hilfsschaffner dadurch verunglückt, daß er von einem Wagen erfaßt, umgcstoßen und ihm der linke Unterschenkel zerfahren wurde, sodaß sich seine Unter bringung im Krankenhause der Diakonissenanstalt nöthig gemacht hat. ProviuMuachrichten. D Leipzig, 4. October. Vor nunmehr gerade zwei Jahren ward in dem benachbarten freundlichen Goh lis der Grundstein zu der dort zu erbauenden neuen Kirche gelegt und gestern sind die den Bauplatz um hüllenden Planken und Werkbuden rc. entfernt worden, so daß nunmehr die neue Kirche frei dasteht. Das Gotteshaus, in welches vor einigen Monaten die von Große in Dresden gegossenen Glocken gebracht wur den , steht fertig da und bildet rin Bauwerk, das nach seiner Vollendung dem Meister Altendorff in Leipzig alle Ehre macht. Ende dieses Monats wird die feier liche Einweihung stattfinden und werden wir bei dieser Gelegenheit nicht verfehlen, an den desfalljigen Be richt eine kurze Beschreibung der Kirche auzuschließen. Chemnitz, 4. October. (Eh. Tgbl.) Vorgestern Abend ist m Furth der ledige Fabrikarbeiter Sch. in ein ausgemaucites, überdecktes Brunnenloch von über 40 Ellen Tiefe gestürzt. Man hat denselben aus dem fast wasserlccrcn Brunnen alsbald leider leblos her- ausgcschafft. An dem Kopfe waren bedeutende Verletz ungen wahrzunehmcn. Frauenstein, 3. Octobcr. Unsre Kirchengemeinde beging hcnte, am 4. Erinnerungstagc des großen Stadt brandes vom 3. October 1869 das Fest derEinweihung der auf dem alten Grunde und in den alten Umfassun gen wiederhergestellten Stadtkirche und hiermit, da auch die mitabgebrannten Bürgerhäuser, Superinten- dcntur, Diakonat, RathhauS und Schule längst wieder und durchgängig in gefälligerer Gestalt aus ihren Trüm mern sich erhoben haben, zugleich den festlichen Abschluß jenes traurigen Stückes Geschichte unser- alten Berg städtchens. Nachdem das Fest bereits am Vorabend mit allen Glocken eingelauten worden und auch am heutigen frühesten Morgen Böllerschüsse, Reveille und Glocken die Feier deS Tages etngrlettet, bewegte sich Vormittags K9 Uhr von der Freiberger Chaussöe her , der für unsre kleinortigcn Verhältnisse wahrhaft impo- »5sante, aus 25 Abtheilungen bestehende Festzug unter Glockengeläute und Blasen de- ktzsrats: „Erschienen ist der herrliche Tag* um den Markt herum nach dem großen Thurmportal. Im Zuge vertreten waren nächst den ihn eröffnenden und schließenden Schützenablhri- lungen, der Bergknappschaft im Paradeanzuge, Ge werbe Militär-, Gesang- und Jugendvereinen, zahl reichen Festjungfrauen u. s. w. die Kirchenbaume tster Lommatzsch und Herrmann, der frühere Bauleiter und jetzige Stadtbaumeister Börner aus Freiberg, Wege baumeister Kreuzbach au- Borna, die sämmtlichen Bau gewerken, die Gemeindevertreter der eingepfarrten Orte Reichenau, Neubau und Kleinbobritzsch, die Geistlichen des Orte-, sowie zahlreiche geistliche Gäste aus der Ephorie Frauenstein und Freiberg, den EphoruS der letztem, Superintendent Merbach an der Spitze, sämmt- lich die geistlichen Gefäße tragend, die Lehrer u. s. w. Beim Rohland'schen Gasthofe waren, geführt von dem Gerichtsamtmann Lommatzsch und stellvertretenden Bür germeister Grohmann, der Vertreter der kgl. Kreis- direction zu Dresden Reg. Rath Königsheim und der Bczirksamtshauptmann v. Oppen in die Mitte des Zuges eingetreten. Nach feierlicher Schlüsselübergabe und Oeffnung der Kirchenthüre durch Hrn. Ortspfarrer und Superintendent Oie. tk. Hasse und Gruppirung des durch ein Orgelspiel des Organisten Fischer aus Dresden empfangenen Frstzuges in der Kirche erfolg ten im weitern Verlaufe des mehrstündigen Gottes dienstes zunächst durch den ersten Geistlichen die feier liche Einweihung des Altarschmuckes und der vielen, der Kirche von jetzigen und ehemaligen Kirchkindetn ncugeschenlten heiligen Gefäße, hierauf aber nach einer vom Cantor Haupt geleiteten Kirchenmusik die Weihc- festpredigt des Diakonus Krumbholz uns zum Schluß einige geistliche Casualhandlungen. Des Nachmittags vereinte ein Festmahl einen großen Theil der Festge nossen im „Rohland'schen Gasthofe", bei welchem die Reihe der Trinksprüche Hr. Superintendent Haffe mit dem unter Hinweis auf das dereinstige tröst- u. Hilfe- spendende Erscheinen Sr. Majestät des Königs in der noch brennenden Stadt und den wärmsten Wünschen für Höchstdeffen dauernde Genesung ausgebrachten und begeistert ausgenommcnen Hoch auf den geliebten Lan desvater eröffnete. Ein Kttchenconcert und ein Abend gottesdienst in der erleuchteten Stadtkirche beschlossen die für Stadt u. Parochie Frauenstein ewig denkwürdige Feier, um deren Gestaltung zu Dem, was sie trotz der zum Theil ungünstigen Witterung geworden, zu einem erhebenden Fest- und Freudentagc, die geistliche Svitze unsrer Stadt sich ein anerkennenswerthes Verdienst er worben. * Kamenz, 5. October. In Gersdorf hat am 30. September die Einweihung der von der Kirchcn- gemeinde angcschafflen 3 neuenKirchenglockenunter angemessenen Feierlichkeiten und zahlreicher Theilnahme stattgefunden. Nach der „K. Wchsch.