Die alte 5t. Peterskirche. 17 entgegengesetzte äußerste Grenzlinie der Kultur nach Görlitz der denkbar- weiteste. Schon aus diesen beiden allgemeinen Gründen wird sich in Görlitz ein Bau, der die Werkmale des Aebergangsstiles trägt, nicht unter seine frühesten Werke einreihen lassen. Das Gesamtgepräge der erhaltenen Teile steht sodann unter dem Zeichen des Spitzbogens und zwar bereits an der Außenseite des Gebäudes. Nur der innerste ^uaderbogen des Portals hält noch an der Rundung des rein romanischen Stiles fest. Nun aber hielt der Spitzbogen seinen Tinzug in den romanischen Stil nur langsam über das Innere, die Gewölbe') und die schifftrennenden Arkaden, hinweg nach außen ch und teilte sich hier zuerst in friedlichem und regellosem Nebeneinander mit dem Rundbogen in den Besitz. Tin Gebäude aber, in welchem sich der Spitzbogen bereits wie hier so ziemlich der Alleinherrschaft bemächtigt hat, weist unzweifelhaft auf eine vor- geschrittnere Zeit hin. Nach dem allgemeinen Tharakter des Gebäudes wird daher nur das s3. Jahrhundert und nicht einmal mehr dessen erste Jahre in Frage kommen. Ts ist nun zu prüfen, ob nicht die einzelnen Teile für die Zeitbestimmung einen näheren den Spielraum enger be grenzenden Anhalt gewähren. 1. Das Innere. Zunächst das System des Innern. Das ungebundene System mit der gleichen Anzahl von Jochen in den tzfaupt- wie Seitenschiffen verändert gegenüber dem gebundenen völlig den Tharakter der Gebäude. Bei dem letzteren bilden die drei Schiffe durch die schmalen den ungehinderten Durchblick verwehrenden Arkaden mehr oder weniger drei gesonderte, nicht leicht auf einmal zu übersehende Räumlichkeiten. Durch die Verminderung der Stützen und die breiteren Zwischenräume aber gestalten sie sich beim ungebundenen System immermehr zu einem einzigen, einheitlich zu er fassenden und darum weiträumiger und großartiger wirkenden Raume. Den Abschluß und die vollendetste Großräumigkeit fand dieses System schließlich durch die Rückkehr des Wittelschiffsgewölbes aus dem quer liegenden Rechteck zu dem Quadrat oder darüber hinaus zum axialen Rechteck. Nur löste sich dabei das Gewölbe der Seitenschiffe nicht wiederum in zwei kleinere Gewölbe auf, sondern blieb ein einziges langgestrecktes Rechteck. Diesen ästhetischen Vorteilen stand die größere technische Schwierigkeit der Verfertigung weitgespannter rechteckiger statt quadratischer Gewölbe über das Wittelschiff gegenüber. Indes trotz frühzeitiger Aeberwindung noch zur Zeit des Rundbogens ^) blieb in Deutschland bis zur Sterbestunde H Hier zuerst Dehio und v. Bezold Bd. t 5- ^82. 2) Gtte, Romanische Baukunst 8 öS 5. soy. S) Bei rundbogigen Schild- und Vuergurten mußten bei gleicher Höhe ihres Scheitelpunktes die ersten überhöht, die letzten aus keinem vollen Halbkreise gebildet werden. Nut Einführung des Spitzbogens fiel dieser gleichzeitig auch unschöne Uebel stand fort, Dehio und v. Bezold Bd. t S. -ZS7. 2