Dresdner Journal : 06.12.1873
- Erscheinungsdatum
- 1873-12-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187312068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18731206
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18731206
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1873
- Monat1873-12
- Tag1873-12-06
- Monat1873-12
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- Dresdner Journal : 06.12.1873
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»,roo. »s.soo. k»,«b0. »s,47«. »4.46S L1.S0V. 41.S4Z. 8«,40». SS.ü«« 28.875. 52,81». 58,40». SN. den in a »der ge- »er» Erstat- >affe, »u lhl aller h. Hoch» ialtenen Daner- cheinbar ftaurirt. l, ische uad üreda« Köuigl. elfte ecu- id reinen Sdrücklich diese ier»- d nur hland jbarg n Ziener kaufS- Lhlr. kalien- i jetzt 1 ete. ieele. »i«. 8tr. 22 !0K ek »Arne«. 284 1873 Somakend den 6. December Dres-nerIomMl SüKrlied z-^ütutivd: t I^Ur lL K«r. ldwolc«« uvä Verantwortlicher Nedaeteur: I. G. Hartmann. —— 't>«li«d, mit Xannndw« ä«r 800» - v»«t tvr äeo solKvoU«» 1^. KK»»»li»« Kcuoio«il: l Kx«. 8t*rnp«l»a»«dl»8 bi»»n. » Inner» nprelner ktzr <t«n klniun «l»«r »pellt«»«, 2«l»! 11t Kssr. Ontnr „Lin^nnnn^t" «lin 2nil«! > K-r - d»n»«»e»t»Prnt»« r » Inlotz. lv»r—»-tritt ikdrlwü , . 8 "rdlr 8t»ncp«l^«datcr, . . n t nrr. ^Ei»»Id äe»ä«ut»ed«n knnerntennnnnd»« »«»nLrtit H-u»c/«k<tter, Oomwi^ionLr ä«n * Orvillavr .louronl»; ndev仫 : Ln-en T'vrt u. Ik. N»«dilrg-p»rU»- Vl»»-l.»lp»1^-L»»«I-Lr»»I»ii ^nt-Irtii'-r » ».: i'üAler, L.rli» -Vt«» H»md»r^ - ?r»x - I-eiprlK - kr»ole- kart ».«-«üi>L5»a: Z«rUv: ^4 ^ktence^er, /»evatclle-clland, // ^4kbr«c/-t, >r»m«a: L. LcAtotte, Nr«»- l»o I/.ÄanAen'iöüre»u; vkiauut,: kr»»k- kart».» : L ^ar-rrevkv u V. //«rmnnn'iek« liuckd., /)an-e ct 6a.; SörU«,: 6 ^sÄker, L»»r>ov«r: 6.8c/nEZer,- k»rt, //spar, ^a/ktte, La7t»>r^6o.; St»ttx»rr: I-ai«t>e et 6a, ^nnt-ncen-Lürean, Viso- ^ti. Oppekit. » II«r»a»x<>der: » tlövigl. Nrpoüitioa äex Orssckosr Journal», vrs»«1«!a, Ko. l. Amtlicher Theil. Dresden, 5. December. S«. Königliche Hoheit der Prinz Georg ist heute Nicht AI Uhr von Berlin wieder hier eingetroffen. Sr. Durchlaucht der reg. Fürst z^. Waldeck und Pyrmont ist am 2. d. M. Abend- 10 Uhr 35 Min. von Arolsen hier eingetroffen, im »Hotel Bellevue* abgetreten und heute stütz 5 Uhr 45 Min. dorthin zurückgereist. Dresden, 4. December. Seine Majestät der König haben den Königlich Belgischen außerordentlichen Ab gesandten, Senator Marquis de RodeS, den Groß- herzoglich Mecklenburgischen Oberhofmeister, Genrral- lieutrnant von Sell, den Herzoglich Sachsen-Alten- burg'schen Oberhofmeister von Minckwitz, sowie den Fürstl ch Lippe'schen Eadinetsminister von Flottwell am heutigen Tage in Particular-Audienzen zu em pfangen und die von denselben aus Anlaß des statt gehabten Thronwechsels überbrachten Kondolenz- und BeglückwünschungSschreiben ihrer Souveratne entgegen zunehmen geruht. Richtnmttichtr TtM. Urb ersieht, rcttgraphischt Nachrichten. Eaaes-rschichte. (Dresden. Berlin. Königsberg. Kassel. Karlsruhe. Dessau. Wien. Paris. Madrid. Dublin. St. Petersburg. Konstantinopel. New Aork.) vretdner Nachrichten. Vrovinzialaachrichteu. (Chemnitz. Löbau. Zittau. Kamenz. Penig.) Vermischtet. Telegraphische Nachrichten. Greifswald«, Donnerstag, 4. December, Abends. (W. T. B.) Lor der Deputation des hie« figen Kreitgerichtt hat Henle unter gro-rm An drang« des Publikums die Erimiualprocedur gegen den 17 jährigen Hofgänger Fritz Schütt wegen Ermordung der Anna Böckler begouueu. Der Angeklagte läugnrt. München, Donnerstag, 4. December, Nach mittags. (W. T. B.) Ja der Kammer der Reichs- räthe stand Henle der Herz-Lölsssch« Antrag, be- treffrud die Erweiterung der Rrtchscomprtrnz, zur Berathung. Der Referent Dr. v. Neumayr führte aus, daß es sich zunächst um die Frage hanvle, ob der Antrag als Initiativantrag zu betrachten sei. Die Rrichsräthe vr. v. Harleß, v. Bomhard, v. Niethammer und Prinz Ludwig sprechen sich hierfür aus, während v. Hauben- schmidt und Fürst Hohenlohe sich dagegen erklären. Letzterer führt aus, daß der Herz-Völk'sche Antrag keine Aenderung der bayrischen Verfassung bezwecke und daher nicht den Charakter eines Jnitiativantrages an sich trage, weshalb die einfache Stimmenmehrheit zur Beschlußfassung über denselben genüge. Ter An trag bedeute nur eine moralische Unterstützung, rin Vertrauensvotum für die Regierung. Ler Minister des Aeußern v. Pfretzschner erklärt, daß die Staatsregirrung immerhin in wichtigen Fragen, welche bei dem Bundcsrathe zur Berathung kommen sollen, die moralische Verpflichtung fühle, die Meinung des Landtages zu vernehmen. Der Antrag des Ausschusses, nach welchem der Herz Völk'sche Antrag als Initiativantrag zu behan deln und wonach für denselben also eine Zweidrittel majorität erforderlich ist, wird hierauf mit 27 gegen 15 Stimmen angenommen. W folgt sodann die Debatte über die Materie des von oem Ausschüsse modificirten Völk'schen Antrages. Der Justizminister vr. v. FLustle erklärte sich mit dem Antrag des Ausschusses ourchaus einverstanden und gab zugleich die Versicherung, daß er bet dem Bundesrathe die Erhaltung der höchsten Gerichtsinftanz in Bayern dringend anstreben werde. Feuilleton. (Redigirt von Otto tvanck.) K. Hoftheater — Neustadt — den 4. December: »Der Marquis von Villemer*. Schauspiel in 4 Acten, von George Saud, für die deutsche Bühne bearbeitet von Adolph Sonnenthal. (Zum ersten Male.) Bei dem Weltruf der so glänzend begabten Frau Dudevant, die in allen Winkeln der europäischen und amerikanischen Cultur von den Freunden der Roman dichtung gelesen ist, muß dem Publicum auch dir Vor führung eine- ihrer Stücke sehr interessant sein. Ein reich besuchtes HauS brwie- diese dankbare Theilnahme an der Wahl der Novität und ihrer so wohl gelungenen Darstellung und Jnscrnirung; dazu kommt, daß den Künstlern das Spiel anarnrhm und leicht wird, da sie hier flexible Schablonenfiguren zu beleben haben und sich mit der Ausübung ihrer technischen Forcen beschäf tigen, meistens eine so bequeme Hantirung, al- ob rin Bildhauer bri brr Arbeit zugleich spazirren grhrn könnte. Zur Sacht. Rufen wir un- den Verlauf de-Dra ma-, diese wunderliche Mischung von gut angelegter Zeichnung und Verzerrung, von ESprit und BSttse flüchtig in- Gedächtniß zurück. - Die würdige, liebtn-wrrthe alte Marquise von Btllemer ist mit einem Sohne, Urbain, beglückt, mit einem zweiten, Gadtan, behaftet. Ihr erster Gemahl hinterließ ihr den Letzter» und für den Sohn den Hrrzog- titel dazu; dem zweiten Gatten, drm Marqut- von Villemer, entstammt Urbain, zwar ein ernsthafter, in . sich versunkener, wenig anmuthiger Träumer, aber ein wahrhaft rhrrnwerther Sprosse, der fortwährend seine sämmtl chen Werke schreibt und für sich allein einen Der Antrag des Ausschusses wird schlie-lich mit 27 gegen 15 Stimmen angeuommeu, ist dem- nach als formell abgelehnt zu betrachte«, da der- selbe die uvthwrud^e Zweidrittelmajorität uicht erhalten hat. Stuttgart, Donnerstag, 4.vece»b«r, Nach- mittags. (W. T. B.) Ju der hrutiar« Sttzuu, der Zweiten Kammer «achte der Minister p Mittuacht die Mittheilung, da- das Ministerium beabsichtige, demnächst bei de« Könige die Zustimmung Würt- tembrrgs im Buudesrathe zu de« Laskrr'scheu An träge wegen Erweiterung der Reichseowpeteuz zu beantragen. Er (der Minister) »erde sich bestrebe«, der auf gewissen Gebieten wünschenswertdeu Frei heit der eigenartigen Nechtsbtldung Lrachtung zu verschaffen. Wien, Donnerstag, 4. December, Nachmittags. (W. T B.) Ja der heutigen Sitzung des Herrru- dause« wurde zunächst der Gesetzeutwurf über Aortrrhrdung der seitherigeu Steuern dis Ende März 1874 ohne Debatte in dritter Lesung ge- uehmigt. Darauf begann die Berathung der Gesetzvor- läge über das Hilfsanlehen von 8tz Millionen Kl., welche in der Kaffuvg der Eommisfion (vgl. unter .TageSgeschtchte") in zweiter und dritter Lesung ge- uehmigt wurde. Für den Commisstonsentwurf traten in der Gene raldebatte v. Schmerling und v. Plener ein. Ritter v. Schmerling betonte, daß die Börse eine Noth wendigkeit und daß eine gedeihliche Wirksamkeit der selben im Interesse des StaatscreditS anzustreben sei, weshalb er auch die Belehnung solider Werthpaptrre befürworten müsse. — Auch v. Plener wies aiff den Einfluß der Börse auf Industrie und Handel hi». Bei der alsbald begonnenen Specialdebattr wurde« sämmtliche Paragraphen des Gesetzentwurfs in der vo« der Commission vorgeschlagenen Fassung unverändert angenommen und sodann da- ganze Gesetz in dritter Lesung genehmigt. Hcrvorzuheben ist au- der Special- debatte über den Artikel 4, daß der Finanzminister Frhr. de Prrtis für die Belehnung von Effecten ein trat, reelle Börsenverhältnissr für die nothwendige Grundlage deS StaatscreditS erklärte und bezüglich der der Regierung anempfohlenen Unterstützung von Fusionen hinzusügte, daß jedes Projekt, welches, ernst gemeint, von ernsten capitalskräftigen Kaufleuten au-, gehe und nach dem Urtheile Sachverständiger sichere Chancen habe, feiten der Regierung auf die kräftigste Unterstützung rechnen dürfe. Pesth, Donnerstag, 4. December, Mittags. (W. T. B.) Ministerpräsident Szlavy, hat in dem gestrigen Mivisterrathe Vie Erklärung abgegeben, da- er, nachdem Szrll die Uebernahme des Aiuanz- portefeuilles abgelehnt, auf seinem Demtsfions- gesuche beharren müsse. Versailles, Donnerstag, 4. December, Abends. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der National versammlung erfolgte zunächst die Wahl der beiden noch übrigen Mitglieder der Drei-igercommisfion mittelst namentlicher Abstimmung, und wurden als solche Cezanne vom linken C entrom und Bacherot von der Linken, deren Caudidatur von der Rechten acceptirt worden wckr, gewählt. Nachdem der Liceprafident des Ministrrrathes, Herzog v. Broglie, sodann einen Gesetzentwurf betreffs Unterstützung derjenigen Elsa- Lothringer, die für Frankreich optirt haben, ringrbracht hatte, begründete der Deputirte Lamy seine Interpellation über den Belagerungszustand. Der Herzog v. Broglie erwiderte, die Maßregelung der Zeitungen sei nicht etwa geschehen, um das Cabinet zu stutzen, sondern lediglich um die socialen Principien zu verlheidigen. Er wolle nicht in Abrede stellen, daß die Thatsache, daß ein Theil Frankreichs sich im Be lagerungszustände befinde, eine Art von anomalem Zustande sei; die Regierung werde denselben aufhebrn. sobald sie die zum Kampfe gegen dir Presse und gegen die Verderber der Gesellschaft erforderlichen Mittel be- sitze. Man müsse der Regierung Respect verschaffen, und die Nationalversammlung selbst habe ja die Ver pflichtung übernommen, dem Lande Sicherheit und Stabilität zu verschaffen. Heute sei der Belagerungs zustand noch nothwendig; derselbe werde es morgen nicht mehr sein, sobald man morgen eine regelmäßige gesetzgebende Gewalt besitze. Der Deputirte Ferry unterzog die Gesetzlichkeit de- Belagerungszustandes'einer eingehenderen Wür digung Bei der hierauf erfolgten Abstimmung wurde die Lamy'sche Interpellation durch Annahme der einfachen, mit 407 gegen 273 Stimmen beschlossenen Laaesordaung erledigt. In der vudgetcommisfion beharrte der Finanz- Minister Magne ans seiner Forderung von 14V Millionen FrcS. an neuen Steuern und auf der von ihm verlangten Tteurrerhöhung. Die Budget- commisfion beschloß, die Lerwilligung von 8 Mil lionen für den Krieg-Minister zu beantragen, nm die Einberufung der zweiten Adtheilung de- Con- ttugents möglich zu machen. Haag, Donnerstag, 4. December, Nachmittags. (W. T. B.) Nach einer au- Penang eivgetroffenen officiellev Depesche ist dir holländische Expedition am 28. November auf der Rhede von Atchiu au- gekommen. Auf mehreru Schiffen hatte fich die Eholrra gezeigt und war deshalb Porlouasfi (in der Bai von Atchin) brsrtzt und zur Unterbringung von Cholerakrankeu hergerichtet worden. Dir Operation«« hatten noch nicht begonnen; es herrsch- tr» heftige Regengüsse. Rach aus Sumatra in Penang eingelaugten Nachrichten haben fich gegen 70,000 Atchinesen stark im Kraton verschanzt. Lie holländischen Lr«pprn haben ihre Offrnfivbeweguug noch nicht begonnen. Bern, Donuerstag, 4. December, Nachmittag-. (W. T. B.) Der Rationalrath bat in seiner heuti gen Sitzung die Artikel 103 bi- 118 der Bundrs- verfaffung nach den von der Commisfion gestellten Anträgen erledigt. Somit ist die Berathung über die Revision der Buvdr-verfaffuug beendigt mit Ausnahme derjruigru über die Artikel, welche die Recht-einheit, das Referendum, da-Initiativrecht, die Cowpetenzen des BuudeSgrrichtS und dieUeber- gavgsbrsti»«»uvgtn betreffen. London, Freitag, 5. December. (W. T. B.) R«vter's Burean meldet au- Havaua, General- capitaia Jovellrr habe nach Madrid telegraphier, daß er die Auslieferung des „Virginias" wegen daraus entstehender Aufregung nicht ausfübren könne. Gleichzeitig habe Jovellrr seine Entlassung angrboten. Lttgessitschlchte. Dresden, 5. December. Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer stand der vom Abg. Gebert verfaßte Bericht über den An trag des Abg. Ludwig, nach welchem die Regierung ersucht werden soll, das apostolische Vicarial wegen seines eigenmächtigen und gesetzwidrigen Verfabrens bei Verlesung des Fuldaer Hirtenbriefes von den Kan zeln, durch welche angeblich die hirtenamtlrche Verkün digung des Unfehlbarkeitsdogmas in Sachsen erfolgt sein soll, zur Rechenschaft zu ziehen und ihm aufzu- geben, durch Anschlag in allen katholischen Kirchen zur Kenntniß der Katholiken des Landes zu bringen, daß jene Verkündigung des Dogmas den Landeegesetzcn zuwider geschehen und deshalb ohne jede rechtliche Folge sei. Die Debatte eröffnete Vicepräsident Streik mit einer Erörterung der Staatsgefährlichkeit des Unfehl- barkeitsdogmas und der Begründung eines auf gesetz liche Regelung der Ausübung des staatlichen HoheitS- ganzen Tugendbund repräsrntirt. Er ist «in treuer Sohn und für seine Familie aufopfernd bis zum Exceß, eine Bezeichnung, die man später richtig finden wird. Seine einzige Krankheit ist die bekannte Bühnenabnei- gung hoffnungsvoller Muttersöhne gegen die Ehe. Der zweite Sohn, der Herzog v. Aleria, ist ein Bonvivant in des Wortes verwegenster Bedeutung, aber er hat das gute Herz, welche- Grtsetten und Bonvivants und noch manche andere Leute, dir nichts haben und nichts wirken, auf eine verhängnißvolle Art zu zieren pflegt. Er ist wie sein Herzog-mantel, der sich besser als sein Vermögen gehalten hat, schirr vier zig Jahre al», und bei diesem Alter fängt bekanntlich für dir modernen Bühnendichter der Greis an, da sie nicht den Muth haben, wie der Graf v. Zinzrndorf zu behaupten, daß der Mensch bet seiner Geburt zu strr- den beginne. Der Herzog, brr auf dem Landsitz bei seiner Mutter zum Besuche erscheint, wurde sich dr- JammerthalS dieser Erde bewußt, und beschließt, sich zu bessern. Zugleich hat er sich in dirsrm Jammrr- t! al erkältet oder fürchtet sich zu erkältrn, denn sriue Verschwendung hat ihm rin große- lebrn-grfährlich«- Grfolge von wüthenden Shylcck'S erweckt, die zwar krin Mrfsrr, aber rinrn Schrin in der Tasche habrn. Ihnen zu entfliehen wohnt und schläft rr im Boi--de-vou- logne unter schattigen Bäumen, die rr finnrrtch wrch- srlt, nachdem ihn am Morgrn sein Kammerdiener mit dem Rasstrmesser, der Kaffeemaschine und einer Ham melrippe bedient hat. Die- ist trotz aller heitern Laune und unwiderstehlichen persönlichen Liebenswür digkeit rin« unhaltbare Existenz. Der brave Bruder Urbain bezahlt die Schuldenlast und bringt dadurch sich selbst und, wa- schlimmer, die Mutter, dir keine Ahnung von der ganzen Gröhe der Noth bat, in die bedenklichste Lage. Der Herzog ist srlt- und srin vrs- serungSvorsatz wird dadurch so blühend, daß man Früchte hoffen dürfte, wenn der Gute irgend Etwas und be sonders das Arbeiten gelernt hätte. Vorläufig läßt er sich die Früchte Anderer schmecken und kleidet sich neu. Wie man sieht, kann dem vereinigten Hause Vil- lemer und Aleria nur noch durch reiche Heirath gehol fen werden. Die Marquise und ihr Freund Graf Duniäres, haben bereit- an diese- Radikalmittel gedacht. Der Graf hat gerade eine reiche Mündel, Diana v. Sain- trailleS zur Hand und da er kein scrupulöser Vormund ist, so hält er es für paffend, mit dem Gelbe des ihm anvertrauten Mädchens unbemittelten Leuten von Stande rntgegenzukommen, wobei man gewissenhaft ge nug ist, nur für den soliden Urbain zu planen. Durch diese Aussicht fühlt sich auch die Marquise animtrt, dir sonst bet gesellschaftlichen Unterhaltungen von Zeit zu Zeit einzuschlafen pflegt, um nach dem Erwachen desto frischer sich zu neuer Conversation und einem neuen Schlummer aufgelegt zu fühlen, eine leider zu spät erfundene, aber gewiß sehr praktische Gewohn heit, die in manchem Salon zur Erleichterung dr- L«ben- «ingeführt werden sollte, — bis jetzt ist sie blo 1 üblich, wenn gebildete Dilettanten sich hinter einem Glas Wasser zwischen zwei Leuchter setzen und ihren Gästen eine wacker gearbeitete Dichtung vorlesen. Jene- schöne HrirathSproject wird aber in seiner Richtung verändrri. Eine gewisse Baronin d'Argladc trägt Schuld daran. Sie ist HauSftrundin und rin Original, doch nicht nach Art d«r Marquise, denn da sie Namen, Zahlen und Personen untereinander wirft und sich immer nicht de- sinnen kann, wovon sie sprach und war sie eigentlich sagen wollte, so ist sie viel zu zerstreut dazu, um sich etwa beim Plaudern zu einem erquickenden Schläfchen zu sammeln. Sie klatscht gern und stiftet ab und zu recht- über die katholische Kirche gerichteten Antrags. Zur Rechtfertigung der Einbringung seines Antrags richtete der Abg. Ludwig unter der Zustimmung der Linken heftige Angriffe gegen die Regierung und den ehemaligen Kultusminister v. Falkenstein, welchen er des Verheimlichens der dem Lande geschuldeten Wahr heit und der m»!u Lä«» bei Einholung der landes herrlichen Genehmigung zur Verlesung deS Fuldaer Hirtenbriefe- zieh. Da auch auf einer Tribüne Bei- fallsäuß«rungen laut wurden, drohte der Präsident, im Wiederholungsfälle die Tribünen sofort räumen zu lassen. Die Angriffe Ludwig's wurden vom CultuSminister vr. v. Gerber umer dem Beifall der Rechten mit Nachdruck zurückgewcesen. Bei der Beantwortung der ersten Interpellation des Abg. Ludwig im Februar d. I. habe er von dem Fuldaer Hirtenbriefe noch gar keine Kennt- niß gehabt; bei Beantwortung der jüngsten Anfrage habe er sich auf diese beschränkt; einen Mairn, der sich hier nicht verlheidigen könne, nicht zu nennen, so lange eS nicht unbedingt nöthig, habe er für eine einfache Pflicht des natürliche» Anstandes gehalten. Die Re gierung begegne sich mit der Kammer in dem Bedürf- niß, volle Klarheit in das Verhältniß zwischen Staat und katholischer Kirche zu bringen, und dem Wunsche, eine sichere Basis für ihre Action zu gewinnen, die es ermögliche, du Interessen des Staates auf der Grund lage eines Gesetzes zu wahren; der Streit'sche Antrag dürfe daher auf das Entgegenkommen der Regierung rechnen. Dagegen erklärte sich der Minister gegen den ersten Antrag der Deputation, weil die Re gierung amtlicher und wirkiamer ihre Auffassung nicht aussprechen könne, als sie cs nun bereits zum dritten Male in der Kammer thue. Die Erklärung der Regierung, daß das Unfehlbarkeitsdogma rechts- giltig in Sachsen nicht publicirt sei, wurde hierauf von dem Minister nochmals entschieden wiederholt und ausführlich begründet. Die Abgg. Sachße (welcher das Cultu-ministerium von 1873 aufforderte, sich entschie den von der Erbschaft des Kultusministeriums von 1871 loszusagen), Richter (Tharand), Günther und Re ferent von der Rechten, Or. Biedermann und Schreck von der Linken vertheidigten den ersten Deputations antrag (siehe unten), gegen den sich die Abgg. v. Eh» renftein und v. Einsiedel erklärten. Abg. v. Hausen verzichtete darauf, den abweichenden Standpunkt, de» er als einziger Katholik in der Kammer einnehmc, aus führlich zu begründen, im Interesse seiner katholischen Glaubensgenossen und um nicht dazu beizutragen, den Schein hervorzubringcn, al- sei irgendwo im Lande und gar an so hervorragender Stelle wirklich eine Trübung deS conftffionkllen Friedens eingetretm.^Dtr Referent verwahrte die Deputationsmajorität dagegen, daß in ihrem ersten Anträge ein Mißtrauensvotum ge gen den derzeitigen Vorstand des Cultusminister iums liegen solle. Schließlich wurde letzterer Antrag mrt einem Amen dement des Abg. Or. Gensel mit allen gegen 3 Stimmen (v. Ehrcnstein, v. Einsiedel, v. Hausen), der Streit'lche An trag einstimmig, der zweite Deputationsantrag mit einem Amendement Ur. Gensel's gleichfalls angenommen. Die hiernach von der Kammer gefaßten Beschlüsse lauten: 1». (Erster Depalanoosavtraa): an die Regierung daS Er suchen zu richten, in geechoeter Weile, insbesondere durch eioe Vekaontivachung im kaidoliichen Kircheobtatte zunächst für Sachsin alsbald öffentlich zu benikunseo: dag eine Verkündigung deS UnfehlbarkeitSdogmaS durch die Verlesung des HiltenbliefeS von den Kanzeln nicht statt- geiunden habe und nicht bade ftattfiuden können; 1K. (St eü'lcher Antrag): die Regierung aber auch ieruer zu ersuchen, daß dieselbe den durch Decret vom 4. Oktober »8t5 dem damaligen Land tag« vor^eltgleu, damals jedoch unerledigt gebliebenen Ent wurf eines Regulativs wegeu Ausübung des kiichllweu Ho Heilsrechts über die katholische Kirche im Küuigreiche Sachten unter Belücksichtigung der seitdem eiugeircleuev Aenderung einschlagender Verhättviffe schleunigst einer Revision und E ganzuog, beneheullich Umarbeitung nute werfe und den neues Entwurf als Gesetzentwurf spätestens dem oächstru Landtage vorlege. ll. (Zwruer Deputatiorsavtrag): Den Antrag des Abg. Ludwig, soweit ec sich nicht hierdurch erledigt, auf fich beruhen zu taffen - eine Heirath, ist aber dabei edel und wohlthätig und von solcher Gutmüthigkeit, daß sie sich vom Herzog so impertinent, tactlos und grob behandeln läßt, wie es einer Frau nie erlaubt ist. Diese Baronin hat der Marquise eine Gesellschaftsdame zugeführt, Karoline v. St. Genaix, ein hochsinniges, schönes, feingebildetes junges Mädchen, das zum Besten der hilflosen Kinder ihrer Schwester m Dienst tritt. In diese interessante Erscheinung verliebt sich so fort Marquis Urbain, und der Herzog macht ihr den Hof. Diese Situation existirt schon im zweiten Act. Es ist leicht zu übersehen, Urbain würde die Karoline hei- rathen, wenn Eins von ihnen Geld besäße. Dies auf eine wunderbare und doch in seiner Annehmbarkeit un begreifliche Weise zu beschaffen, werden die andern drei Acte verwanst. Denn nur um Geld kann eS sich han deln; die Familie Villemer hat zwar stet- in der lin ken Hand ihren a ten Stammbaum, aber in der rechten wird sie bald den Bettelstab tragen, den sie von jenem abgeschnitten. Ihre Pferde hat sie bereit- verkauft, jetzt verkauft sie auch ihre Bücher, und dieser antiqua rische Weg gewährt jedenfalls nur eine kurze Hilfe. Was kann bei solcher Sachlage einer Heirath mit einem Fräulein grgenüberstehen, das noch außerdem von Adel ist! z Die Verfasserin hat die Eifersucht alS Retardations- mittel benutzt. Urbain verschmähte es, den Bruder von seiner Liebe zu unterrichten; im Gegentheil glaubt er, daß Karoline und die zur ernsten Neigung geläu terte Librrtlnage des Herzogs im EioverstLndniß sind. Nach einer aufregenden Scene mit Letzterem stürzt Urbain ohnmächtig nieder und wird heimlich von Ka roline, die ihn findet, und dem Herzog gepflegt. Ich bekenne «ich zu der Herzen-rauhett, daß ich im Lede» und mehr noch bei dramatischen Bühnenhelden -ege«
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