* sind die Glocken aus der Glockengießerei des Hrn. Gruhl in Klcinwelka hervorgcgangen. * Burgstadt, 5. October. Wie das „B. W." be richtet, ist dem hiesigen Lehr- und Erziehungsinstitut „Albertinum* vom Reichskanzleramte die Berech tigung zu Entlassungsprüfungen für den einjährig- freiwilligen Militärdienst ertheilt worden. * Lichtenstein, 4. Octvber. Vorgestern Nachmittag besuchte ein 8jähriger Knabe hier eine mit seinen Acl- tern befreundete Fauulie. Derselbe findet auf dem Tische dcr Schlafstube ein Terzcrol und, nicht ahnend, daß dasselbe geladen sei, spielt er damit, zieht den Hahn auf, drückt ab, und der Schuß geht durch die geschlossene Thür in die Wohnstube und verletzt rin 3jähriges Kind dergestalt, daß man, nach dem „L. W.", an dem Auskommen desselben zweifelt, da die Kugel bis jetzt noch nicht aus dem Kopfe, wohin sie gegan gen, hat gezogen werden können. k. Rüsseina. Am 16. Sonntag po-tt IHuitst!» hielt der Herr Pastor v. Löben seine Abschieds!ehe. Zahlreich war die Gemeinde versammelt, um Den, der 40 Jahre lang in ihr gewirkt und überhaupt ziemlich 50 Jahre das Wort des Evangeliums verkündet hatte, noch einmal zu sehen und zu hören. Mit körperlicher und geistiger Frische hatte er bis letzte Weihnachten als em jugendlicher Greis das Wort von der Liebe gepredigt, bis ihn eine plötzliche schwere Krankheit nö- thigte, seinen Hirtenstab einer jüngeren Kraft in die Hände zu legen. Seit dieser Zeit hatte er das Gottes haus nicht wieder betreten und man befürchtete, ihn scheiden zu wissen, ohne seine Abschiedsworte an hei liger Stätte vernehmen zu können. Um so feierlicher war der Augenblick, als die Gemeinde ihren geliebten Seelsorger mit tiefem Weh im Herzen, gebeugt von schwerer Krankheit, unter Gesang des l. Verses des Dresdner Gesangbuches 720: „Noch leb ich, ob ich morgen lebe* rc. betreten sah. Mit den Worten: „Es ist bestimmt in Gottes Rath" rc. leitete er seine Ab schiedsworte ein und sprach davon, daß die Liebe nimmer aufhöre; auch werde er, wenn sein Herz auch längst vermodert, noch bei ihnen sein und unter ihnen leben. Nach dem Gottesdienste wurde ihm in der Pfarr wohnung unter zahlreicher Betheiligung seiner Kirchen- aemeinde von derselben durch Herrn Rittergutsbesitzer Oehmichen-Choren ein prachtvoller kostbarer Pocal mit eingravirter Ansicht des Kirchenortes und der Pfarre, mit einem prächtig verzierten Gcdenkbuche, in welchem die zahlreichen Verehrer des Scheidenden verzeichnet waren, übergeben. Vom schmerzlichen Gefühle des Scheiden- überwältigt, sprach derselbe in ergreifender Rede als echter und bewährter Freund zu seinem schei denden Seelsorger, und betonte namentlich: „Lauter und rein hast Du uns das Evangelium verkündet und wenn Du ferner auch nicht mehr unter uns weilst, so kann rin solch gestreuter Same nur gute Früchte bringen." Ueberaus gerührt, aber auch von der Freude über solche Liebe sichtlich gehoben, nahm er, der manche Anfechtung erduldet, aber fest und unerschütterlich für die Wahrheit des Evangeliums gekämpft hatte, das Zeichen der Anerkennung seiner lieben Gemeinde ent gegen, wohl wissend, daß solche Anerkennungen die schönsten und sichersten sind. Eine wohlgelungene Photographie seiner Parochiallehrer war ihm einige Tage vorher von denselben als Anerkennung und Dank überreicht worden. vermischtes. * Am 3. d. (Freitag) Abends ereignete sich im Wiener Westbahnhofe bei Einfahrt des Schnellzuges der Unfall, daß derselbe mit einer Reservrmaschinr in der Nähe der Penzinger Brücke zusammcnstieß. ES wurden hierbei einige Paffagiere verletzt, und zwar erlitt ein russischer Staatsrath einen rechtsseitigen Unterschenkelbruch, die Gräfin Forgach eine Verletzung auf der Stirne und ein unbekannter Herr eine Ver-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder